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Lust For Life (Iggy Pop)

Das nächste Konzertereignis ließ nicht lange auf sich warten. Beim Konzert von Iggy Pop in der Hochschule Der Künste stand der erste Punk Berlins vor mir, Jäki, der Iggy vor Begeisterung ins Bein biss.

Jäki Eldorado (Jochen Hildisch) sollte ich Jahre später in Hamburg, ein wenig disziplinierter, als Tourneeleiter von diversen Bands (Die Toten Hosen, Robbie Williams etc.) wiedertreffen.

Fotos von Iggy vor seinem Übungsraum gemacht – Schnappschüsse, wie er mit seiner Band ankam – ließ ich wie auch andere von einem Freund entwickeln. Dummerweise verschwanden diese genauso mysteriös wie viele Bowiefotos.

Ich hatte meine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel bei Herlitz mit Ach und Krach abgeschlossen und noch ein halbes Jahr in meiner Lehrstelle verbracht, als es mich drängte, endlich auch mal was anderes zu tun. Neben der Band fuhr ich fortan Parfüm durch Berlin und hörte dabei Musik auf AFN.

Iggy Pop – Hochschule Der Künste Berlin 1977

Der US Sender brachte ‛ne Menge Pop & Soul, und ich verbesserte ganz nebenbei meine Englischkenntnisse. Die Lektüre von Melody Maker und New Musical Express bereicherte zudem mein Wissen um die Musikbranche. Deshalb bezeichnete man mich wohl damals schon als wandelndes Rocklexikon.

Apropos Rocklexikon: Mal nachschlagen bei Fela Kuti

Mein Bandkollege Uli rief an, hatte einen interessanten Job für mich. Fela Kuti und Ginger Baker sollten abends zusammen in der Berliner Philharmonie auftreten. Am Nachmittag gab es eine Presseparty in Joes Bierhaus und ich durfte die Fotos machen.

Fela Kuti

Der Nigerianische Afrobeat Superstar kam mit großem Gefolge. Er hatte, schätze ich, 27 Frauen dabei plus Nachkommenschaft und sonstige Verwandte. Ginger erschien ohne Verwandschaft und selber auch nicht. Er spielte abends auch nicht wie angekündigt mit Fela, sondern vor ihm. Da hatte es wohl Stress zwischen den beiden gegeben. Ginger begann mit einem langen Drum-Solo, ich fotografierte ihn dabei und später auch Fela mit Band und Tänzerinnen.

Ginger hatte ich in den 80ern für die Fabrik mit der neuen Band Energy engagiert. Er verschwand nach einer Stunde Spiel mit seinen Leuten von der Bühne. Und harrte in der Garderobe der Zugaberufe. Nichts zu hören. Das Publikum meinte wohl, dass Pause sei. Man ging zum Tresen, um Getränke zu bestellen und wartete danach geduldig. In der Garderobe verklickerte ich Ginger das Missverständnis. Nach dreißig Minuten wurde das Konzert fortgesetzt. Uneingeladen kam dann die Polizei, die wegen der Lautstärke von aufgebrachten Nachbarn alarmiert worden war. Gottseidank konnte ich die Beamten gerade noch überzeugen, nicht einzuschreiten. Das Konzert sei ohnehin gleich zu Ende.

Ginger Baker – Berlin Philharmonie 1978

Konzerte blieben ein wichtiger Teil meiner Freizeit. Leider fehlte mir oft das Geld dafür und ich konnte mir z.B. Led Zeppelin nicht leisten. Bei anderen Konzerten versuchte ich, mich rein zu mogeln.

Als ich bei anderer Gelegenheit wieder mal abgebrannt vor dem Bühneneingang der Deutschlandhalle herumlungerte, um irgendwie umsonst rein ins Konzert zu kommen, haute mich ein Typ um einen Job an. Als ich ihn fragte, wieso er ausgerechnet mich um einen Job fragte, sagte er, ich würde so aussehen als wäre ich hier für so was zuständig. Da ahnte ich noch nicht, dass mir eine glänzende Karriere als Konzertveranstalter in Hamburg winkte.

