Читать книгу: «Die Lichtstein-Saga 3: Fineas», страница 6

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Kapitel 10

Mona, es riecht herrlich«, seufzte Zoe, als die fünf nach ihrem Bad im Fluss zurückkehrten und ein verführerischer Duft in der Küche hing.

Mona lächelte. »Es ist nur ein einfacher Gemüseeintopf.«

»Und trotzdem nicht zu verachten«, lachte ein dunkelhaariger Mann in Monas Alter, der mit Moritz auf dem Arm den Tisch deckte. »Hallo, ich bin Dominik. Freut mich, euch hier zu haben.«

»Danke, dass ihr uns so unterstützt«, antwortete Kaelan und schob das Brotmesser außer Reichweite, als Moritz danach greifen wollte.

»Können wir dir mit irgendwas helfen?« Liv trat zu Mona, die zur Verfeinerung gerade noch ein paar frisch gehackte Kräuter über den Eintopf streute.

»Das ist lieb, aber nein, es ist alles fertig.« Sie deutete auf einen Brotkorb. »Stell den noch auf den Tisch und setz dich. Ich bringe den Rest.«

Alle versammelten sich um den Tisch und ließen sich das Essen schmecken, während Dominik und Mona neugierig nach den Reisen zu den Nymphen und Sylphen fragten.

»Bist du denn schon mal den Elfen begegnet?«, fragte Liv an Dominik gewandt, nachdem sie vom Tal der Wasser und dem Palast der Winde erzählt hatten.

Dominik schüttelte den Kopf. »Nein. Zumindest glaube ich das nicht.«

Fragend hob Noah eine Augenbraue. »Und was genau heißt das?«

Dominik nahm noch einen Nachschlag. »Ich habe noch nie einer Elfe gegenübergestanden, geschweige denn, dass ich mit jemandem aus diesem Volk geredet hätte, falls ihr das wissen wollt. Ich kann euch also nichts über sie sagen oder euch Tipps geben, wie ihr ihnen am besten entgegentreten solltet.« Er schob sich einen Löffel voll Eintopf in den Mund.

»Aber?«, hakte Noah nach, da offensichtlich war, dass der Bauer ihnen irgendetwas noch nicht erzählt hatte.

Dominik atmete tief durch. »Manchmal, wenn ich auf der Suche nach den passenden Bäumen für gutes Bauholz tiefer in den Wald geritten bin, da … tja, wie soll ich es sagen?« Er blickte ein wenig ratlos von einem zum anderen. »Ich hab nicht wirklich etwas gesehen, aber trotzdem war da irgendwas.«

»Und was?«, fragte Kaelan.

Dominik seufzte. »Es hört sich verrückt an, aber manchmal hatte ich das Gefühl, als wären die Büsche und Bäume um mich herum lebendig. Fast so, als würden sie mich beobachten.«

»Okaaay, creepy«, murmelte Liv.

Dominik verzog das Gesicht und nickte. »Ja, es war definitiv kein angenehmes Gefühl und ich bin mir sicher, dass es etwas mit den Elfen zu tun hatte.« Mitfühlend blickte er von einem zu anderen. »Ich beneide euch jedenfalls nicht darum, dass ihr euch zu deren Feste begeben sollt. Mir sind diese Waldwesen nicht geheuer.« Er schob sich einen weiteren Löffel Eintopf in den Mund.

Liv tauschte einen Blick mit den anderen vier und gab sich Mühe, den Schauer zu ignorieren, der ihr gerade über den Rücken kroch.

»Na ja, aber ihr seid die Auserwählten des Engels«, versuchte Mona die leicht beklommene Stimmung am Tisch wieder aufzuheitern. »Wenn es jemand schaffen kann, zu den Elfen durchzudringen, dann ja wohl ihr.«

Noah schnaubte. »Dein Wort in Cayaniels Ohr.«

Nach dem Abendessen verabschiedeten die fünf sich, nachdem Mona ihr Angebot abgelehnt hatte, beim Abwasch zu helfen.

