Читать книгу: «Land Des Feuers », страница 3

Шрифт:

KAPITEL VIER

Romulus stand am Bug seines Schiffes, das den tausenden Schiffen seiner Flotte voraussegelte und blickte zufrieden zum Horizont. Über ihm flogen seine Dachen. Ihre Schreie im Kampf gegen Ralibar füllten die Luft. Romulus hielt sich an der Reling fest während er sie dabei beobachtete, wie sie Ralibar angriffen, und immer wieder unter Wasser drückten.

Romulus schrie erfreut auf und zersplitterte die Reling, als er sah, wie seine Drachen siegreich aus dem Meer aufstiegen ohne eine Spur von Ralibar.

Er hob seine Arme hoch über seinen Kopf und spürte die Macht in seinen Händen brennen.

„Fliegt meine Drachen“, flüsterte er. „Fliegt!"

Als er die Worte ausgesprochen hatte, wandten die Drachen ihre Aufmerksamkeit wieder den Oberen Inseln zu, und flogen kreischend und flügelschlagend wieder in ihre Richtung. Romulus spürte, dass er sie kontrollierte und fühlte sich unbesiegbar, als hätte er die Macht über das ganze Universum. Die Periode der außergewöhnlichen Macht neigte sich dem Ende zu, doch sie war noch nicht vorüber. Zumindest zurzeit konnte ihn nichts aufhalten.

Romulus Augen leuchteten auf, als er sah, dass die Drachen die Oberen Inseln anvisierten, und erkannte, dass in der Ferne Männer, Frauen und Kinder schreiend vor ihnen davonliefen. Erfreu sah er zu, wie das Feuer vom Himmel zu regnen begann, und die ganze Insel mit einem zerstörerischen Teppich von Flammen überzogen wurde. Er genoss die Zerstörung, genauso wie er genossen hatte zuzusehen, wie der Ring zerstört worden war.

Gwendolyn war ihm einmal entkommen. Doch diesmal gab es keinen Ausweg mehr. Endlich hatte er die letzte der MacGils zerstört. Endlich gab es keinen Ort im Universum mehr, der ihm nicht unterworfen war.

Romulus drehte sich um, und betrachtete seine Flotte, die das Meer bis zum Horizont schwarz färbte. Er holte tief Luft, legte den Kopf in den Nacken hob die Hände und schrie.

Es war ein Siegesschrei. Die Welt gehörte ihm.

KAPITEL FÜNF

Gwendolyn stand im finsteren Kellergewölbe, umringt von dutzenden ihrer Leute, und lauschte der Zerstörung über ihr. Die Erde bebte, und sie zuckte bei jedem Geräusch zusammen. Jedes Mal, wenn die Drachen an der Oberfläche wieder einen Trümmerhaufen in die Luft hoben und zu Boden krachen ließen, erzitterte das Gewölbe, und die Menschen im Kerker duckten sich verängstigt. Das schreckliche Krachen schallte durch das alte Gemäuer und hallte endlos in Gwendolyns Ohren wider, gerade so, als die ganze Welt um sie herum zerstört wurde.

Die Hitze wurde immer unerträglicher, als die Drachen immer wieder Feuer gegen die dicken Stahltore spien, gerade so, als ob sie wüssten, dass sie sich hier unten versteckt hielten. Glücklicherweise wurden die Flammen von den Toren abgehalten, doch dichter schwarzer Rauch drang durch die Ritzen und machte ihnen das Atmen schwer. Immer wieder mussten sie husten.

Plötzlich fuhr der schreckliche Klang einer Mauer, die gegen die Tore geworfen wurde, durch den Kerker. Gwendolyn sah, wie die Türen erzitterten und sich verbogen. Beinahe hätten sie unter der Wucht des Einschlags nachgegeben. Offensichtlich wussten die Drachen, dass sie hier unten waren, und versuchten alles, um hereinzukommen.

„Wie lange werden die Tore halten?“, fragte Gwendolyn Matus, der neben ihr stand.

„Ich weiß es nicht“, antwortete dieser. „Mein Vater hat dieses Gewölbe erbaut, um dem Angriff von Feinden standzuhalten – nicht zum Schutz vor Drachen. Ich glaube nicht, dass sie noch lange standhalten werden.“

Gwendolyn spürte, dass der Tod immer näher kam, als die Kammer immer heißer und heißer wurde, und sie das Gefühl hatte, auf verkohlter Erde zu stehen. Der Rauch wurde immer dichter und erschwerte das Sehen; der Boden erzitterte, als immer mehr Gebäude über ihnen zusammenstürzten, und Mörtel begann von der Decke zu rieseln.

