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Читать книгу: «Typen und Temperamente», страница 2

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1.4 Die »Trotzmacht des Geistes«

Über die Wechselbeziehung zwischen Anlage und schöpferischer Gestaltung hat der Psychiater Viktor E. Frankl einleuchtend und überzeugend geschrieben:

»Ist denn der seelische Charakter eines Menschen nicht angeboren? Und gar erst der leibliche, der Körperbau-Typus – ist ihm der Charakter nicht schicksalhaft verbunden? Nun, wer so spricht, beweist damit nur, dass er über der Psychologie, Biologie und Soziologie, also über den seelischen, leiblichen und gesellschaftlichen Bedingt- und Gegebenheiten menschlichen Daseins, das spezifisch Menschliche vollends verkennt. Denn Mensch-Sein im eigentlichen Sinne fängt ja dort überhaupt erst an, wo der Mensch über alle Bedingtheit irgendwie auch schon hinaus ist, und zwar kraft dessen, was man die Trotzmacht des Geistes nennen darf.«4

Was heißt das im Einzelnen?

1 Vererbung und Anlagen sind zwar mächtig, aber nicht allmächtig. Der Geist formt letztlich den Charakter.

2 Wer sich ausschließlich auf Anlage und Vererbung beruft, denkt fatalistisch und möglicherweise neurotisch. Frankl sagt: »Und damit stehen wir vor einer typisch neuzeitlichen Verhaltensweise, nämlich dem Fatalismus, also dem Aberglauben an die Mächtigkeit des Schicksals.«5

3 Wer sein Schicksal für besiegelt hält, wird außer Stande sein, es zu besiegen.

4 Der Mensch hat Triebe, aber die Triebe haben nicht den Menschen. Der Mensch kann seine Triebe beherrschen, im Gegensatz zum Tier.

5 Der Mensch hat bestimmte Eigenarten und Eigenschaften. Aber er ist ihnen nicht willenlos ausgeliefert. Veränderung ist möglich.

Wir haben es in der Hand, was wir aus uns machen und machen lassen. Persönlichkeitsstrukturen sind kein unverrückbares Schicksal. Fehler, Sünden und schlechte Gewohnheiten können wir ablegen. (Das heißt jedoch nicht, dass wir eine Persönlichkeitsstruktur völlig umstrukturieren könnten. Aus einem hysterischen Typus lässt sich nun mal kein zwanghaftes Profil machen.)

Auch Paulus glaubt an die Veränderbarkeit des »alten Adam« und an die Korrektur unserer Persönlichkeitsstruktur, wenn er schreibt:

»Meine lieben Freunde! Diese Zusagen gelten uns. Wir wollen uns darum von allem rein machen, was Körper und Seele beschmutzt. Wir wollen den Willen Gottes ernst nehmen und uns bemühen, so zu werden, wie er uns haben möchte« (2. Kor. 7,1).

Wir haben uns bewusst und unbewusst Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften zugelegt, mit denen wir das Leben meistern. Wir können diesen Persönlichkeitsstrukturen begegnen und sie Gott zum Gestalten und Korrigieren überlassen.

KAPITEL 2

Erfahrungen machen

Vor der Eigenverantwortlichkeit jedoch stehen die Erfahrungen, die wir gemacht haben. Diese wollen wir nun näher betrachten.

Erfahrungen spielen im menschlichen Leben eine große Rolle. Wir sagen gern: »Der Mensch wird durch Erfahrungen klug.« Er lernt mehr durch Erfahrung als durch theoretisches Wissen. Im Berufsleben, in der Wirtschaft, in der Krankenpflege, im christlichen Glauben: Erfahrung ist unverzichtbar. Und überall werden Menschen mit Erfahrungen gesucht. Erfahrungen sind der Motor für alle Initiativen, die wir ergreifen oder nicht ergreifen. Erfahrungen beeinflussen unser So-geworden-Sein, unsere Vorstellungen, unsere Entscheidungen und unsere Pläne.

Der eher aktive Mensch hat in der Regel positive Erfahrungen gemacht und traut sich etwas zu.

 Er packt zu,

 er traut sich,

 er wagt etwas,

 er bringt sich ein.

Der passive Mensch hat oft schlechte Erfahrungen gemacht. Was tut er?

 Er verhält sich vorsichtig,

 er wartet ab,

 er riskiert nichts,

 er verhält sich misstrauischer.

