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KAPITEL ACHT

Irrien ignorierte seine schmerzenden Wunden auf dem Ritt gen Süden. Die Wegstrecke hatte sich durch den Durchmarsch der Armee bereits in Schlamm verwandelt. Er zwang sich in seinem Sattel zu einem aufrechten Sitz, ohne sich die Qualen, die ihm zusetzten, anmerken zu lassen. Er verlor weder an Tempo noch hielt er an, ungeachtet der vielen Schnitte, Bandagen und geflickten Wunden. Das, was ihn am Ende dieser Reise erwartete, war zu wichtig, als das es hätte warten können.

Seine Männer reisten mit ihm und schienen auf ihrem Weg zurück nach Delos noch schneller unterwegs zu sein als bei ihrem Angriff auf den Norden. Einige von ihnen hatten ihr Tempo gedrosselt, um ein Auge auf die Sklavenzüge oder Wagen mit geplünderten Gütern zu haben. Doch die meisten ritten mit ihrem Herrn, bereit, in die bevorstehende Schlacht zu ziehen.

„Du irrst dich besser nicht“, raunte Irrien N’cho zu.

Der Mörder ritt mit der unerschütterlichen Ruhe, die er wie immer ausstrahlte, neben ihm. Ihm schienen die vielen geschulten Krieger Irriens rein gar nichts auszumachen.

„Wenn wir Delos erreichen, werdet Ihr es sehen, Erster Stein.“

Es dauerte nicht lange, und sie hatten Delos erreicht. Irriens Pferd keuchte schwer, und seine Flanken waren schweißnass. Er folgte N’cho von der Straße zu einem Ort voll von Ruinen und Grabsteinen. Als er schließlich stehen blieb, blickte Irrien ihm wenig beeindruckt entgegen.

„Das ist es?“ fragte er.

„Das ist es“, versicherte ihm N’cho. „Ein Ort, über den die Welt so wenig Macht hat, dass... andere Dinge herbeigerufen werden können. Dinge, die einen Uralten töten können.“

Irrien stieg ab. Er hätte es mit Anmut und Leichtigkeit tun sollen, doch der Schmerz seiner Wunden verhinderte einen eleganten Abstieg. Es war eine Erinnerung an das, was der Mörder und seine Kumpanen ihm angetan hatten, eine Erinnerung, für die N’cho bezahlen würde, wenn er nicht liefern konnte, was er versprochen hatte.

„Das sieht nach einem gewöhnlichen Friedhof aus“, blaffte Irrien ihn an.

„Es ist ein Ort des Todes seit der Zeit der Uralten“, antwortete N’cho. „Dieser Ort hat so viel Tod gesehen, dass das Tor ins Jenseits sich nicht wieder vollkommen geschlossen hat. Man benötigt nur die richtigen Worte, die richtigen Symbole. Und natürlich, die richtigen Opfergaben.“

Diesen Teil hätte Irrien angesichts des für einen Todespriester typischen Gewands, das der Mann trug, ahnen können. Doch wenn er ihm die Mittel an die Hand gab, das Kind der Uralten zu töten, war ihm jedes Mittel recht.

„Man wird Sklaven herbringen“, versprach er. „Doch wenn du hier versagst, dann wirst du ihnen in den Tod folgen.“

Das Unheimliche daran war, dass der Mörder auf diese Drohung keinerlei Reaktion zeigte. Er behielt seine Ruhe bei, während er zu einer Stelle eilte, die wie die Stätte eines Massengrabs aussah. Er zog Pulver und Wässerchen aus seinem Gewand und begann Zeichen auf den Boden zu malen.

Irrien wartete und sah ihm zu. Er saß im Schatten eines Grabs und versuchte zu verbergen, wie sehr sein Körper nach dem langen Ritt schmerzte. Er wäre zu gerne nach Delos geritten, um zu baden und seine Wunden zu versorgen und sich vielleicht ein wenig auszuruhen. Doch dann hätten seine Männer angefangen, Fragen über seinen Verbleib zu stellen. Das hätte ihn schwach aussehen lassen.