Gwendolyn sah sich um. Sie blickte in die verängstigten Gesichter der Menschen im Raum, und fragte sich, ob ihr Zufluchtsort sich nicht vielleicht doch nach einem langsamen, qualvollen Tod in ihr Grab verwandeln würde. Sie beneidete die Menschen, die an der Oberfläche einen schnellen Tod gefunden hatte.

Plötzlich wurde es still, als ob die Drachen ihre Aufmerksamkeit etwas anderem zugewandt hatten. Gwendolyn war überrascht, und fragte sie, was geschehen sein mochte, bis sie Augenblicke später unglaublichen Krach hörte, und die Erde so sehr bebte, dass sich niemand im Raum mehr auf den Beinen halten konnte. Die Quelle des Krachs war weit entfernt gewesen, und wurde gefolgt von zwei kurzen heftigen Beben, die sich anfühlten wie ein Erdrutsch.

„Das Fort“ sagte Kendrick. „Sie müssen es zerstört haben.“

Gwendolyn blickte zur Decke auf und erkannte, dass er Recht hatte. Was sonst konnte einen solchen Erdrutsch verursacht haben? Die Drachen in ihrer Zerstörungswut würden nicht ruhen, bis sie auch das letzte Gebäude auf der Insel zerstört hatten. Sie wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie auch in diese Kammer eindrangen.

In einem plötzlichen ruhigen Moment, hörte Gwendolyn das schrille Weinen eines Babys. Für sie fühlte es sich an, als ob ihr jemand ein Messer in die Brust gerammt hatte. Sie musste an Guwayne denken, als das Weinen lauter wurde. Sie musste sich zwingen, ruhig zu bleiben, und erinnerte sich immer wieder, dass es nicht Guwayne sein konnte. Ihr Sohn war weit fort von hier, mitten auf dem Ozean. Und doch wünschte sich ihr Herz, dass er hier war.

„Mein Baby!“, schrie Gwendolyn. „Er ist dort oben. Ich muss ihn retten!“

Gwendolyn rannte auf die Stufen zu, als sie plötzlich von starken Händen zurückgehalten wurde.

Sie fuhr herum und sah Reece.

„Gwendolyn“, sagte er. „Guwayne ist weit fort von hier. Das ist ein anderes Baby“

Gwendolyn wünschte sich so sehr, dass es nicht so war.

„Selbst wenn er es nicht ist. Es ist ein Baby“, sagte sie. „Es ist ganz allein dort oben. Ich kann es nicht sterben lassen!“

„Wenn du hinaufgehst“,,sagte Kendrick und musste husten, „müssen wir die Tore hinter dir schließen und du bist allein. Du wirst alleine dort oben sterben.“

Gwendolyn konnte nicht klar denken. Sie war überzeugt davon, dass dort oben ein Baby am Leben war, ganz allein, und sie wusste, dass sie es retten musste – koste es, was es wolle.

Gwendolyn befreite sich von Reeces Griff und rannte auf die Treppen. Sie nahm drei Stufen auf einmal, und bevor sie jemand erreichen konnte, hatte sie den Metallpfosten, mit dem sie die Türen verbarrikadiert hatten, gelöst und drückte mit aller Kraft gegen die Türen.

Sie schrie vor Schmerz auf, denn das Metall war so heiß, dass sie ihre Hände verbrannte. Erschrocken zog sie die Hände zurück. Doch sie war fest entschlossen. Schnell wickelte sie ihren Mantel um die Hände und drückte die Türen auf. Als sie an die Oberfläche stolperte, blinzelte sie ins Licht, dann hob sie die Hand vor die Augen. Schockiert starrte sie hinaus und erblickte die Zerstörung. Was bei ihrer Flucht in den Untergrund noch gestanden hatte, war nun nicht mehr als Haufen von rauchenden, verkohlten Trümmern.

Wieder hörte sie das Weinen des Babys, diesmal lauter. Gwendolyn sah sich um, und als sich die dunklen Rauchwolken lichteten, sah sie auf der anderen Seite des Hofes ein Baby, in eine Decke gewickelt, auf dem Boden liegen. Daneben sah sie seine Eltern, tot, bei lebendigem Leib verbrannt. Irgendwie hatte das Baby überlebt. Mit Grauen erkannte sie, dass die Mutter beim Versuch, es vor den Flammen zu schützen, gestorben war.