»Ihr habt noch einen weiten Weg vor euch. Ihr solltet früh schlafen gehen.« Sie stellte das Geschirr in die Spüle und wandte sich dann zur Tür. »Kommt mit, ich zeige euch den Heuboden.«

Sie führte die fünf samt Vin aus dem Haupthaus zu einer Scheune, in der eine Kutsche, ein Karren und ein Hühnerstall untergebracht waren. Neben einer kleinen Handpumpe stand ein klappriger Tisch mit einer Waschschüssel. Handtücher stapelten sich daneben und drei Öllampen standen bereit.

»Dort könnt ihr euch waschen und da oben liegt alles für euer Nachtlager bereit sowie das Gepäck, das eure Knechte aus Burgedal hergebracht haben.« Mona wies auf eine Leiter, die auf den Dachboden der Scheune führte. »Macht es euch bequem.« Dann deutete sie auf die drei Öllampen. »Mit denen könnt ihr euer Lager schützen. Passt bitte nur auf, dass ihr nicht die Scheune abfackelt.« Sie grinste schief.

»Kriegen wir hin«, versprach Noah. »Bisher ist noch keins unserer Lager in Flammen aufgegangen.«

Wieder grinste Mona. »Das lässt mich hoffen. Ich schätze, ihr könnt die Lampen selbst mit Engelslicht entzünden?«

»Yep.« Noah rief sein Licht und Caya erschien als goldene Lichtkugel über seiner Hand.

»Wow.« Fasziniert blickte Mona auf die leuchtende Sphäre. »Es ist wunderschön.«

»Wenn du willst, helfen wir euch dabei, die Lampen im Stall zu entzünden«, bot Liv sofort an.

Nur mit Mühe riss Mona sich vom Anblick des Engelslichts los und schüttelte den Kopf. »Das ist lieb, aber so viele sind das nicht. Wahrscheinlich hat Dominik das schon erledigt, während wir hier quatschen.« Sie lächelte und deutete noch einmal zum Heuboden. »Wenn ihr noch irgendetwas braucht, meldet euch einfach.«

»Danke«, sagte Kaelan. »Für alles. Ich bin sicher, wir kommen hier prima zurecht.«

Die anderen nickten zustimmend und bedankten sich ebenfalls.

»Keine Ursache. Dann ruht euch aus und schlaft gut.«

Sie verabschiedeten sich für die Nacht, doch im Scheunentor drehte Mona sich noch einmal zu ihnen um. »Fast hätte ich vergessen, euch zu warnen. Hugo nimmt seinen Weckdienst morgens sehr ernst.« Sie lächelte entschuldigend.

»Wer ist Hugo?«, fragte Noah verwirrt.

Mona wies auf den Hühnerstall. »Unser Hahn. Er ist schon zwölf Jahre alt, hat aber immer noch ein kräftiges Organ. Erschreckt euch also nicht.« Sie winkte zum Abschied und zog dann das Scheunentor hinter sich zu.

Stirnrunzelnd schüttelte Noah den Kopf und zuckte die Schultern. »Wie laut kann so ein steinalter Hahn schon sein?«, murmelte er und stieg hinter Kaelan die Leiter zum Heuboden hinauf.

Kapitel 11

Die Antwort auf seine Frage erhielt Noah am nächsten Tag im ersten Morgengrauen, als ein schrilles Kreischen die fünf aus dem Tiefschlaf holte.

»Was zum Teufel?« Wie angestochen fuhr Zoe auf ihrem Strohlager in die Höhe, packte reflexartig Schwert und Messer und versuchte, sich in Dämmerung und ungewohnter Umgebung zu orientieren.

Neben ihr saß Liv kerzengerade und mit hämmerndem Herzschlag auf ihrer Schlafmatte. Auch sie hielt Schwert und Messer in den Händen.

Das fürchterliche Kreischen ertönte erneut und Vin stieß ein aufgeregtes Kläffen aus.

»Macht das aus. Macht das alles aus.« Noah war als Einziger liegen geblieben und zog sich eins der Kissen über den Kopf, die Mona und Dominik ihnen für ihr Nachtlager gegeben hatten.

Kaelan stieß seine Decke zur Seite und krabbelte mit seinen Waffen an den Rand des Heubodens. Vorsichtig spähte er hinunter in die noch düstere Scheune, als ein weiterer Schrei alle zusammenfahren ließ. Im Hühnerstall an der gegenüberliegenden Wand stolzierte der Herr des Hauses mit stolzgeschwellter Brust auf und ab und gab seinen Weckruf zum Besten.

