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KAPITEL DREIUNDDREISSIG

Der Wind zerrte an Rexus’ Haar, während er unter der Sternendecke fieberhaft sein Pferd in Richtung Palast vorantrieb. Anka saß hinter ihm und klammerte sich an ihn. August und Crates ritten hinter ihnen. Ihre Pferde waren schwer mit Waffen und Ausrüstung beladen, die sie unter jeder Menge Wolle versteckt hatten.

Rexus hatte kein Auge zugetan, seitdem er von Ceres’ und Prinz Thanos’ Verlobung erfahren hatte. Der Gedanke an deren Zweisamkeit raubte ihm den Verstand. Er hatte geglaubt, dass Ceres eine Lügnerin und Verräterin gewesen war und hatte sie niemals wiedersehen wollen. Er hatte niemals auch nur wieder an sie denken wollen und doch hatte sich jeder seiner Gedanken der letzten Tage und Nächte nur um sie gedreht.

Nachdem Anka ihn jedoch vor kurzem in der Hafenhöhle aufgesucht hatte, war alles anders. Sie hatte ihm berichtet, dass Ceres gefesselt in ihrem Turm saß, dass sie letzte Nacht beinahe vergewaltigt worden war und dass Ceres sich tatsächlich geweigert hatte, Prinz Thanos zu heiraten. Ihm war speiübel geworden. Als Anka ihm gesagt hatte, dass Ceres ihn – Rexus – liebte und dass Ceres nur von ihm sprach, war ihm beinahe das Herz stehen geblieben. Er hatte mit großen Gewissensbissen erkennen müssen, dass Ceres die ganze Zeit der Rebellion treu gewesen war. Und ihm. Er war ein Idiot gewesen.

Er fluchte, denn der Schmerz war zu groß, um ihn im Inneren zu ertragen. Er war Ceres gegenüber so kaltblütig gewesen, hatte sie weggeschickt als sie ihn angefleht hatte bei der Rebellion bleiben zu dürfen. Dabei hatte sie nichts anderes getan als der Revolution zu dienen und ihren Teil beizutragen. Er schwor, dass er sie sobald er Ceres sähe sie um Verzeihung beten würde. Dass sie eingesperrt war, war alles ganz allein sein Verschulden. Ihm war sein Stolz in die Quere gekommen. Er hätte ihr zuhören sollen als sie zur Hafenhöhle gekommen war. Doch er hatte wie so oft voreilig geurteilt und war ein Hitzkopf gewesen.

Er drehte sich um und sah, dass seine Freunde nach wie vor hinter ihm ritten. Er hatte doppelt so viele Männer mitnehmen wollen, doch hatte dann ersonnen, dass mehr als zwei junge und stämmige Revolutionäre wohl bei den in den Straßen des nächtlichen Delos’ patrouillierenden Reichssoldaten Verdacht geschöpft hätten. Mit weniger Männern wäre er nicht im Stande gewesen die Reichssoldaten die Ceres’ Turm bewachten außer Gefecht zu setzen und die Rettungsaktion wäre gescheitert.

August war neu hinzugekommen. Er war jung, fröhlich und glich rein äußerlich einem Kampfherrn. Vor erst einem Monat war er der Rebellion beigetreten. Rexus hatte er gesagt, dass er seinen Vater einem Berater des Königs verlassen hatte, weil jener ihre Sklaven so schlecht behandelt hatte. Crates war einer dieser Sklaven gewesen und August hatte ihn in der Nacht seines Aufbruchs mitgenommen und ihn dabei zu einem freien Mann gemacht.

Crates war groß und schlaksig, doch war ausgesprochen geschickt im Umgang mit Pfeil und Bogen. Sein ganzes Leben war von Entbehrungen bestimmt worden und er trug dieses Feuer in sich, das Rexus liebte, denn damit verkörperte der junge Mann den Geist der Revolution.

Als sie die Stadt erreicht hatten, hatte sich der Himmel bezogen und mit Einbruch der Nacht führte Rexus sie durch ruhige Gassen vorbei an mit Menschen überquellenden Häusern von denen einige intakt waren andere vom Reich zerstört worden waren.

Sie legten in einer der Gassen gegenüber des Palasts eine Pause ein. Der Himmel war aufgeklart und der Mond und die Sterne brachten ein wenig Licht in das Dunkel.

Anka stieg vom Pferd und deutete von hinter der Mauer auf den Turm, in dem Ceres festgehalten wurde.

„Ich muss wieder rein“, sagte Anka. „Wenn irgendjemand herausfindet, dass ich weg war…“

„Ja geh“, sagte Rexus. „Und Anka…“

Anka drehte sich herum und blickte ihn an.

„Danke“, sagte er.

Sie nickte und er blickte ihr nach als sie in der Dunkelheit der Straße in Richtung des Palasteingangs verschwand.

Rexus nahm sich einen Augenblick Zeit und beobachtete die Reichssoldaten, die um die Mauer marschierten. Er bemerkte, dass sie etwa alle fünf Minuten an ihm vorbeikamen. Das sollte ihnen ausreichend Zeit geben, die Mauer hochzuklettern, ohne erwischt zu werden.

Sie banden eilig die Pferde fest und nahmen die Waffen und ein Seil. Kurz nachdem der nächste Reichssoldat an ihnen vorbeimarschiert war, führte Rexus August und Crates zu der Außenmauer.

Die Mauer war glitschig, doch mit den Seilen, die sie über die Mauer geworfen und an den Ästen eines Baumes auf der anderen Seite verankert hatten, brauchten sie nicht lange, um über die Mauer zu klettern.

Nachdem sie die Mauer geräuschlos hinuntergeglitten und auf dem grünen und weichen Rasen gelandet waren, pirschten sie sich von Baum zu Busch huschend an den Palast heran.

Schließlich waren sie am Fuße des Turmes angelangt und Rexus blickte die runde Turmmauer hinauf. Der Bau war höher als er anfänglich angenommen hatte, trotzdem war er zuversichtlich, dass es ihm gelingen würde, hinaufzuklettern und Ceres zu befreien. Er drückte jeden Gedanken an einen möglichen Absturz oder Ausrutscher weg, denn er wusste, dass diese Angstbilder es waren, die die eigentliche Bedrohung darstellten.

„Wartet hinter den Büschen bis ich sie habe“, sagte Rexus zu August und Crates. „Wenn sich ein Reichssoldat nähert, dann warnt mit dem Wachtelruf.“

Er legte seinen Umhang ab und übergab ihn August.

„Du schaffst das“, flüsterte August und verschwand zusammen mit Crates im Schatten der Bäume.

Rexus befestigte ein Seil am Ende eines Pfeils und schoss ihn durch das halbgeöffnete Fenster. Er wartete kurz und blickte in der Hoffnung hinauf, dass Ceres zum Fenster kommen würde, doch er sah keinerlei Bewegung.

Er zog prüfend an dem Seil, klemmte seinen Fuß zwischen zwei Felsen und begann hinaufzuklettern. Ein Fuß nach dem anderen und mit dem Seil in der Hand bahnte er sich seinen Weg Stück für Stück nach oben. Seine Hände umklammerten das Seil und die Muskeln in seinen Armen spannten sich an, während sich seine Füße von Nische zu Nische in den Turm gruben.

Nach etwa der Hälfte fand er einen Felsvorsprung vor und Rexus legte heftig keuchend eine kurze Pause ein. Er blickte nach unten und sah nichts als Büsche, Bäume und Schatten. August und Crates versteckten sich sicherlich gut, dachte er.

Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, kletterte er weiter und schon bald pochte sein Herz erneut wie wahnsinnig von der Anstrengung. Oder war es Ceres, die es zum Rasen brachte?

Er bemühte sich noch schneller zu klettern, er wollte nur noch so schnell wie möglich zu ihr, ihr Lächeln und ihre wunderschönen Augen sehen und ihre weiche Haut spüren.

