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Lebensfreuderegel 1: Nichts passiert ohne Grund
Warum der schwärzeste Tag in meinem Leben so viele gute Seiten hat

»Nothing happens without a reason.« Diese Worte stehen groß an der Küchenwand eines kleinen Ferienhauses in Florida, in dem ich schon viele Stunden verbracht habe. Ich liebe dieses kleine, schlammgelbe Holzhaus aus dem Jahr 1923 mit Blick auf Palmen, Bambus und einen winzigen Pool. Und ich liebe diesen Satz, über den ich in vielen schönen Sommer-Sonnen-Ferienstunden schon so viel nachgedacht habe. Nichts passiert ohne Grund. Alles, was uns im Leben widerfährt, ist für irgendetwas gut. Oft erkennen wir den guten Anteil nicht sofort. Manchmal nie oder vielleicht erst in den letzten Minuten, bevor wir von dieser Erde abtreten. Aber wenn ich einen unerschütterlichen Glauben habe, dann der, dass alles für irgendetwas nützlich ist. Dieser Satz und der Glaube daran ist deshalb so schön und tröstlich, weil man in dunklen Momenten des Lebens immer auch ein Licht sieht. Weil man weiß, dass es bei allem Schwarzen auch eine helle Seite gibt. Dass die Sonne vielleicht nur ums nächste Eck wartet, obwohl man gerade voll im Schatten steht.

Eine Freundin von mir – sie feierte gerade ihren 50. Geburtstag – hat dieses Wochenende geheiratet. Zum zweiten Mal. Ihr Mann ist ein alter Schulfreund. Sie ist ihm nach vielen Jahrzehnten wieder nähergekommen, als sie mit einem Beinbruch im Bett lag und viel Zeit hatte, alte Kontakte aufzufrischen. In dem Moment, in dem sie sich das Bein brach, hat sie bestimmt nicht gedacht: »Juchhu, ich bin mal gespannt, was dieser Beinbruch Gutes mit sich bringt.« Aber tatsächlich hatte der Unfall eine überaus gute Seite, die viel bedeutender für den Rest ihres Lebens sein wird als der Beinbruch selbst. Wer weiß, ob sie mit ihrem alten Schulfreund überhaupt wieder in Kontakt getreten wäre, wenn sie nicht plötzlich einsam und verlassen mit Gipsbein und viel Zeit rumgelegen hätte.

Bestimmt gab es auch in Ihrem Leben schon Ereignisse, die sich im Nachhinein als richtig gut herausgestellt haben, auch wenn sie erst einmal richtig schlecht anfingen. Farhana Dhalla ist eine Autorin aus Zimbabwe. Sie schrieb das Buch »Thank you for leaving me«. Darin geht es um das Ende ihrer Ehe, wie furchtbar es ist, verlassen zu werden, und wie wunderbar, wenn man merkt, dass sich das Leben nach der Trennung in eine viel bessere Richtung entwickelt. Also sogar im Ende einer langjährigen Beziehung, die Farhana von sich aus nie beendet hätte, gibt es gute Seiten, und ich bin mir sicher, man kann in allem scheinbar Schlechten auch etwas Gutes finden.

Ich bin mir deswegen so sicher, weil ich es aus eigener Erfahrung weiß. Weil ich weiß, dass selbst die schlimmsten Tage im Leben etwas Gutes mit sich bringen. Weil ich so einen ganz miesen Tag schon mal erleben musste. Dabei fing alles viele Jahre zuvor so schön an.

Jubeltag ohne Jubel

Es ist ein sonniger Jubeltag im August. Obwohl ich nur zwei Stunden geschlafen habe, bin ich hellwach, moderiere die Frühsendung im Radio aufgeweckt und ansteckend gut gelaunt. Als ich aus dem Radiostudio rauskomme, fragt mich mein Kollege: »Sag mal, bist du verliebt?« Ich weiß nicht mehr, was ich geantwortet habe, aber die Wahrheit habe ich bestimmt nicht gesagt. Zu neu ist alles. Zu frisch. Zu überwältigend. Ich bin einundzwanzig und schwebe auf Wolke sieben. In der Nacht zuvor habe ich zum ersten Mal den Mann meiner Träume geküsst. In seinem Auto vor dem Haus meiner Eltern. Bis nachts um zwei. Dann musste ich mich verabschieden. Meine Frühsendung begann nur drei Stunden später. Seit dieser Nacht ist der 10. August ein Jubel-Sonnen-Freutag, denn seitdem sind der Traumtyp und ich ein Paar.

Siebzehn Jahre später. Es ist wieder der 10. August, aber es stehen keine Blumen auf dem Frühstückstisch, und es gibt keine Karte, in der mir mein Mann seine Liebe versichert. Diesen 10. August feiern wir nicht. Denn wir stecken in einer tiefen Krise, wissen nicht, wie es in unserer Ehe weitergehen soll und ob es überhaupt weitergehen soll und kann. Unsere Tochter ist vier Jahre alt.

Eine schlechte Nachricht kommt selten allein

An diesem Tag habe ich ein Treffen mit einem meiner Chefs. Ich moderiere verschiedene Sendungen und habe für jede Sendung einen Chef. Was dieser Chef an diesem Tag von mir will? Ich weiß es nicht. Habe keine Ahnung. Vorsichtig hatte ich im Vorfeld des Termins bei einem der anderen Chefs nachgefragt, ob der sich vorstellen könne, was mich denn erwarte. Die Antwort war: »Ich würde immer das Beste erwarten.« Also gehe ich mittags völlig unvorbereitet – in der Erwartung einer positiven Nachricht – zu dem Treffen. Was mir mein Chef dann sagt, ist wie ein Schlag in die Magengrube. »Du weißt ja, dass wir eine neue Moderatorin ins Team nehmen, und dafür muss einer aus dem alten Team gehen. Und das wirst du sein. Wir können es für Ende des Jahres festlegen, aber lieber wäre es mir, wenn wir mit dem nächsten Dienstplan wechseln. Das wäre in drei Wochen.«

Nach sieben Jahren Moderation eine Kündigungsfrist von drei Wochen. Und damit der Verlust von fünfzig Prozent meines Einkommens. Wir Moderatoren sind nicht fest angestellt, wir werden pro Sendung bezahlt. Sprachlos sitze ich meinem Chef gegenüber, der Mund total ausgetrocknet, im Magen ein riesiger Klumpen. Also Ehe in einer Sackgasse und Job weg. Kein guter Tag. Ich kann nicht mal nach Hause und heulen, weil ich abends eine Livesendung zu moderieren habe.

Es kann immer noch schlimmer kommen

Ziemlich benommen gehe ich in mein Büro zurück. Denken kann ich immer noch nicht. Ich weiß nur, dass ich von den kommenden drei Wochen noch zwei im Dienstplan für die Moderation dieser Sendung eingeteilt bin und dann Schluss ist. Und dieser Gedanke kreist in meinem Kopf. Und kreist und kreist. Ich bin nicht in der Lage ihn abzustellen. An meinem Schreibtisch angekommen, sehe ich, dass sowohl auf meinem Festnetzapparat wie auch auf meinem Handy eine Nachricht hinterlassen wurde. Meine Schwester hat versucht, mich zu erreichen. Ihre Nachricht ist ähnlich kurz wie die meines Chefs, aber viel, viel schlimmer. Sie lautet: »Patricia, komm sofort nach Hause. Mami liegt im Sterben.«

Bei meiner Mutter war ein paar Monate zuvor Gallengangkrebs diagnostiziert worden. Wochenlang war sie von einem Arzt zum anderen gelaufen. Keiner konnte etwas feststellen. Am Ende hieß es, es seien die Nerven. Und auch meine Schwestern und ich wollten lange daran glauben. Legten ihr nahe, sich auszuruhen. Erst als sie nachts Blut spuckte und ohnmächtig im Badezimmer umfiel, entdeckte man im Krankenhaus die Ursache. Da war es aber schon viel zu spät. Der Krebs hatte bereits flächendeckend gestreut. Dennoch hatte ich bis zum letzten Tag die Hoffnung, dass sie wieder gesund wird. Sie war erst 67 Jahre alt.

Also Ehe in einer Sackgasse, Job weg und die Nachricht über den nahenden Verlust meiner Mutter. Alles an einem Tag.

