Читать книгу: «Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten entlang der Via Agrippa in Deutschland, Luxemburg und Frankreich», страница 2

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Grewe, K.: Der Römerkanal-Wanderweg. Ein archäologischer Reiseführer. Düren 2005. 159 – 177.

Horn, H.G.: Agrippa Straße. Von Köln bis Dahlem in 4 Etappen und 8 Exkursen. Köln 2014. 35 – 70.

Schiffer, T.: Auf Römerwegen durch die Eifel. Rheinbach 2012. 67 – 72.

Ein mehrfach beschrifteter Meilenstein und ein Eintrag in der Tabula Peutingeriana weisen Tolbiacum als Station an der Via Agrippa aus. Vor Antritt der letzten Wegetappe ins antike Köln konnte man sich hier in der öffentlichen Therme gebührend auf einen gepflegten Auftritt in der Metropole vorbereiten.

02 ZÜLPICH – TOLBIACUM: EIN MORDENDER KAISER UND EIN ENTSPANNENDES BAD AM WEGESRAND


DEUTSCHLAND Nordrhein-Westfalen

Wer denkt, dass ein Reisender auf der Via Agrippa jenseits der großen Städte tagelang ohne Versorgung und Annehmlichkeiten seinen holprigen Weg durch Wald und Flur bestreiten musste, irrt sich. Für die Römer gehörte zu einer guten Infrastruktur auch eine gute Ausstattung: Raststätten, Übernachtungsmöglichkeiten und Pferdewechselplätze in regelmäßigen Abständen waren das Minimum.

Das Straßendorf (vicus) Tolbiacum hatte noch mehr zu bieten. Es gehörte gerade noch zum Verwaltungsbereich von CCAA und war vielleicht im Zuge von Agrippas Straßenbaumaßnahmen als wichtiger Kreuzungspunkt zwischen den Fernstraßen nach Trier, Reims, Xanten, Köln, Bonn und Jülich zu einer größeren Siedlung mit Wegestation ausgebaut worden. Im 2. Jh. wurde der kleine Ort mit einer öffentlichen Thermenanlage ausgestattet, die natürlich auch für Reisende zugänglich war. Was konnte es Schöneres geben, als nach einem Tagesmarsch oder einer langen Fahrt den erschöpften Leib in heißem Wasser zu laben und sich den Dreck, der vielleicht bei nassem Wetter von der Straße hochgespritzt war, von der Haut zu schaben? Wie auch die aufwändigeren Verwandten in den großen Städten verfügte das hiesige Bad über alle Elemente einer typischen römischen Thermenanlage. Man zog sich im apodyterium um, absolvierte dann Kaltbad (frigidarium), Warmbad (tepidarium) und Heißbad (cadarium) und konnte sich in einem zentralen Gymnastikhof (palaestra) sportlich betätigen (Abb. 8). Da sich in Tolbiacum mehrere Fernstraßen trafen, war der Ort belebt mit Durchreisenden, und wo konnte man besser neue Kontakte knüpfen und sich beim Schwitzen oder Wässern unterhalten als hier? Die Thermen waren für die Römer das, was für unsereinen der Stammtisch ist. Man reinigte sich hier nicht nur, sondern man kam zusammen und unterhielt sich, machte Geschäfte. Man kann sich durchaus vorstellen, dass zwei Geschäftsleute aus verschiedenen Provinzen sich hier im caldarium kennenlernten und spontan auf einen Handel einigten.

Heute sind die Reste dieser Thermenanlage im Zülpicher Museum für Badekultur zu besichtigen. Besonders die didaktische und mediale Aufbereitung der Ausgrabung lässt die erhaltenen Beckenreste, Heizungsschächte und Mauern zum Leben erwachen.


Abb. 8 Durch die Hypokaustenheizung wurden Becken und Fußböden von unten mit heißer Luft erwärmt. Zülpicher Museum für Badekultur.

Wenig nördlich der Thermen auf einem Verkehrskreisel auf der Römerallee, die den schnurgeraden Verlauf der Agrippastraße nachvollzieht, ist heute die Kopie eines römischen Meilensteins zu sehen, der die Entfernung nach Köln mit 30 Leugen (35,2 km) angibt, eine gute Tagesreise. Noch interessanter sind die drei weiteren Inschriften mit den Namen der jeweils amtierenden Kaiser. Leider ist die erste Inschrift nicht mehr lesbar, denn es war üblich, die Namen von Kaisern auf öffentlichen Inschriften zu tilgen, wenn sie zum Staatsfeind erklärt worden waren, z. B. durch einen siegreichen Nachfolger.

