Читать книгу: «Erinnerungen an Andrew Taylor Still», страница 9

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SEINE HELLSICHTIGKEIT

Es gibt eine ganze Anzahl gut belegter Fälle, in denen Dr. Still die Kraft der Hellsichtigkeit unter Beweis gestellt hat, oder vielleicht sollte man besser sagen Telepathie. Es kann nicht bestritten werden, dass viele Leute über diese Fähigkeit verfügen. Von klar denkenden, ehrlichen Forschern wurden verschiedene Theorien vorgeschlagen, um diese Tatsache zu erklären, unter anderem können da genannt werden: subjektive Fähigkeiten, unterbewusste Fähigkeiten, Telepathie, Zufall, Betrug und Geister. Bedeutende Gelehrte wie Professor William James, Alfred Russell Wallace, Sir William Crooks, Paul Carus, James H. Hyslop, Arthur L. Foley, William F. Stead, Minot J. Savage und C. H. Parkhurst halten den Einfluss durch Geister für die beste Erklärung für viele okkulte Erscheinungen. Wer sich für die Beschäftigung mit diesem Thema interessiert, wird das Buch mit dem Titel The Widow’s Mite and Other Psychic Phenomena von Isaac K. Funk sehr interessant finden. Ob nun eine solche Kraft ein besonderes Geschenk durch ein höheres Wesen darstellt oder eine ihnen innewohnende Eigenschaft einiger Individuen, macht im Hinblick auf die Tatsache keinen Unterschied. Im Falle von Dr. Still scheint er diese Kraft, wenn das möglich ist, von beiden Seiten seiner Familie geerbt zu haben. Sein Bruder, Dr. Edward C. Still, erinnert sich an einen Vorfall, der gezeigt habe, dass auch sein Vater die Gabe der Telepathie besessen habe. An einem Sonntag hielt er mitten in seiner Predigt inne, bat einen seiner Brüder, den Gottesdienst fortzusetzen, und sagte, er müsse sofort gehen, um einen Mann einige Meilen entfernt aufzusuchen, der plötzlich krank geworden sei.

Er war noch nicht weit gegangen, als er einen Boten traf, der unterwegs war, um ihn zu bitten, nach dem Patienten zu sehen. Dr. E. C. Still kann sich mehr oder weniger präzise an zahlreiche weitere Vorfälle ähnlicher Art aus dem Leben seines Vaters erinnern.

Hätte James Moore, Dr. Stills Großvater mütterlicherseits, an jenem Morgen des Jahres 1784, als er von Indianern gefangen genommen wurde, der Warnung durch eine äußere oder innere Stimme Folge geleistet, hätten er und die Familie seines Vaters vielleicht vor den Katastrophen, die ihnen bevorstanden, bewahrt werden können. Der Geschichtsschreiber von The Captives of Abb’s Valley schildert die unerklärliche Angst, die Moore erfasste, als er das Haus auf seinem fatalen Botengang verließ, wie folgt:

„Er ist dort häufig ohne Angst hingegangen; doch in diesem Fall hatte er kaum seines Vaters Haus aus den Augen verloren, als ihn ein unerklärliches Gefühl von Furcht überkam; es wurde derart Besorgnis erregend, dass er mit einem Mal entschlossen war, zurückzugehen, doch aus Furcht vor dem Unmut seines Vaters wurde er davon abgehalten, es zu tun. Er konnte seine Angst nie in anderer Weise erklären, als dass es sich um ein eigenartiges Vorauswissen des Bösen handelte, welches über ihn hereinbrechen sollte. Es war die unbestimmte Vorahnung eines großen Unheils, das über ihn hereinbrechen sollte, dass ihn vielleicht ein wildes Tier verschlingen würde. In diesem erregten Gemütszustand lief er weiter, bis er fast das Feld mit den Pferden erreicht hatte, als Black Wolf und zwei jüngere Indianer hinter einem großen Holzhaufen hervorsprangen, ihr furchterregendes Kriegsgeschrei ausstießen, sich auf ihn stürzten und ihn festhielten, noch ehe er Zeit hatte, darüber nachzudenken, was er tun solle.“

