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Die Wiesen

Als Wiesen bezeichnet man Grünland, welches mindestens einmal pro Jahr gemäht wird. Diese Mahd dient der Gewinnung von Futter oder Einstreu. Durch diesen Eingriff unterscheiden sich Wiesen erheblich von Weiden, welche ursprünglich nie gemäht, sondern ausschließlich beweidet wurden.

In der natürlichen Landschaft Mitteleuropas sind Wiesen demnach künstliche und vom Menschen geschaffene Ökosysteme. Dennoch nehmen sie eine ganz besondere Rolle ein. Durch die regelmäßige, aber reduzierte Mahd, welche in aller Regel nur ein- bis zweimal pro Jahr durchgeführt wurde, konnten sich auf diesen Flächen sehr vielfältige Pflanzengesellschaften entwickeln. Diese Entwicklung, die über viele Jahrhunderte in Mitteleuropa stattfand, führte zu den artenreichen Blumenwiesen und zu der damit einhergehenden Insektenvielfalt. Heu und Streu waren demnach die Treiber für eine sehr artenreiche Landschaft.

Die Intensivierung der Mahd, die Düngung der Wiesen und die Einführung der Silage führten dazu, dass die Vielfalt der Pflanzen und Tiere drastisch zurückging. Wiesen sind ein stabiles System und entwickeln sich über die Jahre zu artenreichen Beständen. Die Änderung in der Pflege in den letzten Jahren führte zur Verarmung der Blumen- und Kräuterzusammensetzung und schuf eine Menge von Problemen. Die häufige Befahrung durch viel zu schweres Gerät verdichtet die Böden und sorgt für Hochwasser. Die starke Düngung mit Gülle belastet das Wasser mit Nitrat, Chemikalien und Keimen und somit die Gesundheit von Menschen, aber auch von Tieren. Die schnelle und effiziente Mahd und Aufbereitung tötet nahezu alle Insekten und Wiesenvögel, vergleichbar wie bei der Überfischung der Meere.


Die Steinmauern zeigen, dass die Feldeinfriedungen Europas vielfältig, ökologisch und wertvoll sind.

Viele globale Probleme könnten gelöst werden, wenn die klassische Heuwirtschaft – zwei Schnitte pro Jahr – und die nachhaltige Pflege der Streuwiesen – ein Schnitt pro Jahr – kombiniert mit extensiven Weidelandschaften wieder zur Regel gemacht würde. Die Haltung von Kleinvieh hilft dabei.

Nach der zweimaligen Mahd konnten die Wiesen im Herbst und Winter nachbeweidet werden. Dadurch bekamen diese Flächen eine einmalige und gut dosierte Düngung. Außerdem brachten die Tiere durch Fell und Kot Samen auf die Flächen und erhielten so die Pflanzenvielfalt – oder bereicherten diese. Die Nachbeweidung umfasste alle Wiesen, aber auch die Stoppelfelder und die abgeernteten Feldfruchtäcker. Die Mischung der Weidetiere sorgte dafür, dass verschiedener Mist aufgebracht wurde und dass die Nutzung der Pflanzenreste und der möglicherweise aufgetretenen Schädlinge effizient war. Während Schafe und Rinder vorwiegend den Aufwuchs verwerteten, nutzten Schweine zusätzlich tiefer liegende Energiequellen, wie Wurzeln oder bodenlebende Insektenlarven.


Ziegen und Schafe ergänzen sich bei der Beweidung. Schafe bevorzugen Gräser und Kräuter. Ziegen reduzieren die Verbuschung.


Dem Zeitgeist des übertriebenen Ordnungssinns und der wirtschaftlichen Optimierung erlegen, traut sich die Mehrheit der Menschen immer noch nicht, ihren Rasen in eine artenreiche Wiese zu verwandeln. Solch blühende Wiesen, wie die Bilder zeigen, könnten auch in Ihrem Garten und auf Ihrem Grünland blühen. Wenn Sie zudem Teile der Wiese ungemäht über den Winter stehen lassen, dann können große Mengen von Insektenarten unterschiedlicher Entwicklungsstadien überwintern und das biologische Gleichgewicht und die ökologischen Funktionen im Frühjahr aufrecht erhalten.

