Der Nürnberger Stadtmusiker Johann Wellter (1614 bis 1666). Kupferstich (1668) von Johann Friedrich Leonhard mit einem Epigramm von Sigmund von Birken.
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Mp 25692.
Sigmund von Birken (1626–1681)
Zuvor war ich ein Holtz, und hörte Orfeus Lieder;
Jetzt bin ich eine Laut', und Orfeus hört mich wieder:
So sprach diß Seitenspiel, in unsers Wellters Hand.
Sein Nam ihn Orfeus nennt, dem Wellter zugerañt.
Figurengedicht Ein Laute. Aus: Theodor Kornfeld: Selbst=Lehrende Alt-Neue Poësie, Bremen 1685.
Theodor Kornfeld (1636–1698)
Christian Gryphius (1649–1706)
DIe Feder hat bißher erhitzt in geiler Brunst
Manch freches Narren=Lid geschriben /
Und meinen Geist dahin getriben /
Wo er bethört von Wahn / von Rauch' und leerem Dunst
Sich selbst ein Schandmal angebrennt /
Des Himmels strengen Zorn ihm auf den Halß gezogen /
Den Bund mit GOtt getrennt /
Und niemand sonst / als sich und seine Ruh betrogen /
Und / was mich itzt am meisten schmerzt
Die Seeligkeit bey GOtt verscherzt.
Nun aber schmeist der Blitz den tollen Kiel entzwey /
Und prägt mir lauter Donner=Sprüche /
Gesetze / Straf' und strenge Flüche
In Brust und Adern ein; Ich fall' in Raserey
Und höre stat des Lauten=Spils
Das meinen Sinn ergözt / den Schall der Rach=Trompeten /
Die Boten meines Zils /
Die Donner / welche den / der frembd Feur opfert / tödten.
Die Feder fällt mir aus der Hand
Und wird ein scharfer Diamant.
Ein Diamant / der diß in Ertz und Eisen gräbt /
Was ein verkehrtes Lid verbrochen /
Das halb verfaulte Todten=Knochen
Und ein gebrechlich Bild biß an die Stern' erhebt.
Das meines Schöpfers grosse Macht
Nie nach Verdienst geehrt / das in den eitlen Ohren
Mehr Lust zu düstrer Nacht /
Als Libe zu dem Licht / das ewig scheint / gebohren.
Das die Begierden aufgeweckt /
Die Tugend aber gantz ersteckt.
Der Himmel schreibt mir weit andre Noten vor /
Der harte Thon folgt auf den weichen /
Ich kan die Stimmung nicht erreichen /
Die Laute springt entzwey / der Welt Syrenen=Chor
Entdeckt mir nichts als Klipp' und Stein /
Wo ich / der sie gelibt / itzt mus zu scheitern gehen.
Es kan nicht anders seyn;
Wer Angst mehr libt / als haßt / mus in der Angst vergehen.
Ach falscher Thon / ach laue Brunst /
Ach übel angelegte Kunst!
Erschrick bethörter Geist / ermunter Aug' und Ohr /
Wie schrecklich blizt der feur'ge Himmel!
Wie kracht der Donner Angst=Getümmel!
Ermuntre dich o Hertz / sonst laufst du von dem Thor
Der allzu leichten Eitelkeit
In das verfluchte Schloß / wo keine Musen singen /
Wo unter stätem Leid
Und ew'ger Dienstbarkeit die schweren Fessel klingen.
O harter Thon der Ewigkeit /
Der mir itzt in die Ohren schrey't /
Schmeiß Geig' und Laute weg; Greif Davids Harfen an /
Und stimme sie mit deinen Thränen /
So wird der Seufzer ängstlich sehnen
GOtt wohlgefällig seyn. Thu / was die Feder kan /
Entwirf des höchsten Schöpfers Ruhm /
So wirst du GOttes Geist in deinen Adern fühlen
Und als sein Eigenthum
Das grosse Jubel=Lid mit allen Engeln spilen.
O Jubel=Lid! o Ewigkeit!
O seelig angelegte Zeit!
Johann von Besser (1654–1729)
Diß ist die treue Trösterin
Von allen meinen Kümmernissen,
Wenn die, um die ich traurig bin,
Nichts will von meinem Kummer wissen.
Das Hertz der strengen Ehrengard
Ist leider gegen mich zu hart,
Und giebt nicht Acht auf meine Plagen.
Ihr aber, meine Saiten ihr
Seyd viel mitleidiger mit mir,
Ihr hört zum minsten meine Klagen,
Und wißt, so offt ich euch berühr,
Mein Leiden wieder nachzusagen.
Unbekannter Verfasser
DU hast mich allezeit noch fertig spielen hören,
Und willst dich nicht mein Kind, an meine klagen kehren:
Allein bewundre mich hierüber nicht zu viel,
Wenn ich dich vor mir seh, so krieg ich lust zum spiel.
Johann Beer (1655–1700)
Die Welt ist eine Laute / und wer darauf will spielen /
Wird mehr denn tausend Schock der falschen
[Quinten fühlen.
Johann Friedrich Riederer (1678–1734)
Ein Lautenist bricht viele Seiten /
eh er den Meister kan bedeuten.
Barthold Hinrich Brockes (1680–1747)
Wie oft, wie manchesmal, von Phöbus Gluth
[entglommen,
Vom Dichter=Geist gereizt, hab' ich mir
[vorgenommen,
Belisa, Dein Verdienst und dessen Seltenheit
Dem nimmer satten Zahn der all=verzehrnden Zeit
Durch Schriften zu entziehn, durch Verse zu
[entreissen?
Allein der Wohlstand hat mich immer schweigen
[heissen.
Heut aber reißt dennoch die so geschickte Hand,
Durch ihren Zauber=Klang, des Wohlstands
[sprödes Band
Mit Lust und Recht entzwey. Das gar zu süsse Tönen
Der Laute, die Sie spielt, wird meinen Fehl beschönen;
Wo das gefehlet heisst, zu loben, was man liebt,
Zu lieben eine Frau, die solche Wunder übt.
So bald ihr Ton durchs Ohr uns sanft das Herze
[schläget,
Kocht gleich das Blut und wallt; die Seele wird
[beweget,
Und steigt, Verwundrungs=voll, aus unsrer engen
[Brust,
Auf Leitern der Music, ins Paradis der Lust,
Wo, gleichsam von der Welt Getümmel abgeschieden,
Sie, voller stolzen Ruh, ergetzt, vergnügt, zufrieden,
Von jedem Ton erquickt, entzückt durch jeden
[Schlag,
Aus Furcht, Sie misse was, kaum Athem holen mag.
Den Seiten muß an Klang ein silbern Glöckchen
[weichen;
Kein irdisches Metall kann Ihrer Anmut gleichen;
Dahero, weil Ihr Ton so hell, so rein, so zart;
So scheints, ob ihre Hand auf unsichtbare Art
Ein himmlisch Glocken=Spiel mit güldnen Strickchen
[zöge,
Und ob die schlanke Hand nicht sprünge, sondern
[flöge.
Die Sinne folgen Ihr, die Herzen fliehn und stehn,
Nachdem die Fluchten hoch, schnell oder
[langsam gehn.
Bald singt ein Griff allein, bald rauscht der Töne Menge,
Und macht in Luft und Ohr ein liebliches Gedränge
Von lauter Cirkelchen; bald theilt sie Maaß und Zeit,
In unbeschreiblicher geschwinder Fertigkeit,
Mit Regel=mäßigen unzähligen Manieren.
Oft drohet sie mit Fleiß, den Wohllaut zu verlieren
In einem falschen Ton; doch zeucht die kluge Hand
Aus einem harten Klang und herben Gegen=Stand
Noch süss're Zärtlichkeit. Will Sie aus Hendels Stücken
Mit einem sanften Satz des Hörers Ohr erquicken;
So greift ein jeder Griff ihm so die Sinnen an,
Daß er den Wunder=Ton nicht gnug bewundern
[kann.
Die Saiten weiß ihr Geist so künstlich auszudehnen,
Daß eine süsse Klag', ein fast verliebtes Sehnen,
Aus todten Sehnen bricht. Gefällt ihr dann die Eil;
So gleicht an Schnelligkeit kein Strom, kein Stral,
[kein Pfeil;
Kein Blitz, kein Wirbel=Wind den wohlgemess'nen
[Sprüngen,
Die ihrer raschen Hand niemalen mißgelingen.
Der Töne Menge bricht, gleichwie ein Strom,
[hervor,
Und scheints, man hör' in Ihr den ganzen
[Musen=Chor.
Dieselbe Leidenschaft, so Orpheus eh den Thieren
Bezaubernd eingeprägt, würd' er itzt selber spüren;
Amphion würde gar mehr Stein als seine Stein,
Und kein Delphin hinfort Arions Brücke, seyn,
Wofern sie einmal nur Belisen zugehöret.
Wie aber, wird von mir die Laute nur verehrt?
Was führ' ich vom Clavier und Ihrer Sing=Art an?
Weit mehr, als glaublich ist. Und was? Belisa kann
(Wird durch die Meng' Ihr Ruhm gleich eher klein,
[als grösser)
Das eine ja so gut, das andre fast noch besser.
* *
*
Euch, die ihr Sie gehört, ersuch' ich, tadelt nicht,
Ob hätt' ich Ihren Ruhm nicht hoch genug getrieben!
Ihr andern, falls ihr denkt, hier wäre viel erdicht't;
So hört Sie erst, dann sprecht, ob ich zu viel
[geschrieben!
Christian Friedrich Hunold (1681–1721)
1.
Du süsser Klang beliebter Säyten /
Der meine Laute kostbar macht;
Der mir vor hundert andern Leuten /
So manche Lust zu wege bracht.
Erlaube daß itzt meine Hand /
Die schon so manchem Zeit=Vertreibe
Zu Ehren Müh' hat angewand /
Auch dir ein wahres Lob=Lied schreibe.
2.
Wenn mehr als hundert leere Grillen /
Den bey dem Buch gantz müden Sinn /
Itzund beginnen anzufüllen;
Und ich offtmahls verdrießlich bin:
So weiß ich kein vergnügter Ziel
Dem Kummer und Verdruß zu setzen /
Als nur das süße Lauten=Spiel /
Das mich allein weiß zu ergetzen.
3.
Ich greife was ich will vor Lieder /
Es sey auch auf dem tiefsten Chor /
So gehts mir schon durch alle Glieder /
Und schallt verliebt in meinem Ohr.
Vergnügt wird jedes Schlaf gestöhrt;
Wenn man bey späten Abend Stunden /
Dich auf der Straßen spielen hört /
Und Echo sich mit dir verbunden.
4.
Will einer Doris Augen zwingen /
Die er sonst nicht zu schauen kriegt:
So darf er nur ein Ständgen bringen;
Und spielen / was ihr Ohr vergnügt:
So ist schon alles gleich geschehn:
Das schöne Kind läst hin und wieder
Sich alsdenn bald am Fenster sehn /
Und hört vergnügt auf seine Lieder.
5.
Drum du allein O süsse Laute /
Du bleibst mein süsser Zeit=Vertreib;
Du bist mir meine Hertz=Vertraute /
Wenn andre jetzt ein schönes Weib
Mit ihrem Spiegel fast entzückt.
Du süße Laute bleibst mein Leben /
So lange mich dein Klang beglückt /
So lange werd' ich dich erheben.
Johann Ulrich von König (1688–1744)
[…]
Seladon:
[…] Jetzt wollen wir die Pfeiffen
Abwechselnd zum Gesang ergreiffen.
Hört! wie ich mit geschwollnen Wangen
Bereits den rechten Thon zu suchen angefangen.
Hulderich:
Die alte Leyer weg! die Pfeiffen weg hiervon!
Hier gilt kein bäurischer kein Regel=loser Thon.
Es soll nur Silvius darzu die Laute spielen, (u)
Der so spielt, wann er spielt, daß es die Herzen fühlen.
Er ist an Aendrungen ganz unerschöpflich reich,
Und sich in seiner Kunst nur einzig selber gleich.
Wann er nachläßig seine Saiten
Mit leichter Hand nur obenhin berührt,
Und, nach unzähligen Annehmlichkeiten
Alsdenn verstärkt durch ein hellklingend streiten,
Den Wohllaut und die Kunst in solchen Lustkampf
[führt,
Daß selbst sein thönend Holz davon sich muß
[erschüttern,
So bebt das Herz vor Lust, wie seine Saiten zittern.
Wann aber denn der Thon ersterbend sich verliehrt,
Er auch, durch klägliche verliebte Schmeicheleyen,
Durch immer wechslende stets fremde Zaubereyen,
Durch manchen falschen Gang des Hörers Ohr betrügt,
Und selbst durch den Betrug noch künstlicher vergnügt,
Bald seufzend bebt, bald schwebend stille liegt;
Und oft den Klang erst schärft, indem er scheint zu
[schweigen,
So hält man bey sich selbst den Athem ängstlich an,
Damit den Ohren ja kein Thon entwischen kan.
Oft überrascht er uns durch unverhofften Fall,
Oft überfällt er uns durch wunderschnelles Steigen,
Antwortet oft sich selbst mit nachgeahmtem Schall,
Und macht durch sanftern Griff den schönsten
[Wiederhall.
Will aber er den Klang verdoppeln und vermehren,
So weiß, wie ihm geschieht, der Hörer nicht:
So mißtraut man selbst dem Gesicht,
Und glaubt hier mehr als einem zuzuhören.
Kurz: Zwischen Lust, Verwunderung und Ruh,
Vergißt man sich, und hört ihm zu.
So sagte Hulderich, und von den andern beyden
Sprach jeder: ja! und brach sein Rohr entzwey mit
[Freuden.
Weg! rieffen sie: mit Pfeiffen und mit Rohr,
Nur Silvius spielt recht für ein so zartes Ohr.
Wohlan! fuhr jener fort, auf nun! Elban,
Du fängst das Lied am ersten an,
Dir folget Seladon, ich ihm, zum Unterschied:
Drauf sangen alle drey, wie folgt, diß
Wiegen=Lied: […]
(u) [Anm. im Original:] Silvius ist der Taufnahme des Königl. Cammer=Musici und berühmten Lautenisten, Mons. Weisens [= Silvius Leopold Weiß (1686–1750)].
Johann Valentin Pietsch (1690–1733)
BEtaubte Muse komm! verlaß das rauhe Feld,
wo Mars, der wilde Mars, die laute Wohnung hält;
was will dein matter Mund den rothen Sieg besingen?
wird wohl dein leiser Ton der Waffen Schall bezwingen?
das donnernde Metall dämpft deinen Lob=Gesang,
der Feld=Trompeten weicht der Flöten sanffter Klang,
der Flöten, welche dir dein Phöbus anvertrauet,
und mit geweyhter Hand von Lorbern aufgebauet.
Komm, meine Muse komm! verlaß den stoltzen Wahn,
dein Schall erfüllet nicht die weite Helden=Bahn.
Beschreibe doch vielmehr der Pierinnen Kriege,
die Krafft der Wissenschafft, der Künstler stille Siege;
komm und verehre nur des Tauschers kluge Hand,
die unsrer Künstler Schaar den alten Ruhm entwandt.
Der Pregel ließ unlängst die reinen Silber=Quellen,
von Eyfer angereitzt, aus seinen Schrancken schwellen,
denn Tauschers Laute zog die strenge Weichsel nach,
die durch des Pregels Thor mit wilden Rauschen brach.
Der Pregel widerstund und wollte nur allein
durch seinen Wunder=Klang vergnügt gerühret seyn.
Die zarte Nymphen=Schaar hat ihn schon längst geehret,
sie haben seinen Ruhm, eh' als sein Spiel, gehöret,
sein Name schallet noch in Feldern, Wald und Klufft,
sein Finger rührt das Spiel, sein Spiel bewegt die Lufft,
die Lufft bewegt das Ohr, das Ohr bewegt die Sinnen,
die Bäume regen sich, der Sitz der Pierinnen,
der ewig grüne Berg, rührt sein entzücktes Haupt,
Castallis Brunn erstarrt, so daß man heute glaubt,
was man als Fabeln sonst von Thracien gelesen;
dein Ruhm, mein Tauscher, kan durch keine Zeit verwesen,
dein ungemeines Lob kennt kein gemeines Ziel,
selbst Phöbus tauscht mit dir sein süsses Säiten=Spiel.
Wo du die Laute schlägst, zerschlägst du die Beschwerden,
das Kummer=Band zerspringt, die kalten Flüsse werden
von Eyfersucht erhitzt und sind dem Pregel feind,
die Tyber ist erzürnt, die trübe Temse weint,
die Seine läßt den Schaum an beyden Lippen kleben,
warum? der Pregel will sich über sie erheben,
weil dein berühmter Ton ihr Ufer lustig macht.
Es jauchst der Schäffer Chor, der bleiche Tyrsis lacht
bey seiner Liebes=Pein. Die Doris hat das Essen
und ihren Seladon bey deinem Spiel vergessen.
Kein Schlaf schließt Sylvien die muntern Augen zu,
du öffnest das Gehör, Amynthe flieht die Ruh,
und läßt durch deinen Klang sich aus dem Lager rücken,
es kan dein Spiel ihr Hertz mehr als der Schlaf erquicken.
Dieß werther Tauscher dieß, und noch weit mehr geschieh't,
nachdem dich unser Berg, o grosser Meister! sieht.
Kommt, die ihr unverschämt der Künstler Namen stehlet,
die Säiten und zugleich die zarten Ohren quälet,
lernt was aus Billigkeit ein Künstler wissen muß;
ihr spielt nur euch zur Lust, und andern zum Verdruß,
lernt wie ihr eure Kunst müßt mit Vernunfft verbinden,
sonst kan man mehr Verstand in euren Fingern finden,
als eu'r Gehirn beseelt. Schaut dieses Muster an
und sucht ob sich eu'r Fleiß ihm ähnlich machen kan.
Ich weiß es kan mein Lob nicht seinen Würden gleichen,
mein unbekannter Ton muß seiner Laute weichen,
ihr Musen zürnet nicht, daß ich so krafftloß bin,
ich werffe für Verdruß die rauhe Flöte hin,
hier ist mein festes Ziel, ich will nicht weiter singen,
wenn meine Reime nicht wie Tauschers Säiten klingen.
Johann Christian Günther (1695–1723)
Auf Mons. B - - Jur. Stud.
einen guten Lautenisten,
als er in einer Compagnie Virtuosen war.
DIß, was dein Witz gesetzt und deine Laute spielt,
Verdient, daß dessen Lob auch Völcker nach uns lesen;
Denn wäre nur die Weißheit hier gewesen,
Sie hätte bey der Finger Lust
In ihrer nie bewegten Brust
Die Herrschafft des Affects gefühlt.
Daniel Stoppe (1697–1747)
Was ist das Lauten=Spiel? Ein ungezognes Kind,
An dem man Tag vor Tag etwas zu ändern findt.
Anna Louisa Karsch (1722–1791)
Sapho.
Verschmähte Laute brich in Stücken!
Wer soll dich hören? Thyrsis fleucht,
Willst du den kalten Mond entzücken?
Der seinem Herzen gleicht!
Die Laute.
Ich will nur deinen Kummer spielen,
Vielleicht wird, in dem kalten Mond,
Ein Dichter deine Klagen fühlen,
Denn er ist auch bewohnt.
Sapho.
Dem Mond ist seine Nacht getreuer,
Und Venus ist in ihn verliebt,
Ob gleich ihm ein geborgtes Feuer
Nur seine Schönheit giebt.
Die Laute.
Doch Thyrsis Herz scheint acht zu geben,
So oft du in die Hand mich nimmst:
Und jedes Lied hat Geist und Leben,
Das du für ihn bestimmst.
Sapho.
Muß er, verliebt in deine Lieder,
Dich loben, und von mir entfliehn?
Er spottet meiner, spott' ihm wieder,
Dein Thon sey mehr für ihn!
Die Laute.
Du weißt doch, wenn ich neu bespannet
Für andre Hörer tönen will,
Dann wird der Geist aus mir verbannet,
Und traurig bin ich still.
Sapho.
Das weiß ich, aber, ihm zum Trutze,
Befehl' ich dir das Schweigen an,
Thu unter meines Stolzes Schutze,
Groß, wie ein reicher Mann!
Die Laute.
Wie aber, wenn ich ihn gewänne,
Den Thyrsis nicht, den Dichter Gleim!
Zuweilen läßt's, als ob er sänne,
Er liebt wohl insgeheim!
Sapho.
Wie schön willst du mich da betrügen!
Soll ich es glauben Laute? Nein!
Bleib hier an meinem Herzen liegen,
Schiedsrichter soll es seyn!
Die Laute.
Nun wird das Urteil gut gesprochen,
Dein Herz, der erste Richter, ist
Schon lange Zeit für den bestochen,
Auf den du böse bist!
Sapho.
Er kommt! – Wie wird mir! auf, und spiele
Du Laute! Sey wie ich entzückt!
O, sag' ihm alles, was ich fühle,
Seitdem ich ihn erblickt!
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