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Auf der Suche nach Lösungen

Wenn wir um diese Schwächen in der Bibel wissen, wie können wir uns verächtlich über sie stellen und sie verurteilen?

Wären wir selbst in der Lage, es besser zu schreiben? Hätten wir denn selbst die Kapazität, ein göttliches Wesen zu begreifen, um angemessen darüber zu schreiben?

Wir wollen also nicht meckern, sondern nach Lösungen suchen.

Dieses Buch behandelt also vier Themen parallel:

 Das Psychogramm der Bibelschreiber

 Das Kuddelmuddel und die Brutalität in der Bibel

 Die Selbstgefälligkeit der christlichen Kirchen

 Die Gläubigen und ihre Glaubenssätze.

Weil jedes Thema das andere bewirkt, lassen sie sich nicht voneinander trennen.

Dieses Buch übt Kritik und liefert Denkanstöße. Wer Kritik nicht ertragen kann, der kann nichts verändern.

Wer wirklich etwas verändern möchte, der müsste vielleicht mal kurz die rosa Brille abnehmen.

Im Jahre 2019 sind mehr als eine halbe Million Menschen (= 570.000) aus den beiden deutschen Kirchen ausgetreten. Die Kassen sind leer. Die Bischöfe kämpfen einsame Verteidigungs- Kämpfe, zu erklären, dass nicht alle Priester Pädophile sind.

Sie suchen verzweifelt nach Lösungen, um die rasant schwindende Zahl der Mitglieder zu stoppen.

Haltet durch, liebe Christen.

Wenn Ihr bereit seid, den Keller aufzuräumen, dann müsst ihr auch in den dunklen Ecken putzen.

Doch das geht nicht, indem man mittelalterliche oder sogar steinzeitliche Sittlichkeit aufrechterhält, sondern indem man Licht ins verstaubte Dunkle bringt.

Es ist nicht einfach auseinanderzuhalten: Was ist göttlich, und was hat unser Bibelschreiber Simon als göttliches Wesen begriffen und niedergeschrieben?

Die Kirche hat den vielen Simons die göttlichen Wutausbrüche abgenommen und genauso gehandelt, wie sie ihn beschrieben und wie es ihr damaliges Weltbild war.

Doch in dem Moment, indem das alles niedergeschrieben wurde, blieb das alte Weltbild fixiert. Es wurde durch Abschriften, Übersetzungen und kleinen Ergänzungen zwar modifiziert, aber die Sintflut bleibt die Sintflut, und daraus entstand die Rechtfertigung der Kirche, Ketzer und Hexen zu foltern und zu ermorden.

Der Geist der Steinzeit hat sich durch die Niederschrift bis in das 21. ste Jahrhundert ungefiltert fortgesetzt.

Und jetzt gucken sich alle Bischöfe verblüfft an und fragen sich, warum die Gläubigen das nicht mehr haben wollen.

Die Gläubigen sind nicht mehr so bekloppt, wie früher.

Sie wollen das nicht mehr haben.

Der strafende Gott hat ausgedient. Es ist vorbei. Die Geschichten von der Sintflut, von Sodom und Gomorrha und vom Turmbau zu Babel will keiner mehr den Kindern erzählen, der sie zu friedlichen, selbständigen und intelligenten Menschen erziehen will.

Die Gläubigen haben sich vor einigen Jahrhunderten bereits eigene Religionsfiguren geschaffen und schoben sie dem großen, strafenden Gott vor.

Maria und die unendlich vielen Heiligen. Sie sind für Fürbitten zuständig: „Liebe Maria, sag doch mal bitte Deinem Mann, er soll uns vor der Pandemie verschonen.“

Genauso, nur mit etwas anderen Worten, schallt es in allen Kirchen, rund um die Welt.

Warum braucht eine Religion Fürbitter? Weil der Häuptling nicht zurechnungsfähig ist, weil er ausrastet und wütend ist, und weil er zu gewaltig ist, um sich um die kleinen Sorgen der Gläubigen zu kümmern.

Natürlich haben die Priester es längst begriffen und den Menschen Feste geschaffen, um ihre Heiligen zu feiern. Sie haben ihnen Kirchen und Kapellen gebaut, damit sie sie dort anbeten können.