Die zweite Inschrift ist Kaiser Licinius geweiht, die dritte Kaiser Konstantin und seinen Söhnen. Beide Männer hatten zwischen 308 und 324 n. Chr. gemeinsam das Römische Reich regiert, zerstritten sich aber und Konstantin ließ seinen Konkurrenten schließlich umbringen. Dementsprechend hat man versucht, die erste an Licinius gerichtete Inschrift zu tilgen, allerdings blieb sie für uns zu entziffern. Getilgt wurde auch in der zweiten Inschrift der Name Crispus, Konstantins Sohn, den sein Vater wegen Verrats ebenfalls hatte ermorden lassen.

Literatur:

Horn, H.G.: So badeten die Römer. Rund um die Thermen von Zülpich. Zülpich 2008.

Was verängstigte Reisende für das Werk von barbarischen Germanenhorden halten mögen, kann die Boten und Händler, die regelmäßig die Eifel auf der Via Agrippa durchqueren, nicht schrecken. Hier wird Kalk für das Imperium gebrannt!

03 IVERSHEIM – STINKENDER RAUCH ZIEHT ÜBER DIE VIA


DEUTSCHLAND Nordrhein-Westfalen

Tief im Wald der Eifel auf der Höhe von Mechernich war es durchaus möglich, dass dem Reisenden des 2. und 3. Jhs. der Gestank von verbranntem Holz, Asche und nicht organischen Stoffen in die Nase drang, oder dass entfernte Rauchsäulen zwischen den Hügeln aufstiegen. Die Rede ist nicht von Brandschatzung, sondern von einem der größten Kalkabbaugebiete nördlich der Alpen, der 25 km langen Sötenicher Kalkgrube. Kalk- und Dolomitgestein wurde hier für die Kalkherstellung in Massen abgebaut, Spuren von antiken Steinbrüchen gibt es zu Hauf und auch mehrere Kalkbrennereien wurden entdeckt, eine davon in Iversheim, das ca. 10 km östlich der Via Agrippa liegt (Abb. 9).

Die 30 m lange Anlage am Hang der Erft, heute am Kalkarer Weg nahe den Gleisen gelegen, bestand aus vier, später sechs 4 m hohen Brennöfen, in denen bei einer Temperatur von bis zu 1.050 Grad Dolomit zu Kalk verbrannt wurde, welcher zur Herstellung von Mörtel diente. Dieser war auf den Baustellen der Provinz heiß begehrt, denn der nierdergermanische Limes musste mit Kastellen befestigt werden. Auch Straßen mussten gebaut und nach den ersten Germaneneinfällen um 270 n. Chr. Häuser und Abwehranlagen wiederaufgebaut und verstärkt werden.

Die Betreiber dieser Brennerei waren keineswegs Privatleute, sondern Legionäre, wie aus zwölf Weihesteinen hervorgeht, die in dieser und den nahegelegenen Brennereien gefunden wurden. Auf den ersten Blick ist die Vorstellung, dass Soldaten einen Brennofen betreiben, etwas merkwürdig, doch in Anbetracht der Tatsache, dass gerade in den Provinzen die Legionäre den größten Teil der Infrastruktur errichteten, weil es nicht genügend Personal gab, nicht unbedingt verwunderlich. Die Weihesteine sind an verschiedene Götter gerichtet, z. B. passenderweise an Minerva, die u. a. für das Handwerk zuständig war. Ihnen ist zu entnehmen, dass in der Brennerei Legionäre der 30. Legion Ulpia Victrix aus Xanten und der ersten Legion Minervia aus Bonn gearbeitet haben. Auch ein Legionär der dritten Legion Cyranaica, die in Arabien stationiert war, war – vielleicht als Experte – vor Ort. Die Arbeit war hart und erfolgte in Schichten. Zwei Öfen brannten gleichzeitig. Es dauerte ca. eine Woche, bis der Kalkstein in einem Ofen durchgebrannt war. Noch einmal zwei Tage, um ihn aus dem Ofen herauszuholen. Dann wurde er verladen – vermutlich auf Schiffe, die ihn über die damals noch tiefere und breitere Erft abtransportierten. Gleichzeitig musste massenweise Brennholz für die Öfen geschlagen werden, nicht zu vergessen Kalkstein geschlagen – direkt über der Brennerei befand sich ein Steinbruch. Dieser musste erst zur Brennerei hinuntergeschleift und dann noch in kleine Brocken, die in den Ofen passten, gebrochen werden. Eine nicht ganz ungefährliche Arbeit, bei der man durchaus die schützende Hand der Götter gebrauchen konnte.