Don‘t Be Cruel (Elvis)

Im Peter Jahnel Musik Shop war ich als Aushilfe beschäftigt. Ich half im Verkauf oder sortierte Ware in die Regale. Ich hatte einen VW-Bus, fuhr zur Metro oder holte Pakete von der Post ab. Einmal fand eine Produktpräsentation einer Gitarrenverstärkerfirma statt. Mit dem Elvis Presley-Gitarristen James Burton. Ich war wenig beeindruckt, weil Elvis mich nie interessiert hatte und den Gitarristen kannte ich auch nicht. Danach bei der Session, setzte ich mich ans Schlagzeug und spielte mit. Mit meiner Spielpraxis war‘s nicht so doll, und so wurde ich bald ausgetauscht. Immerhin hatte ich mal mit James Burton gespielt. Interessant, nicht?

Interessanter aber waren die Gespräche mit dem Techniker im Laden, Bernd Koschmidder, ehemals Bassist bei Birth Control.

Peter Jahnel und Bernd Koschmidder

Silver Machine (Hawkwind)

Silver Machine war der Hit der englischen Psychedelic Band Hawkwind. Ich genoss sie 1973 im Amsterdamer Paradiso. Ein langhaariges Mädchen saß im Schneidersitz auf der Bühne und baute einen imaginären Riesenjoint, den sie dann auch später theatralisch rauchte. Am Bass Lemmy Kilmister, der später bekanntlich Motörhead gründen sollte. Wir waren nachmittags aus Berlin gekommen und hatten unser Zelt in der Nähe von Amsterdam, in Alkmaar, auf einem Zeltplatz errichtet. Wer aber stammt ursprünglich aus Alkmaar? Rudolf Wijbrand Kesselaar, besser bekannt als Rudi Carrell.

Beim Bob Dylan-Konzert kam ich auch irgendwie so rein:

Blowing In The Wind (Bob Dylan)

Ich war mit ‘ner Freundin bei einem Bob Dylan-Konzert in der Deutschlandhalle, als sie Elvis Costello erspähte. Sie wollte ihn gleich fotografieren, aber Costello verwies sie an seinen Manager, der sie mit den Worten: „I‘m busy!“ abwies. Dabei zerriss er seine Eintrittskarte in zig kleine Schnipsel, drehte sich und verschwand in der Menge. Arroganter Sack.

Meine erste Single war Cadillac von The Renegades „My baby grew up in a brandnew ... Cadillac!“ Ich wollte eigentlich „Poor Boy“ von den Lords, aber die war in dem kleinen Plattengeschäft am Innsbrucker Platz in Friedenau ausverkauft. Das war so ‘n Geschäft, wo man am Tresen mit einem einzigen Hörer direkt vom Plattenspieler reinhören konnte in die Musik. Eine Single kostete damals fünf Mark.

Viel Geld für einen Schüler. Da musstest du lange sparen, bei ‘nem Taschengeld von 5,- Märkern die Woche. Wenn man außerdem noch ins Kino wollte und ab und zu Prickel Pit oder Mr.Tom naschen...

Einen eigenen Plattenspieler besaß ich da natürlich auch noch nicht; ich durfte die fette Musiktruhe meiner Eltern benutzen. Deren Platten waren nicht so nach Sohnemanns Geschmack. Elvis mochte ich nicht, weil mein Vater den gut fand. Seiner Meinung nach war das Urwaldmusik, die ich mochte. Meine zweite Platte war „When I was young!“ von The Animals. Nachdem ich die Platte fünfmal hintereinander gehört hatte, rannte ich vier Treppen runter ziellos durch die Straßen. Ich wusste gar nicht, wohin mit mir und der ganzen Energie...

Später ging ich dann in einen Plattenladen mit Stereokabinen. Da hockte ich oft, hörte LPs von Deep Purple oder die Rolling Stones mit „Let it Bleed“. Oft war ich da mit einem Freund, nur um Musik zu hören. Ich kriegte als Lehrling monatlich 130,- Mark. Da verplemperte ich die Kohle meist doch lieber woanders.