Nichts ist so schlecht, als dass nicht auch etwas Gutes dabei wäre

Mein Vater, der schon einige Jahre vor meiner Mutter gestorben war, hatte viele kluge Sprüche auf Lager. Einer seiner Lieblingssätze war: »Nichts ist so schlecht, als dass nicht noch was Gutes dabei wäre.« Mein Kraftsatz »Nichts passiert ohne Grund« hat seine Wurzeln in dem Satz meines Vaters. Doch was soll an diesem 10. August gut gewesen sein? Was soll man Positives aus einem Tag wie diesem ziehen können? Welchen – guten – Grund gab es für diesen 10. August in meinem Leben?

Antworten auf diese Fragen bekommt man oft erst in der Nachbetrachtung. Und auch ich wusste erst Wochen später, was das Gute daran war und warum das alles passieren musste.

Drei Wochen durfte meine Mutter noch leben, erst im Krankenhaus, dann gepflegt von meiner Schwester in deren Wohnung. Einige Tage davon durfte ich sie noch füttern, sie auf die Toilette bringen – sie konnte aufgrund der Metastasen schon länger nicht mehr laufen – und ihr zuhören. Dann starb sie an einem Freitagmittag, und ich durfte neben ihr sitzen.

Kurz nachdem sie die Augen für immer geschlossen hatte, rief ich meinen Mann an, der mit unserer Tochter kam, um mich abzuholen. Und in den Wochen darauf dämmerte es mir, warum es das Schicksal an diesem 10. August doch recht gut mit mir gemeint hatte.

Danke für die Kündigung

Wäre mir an diesem Tag nicht diese Sendung gekündigt worden, hätte ich die letzten drei Wochen, die meine Mutter noch lebte, pflichtbewusst meine Arbeit getan und meine Sendungen moderiert. Ich wäre nur am Wochenende zu ihr gefahren. So aber hatte ich zehn Tage mit ihr im Krankenhaus. Sie erzählte mir viele Geschichten aus ihrer Kindheit. Diese Zeit kann mir keiner mehr nehmen.

Drei Monate nach dem Tod meiner Mutter wurde ich schwanger. Für meinen Mann und mich war es durch die Ereignisse völlig klar, dass wir zusammengehören. Ich war damals schon 38 Jahre und wurde sehr schnell schwanger. Ich bin bis heute fest davon überzeugt, dass meine Mutter uns unseren Sohn geschickt hat. Er kam vier Tage vor ihrem ersten Todestag auf die Welt. Sie können sich vielleicht vorstellen, wie viele Tränen ich an diesen Tagen geweint habe. Vor Freude und vor Kummer.

Ein paar Wochen nach dem Gespräch mit meinem Chef bekam ich von ihm einen langen handgeschriebenen Brief, wie leid es ihm täte, dass er ausgerechnet an diesem Tage mit dieser Kündigung gekommen war. Diesen Brief habe ich aufgehoben. Er hat mich im Nachhinein sehr mit der Situation versöhnt. Doch eigentlich bin ich ihm bis heute – ganz im Stillen – sehr dankbar für diese Kündigung zur genau richtigen Zeit.

Vielleicht ist es Ihnen auch schon mal so ergangen, dass Sie dachten, das Schicksal meint es gerade besonders übel mit Ihnen. Es muss ja nicht immer gleich ein »10. August« sein. Da reichen viel geringere Anlässe. Ein Beinbruch am ersten Tag des Skiurlaubs oder eine Steuernachzahlung, die sich gewaschen hat. Manchen Frauen soll schon ein missglückter Haarschnitt ausreichen (habe ich tatsächlich schon mal bei einer Freundin erleben müssen!), um sich voll und ganz vom Schicksal bestraft zu fühlen. Wenn es Ihnen dann gelingt, sich mit dem Glauben, dass es für irgendetwas gut sei, auch wenn Sie im Moment noch keine Ahnung haben, wofür, verankern können, wird Ihnen der »Schicksalsschlag« schon gleich weniger heftig vorkommen.

Wer weiß, wofür es gut ist?