Er sandte also ein paar seiner Männer, damit sie Opfergaben und eine Reihe anderer Dinge, die N’cho benötigte, holten. Es dauerte mehr als eine Stunde bis sie aus der Stadt zurückgekehrt waren, und trotzdem wirkte die Zusammenstellung der Dinge, die er ihnen zu bringen aufgetragen hatte, überaus seltsam. Ein Dutzend Todespriester kam in Begleitung von Sklaven und brachten die gewünschten Salben, Kerzen und Kohlenbecken.

Irrien sah, wie N’cho mit einer Selbstzufriedenheit zu grinsen begann, die Irrien verriet, dass dies kein Trick sein konnte.

„Sie wollen es sehen“, sagte er. „Sie wollen sehen, ob es möglich ist. Sie glauben daran und können es doch nicht glauben.“

„Ich werde dir glauben, wenn ich erste Ergebnisse sehe“, sagte Irrien.

Er ging zurück zu der Stelle, die er mit den Zeichen seiner Zunft markiert hatte. Er stellte einige Kerzen auf und zündete sie an. Er winkte, dass ihm ein paar Sklaven gebracht würden und einer nach dem anderen wurde an den am Rand des von ihm gezogenen Kreises angebrachten Stangen festgebunden. Dann salbte er sie mit Ölen, was dazu führte, dass sie zu betteln und sich zu winden begannen.

Das war jedoch nichts im Vergleich zu den Schreien, als der Mörder sie in Brand setzte. Irrien konnte hören, wie einige seiner Männer angesichts dieser rohen Brutalität keuchten oder sich über die Verschwendung beschwerten. Irrien stand einfach nur da. Wenn das nicht funktionierte, dann würde er später noch genug Zeit haben, N’cho zu töten.

Doch es funktionierte und auf eine Art und Weise, die Irrien nicht vorhergesehen hatte.

Er sah, wie N’cho singend sich vom Kreis entfernte. Während er sang, schien der Boden innerhalb des Kreises nachzugeben so wie eines der für den überschüssigen Staub bestimmten Senklöcher, an die Irrien gewöhnt war. Die schreienden und brennenden Opfergaben stürzten hinab während N’cho noch immer sang.

Irrien hörte, wie sich die Gräber krachend und ächzend zu öffnen begannen. Die Erde eines Grabs in der Nähe von Irrien riss auf, und Irrien sah, wie Knochen in einem Strudel zu tanzen begannen und von dem Loch im Boden verschlungen wurden, ohne dass eine Spur von ihnen zurückblieb.

Weitere folgten ihnen nach und ergossen sich mit der Geschwindigkeit dröhnender Wurfspieße in die Kluft, als würden sie von ihr angezogen. Irrien sah, wie ein Mann von einem Oberschenkelknochen aufgespießt und mit in die Grube hineingerissen wurde. Er kreischte und dann wurde es still.

Für mehrere Sekunden war alles ruhig. N’cho gab den Todespriestern ein Zeichen vorzutreten. Sie kamen und traten neben ihn, denn sie wollten sehen, was er dort tat. Irrien dachte, was für Idioten sie sein mussten, ihren Machthunger vor alles andere zu stellen, selbst vor ihr eigenes Überleben.

Irrien ahnte, was geschehen würde noch bevor die große Klaue aus dem Loch, das sich geöffnet hatte, auftauchte und nach einem von ihnen griff. Seine Krallen durchbohrten den Priester, dann schliff er ihn hinab in das Loch, während sein Opfer um Gnade flehte.

N’cho blieb, wo er war, während die Kreatur nach dem sterbenden Mann grabschte. Er wickelte eine leichte Silberkette um den Arm der Kreatur, so als würde er ein Pferd festbinden. Er überreichte die Kette einer Gruppe aus Soldaten, die sie nur zögerlich festhielten, als würden sie erwarten, die nächsten Opfer zu sein.

„Zieht“, befahl er. „Zieht, als ginge es um euer Leben.“

Die Männer blickten zu Irrien, und Irrien nickte. Wenn ihn das ein paar Leben kostete, dann würden sie es wert sein. Er sah zu, wie die Männer zu ziehen begannen. Sie legten sich ins Zeug, als würden sie ein schweres Segel einholen. Sie schafften es nicht, das Biest aus seiner Höhle zu ziehen, doch sie schienen es so zu überzeugen, sich in Bewegung zu setzen.

Die Kreatur kletterte mit seinen Krallenfüßen aus dem Loch. Papierdünne, lederartige Haut spannte über seinen Knochen, die die Körpergröße eines jeden Mannes überstiegen. Einige der Knochen zeichneten sich wie speerspitzenlange Dornen unter der Haut ab. Aufgerichtet war es eine Schiffslänge groß und sah mächtig und unaufhaltbar aus. Sein Kopf glich dem eines Krokodils und war beschuppt, ein einziges großes Auge prangte in der Mitte seines Schädels in gallenartigem Gelb.

N’cho hielt bereits weitere Ketten bereit. Er rannte um das Biest herum und drückte sie weiteren Männern in die Hände, sodass schnell eine ganze Kompanie aus Kriegern das Biest mit vollem Körpereinsatz zu zähmen versuchte. Auch so angekettet wirkte die Kreatur noch immer furchtbar gefährlich. Sie schien den Tod geradezu auszudünsten, sodass das Gras um sie sich durch seine bloße Gegenwart braun färbte.

Irrien erhob sich. Er zog sein Schwert nicht, aber nur, weil das sinnlos gewesen wäre. Wie konnte man etwas töten, dass im herkömmlichen Sinne nicht einmal wirklich am Leben war? Vielmehr noch, warum würde er etwas töten wollen, wenn es doch genau das war, was er brauchte, um mit den Kriegern auf Haylon fertig zu werden und mit dem Mädchen, das angeblich noch gefährlicher als alles andere war?

„Wie versprochen, Erster Stein“, sagte N’cho mit der Geste eines Sklavenhalters, der einen besonders teuren Preis verlangte. „Eine Kreatur gefährlicher als jede andere.“

„Gefährlich genug einen Uralten zu töten?“ fragte Irrien.

Er sah, wie der Mörder wie ein auf seine Kunst stolzer Schmied nickte.

„Das ist eine Kreatur blanken Todes, Erster Stein“, sagte er. „Sie kann alles töten, was lebt. Ich gehe davon aus, dass sie Eure Erwartungen vollends erfüllt.“

Irrien beobachtete, wie die Männer sich abmühten, sie unter Kontrolle zu halten und versuchte, ihre Stärke zu ermessen. Er konnte sich nicht vorstellen, gegen dieses Biest zu kämpfen. Es lag auch fern seiner Vorstellungskraft, wie irgendjemand eine seiner Attacken überleben sollte. Sein Auge kreuzte für einen kurzen Moment seinen Blick, und alles, was Irrien darin fand, war voll von Hass: ein tiefer, beständiger Hass auf alles, was lebte.

„Wenn du es danach wieder wegsperren kannst“, sagte Irrien. „Ich habe keine Lust, dass es mich irgendwann zu jagen versucht.“

N’cho nickte. „Es ist kein Wesen, das auf dieser Welt existieren sollte, Erster Stein“, sagte er. „Die Kraft, die es zusammenhält, wird irgendwann erloschen sein.“

„Bringt es zu den Schiffen“, befahl Irrien.

N’cho nickte, gab den Männern ein Zeichen und ordnete an, wie stark sie wo zu ziehen hatten. Irrien sah, wie einer der Männer einen falschen Schritt machte und das Biest ihn auspeitschte und entzwei riss.

Es gab nicht viel, wovor Irrien sich fürchtete, aber dieses Ding zählte dazu. Doch das war etwas Gutes. Es bedeutete, dass es mächtig war. Mächtig genug, seine Feinde zu besiegen.

Mächtig genug, das Ganze ein für alle Mal zu einem Ende zu bringen.