Kurz vor dem Ziel hielt er kurz inne, denn er glaubte etwas gehört zu haben, doch als er nach unten blickte, sah er nichts Auffälliges.

Endlich erreichte er den Vorsprung vor ihrem Fenster und schaute in das Zimmer.

„Ceres“, flüsterte er.

„Rexus?“, hörte er Ceres’ erstaunte Stimme fragen.

Dann sah er ihr Gesicht – und einen verzweifelten Ausdruck darauf – und er sah, dass sie ein Gewand trug, das zerrissen und schmutzig war. Als sie nach seinen Händen griff, spürte er wie kalt ihre waren, doch auch wie stark sie war. Sie zog ihn hinein.

„Du kommst meinetwegen“, sagte sie und warf ihre Arme um ihn.

„Es tut mir so leid, dass ich all das gesagt habe“, sagte er und zog sie eng zu sich heran. Er wollte sie nie wieder gehen lassen. „Ich liebe dich von ganzer Seele und ganzem Herzen.“

„Ich liebe dich auch“, sagte sie. „Es tut mir leid.“

Er zog sie zu sich heran und strich ihr über das Haar und blickte ihr in die Augen. Sie stellte sich auf ihre Fußballen und zog seinen Kopf sanft zu ihr, sodass sich ihre Lippen zärtlich berührten. Er küsste sie leidenschaftlich und legte alles, was er hatte, all das Sehnen und Bedauern in diesen Kuss. Ihre Lippen waren weich und er wusste, dass das Schicksal sie füreinander bestimmt hatte.

Sie lösten sich voneinander.

„Wir müssen uns beeilen“, sagte er. „Wir werden später Zeit für alles andere haben.“

Sie nickte.

Er zog seinen Dolch aus der Hülle, die an seiner Taille befestigt war, und befreite sie von ihren Fesseln.

Doch plötzlich spürte er einen entsetzlichen Schmerz in seinem Rücken. Er konnte kaum atmen.

Er blickte an sich hinunter und sah zu seinem Entsetzen eine Pfeilspitze aus seinem Brustkorb ragen. Sie hatte seinen Körper einmal ganz durchbohrt.

Noch bevor er es merkte, kam ein zweiter hinzu.

Er wurde von hinten attackiert. Die Wächter unten mussten ihn gesichtet haben. Er war von hinten getroffen worden.

Rexus wollte noch nach Ceres greifen, doch seine Sicht verdunkelte sich bereits. Noch bevor er ihre Fesseln fertig durchtrennen konnte, verlor er das Gleichgewicht und stolperte rücklings in Richtung des offenen Fensters.

Rexus fiel als würde die Zeit sich verlangsamen, er spürte den Wind und hörte die warme Luft in seinen Ohren und Ceres’ Schrei, der ihm nachfolgte. Er kämpfte nicht mehr. Der Weg nach unten schien nicht enden zu wollen als würde er in die Erde sinken oder die Erde ihn ganz verschlingen. Wann würde der Boden kommen?

Das letzte, was er sah, bevor er auf dem Boden aufkam, war Ceres’ schmerzverzerrtes Gesicht, das auf ihn hinabblickte und sich so wie er wünschte, dass alles anders gekommen wäre.

KAPITEL VIERUNDDREISSIG

Thanos stand am Bug seines Schiffes. Der Duft des Ozeans erfüllte seine Nase und er konnte Haylon bereits in der Ferne sehen. Bedauern erfüllt ihn bei diesem Anblick. Mit jedem Atemzug, den er auf dieser Reise genommen hatte, mit jedem Meter, den er sich von Delos entfernt hatte, war dieses Bedauern gewachsen. Mit dem Ziel in Sicht, fiel es ihm jetzt wie Schuppen von den Augen: er hatte die falsche Entscheidung getroffen. Er hätte Ceres aus dem Schloss befreien und mit ihr zusammen von seinem Onkel und allem, was er kannte, weglaufen sollen.