Folgende kleine Geschichte zeigt, wie viel Aufregung man sich im Leben erspart, wenn man nur fest an die Aussage »Nichts passiert ohne Grund« glaubt:

Ein alter Mann bearbeitete mit seinem einzigen Sohn einen kleinen Hof. Sie hatten nicht mehr als ein Stückchen Land und ein Pferd, das den Pflug zog. Eines Tages lief das Pferd davon. Da kamen die Menschen aus dem Dorf und bedauerten den armen Mann: »Armer Alter, jetzt müsst Ihr die ganze schwere Arbeit ohne Pferd machen. Oh weh, oh weh.« Doch der alte Mann sagte nur: »Wer weiß, wer weiß, wofür es gut ist.«

Wenige Tage später kehrte das Pferd auf den Hof zurück und führte eine Herde wunderschöner Wildpferde mit sich. Und wieder kamen die Dorfbewohner und jubelten diesmal: »Was für ein Glück ihr habt. Ihr seid wirklich zu beneiden.« Und wieder sagte der alte Mann nur: »Wer weiß, wer weiß, wofür es gut ist.«

Am nächsten Tag wollte der Sohn eines der Wildpferde zureiten, fiel dabei aus dem Sattel und brach sich ein Bein. Schnell kamen die Leute aus dem Dorf angerannt, um zu lamentieren. Denn nun musste der arme Mann die schwere Feldarbeit ohne Unterstützung seines kräftigen Sohnes schaffen. Doch wieder sagte der Alte nur: »Wer weiß, wer weiß, wofür es gut ist.«

Kurze Zeit später brach mit dem Nachbarland ein Krieg aus. Soldaten kamen in das kleine Dorf und nahmen alle jungen Männer mit, die an der Front dienen mussten. Viele von ihnen starben und kehrten nie zurück. Nur den Sohn des Alten konnte man mit seinem gebrochenen Bein für den Krieg nicht gebrauchen. »Wer weiß, wer weiß schon, wofür es gut ist?«

Beneidenswert, die Einstellung des Alten. Doch wie kommt man an den Punkt, dass man mit großer innerer Überzeugung gewisse Dinge annehmen kann mit dem »Wissen«, dass daraus auch etwas Gutes wachsen wird?

Menschen, die öfter »wer weiß, wer weiß, wofür es gut ist« denken, sind oft insgesamt positive »Denker«. Deren Gedankenautobahnen im Hirn sind nicht nur breite graue Streifen. Deren Hirnwindungen sind bepflanzt mit grünen Mittelstreifen und blühenden Randstreifen. Die Gründe, warum das bei den einen so ist und bei anderen nicht, sind ganz unterschiedlich. Da spielen vor allem unsere Vorbilder eine wichtige Rolle. Aber die gute Nachricht ist: Jeder kann positives Denken lernen. Das dauert eine Weile, bis die alte Autobahn gegen eine neue ersetzt ist, aber der Aufwand lohnt sich.

Umparken im Kopf mit Affirmationen

Nehmen Sie auch immer den gleichen Weg zur Arbeit oder in den Supermarkt? Vermutlich schon. Denn der Weg ist Ihnen vertraut. Sie müssen nicht darüber nachdenken, wie Sie dort hinkommen. Sie finden den Weg praktisch von alleine. So ergeht es Ihren Gedanken auch. Das, was Sie jahre- oder sogar jahrzehntelang gedacht haben, hat sich als sehr breiter Weg in Ihr Gehirn gegraben. Es ist leicht, immer dasselbe zu denken. Wer groß geworden ist mit Selbstvorwürfen, wird sich bei jeder Gelegenheit selbst anklagen. Darüber denkt man gar nicht mehr nach. Man geht diesen Weg gedanklich sozusagen von alleine. Um nun neue Wege zu gehen, müssen Sie üben. Zunächst einmal müssen Sie einen neuen Weg finden. Manchmal müssen Sie dabei auch Umwege nehmen (seien Sie geduldig mit sich, wenn Sie nicht gleich den richtigen Weg finden. Umwege sind oft besser als ihr Ruf, denn »Umwege erhöhen die Ortskenntnis«). Und wenn Sie den richtigen Weg für sich gefunden haben, ist das erst mal nur ein Trampelpfad. Sie müssen diesen neuen Weg oft, sehr oft gehen/denken, um aus dem Trampelpfad einen Weg, eine Straße, eine Autobahn zu machen.