Die Weiden

Oft wird der Begriff Weide recht statisch gesehen. Das mag zum einen an den rechtlichen Regelungen der Förderungspolitik liegen oder an dem durch den gestiegenen Wohlstand veränderten Anspruch an Fläche. Beides ist für die Beweidung von großem Nachteil. Fassen wir nämlich zusammen, was die eigentlichen Weiden für Kleinvieh sind, so ergibt sich plötzlich ein Bild einer Landschaft, in dem viele Probleme neu geordnet werden müssen oder gar nicht erst entstehen.

Weiden sind Grünland, welches beweidet wird und somit anderen Anforderungen entspricht als Wiesen, welche gemäht werden. Wege, Grabenränder, Ufer, Triften, Böschungen, Säume, Geflügelausläufe, Obstgärten, Waldschneisen, „Unland“, abgeerntete Stoppel- und Hackfruchtfelder sind Weiden. Zählt man diese Flächen zusammen, so ergeben sich in den Städten und Gemeinden riesige Flächen, die nicht in Konkurrenz zum Ackerland oder zu Wiesen stehen. Es muss in unserer Landschaft wieder selbstverständlich werden, dass man diese Bereiche beweidet. Ein wichtiger Gedanke für eine Beweidung der gesamten Landschaft ist das Einführen bzw. Wiedereinführen von „Weidedienstleistern“ oder Gemeindehirten.

Setzt man diese Definition und diesen Umfang des zu beweidenden Landes in den Kontext mit den allgegenwärtigen Begriffen des Bienen- und Insektensterbens und des Verlusts der biologischen Vielfalt, so ergibt sich in der Beweidung ein interessantes Lösungsmodell. Derzeit wird die Pflege dieser Randstrukturen aus Kosten- und Effizienzgründen meist durch ein flächendeckendes Mulchen gelöst. Mulchen von Grünland wiederum schadet der Blütenvielfalt und den Insekten erheblich, eine Lösung ist die Beweidung. Es ist daher unsere gesellschaftliche Pflicht, dass wir die Beweidung wieder neu denken und gerade diese kleinen unscheinbaren Flächen wieder besser nutzen. Sei es beim Viehtrieb, durch die Triebbeweidung oder durch ein gezieltes Einhagen. In jedem Fall muss dieses Neudenken sowohl von den Tierhaltern als auch von den Ordnungsbehörden und den Anwohnern neu geregelt werden, wenn wir langfristig und effizient Landschaftspflege betreiben möchten.


Ein Esel frisst auf einer schwer zu bewirtschaftenden Weide. Kleinviehhalter sind in der Lage, fast alle Landschaftstypen nachhaltig und wertvoll zu pflegen. Sie sind Dienstleister und wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft. Von der düngenden Nachbeweidung eines Stoppelfeldes oder Beets bis zum Steilhang: Kleinviehhalter werten alles auf.


Kreislaufwirtschaft und Upcycling. Die Beweidung des Gründüngers nach dem Abernten des Getreides stimuliert den Wuchs der Leguminosen und regt die Stickstoffbindung im Boden an. Die Kühe und die munter schnatternden Gänse veredeln dieses Pflanzenmaterial in delikater Weise. Eine Win-Win-Situation, die einen ganzheitlichen Bauernhof mit geringer Spezialisierung fordert.

Beweidung fördert die biologische Vielfalt und trägt aktiv zum Klimaschutz bei. Voraussetzung für die Erfüllung dieser Funktionen ist die extensive Beweidung ohne Zufütterung. Durch den angepassten Besatz und die Verwertung von Nährstoffen durch die Tiere werden die Weiden artenreich und vital. Die Stickstoffzufuhr durch den Niederschlag ist derzeit hoch genug, damit die Flächen wüchsig bleiben. Zur Pflege einer extensiven Weidelandschaft gehört dazu, dass die Flächen nicht befahren, nachgemäht oder egalisiert werden. Dadurch entsteht eine dreidimensionale Vielfalt, die durch Hochstauden, Sträucher und Bäume, aber auch durch langjährige Ameisenhaufen einen erheblichen Wert für die Artenvielfalt und die ökologische Funktion hat.

Die Tiere pflegen die Weiden, indem sie Dünger und Samen verteilen. Sie sparen Energie und sorgen für gesunde, regionale Lebensmittel. Aber natürliche Tierhaltung erfordert Wissen, Können und Liebe. Die Regionalität, die Rassen, das Individuum und auch die Natürlichkeit des Umfelds stiften den Unterschied zum eintönigen Massenauftreten auf der Weide.