Plötzlich erschienen Kendrick, Reece, Godfrey und Steffen neben ihr.

„Mylady, Ihr müsst mit uns kommen“, drängte Steffen. „Wenn Ihr hier oben bleibt, werdet ihr sterben.“

„Aber das Baby!“, sagte sie. „Ich muss es retten!“

„Du kannst es nicht retten“, beharrte Godfrey. „Du würdest es niemals lebend zurück schaffen!“

Doch das war Gwendolyn egal. Sie konnte an nichts anderes mehr denken, als das Kind. Sie blendete alles andere aus, und wusste, dass sie es retten musste.

Die anderen versuchten, sie zurückzuhalten, doch sie ließ sich nicht beirren. Sie riss sich los, und rannte auf das Baby zu.

Sie rannte so schnell sie konnte, als sie durch die den immer noch brennenden Schutt rannte, umgeben von dunklen Rauchschwaden. Der Rauch gab ihr Deckung, sodass die Drachen sie nicht sehen konnten. Sie rannte durch die Wolken über den Hof, und nahm dabei nichts anderes wahr als das Baby, hörte nichts, außer seinen Schreien.

Sie rannte und rannte, bis ihre Lungen fast barsten, und endlich erreichte sie es.

Sie hob es auf, und sah ihm ins Gesicht – ein Teil von ihr erwartete, Guwayne zu sehen.

Doch er war es nicht. Es war ein Mädchen. Sie hatte riesige, blaue Augen, die voller Tränen waren und schrie und zitterte. Gwendolyn hatte das Gefühl, durch die Rettung des Mädchens wieder gut zu machen, dass sie Guwayne fortgeschickt hatte. Und schon nach dem ersten Blick in ihre Augen wusste Gwendolyn, dass sie wunderschön war.

Die Rauchwolken lichteten sich, und plötzlich stand Gwendolyn ohne Deckung mit dem weinenden Baby in den Armen auf dem Hof. Sie blickte auf und sah, kaum hundert Meter entfernt, ein Dutzend wilde Drachen mit riesigen glühenden Augen, die sie plötzlich anstarrten. Sie sahen sie mordlüstern an, und sie wusste, dass sie sich gleich auf sie stürzen würden.

Die Drachen schwangen sich in die Luft, und stürzten auf sie zu. Gwendolyn duckte sich über das Baby – sie wusste, dass sie es niemals rechtzeitig zurück schaffen würde.

Plötzlich hörte sie, wie Schwerter gezogen wurden, und als sie aufblickte, sah sie ihre Brüder, gemeinsam mit Steffen, Brandt, Atme und den Jungen der Legion mit gezogenen Schwertern und hoch erhobenen Schilden neben sich stehen. Sie bildeten einen Kreis um sie und hielten ihre Schilde in die Höhe, bereit, mit ihr zu sterben. Gwendolyn war von ihrem Mut zutiefst berührt.

Die Drachen stürzten auf sie zu, öffneten ihre Mäuler, und sie wappneten sich für die Flammen, die sie unausweichlich alle töten würden. Gwendolyn schloss ihre Augen und sah ihren Vater und alle Menschen, die ihr in ihrem Leben etwas bedeutet hatten, und war bereit, sie wiederzusehen.

Plötzlich hörte sie einen schrecklichen Schrei, und Gwendolyn zuckte zusammen, dann sie dachte, dass nun der Angriff folgen würde.

Doch dann erkannte sie, dass es nicht der Schrei der Angreifer gewesen war – es war der Schrei einer alten Freundin.

Gwendolyn blickte auf, und sah einen einsamen Drachen, der auf sie zustürzte, bereit sich in den Kampf gegen die anderen Drachen zu stürzen. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie auf dem Rücken des Drachen den Mann erblickte, den sie über alles liebte:

Thorgrin.

Er war zurückgekehrt.

KAPITEL SECHS

Er ritt auf Mycoples Rücken, die Wolken schlugen ihm ins Gesicht. Sie flogen so schnell, dass er kaum atmen konnte, auf die Herde der Drachen zu. Thors Armreif pulsierte an seinem Handgelenk, und er spürte, dass seine Mutter ihm eine neue Macht gegeben hatte, die er kaum verstehen konnte; es war, als würden Zeit und Raum nicht existieren. Thor hatte kaum daran gedacht, zurückzufliegen, sie hatten sich kaum vom Ufer des Lands der Druiden in die Lüfte geschwungen, als sie plötzlich schon hier waren, über den Oberen Inseln, und auf eine Schar von Drachen zuflogen. Thor hatte das Gefühl, magisch hierher gebracht worden zu sein, als ob sie durch eine Spalte in Raum und Zeit gereist waren – als ob seine Mutter sie hierher gebracht hatte, ihm irgendwie das Unmögliche ermöglicht hatte, schneller zu fliegen als je zuvor. Seine Mutter hatte ihn mit diesem Geschenk in die Welt der Menschen zurückgeschickt.