Als ich eines abends auf dem Weg nach Hause war, taumelte Udo Jürgens mit Lord Knud aus der Kneipe nebenan. Udo lallte zu Knud: „Du musst mehr humpeln, sonst erkennt dich keiner.“ Lord Knud hatte bei einem Autounfall mit den Lords ein Bein verloren. Beide lachten und wankten an mir vorbei Richtung Kudamm. Ich glaube, nüchtern waren die nicht.

Zuerst hatte ich ein simples Tonbandgerät, um Musiksendungen im Radio aufzunehmen. Ein altes Grundiggerät, später dann eine Akai und dann ein Uher Report. Lange davor weckte ein Transistorradio mit Kurz- und Langwelle mein Interesse an Beatmusik. Da wurde nur Radio Luxemburg gehört. Oder die Schlager der Woche. Mit Götz Kronburger und Lord Knud als Moderatoren. Später SFBeat mit Wolfgang Kraesze, Rock over Rias, präsentiert von Burghard Rausch (Bel Ami) – kompetente Moderatoren. Keine Werbung. Das waren Leute, die die Musik liebten, die sie da spielten. Da wurde sogar das ellenlange „Tubular Bells“ von Mike Oldfield komplett gebracht. Mit dem Kofferradio ging ich im Sommer oft in den Park und drehte zur Freude der Hörgerätebenutzer richtig auf.

Dann der Beat Club von Radio Bremen und die Monkees-Serie am Samstagnachmittag im Ersten. Durfte man auf keinen Fall verpassen, denn Video kannte man noch nicht. Den ersten Betamax-Videorecorder kaufte ich Ende der 70er. Dieses Gerät hatte noch keinen Timer, man musste bei der Aufnahme stets dabei sein. Neben Musiksendungen nahm ich auch Spielfilme und Serien auf. 82 Folgen habe ich von der Muppetshow. Dann all die Rockpaläste. Mothers Finest, Mitch Ryder, Little Feat, ZZTop, besitze ich alles noch und die Tonbänder mit den LPs, den Musik-Radiosendungen der 70er. Die LP-Sammlung habe ich irgendwann komplett verkauft, da ist jetzt nur noch ein kleiner Restbestand mit persönlichen Erinnerungen – Weißmuster und Anpressungen. Und natürlich Kassetten mit Konzertmitschnitten von Level 42, Herman Brood und Wilson Pickett. Fehlt noch die Erwähnung der Schellacksammlung aus den 50ern mit Elvis, Buddy Holly, Bill Haley, Nat King Cole, Marlene Dietrich, Gene Krupa und Frank Sinatra, die ich erst in den letzten Jahren zusammen getragen habe. Meine erste LP war Revolver von den Beatles. Ein Schulfreund fragte mich, wie denn das Titelstück „Revolver“ sei. Es war ungewöhnlich, ein Album nicht nach einem darauf enthaltenen Song zu nennen (einen Song namens „Revolver“ von den Beatles gibt es nicht).

Im christlichen Gemeindehaus befand sich neben dem Tischtennisraum ein Raum zum Abhängen. Ein Plattenspieler stand da mit genau einer einzigen LP: „Abbey Road“. Jeder, der reinkam, sagte: „Oh schön, „Abbey Road!“ und wenn die Platte abgespielt war, legte man die Nadel wieder rauf. Das ging den ganzen Abend so.

Die Konzerte waren vergleichsweise billig, wenn man die heutigen Eintrittspreise als Vergleich nimmt. Die ersten Konzertbesuche kosteten um die 10,- DM. Trotzdem ließen wir uns öfters was einfallen, um günstig reinzukommen.

Bei John Mayall sammelten wir die Kartenabschnitte vor der Kasse ein und versuchten, sie wieder zusammen zukleben. Mit dem bloßem Auge nicht zu erkennen, aber wenn man mit der Hand rüberstrich, fühlte man das mitunter schon. Einer von uns hatte die Technik wirklich perfekt raus. Bald aber wurden die Tickets fälschungssicherer, die Abreißer aufmerksamer, sodass der Aufwand sich nicht mehr lohnte.