Haustiere sind domestizierte Wildtiere. Durch diese artenreiche Kleingruppenhaltung auf der Weide wird dem Insektensterben entgegengewirkt. Denn das Insektensterben ist real. Es geht nicht nur um das Hundekottütchen und den Flüssigmist des Massentierhalters; wir sind längst eine Stufe weiter. Das Bienensterben ist in aller Munde – das Sterben und Fehlen der Zersetzer, der Destruenten, merkt kaum jemand. Der flüssige Mist der Massentierhaltung versickert unzersetzt und gelangt dadurch zu schnell ins Grundwasser. Und zugleich zeigt er, dass die Bauernhoftiere nicht auf Stroh liegen dürfen. Anders bei den Kleinviehhaltern.

Unterstand auf der Weide

Zum Schutz vor den unterschiedlichen Witterungen empfiehlt es sich, einen einfachen Unterstand auf der Wiese zu installieren. Dies lohnt sich freilich nur auf langfristigen Dauerweiden. Je nach Bauart kann dieser Unterschied verschiedene Funktionen erfüllen. Grundlegend ist jedoch die Einfachheit der Bauart.

Ein einfacher Unterstand aus Rundhölzern. Herunterhängende und büschelweise angebrachte Reisigbesen erlauben es den Tieren, sich von Fliegen und anderen Lästlingen zu befreien. Diese Einrichtung hat gegenüber Kunststoffbesen den Vorteil, dass kein Mikroplastik ins Erdreich und somit in unseren Nahrungskreislauf gelangt.


Unterstand für Weidetiere. Durch die Schräge kann das Dach für Ziegen als Kletterfläche benutzt werden.

Durch das Einbauen einer erdnahen Dachschräge kann der Unterstand als Klettergerüst für Ziegen benutzt werden. Optimal ist die Verwendung eines Gründachs. Dadurch wird die Dachhaut geschont und Weidefläche bleibt trotz Bebauung erhalten. Die Statik muss bei einer Schichtdicke von 30 cm mindestens 300 kg pro Quadratmeter aushalten.

INFO! Weideregeln

Wege, Grabenränder, Ufer, Triften, Böschungen, Säume, Geflügelausläufe, Obstgärten, Waldschneisen, „Unland“, abgeerntete Stoppel- und Hackfruchtfelder sind Weiden.

Besitzverhältnisse klären und Betretungsberechtigung einholen.

Den Übergang von der Stallhaltung zur Beweidung allmählich durchführen.

Wasser und Minerallecksteine vorhalten.

Tiere ruhig fressen lassen und nicht unnötig stören.

Verschmutztes Weidefutter meiden.

Sonnenschutz und Regenunterstand anbieten.

Stoppelweiden mit Bedacht nutzen.

Blähendes Futter, frischer Klee, Rübenblätter vermeiden und ggf. Raufutter, Heu und Stroh zufüttern.

Bei „intensiver Weidehaltung“: kurze Besatzzeiten und lange Ruhezeiten

Bei „extensiver Weidehaltung“: Dauerweide mit geringer Dichte (1–2 GVE pro ha in gemischter Beweidung)

Moderne Grassorten können durch Endophyten zu Problemen beim Weidevieh führen.


Der Zauber, der Reiz und die Funktionalität einfacher Unterstände, aus regionalen Hölzern konstruiert und erbaut.

Die Zäune

Zäune und Feldeinfriedungen sind vielfältig. In der Anfangsphase der bäuerlichen Lebensweise war die Strategie, Feldeinfriedungen und Zäune zu errichten, komplett anders als heute. So wurden aus Kosten- und Effizienzgründen nur die Pferche und Koppeln eingefriedet, um das Vieh nachts zu schützen. Des Weiteren umfriedete man Felder und Äcker mit Lesesteinen oder Hecken und schuf so unbewusst die sehr artenreichen Wallhecken, Knicks und Lesesteinwälle. Man schützte somit das Vieh vor nächtlichen Angriffen und die Feldfrüchte vor Übergriffen durch Tiere.