Als Thor durch die Wolken blinzelte, kamen die riesigen Drachen ins Blickfeld, die die Oberen Inseln umkreisten, und sein Herz sank, als er sah, dass die Oberen Inseln bereits von einem Flammenteppich überzogen waren. Er fragte sich, ob irgendjemand das überlebt haben konnte – er bezweifelte es. War er zu spät gekommen?

Doch als Mycoples tiefer flog und näher kam, sah er eine einzelne Person, die ihn wie ein Magnet im Chaos anzog – Gwendolyn.

Dort stand seine künftige Gemahlin, stolz und furchtlos hielt sie ein Baby umklammert, umringt von all jenen Menschen, die Thor liebte. Mit erhobenen Schilden umringten sie sie, als die Drachen sich zum Angriff auf sie stürzten. Thor sah schockiert zu, wie die Drachen ihre riesigen Mäuler aufrissen, und sich anschickten, Feuer zu speien, das in wenigen Augenblicken Gwendolyn und alle, die er liebte, vernichten würden.

„Runter!“, schrie Thor Mycoples zu.

Doch sie brauchte keine Ermutigung: Sie tauchte schneller durch die Wolken, als Thor sich es vorstellen konnte, so schnell, dass er kaum atmen konnte, und er sich im fast senkrechten Sturzflug festklammern musste, um nicht herunterzufallen. Binnen weniger Augenblicke hatte sie die drei Drachen erreicht, die im Begriff waren, Gwendolyn anzugreifen, riss ihr Maul auf, streckte ihre Krallen aus und griff die nichts ahnenden Biester an.

Mycoples rammte die Drachen, getragen von ihrem Schwung, landete auf ihren Rücken, krallte einen, biss einen anderen, und versetzte dem Dritten einen heftigen Schlag mit den Flügeln. Sie konnte sie gerade noch rechtzeitig aufhalten, bevor sie Feuer spien, und rammte sie mit dem Kopf voran in den Boden.

Unter lautem Poltern schlugen sie auf dem Boden auf, wobei sie riesige Staubwolken aufwirbelten. Dabei sah Thor Gwendolyn erschrockenen Blick, und er dankte Gott, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen war, um sie zu retten.

Als er lautes Brüllen hörte, blickte Thor zum Himmel auf und sah den Rest der Drachenherde auf sich zukommen.

Mycoples hatte sich bereits erhoben und flog ihnen furchtlos entgegen. Thor war unbewaffnet, doch er fühlte sich anders als je zuvor in einer Schlacht. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass er keine Waffen brauchte. Er wusste, dass er sich auf die Kräfte, die in ihm schlummerten, verlassen konnte. Seine wahren Kräfte. Die Kräfte, die seine Mutter in ihm geweckt hatte.

Als sie näher kamen, hob Thor seinen Arm, und ein Lichtstrahl schoss aus dem schwarzen Diamanten in seinem Armreif. Das gelbe Licht schloss den Drachen, der ihnen am nächsten war ein, und schoss ihn zurück nach oben, wo er mit den anderen kollidierte.

Mycoples war aufgebracht und wild entschlossen, unter den Drachen zu wüten. Furchtlos tauchte sie in die Herde hinein, schlug und krallte, biss einen und rammte einen anderen, während sie sich ihren Weg durch die Drachen bahnte. Sie umklammerte einen, bis er schlaff unter ihr hing; dann ließ sie ihn wie einen riesigen Stein fallen. Leblos schlug er auf dem Boden auf. Der Einschlag ließ die Erde erzittern.

Thor warf einen Blick nach unten, wo er Gwen und die anderen in Deckung laufen sah, und er wusste, dass er die Drachen von der Insel weglotsen musste, fort von Gwendolyn, damit sie eine Chance hatte, zu entkommen. Er musste sie hinaus aufs Meer locken und den Kampf dort fortsetzen.

„Zum Meer!“, rief Thor.