Der Nachteil ist also, dass es Zeit kostet, diesen Weg zu gehen. Der Vorteil: Der Weg hat kaum Steigungen, er lässt sich also leicht gehen.

Das Vehikel, das Sie auf dieser Straße voranbringt, nennt sich Affirmation. Das sind positive, selbstbejahende Sätze, die man sehr häufig wiederholt. Dies ist eine sehr einfache Methode, um sein Denken und damit sein Verhalten und Handeln zu ändern. So wie negative Glaubenssätze aus der Kindheit beeinflussen, so können auch die neuen, positiven Affirmationen ins Unterbewusstsein eindringen und dort wirken.

Negative Affirmationen, die oft Begleiter seit Kindheitstagen sind, können lauten:

• Ich bin so blöd.

• Ich kann nichts richtig.

• Ich bin nicht liebenswert.

• Ich bin hässlich.

• Typisch, dass mir das wieder passiert.

• Ich habe einfach kein Glück.

• Mich mag keiner.

Kommt Ihnen der eine oder andere Satz bekannt vor? Vermutlich wurden Sie von klein auf damit konfrontiert. Vielleicht haben sich aber auch erst im Laufe des Erwachsenenlebens Gedanken eingeschlichen, die Sie negativ beeinflussen.

So wie bei meiner Bekannten Marina. Sie selbst war immer ein kleiner Sonnenschein, optimistisch und strahlend. Ihr Mann das genaue Gegenteil. Vermutlich haben sie sich deshalb gefunden. Doch das sonnige Gemüt von Marina färbte nicht auf ihren Mann ab. Im Gegenteil. Die fast schon misanthropische Art ihres Partners verdunkelte im Laufe von vielen Jahren das Strahlen von Marina. Da solche Prozesse schleichend vonstattengehen, fiel meiner Bekannten lange gar nichts auf. Bis die Tage, an denen sie morgens gar nicht mehr aufstehen wollte, weil sie nicht wusste, worauf sie sich freuen sollte, immer häufiger wurden. In den Gesprächen mit mir betonte sie immer wieder, dass es ihr und ihrer Familie eigentlich richtig gut ginge und sie gar nicht verstehen könne, warum sie ihr Leben nicht genießen könne. Letztendlich machten wir verschiedene Faktoren aus, die im Laufe von vielen Jahren zu ihrer negativen Grundstimmung geführt hatten. Allen voran war es der Glaube, dass es ihr eigentlich nicht so gut gehen durfte, weil viele ihrer Familienmitglieder – vor allem ihre (bereits verstorbenen) Eltern – ein entbehrungsreiches Leben geführt haben. Die Frage war, ob sich hier etwas mit Affirmationen verändern ließe.

Marina suchte für sich folgende Affirmationen, die ihr wieder mehr Leichtigkeit in den Alltag bringen sollten:

• Ich darf alles, was gut ist in meinem Leben, annehmen und mich darüber freuen.

• Ich darf unbeschwert mein Leben genießen.

• Ich darf immer mehr so werden, wie ich bin.

Diese Sätze sagt sie sich am Tag, so oft es geht. Gleich morgens nach dem Aufwachen, während des Tages, wenn sie an der Ampel wartet oder an der Supermarktkasse und – ganz wichtig – abends im Bett, bevor sie einschläft. Sie kennen sicherlich die Wirkung, wenn man abends Vokabeln gelernt hat. Die waren am nächsten Morgen garantiert präsenter als die, die man am Nachmittag gepaukt hat. Diese Wirkung können Sie auch für Ihre Affirmationen nutzen. Schlafen Sie mit positiven Gedanken ein. Die Chance, dass Sie mit positiven Gedanken aufwachen, ist hoch.