(Es gibt natürlich auch den gegenteiligen Effekt, dass ein vernachlässigtes Kind etwa aus der Not heraus selbst aktiv wird.)

Wie kommt es nun aber, dass Gutmütige und Opferbereite oft ihr Leben lang ausgenutzt werden, obwohl sie durch negative Erfahrungen längst hätten klug werden müssen?

Wie kommt es, dass Völker immer wieder Kriege führen, obwohl sie durch Erfahrungen aus der Vergangenheit gelernt haben müssten, dass Kriege keine Völkerprobleme lösen?

Wie kommt es, dass Millionen von Menschen gesehen, gelesen und erfahren haben, dass Drogen den Menschen ruinieren, und sie trotzdem Suchtmittel konsumieren?

Die Erfahrung allein macht Menschen offensichtlich nicht klüger. Erst dann können wir aus Erfahrungen schöpfen,

 wenn wir unsere persönliche Art und Weise zu denken kennen,

 wenn wir die uns eigenen Muster durchschauen,

 wenn wir unsere subjektive Beobachtungsweise erkannt haben, mit der wir eigene Erfahrungen deuten und bearbeiten.

2.1 Wie gewinnen wir Erfahrungen?

Ein Kind erlebt seine Umgebung, seine Familie, seine Eltern und Geschwister. Es wird mit dem Denken, Fühlen, Handeln und Bewerten der nächsten Angehörigen konfrontiert und registriert alle Eindrücke. Sämtliche Erlebnisse und Geschehnisse werden aber nicht nur gespeichert, sondern auch verarbeitet. Der Mensch ist kein lebloser Gegenstand, der alles passiv über sich ergehen lässt. Das Kind gestaltet seine Eindrücke, es zieht – unbewusst – Schlüsse daraus. Kinder werden also nicht nur in Rollen gedrängt, wie wir früher geglaubt haben. Rollen bestehen nicht aus Erwartungen, die an Kinder herangetragen werden, sondern Kinder bewerten und bearbeiten ihre gemachten Erfahrungen. Sie fügen sich oder sie begehren auf, sie reagieren auf irgendeine Weise auf die Erwartungen der Großen. Sie sind also nicht unbeteiligt.

Wie geschieht nun das »Machen« von Erfahrungen? Ein Kuchen beispielsweise wird mithilfe einer Kuchenform »gemacht«. Plätzchen und Waffeln werden mithilfe bestimmter Formen und Waffeleisen gebacken. Wir benötigen offenbar vorgefertigte Formen und Schablonen, mit denen wir schon öfter gearbeitet haben. Erfahrungen kommen auf die gleiche Weise zu Stande. Das Kind bevorzugt bestimmte Schablonen und Wahrnehmungsmuster, um die Welt, um Menschen und Situationen bewerten und einordnen zu können.

 So hat jeder Mensch seine Wahrnehmungsmuster,

 so hat jeder Mensch seine persönlichen Deutungsrahmen,

 so hat jeder Mensch seine Vorurteile,

 so hat jeder Mensch seine private Logik,

 so hat jeder Mensch seine tendenziöse Apperzeption, d. h. seine zielgerichtete Wahrnehmung und Identifizierung.

Der Mensch wählt das aus, was seinem Lebensstil entspricht. Er lässt das fallen, übersieht und überhört das, was diesem Deutungsrahmen widerspricht. Mit anderen Worten: Der Deutungsrahmen ist die Brille, mit der er alle Ereignisse, Erlebnisse und Geschehnisse betrachtet. Jeder Mensch trägt eine solche Brille, mit der er die Welt sieht,

 mit der er die Menschen wahrnimmt,

 mit der er Konflikte und Auseinandersetzungen registriert,

 mit der er alle Lebensvorgänge interpretiert.

Ist diese Brille, dieser Deutungsrahmen nicht richtig eingestellt, werden alle Erfahrungen »schief« gedeutet.

 So kommen Lebensirrtümer zu Stande,

 so entwickeln sich falsche Überzeugungen,

 so kommen Fehldeutungen von Beziehungen und Menschen zu Stande,

 so entstehen Glaubensfehleinschätzungen,

 so werden Fanatiker »gezüchtet«,

 so werden Idealisten geboren,

 so entwickeln sich Menschenfeinde und Menschenfreunde.

Es handelt sich um Verhaltensmuster, die in den vier Persönlichkeitsstrukturen eine große Rolle spielen.