Diese Kraft oder dieses Geschenk (man mag es nennen, wie man will) scheint sich bei Dr. A. T. Still noch erheblich verstärkt zu haben. Die meisten Leute, die selbst nur eine kurze Zeit in Kirksville verbracht haben, haben Geschichten von seiner Fähigkeit gehört, vorauszusagen, was andernorts geschah. Einige Vorfälle, die bestimmten Leuten in allen Einzelheiten bekannt sind, könnten angeführt werden. Einer soll hier zur Veranschaulichung erwähnt werden. Am 4. Juli 1898, dem Tag nach dem Sieg der Vereinigten Staaten über Spanien in der großen Seeschlacht von Santiago, gegen 5.30 Uhr morgens, war der Autor auf dem Weg zum Bahnhof von Kirksville. Er traf auf Dr. Still, der von dort kam. Er sagte, es werde berichtet, dass eine gewisse Anzahl spanischer Schiffe zerstört worden sei, aber er bestand darauf, dass es eines mehr sei, wie er es tags zuvor „mit seinem geistigen Auge“ gesehen habe, etwa zur Zeit der Schlacht. Er habe große Schiffe gesehen, die in tausend Stücke zertrümmert worden seien, und seit diesem Moment warte er begierig auf authentische Nachrichten. Man wird sich daran erinnern, dass in den ersten Berichten der Schlacht die Colon nicht unter den zerstörten Schiffen aufgeführt wurde.1

Dr. E. C. Still bemerkt verschiedene Zwischenfälle ähnlicher Art aus seinem früheren Leben. Als er in Kansas lebte, schrieb Dr. A. T. Still häufig Briefe an seinen Bruder in Missouri, in denen er schilderte, was dort vorgefallen sei, und fragte, ob sein Bericht zutreffe. Sein Bruder meint dazu, dass Still beinahe ausnahmslos richtig lag. Diese Erscheinungen führten dazu, dass einige aus der Familie dachten, er würde verrückt; doch sein ältester Bruder war voller Sympathie für ihn.

Dr. Charles E. Still meint, sein Vater hätte auf seinen Vortragsreisen häufig die Gedanken der Leute gelesen, allein zum Vergnügen und um deren Aufmerksamkeit zu erregen, um sie für seine Art und Weise, Krankheiten zu behandeln, zu interessieren. Später habe er aufgehört, die Leute in dieser Form aufzuheizen, denn sie hätten begonnen, seine Wissenschaft als Hypnose, Suggestion etc. zu bezeichnen, obwohl Dr. Still stets darauf bestand, dass es zwischen seiner eigentlichen Arbeit und seinem exzentrischen Auftreten keinerlei Verbindung gebe.

EIN VERRÜCKTER SONDERLING

Von Zeit zu Zeit begegnete Dr. Still einer verwandten Seele, jemandem, der seine Arbeit zu schätzen wusste und der mit ihm in seiner Bedrängnis mitfühlte. Doch die meisten, die ihn kannten, betrachteten ihn als einen Sonderling und gefährdeten so nicht nur seine Chancen auf Erfolg im Leben, sondern auch das Wohlergehen anderer Menschen. Seine christlichen Freunde waren in besonderem Maße besorgt. Bei der nachfolgenden Aussage von Dr. Still handelt es sich um eine verifizierte Tatsache. Er spricht davon, wie einmal ein Prediger die Frau seines Bruders und dessen Kinder bei sich versammelte, um zu Gott zu beten und „um ihm mitzuteilen, dass mein Vater ein guter Mann, ich seiner Meinung nach aber ein hoffnungsloser Sünder sei, und meine Blähungen besser es in den Griff bekommen sollte, bevor es mir noch schlechter erginge. Er entfachte solches Hurra und Hass gegen mich in Macon, was so weit ging, dass die unter seinem Einfluss Befindlichen glaubten, ich sei wirklich verrückt. Kinder verfolgten mich die Straße entlang, weil ich sagte, dass ich nicht glaube, dass Gott ein Whiskey- und Opiumarzt sei, sondern dass ich glaube, Er habe den Menschen mit so vielen Beinen, Nasen, Zungen und Qualitäten ausgestattet, wie im Leben für die Gesundheit und das Wohlergehen benötigt würden. Aufgrund dieser Argumente wurde ich ein Ungläubiger genannt, ein Sonderling, verrückt, und Gott wurde von diesen theologischen Heulern dazu angerufen, mich umzubringen, damit Seine Schafe gerettet würden.“ (Still 2005, I-48)

Und in der Tat ist Dr. Still ein Sonderling, entsprechend der anerkanntesten Definition dieses Begriffs. Dr. Oliver Wendell Holmes schildert Dr. Still ganz treffend mit seiner Beschreibung eines Sonderlings und wie dieser zumeist eingeschätzt werde:

„Ein Sonderling ist ein Mensch, der selbständig denkt. Ich kannte einmal einen Mann, der ein Sonderling genannt wurde. Ich glaube, ich habe ihn auch selbst einen solchen genannt. Damit muss man rechnen, wenn man etwas erfindet, wodurch eine ältere Maschine außer Mode gerät, oder ein Problem löst, das die ganze Welt bislang verwirrt hat. Nie wurde eine Religion gegründet, ohne dass ihr Messias ein Sonderling genannt worden wäre. Nie wurde ein Gedanke in die Welt gesetzt, der die Menschen aus ihrer dummen Indifferenz aufrüttelte, ohne dass ihr Urheber ein Sonderling genannt worden wäre.“ (Over the Teacups, S. 151)

Dr. Stills anfängliche religiöse Erziehung hat seinen Geist offenkundig tief geprägt; doch sein philosophischer Geist wurde nie durch etwas gefesselt, was ihm später als eine Perversion wahrer Religiosität erschien. Daher kann es nicht überraschen, wenn er allem Anschein nach ins andere Extrem überging. Tatsächlich war er dafür bekannt, zu fluchen, statt eine fromme Sprache zu verwenden. Gelegentlich schienen seine Methoden sogar frevlerisch zu sein. Er hasst Betrug und Falschheit. Stets hat er es geschätzt, wenn seine Lehrer direkt zum Kern einer Sache kamen und diese in ihrer eigenen Weise darstellten, statt darin Autoritäten zu folgen. Da ihm bewusst war, wie sehr das Herz des Menschen dazu neigt, an Idolen zu hängen, war er oft geneigt, eine höhere Macht zur Unterstützung der Irrenden anzurufen. Obschon diesen „Gebeten“ häufig ein Stück des ihrem Autor eigenen Humors anhaftete, waren sie im Grunde doch ernster und andächtiger gemeint, als der Leser annehmen mag. Das folgende Gebet illustriert diesen Gedanken:

„O Herr, wir bitten um rasche Hilfe. Da das Leben so kurz ist und des Menschen Tage wenige und sorgenvolle, bitten wir Dich um kürzere Schulbücher. Führe uns nicht in Versuchung, unsere ‚Lehrbücher‘ zu lang zu machen. Nun, o Herr, bitten wir Dich, entweder unsere Tage auf Erden um zwanzig weitere Jahre zu verlängern oder aber den Lehrern in allen Einrichtungen Kürze zu lehren, von denen wir praktisches Wissen und nützliche Erziehung erhalten sollen. Du weißt, o Herr, dass lange Gebete nicht aufrichtig sind, und deshalb will ich Dich sehen, mit bloßen Armen und geballten Fäusten, wie Du die Dummheit aus den Köpfen jener hämmerst, die nicht wissen, dass jemand, der Weisheit dadurch zu zeigen versucht, dass er andere zitiert, mit einem großen Maße angeborener Dummheit auf die Welt gekommen ist. Darum, o Herr, zerbreche seine Feder, verschütte seine Tinte und ziehe an seinen Ohren, bis er sieht und versteht, dass Geschriebenes den Leser langweilt und nur das fehlende Selbstvertrauen zeigt, dass man der Welt irgendetwas Lohnendes und Brauchbares zu erzählen habe.“ – Journal of Osteopathy, Oktober 1901

EIN ERFOLGREICHES LEBEN

Bereits in jungen Jahren hatte Dr. Still sich beachtliches Eigentum erworben, doch einen großen Teil davon verwendete er für wohltätige und Bildungszwecke. Die Aufgabe der Arzneimittelnmedizin hatte eine ernsthafte Verminderung seiner Einkünfte zur Folge. Dennoch waren er und seine gute Frau zu keiner Zeit ihres Lebens so arm, dass sie nicht Vertrauen, Wohlwollen und Kredit ihrer Freunde genossen hätten. Nie haben sie die hintergangen, die ihnen vertrauten. Ohne Zweifel gab es viele dunkle Tage, aber sie standen zäh auf der Seite der Wahrheit und gingen schließlich triumphierend daraus hervor. Er war nie ein armer Mann; aber wie viele andere fiel es ihm oft schwer, “über die Runden zu kommen,“ was die Finanzen betraf, und manchmal befand er sich in einem Zustand großer Hoffnungslosigkeit. Dabei handelte es sich schlicht um die Wechselhaftigkeit eines schwankenden Glücks, wie es nahezu allen Männern, die zu Bekanntheit gekommen sind, gemein ist, nicht um Anzeichen von Armut. Der Gegensatz zwischen seiner damaligen und seiner späteren finanziellen Situation, als er über Abertausende von Dollar verfügte, ließ seine einstigen Verhältnisse so bedauernswert erscheinen. Mr. Robert Harris sagt: „Eines Tages wanderten Dr. Still und ich durch den Wald und er meinte, er müsse aufgeben, um sich und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich sagte: ‚Nein, bleib dabei, und du wirst erfolgreich daraus hervorgehen.‘“ Jedes Abweichen von seiner Absicht war zu jener Zeit nur vorübergehend, um einen unmittelbaren Zweck zu erfüllen; die Entschlossenheit, seine Prinzipien reifen und sich etablieren zu lassen, scheint nie nachgelassen zu haben. Mr. Hoag, ein Müller aus Kirksville, der Dr. Stills Anstrengungen und auch die freundliche Unterstützung durch Mr. Harris kannte, sagte zu letzterem vor wenigen Jahren:

