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Читать книгу: «Die Gattin des Gefallenen», страница 2

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O Hermine, wie glücklich bist du in deinem Hasse! Du hast Rachepläne für ein ganzes Jahr. . . . nach einem Jahre, wo werden wir sein? Wer wird von uns übrig bleiben?

Wenn wir nicht mehr sein werden, hören wir auf zu fühlen, und das ist mir auch recht. Ich zittere vor dem Tode nicht, aber so lange ich lebe, vergesse ich nicht.

Gute Hermine! Du hast mir genug gesprochen von deinen Leiden, laß mich nun allein mit den meinigen, ich liebe es weniger, von ihnen zu reden. Auch ich habe Todte, und zwar sehr viele, und werde noch mehr haben.

Ich verlasse dich nicht. Ich weiß Alles, was mit dir geschehen. Du bist umringt und mußt dich entweder ergeben oder sammt dem Heere zu Grunde gehen. Drei Nächte hindurch streifte ich durchs Lager des Feindes, bald als Marketenderin, bald als Bauernmädchen, einmal sogar als Mann verkleidet. Von allen Seiten sind dir die Wege verschlossen. Gestern, als man dich an der Brücke zurückschlug, hattest du noch Glück, du wärst dort zu Grunde gegangen, du kannst den Bergpaß nicht hinaufziehen. Das Defilé bei Szélakna ist so mit Kanonen besetzt, daß du dort die Hälfte deines Heeres verlieren und doch nicht durchkommen kannst; aber wenn du den Batterieen daselbst in den Rücken kommen könntest, wäre jenseits der Weg ganz frei, denn von dort bis zum Branyiszkóer Berge ist keine einzige Ortschaft besetzt. Du brauchtest etwa nur zwei Bataillone und einige Sechspfünder in den Rücken der das Defilé schützenden Batterieen zu schaffen.

Der Feldherr lächelte bitter.

Durch die Luft, nicht wahr?

Nein, unter der Erde.

Die Dame hatte diese Wort so ernst gesprochen, daß das Lächeln des Feldherrn nach denselben ausblieb.

Ja, unter der Erde. Ich erinnere mich, daß wir, als ich in meinen Kinderjahren im Geburtsorte meiner Mutter mit meinen kleinen Gefährtinnen in diesem Gebirge herumstreifte, in der Seite des Berges oft einen tiefen unterirdischen Tunnel fanden, an dessen Mündung wir häufig Versteckens spielten. Einmal machten böse Buben Jagd auf uns; meine Gefährtinnen liefen nach allen Winden, ich aber floh in die Grubenmündung. Einige Buben liefen mir nach und schreckten mich in die Höhle hinein. Ich ging noch tiefer; ein niedriger, aber hinreichend breiter Gang dehnte sich vor mir aus, und ich ging immer tiefer ins Innere. Das Geschrei der Buben hörte ich fortwährend, die wiederhallende Höhlung machte mir dasselbe noch furchtbarer, und ich lief im Finstern, den Athem zurückhaltend, umher tappend, über Gerölle und kothige Erdschollen hin. Vor der Finsterniß und der Einsamkeit fürchtete ich mich weniger als vor den Knaben, und deßhalb ging ich immer vorwärts. Plötzlich schien es mir, als sähe ich Licht vor mir, weit, sehr weit blinkte ein dunkler Flimmer mir entgegen. Dem eilte ich zu. Das Licht schien mir immer näher zu kommen, das hereinschimmernde Außenlicht brach sich, gleich einem Silbernebel, Bahn in die dichte unterirdische Finsterniß. Nach beinahe einstündigem Laufen kam ich wieder an die freie Luft, und ich glaube nicht, daß ich diesen Weg, damals aus Furcht so schnell gemacht, mich getrauen würde nach einmal zu machen.

Der Feldherr lauschte den Worten der Dame erwartungsvoll.

Als ich ins Freie gekommen war, sah ich einen dichten, verwildert finstern Fichtenwald vor mir, aus dem ich nirgends einen Ausweg fand. Weinend setzte ich mich auf einen umgestürzten Baum nieder, und dort fanden mich Arbeiter aus den Hammerwerken, die mich auf einem kleinen Umweg in ein Dorf führten. – —

Der Name jenes Dorfes? . . . unterbrach sie ungeduldig der General.

Szélakna. . . . .

Das Antlitz des Feldherrn schien zu brennen, seine Augen glänzten, er trat zur Frau hin, drückte ihr die Hand, umarmte sie.

Sprich, rede weiter! sprach er, und seine Lippen bebten vor Freude.

Mein Großvater, der Professor, dem ich’s erzählte, anstatt daß er mich, wie ich befürchtete, gestraft hätte, schien sich über die Entdeckung sehr zu freuen, und so viel ich mich erinnere, sagte er triumphirend: Das wird »der »Kuruzensteg« sein, durch welchen Franz Rákóczy II. (in den Ihrigen ähnlichen Umständen) sein cernirtes Heer unter der Erde fortführte. Solche verlassene Bergwerkshöhlen findet man auch anderswo; es sind dies die sogenannten Erbschächte, die das Recht haben, daß sie von den Erträgnissen derüber ihnen befindlichen Bergwerke ein Zehntheil erhalten müssen, weil sie die Wasser der ersteren ableiten; die aber dieses Recht verlieren, wenn ein noch tiefer liegender Schacht im Berge gehauen wird; dann werden sie verlassen, vergessen, was aber auch dann geschieht, wenn die über ihnen befindlichen Bergwerke keinen Ertrag mehr bieten.

