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Noch 6:10 Stunden bis zum Abflug

Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Ich fühlte mich glücklich, wach, voller Freude und Tatendrang. Ich wollte unbedingt mehr erfahren und verstehen, was grade mit mir passierte. Normalerweise würde ich mich jetzt mit dem Wirtschaftsteil der Tageszeitung oder mit den Kalkulationen meines anstehenden Meetings beschäftigen, aber ich war gebannt und fasziniert von der Geschichte dieses Mannes und dem Wandel, den sein Leben am Strand von Kahului gemacht hatte. Was für eine unglaubliche Entwicklung! Ich konnte nicht aufhören, mir vorzustellen, wie die Geheimnisse, die Rob an den Küsten von Hawaii von diesen einfachen Surfern gelernt hatte, auch mein Leben beeinflussen könnten. Je besser ich mich fühlte, desto deutlicher verstand ich, dass ich lange Zeit weit weg gewesen sein musste – weit weg von meiner Leidenschaft und echter Freude.

»Ich fühle mich wahnsinnig gut, Rob. Gibt es noch mehr Techniken, die genau so effektiv sind?« Jetzt lachte Rob nicht mehr nur mit dem hochgezogenen Mundwinkel, sondern er grinste breit und freute sich an meinem Glück. Er nickte und sagte: »Amigo, es gibt noch viele andere Techniken und ich zeige sie dir gern. Du musst mir nur eine Sache versprechen: Erzähl anderen Menschen von allem, was du hier heute lernst. Diese Techniken helfen, sie machen glücklich, sie schenken Freude. Sobald du sie kennst, ist es deine Pflicht, sie zu teilen, so werden sich immer mehr Menschen an ihnen erfreuen können!« »Okay, versprochen, Rob!«, sagte ich schnell und überlegte sofort, wem ich alles von Rob und seiner Geschichte erzählen könnte. Ich kannte unzählige Menschen, die sich über mehr Glück in ihrem Leben freuen würden – und es vor allem nötig hätten. Ich merkte ganz deutlich, wie Rob meine Begeisterung spürte. Er verstand, dass ich mehr erfahren wollte über all das, was er auf seiner Reise gelernt hatte.

»Gib mehr, als jeder von dir erwarten könnte«, sagte er. »Wie meinst du das?«, fragte ich. Ich war unsicher. »Ich spreche von selbstlosem Geben, Amigo. Wenn du mehr, als du sonst geben würdest, gibst und nichts zurückverlangst, dann bist du wirklich frei. Löse dich vom Wunsch, vieles besitzen zu wollen. Entspanne dein Verlangen und werde frei für echtes Geben.« »Ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen, Rob. Wie genau geht echtes Geben?« »Amigo, erinnere dich an Momente, in denen du aus ganzem Herzen jemandem etwas gegeben hast. Ein Geschenk, ein Trinkgeld, ein nettes Wort, eine helfende Hand, ein Lächeln – so wie der alten Dame gerade eben. Dieses Gefühl zeigt dir, wie echtes Geben sich anfühlen muss. Suche nach diesem Gefühl, finde es in den Dingen, die du tust, entscheide dich bewusst dazu, mehr zu geben, als jeder von dir erwarten könnte – und dieses unbeschreiblich schöne Gefühl wird deine Tage ganz besonders machen.«

Seine Worte erinnerten mich an unzählige Situation, in denen ich mehr hätte geben können. Als ich darüber nachdachte, warum ich es nicht getan hatte, fielen mir Robs vorherige Gedanken ein: Mir fehlte anscheinend der Mut. »Ist es möglich, dass Menschen aus Angst weniger geben, als sie könnten, Rob?«, fragte ich und wusste sofort, dass Rob verstanden hatte, dass es bei dieser Frage nicht um irgendwelche Menschen, sondern um mich ging. »Natürlich, Amigo!«, sagte er laut. »Allein die Art und Weise, wie du diese Frage gestellt hast, zeigt, wie groß die Kraft der eigenen Angst sein kann. Deine Angst beeinflusst deine Worte, deine Handlungen, deine Träume und damit all dein Glück. Solange du dich nicht mit deinen eigenen tiefsten Schatten konfrontierst und sie erhellst, wirst du immer auch nur Dunkelheit in anderen sehen, weil die Welt um dich herum immer auch nur eine Reflexion der Welt in dir selbst ist. Wer mutig ist, sieht das Licht und lebt ein Leben ohne Maske!«