Abb. 9 Zwei von ursprünglich sechs Brennöfen in der Kalkbrennerei Iversheim.

Drei der insgesamt sechs Brennöfen sind in einem Schutzbau zu besichtigen. Einer davon wurde nicht geleert und ermöglicht es somit, gebrannte Kalkreste zu sehen. Vor dem Schutzbau, am Eingang, steht ein weiterer Ofen, der für ein wagemutiges Experiment wieder funktionstüchtig gemacht wurde. Um herauszufinden, wie die Öfen genau funktionierten, haben die Archäologen dem Befund getreu und ohne moderne Hilfsmittel eine Woche lang Kalk in diesem Ofen gebrannt und bewiesen, dass die Öfen arbeiteten – ganz ohne die Kenntnis der einzelnen chemischen Zusammenhänge.

Literatur:

Sölter, W.: Römische Kalkbrenner im Rheinland. Rheinische Kunststätten. Köln 2005.

Wie in der nahe gelegenen Kalkbrennerei Iversheim wurden auch hier Soldaten der ersten Legion Minervia aus Bonn stationiert – diesmal in einer Straßenmeistererei. In dieser urigen Hügellandschaft, wo auch die römische Wasserleitung nach Köln entspringt, befindet sich das lange gesuchte Marcomagus.

04 NETTERSHEIM – MARCOMAGUS: MATRONEN WACHEN ÜBER JUNGE SOLDATEN, MEDUSA ÜBER DAS WASSER FÜR KÖLN


DEUTSCHLAND Nordrhein-Westfalen

Durchhaltevermögen war denjenigen zu wünschen, die zu Fuß und möglicherweise noch schwer beladen auf der Via Agrippa unterwegs waren, denn hier kurz vor der Straßenstation Marcomagus wandte sich die Straße das Urfttal hoch und runter (Abb. 10). Immerhin mangelte es nicht an quellreinem Wasser, mit dem man sich erfrischen und Kraft für den nächsten Anstieg sammeln konnte.

Zum ersten Mal kreuzte die Straße den Bach Urft ganz in der Nähe einer der Quellen für die Eifelwasserleitung nach Köln. Den sog. „Grünen Pütz“, das Quellbecken der Leitung, und die sich daran anschließende Wasserleitung kann man heute besichtigen. Hier beginnt auch der Römerkanal-Wanderweg, auf dem man entlang der antiken Wasserleitung bis nach Köln wandern kann. Die rekonstruierte Brunnenstube ist ein in Stein eingefasstes rechteckiges Becken. Der von links kommende, mit Steinplatten abgedeckte 80 m lange Sickerkanal war wasserdurchlässig gebaut und sammelte – wie der Name schon sagt – das Sickerwasser, um es in das Sammelbecken zu führen. Dort wurde es von einem Schwellstein zunächst aufgehalten und so beruhigt, bevor es rechts durch die halbrund überwölbte Wasserleitung seinen Weg nach Köln aufnahm. So wurde das ankommende Wasser von Sand- und Schmutzpartikeln gereinigt, die sich vor der Schwelle absetzten. Der halbrunde Abschluss der Einfassung wurde von zwei Medusenhäuptern verziert, die mit ihren grimmigen Mondgesichtern die Quelle vor Zerstörung oder Verunreinigung schützen sollten.

Oberhalb der Quelleinfassung gab es zwei Trassen, die zur Urftbrücke in Marcomagus führten, wahrscheinlich waren es Einbahnstraßen in entgegengesetzter Richtung. Die steile Trasse bis zur Hochfläche kann man heute direkt vom Parkplatz am Grünen Pütz über die Serpentine Rosenthal nachvollziehen und dabei im Wald ausgefahrene römische Fahrrinnen, eine Wasserrinne sowie links des Weges kurz vor der Kuppe einen überwachsenen Steinbruch sehen. Dieser ist heute kaum mehr als eine tiefe Grube – aus dem die Römer vielleicht Steine für die Straßenbefestigung gewannen.


Abb. 10 Flucht der Via Agrippa Richtung Norden, im Vordergrund das spätantike Kastell an der Urft, dahinter am Hang der vicus Marcomagus.

Nach ca. 4 km ab der Quellfassung konnte man nun endlich im Straßendorf Marcomagus rasten und sich stärken. Diese Station an der Via Agrippa ist auch auf der Tabula Peutingeriana verzeichnet und bis vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass es sich hierbei um das nur wenige Kilometer entfernte Marmagen handeln müsse. Ausgrabungen und der nachgewiesene Trassenverlauf belegen jedoch eine Wegestation an dieser Stelle. Zwischen der Anhöhe „Görresburg“, dem angrenzenden weiten Hang „Alte Gasse“ und dem „Steinrütsch“ im Tal an der Urft ist ein archäologischer Landschaftspark angelegt, der ausgewählte Reste des antiken Dorfes sichtbar macht.