Mycoples folgte seinem Befehl, und als sie die Richtung änderte, hörte Thor ein lautes Brüllen, und spürte die Hitze der Flammen, die einer der Drachen in seine Richtung spie. Sein Plan funktionierte – die Herde hatte sich von den Oberen Inseln abgewandt, und folgte ihnen aufs offene Meer hinaus.

In der Ferne konnte Thor Romulus Flotte sehen. Seine Schiffe färbten das Meer schwarz. Thor wurde bewusst, dass er, selbst wenn er den Kampf mit den Drachen überleben sollte, alleine dieser gigantischen Flotte gegenüberstehen würde. Was auch immer geschah, zumindest hatte er den anderen Zeit verschafft. Zumindest würde Gwendolyn fliehen können.

*

Gwendolyn stand auf dem schwelende Hof, umgeben von den Trümmern von Tirus‘ Fort. Sie hielt noch immer das Baby umklammert und starrte gen Himmel. Sie spürte Erstaunen, Erleichterung und Trauer zur gleichen Zeit. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie Thor wiedersah, die Liebe ihres Lebens. Er war mit Mycoples zurückgekehrt. Mit ihm an ihrer Seite fühlte sie sich stärker, als ob alles möglich war. Sie spürte etwas in sich wieder erwachen, das sie vor einer ganzen Weile verloren hatte: Ihren Willen zu leben.

Langsam senkten ihre Männer die Schilde und beobachteten, wie die Drachen in Richtung des Ozeans davonflogen. Gwendolyn sah sich um und betrachtete die Zerstörung, die sie hinterlassen hatte, riesige Trümmerberge, überall Feuer, und einige tote Drachen. Die Insel war vom Angriff der Drachen zerstört.

Gwendolyn sah die Leichen, die die Eltern des Babys gewesen sein mussten. Sie lagen direkt dort, wo Gwendolyn sie gefunden hatte. Sie blickte in die Augen des kleinen Mädchens und erkannte, dass sie alles war, was ihr auf der Welt geblieben war. Sie drückte sie fest an sich.

„Das ist unsere Gelegenheit!“, rief Kendrick. „Wir müssen hier weg!“

„Die Drachen sind abgelenkt“, fügte Godfrey hinzu. „Zumindest für den Moment. Keine Ahnung ob sie zurückkommen werden. Wir müssen uns beeilen.“

„Aber den Ring gibt es nicht mehr“, jammerte Aberthol. „Wo sollen wir hingehen?“

„Egal wohin, nur fort von hier“, antwortete Kendrick.

Gwendolyn hörte ihre Worte, doch in Gedanken war sie nicht bei ihnen. Voller Sehnsucht blickte sie gen Himmel, dort wo sie Thor zum letzten Mal gesehen hatte, bevor er aufs Meer hinaus geflogen war.

„Und was ist mit Thorgrin?“, fragte sie. „Sollen wir ihn etwa alleine zurücklassen?“

Kendrick und die anderen verzogen das Gesicht. Der Gedanke missfiel ihnen offensichtlich genauso.

„Wenn wir könnten würden wir bis zum Tod an Thorgrins Seite kämpfen“, sagte Reece. „Doch er ist da draußen, am Himmel über dem Meer, und wir sind hier. Wir haben keine Drachen oder die Kräfte eines Druiden. Wir können ihm nicht helfen. Wir müssen uns auf die konzentrieren, denen wir helfen können. Dafür gibt Thor alles. Dafür ist Thor bereit, sein Leben zu geben. Wir müssen die Chance ergreifen, die er uns gegeben hat.“

„Was von unserer Flotte übrig ist, liegt immer noch verborgen hinter den Klippen auf der anderen Seite der Insel“, fügte Srog hinzu. „Es war eine weise Entscheidung, die Schiffe zu verstecken. Wir brauchen sie jetzt. Wir und die anderen, die von unserem Volk übrig geblieben sind, müssen sofort hier weg – bevor die Drachen zurückkehren.“

Gwendolyns Gedanken rasten. Sie wollte Thor so gerne helfen, doch sie wusste, dass sie nicht warten konnte – das würde ihren Leuten nicht helfen. Die anderen hatten Recht: Thor hatte sein Leben für ihre Sicherheit riskiert. Es wäre umsonst gewesen, wenn sie nicht versuchte, diese Menschen zu retten, nun, da sie die Chance dazu hatte.