Das Vieh stand im Mittelpunkt. Man war entweder selbst Hirte oder hatte Hirten. Hirten waren Teil der Familien oder die Gemeinde stellte einen Gemeindehirten. Da das Vieh der wertvollste Besitz war, war die Arbeit als Hirte oder die Beschäftigung von Hirten selbstverständlich. Eine Umfriedung aller Weiden, die zum Teil als Allmende der Gemeinschaft gehörten und sich über weite Flächen erstreckten, war finanziell und politisch nicht vorstellbar. Erst die soziale Verteuerung des Lebens und die günstige Herstellung von Stacheldraht machten Weidelandschaften unrentabel. Eine Katastrophe für die biologische Vielfalt und den Klimaschutz. Nun wurden Weiden eingezäunt und Felder blieben uneingefriedet. Jagdpächter vertrieben recht schnell die letzten Haustierherden aus dem Wald und nahmen den Fraßdruck von den Feldern.


Zäune können intelligent angelegt werden und so passiv darüber entscheiden, wer durchgelassen wird.

Die Entwicklung war auf verschiedenen Ebenen problematisch für die Umwelt. Der Verlust von Wallhecken, Hecken und Mauern entstrukturierte die Landschaft und reduzierte die Vielfalt. Der Strukturverlust ging auf Kosten der Tier- und Pflanzenvielfalt. Erosion durch Wind und Wasser bedrohte die Felder und die Verstecke von Vögeln, Insekten und Niederwild gingen verloren.

Der Stacheldraht schuf zunächst noch Lebensraum für Wildpflanzen und Insekten, da entlang dieser Strukturen der Fraßdruck geringer war und auch nur schlecht gemäht werden konnte. Bewachsene Stacheldrahtzäune rund um die Weiden schufen ein kilometerlanges Blütennetz durch ganz Deutschland. Das endete abrupt mit der Einführung des Elektrozauns: Dieser muss zum Erhalt der Funktion ausgemäht werden. Viele Kilometer Lebensraum gingen so schon verloren, als die Tiere noch auf den Weiden waren.


Ob man für die Herstellung der Materialien eines Zauns eine Fabrik, ein Sägewerk oder einfach nur die Ruten einer intakten Hecke braucht, entscheidet sich von Fall zu Fall. Ein bunter Katalog voller Sonderangebote sollte einem das Denken nicht abnehmen.


Feldeinfriedungen sind vielfältig. In Europa gibt es Hunderte verschiedene Typen. Von der viehsicheren Hecke über verschiedene Steinmauern und Erdwälle bis zur nahezu grenzenlosen Vielfalt regionaler Holzzäune. Es lohnt sich die Beschäftigung mit den Feldeinfriedungen Europas, um zu sehen, dass Weiden auch sehr schön aussehen können und dass die Pflege von Hecken plötzlich eine für das Vieh nützliche Aufgabe wird, die den Zweck der Weideeinfriedung erfüllt.

Ob man nun einen Holzzaun wählt oder sich mit einem Drahtzaun beschäftigt – der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Mit Sicherheit ist ein Elektrozaun mit mobilen Pfählen und Solarplatte schnell aufgebaut. Dennoch sollten gerade bei langfristigen Weiden auch schöne und nachhaltige Zäune gebaut werden. Hierzu gibt es eine Vielzahl von Anregungen und Modellen. Eine Elektrolitze ist dennoch sehr praktisch und hat in manchen Bereichen große Vorzüge.

Die Höhe des Zauns richtet sich nach der Tierart. Niemals sollte man die Sprungkraft eines Schafs oder gar einer Ziege unterschätzen. Auch die Kraft und das Geschick eines Esels oder Schweins ist unvorstellbar. Kaninchen graben flink und Hühner können oft erstaunlich gut fliegen. Als Teilzeittierhalter müssen wir uns immer wieder vor Augen führen, dass der Tag dieser Tiere auch 24 Stunden hat. In dieser Zeit bleibt genug Energie und Kraft für die Tiere, sich ausgiebig mit den Einfriedungen zu beschäftigen, um sich weiteres Weideland zu erschließen. Drücken und Schieben sind beständige Kräfte, die jeden Zaun irgendwann knacken. Esel zeigen außerdem großes Geschick beim Bearbeiten von Riegeln und Schiebern. Hier wirkt der Elektrozaun durch seine psychologische Wirkung Wunder. Dennoch ist die regelmäßige, strenge Kontrolle der Zäune ein Muss.