Lustigerweise konnte sich Marina ihre zweite Affirmation schlecht merken, obwohl sie sich den Satz selber ausgedacht hat. Jede Affirmation sollten Sie mehrmals laut aussprechen und dabei in sich hineinhorchen, wie sie »ankommt«. »Kneten« Sie so lange an den Sätzen, bis sie sich richtig anfühlen. Marinas Hirn schaltete bei dem Wort »unbeschwert« immer ab. Stattdessen schickte es Begriffe wie »leichtsinnig«, »leichtlebig« oder »leichten Herzens«, doch das war nicht die Bejahung, die Marina für sich wollte. Immer wieder musste sie vorher nach dem richtigen Begriff suchen. Es war so, als hätte das Unterbewusstsein dieses Wort und damit auch diese Art zu leben für alle Zeiten verdrängen wollen. Und nun war es an Marina, es mühsam wieder auszugraben.

Worte wirken

Vielleicht denken Sie jetzt, dass ein paar Worte unmöglich eine solche Wirkung haben können. Auch dazu gibt es eine sehr nette Geschichte aus dem islamischen Kulturkreis:

Ein spiritueller Mann heilte ein krankes Kind, indem er einige Worte immer wieder vor diesem wiederholte. Nach dieser »Behandlung« gab er das Kind den Eltern und sagte: »Jetzt wird es gesund werden.« Ein Zuschauer konnte das nicht glauben und fragte: »Wie kann das sein, dass Menschen durch ein paar wiederholte Worte geheilt werden können?«

Da drehte sich der spirituelle Mann, der für seine Sanftheit bekannt war, zornig um und entgegnete bitterböse: »Du verstehst nichts davon. Du bist ein Narr!« Der Zuschauer wurde nun auch zornig, die Röte stieg in sein Gesicht und seine Miene verzog sich zu einer hässlichen Grimasse. Da sagte der spirituelle Mann: »Wenn ein Wort die Kraft hat, dich wütend zu machen, warum sollte dann ein Wort nicht auch die Kraft haben zu heilen?«

Wenn also Worte und Gedanken die Kraft haben, Sie zu deprimieren, warum sollten dann Worte und Gedanken nicht auch die Kraft haben, Sie aufzuheitern?

ÜBUNG: Neue Wege im Kopf gehen

Wie wäre es, wenn Sie es ausprobieren – jetzt gleich hier?

Schreiben Sie auf, was Sie in Zukunft denken wollen. Achten Sie darauf, dass Sie schreiben, was Sie wollen, und nicht, was Sie nicht wollen. Also nicht »ich will mir nicht mehr selber Vorwürfe machen«, sondern »ich darf mich selber loben«. Wichtig ist, dass Sie Ihre Affirmation positiv ausdrücken. Auch sollten Sie bei der Formulierung »ich bin«-Sätze vermeiden. Denn das suggeriert, dass es um Ihre Person in Gänze geht. Doch es ist immer nur ein Teilaspekt Ihrer Persönlichkeit, den Sie nun anders bestärken wollen. Bei »ich bin«-Formulierungen ist die Gefahr groß, dass der innere Widerstand erwacht. Wenn Sie sich also mehr mit Ihrem Aussehen anfreunden wollen, könnte die Affirmation »ich bin schön« Ihren Widerstand auf den Plan rufen, der Ihnen gleich wieder einflüstert, was das denn für ein Quatsch sei. Versuchen Sie es deshalb mit Formulierungen wie »ich darf mich mögen, wie ich bin.«

Die Affirmation muss von Ihnen beeinflussbar sein. Wenn Sie sich wünschen, von jemand anderem geliebt oder gesehen zu werden, haben Sie keinen Einfluss darauf, und dann kann eine Affirmation nichts bewirken. Ihre bejahenden Sätze sollten also etwas direkt mit Ihnen zu tun haben. Wenn Sie beispielsweise das Verhältnis zu einem anderen Menschen positiver gestalten wollen, dann fragen Sie sich, was Sie dafür tun können. Wie können Sie der nervigen Kollegin in Zukunft begegnen, damit das Miteinander besser wird? Da könnte eine Affirmation lauten: »Ich akzeptiere die Kollegin, wie sie ist, und lass mich nicht aus meiner Ruhe bringen – egal, was sie tut.«

Sie können für alle Bereiche Ihres Lebens Affirmationen finden, egal, ob es um berufliche oder private Gedankenveränderungen geht.

Hier einige Beispiele für Affirmationen:

2 009,98 ₽
Жанры и теги
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
213 стр. 22 иллюстрации
ISBN:
9783956235313
Издатель:
Правообладатель:
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