Heute ist das Bild des strafenden Gottes nahezu verschwunden. Der „liebe Vater im Himmel“ ist die heutige Figur. Heute kann man ihn mit den Kindern zum Gute- Nacht Gebet direkt ansprechen. Er tut ja nichts. Die Heiligen haben mehr oder weniger ausgedient. Marias Junfernhäutchen interessiert keinen mehr.

Doch es steht noch in der Bibel. Es wird noch von der Kirche interpretiert und gepredigt.

Die Kirchen haben am System weiterhin nichts verändert. Sie sind noch auf dem alten Stand.

OK, die Evangelische Kirche, die freien Kirchen und Sekten haben mit den Heiligen nicht mehr viel zu tun. Aber Moses ist heute immer noch die Einstiegsfigur in der Bibel, und er zerbricht immer noch die silberne Tafel mit den Zehn Geboten, nachdem Gott seinen Zorn so mal richtig austoben ließ. ii

Und Moses streitet sich immer noch mit Pharao, wessen Gott wohl die besten Plagen verbreiten kann. iii

Über diesen Stand sind die anderen Kirchen allesamt noch nicht heraus. Der Kleingeist Simons hängt noch bis heute in der gesamten, christlichen Religion fest.

Der anders Denkende

Eine persönliche Erfahrung, zu meiner eigenen Person: In den vielen Jahren, in denen ich Menschen kennen lernte, die anders dachten als ich, wurde mir eins klar:

Sie ändern sich nicht.

Viele, gläubige Christen versuchten mir zu beweisen, dass es einen Gott gibt, oder sie versuchten zumindest darzulegen, dass es ihn geben müsste, solange ich ihnen nicht das Gegenteil beweisen könnte.

In den vielen, vielen Jahren war ich der Meinung, ich könnte mit Intelligenz und missionarischem Eifer Menschen von meinem Standpunkt aus überzeugen.

Ich lebte immer im Glauben, ich könnte Menschen meinen Standpunkt aufzeigen und sie würden mir irgendwann einmal zustimmen und ihre Meinung ändern.

Falsch.

Menschen sind nicht so.

Menschen lassen sich nicht überzeugen. Es gibt Mechanismen im menschlichen Geist, die auf jeden Fall verhindern, dass sich ein Glaubenssatz verändert, wenn er einmal gebildet wurde.

Du wirst als gläubiger Christ dieses Buch zu Ende lesen können und genau wissen, dass Gott Dich liebt. Du wirst sagen: Mensch, wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Glauben wieder einmal bestätigt.

Als Atheist wirst Du sagen: Na bitte, wusste ich‘s doch. Wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Nicht-Glauben wieder einmal bestätigt.

Egal, was Du jemandem sagst. Der Mensch filtert jede Information nach seinem Verständnis. Der Mensch findet immer und in jedem Fall einen Weg, eine Information so zu verstehen, wie sie ihm persönlich am besten passt.

Andere Informationen dringen erst überhaupt nicht in das Bewusstsein vor.

Jahrelang stand ich diesem schützenden Mechanismus gegenüber, wie eine Robbe, die gegen die Brandung am Ozean ankämpft.

Doch das ist nicht richtig. Meine Überzeugung ist nichts wert. Sie ist nur eine unter vielen.

Menschen denken nicht falsch. Sie denken anders.

Manche davon ziemlich schräg. Man denke nur an die jüngste amerikanische Geschichte und die Polarisierung ihrer politischen Gesellschaft in zwei Lager.

Jede der beiden Gruppen blickt entsetzt zu den anderen hinüber und ist vollständig davon überzeugt, dass die andere Seite falsch denkt.

Obama konnte während seiner Amtszeit (gefühlt) nicht einen einzigen Republikaner davon überzeugen, wie gut das demokratische Weltbild ist, und Trump konnte in seiner Amtszeit keinen einzigen Demokraten davon überzeugen, wie toll republikanische Werte sind.

Beide Präsidenten zeigten jeweils einen völlig unterschiedlichen Führungsstil und beide wurden jeweils von der eigenen Seite geliebt und von der anderen Seite gehasst.