Eine geklebte Karte von 1971 habe ich noch. Am 13.6. spielten MAN, Alexis Korner, Atomic Rooster und Status Quo im Sportpalast. Einer von unserer Gang kannte jemandem vom Einlass, weshalb wir schnell durchgewunken wurden. Jedenfalls brauchten wir unsere Fake-Karten nicht.

Crosstown Traffic (Jimi Hendrix)

Beim völlig ausverkauften Jimi Hendrix Konzert, half nur noch Bestechung. Der Ordner bekam 20,- DM und ließ uns drei Schnorrer durch einen Seiteneingang rein. Oben im Rang waren noch Plätze frei. Wer ahnte da schon, dass es Jimis vorletztes Konzert sein würde. Danach noch ein Gig auf Fehmarn. Und zwei Wochen später finito.

Seinen Tourneebetreuer damals, Gerd Augustin, lernte ich Jahre später durch seinen Cousin Hans Riebe kennen. Wir besuchten ihn in seinem Haus in Bremen.

Gerd wusste ‘ne Menge über Hendrix zu erzählen und über Patrick Gammon, (Pianist von Ike & Tina Turner, Duopartner von Tommy Fuchsberger bei PATTO), da hatte er eine ganze Kammer voll mit Stücken der Erinnerung, Fotos etc. Interessant auch Geschichten über die Arbeit mit Amon Düül. Sein Buch „Der Pate des Krautrock“ ist sehr empfehlenswert. Und „Klartext/Voll daneben“ von ihm und Olaf Kübler. Das von ihm handsignierte Buch habe ich blöderweise verbummelt bzw. verliehen und nie wiederbekommen.

Später schenkte es mir Mike Wrage. Und wieder war es kurze Zeit später verschwunden.

Dann ersteigerte ich es bei Ebay. Witzigerweise von Birte, der Frau Joja Wendts. Eben gucke ich ins Regal und kann es wieder nicht finden. Müsste aber eigentlich da sein. Geht die Suche schon wieder los.

Olaf Kübler war als Saxophonist lange bei Udo Lindenberg. Später hat er Udo verklagt, weil der ihm wohl all die coolen Sprüche geklaut hatte, wie „Alles klar auf der Andrea Doria“. Etwas hat der verrückte Olaf wohl bekommen, nur 500.000 DM, seine anfängliche Forderung, waren es nicht.

Gypsy Queen (Uriah Heep)

Uriah Heep und Edgar Broughton Band auf Tournee?! Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Im Vorverkauf hatte ich mir einen Gutschein für eine Konzertkarte bei der Neuen Welt in der Hasenheide Berlin gesichert. Und schon war ich drin.

Die Berliner Band The Twangy Gang war die Vorgruppe. Mit Hübi an den Drums. Ihm sollte ich später mal mein Becken-Set für einen Auftritt leihen.

Lange Pause nach The Twangy Gang. Erst Ratlosigkeit, dann kribblige Ungeduld im Publikum. Probleme mit den englischen Bands? Endlich brachte die Edgar Broughton Band eine Acapella Nummer und verschwand gleich wieder. Feierabend. Grund: die Anlage war nicht rechtzeitig in Berlin angekommen, Uriah Heep tauchte erst gar nicht auf. Sowas passierte früher öfters mal, dass Bands Probleme hatten, sich und ihren Kram über die Grenze durch die DDR zu kriegen. Gewaltiger Unmut. Lautstark machten wir unserem Ärger Luft, bis einige Catcher auf der Bühne auftauchten und uns mit ihren Muskelspielen klar machten, dass die Veranstaltung jetzt beendet sei. Ich ging enttäuscht nach Hause und wusste, dass mir das mit dem Gutschein nicht noch einmal passieren würde.

Wenn ich den gegen ein Ticket eingetauscht hätte, wäre eine Reklamation verbunden mit Rückerstattung möglich gewesen. Mein Lehrlingsgehalt war nämlich nicht so üppig, was man nicht oft genug wiederholen kann.