2.2 Welche Erfahrungen haben wir gemacht?

Drei Verhaltensmuster oder Grundhaltungen haben im menschlichen Leben eine große Bedeutung: Angst, Vertrauen und Hoffnung. Auch unsere Erfahrung wird von diesen drei Faktoren bestimmt. Jeder von uns hat Angst, Vertrauen und Hoffnung erlebt, sie verarbeitet und in sein Lebenskonzept eingebaut. Betrachten wir sie im Einzelnen einmal näher: Angst »hat« man nicht nur, Angst kann auch benutzt werden. Angst ist ein Gefühl, das in Dienst gestellt wird. Ebenso ist es mit Vertrauen und Hoffnung.

Alle drei Muster sind sozusagen Werkzeuge, die von uns zur Lebensbewältigung eingesetzt werden. Diese Werkzeuge können positiv genutzt oder missbraucht werden.

Von der Mutterbrust an lernt ein Säugling, was Angst, Vertrauen, Urvertrauen und Hoffnung beinhalten. Er zieht Schlüsse und geht entsprechend damit um. Jeder Mensch hat mit diesen Grundhaltungen Erfahrungen gemacht. Verdeutlichen wir uns das an Beispielen:

Da ist ein kleines Kind, das gelernt hat, sich mit Angst durchzusetzen. Angst ist ein Mittel, auf das seine Mutter am stärksten reagiert. Die Folge davon ist:

 Die Mutter schützt das Kind,

 die Mutter entschuldigt das Kind,

 die Mutter verteidigt das Kind.

Die Konsequenz für das Kind ist: Jetzt darf es im Schlafzimmer der Eltern schlafen. Es verhindert, dass Vater und Mutter abends ausgehen können. Geschickt versteht es, sich vor bestimmten Aufgaben zu drücken. Unbewusst, nicht boshaft, hat das Kind seine Eltern trainiert: Mit Angst regiere ich meine Familie. Auch im späteren Leben wird dieser Mensch Angst erfolgreich einsetzen.

In der Schule wird Angst in Form von Hilflosigkeit eingesetzt. Die Mutter muss einige Stunden mit dem Kind oder für das Kind Aufgaben lösen. In der Ehe wird Angst in Form von Platzangst eingesetzt. Der Partner darf den anderen nicht allein lassen. Überallhin muss er ihn begleiten. Die Angst erlaubt ihm keine selbstständigen Schritte mehr.

Im Alter kommt oft Verlassenheitsangst vor. Die Angehörigen dürfen nicht verreisen, dürfen sich nicht weit und nicht lange Zeit entfernen.

Vertrauen ist ebenso ein Verhaltensmuster, das im zwischenmenschlichen Umgang verschieden eingesetzt wird. Das eine Kind geht vertrauensvoll auf Menschen zu, es packt zuversichtlich Lebensaufgaben an, es beteiligt sich ohne Angst und voller Vertrauen im Unterricht. Später, als Erwachsener, vertraut es seinen Freunden, seinen Mitmenschen, seinen Mitchristen und lässt sich trotz Enttäuschung nicht beirren. Es heiratet und setzt Kinder in die Welt. Auch im Glauben lässt sich dieser Mensch nicht irre machen, er glaubt an Gottes Güte und Liebe.

Mit der Hoffnung ist es ähnlich. Hoffnung ist ebenfalls ein Verhaltensmuster, das man lernen muss. Hoffnung ist nicht in erster Linie eine Eigenschaft, die angeboren ist.

 Hoffnung muss erfahren,

 Hoffnung muss gelernt,

 Hoffnung muss trainiert werden.

Hoffnung ist in erster Linie eine Haltung, eine Gesinnung und kein Gefühl. Hoffnung ist ein Wagnis, das Menschen im Vertrauen auf Gott riskieren oder sein lassen.

2.3 Lebensentwürfe und private Logik

Mithilfe seiner spezifischen Erfahrungen entwirft also jeder Mensch seine eigene Lebensgeschichte. Die Grundzüge unseres Lebensstils bilden wir schon, bevor wir richtig sprechen können. Wir handeln so, als ob wir wüssten, was wir planen, in Szene setzen und für die Zukunft entwerfen. Wir wissen es in diesem Alter natürlich nicht, aber wir handeln so. Der Lebensstil, die Summe unserer Lebenserfahrungen und Grundüberzeugungen, stellt unsere Strategie dar, zu überleben und in der Welt zurechtzukommen.