„Ich habe für Sie und Dr. Still gebetet; Sie hielten sich an ihn und gingen gut daraus hervor. Damals waren es nur zwei, Sie und Dr. Still. Ich bin froh, dass Sie Erfolg hatten.“ Geht man von den Adjektiven aus, die Mr. Hoag angeblich benutzte, als er diese Geschichte erzählte, gelangen wir zu der Überzeugung, dass dieses „Gebet“ weniger ein flehendes war als vielmehr mit der Definition des Dichters1 harmonierte, als dieser sagte:

„Ein Gebet ist der Seele aufrichtiges Verlangen,

Geäußert oder unausgesprochen.“2

HILFSANGEBOTE

Sobald Dr. Still der Welt die Vorzüge der Osteopathie vorgestellt und zum Zwecke der Lehre der neuen Wissenschaft eine Schule begründet hatte, erhielt er substantielle Hilfsangebote, ja sie wurden ihm aufgedrängt. In Übereinstimmung mit seinem ganzen bisherigen Leben lehnte er finanzielle Hilfe mit höflichen Worten ab; ihm war es lieber, sich eine Stellung völliger Unabhängigkeit zu erhalten, sodass er seine Arbeit ungehindert fortsetzen konnte. Den Kampf gegen Gespött, Beschimpfungen, Verdrehungen, Vorurteile und Armut hatte er allein geführt, bis er Erfolg hatte, und dieser verdrehte ihm nicht den Kopf. Als ihm Geld und Grundstücke in Kansas City und Des Moines angeboten wurden, um seine Schule von Kirksville dorthin zu verlegen, stellten sich die Bürger dieser kleinen Stadt hinter ihn. Am Ende einer großen und begeisterten Versammlung in Kirksville wurde der folgende Beschluss einstimmig angenommen:

„Wir, die Bürger von Kirksville, zusammengekommen im Bürgermeisteramt am Abend des 28. Mai 1894, um sorgfältig zu prüfen, ob es zweckmäßig wäre, die Errichtung eines Krankenhauses in Verbindung mit Dr. A. T. Still zu seiner Verwendung und zum Wohle der Menschheit zu unterstützen, wollen unsere Anerkennung für die großen Fähigkeiten des Begründers und Vertreters der Schule der Osteopathie zum Ausdruck bringen: dass wir als Bürger stolz auf ihn als Mitbürger unserer Stadt sind; dass wir höchstes Vertrauen haben in seine Befähigung als Heiler, wie sie durch Hunderte von Patienten belegt wird, die stockend und lahm ankommen und binnen weniger Wochen mit erleichtertem Herzen und gerichteten Gliedern wieder abreisen; dass wir von seiner menschlichen Integrität überzeugt und stolz darauf sind, dass er nationales Ansehen erlangt und Kirksville in jedem Staat der Union bekannt gemacht hat. In aller Aufrichtigkeit bitten wir Dr. Still, bei uns zu bleiben, und versprechen ihm substantielle Förderung und unsere tüchtigste Unterstützung und Hilfe, als dem größten Heiler unserer Zeit.“

IN MISSOURI

Dr. Still zog im Jahr 1875 von Kansas nach Kirksville, Missouri, machte diesen Ort aber nicht vor 1887 zu seinem festen Wohnsitz. In der Zwischenzeit zog er als reisender Arzt von einem Ort zum nächsten, auf der Suche nach der Gelegenheit, Kranke mit seiner eigenen Methode zu heilen. Unter den Orten, an denen er die Kraft seines Systems demonstrierte, können Wadesburg, Clinton, Holden, Harrisonville, Hannibal, Palmyra, Rich Hill und Kansas City genannt werden, alle im Staat Missouri gelegen. Auch viele andere Orte wurden besucht, aber an den meisten blieb er nicht lang.