Ein andere Gedanke hing wie eine finstere Wolke über Gwendolyns Gedanken: Guwayne. Wenn sie sofort lossegelten, würde sie ihn vielleicht finden können. Und der Gedanken, ihren Sohn womöglich wiederzusehen, füllte sie mit neuem Leben.

Sie nickte und drückte das Baby fest an sich.

„Gut“, sagte sie. „Lasst uns aufbrechen und meinen Sohn finden.“

*

Das Gebrüll der Drachen hinter Thor wurde lauter. Sie kamen näher, verfolgten sie immer weiter aufs Meer hinaus. Thor spürte die Flammen hinter sich, und er wusste, dass sie, falls er nichts dagegen tun würde, bald sterben müssten.

Er schloss seine Augen. Er fürchtete sich nicht mehr davor, die Mächte in seinem Inneren anzurufen, hatte nicht mehr länger das Bedürfnis, sich auf physische Waffen zu verlassen. Als er die Augen schloss, erinnerte er sich an seine Zeit im Land der Druiden, erinnerte sich daran, wie mächtig er gewesen war, wie spielerisch leicht er seine Umgebung hatte beeinflussen können. Er rief die Macht in sich an, und wusste, dass das physische Universum um ihn herum nur eine Erweiterung seines Geistes war.

Thor zwang die Macht seines Geistes, sich eine Wand aus Eis vorzustellen, die ihn gegen das Feuer schützte. Er stellte sich vor, dass er und Mycoples von einem schützenden Schild umgeben, und sicher vor dem Feuer der Drachen waren.

Thor öffnete die Augen und stellte erstaun fest, wie kalt es geworden war, und sah eine dicke, blau glitzernde Wand aus Eis hinter sich. Er drehte sich um, und sah, wie die Feuerwalze der Drachen näher kam – und von der Wand aus Eis aufgehalten wurde. Zischend stiegen dicke Wolken aus Dampf auf. Die Drachen waren verwirrt.

Thor lenkte Mycoples herum, als die Wand schmolz, fest entschlossen, sich den Drachen entgegenzustellen. Mycoples flog furchtlos mitten unter die Drachen, die diesen Angriff offenbar nicht erwartet hatten.

Mycoples schoss vor, streckte ihre Krallen aus, griff einen der Drachen am Kiefer, schwang ihn herum und warf ihn kopfüber in die Wellen unter sich. Bevor sie sich selbst abfangen konnte, wurde sie von einem anderen Drachen angegriffen, der sich in ihrer Seite festbiss. Mycoples schrie, und Thor reagierte sofort. Er sprang von Mycoples Rücken auf die Nase des Drachen, und kletterte auf den Rücken des Drachen. Während er sich immer noch an Mycoples festhielt, buckelte er wie wild, um Thor abzuwerfen – doch dieser hielt sich mit aller Kraft auf dem feindlichen Drachen fest.

Gleichzeitig biss Mycoples einen anderen Drachen, und riss ihm den Schweif ab. Er schrie und stürzte ins Meer – doch im selben Augenblick wurde Mycoples von weiteren Drachen angegriffen, die ihre Zähne in ihre Beine rammten.

Gleichzeitig hielt sich Thor mit alle Kraft an dem anderen Drachen fest, wild entschlossen, die Kontrolle über ihn zu gewinnen.

Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und sich daran zu erinnern, dass alles eine Ausgeburt seines Geistes war. Er konnte die unglaubliche Kraft dieses uralten Biests spüren, die durch seine Adern schoss. Als er seine Augen schloss, gab er den Widerstand auf, und begann, sich eins mit ihm zu fühlen.

Er spürte seinen Herzschlag, seine Gedanken. Er verschmolz mit ihm.

Thor öffnete seine Augen, und als auch der Drache seine Augen öffnete, schimmerten sie in einer anderen Farbe. Thor sah die Welt durch seine Augen. Der Drache, das feindliche Biest, war zu einem Teil von Thor geworden. Thor befahl ihm, und es folgte.

Der Drache ließ von Mycoples ab, dann brüllte er, grub seine Zähne in die Drachen, die Mycoples angegriffen hatten, und riss sie in Stücke.

Die anderen Drachen waren unvorbereitet. Sie hatten offensichtlich nicht damit gerechnet, dass einer der Ihren sie angreifen könnte. Bevor sie sich neu formieren konnten, hatte Thor bereits sechs von ihnen angegriffen, und einen Drachen nach dem anderen verstümmelt. Einer nach dem anderen stürzte ins Meer.