Kaelan musste lachen. »Leute, das ist Hugo.«

»Niemals«, grummelte Noah unter seinem Kissen hervor. »Solche Laute kann unmöglich ein altersschwacher Hahn von sich geben.«

Hugo widerlegte diese unverschämte Unterstellung prompt.

Ari war zu Kaelan gekrabbelt und sah hinunter zum Hühnerstall. »Doch, genau das tut er.«

»Dann hat er offensichtlich sein biblisches Alter dazu genutzt, seine Stimmbänder kräftig zu trainieren«, gähnte Zoe wieder tiefenentspannt, da klar war, dass keine kreischende Banshee oder sonst was Todbringendes in die Scheune eingedrungen war.

Vin war ebenfalls neugierig an den Rand des Heubodens getappt und brachte jetzt eine Mischung aus Winseln, Knurren und Kläffen zustande, da er sich anscheinend noch nicht sicher war, was die passendste Antwort auf diese fürchterlichen Geräusche von dort unten war.

Wieder krähte Hugo.

»Okay, ich gebe zu, ich bin ein Großstadtkind und definitiv keine Expertin.« Ungläubig rutschte Liv von ihrem Lagerplatz zu Kaelan und Ari, um sich Hugo ebenfalls anzusehen. »Aber das hört sich kein bisschen wie ein Hahn an. Eher wie ein Auto in der Schrottpresse. Und es ist ungefähr so angenehm, wie tausend Fingernägel auf einer Tafel. Womit füttern die den?«

»Vielleicht ist es eine Mutation«, überlegte Ari, während er unbewusst seine verspannte Schulter massierte und gleichzeitig fasziniert auf den imposanten Hahn starrte, der weiter lautstark seinen Weckdienst zelebrierte. »Er ist ungewöhnlich groß. Vielleicht ist es eine spezielle Hühnerart hier aus Interria. Oder es ist ein Urhahn.«

Grollend fuhr Noah auf seinem Lager hoch. »Mann, Ari, wen juckt’s? Bring ihn einfach zum Schweigen!«

»Wieso denn ich?!«

»Weil du dich sonst auch für jedes durchgeknallte Geschöpf in diesem Land zuständig fühlst!«, knurrte Noah. »Also, geh zu diesem irren Federvieh, mach uns den Dolittle und sorg dafür, dass er endlich die Klappe hält! Vorzugsweise in den nächsten dreißig Sekunden!«

Hugo schrie erneut. Stöhnend warf Noah sich zurück auf sein Nachtlager und verbarg seinen Kopf wieder unter dem Kissen.

Kaelan verzog das Gesicht als hätte er Zahnschmerzen der übleren Sorte und nickte Ari aufmunternd zu, als Hugo sich dranhielt und weiter mit großem Enthusiasmus sein schrilles Krähen in die Morgendämmerung erbrach. »Du solltest wirklich dein Glück bei ihm versuchen. Er nervt echt ziemlich.«

»Na schön. Aber wahrscheinlich hört er gleich ohnehin von allein auf.«

»Gleich ist nicht schnell genug!«, rief Noah unter seinem Kissen hervor.

Ari gab sich geschlagen und kletterte die Leiter hinunter. Als er sich dem Hühnerstall näherte, hielt Hugo abrupt in seinem stolzen Gang inne und musterte ihn mit schräggestelltem Kopf.

»Hallo Hugo«, schmeichelte Ari mit sanfter Stimme, während das Tier ihn misstrauisch mit seinen kleinen schwarzen Augen fixierte. »Ja, so ist es gut. Du hast einen ganz prima Job gemacht und uns alle geweckt. Du brauchst jetzt gar nicht mehr zu krähen. Schone dich lieber. Du bist ja immerhin nicht mehr der Jüngste.«

Als würde er sich von dieser Feststellung persönlich beleidigt fühlen, begann Hugo heftig mit seinem Kopf zu zucken. Aufgeregt trippelte er von einem Fuß auf den anderen, plusterte sich zu doppelter Größe auf und flatterte hektisch mit den Flügeln.

»Hey, Hugo, alles in Ordnung?« Besorgt trat Ari an den Käfig heran.