Diese Vor-Urteile und Schablonen des Denkens, die jedes Kind sich zugelegt hat, sind wie die Tönung einer Brille, durch die es jetzt und zukünftig alles wahrnimmt. Schon das Baby hat eine Nase dafür, welche Methoden sich bewähren, welche »Tricks« ihm möglich erscheinen und welche Reaktionen sich vorteilhaft einsetzen lassen. Sie sind nicht vererbt, sie sind erfahren.

Wenn wir sieben Jahre alt sind, ist unsere Geschichte zum größten Teil fertig. In der späteren Kindheit schmücken wir sie mit weiteren Einzelheiten aus. Selbstverständlich können wir als Jugendliche noch neue Erfahrungen machen, am Lebensentwurf basteln und dieses und jenes revidieren. Und natürlich können heilsame Begegnungen unser Leben verändern und Bekehrungserlebnisse unser Lebenskonzept erneuern. Aber die ursprünglichen Persönlichkeitsstrukturen schimmern durch alle Ritzen unseres Lebens hindurch.

Der Lebensentwurf des Kindes und des späteren Erwachsenen basiert auf seiner privaten Logik. Die private Logik ist die Selbstschutzfunktion dieses Menschen, die Wirklichkeit so zu sehen und umzugestalten, dass er sie bewältigen kann. (Die Konfliktpsychologie bezeichnet diese Vorgänge als»Derealisation«.) Es handelt sich also um Deutungen, die die Wirklichkeit subjektiv verfärben. Wir können auch von Rationalisierung sprechen, vom Rechtfertigen eines Verhaltens, von innerer Ausrede.

Ein bestimmter Lebensentwurf beinhaltet eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur. Das schöpferische Streben des Kindes ist aber weit mehr als eine Reaktion auf die Erwartungen, Befehle und Anordnungen der Erziehungspersonen. Das Kind registriert, deutet und trifft seine Entscheidungen. Ein Lebensentwurf ist eine schöpferisch aktive und antwortende Stellungnahme. So bestimmt das Kind sein Selbstbild, und so entwickelt es sein Selbstwertgefühl. Der Adler-Schüler Rudolf Dreikurs geht davon aus, dass Charakter und Lebensstil identisch sind. Bei ihm heißt es:

»Der Charakter eines Menschen ist nichts anderes als die Manifestation eines bestimmten Planes, den sich das Kind für seine weitere Lebensführung zugelegt hat. Der Lebensplan (Lebensentwurf, Lebensstil) eines Kindes wird sich weder aus einer bestimmten Einzelheit noch aus einmaligen Erlebnissen ergeben, sondern aus seiner Art, Schwierigkeiten zu überwinden, gleichgültig, ob diese nun wirklich vorhanden waren oder nur als solche angenommen wurden.«1

Wir können also aus dem eben Gesagten festhalten, dass die folgenden drei Faktoren die menschliche Persönlichkeit ausmachen:

1. Vererbung:

 Größe, Augenfarbe;

 bestimmte Krankheiten oder Krankheitsdispositionen;

 rassische Merkmale;

 Geschlechtsmerkmale.

2. Umwelt:

 Erziehung, Familie;

 Sozialisation;

 Medien, geheime Miterzieher.

3. Schöpferische Aktivität:

 Kreativität;

 der Mensch macht Erfahrungen und

 lernt aus Versuch und Irrtum;

 der Mensch zieht Schlüsse und

 er trifft Entscheidungen.

Merksatz:

»Es ist nicht wichtig, was der Mensch mit auf die Welt bringt, sondern was er damit anfängt« (R. Dreikurs).

2.4 Sind negative Erfahrungsmuster korrigierbar?

Wir wissen aus der Beratungspraxis und der Seelsorge, dass junge und erwachsene Menschen

 die Kraft aufbringen, sich zu ändern,

 die Überzeugung gewinnen, ein anderes Leben anzufangen,

 die Arbeit auf sich nehmen, neue Verhaltensmuster einzutrainieren,

 die Geduld zeigen, destruktive Gewohnheiten abzulegen,

 lernen, Gott zu vertrauen, in seiner Kraft ein Leben in der Nachfolge führen zu können.

Für die Praxis hier einige Denkanstöße:

Denkanstoß Nr. 1:

Wir wollen bei uns anfangen!

Jede Veränderung beginnt bei uns selbst und nicht beim anderen. Jede Kurskorrektur beginnt mit meiner Selbsterkenntnis: »Was willst du, Herr, dass ich tun soll?«

Die Einsicht, das eigene Tun, die eigenen Verhaltens- und Umgangsmuster zu hinterfragen, ist ein entscheidender Schritt dahin, negative Erfahrungsmuster, die mit unserer Persönlichkeitsstruktur verbunden sind, zu verändern. Jede Persönlichkeitsstruktur hat ihre Stärken, ihre Gaben und Möglichkeiten, aber sie ist auch gekennzeichnet von Mängeln, Schwächen und negativen Erfahrungsmustern. Alle Wesenseigenarten, die uns selbst, die anderen und die Beziehung zu Christus belasten, dürfen eine positive Veränderung erfahren. Jede Kurskorrektur beginnt mit der Einsicht: Ich will an problematischen Verhaltens- und Denkmustern arbeiten.

Denkanstoß Nr. 2:

Wir reden uns nicht heraus!

Wer problematische Persönlichkeitseigenarten verändern will, darf sich nicht herausreden. Die Entschuldigung für eigene Mängel ist eine »Lieblingssünde« von Christen und Nichtchristen. Schon bei Adam und Eva im Paradies begann das Versteckspiel. Beide redeten sich heraus. Keiner von beiden hielt den Kopf für den Ungehorsam hin. Seit dem Sündenfall gehören Ausreden, Selbstrechtfertigungen, Projektionen (Schuld auf andere schieben) und Rationalisierungen (Begründungen, die uns schützen sollen) zum Verhaltensrepertoire der »gefallenen Schöpfung«.

Wer auf Gott hört und mit seiner Hilfe an einer Kurskorrektur arbeitet, wird diese »Falle« im Auge behalten. Wie lauten solche Ausreden?

 »Ich bin eben so, wie ich bin!«

 »Meine Charakterstruktur habe ich vererbt bekommen!«

 »Gott hat mich so gewollt, oder etwa nicht?«

 »Ich kann nicht heraus aus meiner Haut!«

 »Ihr müsst mich so nehmen, wie ich bin!«

Wer so denkt und handelt, wird hartnäckig an seinen Fehlern und Schwächen festhalten und kann sich und anderen das Leben schwer machen.

Denkanstoß Nr. 3:

Wir beten konkret!

In der therapeutischen Seelsorge erleben wir nicht selten »verrückte Dinge«. Greifen wir den letzten Punkt aus dem Denkanstoß Nr. 2 auf. Ein Christ ist der festen Überzeugung, er könne nicht aus seiner Haut. Gott habe ihn so und nicht anders gemacht. Es sei ihm darum unmöglich, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die im Zusammenleben Komplikationen hervorrufen, abzulegen. Gleichzeitig betet er aber,

 dass Gott bei anderen diese Persönlichkeitsveränderungen bewerkstelligt,

 dass Gott beim Partner, bei den Kindern oder anderen Personen ein Wunder vollbringt,

 dass Gott auch in ihm etwas verändert, das er selbst für unveränderbar hält.

Hinterfragt man diese Gebete genau, wird deutlich, dass viele dieser Christen das Gebet als fromme Rechtfertigung ansehen, im Tiefsten aber an der Erfüllung zweifeln. Sie besänftigen Schuldempfindungen mit Gebeten, beruhigen ihr Gewissen und lassen alles beim Alten.

Eigentlich wollen sie ja auch keine Veränderung, weil die verborgenen Motive oder Ziele ihrer Verhaltensmuster unangetastet bleiben sollen.

Der Teufel müsste ein blutiger Anfänger sein, wenn er es nicht fertig brächte, ernsten Christen zu einem solchen Selbstbetrug zu verhelfen. Wer hingegen die verborgenen Ziele seines Verhaltens erkennt, kann sie konkret ins Gebet nehmen und Gott daran arbeiten lassen.

Denkanstoß Nr. 4:

Wir wollen die verborgenen Ziele erkennen!

Mit der Einsicht, an den inneren und zwischenmenschlichen Problemen zu arbeiten, ist ein weiterer Schritt verbunden. Es geht darum, die unbewussten und in der Regel nicht verstandenen Ziele dieser problematischen Verhaltensmuster zu erkennen.

Im Alten Testament heißt es in den Sprüchen: »Der Mensch hält alles, was er tut, für richtig; Gott aber prüft die Beweggründe« (Sprüche 16,2). Im Klartext heißt das:

 Wir rechtfertigen uns,

 wir reden uns heraus,

 wir verstehen es, uns reinzuwaschen,

 wir sehen als richtig an, was wir uns angewöhnt haben.