Von Norden kommend, erblickte man im 2. Jh. auf der Höhe einen steinernen Tempelbezirk mit drei Gebäuden, unter dem sich am Hang bis hinunter zur Urft längliche auf Steinfundamenten gebaute Fachwerkhäuser dicht aneinanderreihten, die sog. Streifenhäuser. Unten im Tal erreichte man schließlich die Wegestation, hier hat es vermutlich eine Unterkunft und eine Straßenmeisterei gegeben.

Diese wurde von Soldaten aus der Bonner Legion I Minervia betrieben, die auch in der Iversheimer Kalkbrennerei arbeiteten. Sie waren hier als beneficiarii consularis eingesetzt, d. h. Unteroffiziere, die für Dienste im Gemeinwesen und Verwaltungsdienst eingeteilt waren. Sie waren in Marcomagus wahrscheinlich für die Überwachung des Urftüberganges und zur Instandhaltung der Straße im umliegenden Gebiet stationiert. Gut kann man sich vorstellen, dass sie den strapazierten Straßenbelag mit Steinen aus dem nahegelegenen Steinbruch ausbessern mussten. Diese Wegestation wurde, wahrscheinlich nachdem sie bei den Frankeneinfällen im 3. Jh. zerstört worden war, Anfang des 4. Jhs. erneuert und zu einem steinernen Kastell ausgebaut, das man fortan durchqueren musste, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Die Grundmauern dieses Kastells wurden rekonstruiert und können heute wieder durchquert werden.


Abb. 11 Matronenheiligtum des vicus Marcomagus auf der „Görresburg“.

Vier der beneficiarii haben in dem oben gelegenen Tempelbezirk den sog. Aufanischen Matronen Weihesteine mit Inschriften geschenkt, deren Kopien heute rund um das Heiligtum aufgestellt sind (Abb. 11). Diese meist zu dritt dargestellten Muttergottheiten mit großen Hauben als Haartracht sind wahrscheinlich keltischen Ursprungs und wurden besonders im Rheinland verehrt, aber auch weiter südlich in Gallien, wo man ganz ähnliche Darstellungen entlang der Via Agrippa finden kann. Der Beiname „Aufanisch“ ist nicht geklärt. Ein Hauptheiligtum der Matronen befand sich vermutlich in Bonn. Man kann sich also gut vorstellen, dass die Bonner Legionäre den hier schon seit dem 1. Jh. vorhandenen Kultplatz ausgebaut und nach dem Ende ihres Dienstes dort Weihesteine für ihre Gottheiten aufgestellt haben, um ihnen für eine glücklich verlaufene Dienstzeit zu danken.

Literatur:

Grewe. K.: Der Römerkanal-Wanderweg. Ein archäologischer Reiseführer. Düren 2005. 66 – 69.

Horn, H.G.: Agrippa Straße. Von Köln bis Dahlem in 4 Etappen und 8 Exkursen. Köln 2014. 188 – 200.

Wer auf der Höhe von Oos die Via Agrippa verließ, um auf dem Gut der Villa Sarabodis Handel zu betreiben, kam darüber hinaus in den Genuss des mineralreichen Wassers, das bis heute weit über seinen Ursprung hinaus bekannt ist. Zum Beten und Opfern luden die heilige Quelle des Gutsbesitzers oder das Matronenheiligtum auf dem Berg ein.

05 GEROLSTEIN – HEILIGES WASSER UND EIN FALSCHER JUDENFRIEDHOF


DEUTSCHLAND Rheinland-Pfalz

Villa Sarabodis

Die gemütliche Kleinstadt Gerolstein ist vor allem berühmt durch ihr Mineralwasser. Doch auch seine Lage in der Vulkaneifel zwischen bewaldeten Hügeln und dramatischen Dolomitenfelsen macht sie zu einem beliebten Urlaubsziel. Vielleicht diese schöne Umgebung oder auch die sprudelnde Heilquelle, heute Sidinger Drees genannt, veranlasste eine wohlhabende Familie im 1. Jh. sich hier niederzulassen – ca. 7 km östlich der Via Agrippa, die wohl durch das heutige Oos (Ausava) verlaufen ist. Die sog. Villa Sarabodis wurde beim Bau der Gerolsteiner Erlöserkirche 1907 entdeckt und für die Nachwelt konserviert (Abb. 12). Die sog. villae rusticae, meist weitläufige und luxuriös ausgestattete Landvillen, waren häufig zwischen Rhein und Mosel. Meistens waren es wohlhabende Einheimische, die sich mit den römischen Eroberern arrangiert hatten und Landwirtschaft betrieben, von deren Einnahmen sie lebten. So bogen aus der Zufahrtstraße zur Villa sicher häufig mit Getreide oder Schlachttieren beladene Karren auf die Via Agrippa ein. Möglicherweise unterhielt der Villenbesitzer am Straßenrand auch einen eigenen Verkaufsstand.