Doch das war endgültig zu viel für den Hahn, der offensichtlich nicht nur seinen Weckdienst, sondern auch die Verteidigung seines Hühnerstalls sehr, sehr ernst nahm. Er führte einen wahren Veitstanz hinter den Gitterstäben auf und kreischte jetzt noch lauter und schriller als zuvor.

Entnervt fuhr Noah aus seinen Decken hoch. »Verdammt, Ari! Was machst du denn da?!«

»Ich mache gar nichts! Anscheinend mag Hugo es nicht, wenn man sich seinem Territorium nähert. Wahrscheinlich will er seine Hühner vor mir beschützen.«

»Ich will keine Psychoanalyse von diesem blöden Vieh, ich will, dass er endlich den Schnabel hält!«

»Und was soll ich deiner Meinung nach tun?« Ari war ein paar Schritte vom Hühnerstall zurückgewichen, in der Hoffnung, dass Hugo sich dann wieder beruhigen würde. Bisher zeigte diese Aktion allerdings nicht den gewünschten Erfolg und so langsam begannen seine Ohren zu klingeln, denn hier unten, direkt neben dem Stall, war das Gekrähe noch um einiges lauter. Außerdem wurden jetzt auch noch die Hühner unruhig und begannen aufgeregt zu gackern.

»Dreh ihm den Hals um«, knurrte Noah.

»Spinnst du?! Du kannst einem Tier in diesem weisen Alter doch nicht einfach den Hals umdrehen, nur weil es seine Aufgabe ein wenig zu ernst nimmt!«

»So verdammt weise kann das Vieh nicht sein, sonst hätte es klugerweise den Rand gehalten, wenn ich hier in seiner Scheune schlafe!« Noah angelte nach dem nächstbesten Wanderschuh. Wenn Aris Bemühungen auf die sanfte Tour bei Hugo nicht fruchteten, mussten jetzt eben schärfere Geschütze aufgefahren werden. »Achtung!«

Noah packte den Schuh und schleuderte ihn vom Heuboden hinunter gegen die Gitterstäbe des Hühnerstalls. Erschrocken duckte Ari sich zur Seite, als der Schuh knapp an ihm vorbeiflog und laut scheppernd gegen die Gitterstäbe krachte.

Augenblicklich herrschte Stille.

Hugo und sein Hühnerhaufen schienen so erstarrt vor Schreck, dass ihnen Krähen und Gackern buchstäblich in den Hälsen steckenblieben.

»Na, geht doch!«, brummte Noah zufrieden.

Dann brach im Hühnerstall die Hölle los.

Hugo plusterte sich so unglaublich auf, dass Ari ernsthaft fürchtete, er würde platzen. Der Schrei, den der Hahn kurz darauf ausstieß, ließ Aris Trommelfell vibrieren. Mit weitgespreizten Flügeln und entrüstetem Hin-und-her-Tänzeln machte Hugo seiner Empörung über diesen unverschämten Angriff auf seinen Hof Luft. Auch seine Hühnerschar flatterte hektisch durcheinander und gackerte sich schimpfend in schrille Ekstase.

»Okay«, stöhnte Kaelan. »Hiermit erkläre ich die Nachtruhe offiziell für beendet.«

Eine knappe halbe Stunde später saßen die fünf nach einer kurzen Katzenwäsche, die von einer nicht enden wollenden Kakofonie aus dem Hühnerstall begleitet worden war, am Frühstückstisch und löffelten warmen Haferbrei. Mona und Moritz frühstückten mit ihnen, während Dominik schon im Stall war, um die Kühe zu melken.

»Habt ihr gut geschlafen?« Mona schob ihrem Sohn einen Löffel voll Brei in den erwartungsvoll aufgerissenen Mund.

»Bis Hugo uns geweckt hat, ja«, grummelte Noah.

»Gut, dass du uns gestern Abend noch gewarnt hast«, meinte Zoe. »Im ersten Moment hab ich gedacht, wer weiß was wäre in die Scheune eingefallen. Es ist kaum zu glauben, dass ein Hahn solche Töne hervorbringen kann.«

»Und dann auch noch in dieser Lautstärke!«, fügte Noah finster hinzu.

Mona lächelte entschuldigend. »Ja, er ist speziell.«

Noah verzog das Gesicht, verkniff sich aber einen weiteren Kommentar.