Beinahe vom Zeitpunkt seiner Ankunft an zog Dr. Still in Kirksville ein hohes Maß an Aufmerksamkeit auf sich. Mrs. Robert Harris nimmt für sich in Anspruch, seine erste Patientin dort gewesen zu sein, jedenfalls seine erste Behandlung erhalten zu haben, die größere Aufmerksamkeit erregte. Sie war seit Jahren krank gewesen und alle Ärzte des Ortes hatten sie bereits aufgegeben. Sie konnte ihren Kopf nicht heben, litt an Krämpfen und Zuckungen, verlor häufig das Bewusstsein und musste sich ständig übergeben. Dr. Grove, ein „regulärer“ Mediziner, der von Dr. Stills Arbeit gehört hatte, meinte zu Mr. Harris: „Ich verstehe den Fall von Mrs. Harris nicht, aber ich verstehe davon genauso viel wie jeder andere. Versuchen Sie es mit Dr. Still, mit ihm hat es etwas Wunderbares.“ Mr. Harris sagte zu einem Nachbarn, Mr. Connor, dass er Dr. Still sehen wolle, und als Mr. Connor wiederum Dr. Still darum bat, Mrs. Harris aufzusuchen, antwortete ihm Dr. Still: „Jeder Arzt in diesem County hat diese Frau behandelt und keiner von ihnen weiß, was mit ihr los ist.“ Dr. Still behandelte sie für ungefähr drei Monate und seit dieser Zeit – es ist gut dreißig Jahre her – ist sie bei überdurchschnittlicher Gesundheit. Sie sieht aus, als könne sie noch dreißig weitere Jahre leben. Unnötig zu sagen, dass die Familie Harris, seit Mrs. Harris den Klauen des Todes entrissen wurde und ihre robuste Gesundheit wiedergefunden hat, treu mit Dr. Still befreundet ist. Sie sind zu ehrlichen Befürwortern der Osteopathie geworden. Mr. und Mrs. Harris können von vielen interessanten Vorfällen aus Dr. Stills Leben berichten, die ihnen bekannt sind. Von allen Seiten wurde Dr. Still verhöhnt, aber viele Leute waren dann doch gezwungen, seine herrliche Arbeit anzuerkennen. Er wurde „Blitzeinrenker“ genannt, und immer wieder sahen ihn seine treuen Freunde mit seinem Vorrat an Knochen, wie er sie bis ins kleinste Detail studierte. Oft sagte er, “Arzneimittel genügen nicht; wir müssen etwas Besseres haben.“

DAS ZEUGNIS ALTER FREUNDE

Die folgenden Begebenheiten aus dem Leben von Dr. Still, berichtet von denjenigen, die ihn am besten kennen, beleuchten jeweils die Ruhe seiner Arbeit, sein einfaches Leben, seine Selbstlosigkeit im Dienst am Anderen, sein Festhalten an Freunden, die Standhaftigkeit seiner Absichten, seine Loyalität zu den Prinzipien sowie seine Verehrung für die ewige Wahrheit. Es handelt sich nur um wenige von zahlreichen Berichte, die unter denen, die ihn seit Jahren gut kennen, gesammelt wurden, und die immer wieder die Gelegenheit hatten, ihn zu sehen, wie er im tagtäglichen Leben war, in Stunden der Dunkelheit, die das Licht einer weniger heldenmütigen Seele für immer ausgelöscht hätten, sowie in Stunden des Sieges, die eine weniger ruhige Urteilskraft durcheinander gebracht hätten. Mr. John F. Hannah aus Kirksville sagt:

„Ich kannte Dr. Still vor vierundvierzig Jahren. Sein Vater lebte damals in Macon County. Mein Vater und seiner, Abram Still, waren gut miteinander bekannt. Abram Still war zu dieser Zeit ein bekannter und geachteter Mann. Er predigte, praktizierte als Arzt und betrieb Landwirtschaft. Hier kenne ich Dr. Still nun seit 1874. Er war stets sehr gewissenhaft. Was das Verabreichen von Arzneimitteln anging, sagte er: ‚Die Bücher sagen dies und das. Ich weiß nicht, ob sie etwas Gutes bringen oder nicht.‘ Er sagte, er glaube nicht, dass Arzneimittel in den Körper eingeworfen werden sollten.