Während bei den meisten Tieren ein solider Zaun als Weideeingrenzung genügt, ist für die Freifläche um den Stall eine stabilere und langfristigere Lösung sinnvoll. Bei Schweinen gilt vielerorts zur Verhinderung des Kontakts mit Wildschweinen eine doppelte Zaunpflicht. Hier muss parallel zum Weidezaun ein weiterer Zaun gezogen werden, der den Tierkontakt vermeidet.

Nicht vergessen darf man, dass man nicht nur das Ausbrechen der Tiere oder den ungewünschten Kontakt mit den Wildformen verhindern, sondern auch das Eindringen von „Raubtieren“ oder Menschen regulieren möchte. Somit ist je nach Lage der Koppel oder des Geheges auch ein intensiver Schutz gegen ungewollten menschlichen Kontakt sinnvoll.

Das Aufkommen des Wolfs versetzt nun auch die Säugetierhalter wieder in die Situation, aus der Geflügelhalter nie herauskamen: die Hege und Pflege der Tiere durch nächtliche Sicherung.

Zäune sind vielfältig und können zudem schön und sinnvoll sein. Es lohnen sich eine Recherche und etwas handwerkliche Zuneigung zum Zaunbau, wobei regionale Zäune bevorzugt werden sollten.

DIE FELDER

Zur effizienten und kostengünstigen Kleinviehhaltung empfiehlt es sich, möglichst viele Futtermittel selbst anzubauen. Dadurch reduzieren sich die Kosten erheblich. Es gibt kaum Grenzen des Anbaus und die vollständige Ernährung der Tiere kann durchaus gelingen. Wenn der Platz nicht ausreicht, so sollte zumindest das Heu für Kaninchen oder den alltäglichen Bedarf als Nesteinlage in fast jedem Garten produziert werden können. So spart man sich das Rasenmähen und fördert nebenbei artenreiche Blumenwiesen. Auch das Anbauen von vielen Zucchini- oder Kürbispflanzen ist ein großer Beitrag zur Tierfütterung. Riesenzucchinis werden geraspelt und können so die Hühnerschar satt machen.


Kartoffellegen ist eine Einzelarbeit, die sich lohnt. Man legt die Kartoffeln in Abständen auf den Mist und drückt sie an. Ein Wohl- und Glücksgefühl überkommt einen nach getaner Arbeit – beim Legen und späteren Ernten.

NUTZUNG DER PRODUKTE

DER STREICHELZOO

Der Streichelzoo ist ein Ort, an dem Tiere gehalten werden, damit Sie von Kindern (seltener von Erwachsenen) durch Anfüttern dazu gebracht werden, sich anfassen zu lassen. Diese wohl etwas zugespitzte Beschreibung zeigt eine Haltungsform, welche sicherlich nur ein eingeschränktes Potential hat. Die Zielgruppe von Streichelzoos ist recht eingeschränkt und die meist überfetteten Tiere erfüllen nicht die Anforderungen einer tiergerechten Haltung und nachhaltigen Nutzung. Streichelzoos bringen zwar die entfremdeten Kinder näher an Tiere, allerdings auf einem fragwürdigen Weg. Wie schafft der didaktische Anspruch, den Spagat von der „lächelnden“ Ziege zur Billigbockwurst auf der Picknickbank neben dem Gehege?

UMWELTBILDUNG UND PÄDAGOGIK

Da das Streicheln von Tieren keiner vollumfänglichen Annäherung mit den Lebewesen und deren Haltungsgründen entspricht, ist die Aufgabe der Vermittlung von Wertschätzung der Kleinviehhaltung sicherlich ein wichtiger Bestandteil der Umweltbildung. Das Verständnis von Nahrungskreisläufen und der Lebensläufe der einzelnen Tiere schafft ein solides Wissen über die Entstehung unserer Nahrung.

Auch hier ist die reine Fokussierung auf die Erzeugung von Nahrung unzureichend. Denn die Vermittlung der Schlachtung schafft immer großen Gesprächsbedarf und es wird oft so enden, dass man selbst zwar nicht schlachten möchte, jedoch fertige Würstchen und Braten sehr gerne isst. Wenn die Umweltbildung eindimensional bleibt und nur dem Zweck folgt, dass aus einem Küken später Frikassee wird, dann ist das sicherlich einer der wichtigsten zentralen Gedanken der Tierhaltung, bildet aber keinesfalls ein stabiles Gerüst der Umweltbildung.