»Heute scheint er es mit seinen Weckrufen allerdings besonders gutgemeint zu haben. So hingebungsvoll hab ich ihn schon lange nicht mehr erlebt.«

Noah hob eine Augenbraue und Liv biss sich schnell auf die Lippen, um nicht zu lachen. Sie hatten einstimmig beschlossen, besser nicht an die große Glocke zu hängen, wie sehr sie Hugo und seinen Hofstaat aufgemischt hatten. Zum Glück begann in diesem Moment der Wasserkessel zu pfeifen.

Mona reichte Moritz an Kaelan und stand auf, um noch einmal Tee aufzugießen. »Wahrscheinlich hat er euch bemerkt und wollte euch beeindrucken.«

»Wäre echt nicht nötig gewesen«, murmelte Noah.

»Da hat er alles gegeben …«

»Manchmal ist weniger mehr.«

»… und extra für euch das Beste aus sich herausgeholt.«

»Nur schade, dass es keiner haben wollte.«

Mona rührte geräuschvoll die Teeblätter durch die Kanne. »Hugo ist halt einfach ein ganz besonderer Hahn«, sagte sie liebevoll.

Wieder mussten sich alle am Tisch auf die Lippen beißen, um nicht loszuprusten.

Noah dagegen hielt abrupt mit dem Löffel inne, den er sich gerade in den Mund hatte schieben wollen, und blickte fassungslos hinüber zu Mona. »Himmel, es ist unglaublich, dass sie anscheinend tatsächlich stolz auf diese akustische Körperverletzung ist!«

Kapitel 12

Wenig später holten die fünf ihr Gepäck aus der Scheune, verabschiedeten sich von Dominik und liefen dann mit Mona und Moritz zur Koppel, wo die Pferde bereitstanden.

»Macht's gut, ihr Süßen.« Liebevoll klopfte Mona jedem ihrer Vierbeiner auf den Hals. »Und macht mir keine Schande.«

Duke schnaubte und rieb sein Maul an ihrer Schulter.

Mona lächelte und blickte dann hoch zu Kaelan, der bereits in Dukes Sattel saß. »Lasst die Pferde am Waldsee einfach frei. Sie finden allein nach Hause.«

»Na, hoffentlich machen sie sich dann nicht noch ein paar nette freie Tage, bis sie zu euch zurückkehren.« Noah zog sich auf Easys Rücken.

Mona schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Seit die Narox sich immer weiter ausbreiten, mögen die Pferde den Wald hinter dem Waldsee nicht mehr. Diese Biester werden langsam zu einer echten Plage. Falls die Elfen bereit sind, mit euch zu reden, könntet ihr das ja mal anmerken. Die Narox sollten wirklich wieder in ihre Schranken verwiesen werden.«

»Wir setzen es mit auf die Liste«, versprach Kaelan.

Sie verabschiedeten sich und Mona winkte ihnen nach, als der kleine Trupp sich in Bewegung setzte. »Viel Glück und passt gut auf euch auf! Möge der Engel euch beschützen!«

Es war noch früh, die Sonne ging gerade erst auf. Kaelan und Ari führten die Gruppe an und lenkten die Pferde auf einen breiten Feldweg Richtung Süden. In der Ferne lag der Große Wald wie ein dunkles Band am Horizont. Vin sprang ausgelassen um sie herum und schien sich nach den ganzen Tagen im Kloster tierisch zu freuen, dass es jetzt wieder auf Reisen ging und es für ihn so viel Neues zu erschnüffeln gab. Immer wieder verschwand er rechts und links in Wiesen, Büschen und Feldern und flitzte aufgeregt hin und her.