KAPITEL NEUN

Stephania stand ungeduldig im Empfangszimmer von Ulrens weiträumigem Haus. Ihr Gesicht hielt sie so ausdruckslos wie das einer der Statuen hier, ungeachtet der Angst, die sie empfand. Sie empfand Angst, auch wenn sie diesen Moment sorgsam geplant hatte und trotz allem, was sie getan hatte, um es bis hierher zu schaffen.

Sie wusste aus ihrer Erfahrung mit Irrien, wie schrecklich schief so etwas gehen konnte. Ein falscher Zug und sie würde tot sein oder schlimmer noch als Objekt eines reichen Mannes verkauft werden. Hoffentlich würde der Zweite Stein leichter zu bezirzen sein als der Erste.

Die Ganoven, die sie hergebracht hatten, waren noch immer da und trugen nicht gerade dazu bei, dass Stephania ihre Nerven besser in den Griff bekam. Sie sprachen kein Wort mit ihr und brachten ihr auch nicht die Ehrerbietung entgegen, die ihre Position eigentlich mit sich brachte. Die zwei Männer standen eher wie Gefängniswärter neben der Tür während die Frau sich auf den Weg zu Ulren gemacht hatte, um ihn von Stephanias Besuch zu unterrichten.

Stephania nutzte die Zeit, sich zu überlegen, wie sie sich ihm am besten präsentieren sollte. Sie wählte eine Couch in der Mitte des Raums und lehnte sich elegant vielleicht sogar ein wenig verführerisch darauf zurück. Sie wollte, dass Ulren vom ersten Augenblick an klar war, weshalb sie gekommen war.

Als der Zweite Stein mit der Ganovin in das Empfangszimmer trat, war es alles, was Stephania tun konnte, um nicht aufzustehen und aus dem Zimmer zu fliehen. Das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht einzubüßen, war sogar noch schwerer, doch Stephania besaß sehr viel Übung, wenn es darum ging, das zu verstecken, was sie wirklich fühlte.

Die Statuen von Ulren mochten einen halbwegs attraktiven Mann in seiner Jugend zeigen, doch jetzt war die Erscheinung des Zweiten Steins Lichtjahre davon entfernt. Er war alt. Schlimmer noch, das Alter hatte es nicht gut mit ihm gemeint in Bezug auf seine Falten und Leberflecken, das ausgedünnte Haar und die Narben, die er im Laufe seines Lebens gesammelt hatte. Das war die Sorte Mann, über die adlige Mädchen Witze machten und die die Ärmsten unter ihnen gegen Geld heiraten mussten. Niemand, den Stephania als potentiellen Ehemann in Betracht gezogen hätte.

„Erster Stein Ulren“, sagte Stephania lächelnd und stand auf. „Es freut mich sehr, Euch endlich kennenzulernen.“

Sie log, denn hier ging es um etwas, das weitaus wichtiger war als jedes Geld der Welt. Dieser Mann konnte ihr ihr Reich zurückgeben. Er konnte ihr das geben, was man ihr genommen hatte und noch viel mehr.

„Meine Dienerin hat mir gesagt, dass du Stephania, die Adlige, die kurzzeitig Königin des Reichs war, seist“, sagte Ulren. „Du hast Gerüchte gestreut, um meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Jetzt hast du sie. Ich hoffe, dass du das nicht bereuen wirst.“

Stephanias Lächeln wurde absichtlich noch breiter und sie griff nach seinem Arm. „Wie sollte ich es bereuen, den mächtigsten Mann der Welt zu treffen? Vor allem, da ich ihm einen Vorschlag zu unterbreiten habe?“

Sie beobachtete Ulrens Gesicht und versuchte sich nicht vorzustellen, wie es sein würde, mit ihm das Bett teilen zu müssen. Darüber konnte sie sich später den Kopf zerbrechen, und Stephania würde in jedem Fall alles tun, was notwendig war.

„Welche Art Vorschlag?“ fragte Ulren. Stephania konnte sehen, wie seine Blicke sie von oben bis unten hungrig verschlangen, so wie Männer es immer taten, wenn sie sie ansahen. Sie versteckte ihren Ekel.