Als Uriah Heep Jahrhunderte später in Stuttgart spielten und der kleinwüchsige Stuttgarter Tourveranstalter Henning Tögel sie zuvor besuchen wollte, klopfte er an die Garderobentür. Tür ging auf und nach einigen Sekunden wieder zu. Henning Tögel, abgehärtet durch jahrelange Tourerfahrung, klopfte erneut und wieder wurde geöffnet. Diesmal nahm man ihn zum Glück wahr, der Gitarrist Mick Box meinte allerdings nur „Oh, I‘m sorry, but snowwhite is not in“ und schloß prustend die Tür wieder zu. Uriah Heep fanden das witzig, Henning, mit dem ich später einige Male zu tun hatte, weniger.

In den Sechzigern und frühen Siebzigern gab es nicht annähernd so viele Informationsmöglichkeiten über Musik wie heute. Im Radio nur wenige Sendungen zum Thema Pop/Rock. Im TV nur den Beatclub und dann war da natürlich die Bravo. Erst in den 70er kamen mehr Zeitschriften wie Sounds, Musikexpress, Pop u.a., Riebes Fachblatt sei hier gerne mit erwähnt. Im TV war später nur noch der WDR Rockpalast mit seinen Live-Sendungen innovativ. Unvergessen, wie Albrecht Metzger der Moderator, in der Garderobe nach kurzem beeindruckenden Gekniedel auf der Slidegitarre von Lowell George, dem Gitarristen von Little Feat, diesen fragte, ob das Instrument schwer zu spielen sei. (sic). Albrecht Metzger war auch Kunde bei Montanus Aktuell am Kudamm, wo ich ihn mal mit „Mr. Rockpalast“ ansprach, was er genervt überhörte.

Immer wieder Überraschungen! Auch in Discos spielten damals Bands wie The Pretty Things (Big Eden) und in der Dachluke waren Ash Ra Tempel (noch mit Klaus Schulze am Schlagzeug) ohne Technikchikimicki. In den kleineren Discos gab es progressivere Musik von Platte oder Band zu hören.In der Tube brachten sie mal das komplette Pink Floyd Konzert vom gleichen Abend aus der Deutschlandhalle ein zweites Mal über die megagroßen Boxen. Im Milli Vanilli u.a.Titel von Alan Parsons „Tales of Mystery and Imagination“ und progressive Songs wie „In A Gadda Da Vida“ auf die Ohren. Bevor ich ins Schwärmen gerate, beende ich das jetzt. Ich selbst legte dann im Softrock Cafe auf.

Vier Mal die Woche. Immer ab 22 Uhr, gegen 4 Uhr wurde es nochmal richtig voll, weil alle anderen Discos Feierabend machten. Teilweise ging‘s bis morgens um 9 Uhr, dann übernahm ein anderer DJ bis mittags. Frühclubs gab es schon in den 70ern.

Als ich schon in Hamburg lebte, ging ich wieder mal hin, und klingelte. Neuer Name, anderes Personal. Die Türsteherin blickte meinen Kumpel und mich kurz an: „Heute ist geschlossene Gesellschaft“ und schloss die Tür. Ich klingelte noch mal und fragte nach Anette. Die kam auch. „Du kannst doch nicht unseren alten DJ einfach abweisen“ sagte sie zu der konsternierten Tante.

Geh Zu Ihr (Puhdys)

Mein damaliger Bandkollege und frischgebackener Anwalt Ulrich Schulze-Rossbach berichtete mir, die Fabrik in Hamburg sei auf der Suche nach einem Programmmacher. Das machte mich hellhörig.

Ulrich arbeitete als Syndikus für die neugegründete Berliner Plattenfirma Pool, die DDR-Bands wie Puhdys und Karat im Westen rausbrachte. Der Chef hieß Franz Hamann, war außerdem Steuerberater der Hamburger Fabrik und fuhr einen frechen kleinen Porsche, der am Hamburger Flughafen immer bereit stand. Den konnte er sich schon leisten, bevor Karat mit „Über sieben Brücken“ ihren ersten West-Erfolg haben sollte und lange bevor Peter Maffay diesen Titel coverte. Hamann war nebenbei auch noch Inhaber vom Musikverlag, Geschäftsführer war der legendäre Peter Schimmelpfennig. Übrigens fuhr damals jeder leitende Fabrik-Angestellte Porsche, inklusive Chef Horst Dietrich. Den traf ich und wurde nach kurzem Gespräch für die Fabrik, Hamburgs Kulturzentrum, engagiert. Die nervenaufreibende Tätigkeit als DJ in der In-Disco Softrock Cafe in Berlin kündigte ich, machte erst mal verdientermaßen Urlaub in Kalifornien und fing Mitte September in der Fabrik an, die 1977 durch einen verheerenden Brand zerstört worden war und Ende September 1979 groß Wiedereröffnung feierte.