Liv trieb Fritz an und schloss zu Ari und Kaelan auf. »Okay, dann jetzt mal bitte raus mit der Sprache. Wer oder was sind diese Narox, von denen Mona gesprochen hat, und wieso weiß ich noch nichts von denen? Und wehe ihr kommt jetzt mit Lass dich überraschen! Das hatten wir auf der letzten Reise und auf eine Überraschung wie die Harpyien kann ich gut verzichten.«

Kaelan grinste. »Aber eine andere Überraschung waren die Gnome und die mochtest du sehr gerne.«

»Yep. Aber ich hätte sie genauso gerne gemocht, wenn ich schon vorher von ihnen gewusst hätte. Du weißt schon, Vorfreude und so. Und auf böse Überraschungen will ich definitiv vorbereitet sein.«

»Narox sind eigentlich sehr selten und eher scheu«, antwortete Ari. »Normalerweise haben sie Angst vor Menschen und halten sich von uns fern, aber es hörte sich bei Mona so an, als nutzten sie die Tatsache aus, dass die Elfen den Wald so verwildern lassen. Dadurch entstehen Kettenreaktionen. Je verwilderter der Wald ist, desto seltener dringt jemand in die Wildnis vor. Dadurch werden Tiere und andere Wesen mutiger und ihre Populationen breiten sich weiter aus. Nicht immer ist das von Vorteil, weil sie damit eventuell andere Wesen und Tiere verdrängen oder sogar auslöschen, wenn sie ihre Beute sind. Das kann so weit gehen, dass sich Ökosysteme komplett verändern. Genau so was sollten die Elfen eigentlich hier im Wald im Auge behalten. Das ist die Aufgabe, die Cayaniel ihnen zugewiesen hat. Sie sollen dafür sorgen, dass der Große Wald ein Lebensraum für möglichst viele verschiedene Lebensformen ist.«

»Okay, klingt doch eigentlich cool, dass der Engel ihnen das zugetraut hat«, meinte Liv. »Was ist dann ihr Problem? Sind sie wie die Harpyien – sauer, dass sie keinen Lichtstein zum Hüten bekommen haben? Welchen hätten sie denn haben wollen? Den Stein der Erde?«

Kaelan schüttelte den Kopf. »Nein, so ist das nicht. Die Elfen wollten keinen Lichtstein. Aber sie waren zutiefst enttäuscht, dass Cayaniel nicht ihr Volk als das erwählt hat, in das die Cays geboren werden. Ihrer Meinung nach sind die Elfen dafür würdiger als die Menschen.«

»Wow, ernsthaft?« Noah hatte Easy mit viel Mühe dazu gebracht, zu den anderen aufzuschließen und nicht bloß gemütlich zehn Meter hinterherzutrotten. »Ist dann ja eine Bombenidee, dass ausgerechnet wir zu ihnen gehen, um sie um Hilfe zu bitten. Warum hat Ignatius diese Kleinigkeit mit keiner Silbe erwähnt, als er uns von diesem großartigen Plan erzählt hat? Er hat nur gesagt, dass die Elfen sich nach dem Kampf gegen Hektor zurückgezogen haben und seitdem nichts mehr mit dem Rest von Interria zu tun haben wollen.«

Kaelan hob die Schultern. »Na ja, dass die Elfen besonders mit uns Menschen Schwierigkeiten haben, ist aber kein Geheimnis. Es steht in allen Geschichtsbüchern über Interria drin. Und in den Büchern über die Elfen auch.«

»Ja, danke für den Hinweis«, gab Noah ironisch zurück. »Ich hatte aber leider nicht mein ganzes Leben lang Zeit, mir all das durchzulesen. Ich lebe erst seit fünf Monaten hier. Vom Kulturschock mal abgesehen, hatten Lichtsteine, der Engel, unsere Reisen und mein Lichtsteinvolk auf meiner Leseliste Priorität. Und das war schon verdammt viel Stoff. Dazu kamen noch unzählige Trainingsstunden in Schwertkampf und Selbstverteidigung. Wäre nett gewesen, wenn Ignatius mir in seinen Stunden zur Interrianischen Geschichte und Völkerkunde, dann wenigstens nicht die Hälfte verschwiegen hätte!«

Ari wandte sich zu ihm um. »Vermutlich hat er das nur gemacht, weil er nicht wollte, dass du sofort wieder alles hinschmeißt, wenn du gleich am Anfang von all den Schwierigkeiten erfährst, die hier auf dich warten könnten. Als du hierhergekommen bist, warst du völlig abweisend und auf Krawall gebürstet. Das weißt du schon noch, oder? Wahrscheinlich wollte Ignatius einfach nichts riskieren und hat deshalb das ein oder andere zurückgehalten.«