Und du bist der Meinung, daß außer dir kein Mensch diesen Tunnel kennt?

Die Oeffnung – ja, aber das weiß Niemand, daß er bis ans andere Ende des Berges führt, denn jenseits des Berges ist die Oeffnung ganz verschüttet, so daß man sie von außen gar nicht bemerkt. Mein Großvater hat diese Entdeckung aus einer gewissen, bei Gelehrten so häufigen Eifersucht bis an sein Lebensende geheim gehalten.

Könntest du mich hinführen?

Ich kam, um dies zu thun. Nicht um Sie mit meinen Klagen zu langweilen, sondern um Sie zu retten, bin ich gekommen. Gehen Sie mit mir.

Die Dame hüllte sich in ihren Mantel; der Feldherr gürtete sein Schwert um. Zwei Ordonnanzoffiziere folgten ihnen in der Ferne mit brennenden Fackeln, und so schritten sie dahin in der Winternacht.

Die Erde war weiß, der Himmel schwarz. Die Gegend war stumm nach lärmender Schlacht.

III

Mit sicherer Ortskenntniß führte die Dame den Feldherrn an die besprochene Stelle.

Sie gingen neben einander, eilend, düster; ihre Unterhaltung bestand bloß aus einzelnen, kurzen Worten.

Bei einer Bergwindung blieb die Dame stehen, nahm dem einen Begleiter die Fackel aus der Hand, gab die des andern dem Feldherrn und winkte den Begleitern, daß sie zurückgehen sollten.

Der Feldherr blickte sie fragend an.

Ich will nicht, – sprach die Frau flüsternd, daß Jemand diesen Ort kenne, ehe du in Sicherheit bist.

Aber das sind meine vertrautesten Leute.

Ich traue Keinem.

Aber du, eine Frau – und mit wir allein —

Die Dame blickte mit erhabenem Schmerze den Feldherrn an. – In diesem schwarzen Kleide! Sprach sie aufseufzend.

Und in dieser schwarzen Stunde! setzte der Feldherr hinzu, und dann gingen Beide ohne Begleitung in die Tiefe des Thales, zwischen den mit gefrornem Schnee bedeckten Bäumen, in der weglosen Schneewüste, voran die Dame, hinter ihr der Feldherr; die lohende Fackel warf ein wildes Licht auf ihre düstern Gesichter.

Im Kessel der Bergwindung, in eine kahle Bergwand gehauen, gähnte die verrottete Schachtmündung.

Verwildertes Gesträuch überwucherte die Oeffnung, grünes Gras sproßte darin, so weit der Strahl der Sonne reichte. Im Winter bedeckt sie der Wind mit Schnee. Die Oeffnung ist kaum von mehr als Menschenhöhe, ihre Seiten sind schräg, wie die Thürseiten ägyptischer Gebäude, und vorn mit zusammengekerbten Balken gefüttert.

Die Dame trat zuerst in den Tunnel, mit ihrer schönen, weißen Hand die hinderlichen bereiften Stauden beiseite biegend; – ihr folgte der Feldherr. Durch den herabgelassenen Schleier der Dame blickten ihre großen, dunkeln Augen.

Die Höhlung ist ein wenig vernachlässigt, es ist schwer in ihr fortzukommen, sprach die Wittwe, aber wo so viele Hände zu Gebote stehen, kann man sie binnen einigen Stunden wegbar machen. Der Gang ist auch für Kanonen breit genug.

Und sie drangen immer tiefer ins Herz des Berges, voran die Dame im schwarzen Gewande, mit lohender Fackel, hinter ihr der Feldherr im grauen Mantel. An manchen Stellen war es da im Eingeweide der Erde so warm, wie in schwülen Sommermittagszeiten; dort braus’te wieder das unterirdische Wasser wie ein Platzregen nieder, die Kleider der unter ihm Hingehenden durchnässend.

In der Mitte des Tunnels sah man den Schachtbrunnen, eine tiefe, sehr lange, brunnenförmige Kluft, die hinanreicht in unendlicher Höhe, wie ein riesiger Schornstein, ganz hinauf bis zur Spitze des Berges; und ihre Oeffnung daselbst sieht da unten, in der Tiefe von mehrern hundert Klaftern, wie ein viereckiger Stern aus; dann geht die Kluft wieder abwärts hundert und hundert Klafter tief in das erzerzeugende Eingeweide der Erde; – die Triebstange der Mühle, der schwere Pflugbalken ist jetzt noch sichtbar, welcher den Strick auf und niederzog, an dem die Bergknappen in die Grube fuhren oder wieder aufstiegen, oder die Steine der rohen Erze in großen, harten Fellen hinaufgezogen wurden.

Die tiefe Oeffnung steht ganz unverdeckt neben dem Gange.

Die Dame blickte schaudernd hinab.

Als ich das erste Mal da durchging, bemerkte ich das nicht; – wie leicht hätte ich hinabstürzen können.

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
06 декабря 2019
Объем:
30 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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