„Einen Vorschlag“, sagte Stephania. „Wer würde außerdem einen besseren Ehemann dort draußen abgeben als Ihr?“

Ulren warf Stephania erneut einen Blick zu, dann schnipste er mit den Fingern. „Verstehe. Eine Adlige, die um Asyl bittet. Kettet sie an, zieht sie aus, brandmarkt sie und bringt sie in meine Gemächer. Ich werde mich ein Weilchen mit ihr vergnügen, bevor sie zu den Sklave umzieht.“

Stephania sah, wie die Ganoven auf sie zukamen, und für einen Augenblick musste sie daran denken, was Irrien ihr alles angetan hatte. Ulren hatte sie auch verachtet, doch wenigstens hatte er die Stärke besessen, sie für sich in Anspruch zu nehmen, und außerdem befand Stephania sich dieses Mal nicht inmitten einer Besatzung.

Die Frau kam auf sie zu. Die Ketten in ihrer Hand und ihr breites Grinsen verrieten, dass sie bereits mit diesem Ausgang gerechnet haben musste und sich darauf freute. Stephania schenkte ihr keine Beachtung und lief auf die anderen Wachen zu.

„Glaub nicht, dass du mir davonkommst“, sagte die Frau.

Die zwei Wachen versperrten Stephania den Weg. Sie rückten aufeinander zu und das war alles, was Stephania brauchte. Sie hob eine Hand und zog ein zusammengefaltetes Papier aus ihrem Mantel. Dann blies sie hinein.

Ein Pulver flog durch die Luft. Damit hatten die Wachen nicht gerechnet. Stephania hielt zur Sicherheit die Luft an, doch sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. Die Wachen keuchten, als sie das Pulver inhalierten. Der nächste Atemzug verteilte das Pulver noch weiter in ihren Lungen. Einer griff sich an die Gurgel, als würde er sie so wieder öffnen können. Ein anderer suchte an der Wand Halt, um sich noch auf den Beinen zu halten.

Stephania ignorierte sie und drehte sich flugs mit einem Messer in der Hand zu der Frau um. Sie rannte auf sie zu, doch der Ganovin gelang es, ihren Hieb wegzuschlagen und Stephania das Messer aus den schlaffen Fingern zu hauen. Sie schlug zu und Stephania winselte vor Schmerzen.

Doch das hielt sie nicht auf. Die Menschen machten den Fehler, zu glauben, dass sie schwach sein musste, nur weil sie kultiviert war. Stephania trat auf die andere Frau zu und verpasste ihr eine Knopfnuss, denn griff sie nach den Ketten, die sie hielt.

Schon stand Stephania hinter ihr und zog die Ketten fest um den Hals der anderen Frau zu. Sie zog voller Kraft an ihnen. Sie trat die Ganovin in die Kniekehlen, sodass diese das Gleichgewicht verlor, während sie sie weiter würgte. Stephania wartete bis die Frau erschlaffte und das Bewusstsein verlor. Dann warf sie sie auf den Boden und verschloss sorgfältig die ihr angelegten Ketten.

Dann baute sie sich mit gezogenem Messer vor Ulren auf. „Deine Leute haben nicht sauber genug gearbeitet und mich bewaffnet hier reingelassen. Ich bin nicht so hilflos wie ich aussehe.“

„Das kann ich sehen“, sagte Ulren und jetzt konnte sie einen Anflug von Respekt in seinem Gesicht erkennen. „Du bist alles andere als hilflos. Hmm...“

Wieder musterte er sie von unten bis oben. Wenn er sich jetzt auf sie stürzte, würde Stephania ihn erstechen und die Gelegenheit ergreifen, ihm sein Imperium zu nehmen. Das würde wahrscheinlich nicht funktionieren, doch würde niemand sie jemals wieder zur Sklavin machen.