»Du redest immer wieder von der Maske«, sagte ich. »Menschen, denen der Mut fehlt, tragen also alle eine Maske?« »Ja, Amigo, die meisten Menschen tragen die Maske der Angst. Schau dich um«, sagte er und lud mich dazu ein, meinen Blick über das Gate C30 und die angrenzende Flughafenhalle schweifen zu lassen. Ich sah Menschen, ich sah Bewegung, Dynamik, Stress, aber nur sehr wenig echte Interaktion. Jeder bewegte sich in seiner Spur. Ob ich wohl auch so aussehe, wenn ich über die Flughäfen dieser Welt eile? Wahrscheinlich. Alle wollen etwas Großes machen und übersehen dabei, dass die Welt aus den kleinen Dingen besteht. »Überall sind Masken, Amigo. Teure Anzüge, Kleidung, Fassaden, Jobtitel, Visitenkarten. Menschen verstecken sich hinter Masken aus Schnelligkeit, Masken aus Desinteresse, Egoismus und Härte. Das Ziel dabei ist es, das tiefste Innere zu schützen – vor Verletzung, Spott und Häme. Aber das tiefste Innere birgt das wahre Glück. Die Verkleidung, die Maske der Menschen schützt die Seele – auf Kosten der Authentizität.«

Ich erkannte mich in seinen Worten wieder. Das professionelle Leben, das ich mir aufgebaut hatte, dieses Schauspiel aus Macht und Prestige, aus Anzügen und teuren Restaurants – es war nicht echt. Meine Kollegen und ich, wir sprachen in Floskeln, wir öffneten uns nie wirklich voreinander. »Hast du schon mal einen deiner Arbeitskollegen zu Hause gesehen? Bei seiner Frau, bei seinen Kindern?« »Ja, letzten Monat noch, bei der Hochzeit des noch sehr jungen Human-Resources-Managers Ryan!«, erinnerte ich mich. »Und wie war Ryan? Ähnlich wie auf der Arbeit?« Ich dachte kurz nach und erinnerte mich an die ausgelassene Stimmung, daran, wie wir laut gelacht und wirklich Spaß gehabt hatten. »Nein«, sagte ich. »Er war anders. An diesem Abend war er wie ein anderer Mensch!« »Die Maske fällt, wenn wir glücklich sind, wenn wir uns sicher fühlen, Amigo. Wenn wir haltlos tanzen und laut singen. Wenn wir zusammen sind mit Freunden, mit der Familie, wenn wir allein sind. Dann leben wir unser authentisches, echtes Leben.

Das große Problem ist, dass Menschen immer noch denken, sie müssten im Job ihre Maske aufsetzen, um erfolgreich zu sein, um hart zu wirken und respektiert zu werden. Es ist dabei oft einfacher, so zu tun, als würde man keine Emotionen spüren, auch wenn sie ganz deutlich zu einem sprechen. Die Wahrheit ist: Du wirst dann wirklich respektiert, wenn du du selbst bist. Wenn deine Maske fällt, wenn du verletzlich bist. Du wirst dann glücklich, wenn du echte Emotionen zeigst. Nur wer echte Emotionen zeigt, kann echte Emotionen spüren. Um ein Ei zu essen, musst du immer erst die Schale aufbrechen.«

Ich war gefesselt von jedem Wort, das Rob, der CEO-Surfer, hier am Gate C30 von sich gab. Ich musste mehr erfahren. Ich hatte das Gefühl, dass jede neue Frage eine ganz eigene Welt aus neuen Erkenntnissen eröffnete. »Warum ziehen wir dann immer wieder eine Maske an? Warum bleiben wir nicht bei unserem authentischen, besten Ich?« »Siehst du den Jungen da drüben, Amigo?« Rob zeigte auf ein Kind, etwa fünf Jahre alt. Der Junge spielte am anderen Ende des Gate C30, direkt an der großen Fensterfront, durch die Rob eben noch auf das Rollfeld in die Sonne geschaut hatte, nahe dem Café, in dem ich eben noch meinen Kaffee getrunken hatte. Der Junge sang, tanzte, kletterte auf den Stühlen herum und wirkte überglücklich. Allein mit sich und seiner Fantasie.

»Er ist völlig authentisch, voller Freude und Glück. Seine Gedanken sind rein, sein Herz ist pur. Dieses Kind haben wir alle in uns. Aber schon bald wird dieser Junge in die Schule kommen. Wird immer wieder zu hören bekommen, dass er still sitzen muss, um erfolgreich zu sein. Seine Fantasie wird durch vorgefertigte Bewertungsmuster gepresst und damit zerstört. Seine Körperlichkeit, seine Empathie, sein Herz, seine Freude – all diese Dinge haben keinen Platz in der Welt, auf die er vorbereitet wird. Erst lernen, dann spielen. Das Feuer in diesem Jungen wird langsam erlöschen. Das Funkeln in seinen Augen wird stumpf werden. Er wird vergessen haben, wie er heute hier am Flughafen voller Freude und Furchtlosigkeit sein bestes Leben gelebt hat. Schon bald wird er eine Maske tragen, Amigo, so wie die meisten anderen auch.

In jedem steckt dieses Kind, aber wir müssen uns daran erinnern und den Mut haben, die Maske runterzunehmen. Das Kind in uns durchscheinen zu lassen. Den Moment zu genießen. Kurz Pause zu machen. Für einen Augenblick nicht immer nur nach vorn zu gehen, sondern kurz stehenzubleiben und das Kind in uns lachen zu hören. Diese Sekunden haben das endlose Potenzial, andere Menschen glücklich zu machen, um uns selbst glücklich zu machen. Wenn du es richtig machen willst, musst du mit jedem Jahr jünger werden, das Kind wiederfinden. Es gibt Seelen, die mit 20 Jahren alt und mit 75 jung sind. Zeit und Erfolg sind Konzepte, die Menschen erfunden haben. Kinder werden mit glasklarer Reinheit, furchtlos und voller Träume geboren. Die ersten 20 Jahre ihres Lebens werden sie gezwungen, das alles wieder zu vergessen und zu vergraben, ihre Maske zu entwickeln. Wir sollten die nächsten 20 Jahre damit beschäftigt sein, diese Reinheit und die unbändige Furchtlosigkeit, die riesigen Träume und die ehrliche Liebe wiederzufinden. Das Leben ist eine Reise, die dich zurück nach Hause führt.«

Schon wenige Wochen nachdem Rob angefangen hatte, seine neu gelernten Prinzipien umzusetzen, spürte er ganz deutlich, wie er zu sich selbst zurückfand und zu echtem Glück, körperlicher Stärke, mentaler Gesundheit, unbändiger Kreativität. Seine innere Entwicklung war auch äußerlich sichtbar, weil er sein ganzes Leben verändert hatte. Er hat mit aller Kraft und Mut am Baum des Lebens gerüttelt, um an die saftigsten Früchte zu kommen. Es war, als wäre er tatsächlich jünger geworden. Der drahtige Körperbau, die straffe Haut, leicht gestreichelt von der Sonne. Das junge Kind in ihm schien wieder hervor und wurde immer deutlicher sichtbar.

»Du sagst also, dass das Leben nicht mit dem Tod enden sollte, sondern mit der Geburt?« Ich war verwirrt, meine Weltanschauung stand auf dem Kopf. »Die Gesellschaft soll schuld sein an der Angst, die die Menschen spüren? Das klingt wie eine Verschwörungstheorie, Rob!« »Angst schafft Struktur und Ordnung, Amigo, das ist schon immer so gewesen. Wenn du etwas verkaufen willst, funktioniert das durch Angst am besten! Die Welt ist auf Angst aufgebaut. Unsere erfolgreichsten Werbekampagnen nutzen die Angst der Menschen. Der teure Anzug, den du trägst, verkauft sich nicht wegen seines tollen Stoffes – ich vermute, du könntest mir nicht mal sagen, was für ein Stoff das ist –, der Anzug verkauft sich durch deine Angst, nicht angenommen zu werden, nicht stark und erfolgreich zu wirken, nicht dazuzugehören, wenn du ihn nicht besitzt.«