Doch plötzlich wurde Thor von der Seite aus angegriffen. Er hatte es nicht kommen sehen, und so gelang es dem Drachen, einen Zahn zwischen seine Rippen zu rammen.

Thor schrie auf, als er von seinem Drachen stürzte und durch die Luft taumelte. Er raste aufs Meer zu, und wusste, dass er sterben würde.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie Mycoples unter ihn tauchte – und spürte, wie sie ihn sanft auffing. Seine alte Freundin hatte ihn gerettet.

Unter Schmerzen hielt Thor seine Rippen, und betrachtete den Schaden, den sie angerichtet hatten. Ein Dutzend Drachen trieben Tod oder schwer verletzt auf dem Meer. Sie hatten gute Arbeit geleistet, besser, als er gedacht hatte. Doch dann hörte er laute Schreie über sich, und als er aufsah, erblickte er mehrere Dutzend Drachen, die über ihnen ihre Kreise zogen. Er keuchte. Thor erkannte, dass sie sich zwar tapfer geschlagen hatten, doch ihre Chance, zu siegen war gering. Trotzdem lenkte er Mycoples furchtlos in die Höhe, bereit sich den Drachen zu stellen, die sie herausforderten.

Mycoples kreischte und beantwortete einen feurigen Angriff damit, dass sie ihrerseits Feuer spie. Und Thor nutzte wieder seine Kräfte, um vor ihnen einen Wall aus Eis heraufzubeschwören, der sie vor den Flammen schützte. Er klammerte sich an Mycoples fest, als sie auf die Gruppe trafen. Sie schlug, biss und hieb um sich, kämpfte um ihr Leben. Sie wurde verletzt, doch ließ sich davon nicht bremsen. Thor zielte mit seinem Armreif auf einen Drachen nach dem Anderen, und jedes Mal, wenn ein neuer Strahl weißen Lichts herausschoss, schickte er einen weiteren Drachen ins Meer.

Thor und Mycoples kämpften mit Wunden übersät bis an die Grenzen der Erschöpfung.

Und doch waren immer noch dutzende von Drachen übrig.

Als Thor mit seinem Armreif zielte, spürte, er wie seine Kräfte schwanden. Er war mächtig, das wusste er, doch er war noch nicht mächtig genug, um so bis zum Ende weiterkämpfen zu können. Thor blickte auf und musste hilflos mitansehen, wie riesige Krallen Mycoples Hals ergriffen. Thor klammerte sich an ihr fest, als der feindliche Drache Mycoples in den Schwanz biss, und sie herumwarf.

Gemeinsam taumelten sie durch die Luft und auf die Wellen zu.

Sie schlugen aufs Wasser auf, und tauchten ein. Um sich schlagend kamen sie wieder an die Oberfläche. Als sie auftauchten, holte Thor keuchend Luft wobei er sich immer noch an Mycoples festklammerte. Sie trieben im Wasser, und als sich Thor umblickte, sah er etwas, das er nie vergessen würde. Nicht weit von ihnen trieb Ralibar mit weit aufgerissenen Augen im Wasser. Er war tot.

Mycoples hatte ihn im gleichen Augenblick entdeckt, und als sie ihn erblickte, geschah etwas, was er noch nie gesehen hatte: Sie stieß voller Trauer einen Schrei aus, hob ihre Flügel und spreizte sie, so weit sie konnte. Ihr ganzer Körper erzitterte als sie in markerschütterndes Heulen ausbrach. Thor sah, wie sich ihre Augen veränderten – sie schillerten in verschiedenen Farben, bis sie schließlich weiß und gelb glühten.

Mycoples richtete sich auf und blickte den Drachen, die auf sie zukamen, entgegen. Thor erkannte, dass irgendetwas in ihr zerbrochen war. Sie war nicht mehr dieselbe. Ihre Trauer war zu Wut geworden, und hatte ihr eine Kraft gegeben, die alles überstieg, was Thor bisher gesehen hatte. Sie war wie besessen.

Sie schoss mit blutenden Wunden in den Himmel hinauf, und auch Thor spürte eine neue Welle der Energie in sich, einen unbändigen Drang, Rache zu nehmen. Ralibar war ein treuer Freund gewesen, der sein Leben für sie alle gegeben hatte, und Thor war wild entschlossen, es seinen Feinden zurückzuzahlen.