Er und der alte Bill Linder und Jess Connor versuchten hier, eine Massagebehandlung zu entwickeln. Es klappte nicht. Dr. Still blieb aber bei seinen Ideen. Seitdem behandelt er meine Familie. Die Osteopathie haben wir zuerst bei meiner Frau kennengelernt. Sie hatte Schmerzen im Kopf und blutunterlaufene Augen. Sie sagte, ich solle einen Arzt holen, und ich traf Dr. Still und bat ihn, vorbeizukommen. Er sagte, er wolle ihre Augen sehen. Er guckte sie sich an und meinte, sie habe sich beinahe das Genick gebrochen. Er sagte: ‚Ich kann das in einer Minute kurieren, aber der Schmerz wird nicht vor ein Uhr Morgen verschwinden.‘ Nachts kam sie besser zur Ruhe, und am nächsten Tag meinte sie: ‚Ich glaube, bei meiner Seele, es ist weg.‘ Keine Schmerzen mehr seit der Behandlung. Dr. Still sagte, dass es wahrscheinlich wiederkommen werde. Er meinte, dass sie wohl gestürzt sei – und das war sie, auf einen Waschbottich. Man hatte sie mit Opiaten etc. gegen frühere Attacken behandelt, diese war die schlimmste. Das muss zwanzig Jahre her sein.

Ich habe ihn oft daheim besucht und gesehen, wie er mit Knochen herumspielte oder auf einer Kiste saß und schnitzte, so fasziniert, dass er nicht aufhörte, um zum Abendessen nach Hause zu gehen.

Als ich einmal einen Jungen zur Unterstützung für meinen Laden suchte, kam Dr. Still zu mir und ließ mir die Wahl unter seinen Söhnen. Ich wählte Harry, der vier Jahre bei mir blieb. Dr. Still sagte: ‚Weißt du, dass du mir mehr hilfst als sonst jemand? Wenn ich fort bin, weiß ich, dass für meine Familie gesorgt ist.‘

Was immer Dr. Still sagte, man konnte sich darauf verlassen. Er war großherzig. Wenn er meinte, dass es einem Mann schaden würde, zu bezahlen, nahm er nichts von ihm an. Er heilte meine Kopfschmerzen. Ich schickte ihm einen Scheck, er schickte ihn zurück. Dr. Still kam in meinen Laden und der Laden füllte sich mit einer Menge an Leuten, die so lange blieben wie er. Oft kam er abends und sprach bis zehn Uhr oder länger über Osteopathie; alle blieben und hörten ihm zu.“

Wahrscheinlich kennt niemand außerhalb von Dr. Stills eigener Familie ihn besser als Dr. Arthur G. Hildreth. Er wohnte etwa fünf Meilen entfernt von Kirksville und kannte Dr. Still seit seiner Kindheit. Sein Vater und seine Mutter gehörten zu den ersten echten Freunden von Dr. Still in Adair County, Missouri. Er erzählt von einem Besuch zusammen mit seiner Mutter im Büro von Dr. Still, damals auf der südlichen Seite des Platzes in Kirksville gelegen und zu erreichen über eine wacklige Treppe auf der Außenseite des Gebäudes. Folgendes ist Dr. Hildreths Bericht von diesem Ereignis:

„Nachdem wir uns hingesetzt und ein paar Minuten gewartet hatten, kam Dr. Still herein und Mutter sagte zu ihm: ‚Doktor, ich habe eine gute Freundin, ein Nachbarin, die krank ist, und ich möchte sehen, ob Sie sagen können, woran sie leidet.‘ Solange ich lebe, werde ich weder diese Szene vergessen noch den Eindruck, den sie auf mich machte, obgleich ich noch ein Junge war. Es war ein heller, schöner, sonniger Vormittag, warmes Wetter, und die westliche Tür zum Büro stand offen. Er stand nur einige Fuß von dort entfernt, wo wir saßen. Als Mutter ihre Frage gestellt hatte, drehte er sich um und blickte aus der Tür, für einige Minuten schien er wie in Gedanken verloren. Dann wandte er sich wieder an uns und sagte: ‚Ihre Freundin hat einen Kropf und wenn Sie sie veranlassen, dass sie hierher kommt, werde ich ihn entfernen.‘ Mutter sagte: ‚Ja, aber Doktor, es sind sehr arme Leute; wie können sie Sie bezahlen?‘ Er antwortete: ‚Ihr Mann könnte eine Ladung Holz für mich schleppen, oder?‘ Mutter meinte, dass sie sehr froh wären, das zu tun. Die Dame kam zu ihm und der Kropf wurde vollständig beseitigt.“

Ein anderer Vorfall, der Dr. Stills augenscheinliche Fähigkeit, Dinge vorauszuahnen, seine Zuneigung zu Freunden und seine aufopferungsvolle und heldenhafte Arbeit zeigt, folgt hier (zusammen mit den Kommentaren von Dr. Hildreth):

„Es war im Frühjahr 1886. Mein Vater war zum letzten Mal krank und Dr. Still tat etwas, das uns charakteristisch zu sein schien für seine Größe, seinen Großmut und seine gute Orientierung, in dieser kritischen Zeit das Richtige zu tun.