Die Zuneigung für ihre Tiere dürfen junge und alte Menschen gleichermaßen zeigen. Sie zeugt von Empathie und Respekt.

Die Heranführung an Tiere zeigt den Kreislauf des Lebens, aber auch die Einbettung in Systeme: von der Natur, der biologischen Vielfalt, bis hin zum Verantwortungsbewusstsein und zu langfristigen Tier-Mensch-Beziehungen. Durch die gemeinschaftliche Haltung wird auch das Miteinander geregelt, denn ohne strenge Vorschriften und Verlässlichkeit ist das Tierwohl schnell in Gefahr.

Neben dem Erlernen der Tierbiografien ist auch für den Menschen einiges Positives dabei. Aspekte aus der Gesundheitsförderung und tiergestützten Therapie werden ganz schnell unbewusst aufgegriffen. Schon das Beobachten einer Hühnerschar oder das Streicheln von Kaninchen fördert in großem Maße die positiven Wirkungen auf die Menschen. In allen Bereichen nützt das selbstverständliche Vorhandensein von Tieren. Regelhaftigkeiten werden geschult. Respekt für und vor den tierischen Mitbewohnern. Verantwortungsbewusstsein und das Gefühl der Wichtigkeit gehen mit der Tierhaltung einher. Aber selbst die stillen Dinge dürfen nicht vergessen werden. Eine Sitzbank in der Nähe des Geheges oder sogar auf der Weide sorgt für eine große Nähe zu den Tieren. Schafe und Hühner hören sich jedes Gespräch an und auch Schweine kennen kein Verplappern, wenn man ihnen von Sorgen und Freuden des Lebens berichtet.


Die frühkindliche Prägung bleibt lange erhalten. In blauer Latzhose nähert sich einer der Autoren hier erstmals den Hühnern an, während der andere Autor ihn dabei fotografiert.

TIERGESTÜTZTE THERAPIE

Viel zu selten werden die heimischen Nutztiere, und vor allem das Kleinvieh, in der tiergestützten Therapie eingesetzt. Während Delfine und Pferde die Vorstellung dieser Therapieform prägen, scheinen die kleineren Nutztiere nicht beachtet zu werden. Dabei sind die Vorteile kleiner Nutztiere ganz erheblich. Auf einem Biolandbauernhof, auf welchem Menschen mit geistiger Behinderung arbeiten, spielen Lamas eine ganz besondere Rolle. Diese Tiere haben ihren Kopf auf Augenhöhe der Menschen und schauen nicht wie die Pferde neutral und scheinbar abwesend zur Seite, sondern sind im Leben mancher Menschen die ersten Bezugspersonen, die den direkten Augenkontakt suchen und ihn auch ertragen. Es ist für diese Menschen Gold wert, dass die Lamas nicht die gleichen Unterscheidungen machen wie wir Menschen. Es ist ihnen schlicht egal, ob der Pfleger sabbert oder ein wenig schief schaut. Was den Besuchern und Fremden entweder die Scheu ins Gesicht treibt oder zu einem unverminderten Abwenden führt, kompensieren die Lamas damit, dass sie einfach auch hin und wieder sabbern. Augenhöhe und standhafter Blickkontakt zeichnen Lamas aus. Eine wunderbare Eigenschaft für Therapietiere.

Schafe, Ziegen, Schweine, aber auch Hühner und Gänse haben jeweils hervorragende Eigenschaften, um in der tiergestützten Therapie genutzt zu werden. Die tiergestützte Therapie ist ein vielfältiges Feld. Die Ziele sind so unterschiedlich, wie das Angebot und die Nachfrage. Von der reinen Aktivität mit Tieren bis hin zu einem zielorientierten Ansatz ist alles möglich. Es kommt auf die Qualifikation des Anbieters und die Bedürfnisse des Patienten an.


Hahn und Lämmchen auf dem Strohbett. Ein vorzüglich eingestreuter Platz. Für das Wohl der Tiere ist gesorgt.