Lets Go To San Francisco (Flowerpot Men, Gesang Neil Landon)

Als ich 1979 in den USA Urlaub machte, suchte ich den größten Plattenladen von San Francisco, Tower Records, auf. Wer hatte dort just an dem Tag Autogrammstunde? Nicht zu glauben: Nana Mouskouri! Mit Magical Mystery Tour unterm Arm verließ ich den Laden. Vor dem Airport hatte ich noch das unerwartete Vergnügen, Herman Brood nebst Crew zu treffen. Die hievten gerade ihre Anlage ins Auto für die US Tour.

Big Yellow Taxi (Joni Mitchell)

Pat Metheny, Jaco Pastorious, Michael Brecker, Don Elias, Lyle Mays. Was für eine Besetzung! Das war die Begleitband von Joni Mitchell, die ich 1979 in San Francisco bewundern durfte. Ich machte Urlaub in Santa Cruz, 30 Autominuten von San Francisco entfernt. Das Konzertticket kaufte ich in einem Plattenladen, die das Ding direkt am PC ausdruckten. 1979 gab es bei uns in good old Germany noch keine PCs. Ich dann mit Mietwagen nach SF und das Civic gesucht, wo das Konzert stattfinden sollte.

Eine Stunde vor Einlass standen da außer mir nur 10 Leute. Unglaublich. Nach und nach gesellten sich dann doch einige mehr dazu, kein Wunder bei dem sonnigen Wetter.

Die wenigen stellten sich ziemlich entspannt an und pflegten Smalltalk. Das war mir schon an der Greyhoundstation aufgefallen: In der Reihe anstellen und sich mit Fremden unterhalten.

American Way of Life?

Im Vorprogramm sang die Acapella-Gruppe The Persuasions Soul und Gospel. Die absolvierte zwischendrin noch einen Gastauftritt bei Joni. Unglaubliche Stimmen! Ich hatte vergessen, meine Brille einzustecken. Trug also Sonnenbrille. So‘n Typ mit Sonnenbrille im Konzert, ich kam mir komisch vor, wo‘s außerdem noch ziemlich dunkel war. Und ich auch noch stark weitsichtig. Trotzdem gelang es mir, noch ein paar gute Fotos zu schießen, die nicht zu dunkel waren.

Pat Metheny, Joni Mitchell und Jaco Pastorious

Einen Konzertmitschnitt von dieser Tour gab es im darauf folgenden Jahr auch als Doppel LP. Am beeindruckendsten fand ich damals Jacos Bass-Solo. Er spielte mit sich selbst im Quartett und machte schlussendlich einen Salto mitsamt Bass über seine Effektgeräte.

Mit Joni Mitchells Musikverlag hatte ich Jahre später zu tun, weil Carolin Fortenbacher eine deutsche Version von „Both Sides Now“ aufnehmen wollte, und das genehmigt werden musste. Leider sagte der Verlag in Jonis Namen ab. Es gab eine Version aus den 1960ern, danach hat sie nie wieder einer zugestimmt. Ihre Songs sind inzwischen weltweit hundertfach gecovert worden, aber Bearbeitungen lehnt sie nach wie vor kategorisch ab. Frank Peterson, Carolins Produzent, wollte sich nicht damit abfinden und versuchte alles Mögliche, um an sie ranzukommen. Aber Frau Mitchell ist weder über Handy noch über E-mail zu erreichen. Aussichtslos.

Es blieb dabei: Die Version kam nicht mit auf Carolins Album.

Joni Mitchell

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9783981599527
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