Mein Vater starb an einer Verengung des Magens. Es war bis auf einen Tag genau ein Jahr von dem Zeitpunkt, als er krank wurde, bis zu seinem Tod. Dr. Still war der Einzige, den wir fanden, der ihm Linderung verschaffen konnte. In den ersten April- oder den letzten Märztagen, bevor mein Vater im Mai starb, musste er zwei oder drei Tage sehr schwer leiden und wir wussten nicht, dass Dr. Still in der Stadt war, denn in dieser Zeit war er oft auf Reisen. Etwa am Ende des dritten Tages – es war ein dunkler, trauriger, furchtbarer Tag für uns – hörten wir just bei Einbruch der Dämmerung Schritte auf unserer Veranda und ein Klopfen an unserer Tür. Und wer anders kam herein als Dr. Still? Ein Engel des Himmels hätte uns nicht willkommener sein können als er. Stellen Sie sich vor, er war die ganze Strecke gelaufen. Er sagte, er habe das Gefühl gehabt, dass er gebraucht werde, und deshalb sei er gekommen, obwohl er laufen musste. Er verhalf meinem Vater zu vorübergehender Erleichterung, mehr konnte er nicht tun. Es scheint mir, wenn alle meines Berufes ihn persönlich kennen könnten, so wie ich ihn kannte, oder wenn sogar die Welt ihn so kennen könnte, wie er ist, würden sie alle verstehen, warum jene, die ihn kennen, so loyal zu ihm stehen und so sehr begierig jeden seiner Wünsche oder jedes seiner Bedürfnisse beachten.“

Das Folgende, was sich selbst erklärt, stammt ebenfalls aus der Feder von Dr. Hildreth:

„Eines der besten Beispiele für Dr. Stills heroische Willenskraft, seinen unerschütterlichen Mut und seinen beständigen Glauben an göttliche Führung, sowie auch für seine Fähigkeit, alles von seiner hellen Seite zu betrachten und zu lächeln und Gutes selbst in Misserfolgen oder scheinbaren Misserfolgen zu erkennen, zeigte sich an dem Tag, als Gouverneur Stone von Missouri sein Veto gegen das erste Osteopathie-Gesetz einlegte, das in irgendeinem Bundesstaat verabschiedet worden war – und natürlich war es auch das erste Gesetz in Missouri.

Es war an einem nasskalten, stürmischen Tag Mitte März 1895, als Dr. Still, das Kollegium und die Studenten der ASO, ja im Grunde ganz Kirksville unruhig auf Nachricht aus Jefferson City warteten, dass das Gesetz unterzeichnet worden wäre, welches einige Tage zuvor von Parlament von Missouri verabschiedet worden war. Spät an dem Tag kam dann eine Nachricht von Senator A. N. Seaber, der sich ehrlich und unermüdlich für unsere Sache eingesetzt hatte, dass Gouverneur Stone ein Veto gegen unser Gesetz eingelegt habe. Mein erster Gedanke galt Dr. Still, und ich bedauerte seine Enttäuschung. Doch nicht lange, nachdem wir von dem Telegramm gehört hatten, kam Dr. Still auf dem Heimweg aus der Stadt an unserem Haus vorbei. Ich sah ihn kommen und lief hin zu ihm und wollte sagen, dass mir das Herz sehr schwer sei. Als er mich aber kommen sah, begann er zu lachen, und statt dass ich in der Lage gewesen wäre, ihn zu trösten, war es vielmehr er, der mein Leid linderte. Er wurde von höherer als nur menschlicher Kraft getröstet. Seine allererste Bemerkung war: ‚Nun, Arthur, das ist ganz in Ordnung und nur zum Besten. Nächstes Mal werden wir unser Gesetz durchbringen, und es wird unterzeichnet werden, und dann wird es ein deutlich besseres Gesetz sein, als es dieses war.‘ Ich bat ihn, ins Haus zu kommen, und er erwiderte: ‚Nein, du kommst mit mir‘, und er führte mich auf die Rückseite meines Hauses, wo wir ein wenig vor dem rauen Nordwestwind geschützt waren. Dort hatten wir eines der besten Gespräche, das wir jemals führten (und davon gab es viele). Dort legte er mir an diesem Tag dar, warum er niemals besorgt oder verärgert sei, selbst in unseren dunkelsten Stunden. Selbst wenn es so schien, als wäre die ganze Welt gegen seine Entdeckung, arbeitete und handelte er doch mit äußerstem Vertrauen auf das schlussendliche Ergebnis.