Diese Erkenntnis wandelte sein Bedauern in Scham. Ja, es war ihm peinlich, dass der König so mit ihm gespielt hatte und Ceres und ihn so gegeneinander ausgespielt hatte.

Wellen schlugen gegen den Schiffsbug unter ihm und salziges Wasser spritzte ihm in sein glühendes Gesicht. Eine kühle Brise wuschelte ihm unnachgiebig durchs Haar, während er die Tauch- und Fangmanöver der Seemöwen beobachtete.

Wenn ich doch auch nur so frei sein könnte, dachte er.

Er war seekrank, seitdem er die Ufer von Delos vor einer Woche verlassen hatte, um nach Süden zu segeln. Beim Anblick von Haylon wäre er am liebsten in den Ozean gesprungen, zum Ufer geschwommen und hätte die weißen Sandstrände, die die Insel umgaben, angebetet. Land und solider Boden, dachte er. Er hätte nie gedacht, dass er das so sehr vermissen würde.

Ehrfurcht erfüllte ihn beim Anblick dieses sich nahenden Paradieses. Die Insel war Knotenpunkt des Handels zwischen den westlichen Nationen und er war mehr und mehr von ihrer Schönheit ergriffen je näher sie ihr kamen: die grünen Berge, die hinter der Stadt wie aus dem Meer hervorragten und die Gebäude, die golden im Licht der untergehenden Sonne strahlten. Er war zum ersten Mal hier und je näher sie kamen desto mehr wünschte er sich, dass er der Insel unter anderen Umständen seinen ersten Besuch abstattete und nicht um ihre Einwohner zu töten oder die schöne Architektur ihrer prächtigsten Gebäude zu zerstören.

Seine Augen folgten dem sich schlängelnden Weg vom Eingang der Stadt hinauf zu den Domen und Türmen und dem Schloss, das auf dem Hügel ruhte. Das war die Straße, die General Draco beschrieben hatte, die Straße, die sie erklimmen würden, um das Schloss einzunehmen. Die Straße auf der Blut fließen würde. Die Straße, die niemand mehr erkennen würde, nachdem sie einmal über sie marschiert waren. Die Mauer um die Stadt war hoch, doch mit Leitern, Seilen, Katapulten, brennenden Pfeilen und zehntausenden Reichssoldaten, die zur selben Zeit angriffen, würde die Stadt schon bald ihnen gehören. Das hatte zumindest General Draco gesagt. Und das würde sie in der Tat, Thanos wusste das.

Als er sich umdrehte, um nach seiner Crew zu sehen, war die Luft so angespannt, dass sie sich wie eine dicke Mauer um ihn anfühlte. Waren es nur die Nerven seiner Krieger, die er spürte? Die ganze Reise über war Thanos das Gefühl nicht losgeworden, dass jemand oder etwas ihn beobachtete. Wenn er sich jedoch nach den brennenden Augen auf seinem Rücken umdrehte, so entdeckte er niemanden und nichts. Er tat es ab und glaubte langsam paranoid zu werden. Doch kaum hatte er es vergessen, so war ihm schon wieder so zumute, als würden eiskalte Hände ihm seine Wirbelsäule hinabfahren.

Er nickte General Draco zu, der neben einem Riesen in goldener Rüstung und Visier stand. Der Gigant war der wohl größte Reichssoldat, den Thanos jemals gesehen hatte. Der Rest des Schiffes rief ihn den Typhon. Thanos bezweifelte, dass dies sein richtiger Name war. Es ging das Gerücht um, dass der Typhon es mit zwanzig wilden Nordmännern aufgenommen hatte und sie allesamt in weniger als fünf Minuten getötet hatte.

General Draco und der Typhon würden den Angriff auf die große Stadt anführen. Thanos würde ihnen mit der zweiten Truppe nachfolgen, wenn einmal die Haupttore offen waren. Sie würden sofort angreifen, so hatte es General Draco angeordnet, um den Rebellen von Haylon keine Chance zu geben ihre Armee zu versammeln und die Stadt zu verteidigen. Niemand würde es mit König Claudius’ Truppen aufnehmen können, da war sich Thanos sicher.