Schweine lassen sich durch ihr großes Bedürfnis am „Suchen“ und „Wühlen“ gut begleiten und letztendlich gezielt motivieren – was den Klienten ebenfalls motiviert. Schafe sind passiv und nicht fordernd und bieten so Wärme und haptische Erlebnisse. Hühner sind neugierig und lassen sich gut anfüttern, wobei das Aufschlagen der Flügel und der Fluchtreflex große Ruhe und Beharrlichkeit bei den Patienten fordern. Der Schnabel schult Vorsicht und Mut und die Zerbrechlichkeit eines Kükens die Zärtlichkeit. Esel erfordern Aufmerksamkeit und Respekt und sind zugleich starke Partner. Neben den einzelnen Tierarten spielen auch die generellen Erfahrungen im Hofumfeld eine große Rolle: Vom Füttern über das Misten bis hin zum Einrichten eines neuen Freigeheges mit gemeinsamem Umzug der Tiere.

Patentrezepte zur Nutzung von Kleinvieh in der Therapie gibt es nicht. Eine menschennahe Aufzucht ist nötig, da die Tiere sonst scheu sind. Tiere sind keine Menschen und verhalten sich anders, das heißt, eine Vermenschlichung kann zu Unfällen führen und setzt geschultes Personal voraus. Beachtet man alle möglichen Aspekte einer Tier-Mensch-Therapiebeziehung so können sehr wertvolle Erfahrungen und Bindungen entstehen.

DER HERD IST DAS ZIEL: MILCH, FLEISCH, EIER

Zierpflanzen und Nutzpflanzen sind die groben Unterscheidungsmerkmale im Gartenbau. Bei Tieren ist das recht ähnlich. Dennoch gibt es von den wenigsten Arten reine „Zierrassen“. Zierrassen sind Tierrassen, die vor allem auf optische Merkmale gezüchtet wurden. Der weit größere Teil und eben auch die Zierrassen enden irgendwann auf dem Teller. So ist jedenfalls der ursprüngliche Ansatz.

Durch das Halten von Tieren wird die „ökologische Nische“ oder das Nahrungsspektrum des Menschen erweitert. Nahrungsressourcen werden durch die Tiere für den Menschen zugänglich, die ihm sonst verschlossen bleiben. So wandelt ein Karpfen algiges und nährstoffreiches Wasser in Speisefisch um. Ein Pferd, eine Ziege, ein Schaf verwandeln Gras in Kraft, Fleisch, Pelz, Leder und Milch. Schweine und Hühner veredeln Speisereste, ungenießbare Knollen und kleine Samen in Fleisch und Eier.

Dieser Schritt der Veredelung von für den Menschen Unnutzbarem ist die einzigartige Chance der Tierhaltung. Es ist zugleich auch das stärkste Argument gegen die Veganisierung der Ernährung, die industriell und künstlich ist. Die klimagerechte Bewirtschaftung des Grünlands (Weiden und Wiesen) und der Wälder, die Aufwertung von Ungenießbarem und die Nutzung nachhaltiger Kreisläufe sind unverzichtbare Bestandteile einer klimaschützenden und biodiversitätsfördernden Ernährung. Somit ist der Herd ein nachhaltiges Ziel der Kleinviehhaltung.


Zwei Blickwinkel prägen unsere Beziehung zum Kleinvieh. Optisch bereichert es jeden Blick aufs Land. Auch ein kulinarischer Blick lohnt sich: Ein duftender Gänsebraten, frischer Schafskäse und ein feines Schnitzel erfreuen Leib und Seele.


Die Isolationswirkung von Wolle zeigt der Schnee, der auf dem lebenden Schaf liegen bleibt.

TIERISCHE „NONFOOD“-PRODUKTE

Tierische Nonfood-Produkte können unterschiedlich und regional sehr vielfältig sein. Die Federn des Geflügels und die Knochen der Tiere sind sicherlich Bestandteile einer vollumfänglichen Nutzung, werden aber nicht regelmäßig und wenn, dann regional sehr unterschiedlich genutzt.

Die Wolle und das Fell bilden volumenmäßig sicherlich die Hauptmenge der zyklisch anfallenden und zu verwertenden Produkte. Vom Kaschmirpullover bis zum Wolldünger – die Wertschätzung für diese natürliche Hightechfaser variiert global sehr stark.

Auch Felle und Leder können die Vielfalt der Nutzungstypen noch bereichern. Leider haben es Naturfasern und Felle in letzter Zeit schwer. Dabei sollte gerade das Problem der zunehmenden Vermüllung der Meere, Böden und des Wassers mit Mikroplastik ein dringendes Umdenken herbeiführen. Ein Wollpullover und ein Tierfell werden zu wertvollem Humus. Die sich beim Waschen ablösenden Fasern verunreinigen das Wasser nicht langfristig. Eine neue Wertschätzung von tierischen Fasern und Häuten ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz unserer Umwelt.