Er sagte zur mir: ‚Hör mir zu, Arthur, vor Jahren wurde mir verheißen, dass, wie düster die Verhältnisse auch scheinen und wie heftig die Stürme durch innere Kämpfe oder äußere Gegner auch toben mögen, dies ganze Zeug schließlich von unserem Weg gefegt werden wir, als wäre es bloß Spreu, und dass die Osteopathie schließlich den Sieg davontragen wird.‘ Ich überlasse es denen, die unseren Fortschritt seit diesem Tag bis zum heutigen kennen, darüber zu urteilen, ob diese Verheißung erfüllt worden ist oder nicht.“

Mrs. Theodoria E. Purdom, D.O., war eine der ersten, die die Beschaffenheit von Geist und Herz Dr. Stills erkannten. Früh kam sie in den Genuss der Segnungen der Osteopathie. Unlängst schrieb sie das Folgende:

„In den Siebziger-Jahren, 1871 oder 1872, begegnete ich Dr. A. T. Still zum ersten Mal und seitdem war mir seine Individualität, Originalität und Intellektualität stets bewusst. Einige hielten ihn für exzentrisch, doch schon zu dieser Zeit war das Funkeln seines klaren Geistes ein seltenes Vergnügen für die, die ihm am nächsten standen.

Ich gehörte im Jahr 1876 zu den ersten Patienten, die er osteopathisch behandelte, und er bewirkte bei mir die Heilung einer seit elf Jahren andauernden Krankheit. Bei dieser Gelegenheit fing er damit an, mir seine Entdeckung der Osteopathie in gewissen Grenzen zu entfalten. Er trug die Tatsachen so energisch vor und seine Argumente waren so logisch und einschlägig, dass sie mich stark beeindruckten. Dass eigentliche Gesetz von Ursache und Wirkung innerhalb der menschlichen Anatomie war ans Licht gekommen. Als er fertig war, fragte er mich, was ich darüber denke. Ich war so von der Wahrheit seiner Ausführungen überzeugt, dass ich antwortete: ‚Doktor, Sie haben eine großartige Entdeckung gemacht. Niemand kann die Zukunft der Osteopathie voraussehen, doch ich glaube, dass Sie das Naturgesetz von Krankheit und Gesundheit erfolgreich aufgedeckt haben – und dass Sie damit mehr Erfolg haben werden, als Sie erwarten, dass Ihnen mehr bevorsteht, als Sie heute absehen können.‘

Diese Prognose wurde vor beinahe dreißig Jahren abgegeben. Der Fortschritt und die Verbesserung dieser Wissenschaft waren seitdem so großartig, dass heute die prächtige Schule der Osteopathie in Kirksville als andauerndes Denkmal dieses großen Geistes besteht und die Osteopathie heute eine exzellente Position unter den Therapieansätzen und ‚Pathien‘ der Welt eingenommen hat.

Dr. Still ist ein Mann mit vielen hervorragenden Charaktereigenschaften, ausgestattet mit einer Vielzahl an Kenntnissen, in hohem Maße selbstlos und großzügig, stets auf der Seite der leidenden Menschheit und gegen den allmächtigen Dollar. Nie vergaß er eine Schuld und gab ein Vielfaches zurück.“

Die, welche den Alten Doktor kennen, werden den Eindruck von Begebenheiten, wie sie im Folgenden von Dr. F. W. Hannah geschildert werden, niemals vergessen. Abgesehen von der Kiste sah man ihn häufig auf den Stufen seiner Veranda sitzen, auf einer Bank auf dieser Veranda oder der eines anderen oder in einem Vorgarten, oder wie er auf einem Feldbett oder in einer Hängematte lag. Im Allgemeinen begleitete ihn ein Stock, an dem er stets herumschnitzte, oder ein Stab, in den er einige Hieroglyphen geritzt hatte, was er immer wieder gern erklärte. Dieses Eingeritzte hatte stets eine Bedeutung und verdeutlichte im Allgemeinen irgendeine große Wahrheit. Dr. Hannah meint:

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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
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637 стр. 29 иллюстраций
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9783941523609
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