Er hatte recht. Ich schaute an meinem Designeranzug herunter und erinnerte mich genau an den Tag, an dem ich ihn gekauft hatte. Mir war damals klar, dass es dieser teure Anzug sein musste. Was sollten sonst meine Kollegen und Kunden von mir denken? Diese Angst trieb mich zum Kauf. Ich reflektierte meinen Alltag und fand plötzlich weitere Bereiche meines Lebens, die durch Angst definiert waren. Meine Art zu delegieren: hart und direkt. War ich nur hart aus Angst, weich zu wirken? Meine Diskussionen mit Lizzy über meine Arbeit und die Tatsache, dass ich so selten zu Hause war: gereizt, ungeduldig und wenig einfühlsam. War es meine Angst, ihr einzugestehen, dass ich nicht glücklich war mit meinem Job, die mich dazu brachte, meine Entscheidungen so stark zu verteidigen? Um recht zu behalten? Um stärker zu wirken – aus lauter Angst, schwach zu werden?

»Wenn du den Mut hast, loszulassen, Amigo, dann verschwinden deine Probleme. Ich weiß, dass es paradox klingt. Wir werden immer dazu erzogen, Glück zu erzwingen, zu erkaufen oder zu gewinnen. Loslassen erscheint falsch, aber Glück kommt durch Gelassenheit.« Ich war berührt und verwirrt zugleich und sagte: »Aber wie soll ich erfolgreich sein, wenn ich gelassen bin? Ich bin sehr ambitioniert, das hat immer dazu geführt, dass ich meine Ziele erreiche. Wenn ich deinem Rat folgen würde, dann würde ich viel langsamer vorwärts kommen und meine Ziele nur noch schwer realisieren.« »Mach deine Freude niemals abhängig vom Ziel, Amigo! Erfreue dich am Weg, an jedem Augenblick und am Menschen, der du auf diesem Weg wirst. Das ist wahre Freude und echtes Glück. Du musst dem Gefühl vertrauen. Vertrauen ist die Basis. Ohne Vertrauen funktioniert kein Geschäft dieser Welt. Ich habe auch aufgehört, weil ich nicht mehr vertrauenswürdig war. Für mich und für andere. Nicht weil ich ein schlechter Mensch geworden war, sondern weil mein Herz nicht mehr ehrlich für die Sache geschlagen hat. Das Herz hat viel mehr Kraft als das Gehirn, Jason.«

»Wirklich? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. All unser Handeln ist doch durch unser Gehirn gesteuert.« »Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die elektromagnetischen Wellen, die unser Herz aussendet, viele Tausend Mal stärker sind als alles, was von unserem Gehirn ausgeht, Amigo. Du kannst deutlich spüren, wenn sich jemand ehrlich um dich sorgt, wenn jemand dir echte Liebe schenkt. Ein ehrliches Herz ist spürbar, auch wenn du an einem ganz anderen Ort bist. Das Gehirn kann da nicht mithalten. Egal, wie viel Kraft dein Gehirn besitzt, du kannst echte Gefühle niemals durch hohe Intelligenz ersetzen. Als ich das verstanden hatte, musste ich aufhören. Wenn dein Herz nicht mehr bei der Sache ist, wenn es nicht mehr Teil des Moments, des Augenblicks ist, wird es Zeit zu gehen.«

Als Rob den »Augenblick« ansprach, musste ich aufhorchen. Ich hatte oft über »Gurus« und »Life-Coaches« gelesen, die davon sprachen, wie wichtig der Augenblick sei. »Carpe diem« und so weiter lauten ihre abgedroschenen Leitsprüche und irgendwie hatte mich dieses spirituelle Zeug nie wirklich interessiert. Aber Rob hatte etwas, was mich faszinierte, vielleicht war es sein vergangener Erfolg. Ich vertraute ihm und respektierte ihn, auch wenn ich ihn nicht kannte. »Was tust du, Rob, um glücklich zu sein im Augenblick?« »Sehr gute Frage, Jason!«, sagte Rob und fing an, in seinem Rucksack nach etwas zu suchen. Kurz darauf holte er ein kleines schwarzes Notizbuch hervor und reichte es mir.