Gott stellt sich uns in den Weg. Er prüft unsere Rechtfertigungen. Er nimmt die Beweggründe und Motive unter die Lupe. Um uns selbst und unseren Motiven auf die Spur zu kommen, helfen vielleicht folgende Fragen weiter:

 Wozu tue ich das?

 Was will ich mit dieser Einstellung erreichen?

 Wer reagiert wie und auf welche Weise auf meine Strategien?

 Wann setze ich diese problematischen Muster ein?

 Wo demonstriere ich Überlegenheit, Rechthaberei, Macht, Zwang, Manipulation, Vergeltung, Hilflosigkeit, Schwäche oder Erpressung?

 Welche fehlerhaften und sündhaften Ziele erkenne ich selbst?

 Welche Sünde verdeutlicht meine Persönlichkeitsstruktur am ehesten?

Können wir eine oder zwei negative Verhaltensweisen präzise benennen, dann können wir sie auch konkret ins Gebet nehmen. Ein Umwandlungsprozess kann beginnen.

Denkanstoß Nr. 5:

Gott schenkt Wollen und Vollbringen!

Im Philipperbrief wird die Veränderung in der Kraft Gottes hilfreich formuliert:

»Arbeitet an euch selbst in der Furcht vor Gott, damit ihr gerettet werdet! Ihr könnt es, denn Gott gibt euch nicht nur den guten Willen, sondern er selbst arbeitet an euch, damit seine Gnade bei euch ihr Ziel erreicht« (Phil. 2, 12.13).

Deutlich wird hier der eigene Wille und die eigene Arbeit an der Persönlichkeit angesprochen. Dieses Wollen wird gestärkt und belohnt. Gott ist mit seinem Geist am Werk, damit wir aus ihm und in ihm leben und eine Gesinnungsänderung auf vielen Gebieten Frucht bringt.

Therapeutische Seelsorge deckt fragwürdige Motive, lieblose Interaktionsmuster, sündiges Denken und Schuld im Umgang mit Mitmenschen auf. Wer dann Sünden erkennt und bekennt, der erfährt auch eine Befreiung von schlechten Gewohnheiten und problematischen Denkmustern.

Denkanstoß Nr. 6:

Gott hat Geduld mit uns!

Es gibt Veränderungen, die sich von heute auf morgen durchschlagend auswirken. Die Erkenntnis von Schuld und das Bekenntnis vor Gott verändern Menschen radikal. Eine einschneidende Umgestaltung ist sichtbar.

Es gibt aber auch viele Persönlichkeitsveränderungen, die Monate und Jahre in Anspruch nehmen. Rückfälle gehören zur Tagesordnung. Der viel zitierte »alte Adam«, der durch »tägliche Reue und Buße ersäuft werden muss«, wie der Reformator Luther beschrieb, ist ein zäher Bursche. Er erwacht immer wieder zu neuem Leben und tyrannisiert unseren Alltag. Martin Luther charakterisiert diesen »Schweinehund« so: »Sieh an, das Biest kann schwimmen!«

Bestimmte Gewohnheiten und Erfahrungsmuster sind so feste Bestandteile unserer individuellen Persönlichkeit geworden, dass wir sie brauchen wie das tägliche Brot. Wir wollen sie gern ablegen und können gleichzeitig nicht auf sie verzichten. Wir wollen sie korrigieren und sind doch an sie gebunden. Jesus fragt nicht umsonst einen Langzeitkranken: »Willst du gesund werden?« Gesundheit und ganzheitliche Heilung verlangen ein rückhaltloses Ja zur Veränderung. Jede Einschränkung dieser Willensentscheidung stellt eine Umkehr in Frage.

Paulus weiß um diesen inneren Kampf, wenn er schreibt: »Denkt daran, wie ihr euch früher bewährt habt, gleich nachdem ihr die Wahrheit kennen gelernt hattet. Damals musstet ihr einen langen und harten Kampf bestehen … Werft euer Vertrauen nicht weg; denn eine große Belohnung wartet auf euch, wenn ihr treu bleibt. Ihr müsst standhaft bleiben und tun, was Gott will« (Heb. 10,32.35–36).

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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
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172 стр. 4 иллюстрации
ISBN:
9783961400201
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