Man erkennt heute noch die zahlreichen Räume der Anlage sowie eine Hypokaustenheizung, die links, unmittelbar hinter dem Eingang, in einem Schutzhäuschen zu besichtigen ist. Wahrscheinlich hat sich an dieser Stelle eine beheizte Badeanlage befunden. Dass schon den antiken Bewohnern Gerolsteins das Wasser am Herzen lag, erkennt man ebenfalls an der heute in Stein eingefassten, aber leider nicht mehr sprudelnden Heilquelle „Sidinger Drees“. Sie entspringt wohl kaum zufällig knapp 100 m von der Villa entfernt auf dem anderen Kyllufer, heute am Kyllweg. Viele in der Quelle gefundenen römische Münzen, meist aus dem 3. Jh., bezeugen, dass die Bewohner hier nicht nur das Wasser zum Trinken und Baden benutzten, sondern auch zu den Quellengöttern beteten. Um 450 n. Chr. wurde die Villa dann zerstört, wahrscheinlich bei den Einfällen der Germanen. Aus dieser Zeit stammen auch 27 in der Nähe gefundene Gräber mit Männern von über 2 m Körpergröße darin. Verletzungen an den Knochen nach zu urteilen, haben sie einen gewaltsamen Tod gefunden. Doch warum und unter welchen Umständen, bleibt ein Rätsel.


Abb. 12 Reste der Villa Sarabodis hinter der Gerolsteiner Erlöserkirche

Der Name Sarabodis ist aus einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 762 überliefert, als die Eltern Karls des Großen, Pippin und Bertrada, die Villa der Abtei Prüm schenkten.

Rechts neben den Ruinen ist ein kleines Museum zu besichtigen, in dem die Funde rund um die Villa und die Quelle, darunter verschiedene Votivfiguren und Alltagsgegenstände wie Fibeln und Flacons, ausgestellt sind.


Abb. 13 Tempelmauern im Matronenheiligtum auf dem Judenkirchhof

Judenkirchhof

Verlässt man die Stadt Richtung Pelm und windet sich die Landstraße K33 empor an der Kasselburg vorbei und biegt dann den nächsten Weg links ab, gelangt man zu einem römischen Heiligtum, das im Volksmund Jud(d)enkirchhof genannt wird (Abb. 13). Mit Juden hat diese Ruine allerdings gar nichts zu tun, vielmehr vermutet man, dass es sich hier um die falsche Deutung des mundartlichen Wortes „Jodd“, was so viel wie Patentante heißt, handelt. Eine heilige Patentante? Gemeint ist damit wohl die heilige Matrone, der das Heiligtum geweiht war, wie eine Weihtafel aus dem Jahr 124 n. Chr. und eine Tonfigur in der Form einer Matrone – zu sehen unten im Museum – beweisen. Der Name der hier angebeteten Matrone war Caiva. Als Muttergottheit erfüllte sie wahrscheinlich auch die Funktion einer Schutz-Patronin, wie etwa eine Patentante. Vielleicht errichteten die Gutsbesitzer selbst hier oben ihr ganz persönliches Matronenheiligtum. Andererseits lassen die zahlreichen Gebäude innerhalb des Tempelbezirkes vermuten, dass hier möglicherweise auch Priester gelebt haben könnten. Die Form des im Grundriss erhaltenen Tempels ist typisch für diese Gegend, sie ist sozusagen eine Hybridform aus keltischem und römischem Heiligtum mit einer viereckigen cella (Innenraum des Tempels) und einem darum liegenden überdachten Säulengang. In der Mitte der cella war meistens die Statue des Gottes abgebildet, der in dem Tempel verehrt wurde. Dies könnte neben oder nach Caiva übrigens auch Hercules gewesen sein, worauf der Fund eines Löwenkopfes hindeutet.

Literatur:

Schiffer. T.: Auf Römerwegen durch die Eifel. Rheinbach 2014. 50.

Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. Trier 2008. 156 f.

Возрастное ограничение:
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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
226 стр. 78 иллюстраций
ISBN:
9783961760336
Правообладатель:
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