Noch 5:53 Stunden bis zum Abflug

Ich öffnete das Buch und schaute auf unzählige Seiten voll mit Notizen, Gedanken, Zeichnungen und eingeklebten Fotos. »Das ist mein Journal. Ich schreibe dort jeden Tag alles auf, was mich bewegt«, erklärte mir Rob. »Es hilft mir, nicht den Augenblick zu vernachlässigen, weil ich ihn täglich reflektiere.«

Ich wollte unbedingt mehr darüber erfahren. »Wie reflektierst du vergangene Augenblicke und was genau schreibst du in dieses Journal?«, fragte ich Rob.

»Ich beantworte mir täglich selbst ein paar Fragen. Das hilft mir, glücklich und erfüllt zu leben, weil ich lerne, die Geschenke des Lebens und die besonderen Augenblicke wirklich zu genießen und mich bewusst an ihnen zu erfreuen. Das ist, als würde ich mir selbst etwas zuflüstern und gleichzeitig zuhören.« Rob sprach von der Fähigkeit, sein Ohr auf die eigene Seele legen zu können, um zu hören, was dort geschieht – eine Reise ins Innerste. »Jeden Morgen stelle ich mir also selbst ein paar Fragen. Ein ehrliches Gespräch mit sich selbst, ein einziger Moment echter Einsicht, ist oft mehr wert als ein Leben voll fremder Ratschläge.«

Rob eröffnete mir eine weitere Technik, die er für seine persönliche Transformation genutzt hatte, und nannte mir ein paar seiner speziellen Fragen, die ihm dabei halfen, den Augenblick wertschätzen zu können, weniger Druck und Sorge zu spüren und die reißende Schnelllebigkeit des Alltags einfach anhalten zu können: Wofür bin ich dankbar? Worauf bin ich stolz? Was begeistert mich? Wen liebe ich und wer liebt mich? Wofür stehe ich? Wem kann ich heute helfen? Welche Angst werde ich heute überwinden? Was kann ich heute tun, wofür ich mir morgen selbst danken werde?

»Diese Fragen helfen mir, die wirklich besonderen Augenblicke des Tages zu erkennen und ganz bewusst zu erleben«, sagte Rob. »Schon ganz früh am Morgen, wenn dein Wesen noch wirklich rein und ausgeruht ist, schenken dir die richtigen Fragen den richtigen Weg für den Rest deines Tages. Noch bevor ich aufstehe, frage ich mich zum Beispiel, für welche Menschen ich besonders dankbar bin. Ich sehe sie dann vor meinem geistigen Auge, mit jedem Atemzug, mit sehr viel Ruhe, erscheint einer nach dem anderen. Ich freue mich an ihnen, als wenn sie da wären. Ich sage diesen Menschen auch ganz bewusst immer wieder, dass sie Teil meiner täglichen Dankbarkeitsgedanken sind. Was gibt es Schöneres, als das zu hören, Amigo?«

Ich war erneut gefesselt. Schon die Gedanken an nur ein oder zwei dieser so einfachen und trotzdem kraftvollen Fragen führten meinen Kopf auf eine Reise an Orte, die ich vorher nie gekannt hatte. Die Jahre voller Logik, Analyse, Optimierung, wohl überlegter Sätze und mit einer sehr gut funktionierenden Rolle, die ich zu spielen gelernt hatte, hatten mich offensichtlich ganz davon abgehalten, auch über mich selbst und all das nachzudenken, was gut war in meinem Leben. Meine Emotionalität war stumpf und meine Fantasie war viel kleiner, als ich sie jemals in Erinnerung hatte. Schon ein kurzer Gedanke an die Dankbarkeit, von der Rob sprach, änderte alles.

»Dankbarkeit verwandelt. Es geht dabei vor allem auch darum, Dinge zu finden, die für viele Augen unsichtbar sind«, sagte Rob und sprach davon, wie er an den endlosen Stränden von Kahului gelernt hatte, in alltäglichen Dingen die Geschenke zu entdecken. Die jungen Surfer, die er traf, konnten selbst in scheinbar negativen Dingen das Positive sehen. »Diese Jungs waren nicht frustriert, weil sie nach einem gemeinsamen Abendessen aufräumen mussten, sie freuten sich, dass sie Freunde hatten. Sie waren nicht unzufrieden, weil sie Steuern zahlen mussten, sondern glücklich und dankbar für die Möglichkeit, einen Beruf ausüben zu können.« Rob sprach von den kleinen Dingen des Lebens, die im Alltag als selbstverständlich verstanden werden, obwohl sie große Wunder sind, die geduldig darauf warten, gesehen zu werden.