Als sie auf sie zuschossen, sprang Thor von Mycoples Rücken, landete auf der Nase des nächsten Drachen, und drückte ihm das Maul zu. Thor rief all seine übrige Kraft zur Hilfe, schleuderte den Drachen herum, und warf ihn mit aller Gewalt. Der Drache rammte in zwei weitere und riss sie mit sich in die Tiefe. Mycoples fuhr herum und fing Thor auf, bevor sie sich auf die übrigen Drachen stürzte. Sie beantwortete ihre Schreie, biss fester, flog schneller und wütete wilder als sie. Je mehr sie sie verletzten, desto weniger schien sie es zu bemerken. Sie war ein Wirbelwind der Zerstörung, und als sie und Thor erschöpft durchatmeten, bemerkte er, dass keine Drachen mehr übrig waren. Alle trieben tot oder schwer verletzt auf dem Meer.

Thor und Mycoples flogen alleine durch die Luft und nahmen Bestand der gefallenen Drachen unter sich auf. Beide atmeten schwer, und waren blutüberströmt. Thor wusste, dass Mycoples am Ende ihrer Kräfte angelangt war – er konnte sehen, wie das Blut bei jedem Atemzug aus ihrem Maul tropfte. Sie keuchte vor Schmerzen.

„Nein, liebe Freundin“, sagte Thor, der seine Tränen kaum zurückhalten konnte. „Du darfst nicht sterben.“

Meine Zeit ist gekommen, hörte er sie. Zumindest kann ich mit Würde sterben.

„Nein!“, beharrte Thor. ”Du darfst nicht sterben!“

Mycoples spie Blut, und das Schlagen ihrer Flügel wurde schwacher, als sie Richtung Meer hinabtauchte.

Ich habe noch Kraft für einen letzten Kampf, dachte sie. Und ich will, dass mein letzter Augenblick ruhmvoll ist.

Thor folgte ihrem Blick, und sah Romulus Flotte, die sich bis zum Horizont erstreckte.

Thor nickte ernst. Er wusste was Mycoples wollte. Sie wollte dem Tod in der Schlacht begegnen. Thor war ebenfalls schwer verwundet und hatte das Gefühl, dass auch er es nicht schaffen würde. Er war bereit, gemeinsam mit ihr in den Tod zu gehen. Doch er fragte sich, ob die Prophezeiungen seiner Mutter wahr waren. Sie hatte ihm gesagt, dass er sein Schicksal ändern konnte. Hatte er es geändert? Würde er jetzt sterben?

„Lass uns gehen, liebe Freundin“, sagte Thorgrin.

Mycoples stieß einen Schrei aus und gemeinsam flogen sie auf Romulus Flotte zu. Thor spürte den Wind und die Wolken in seinem Gesicht, und stieß seinerseits einen Schlachtschrei aus. Gemeinsam tauchten sie tief hinab, und Mycoples ließ auf ein Schiff nach dem anderen Feuer regnen.

Bald breitete sich eine Wand aus Feuer über das Meer aus, und setzte ein Schiff nach dem anderen in Brand. Zehntausende von Schiffen lagen vor ihnen, doch Mycoples hielt nicht einen Augenblick inne. Sie öffnete ihr Maul und spie ununterbrochen Feuer. Die Flammen breiteten sich aus, wie eine Wand und Thor hörte die Schreie der Männer unter sich.

Mycoples Flammen wurden schwacher, und bald stieß sie nur noch Rauchwolken aus. Thor wusste, dass seine Freundin an der Schwelle des Todes stand. Sie sank immer tiefer, zu schwach, weiter Feuer zu speien. Doch sie konnte immer noch ihren Körper als Waffe benutzen. Sie stürzte auf die Schiffe zu, wie ein Meteor, der vom Himmel fiel.

Thor wappnete sich und hielt sich mit aller Kraft fest, als sie auf die Schiffe zuraste. Der Klan von splitterndem Holz erfüllte die Luft, als sie auf ein Schiff nach dem anderen einschlug und die Flotte zerstörte. Thor klammerte sich fest, während ihm aus allen Richtungen die Holzsplitter um die Ohren flogen.

Schließlich konnte Mycoples nicht mehr. Sie trieb mitten unter der Flotte auf dem Wasser – sie hatte eine Unzahl zerstört, doch sie waren immer noch von tausenden von Schiffen umgeben. Thor lag auf ihrem Rücken und atmete schwach.

Бесплатный фрагмент закончился.

399 ₽
Возрастное ограничение:
16+
Дата выхода на Литрес:
10 октября 2019
Объем:
252 стр. 5 иллюстраций
ISBN:
9781632910080
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают