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Die Schlacht von Minatogawa

Go-Daigo erklärte Ashikaga Takauji zum Rebellen und entsandte die Armee des Nitta Yoshisada gegen ihn. Es gelang Nitta, Ashikaga zunächst bei Mikawa und anschließend bei Suruga zu schlagen, so daß der selbsternannte Shôgun sich ins Hakone-Gebirge zurückzog. Doch das Kriegsglück wendete sich schon bald. Nahe dem Berg Fuji bereitete er den kaiserlichen Truppen eine blutige Niederlage, deren Anführer niemand anders als Kusunoki Masashige gewesen war, sein alter Widersacher. Dieser Sieg bahnte Ashikaga den Weg nach Kyôto. Er nahm die Kaiserstadt am 25. Februar 1336 ein. Go-Daigo ergriff die Flucht und fand Unterschlupf in einem Kloster am Berg Hiei. Aber eine endgültige Entscheidung stand noch aus. Yuki Munehiro, Nawa Nagatoshi, Nitta Yoshisada, Kusunoki Masashige und Kitabatake Akiie marschierten mit einer großen Armee gegen Ashikaga, so daß dieser sich gezwungen sah, nach Kyûshû zu fliehen. Doch es gelang ihm, die mächtigen Klane des Südens, die Shimazu, die Shôni und die Ôtomo auf seine Seite zu ziehen und mit ihrer Unterstützung wieder nach Norden zu marschieren. Der in der Gegend von Hakata ansässige kaisertreue Klan der Kikuchi versuchte, den Marsch zu verhindern, wurde aber in einer Schlacht in der Bucht von Tadara besiegt.


Kaiser Go-Daigo und sein General Kusunoki Masashige. Holzschnitt von Kobayashi Kiyochika.

Am 14. April stach Ashikaga Takauji, mächtiger als je zuvor, mit seinen Truppen in See. Die Nachricht davon löste in Kyôto, wo Go-Daigo inzwischen wieder residierte, große Unruhe aus. Die Lage hatte sich inzwischen so entwickelt, daß der Kaiser erneut auf kaum jemanden mehr sicher zählen konnte, als auf den treuen und unbeugsamen Kusunoki Masashige. Doch letzterer gab sich keinen Illusionen hin. Aus dem Süden kamen immer beunruhigendere Neuigkeiten über das Nahen eines gewaltigen Flottenbündnisses. Eine Flotte stand unter dem Kommando von Ashikaga Takauji, eine weitere wurde durch seinen Bruder Tadayoshi angeführt und eine dritte durch Shôni Yorihisa. Dem Bündnis schloß sich unterwegs noch der Flottenverband der Hosokawa, der von der Insel Shikoku kam, an. Anfang Juli warfen die Schiffe von Ashikaga Takauji Anker im Hafen von Akashi, während die seines Bruders bei Ichi-no-Tani vor Anker gingen, worin man ein gutes Omen sah.49

Kusunoki war sich im Klaren darüber, daß er, selbst, wenn er seine Kräfte mit denen von Nitta Yoshisada, des anderen kaisertreuen Anführers, vereinte, in einer regulären Schlacht gegen solch eine Übermacht keine Chancen hätte. Er schlug daher Go-Daigo vor, sich erneut auf den Berg Hiei zurückzuziehen, während er selbst die feindlichen Truppen in einem Guerillakrieg, geführt durch seine darin erfahrenen Samurai und Gruppen von Kriegermönchen, zermürben würde. Und wenn der Gegner auf diese Weise dezimiert worden sei, würden die Truppen Nittas ihnen in den Rücken fallen. Go-Daigos strategisches Gespür war allerdings nicht besser entwickelt als sein Gespür für Politik, das so kläglich versagt hatte, als es darum ging, jene zu belohnen, die ihm die Rückkehr aus dem Exil ermöglicht hatten. Er gab Befehl, die Truppen Ashikagas bei Hyôgo50 frontal anzugreifen, was ein vollkommen unsinniges Unterfangen war. Kusunoki Masashige, der den Gegner besser kannte als jeder andere, wußte, daß dies seine letzte Schlacht sein würde. Aber seine Treue kannte keine Grenzen. Er beugte sich dem kaiserlichen Befehl, ohne darüber zu diskutieren und bereitete sich auf die Begegnung mit dem Feinde vor.

Dabei befolgte er auf musterhafte Weise den Ehrenkodex der Samurai. Zunächst verfaßte er sein Abschiedsgedicht51. Daraufhin ließ er seinen Erstgeborenen, den 10jährigen Masatsura, zu sich kommen und erklärte ihm, warum er in eine Schlacht ziehen würde, die er unausweichlich verlieren mußte. Das Taiheiki überliefert seine letzten Anweisungen mit den folgenden Worten: »Drei Tage nach der Geburt ihres Jungen stößt es die Löwin von einem Felsen in die Tiefe. Wenn das Löwenjunge stark genug ist, wird es auf sich selbst gestellt überleben. Du bist jetzt mehr als zehn Jahre alt. Erinnere dich an meine Worte und diene eines Tages selbst der Sache des Kaisers.«

Kusunoki bezog Stellung auf dem rechten Ufer des Minato-Flusses bei Hyôgo. Mit dem Rücken zum Fluß erwartete er am 5. Juli 1336 den Ansturm von drei Einheiten der gegnerischen Armee, insgesamt 35 000 Männer. Die Kaisertruppen verfügten über 17 000 Krieger, aber ihr Heer war zweigeteilt, und bei Kusunoki befanden sich lediglich 4 000 Kämpfer, die anderen unterstanden Nitta. Ashikaga Tadayoshi, der Bruder von Takauji, stand zum frontalen Angriff bereit. Shôni, der mit seinen Truppen das Ufer entlangmarschiert kam, und Shiba, der auf einer kleinen Anhöhe zu seiner Rechten stand, bedrohten ihn an den Flanken.

Nitta hielt das gegenüberliegende Flußufer und lauerte der Flotte Hosokawas auf, um zu verhindern, daß sie landete und Kusunoki von hinten überfiel. Es gelang ihm tatsächlich, den ersten Landungsversuch zu vereiteln. Das war der Auftakt für eine Schlacht, die von 10 Uhr am Vormittag bis um 17 Uhr dauern sollte. Hosokawa ließ seine Boote weiter nach Osten treiben, bis zum Ikuta-Fluß, wo es ihm gelang, seine Truppen an Land gehen zu lassen. Nitta marschierte ihnen unverzüglich entgegen. Shôni war inzwischen über den Minato übergesetzt und begann ihn zu verfolgen. Von zwei Seiten bedrängt, sah sich Nitta gezwungen, mit seinen überlebenden Kriegern vom Schlachtfeld zu fliehen.

Die Stunde der Entscheidung war gekommen. Kusunoki stand allein dem Feind gegenüber. Es war ein drückend heißer Tag, und eine unbarmherzige Sonne tauchte an diesem Nachmittag die Lebenden und die Toten in grelles Licht. Kusunoki Masashige begriff, daß er am Ende seiner Reise angelangt war. Die Rüstungen seiner Samurai troffen von Schweiß und von Blut, und durch den Kampf hatte sich ihr Sitz gelockert. Aufgrund der unaufhörlichen Angriffe wurde dermaßen viel Staub aufgewirbelt, daß die Kämpfer das Gefühl hatten, ersticken zu müssen. Aber die Tapferkeit der Leute Kusunokis kannte keine Grenze, sie schlugen sich bis zum Schluß, auch wenn es am Ende um nichts mehr ging als um die Ehre.

Von den Männern, die Kusunoki in die Schlacht von Minatogawa geführt hatte, waren bald nur noch 70 am Leben, unter ihnen Masasue, sein jüngster Bruder. Mehrmals hatten sich die Brüder im Schlachtgetümmel aus den Augen verloren. Schließlich sah Kusunoki, wie Masasue, von Pfeilen übersät wie ein Igel, schwankend inmitten zahlloser Leichen stand und mit dem Schwert auf seine Gegner einschlug. Plötzlich wußte Kusunoki, daß das Ende gekommen war, und es erfaßte ihn eine tiefe Sehnsucht nach Ruhe und Frieden. Er blutete aus elf Wunden, doch er verspürte in diesem Augenblick keinerlei Schmerzen. Er hielt inne und blickte zum Himmel, der noch immer eine Hitze ausstrahlte wie geschmolzenes Blei. Es schien ihm, daß er durch das Geschrei und den Schlachtenlärm hindurch das besänftigende Geräusch der Wellen des Flusses hören konnte. Ja, das Ende war gekommen. Jetzt und hier.

Er gab seinem Bruder und einigen Samurai, die sich in seiner Nähe wie Löwen schlugen, Zeichen. Unweit von ihnen lag ein kleiner Bauernhof. Er hatte sich dafür entschieden, dort zu sterben, wie es sich schickte, wenn alles außer der Ehre verloren war. Die letzten seiner Heldenschar hielten den Brüdern den Rücken frei, damit sie sich unbehelligt zu dem Gehöft begeben konnten. Schließlich lächelte Kusunoki und fragte Masasue: »Welches ist dein letzter Wunsch?«

»Sieben Leben in dieser Welt zu haben«, erwiderte jener mit Nachdruck, »um die Feinde des Kaisers vernichten zu können.«52

Sie wechselten einen letzten Blick und stießen sich gegenseitig ihre Schwerter in den Leib, so daß sie wie aneinandergenagelt starben. Ihre letzten Getreuen, die ihnen gefolgt waren, taten es ihnen gleich, um sich Gefangenschaft und Schande zu ersparen.

43 Jahre war Kusunoki Masashige, als er starb. Der berühmt gewordene kurze Dialog mit seinem Bruder im Augenblick ihres Selbstmords ging in die Geschichte als »Shichisei Hôkoku« (»dem Kaiser sieben Leben lang dienen«) ein und wurde später zum patriotischen Wahlspruch bei Kamikaze-Operationen im Zweiten Weltkrieg.

Drei Tage nach der Schlacht am Minato-Fluß zog Ashikaga Takauji in Kyôto ein und erklärte den Kaiser Go-Daigo erneut für abgesetzt. Go-Daigo war noch die Zeit zur Flucht geblieben. Diesmal zog er sich in eine Gemeinde auf dem Berg Hiei zurück, wo er drei Jahre später starb. Zuvor hatte er Kusunoki posthum den Titel des Sakon-e-chûjô und den kaiserlichen Rang des Shô San-i zuerkannt. Nitta Yoshisada, dessen überstürzter Rückzug die Niederlage beschleunigt hatte, blieb dem Kaiser treu und setzte seinen Kampf gegen die Ashikaga fort. Aber noch im gleichen Jahr ereilte ihn in einer Schlacht sein Schicksal. Er war 38 Jahre alt geworden.

Der Sohn Kusunokis, Masatsura, trat in die kaisertreuen Fußstapfen seines Vaters. Nach der Niederlage am Minatogawa konnte seine Mutter ihn nur mit Mühe davon abhalten, seinerseits Selbstmord zu begehen, nachdem er mit dem schrecklichen Anblick des abgetrennten und bereits verwesenden Hauptes seines Vaters konfrontiert worden war. Takauji hatte es der Witwe des Helden zukommen lassen – verbunden mit dem Ausdruck seines Bedauerns. Fast zwölf Jahre nach diesen Geschehnissen, am 4. Februar 1348, griff das erwachsen gewordene Löwenjunge mit seinen kaisertreuen Truppen, die es um sich gesammelt hatte, das Heer von Kô-no-Moronao und Kô-no-Moro­yasu, der Generäle des Shôguns Ashikaga Takauji, an. Die Schlacht fand bei Shijônawate statt. Der 23jährige Kusunoki Masatsura und mit ihm der Klan der Kusunoki wurden vernichtend geschlagen.


Der Untergang Kusunoki-Klans bei Shijônawate. Nach einem Holzschnitt von Utagawa Kuniyoshi.

Ashikaga Takauji53, der große Sieger in dieser Geschichte, war bereits 1338 offiziell zum ersten Shôgun der Familie der Ashikaga erklärt worden. Der Regierungssitz des neuen Shôgunats wurde in Muromachi, einem Stadtteil von Kyôto, eingerichtet. 1339 ließ Ashikaga einen Zen-Tempel erbauen, den Tenryû-ji, den er dem Andenken an seinen kaiserlichen Gegner, Go-Daigo, widmete.