Robs Gedanken zur Dankbarkeit waren sehr berührend, aber ich hatte Schwierigkeiten, einen richtigen Zugang zu seiner Perspektive zu finden. Viel zu oft hatte ich das Gefühl, überhaupt nicht wirklich glücklich und dankbar sein zu können – selbst bei offensichtlich großen und wichtigen Gelegenheiten. »Warum ist es oft schwer, dankbar zu sein, Rob?«, wollte ich jetzt also wissen.

Rob erzählte mir von verschiedenen psychologischen Mustern, die er als Spezialist für Werbung und Marketing bis ins kleinste Detail kennen musste, um in seiner Zeit als Marketingmanager-Megastar die effektivsten Kampagnen und Strategien zu entwickeln. »Es gibt ein paar Hauptgründe«, sagte er und sprach zunächst vom Phänomen der angepassten Erwartungen. Eine Art psychologische Adaptation an immer neue Situationen, die Besonderheiten in Normalität verschwinden lässt. »Ansprüche ändern sich, wenn sich Konditionen verändern, Amigo. Erinnere dich an Tage, an denen du dir all das gewünscht hast, was du heute schon hast. Was damals für dich echter Luxus war, ist heute normal.« Sofort dachte ich an mein erstes Auto. Eine alte dunkelgrüne Rostlaube mit einem lachenden Delfin auf dem Nummernschild. Sogar die Sitzpolster waren aufgerissen, aber dieses Auto war damals mein ganzer Stolz. Heute war die richtige Temperatur der Klimaanlage das größte Problem meiner tiefschwarzen Luxuslimousine. »Reiche Menschen, die sich arm fühlen, gewöhnen sich mit jedem weiteren Einkauf an einen Berg, der keine Aussicht schenkt. Sie vergleichen sich immer mit anderen – ein endloses Spiel, das keinen Sieger hat«, sagte Rob und fügte dann hinzu, dass es genau dieses Gefühl der Normalität und Selbstverständlichkeit sei, das die Menschen oft noch unglücklicher macht.

»Viele Menschen sind wirklich allein, Amigo. Sie gehören zur reichsten Generation aller Zeiten, sind gegen alle Eventualitäten versichert – und sind kaum abhängig voneinander. Diese Unabhängigkeit, dieses Leben in kleinen Appartements, ganz allein, ohne echte Verbundenheit, senkt das Interesse an einer wahren Gemeinschaft. Menschen sehen Gesundheit, Freunde, ihren Beruf und ihre Sicherheit als selbstverständlich an und riskieren damit, die ehrlichste Form der Freude und Dankbarkeit zu verlieren.« »Gutes für andere Menschen zu tun«, sagte ich leise. »Sie sind unzufrieden mit dem, was sie haben, weil es sich normal anfühlt und andere mehr besitzen. Deshalb können sie auch nichts geben. Sie haben ja nicht genug. Nur wer zufrieden ist, wer genug hat, kann auch etwas geben«, erklärte mir Rob.

»Was schreibst du noch in dein Journal«, fragte ich ungeduldig, »und was hat es mit den Fotos auf sich, die in deinem Journal kleben?« Rob öffnete das kleine schwarze Buch. Auf den ersten zwei Seiten stand links eine Liste von Worten und kurzen Sätzen, rechts klebten viele Fotos, wie eine Art Collage. Ich erkannte einen weißen Strand, die Aussicht von einer Dachterrasse über bunte Felder und einen endlosen blauen Himmel, eine Allee aus Olivenbäumen, hohes Gras im Wind. Das Foto erinnerte mich an die Landschaft und ein Ferienhaus in der Toskana, wo ich als Kind mit meinen Eltern oft den Sommer verbracht hatte. Die Farben waren so satt, es war, als wenn die Fotos leben würden. Ich sah Bilder von roten Sonnenuntergängen, vom hellblauen Meer und von einer lachenden Familie.