Hunderte Ruderboote waren in den azurblauen und aufgewühlten Ozean hinabgelassen worden. Reichssoldaten kletterten mit Waffen und schwerer Montur hinein. Einige der größeren Boote waren mit Katapulten und Schleudern beladen worden.

General Draco lud Thanos in sein Boot ein, und Thanos setzte sich neben den Typhon. Er fühlte sich neben dem Biest wie ein Zwerg.

„Denkt daran, das Ziel ist es, die Stadt in weniger als einer Stunde zu erobern, also noch vor Nachteinbruch“, sagte General Draco. „Tötet jeden, der sich widersetzt.“

„Wir lassen Frauen und Kinde unversehrt, richtig?“, sagte Thanos.

„Solange sie tun, was ihnen gesagt wird“, sagte General Draco. „Solange sie sich vor dem Reichsbanner verbeugen und den Gesetzen des Königs Treue schwören.“

„Ich glaube nicht, dass von den Frauen und Kindern Gefahr ausginge, selbst wenn sie sich widersetzten“, sagte Thanos.

„So ist die Anordnung des Königs. Ich werde sie nicht in Frage stellen“, blaffte General Draco und blickte Thanos an.

Thanos wandte den Blick ab. Er hatte für sich selbst die Entscheidung getroffen, keine Frauen und Kinder zu töten – auch wenn sie rebellieren sollten.

Sie erreichten das Ufer und Thanos sprang aus dem Boot. Das warme Wasser reichte ihm bis zu den Knien. Er zog das schwere Eichengefährt zusammen mit anderen Reichssoldaten an Land. Als er sich umdrehte, bemerkte Thanos, dass General Draco und der Typhon Blicke austauschten. General Draco nickte bevor er in den weißen Sand sprang.

Zuerst weckte diese Geste Thanos’ Misstrauen, doch als sich der General zu ihm drehte und ihm ebenso zunickte, dachte er nicht weiter darüber nach.

Die Boote waren alle an Land gezogen worden, Waffen und Artillerie waren in den Wägen platziert worden und die Reichssoldaten waren in zwölf Kampfbataillone geteilt worden. Thanos sollte eines von ihnen anführen.

Er nahm seinen Platz an der Spitze seines Trupps ein und führte sie der Küste folgend gen Süden. Sie wateten durch knöcheltiefes Wasser und er spürte die Erregung in ihm, die eine Mischung aus Aufregung, Furcht und Adrenalin war: der Kampf würde jetzt beginnen.

Thanos war noch nicht weit gekommen und Wasser umspielte noch immer seine Knöchel als er plötzlich und ohne Vorwarnung einen Schmerz in seinem Brustkorb spürte.

Er fiel auf die Knie, erschrocken und verblüfft.

Er spürte kaltes Metall in seinem Rücken und er realisierte, dass ihn jemand von hinten erstochen hatte.

Dort kniete er taumelnd und erstaunt. Sie waren noch weit vom Gebiet des Feinds entfernt.

Dann spürte Thanos wie das Schwert aus ihm herausgezogen wurde und er schrie. Der Schmerz war unerträglich. Er blickte auf und sah den Typhon vor ihm stehen. Er trocknete sein Schwert von Thanos’ Blut.

Er grinste zu ihm hinab und Thanos erkannte, dass er ermordet wurde.

Niemand würde ihm helfen.

„Irgendwelche letzten Worte?“ fragte der Typhon mit unglaublich tiefer Stimme.

Thanos rang nach Luft.

„Wer hat dich gesandt?“, brachte er hervor.

„Das werde ich dir sagen“, antwortete der Typhon. „Wenn du tot bist.“

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG

Ceres saß auf dem feuchten Kerkerboden mit dem Rücken an der kalten Steinwand gelehnt. Sie fühlte sich endgültig besiegt und Ströme von Tränen flossen ihr Gesicht hinab. Wie – wie würde sie jetzt weitermachen können? Thanos hatte sie verlassen. Nesos war tot. Und das Schlimmste von allem: Rexus…

Sie seufzte und atmete stockend wieder ein. Die Erinnerung holte sie wieder ein. Rexus in den Rücken geschossen, fiel rücklings durch das Fenster ihres Turms. Von ihr fortgerissen in dem Moment, in dem sie sich so nahe gewesen waren, so nah dabei, ein neues Leben zusammen zu beginnen.