In der Galerie der tapferen Krieger des alten Japan gilt Kusunoki Masashige als eine Persönlichkeit, deren Treue zu ihrem Ehrenwort sprichwörtlich wurde. Aber der Nachruhm Kusunoki Masashiges, des großen und edlen Verlierers in dieser Geschichte, begann erst lange Zeit nach seinem Tode. Im Jahre 1563, als noch immer die Nachkommen Ashikaga Takaujis die Macht im Lande ausübten, wurde er offiziell amnestiert. Jedoch galt er zunächst lediglich als wenig bedeutsamer, treuer Samurai, der für eine verlorene Sache gekämpft hatte. Erst im 17. Jahrhundert, unter den Tokugawa, begann seine Glorifizierung. Noch größere Verehrung wurde ihm während der Meiji-Restauration am Ende des 19. Jahrhunderts zuteil. 1872 wurde an dem Ort, an welchem er sich den Tod gab, ein Shintô-Tempel errichtet. Seinen Höhepunkt erlebte der Nachruhm Kusunokis während der Zeit der japanischen Militärherrschaft zwischen 1930 und 1945. 1945 wurde der Gegenangriff der Kamikaze-Flieger auf die amerikanische Pazifikflotte unter dem Codenamen »Kikusui« durchgeführt. Kikusui bedeutet »Chrysantheme auf dem Wasser«, und der Name sollte an die Chrysantheme erinnern, die das Wappen des großen Samurai zierte. Noch heute kann man eine Reiterstatue aus Bronze mitten auf der Esplanade des Kaiserpalastes in Tokio bewundern, die die Inschrift »Kusunoki Masashige« trägt. Früher war der Name noch mit dem Zusatz dainankô, »der Große«, versehen, doch im Zuge der traumatischen Niederlage der Japaner von 1945 wurde der Zusatz entfernt. Während zahlreiche Statuen ähnlicher Art, die in den Parks und in den Schulhöfen gestanden hatten, nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, hat man die des treuen Dieners des Kaisers Go-Daigo verschont.

Doch unabhängig davon, wie die verschiedenen politischen Parteien seinen Namen für ihre Zwecke ausnutzten, bleibt der Gefolgsmann des Go-Daigo in der Geschichte des japanischen Mittelalters ein Musterbild an Loyalität, Vaterlandsliebe und Heldenmut bis zur Selbstaufopferung. Er verkörperte den Typus des einsamen Getreuen, der zum Märtyrer wurde. Er war das vollendete Beispiel eines Samurai, der lange Zeit unbesiegbar war, weil er seine Kraft aus seiner Aufrichtigkeit (makoto) schöpfen konnte, und dies in einer Zeit, die durch Intrigen und das Trachten nach persönlichem Vorteil geprägt war. Seine Niederlage, aber auch sein Ruhm, erwuchsen daraus, daß er nicht mehr und nicht weniger war als ein ergebener Diener, und dies aus freien Stücken. Sein Dasein war von dramatischer Schicksalhaftigkeit geprägt, und es ist von jener für Japan charakteristischen Melancholie angesichts der Vergänglichkeit aller Dinge (mono-no-aware) durchdrungen.

Die nachhaltigste Spur, die Kusunoki Masashige in der Geschichte seines Landes hinterlassen hat, betrifft allerdings die Militärordnung. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war die Kriegskunst bedeutenden Wandlungen unterworfen. Die unaufhörlichen Kleinkriege, mit denen Kusunoki die Truppen Ashikagas bedrängte, führten zu entscheidenden Veränderungen in der Ausrüstung der Kämpfer. Die Krieger mußten sich während der Auseinandersetzungen in den bergigen Regionen daran anpassen, daß sie zu Fuß kämpfen mußten und daß es häufig zu Zweikämpfen kam. Der Guerillakrieg, wie ihn Kusunokis Samurai während der Belagerungen der Festungen von Akasaka und Chihaya führten, offenbarte, daß leichtere Rüstungen und leichtere Waffen von Vorteil sein würden. Auch zeigte sich, wie wichtig es war, daß sowohl die Angriffs- als auch die Verteidigungswaffen für den Nahkampf geeignet waren. Somit war die Kriegsführung des Kusunoki Masashige der Auftakt für einen tiefgreifenden Wandel der Kriegstaktik.