»Amigo, die ersten zwei Seiten meines Journals sind meine Basis, meine Konstante. Hier stehen meine Werte und meine Ziele – nebeneinander, denn Ziele ohne Werte sind wertlos.« »Wie meinst du das, Rob? Ich habe immer große Ziele gehabt und habe sie immer noch. Woher weiß ich, dass sie nicht wertlos sind?« »Deine Ziele müssen mit deinen Werten übereinstimmen. Wenn du zum Ziel hast, einen teuren Sportwagen zu besitzen, und einer deiner Werte Bescheidenheit lautet, dann ist das Ziel wertlos. Werde dir darüber klar, was deine Werte sind, wofür du stehen willst, woran du glaubst und welche Eigenschaften dich beeindrucken und begeistern. Frag dich, was du gern über dich hören würdest, wie du selbst über dich denken willst, wenn du in den Spiegel schaust und nachts, kurz bevor du deine Augen schließt. Diese Eigenschaften schreibst du auf die erste Seite deines Journals und schaust sie dir jeden Morgen und jeden Abend an. Ich bin ein sehr visueller Mensch. Wenn du keine klare Vision hast, wird deine Realität immer von der Sichtweise anderer Menschen beeinflusst werden. Und sobald deine Werte für dich klar sind, kannst du deine Ziele festlegen – in Worten und Bildern. Frag dich: Was willst du dieses Jahr schaffen? Womit willst du aufhören? Was willst du ändern? Was für ein Mensch möchtest du sein? Welche Routinen musst du installieren, um diese Ziele zu erreichen?«

»Und dann schaust du dir diese Ziele jeden Tag an, um sie zu verinnerlichen und wahr werden zu lassen, richtig?« »Genau richtig, du hast es verstanden! Wenn du etwas immer wieder siehst, dann wird es für dich zur Realität werden. Nicht aus irgendeiner Magie heraus, sondern weil du unterbewusst dazu motiviert bist, diesen mentalen Bildern Leben einzuhauchen. Also verankere deine Werte, verfolge die Ziele deines authentischen Lebens und sieh dir regelmäßig an, was du gern schaffen möchtest – immer mit der Überzeugung, es auch schaffen zu können.«

»Und das schreibe ich alles auf?« »Ja – wie eine Checkliste. Frag dich einfach: Was müsste ich heute tun, damit ich diesen Tag bestmöglich nutzen und meinen wertvollen Zielen etwas näher kommen kann? Es gibt Menschen, Amigo, die so in Rekordzeit ganze Bücher schreiben. Das wertvolle Ziel ist ein fertiges Buch. Die tägliche Routine besteht aus zwei Stunden schreiben. Jeden Tag. Regelmäßigkeit schafft unvorstellbare Kraft!«

Ich verstand die Logik hinter Robs Gedanken zur Routine, aber eines der Dinge, die mich an meinem Beruf als Unternehmensberater reizten, war Abwechslung. Ich verstand nicht, wie Routine und Abwechslung zusammenpassen konnten. Deshalb fragte ich: »Aber ist es nicht langweilig, immer einer Routine zu folgen?« Rob lachte. »Du darfst niemals Routine mit Monotonie verwechseln. Selbst wenn mein Journal voller Routinen ist, nach denen ich mein Leben gestalte, um Tage zu erleben, die wirklich wertvoll sind und all das beinhalten, was mich glücklich macht, habe ich ein Leben voller Abwechslung und Freiheit. Monotonie schleicht sich immer versteckt ins Leben, im Mantel der Sicherheit, der Anerkennung und der Zugehörigkeit. Du wirst dein Leben niemals verändern, wenn du nicht die Dinge änderst, die du täglich tust. Der Schlüssel zu einem erfüllten Leben ist nicht die andauernde Suche nach Sicherheit, sondern das Streben nach neuen Möglichkeiten und der Mut, seine höchsten Werte und Visionen in täglichen Routinen zu verfolgen. Auch wenn du es jetzt vielleicht noch nicht verstehen kannst, aber selbstbestimmte Routine ist wahre Freiheit.«

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