Mist ist als entstehende Biomasse auch ein Faktor, den man nicht außer Acht lassen sollte. Ohne eigenen Acker oder großen Garten muss man sich auch hier um den regelmäßigen Absatz kümmern.

Der Mist von Geflügel ist reich an Stickstoff, Phosphorsäure, Kalk, Kali und Magnesium und ähnelt dem importierten Guano stark. So lohnt es sich, allen Ausscheidungen des Geflügels große Aufmerksamkeit zu zollen und diese Produkte im Gemüseanbau, bei der Zierpflanzenzucht oder im nachbarschaftlichen Tauschhandel einzusetzen. Der Mist ist neben den Eiern und dem Fleisch das beste Produkt des Hühnerhalters. Eine begehrte Geheimwaffe, bei der sogar Hühnerskeptiker schwach werden und plötzlich mit einem Eimerchen klingeln. Aus Hühnermist entsteht hervorragender, nahezu samenfreier Humus, der verdünnt als Anzuchterde verwendet werden kann. Auch der direkte Einsatz von Hühnermist ist möglich, da er gebundene Nährstoffe beinhaltet, die durch die Bewässerung oder den Regen in den Boden übergehen. Dennoch ist Hühnermist recht scharf und für manche Kulturen nur bedingt zu empfehlen. Aus diesem Grund empfiehlt sich die Herstellung von Flüssigdünger aus Hühnermist. Diese Brühe macht jedem industriell hergestellten Flüssigdünger Konkurrenz und übertrumpft ihn in Sachen Nachhaltigkeit, Ökologie und in der Energiebilanz.


Die Produktion von Mist und das Durcharbeiten von Flächen sind Dienstleistungen, die uns die Tiere erbringen.

Schafdung hat den höchsten Stickstoffgehalt und eignet sich daher bestens für die Düngung von Gemüsegärten und Feldern.

Auch der Mist von Ziegen ist sehr wertvoll für die Düngung. Sowohl für Schafe als auch für Ziegen benötigt man etwa 1 m2 Dungstätte/Misthaufen pro Tier, welcher schattig gelegen sein sollte, um eine zu rasche Kompostierung zu verhindern.

Schweinemist bereichert die Felder, auf denen sie wühlen. Durch die Bodenbearbeitung wird er gleich in den Untergrund eingearbeitet. Alles Fressbare wird vom Schwein genutzt – das Nichtfressbare zur Verrottung tief eingewühlt. Schweine suchen somit den Mist der anderen Tiere nach Fressbarem durch und arbeiten ihn in den Untergrund ein.

Der Mist aller Nutztiere des Kleinviehhofs eignet sich zur Düngung. Je nach Zweck wird dieser unverdünnt angewendet, zur Jauche angesetzt, verdünnt oder kompostiert ausgebracht.

TIERISCHE DIENSTLEISTUNGEN

Tiere sind Bausteine einer belebten Welt. Alle diese Bausteine sind demnach nötig, damit das System funktioniert. Um die Wirkung der Pflanzen und Tiere zu benennen und gegebenenfalls zu monetarisieren, wurde das Konzept der „Ökosystemdienstleistungen“ oder der „Ökosystemingenieure“ entwickelt. So lassen sich verschiedene Leistungen, die die Natur allein durch ihre Anwesenheit vollbringt, besser erklären und wertschätzen. Kleinvieh trägt auch entschieden zu diesen Dienstleistungen bei, denn unterschiedliche Arbeiten werden von den Tieren durchgeführt, ohne dass es einen zusätzlichen Aufwand benötigt.



Oft ergibt sich der Nutzen für die Kultur- und Naturlandschaft erst, wenn wir das Gesehene mit dem Wissen unserer Zeit verknüpfen und sich die Tiefe derartiger Anblicke vor uns auftut.

Schweine und Hühner: Bearbeiten den Boden und begrenzen das Überhandnehmen von Insekten und Wurzelbeikräutern.

Gänse, Enten: Revitalisieren Gewässer, vertilgen Schnecken und dezimieren das Überwuchern von Vegetation.

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