»Selbst Millionen Schwerter werden zu einem einzigen Schwert.«

Tsukahara Bokuden – der »Schwertheilige« aus Kantô
Das Genie aus Kantô

Tsukahara Bokuden54, der in der Geschichte auch unter den Namen Urabe Takamoto und Tsukahara Shinemon bekannt wurde, wurde 1489 in dem Dorf Tsukahara55 geboren. Sein Kindername war Yoshikawa Kotarô. Sein Heimatdorf lag in der Nähe des Shintô-Tempels von Kashima, Kashima-jingû, der seit Jahrhunderten von den Kriegern Ostjapans als Sitz ihres Kriegsgottes Hachiman angesehen wurde. Er war der zweitgeborene Sohn von Urabe Kakuken, eines Priesters dieses Tempels, der auch sein erster Lehrer im Schwertkampf, kenjutsu, wurde. Er liebte das Fechten mit dem Holzschwert (bokken56) über alles. Es heißt sogar, daß er als Kind, wenn er weinte, nur dadurch getröstet werden konnte, daß er trainieren durfte.

Tatsächlich war das Umfeld, in dem Kotarô aufwuchs, einzigartig. Die nur 15 Kilometer voneinander entfernten Tempel von Kashima und Katori waren beide den Göttern der Kampfkünste geweiht, und sie waren Zentren des Shinden-ryû, einer Schule des Schwertkampfes. Direkt aus Kashima stammte eine alte Kampfkunst, die die dortigen Priester über Generationen unter dem Namen Kashima Shin-ryû bzw. Kashima-no-tachi überliefert hatten. Letztere Bezeichnung spielt auf die Zeit an, in der das Langschwert, tachi, gebräuchlich war und noch nicht das katana, ein Schwert mit kürzerer Klinge. Der Tempel von Katori existiert noch heute. Er befindet sich auf dem Gebiet der Provinz Shimousa. Dort hatte Iizasa Chôisai Ienao eine berühmt gewordene mystische Vision, in deren Folge er seine Schule Tenshin Shoden Katori Shintô-ryû gründete.57

Bokuden hatte also das Glück, von den Meistern zweier Schwertschulen lernen zu können, auch wenn der Schwerpunkt seiner Ausbildung auf den Lehren des Kashima-Stils lag. In seinem zwölften Lebensjahr wurde er durch Tsukahara Tosa-no-Kami Yasumoto adoptiert. Dieser war der Herr der nahe­gelegenen Burg und auch ein großer Anhänger der Kampfkunst mit dem Schwert. Ein Freund seines Vaters, Matsumoto Naokatsu, hatte Kotarô dem Burgherren vorgestellt. Matsumoto war ebenfalls ein ruhmreicher Samurai, der in verschiedenen Schlachten bereits Hunderte Feinde getötet hatte. Auch hatte er einst Tsukahara Yasumoto selbst die Kunst des Kashima Shin-ryû gelehrt, so daß seine Empfehlung, den Jungen zu adoptieren, gern angenommen wurde. Seine neue Familie gab Kotarô den Namen Tsukahara Shinemon Takamoto. Seine ungewöhnlichen Fähigkeiten wurden schnell erkannt. Er machte rasche Fortschritte. Seine Lehrer zählten zu den größten Experten der »sieben Schulen aus Kantô«, welche die sieben Regionen in der Umgebung von Edo (Tokio) vertraten. Der Jüngling wurde schon bald in der ganzen Gegend für sein Können berühmt, und man gab ihm den Spitznamen »Genie aus Kantô«.58 Er war vom Schwertkampf geradezu besessen und trainierte unaufhörlich. Aber sein bescheidener und sanfter Charakter veränderte sich nicht im geringsten.

»Vater«, sagte eines Tages der Jüngling zu seinem Adoptivvater, »bitte helft mir dabei, daß ich meine Schwerttechnik verbessern kann.«

»Das ist sicher keine schlechte Idee«, erwiderte dieser. »Aber von wem könntest du denn noch etwas lernen?«

»Um ehrlich zu sein, ich habe mir erlaubt, Matsumoto Sensei um Rat zu fragen wegen eines neuen Lehrmeisters. Aber natürlich werde ich nichts tun, womit Ihr nicht einverstanden seid.«

»Nun gut, welchen Namen hat Matsumoto Sensei denn genannt?«

»Er sagte, daß Ihr und ich jeweils einen Namen auf ein Blatt Papier schreiben sollen, und wenn wir beide den Namen aufschreiben, den Matsumoto Sensei selbst notiert hat, dann sollte das der geeignete Lehrer sein.«

Jeder schrieb einen Namen auf ein Blatt Papier. Und tatsächlich stand auf jedem Blatt ein und derselbe Name, Kamiizumi Ise-no-Kami Nobutsuna59. Dieser war ein Meister des Shinkage-ryû. Takamoto begab sich also, versehen mit Empfehlungsschreiben seines Adoptivvaters und seines Lehrers, nach Minowa, wo sich das dôjô von Nobutsuna befand. Er war zu jener Zeit 17 Jahre alt.

Für die Ehre des Kamiizumi-dôjô

Kamiizumi Nobutsuna hatte früher gemeinsam mit Matsumoto Naokatsu das Kashima Shin-ryû erlernt. Er war schließlich in seine Heimat Minowa zurückgekehrt und hatte dort die Schule des Shinkage-ryû gegründet, in die er seine Kenntnisse aus dem Shin-ryû und die Techniken des Aizu Kage-ryû einfließen ließ. Letztere Kampfkunst war durch Aizu Ikôsai60 begründet worden. Nobutsuna hatte sie von seinem Vater Hidetsuna erlernt. Der Meister aus Minowa war bereits hochberühmt, als der junge Takamoto zu ihm kam. Sein dôjô ähnelte einer kleinen Burg. Zu seinen Schülern zählten Hikida Bungoro, Shingo Izu, Yagyû Muneyoshi, Matsuda Oribenosuke, Okudaira Kyngasai und viele andere, die ihrerseits allesamt in der Folge bedeutende Lehrmeister des Schwertkampfes wurden.

Dank seiner Empfehlungsschreiben wurde Takamoto vorbehaltlos aufgenommen. Dies galt zumindest für den Meister. Da es sehr ungewöhnlich auf dem Gebiet der Kampfkünste war, daß ein Anwärter ohne weiteres in eine Schule aufgenommen wurde, waren die anderen Schüler zunächst skeptisch und wollten erst einmal die Fähigkeiten ihres neuen Mitstreiters mit eigenen Augen begutachten. Aber sie mußten sehr schnell erkennen, daß der Neuankömmling ihnen trotz seiner jungen Jahre gewachsen war. Nachdem er sich, wie der Brauch es verlangte, höflich vor ihnen verneigt hatte, stellte er sich jedem einzelnen der Schüler nacheinander im Wettstreit mit dem bokken. Er besiegte sie alle, und dies ohne die geringsten Schwierigkeiten.

Als er 21 Jahre alt war, geschah etwas Außergewöhnliches. Nobutsuna selbst forderte seinen Schüler heraus, ihn mit dem bokken anzugreifen, und diesem gelang es, seinen Lehrer zu besiegen. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile, und Takamoto wurde nun »der beste unter den Japanern aus Minowa« genannt. Nobutsuna bewies Seelengröße. Er war nicht im mindesten gekränkt, sondern freute sich darüber rückhaltlos. Er lehrte Takamoto sogar die geheimsten Lehren (okuden) seiner Schule. Nobutsuna ernannte ihn zu seinem Gehilfen, der nun selbst Unterricht erteilen durfte.

Wenig später hatte Takamoto Gelegenheit, sich für das Wohlwollen seines Meisters zu revanchieren. Enkai, ein räuberischer Kriegermönch (Yamabushi) von riesenhaftem Wuchs, überfiel mit einer Gruppe Yamabushi aus den in der Provinz Dewa gelegenen Haguro-Bergen das dôjô Nobutsunas. Dank der überragenden Fechtkünste Takamotos konnte der Angriff jedoch abgewehrt und die furchterregenden Yamabushi in die Flucht geschlagen werden. Damit war die Ehre seines Meisters und seiner Schule gerettet worden.

1 914,22 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
23 декабря 2023
Объем:
555 стр. 110 иллюстраций
ISBN:
9783938305508
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