»So was nennt sich Zensur«, knurrte Noah. »Und ich finde, wenn wir Cays schon durch ganz Interria ziehen müssen, um die Lichtsteine zu holen und dieser Welt den Arsch zu retten, dann hätten wir verdient, dass man uns gegenüber mit offenen Karten spielt!«

Ari schnaubte zynisch. »Wir hätten eine ganze Menge verdient, allen voran, dass wir gefragt werden, ob wir überhaupt Cays sein wollen. Ist aber nicht passiert. Man hat es uns einfach aufs Auge gedrückt. Also lass uns zumindest daran glauben, dass die Erwachsenen, die alles für uns und unsere Reisen planen, seit wir geboren wurden, nur das Beste für uns im Sinn haben, ja? Anders ist das alles sonst nämlich kaum zu ertragen.« Er mied es, irgendwen anzusehen, und wandte sich wieder ab.

Die anderen tauschten besorgte Blicke. Ari war von seinem Großvater mit äußerst zweifelhaften Methoden auf seine Aufgabe gedrillt worden und hatte die Zeit vermutlich nur durchgestanden, weil er sich immer wieder eingeredet hatte, dass sein Großvater auf seine Art nur das Beste für ihn – und Interria – wollte. Dass Ari seit Raiks Tod mehr und mehr mit seinem Schicksal als Cay haderte, hatten alle gemerkt, und vermutlich war das Einzige, das ihn weitermachen ließ, der Gedanke, dass er hier das Beste für seine Heimat tat – und dass alle, die ihm wichtig waren, im Rahmen ihrer Möglichkeiten dasselbe taten, um sie zu unterstützen.

Noah öffnete den Mund, aber Liv war schneller. »Okay, irgendwie habt ihr beide recht. Mehr offene Karten wären definitiv besser, aber ich denke auch, dass Ignatius ganz sicher nur das Beste für jeden von uns will.« Sie streckte ihre Hand nach Noahs aus, drückte kurz seine Finger und schenkte ihm ein kleines Lächeln. »Und bevor du jetzt was sagst, ja, wir sollten mit ihm klären, dass er unter das Beste für uns offensichtlich etwas anderes versteht als wir. Aber im Moment können wir daran nichts ändern, also lasst uns hier einfach so gut wie möglich unseren Job machen und dafür wüsste ich echt gern, was für Wesen diese Narox sind. Wenn Mona recht hat und die Pferde Angst vor ihnen haben, können sie ja nicht ganz so harmlos sein. Also, Ari, Infos bitte! Ich fänd es nämlich ganz fantastisch, wenn ich wüsste, was da im Wald auf uns lauern könnte.«

Grinsend hielt Zoe Liv ihre Faust für ein Fistbump hin. »Süße, du rockst und zwar so was von. Und falls er da«, sie nickte zu Noah, »das nicht zu schätzen weiß, überlege ich mir definitiv irgendwas, um die Grenzen deiner sexuellen Orientierung auszuweiten.«

Liv lachte und knockte ihre Faust gegen Zoes. »Ich denke, er da weiß es.«

»Na, dann ist ja gut.«

»Ari, erleuchtest du uns bitte, bevor Zoe mir Liv ausspannt?« Noah strafte sie mit einem gespielt bösen Blick. »Du bist echt unglaublich!«

»Ja, das auch.« Zoe zwinkerte ihm zu. »Aber genug von mir. Lasst uns über die Narox reden. Ari?«

Liv sah hinüber zu ihm und stellte zufrieden fest, dass Ari sich ihnen wieder zugewandt und das Geplänkel seiner Freunde ihn wie erhofft auf andere Gedanken gebracht hatte. Er grinste.

Gut so.

Liv mochte die dunklen Schatten nicht, die in letzter Zeit viel zu oft in seinem Blick lagen.

»Okay«, begann Ari. »Also Narox sind in etwa so groß wie Schimpansen und sie bewegen sich auch ganz ähnlich. Allerdings können sie nicht klettern. Sie leben in unterirdischen Höhlen und graben dort ganze Tunnelsysteme wie Kaninchen oder Füchse. Sie sind nachtaktiv und haben lichtempfindliche Augen. Deshalb bekommt man sie tagsüber so gut wie nie zu Gesicht. Außerdem haben sie Angst vor Feuer. Auf den Zeichnungen in den Büchern im Kloster sehen sie ein bisschen so aus wie eine Mischung aus einem Wasserspeier und Gollum.« Er sah zu Noah und Liv. »Ihr kennt doch Herr der Ringe, oder?«

»Logisch«, antwortete Noah.