Es war zu grausam.

Ceres schluchzte. Es gab nichts mehr, wovor sie sich gefürchtet hätte. Nicht einmal ihr eigenes Leben schien ihr jetzt noch wichtig.

Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war als sie plötzlich Schritte im Gang vernahm. Sie regte sich nicht. Es war ihr mittlerweile egal, was das Königshaus mit ihr anstellte. Es war ihr so sehr egal, dass sie es als gnadenvollen Akt empfunden hätte, wenn sie sie endlich vom Leben erlöst hätten.

Eine Frau und drei Männer tauchten auf der anderen Seite der Gitterstäbe auf. Ceres blickte nicht auf, doch sie erkannte Stephania an ihrem viel zu süßlichen Parfüm.

Einer der Reichssoldaten schloss die Zelle auf, doch Ceres’ Blick blieb gesenkt. Sie würde ihm keine Aufmerksamkeit schenken.

„Du bist ins Stadion beordert worden“, sagte der Reichssoldat.

Ceres bewegte sich nicht.

„Du wirst an den Tötungen teilnehmen.“

Ceres spürte wie das Leben aus ihrem Körper wich. Sie würden sie doch noch töten.

Der Soldat griff sie bei ihrem Arm und brachte sie zum Stehen. Er band ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken zusammen. Als Ceres schließlich aufblickte sah sie Stephanias Grinsen.

Stephania trat auf sie zu.

„Bevor du stirbst“, sagte sie giftig, „dachte ich, dass du vielleicht vorher noch etwas wissen willst.“

Sie lehnte sich nach vorne, sodass Ceres ihren heißen Atem im Nacken spüren konnte.

„Ich habe einen Boten nach Haylon geschickt“, sagte sie, „mit einer besonderen Nachricht. Ich habe Thanos einmal gesagt, dass er mich nicht herausfordern sollte. Niemals einen Narren aus mir zu machen. Jetzt weiß er endlich auch warum.“

Sie grinste zufrieden und böse und Ceres wusste nicht genau warum.

„Thanos“, sagte sie, „ist tot.“

*

Die Reichssoldaten trieben Ceres durch den stickigen Kerkergang die Treppe hinauf. Sie schleppten Ceres nach draußen und führten sie zu einem geschlossenen und von Pferden gezogenen Wagen. Nachdem sie die Tür verriegelt hatten, sprangen sie auf ihre Sitze und der Wagen rollte aus dem Palasthof auf die Straßen von Delos. Sie fuhren an Häusern vorbei und bahnten sich ihren Weg durch die Menschenmenge, die sich auf dem Weg zum Stadion befanden.

Ceres nahm kaum Notiz von ihrer Umgebung; alles um sie war verschwommen. Nichts war jetzt mehr wichtig. Alle, die sie liebte, waren entweder weit weg oder tot.

Sie nahm verschwommen war, dass sie gerade dabei waren den Quellplatz zu überqueren und Rexus’ Gesicht tauchte vor ihren Augen auf. Noch vor wenigen Wochen waren sie hier glücklich, hoffnungsfroh und frei beieinander gewesen.

Erst gestern hatte er in ihren Armen liegend ihr seine Liebe gestanden; einen Moment später war er in den Tod gestürzt. Wie konnte ein so lebendiges Wesen plötzlich nichts als eine Erinnerung mehr sein?

Der Wagen kam knarrend vor dem Stadion zum stehen. Ein Reichssoldat zog sie aus dem Wagen in das Tunnelsystem des Stadions.

Sie liefen an den Kampfherren und Waffenhaltern vorbei. Die Gesänge der Menge drangen bis hierher durch.