Wenn ein Glaubenssatz steht, dann ist er erst wandelbar, wenn er von allein fällt. Ein Mensch kann seinen Glaubenssatz erst dann verändern, wenn es vollkommen in sich zusammenbricht.

Ein Gläubiger wird erst dann zum Nichtgläubigen, wenn ihn ein Zweifel dazu bringt. Das wird in der Regel nie passieren, denn er ist immer derjenige, der betet und der glaubt, irgendjemand höre ihm dabei zu.

Er erwartet keine Antwort. Zuhören reicht ihm. Das kann er sein Leben lang so durchhalten.

Ebenso ist es auch mit dem Nichtgläubigen. Es gibt nicht die geringste Naturerscheinung, die nicht physikalisch erklärt werden kann. Es gibt also keine Wunder, nur Zufälle. Wozu also zweifeln, wozu braucht es einen Gott?

Der eigene Glaubenssatz kann nur dann verändert werden, wenn die eigene Nase blutet.

Glaubenssätze sind so wunderbar vom menschlichen Geist geschützt, da muss die Nase erst gegen Beton schrappen, bevor diese verändert wird. Und manchmal denkt man sich: Diese Nase ist wirklich härter als Beton.

Dies ist der Grund, warum Überzeugungen nichts nützen, nur eigene Erfahrungen. Du kannst zwar von Deiner eigenen Erfahrung berichten, und ein kluger Mensch hört Dir vielleicht auch zu, aber jeder Mensch muss seine Erfahrungen selbst machen.

Die eigene Wahrheit

Auf der Suche nach Lösungen nach mehr Klarheit im christlichen Konzept, muss ich zuerst einige besondere, psychologische Aspekte ansprechen.

Die Psyche des Menschen ist ungeahnt vielschichtig. Als Resümee lässt sich sagen: Du trägst die ganze Zeit immer Deine Vergangenheit mit Dir herum.

Eines der größten Eigenschaften des Menschen ist der Umgang mit der eigenen Wahrheit. Du wirst niemals erleben, dass Menschen alle eine gemeinsame Wahrheit auch als solche verstehen.

Jede Wahrheit ist unterschiedlich.

Das, was wir sehen, hängt davon ab, wie wir es betrachten (… wollen).

Völlig egal, was Du siehst. Alles, alles, alles wird von Dir zuerst in Deinem Geist bewertet und beurteilt, bevor Du es in Dich aufnimmst.

Du bringst alle Deine Erfahrungen in jede Betrachtung mit hinein, Deine Kindheit, Deine Traumata, Deine Träume, Deine Stimmungen, Deine Intelligenz und Dein Lebens- Umfeld.

Jedes Sonnenlicht, jeder Windhauch, jeder Regentropfen auf Deiner Haut wird von Dir so empfunden, wie Du bist.

Das, was Du bisher erfahren hast, das ist Deine jetzige Empfindung, und das ist Deine jetzige Wahrheit.

Du bringst Deine Freude mit, Deinen Streit, Deine Konflikte, Deine Sorgen. Wenn Du etwas ansiehst, wenn ein Mensch zu Dir spricht, wenn ein Vogel am Himmel zwitschert – alles, was Du siehst, egal was:

Du schaust zuerst in Deinen eigenen Spiegel.

Zuerst siehst Du Dich selbst an, und dann siehst Du das, was Du sehen willst. Und erst dann proklamierst Du Deine eigene Wahrheit.

Deine Wahrheit bist immer Du selbst.

Jede Wahrheit, die Du für richtig hältst, ist der Blick in Deinen eigenen Spiegel.

Ich nenne Dir ein Beispiel:

Fünf Personen sehen eine Wolke:

Nummer 1 sagt: “ Oh, wie ist das wunderschön!“

Nummer 2 sagt: “ Lass uns reingehen, gleich regnet es.“

Nummer 3 sagt: “ Ich habe Angst, ein Gewitter kommt.“

Nummer 4 sagt: “ Das alles hat Gott gemacht.“

Nummer 5 sagt: “ Interessant, wie sich Kondensat in solch einer Höhe halten kann.“

Dieses Beispiel lässt sich beliebig fortführen, und es zeigt, dass jede Lebenssituation bei den Menschen stets unterschiedliche Reaktionen hervorruft.

Wenn Du dieses Beispiel fortführen würdest, könntest Du feststellen, dass kein Bereich des Lebens ausgenommen werden kann, der nicht von den Menschen unterschiedlich betrachtet, interpretiert und mit unterschiedlichen Gefühlen behaftet wird.

Ich nehme als Mensch Dinge anders wahr als ein anderer, und für mich ist das die richtige und wahre Ansicht. Meine Art zu denken ist gesteuert. Sie wird geleitet durch Erfahrungen und Muster.

Mein Bewusstsein spielt sich im Kopf ab.

Ich bin geprägt. Meine Kindheit, meine Jugend, meine Familie, meine Erfahrungen, meine Welt. All das prägt mich und leitet meine Gedanken und meine Gefühle.

Diese Prägung aus früher Kindheit geht bis ins hohe Alter hinein. Du kannst Dich nicht dagegen wehren.

Ich bilde meine Erfahrungen aus meiner Erlebniswelt.

Immer bin ich es selbst, als Mensch, der die Situation bewertet, und dazu nehme ich meine eigenen Muster als Grundlage.

Beispiele gibt es unendlich viele: Erfahrungen, Konditionierungen, Familiengeschichte, Sorgen, Ängste, Aggressionen, Fähigkeiten, Konfliktlösung und vieles mehr.

Ich selbst bin es, der den Sonnenuntergang zu einem schönen Farbenspiel macht, zu einem Fingerzeig Gottes, oder zur Ankündigung auf eine gruselige Geisternacht.

Wie lange meine Zündschnur ist, bis ich aus der Haut fahre: Das ist nicht der andere, das bin ich. Noch nicht einmal das: Es ist meine Konditionierung und die Prägung aus meiner Kindheit.

Der menschliche Geist ist dazu fähig, seine Umwelt so zu betrachten, wie sie für ihn richtig erscheint. Sie erscheint ihm so, wie er sie sich selbst eingerichtet hat.

In dem Moment, in dem Du das verstehst, kannst Du Dich vom Streit mit anderen befreien. Vorher nicht. Vorher bist Du das Opfer Deiner Konditionierung.

Jeder Mensch trägt seine eigenen Wahrheiten mit sich herum. Jede Wahrheit hat seine Berechtigung und ist der anderen Wahrheit gegenüber in gewisser Weise gleichwertig.

Niemand hat das Recht zu sagen: „Meine Wahrheit ist wahrer als Deine“.

„In gewisser Weise“ bedeutet nicht, dass ich die andere Meinung einfach akzeptieren muss.

Ein Walfänger findet es in Ordnung, Wale zu jagen. Ein Henker findet es in Ordnung, den Hebel umzulegen. Ein brasilianischer Bauer findet es in Ordnung, Urwald in Brand zu setzen. Natürlich geht ein Mörder nicht straffrei aus, bloß weil er das für richtig hält.

Nur, Deine Wahrheit ist für Dich gültig, nicht für andere.

Wenn Du den anderen wirklich verstehen willst, dann gehe erst einen Kilometer weit in seinen Stiefeln.

In Gottes Stiefeln möchte ich eigentlich nicht so gerne herumlaufen. Wir müssen 3 Charaktere Gottes voneinander unterscheiden: 3 Wahrheiten

1. Gottes Wahrheit

2. Die Wahrheit der Bibelschreiber

3. Die Wahrheit der christlichen Kirche

Gehen wir einmal völlig wertfrei davon aus, Gott würde existieren. Alles würde nach seinem Drehbuch verlaufen: Er erschuf die Welt und sorgte dafür, dass der Andromedanebel und die Milchstraße sich so langsam aneinander annäherten, so dass sie in ca. 2 Milliarden Jahren aufeinandertreffen.

Vier oder fünf Tage später erschuf er Adam, Eva und die Schlange, und irgendwie gab es Stress, was auch immer passiert ist, am siebten Tage standen die drei vor dem Tor des Paradieseingangs und guckten sich betroffen an.

Unser braver Simon, angenommen, er hätte glaubwürdige Informationen über die wahren Begebenheiten, würde die ganze Geschichte niederschreiben. Er konnte nicht anders, er schrieb die Geschichte so, wie er sie verstanden hat.

Er hatte gerade zuvor seinen Esel geschlagen und seinen ältesten Sohn geohrfeigt und benutzte, wie hätte er es auch anders können, sein eigenes Weltbild, sein eigenes Gerechtigkeitsbewusstsein und seine eigene Logik, um das alles so zu beschreiben, bis er zufrieden damit war.

Die Kirchengelehrten, brave, gläubige Mönche, schrieben die alten Schriften in Dutzenden von Generationen ab und fanden zum Beispiel, dass die Dreieinigkeit Gottes sich so toll anhörte, dass dies in die Bibel reinmusste, bis endlich die Vulgata einen Schlussstrich unter den Wildwuchs der Abschriften setzte und die finale Version herausgab.

Martin Luthers deutschsprachige Übersetzung und King James englische Übersetzung zeigen im Vergleich den Unterschied, was Wortwahl und Sprachnuancen alles ausmachen können.

Und der arme Priester auf der Kanzel liest das alles seiner Gemeinde vor, und die versteht nur das, was sie imstande ist zu verstehen, nämlich:

Die Frau war es. Sie hat Adam verführt.

Die Projektionen auf andere Menschen

Ein weiterer Punkt, im Hinblick auf Verhaltensweisen im Umgang zwischen Menschen ist der: Ich projiziere mir meine Mitmenschen.

Beispiel: Ich kenne da jemanden, und ich frage mich: Warum ist dieser Mensch so offensichtlich, unglaublich unsympathisch, dass ich ihn so abgrundtief schrecklich finde, und trotzdem hat er eine Riesen- Anhängerschaft an Fans, die ihn bejubeln? (Ich nenne hier keine Namen.)

Sind seine Fans vielleicht genauso schrecklich? Nein.

Die Antwort lautet: Ich erschaffe ihn mir.

Der andere kann nichts dafür. Ich bin derjenige, der ihn so erschafft, dass ich ihn absolut nicht ausstehen kann. Sobald ich sein Bild sehe, stellen sich bei mir alle Nackenhaare auf. Sein Gesicht, seine Stimme, dein Blick. Es gibt überhaupt nichts, was ich an ihm mag.

Und im Gegenzug dazu sehe ich einen anderen Menschen, den halte ich für total toll. Seine Mundwinkel beim Lächeln, die Art, wie er einen Satz beendet, seine kleine Zahnlücke. Wie wunderbar ist es, einen solchen Menschen zu kennen, und sich vom Sonnenschein seines Lächelns beleuchten zu lassen?

Es ist genau, wie im vorherigen Kapitel beschrieben, die eigene Wahrheit: Nicht dieser Mensch ist es, den ich betrachte: Ich bin es, der sich selbst über ihn ansieht. Ich erschaffe ihn mir für mich. Er kann überhaupt nichts dafür und ein anderer hält ihn für genau das Gegenteil.

Ich trage ein Riesen-Paket an Konditionierungen mit mir herum, sehe einen Menschen und urteile sofort über ihn: „Liebe auf den ersten Blick.“

Ich erzählte zu Beginn die Geschichte von Gottes Spaziergang im Paradiesgarten. Der eine, der diese Geschichte unvoreingenommen liest, hält Gott für total menschlich und niedlich, väterlich und fürsorglich. Wunderbar, ein Gott der spazieren geht.

Der andere (ich zum Beispiel) sieht seine Absicht, seinen Plan, sein finsteres Vorhaben und hält ihn für einen ganz fiesen, abgebrühten Typ.

Nicht er ist derjenige, der so ist: Ich bin es, der ihn sich so erschafft. Mein eigener Widerstand kommt von mir. Meine ganze Vergangenheit sagt zu mir: Dieser Typ ist ein Drecksack. Aber vielleicht ist er in Wirklichkeit ein menschlicher, niedlicher, väterlicher und fürsorglicher alter Mann. Wäre doch möglich.

Wieder sind meine eigenen Muster im Spiel. Wieder einmal rastert mein Gehirn frühere Erfahrungen ab, die ich mit einem oder mehrere anderen Menschen hatte. War sein Lächeln fies oder freundlich? War ich ihm unterlegen? Konnte ich mich gegen ihn wehren? Wie ist mein Bauchgefühl, wenn diese Erfahrungen wieder in mir hochkommen?

Manche Menschen sind so wunderbar fern von jedem bösen Gedanken, dass sie in allem und in jedem eine positive Seite finden. Es kommt einem vor, dass die Sonne allein nur für sie strahlen will.

Und andere sind so verhaftet damit, das Negative zu sehen, dass ihnen auf dem Weg aber auch wirklich nichts Positives begegnen will, egal, wie sehr sie danach Ausschau halten.

Wohlbemerkt: Die Projektion geht von mir aus. Der anderes hat nichts damit zu tun.

Ich muss wissen: Wenn ich jemanden betrachte, dann betrachte ich mein eigenes Spiegelbild.

Also gut: Ich versuche, über meinen eigenen Schatten zu springen und nehme mir vor: Ich lege meine Vorurteile gegenüber dieser Person ab.

Dann kann ich sagen: Nehmen wir zum Beispiel Donald Trump, USA Ex- Präsident.

Er hat eine raue Schale, aber einen weichen Kern. Er ist, na ja, also, mitteilungsbedürftig. Er mag es, mit Menschen zu kommunizieren, und er ist aktiv kommunikativ. Seine Aktionen sind in gewisser Weise eckig und kantig, sagen wir mal unbeholfen. Wegen seines schwachen Selbstwertgefühls treten seine Emotionen oft ungefiltert aus ihm heraus.

Oder ein anderes Beispiel: Nehmen wir Gott:

Er hat eine raue Schale, aber einen weichen Kern. Er ist, na ja, also, mitteilungsbedürftig. Er mag es, mit Menschen zu kommunizieren, und er ist aktiv kommunikativ. Seine Aktionen sind in gewisser Weise eckig und kantig, sagen wir mal unbeholfen. Wegen seines schwachen Selbstwertgefühls treten seine Emotionen oft ungefiltert aus ihm heraus.

Die Ähnlichkeit der egomanischen Psyche ist rein zufällig.

Na gut, bei manchen Leuten muss man wirklich sehr genau hingucken, um den weichen Kern zu finden, aber es funktioniert.

Das Messen mit zweierlei Maß

Auf unserer Suche nach Lösungen gegen das Zusammenbrechen des Christentums, stoßen wir auf zahlreiche, menschliche Eigenschaften, die wir zuerst verstehen müssen, bevor wir das Buch der Bücher aufschlagen:

Es ist das Messen mit zweierlei Maß.

Das Verurteilen der anderen und das Begnadigen der eigenen Schuld – für die gleiche Sache.

Wir werden in den folgenden Kapiteln mehrfach auf diese Eigenschaft stoßen. Sie macht selbst vor Gott nicht halt, darum können wir sie als göttliche Eigenschaft ansehen.

Zum Beispiel: Sünden vergeben

Petrus fragte Jesus, wie oft er einem sündigen Bruder vergeben sollte. Jesus sagte: 490 Mal. iv

Und wie sieht das der Chef? Was? Keine Chance. Trotz Bitten Moses, das Volk zu verschonen strafte sie Gott wegen einer selbst gebauten Götzenstatue v

Wenn Moses zu Zeiten der Pharaonen lebte, liegt zwischen diesen beiden Zitaten ein Zeitraum von geschätzt 1.500 Jahren. Ja gut, wirst Du sagen: Man wir doch wohl in 1.500 Jahren seine Meinung ändern können.

Gott und Jesus konnten sich innerhalb dieser Zeit ja nicht miteinander absprechen. Da kann es schon mal Widersprüche geben.

„Falsch“, sagt der Papst: „Gott und Jesus sind eins. Und der Heilige Geist auch. Alle drei sind eins.“

Das ist seit Anno 675 ein Dogmavi. Schließlich ist das Christentum nach eigenem Verständnis eine monotheistische Religion und kein griechischer Olymp, (abgesehen von 6.650 Heiligen und Seligen, inklusive der Jungfrau Maria, sowie 7.400 Märtyrern und zigtausend Engel.) vii

Theoretisch dürfte es keinen Widerspruch zwischen Gott und Jesus geben, weder inhaltlich noch zeitlich.

Wir werden sehen, dass es sehr viele inhaltliche Widersprüche gibt.

Zeitlich gesehen, entsprechen 1.500 Jahre im Zeitraum von 14 Milliarden Jahren seit der Entstehung des Universums dem Verhältnis von 3,38 Sekunden zu einem Jahr. Das entspricht bei einer Lebenszeit von 80 Menschenjahren die Zeit von 9 Minuten.

Also, wenn Gott in 1.500 Jahren seine Meinung grundlegend ändert, dann ist das so, als wenn Opa Otto dies innerhalb von 4,5 Minuten macht.

Gott hat Städte in Brand gesetzt, Menschen und Tiere ertränkt, Meere in Blut getaucht, erstgeborene Kinder umgebracht und er sagte: „Du sollst nicht töten.“

Der Mensch sagt: „Das machst Du doch selbst.“

Gott antwortet: „Das ist was anderes.“

Jesus sagt: „Du musst Deinem Bruder 490 Mal vergeben.“

Selber sitzt er aber eines Tages voller Zorn als Lamm Gottes auf dem Thron des Jüngsten Gerichts, „am Tage des Zorns“, um die Sünder abzustrafen. viii

Das Messen mit zweierlei Maß ist eine göttliche Eigenschaft. Warum soll der Mensch anders sein? Menschen umzubringen ist doch Gottes Handwerk.

Hitler hat es getan, sowie Stalin und Mao, die Katholische Kirche hat es getan. Infolge davon sind durch den Einfluss Hitlers 18 Millionen Menschen gestorben, und durch den Einfluss der Katholischen Kirche 10 Millionen.

Die Kirche selbst hat die 50.00 Hexen nicht umgebracht. Sie wurden oftmals durch ordentliche Gerichte verurteilt, weil die Menschen abergläubig waren. Die Kirche hat aber die Hexenmorde und die Inquisitionen maßgeblich zu verantworten, weil sie die Angst und den Aberglauben an den Teufel geschürt haben.

Der Dominikanermönch Heinrich Kramer beschrieb in seinem Bestseller das als „Hexenhammer“ bekannte Buch, woran man Hexen erkennt, wie man sie foltert und wie man weitere Namen von ihnen erfährt, um auch diese zu verfolgen. Heinrich Kramer war ein fanatischer Inquisitor, der im gesamten (heutigen) süddeutschen, österreichischen und Schweizer Gebiet umherreiste, um Hexen zu jagen.

Nummer 5 der 10 Gebote: „Du sollst nicht töten.“ Punkt.

Kein: … außer bei Hexen, …oder bei Ketzern, …oder in Kreuzzügen, …oder für Segnungen in irgendwelchen Kriegen.

„Du sollst nicht töten“ galt natürlich nicht für Inquisitoren. Das war etwas anderes. Die Rechtfertigung der Richter, Kreuzritter und Inquisitoren war die Bibel. Steht ja alles drin.

Wenn dort die Sünde mit dem Tod bestraft wurde, warum dann nicht gleich so? Sie waren ja nur die Erfüllungsgehilfen Gottes.

Im Sinne der Erfüllungshelfer gibt es keinen Unterschied, ob ein Nazisoldat Zyklon B in die Schächte der Gaskammern geschüttet hat, oder ob ein Henker die Hexen so lange folterte, bis sie zugaben, gehext zu haben.

Die Anstiftung zum Verbrechen verantworten auch diejenigen, die sich die Finger dabei nicht schmutzig gemacht haben.

Die Katholische Kirche trägt maßgeblich und bis heute noch die verantwortliche Schuld durch Anstiftung und Zulassen der zahlreichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Will die Kirche heute den Menschen gegenüberstehen und ihnen etwas von Religion und von Liebe und Vergebung erzählen, dann muss sie zuerst den Besen nehmen und ab in den Keller.

Einen anderen Weg gibt es nicht.

399
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9783753190693
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