Liv nickte und versuchte, sich so ein Geschöpf vorzustellen.

»Wenn Mona recht hat«, fuhr Ari fort, »und die Narox eine Plage im Großen Wald geworden sind, haben wir vielleicht Glück und bekommen einen zu Gesicht.«

»Glück?!« Kopfschüttelnd zog Noah die Stirn kraus. »Also deine Vorliebe für alles, was so kreucht und fleucht in allen Ehren, aber wenn die Pferde Angst vor ihnen haben, sollte uns das zu denken geben, findest du nicht?«

Ari hob die Schultern. »Na ja, es sind Fleischfresser. Aber eigentlich jagen sie nur Kleintiere. Hasen, Eichhörnchen, Marder – so was halt. In den Büchern über sie stand, dass sie nur selten mal zu zweit oder zu dritt auf die Jagd nach größerem Wild wie Wildschweine oder Rehe gehen.«

»Wow«, meinte Noah sarkastisch. »Und wenn sie auf den Gedanken kommen, sich zu acht oder zehnt zusammenzuschließen, steht einer hübschen kleinen Menschenjagd vermutlich auch nichts mehr im Wege!«

Ari schüttelte den Kopf. »Das wage ich zu bezweifeln. Darüber stand nichts in den Büchern.«

»Klar, weil diejenigen, die darüber hätten berichten können, längst verdaut sind und ihre Knochen irgendwo in den Tunneln der Narox in ungeweihter Erde liegen.«

»Ja, genau.« Ari verdrehte die Augen, musste aber schmunzeln.

Noah dagegen grinste unverhohlen und machte fröhlich weiter. »Gibt es in Interria eigentlich Geister? Also so richtige, nicht diese Zombienymphen aus dem Schwarzen See. Ich meine echte Geister, gequälte Seelen, die keine Ruhe finden, weil sie von total harmlosen und superseltenen Wasserspeier-Gollum-Schimpansen aufgefressen und nie gefunden wurden.«

Ari schnaubte, grinste dann aber hinterhältig zurück. »Finden wir es doch heraus. Jagdgalopp bis zum Waldrand. Wer als Erster dort ist, gewinnt!«

Er trieb Queeny an und die Stute schien mehr als begeistert über die schnellere Gangart. Sie preschte los. Duke und Chess folgten ihr sofort, ohne dass Kaelan und Zoe sie groß anspornen mussten. Auch Fritz schien nichts dagegen zu haben, sich ein bisschen auszutoben. Easy dagegen trabte im gleichen Tempo weiter wie zuvor. Offensichtlich fand das rundliche Pony, dass seine gemütliche Lebenseinstellung nicht mit einem Jagdgalopp am frühen Morgen vereinbar war, und ließ Noahs Schimpftirade unbeeindruckt von sich abprallen. Erst als Liv zu den beiden zurückkehrte, dem Pony einen saftigen Apfel gab und ihm einen weiteren versprach, sobald sie den Waldrand erreichten, befand Easy, dass es sich dafür durchaus lohnte, einen Galopp einzulegen.

Noah murmelte nur was von »unfassbar« und als sie eine gute halbe Stunde später den Waldrand erreichten, wäre er fast aus dem Sattel katapultiert worden, als Easy an der Baumgrenze abrupt stehen blieb und nicht einen Schritt weitergehen wollte.

»Dieser Gaul macht mich fertig!«

Easy ließ diese Feststellung völlig kalt. Er fixierte mit seinen dunklen Augen Liv, die lachend einen Apfel aus ihrer Umhängetasche fischte und ihn Easy vors Maul hielt. Sanft schnappte sich das Pony den versprochenen Leckerbissen und zermalmte ihn genüsslich zwischen den Zähnen.

»Er hat einfach Charakter.« Liebevoll klopfte Liv ihm den Hals.

»Ja, und zwar einen ganz miesen!«, knurrte Noah, aber auch er konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als Easy sofort empört schnaubte und heftig den Kopf schüttelte.

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