Der Soldat brachte sie letztlich zu einer kleinen Kammer und befahl ihr, die auf der Bank liegende Rüstung anzulegen. Er verließ die Kammer und schloss die Tür hinter ihr ab.

Ceres legte ihre Kleidung ab und schlüpfte in den Lederrock und den Brustschild. Sie waren mit Gold besetzt und weich und neu. Sie konnte sehen, dass sie für sie angefertigt worden waren und deshalb wie angegossen saßen. Sie zog die Stiefel an und bemerkte, dass sie ihre Größe waren. Das Leder schmiegte sich weich an und die Enden der Schnüre, die die Schuhe zusammenhielten, waren mit Gold verziert.

All diese Jahre hatte sie davon geträumt als Kampfherr mit einem Schwert vor Tausenden von Zuschauern in der Arena zu stehen.

Doch jetzt hasste sie es, hier zu stehen. Der König und die Königin hatten ihren Traum gestohlen, indem sie sie gezwungen hatten für diejenigen zu kämpfen, die sie am meisten verabscheute.

Keine Minute später kam der Reichssoldat zurück und befahl ihr, ihm zu folgen.

Sie liefen durch den finsteren Tunnel, an Waffen und Dutzenden gefallenen Kampfherren und Waffenhaltern vorbei. Am Tor angekommen, hörte Ceres die Menge draußen toben und ihr Magen zog sich ein wenig zusammen.

„Paulo wird dein Waffenhalter sein“, sagte der Reichssoldat.

Sie drehte sich zu Paulo um, der zwar recht klein war, jedoch jede Menge Muskeln unter seiner dunklen weichen Haut mitbrachte. Schwarzes Haar umrahmte sein herzförmiges Gesicht und ein paar Stoppeln standen unter seinen vollen Lippen.

„Es ist mir eine Ehre, Ihnen zur Hand zu gehen“, sagte Paulo mit einem Nicken und überreichte ihr ein Schwert.

Ceres wollte darauf nichts erwidern. Sie wünschte sich, dass all das nicht wahr wäre.

„Ceres und Paulo sind die nächsten!“, rief ein Reichssoldat.

Obwohl Ceres nicht länger um ihr Leben fürchtete, zitterten ihr die Hände und ihr Hals wurde trocken.

Das Eisentor öffnete sich ratternd und Ceres blickte in die Arena, wo zwei Reichssoldaten einen toten Kampfherrn in Richtung Tunnel schleppten.

Sie atmete einmal tief durch und trat in das Stadion.

Das Brüllen war ohrenbetäubend, das Sonnenlicht wärmte ihre Haut und die Helligkeit stach ihr in die Augen, als sie die überladenen Ränge überflog.

„Ceres! Ceres! Ceres!“ riefen sie.

Nachdem sich ihre Augen an das Sonnenlicht gewöhnt hatten, ließ sie ihren Blick durch die Arena wandern. Am anderen Ende des Stadions stand ein Barbar eines Kampfherrn. Seine Arme waren so dick wie Ceres’ Taille und Venen traten unter muskelbepackten und prallen Beinen hervor.

Sie umklammerte den Griff ihres Schwertes und wusste, dass dieser Mann sie umbringen würde. Sie blickte zu Paulo und sah, wie ihm das Gesicht entglitten war.

Doch sie würde nicht klein beigeben.

Sie nahm all ihren Mut zusammen und riss das Schwert in die Höhe. Ihr ganzes Leben lang war sie versklavt gewesen. Obwohl sie den heutigen Tag nicht überleben mochte, so fand dieses Kapitel ihres Lebens nun ein Ende.

Sie würde endlich von der Sklavin zur Kriegerin.

Der Tod würde sie nun jagen.

Und ihr Leben würde beginnen.

Die Menge tobte.

„CERES! CERES! CERES!”

Возрастное ограничение:
16+
Дата выхода на Литрес:
10 сентября 2019
Объем:
272 стр. 5 иллюстраций
ISBN:
9781632917225
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
Формат скачивания:
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