„Ich habe dich wohl unterschätzt“, sagte Ulren. „Sag mir noch einmal, warum ich dich heiraten sollte.“

Das sagte er, als hätte er gerade gar nicht versucht, sie zu versklaven. Stephania schluckte ihren Ärger hinunter, so wie sie ihren Ekel hinuntergeschluckt hatte. Wenn sie erst zwei Wachen ermorden und eine dritte bewusstlos strangulieren musste, um diesen Mann zu beeindrucken, dann war das eben so.

„Du solltest mich heiraten, weil du so über das Reich herrschen könntest“, sagte Stephania.

„Mit welcher Armee?“ konterte Ulren. Natürlich dachte er in diesen Kategorien. Waren alle mächtigen Männer solche Idioten?

„Mit Eurer Armee“, sagte Stephania. „Sie werden als Befreier wahrgenommen werden, da sie von einer rechtmäßigen Königin gestützt werden, die die Unterstützung der Reichsbürger genießt, die jedes Geheimnis des Reichs kennt. Denkt einmal darüber nach, Ulren. Ich kenne das Reich besser als jeder andere.“

„Das klingt verlockend“, sagte er.

„Ich kenne auch Irrien“, fuhr Stephania fort. „Ich habe gehört, dass Ihr ihn genauso gerne tot sehen wollt wie ich selbst.“

Sie sah die Veränderung in seinem Gesicht, und da wusste sie, dass sie ihn am Haken hatte.

„Er hat Schwachstellen, von denen ihr nichts wisst“, sagte Stephania. „Wenn wir sie benutzen, dann können wir ihn töten, und mit mir an Eurer Seite haben wir den rechtmäßigen Anspruch auf den Thron im Reich, genauso wie in Felldust. Zwei Länder bilden das größte Reich, das die Welt je gesehen hat.“

Es war das gleiche Angebot, das sie Irrien unterbreitet hatte, doch Stephania erkannte sofort, dass Ulren nicht so wie der Erste Stein tickte. Irrien war sich seiner eigenen Macht so sicher gewesen, dass Stephanias Versuche wie Steine an seiner Rüstung abgeprallt waren. Ulrens Position war alles andere als sicher.

„Und als Gegenleistung willst du mich heiraten?“ fragte Ulren.

Stephania lächelte. „Viele würden das als einen Bonus und nicht als einen Preis begreifen. Denkt darüber einmal nach, Erster Stein. Wie lange ist es her, dass eine Frau zu Euch ins Bett steigen wollte? Wie lange liegt es zurück, dass Ihr die Hoffnung auf einen männlichen Thronerben begraben habt? Eine Dynastie, deren Name man in Erinnerung behalten wird?“

Ulren musste jetzt nicht wissen, dass Stephanias Chancen abermals zu gebären beinahe bei null lagen, so wie er auch das Offensichtliche nicht einzusehen brauchte: dass Stephania bei einem Ehemann seines Alters bald alleine an der Macht sein würde.

Sie konnte die Begierde in seinen Augen sehen, und als er sie in seine Arme zog, war sich Stephania sicher, dass sie ihn hatte.

„Nun gut“, sagte Ulren. „Wir werden heiraten. Ich lasse nach einem Priester rufen. Wir müssen schnell heiraten.“

„Schnell und doch so öffentlich wie möglich“, sagte Stephania. Sie wollte die größtmögliche Wirkung erzielen, aber auch vermeiden, dass Ulren sie beiseite schob, wenn sie ihm lästig wurde, so wie Thanos es getan hatte. „Ich denke, dass wir gemeinsam große Dinge leisten werden.“

Ulren küsste sie daraufhin, und es war genauso schrecklich wie Stephania es sich vorgestellt hatte. Sie zwang sich daran zu denken, wie gut sich die Rache an Irrien anfühlen würde, und wie viel besser erst, wie sie ihren Sohn aus Daskalos Fängen zurückholte.

Dafür würde sie beinahe alles ertragen.

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399
599 ₽
Возрастное ограничение:
16+
Дата выхода на Литрес:
10 октября 2019
Объем:
261 стр. 2 иллюстрации
ISBN:
9781640292352
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

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