Читать книгу: «Investitionsbericht 2021–2022 der EIB - Ergebnisüberblick», страница 2

Шрифт:

Viele europäische Firmen erlitten dramatische Umsatzrückgänge und kürzten Investitionen

Daten aus der Investitionsumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIBIS)[2] offenbaren die vielfach ungleichmäßigen Auswirkungen der Krise auf Unternehmen. Rund 49 Prozent der EU-Firmen verzeichneten pandemiebedingt einen Umsatzrückgang, 21 Prozent dagegen einen Zuwachs. Eine geringe Produktivität (vor der Krise) erwies sich als starker Prädiktor für Umsatzeinbußen, während sich stärker digital aufgestellte Unternehmen etwas widerstandsfähiger zeigten. Kleine Firmen erlitten erhebliche Umsatzverluste (mindestens 25 Prozent) und waren häufiger betroffen als mittlere und große Firmen. Starke Unterschiede gibt es auch zwischen den einzelnen Sektoren: Massive Verluste machten etwa Verkehrsunternehmen, aber auch Hotels und Restaurants. Die Aufschlüsselung nach Ländern zeigt, dass der Anteil der Unternehmen, deren Umsätze sanken, von weniger als 40 Prozent in Dänemark und Schweden bis zu 60 Prozent in Malta reichte.

Viele betroffene Firmen stellten auch Investitionen zurück. Der Anteil der Unternehmen, die nach eigenen Angaben im Vorjahr investierten, sank von 86 Prozent in der EIBIS 2020 auf 79 Prozent in der EIBIS 2021. Angesichts sinkender Umsätze korrigierten 23 Prozent der Unternehmen ihre Investitionspläne nach unten und nur 3 Prozent nach oben. Je höher die Umsatzeinbußen im Jahr 2020, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen Investitionen plante.

Fast die Hälfte der EU-Firmen hat seit Anfang 2020 pandemiebedingt Umsatzverluste erlitten

Anteil der Firmen


Ein Viertel der EU-Firmen korrigierte seine Investitionspläne in der Pandemie nach unten

Anteil der Firmen


Quelle: EIBIS 2021

Hilfsmaßnahmen wirkten und sicherten den Fortbestand von Unternehmen

Die rasche Reaktion der Europäischen Union ermöglichte den Staaten, pandemiebedingte Einkommensverluste privater Haushalte weitgehend aufzufangen und Unternehmen vor der Insolvenz zu schützen. Angesichts extrem niedriger Zinsen versetzten drei wichtige Maßnahmen auf EU-Ebene die Mitgliedstaaten in die Lage, wirksam zu helfen: Erstens, die Aussetzung der Defizit- und Schuldenregeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts, was eine abgestimmte finanzpolitische Reaktion der Länder ermöglichte. Zweitens, Zuschüsse und zinsgünstige Kredite für Firmen und Privatpersonen auf nationaler Ebene, die ergänzt wurden durch das Kurzarbeitsinstrument SURE, den Europäischen Garantiefonds und die Krisenhilfe des Europäischen Stabilitätsmechanismus. Und drittens, die umfangreichen Ankäufe von Staatsanleihen des Euroraums durch die Europäische Zentralbank. Durch diese Ankäufe blieben die Refinanzierungskosten der Staaten trotz steigender Verschuldung niedrig oder verringerten sich sogar. Die Unternehmen reagierten in der ersten Phase der Pandemie mit der Kürzung von Investitionen und der Aufnahme von Schulden. Damit bauten sie Liquiditätspolster auf, die auch eine schnelle Erholung der Investitionen in der zweiten Jahreshälfte 2020 erleichterten.

Unternehmen kürzten in der Pandemie zunächst Investitionen und nahmen Schulden auf, um Liquiditätspolster aufzubauen

Veränderung der Barbestände und Investitionen ggü. dem Vorquartal (in Mrd. EUR)


Quelle: Eurostat, Berechnungen der EIB; Bruttoanlageinvestitionen sind saisonbereinigt

Öffentliche Hilfen kompensierten Einbußen bei den Primäreinkommen privater Haushalte und stützten die Nachfrage. Die Primäreinkommen privater Haushalte sanken zwar um 7,3 Prozent im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres, aber die Sekundäreinkommen (aus Sozial- und anderen Transferleistungen) stiegen im gleichen Zeitraum um insgesamt 6,5 Prozent des Bruttoeinkommens und glichen die Einbußen weitgehend aus. Mit Programmen zum Erhalt von Arbeitsplätzen gelang es, die Kosten der Arbeitssuche und späteren Wiedereinstellung zu vermeiden und stellenspezifisches Fachwissen zu bewahren. Angesichts stabilisierter Einkommen und weniger Ausgabemöglichkeiten bauten die privaten Haushalte reichlich Ersparnisse in hochliquiden Anlagen auf, sodass sich die Konsumnachfrage kräftig erholte, als der Corona-Lockdown gelockert wurde. Mitte 2021 lag die Bruttosparquote noch immer bei 18 Prozent des verfügbaren Bruttoeinkommens in der Europäischen Union und damit über den vor der Pandemie üblichen 11–13 Prozent.

Im Gegensatz zur Finanz- und Staatsschuldenkrise verschlechterten sich die Finanzierungsbedingungen für kleinere und risikoreichere Kreditnehmer nicht. Auch die Fragmentierung innerhalb der Europäischen Union nahm nicht zu. Die Fremdkapitalkosten für Kleinkredite – ein guter Gradmesser für die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – fielen im ersten Halbjahr 2020 auf Tiefststände, und die Zinsdifferenzen zwischen großen Darlehen und Kleinkrediten sind seither dauerhaft gering. Im Gegensatz zur Staatsschuldenkrise haben sich die Unterschiede in den Finanzierungskosten für Unternehmen in schwächeren Volkswirtschaften (mit einer höheren öffentlichen Verschuldung) und Unternehmen in anderen Ländern nicht vergrößert. Demnach ist es mit den Finanzhilfen gelungen, eine erneute Fragmentierung der EU-Finanzmärkte abzuwenden. Die Risikoaufschläge blieben ebenfalls über die Anlageklassen hinweg stabil, außer in den allerersten Monaten der Krise. Entsprechend ist auch der Anteil der Unternehmen mit Finanzierungsproblemen gering geblieben (6,1 Prozent der KMU und 3,2 Prozent der Großunternehmen, gegenüber 5,8 Prozent und 3,9 Prozent im Jahr 2019). Allerdings gibt es weiterhin Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern. Während EU-weit im Schnitt 4,7 Prozent der Unternehmen über Finanzierungsprobleme klagen, stieg der Anteil in Mittel- und Osteuropa auf 8,6 Prozent.

Hilfen für Unternehmen waren überlebenswichtig und flossen nicht wahllos. EU-weit erhielten rund 56 Prozent der Firmen finanzielle Unterstützung in Form von Kreditgarantien, Zuschüssen zur Sozialversicherung oder zur Zahlungsstundung. Die Hilfen waren auf Unternehmen mit höheren Umsatzrückgängen zugeschnitten und erreichten so erfolgreich diejenigen Firmen, die besonders in Not waren. Wie aus einer detaillierteren Zusatzbefragung hervorgeht, wären bis zu 35 Prozent der europäischen KMU im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor ohne die Hilfen in Existenznot geraten.

Hilfen waren auf Firmen mit pandemiebedingt höheren Umsatzrückgängen zugeschnitten

Verteilung der unterstützten und nicht unterstützten Unternehmen (in %) nach Umsatzeffekt der Pandemie


Quelle: EIBIS 2021, Berechnungen der EIB

Hilfen sollten kurzfristigen Liquiditätsbedarf in der Krise decken, aber nicht bereits finanzschwache „Zombiefirmen“ stützen. Unternehmen mit dünnen Liquiditätspolstern erhielten deutlich häufiger als andere Firmen Finanzhilfen. Indikatoren für eine anhaltende Finanzschwäche, wie eine übermäßige Verschuldung, geringe Zinsdeckung oder niedrige Gesamtkapitalrendite, wirkten sich nicht wesentlich darauf aus, ob ein Unternehmen Unterstützung erhielt. Viele Programme waren vielmehr gezielt für Unternehmen konzipiert, die vor der Pandemie solide waren und nicht bereits in Schwierigkeiten steckten.

Hilfe bei kurzfristigem Liquiditätsbedarf – nicht für zuvor schon finanzschwache Firmen

Prognostizierte Wahrscheinlichkeit, dass Firmen Hilfe erhielten, nach vorpandemischen Indikatoren (in %)


Quelle: EIBIS 2021, Berechnungen der EIB auf Basis des vorläufigen Datenbankabgleichs

Anmerkung: Rot eingefärbte Säulen zeigen Fälle, in denen der Unterschied erheblich ist. Prognostizierte Wahrscheinlichkeiten sind abhängig vom Umsatzverlust. Hilfe bezieht sich auf Beihilfen oder jede andere Art von finanzieller Unterstützung, einschließlich Lohnzuschüssen für Beschäftigte

Öffentliche Hilfen haben die Auswirkungen der Krise auf künftige Investitionen abgeschwächt. Bei Unternehmen, die Hilfe erhielten, korrelierten die Umsatzverluste deutlich schwächer mit einer Kürzung der Investitionspläne. Sie hielten eher an ihren Investitionsprogrammen fest und beschleunigten dadurch ihre Transformation.

Öffentliche Hilfen dämpften Auswirkungen der Krise auf künftige Investitionen

Anteil der Firmen (in %), die mehr investieren wollen, nach Umsatzeffekt der Pandemie


Quelle: EIBIS 2021, Berechnungen der EIB

Preis der massiven, erfolgreichen Hilfen ist eine steigende öffentliche Verschuldung, die potenzielle Risiken für die Zukunft birgt, vor allem in den schon zuvor höher verschuldeten EU-Ländern. Durch den Rückgang der Wirtschaftsleistung in Kombination mit höheren laufenden Ausgaben ist die Staatsverschuldung deutlich gestiegen. Ab 2014 war die Verschuldung in der Europäischen Union dank der Haushaltskonsolidierung gesunken, aber diese Fortschritte wurden 2020–2021 zunichtegemacht. Die Verschuldung liegt jetzt EU-weit über dem Niveau von 2014. Zudem schrumpfte das BIP in den höher verschuldeten Mitgliedstaaten stärker, sodass die Verschuldungsquote dort deutlicher gestiegen ist. Die Fremdkapitalkosten sind bislang zwar nicht unter Druck, aber wenn der haushaltspolitische Rahmen der Europäischen Union wieder in Kraft gesetzt wird und die Geldpolitik zur Normalität zurückkehrt, wird die hohe Staatsverschuldung zum Problem.

Hoch verschuldete Länder mussten in der Pandemie mehr Mittel aufnehmen


Quelle: Eurostat, Berechnungen der EIB

Anmerkung: Farben geben EU-Region an (West- und Nordeuropa orange, Mittel- und Osteuropa rot und Südeuropa grün) Die Kreisgröße entspricht dem BIP-Rückgang im Jahr 2020

Europas Wirtschaft hat schwere Narben vermieden, aber für manche Firmen, Regionen und Beschäftigte bleiben Risiken

Возрастное ограничение:
0+
Объем:
61 стр. 40 иллюстраций
ISBN:
9789286151972
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают