Читать книгу: «FCKNG New Year»

Шрифт:

Marina Ocean

FCKNG New Year

Xavier McLane

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Titel

Impressum

Widmung

Inhalt

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Jocelyn

Xavier

Xavier

Jocelyn

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Jocelyn

Xavier

Jocelyn

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Xavier

Danksagung

Neugierig geworden?

Meine Kolleginnen

Leseempfehlung

Die Autorin Marina Ocean

Mehr von Marina Ocean

Impressum neobooks

Titel



Bad Boys of Vancouver 2

Marina Ocean

Impressum

© / Copyright: 2021 Marina Ocean

Marina Ocean

c/o Autorenservice Gorischek

Am Rinnergrund 14/5

8101 Gratkorn

Österreich

marina.ocean@gmx.net

1. Auflage

Umschlaggestaltung: Nessuno Mass

https://www.instagram.com/nessunomass

Lektorat, Korrektorat: Marina Ocean, Grace C. Node, Vivian Valentine, Summer Alesilia

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Im Falle des E-Books erwirbt der Käufer lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

In diesem Buch befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Autorin Marina Ocean die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Alle Charaktere in diesem Buch sind frei erfunden und eine Ähnlichkeit mit anderen lebenden oder bereits verstorbenen, sowie etwaigen bereits bestehenden, fiktiven Personen wäre zufällig und ist somit keinesfalls beabsichtigt.

Erwähnte Marken oder Titel dienen lediglich der Beschreibung. Die Rechte hierzu liegen ausschließlich bei den Markenbetreibern oder den Rechteinhabern der jeweiligen Titel.

Widmung

***

Für Grace, Vivian & Summer

Danke für dieses großartige Projekt!

***

Inhalt

Only some bullets bring justice. Vancouver City. Schillernde Metropole und gleichzeitig ein riesiges Drecksloch. Als renommierter Anwalt mit eigener Kanzlei sollte ich auf der richtigen Seite stehen. Das Gegenteil ist der Fall. Bei mir verschwimmen die Grenzen von Recht und Ordnung, denn ich habe keine Wahl. Erpressung, Korruption sowie illegaler Drogen- und Waffenhandel sind meine Welt. Wenn rauskommt, welche Leichen ich im Keller habe, bin ich am Arsch! Und zwar so richtig. Als mir ausgerechnet unsere neue Praktikantin in die Quere kommt, droht meine augenscheinlich weiße Weste Flecken zu bekommen. Denn Jocy ist schlau, verflucht heiß und ein einziges Problem, weil ich dummerweise meine Finger nicht von ihr lassen kann. Und während mir meine Vergangenheit plötzlich um die Ohren zu fliegen droht, brauche ich ausgerechnet Hilfe von dem Mann, der mich am liebsten umbringen will, weil ich Jocy nicht nur verdorben, sondern auch in die Schusslinie gebracht habe. Wirklich großartige Aussichten. Dieses Fucking New Year wird noch schlimmer als die letzten Jahre! Band 2 der Bad Boys of Vancouver Reihe - unangepasst – verführerisch – knallhart!

Xavier

Verdammte Scheiße, sind die komplett irre? »No way! So läuft das nicht!« »Es wird so laufen, Xavier.« Seine Stimme ist absolut ruhig und allein für diese Gelassenheit, könnte ich ihm stumpf in die Fresse schlagen. »Du hast sie doch nicht mehr alle!« Die Ader an meinem Hals tritt gefährlich unter der Haut hervor und mein Kopf wird krebsrot vor Wut. Ich sehe es in der verspiegelten Glaswand gegenüber, neben der sich die Tür zu meinem Büro befindet.

»Xavier, denk doch mal nach. Das ist genial. Genialer geht´s gar nicht. Niemand würde vermuten, dass wir deine Kanzlei als Umschlagplatz verwenden. Bei euch Saubermännern würden die Bullen nie suchen«, probiert Paul zu beschwichtigen. Wir kennen uns seit Jahren, weil ich ihn laufend irgendwo raushauen muss. Paul Wilson hat ein echtes Händchen für Probleme. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Er versucht öfter mal zwischen mir und Ice zu vermitteln und es wundert mich, dass Ice ihn als Prospect überhaupt gewähren lässt. Muss daran liegen, dass er einen Draht zu mir hat. Doch jetzt entweicht mir nur ein freudloses Schnauben. Saubermänner, ja klar …»Halt dich da gefälligst raus und fall mir nicht auch noch in den Rücken«, fahre ich ihn angriffslustig an. Beschwichtigend hebt er daraufhin die Hände und lehnt sich wieder in seinem Stuhl zurück. Paul verfolgt weiterhin aufmerksam, wie ich aufgeregt im Raum hin und her tigere, überlässt das Wort jedoch wieder seinem Boss.

»Nun stell dich nicht so an. Wird schon schiefgehen.«

»Ich soll mich nicht so anstellen? Du hältst ja auch nicht den Arsch dafür hin.« Meine Stimme überschlägt sich beinahe, während ich immer lauter werde. »Wenn das hier auffliegt, machen die mir die ganze Kanzlei dicht!«

»Wenn du dich nur halb so hysterisch aufführen würdest, damit es nicht das ganze Gebäude mitbekommt, kann gar nichts passieren.«

»Ja klar, du hast leicht reden. Warum ausgerechnet hier?«

»Darum!«

»Warum hier?«»Weil es genial ist«, schaltet sich nun Paul wieder ein und ich bringe ihn mit einem strengen Blick erneut zum Schweigen. »Ist mir scheißegal, ob ihr das genial findet. Ihr werdet den Kram nicht in meiner Kanzlei bunkern! Seid ihr geisteskrank!?«

»Xavier, ich diskutiere nicht, also finde dich jetzt gefälligst damit ab!«

»Warum macht ihr die Scheiße nicht bei euch im MC?«

Jetzt seufzt Ice. »Informationen.«

»Willst du mich verarschen? Informationen? Was bitte soll ich damit anfangen? Du hast vor, meine Kanzlei für deine Zwecke zu nutzen, also sag mir jetzt verfickt noch mal, was der Grund dafür ist!« Ich bin außer mir, der Kerl ist doch wahnsinnig. Gut, dass weiß man auch so. Allein, wenn man ihm ins Gesicht schaut, sieht man alles, was man wissen muss. Trotzdem. Ich kenne den Pres des MC schon verdammt lange, habe ihn oft genug aus der Scheiße gezogen, aber das hier setzt dem Ganzen die Krone auf. »Mein Spitzel bei der Polizei hat mir gesteckt, dass der MC beschattet werden soll.« »Dein Spitzel bei der Polizei?« »Ach Gott, Xavier. Du weißt doch wie es läuft. Ein paar Scheine hier, ein paar dort und die nötigen Informationen wechseln den Besitzer. Muss ich dir doch wohl nicht erklären. Fakt ist, mir ist das momentan zu heiß, den Kram im MC zu lassen. Und du wirst mir helfen, dieses Problem zu lösen.« »Weshalb sollte ich das tun? Ich will mit eurer Scheiße nichts zu tun haben!« »Du hängst bereits mit drin, das weißt du ebenso gut wie ich.« »Nicht damit.« Ich stütze mich auf einer der Stuhllehnen ab und sehe ihn an. Mir ist das bitterer Ernst. Ice glaubt doch wohl selbst nicht, dass ich mit dieser Sache einverstanden bin! Doch mit ihm ist genauso wenig zu spaßen und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat … Ice hält meinem Blick stand. Wir starren uns locker zwei Minuten an und keiner von uns gibt nach, während seine Männer auf ihren Stühlen immer tiefer rutschen, fechten wir einen wortlosen Kampf aus. Doch auf einmal ändert sich die Situation, denn Ice lehnt sich entspannt zurück. »Heywater Inc«, ist alles, was er sagt. Mehr muss er auch nicht sagen und die Sache ist entschieden.

Augenblicklich knicke ich ein. Dem habe ich nichts entgegenzusetzen. Rein gar nichts. Das ganze Karussell wird uns zermalmen, wenn wir nicht mitspielen und das wissen wir beide. Dennoch, das kann er nicht ernst meinen.

»Raus! Alle, bis auf Ice.« Stumm sehen mich die Biker an, doch keiner rührt sich. »Wird’s bald!?«, setze ich nach. Doch erst als Ice einen Wink mit seiner Hand vollführt, steht einer nach dem anderen auf und läuft gemächlich aus dem Raum. »Tür zu!«, brülle ich ihnen hinterher und tatsächlich greift der letzte Kerl nach dem Türgriff und zieht diese hinter sich ins Schloss. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass überhaupt einer von ihnen auf mich hören würde. Gedanklich sah ich mich bereits selbst zur Tür gehen, um sie zu schließen.

»Und jetzt mal unter uns. Wer von deinen Idioten hat dir so dermaßen ins Hirn geschissen, dass du auf so einen Bullshit kommst? Wessen Scheißidee war das? Hast du sie noch alle beisammen?« Meine Nasenflügel blähen sich auf und ich muss mich beherrschen, dass ich nicht gleich auf ihn losgehe. Stumm balle ich die Hände zu Fäusten, während ich sie auf der Tischplatte vor mir abstütze.

»Xavier, Xavier, Xavier …« Der Pres schnalzt missbilligend mit der Zunge und sieht mich anschließend abschätzig an. Das soll mir wohl sagen, was er von meinem derzeitigen Aufstand hält. Nämlich gar nichts. Doch er ist der Boss des MC, nicht meiner. »Was soll das? Mhmm? Man könnte meinen, es ginge um dein Leben.« Daraufhin zieht er desinteressiert sein riesiges Messer hervor, welches er immer am Körper trägt und beginnt, sich mit der Klinge den imaginären Dreck unter den Fingernägeln herauszukratzen. Skeptisch sehe ich ihm dabei zu, lasse mich jedoch nicht beirren. Ice ist ein Psycho, ja, aber er braucht mich. Er würde es nicht wagen, mir auf diese Weise zu drohen.

»Es geht um mein Leben. Um meine Existenz. Um alles!« Nun richtet er sich auf dem Stuhl auf und deutet mit der Messerspitze auf mich, während er mich mit seinem Blick fixiert. »Nein, das tut es nicht. Nur wenn du nicht mitspielst, erst dann geht es um alles. Stell dich nicht dümmer als du bist. Wir beide wissen, wie der Hase läuft. Also bestimme ich und du folgst, mein Lieber.« »Einen Scheiß werde ich! Das kannst du nicht von mir verlangen.« »Ich kann, und ich werde. Jetzt tu nicht so, als hättest du eine Wahl.« Ice setzt sich wieder bequemer hin, dann schnaubt er, während er kurz aus dem Fenster blickt. »Haben wir beide nicht.« »Bieg das anderweitig gerade.« »Kann ich nicht.« »Seit wann? Es springt doch jeder, wenn du etwas forderst.« »Nicht in dieser Sache. Du solltest es besser wissen.« Natürlich weiß ich es. Ice ist ebenso ausführendes Organ wie ich. Mit dem Unterschied, dass er damit Kohle macht. »Das darf doch alles nicht wahr sein!«

Frustriert raufe ich mir die Haare und drehe mich im Raum um. Ich denke nach. Leider will mir partout keine Lösung für dieses Problem einfallen. Daher lasse ich mich schließlich Ice gegenüber auf einen Stuhl fallen, recke den Kopf nach oben und starre ratlos an die Decke, während ich in meinem sauteuren Anzug auf dem Polster in mir zusammensacke. Gott, wie sehr ich diesen Dreck hasse! Und genau in dem Moment wird mir klar, dass es zwecklos ist. Ich werde mich fügen müssen. Ob mir das nun passt oder nicht. Und so krank diese Idee auch ist, die Jungs haben Recht. Hier wird den Stoff vermutlich niemand suchen.

War mein Leben bisher ein Drahtseilakt, wandele ich zukünftig auf Messers Schneide. Wenn das rauskommt, bin ich am Arsch. Sollte auch nur der leiseste Verdacht aufkommen, dass ich in illegale Geschäfte verwickelt bin, stellen die mir die Bude auf den Kopf. Dann darf ich mir die Zellen der U-Haft zukünftig von innen ansehen. Großartige Perspektive. Einfach großartig!

»Ab wann?«, seufze ich resigniert.

»Sofort«, brummt Ice und sieht mich an. »Die erste Lieferung kommt heute Abend.«

Entgeistert sehe ich ihn an und glaube, mich gerade verhört zu haben.

»Wie lange weißt du schon davon?«, zische ich stinkwütend.

»Tut nichts zur Sache«, wiegelt er ab. »Und wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Je eher du dich damit abfindest, desto einfacher wird es. Ob diese Sache zu einem Spaziergang wird oder nicht, liegt allein bei dir.«

Ich schnaube. Was anderes fällt mir dazu absolut nicht ein. Als würde es etwas ändern, ob ich mich füge oder nicht. Wenn das stimmt, was dieser Informant Ice zugetragen hat, kann es Monate dauern, bis die Polizei die Beschattung wieder aufhebt. Es kommt ganz darauf an, wie viel sie finden werden. Und beim MC gibt es einiges zu finden. Die sind stadtbekannt, mehr muss ich sicher nicht erwähnen.

»Seht zumindest zu, dass ihr erst nach Feierabend kommt. Und die Türen der Büros bleiben zu! Wenn ich auch nur einen von euch darin erwische, könnt ihr euch einen anderen Umschlagplatz suchen. Verstanden? Ihr bekommt ausschließlich den Meetingraum drei. Ist das klar?«

»Glasklar!«

Ice nickt, woraufhin ich ihm lange in die Augen sehe. Problemlos hält er meinem Blick erneut stand. Nach ein paar Sekunden stehe ich auf, laufe zu meinem Schreibtisch und ziehe die Schublade auf. Ich krame unter dem üppigen Bündel Geldscheine, welches ich zur Sicherheit immer hier gelagert habe, den Ersatzschlüssel hervor. Im Anschluss gehe ich zurück zum Tisch und knalle den Schlüssel mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Wehe, du verlierst ihn. Und wehe, ich sehe einen von euch in der Nähe der Kanzlei, bevor abends nicht jeder aus diesen Räumen verschwunden ist.«

Wieder nickt er.

»Und steck endlich dieses bescheuerte Messer weg! Du machst mich noch ganz nervös mit dem Teil, Herrgott noch mal.« Der Pres grinst mich nur höhnisch an. Anschließend steht er auf, greift nach dem Schlüssel und lässt ihn in seiner Tasche verschwinden. Das Messer verstaut er ebenso an seinem angestammten Platz am Körper, wodurch mir gleich deutlich wohler wird. Irre ist gar kein Ausdruck für diesen Kerl. Danach verlässt er kommentarlos mein Büro.

Klasse! Ich scheine den Dreck wirklich magisch anzuziehen.

Xavier


»Mr. Westfield, wann genau war das?«

Der Mandant in der Leitung nennt mir ein Datum Anfang Juni, das ich mir notiere. Die Behörden sind wahrlich nicht die Schnellsten, wenn er erst jetzt dafür belangt wird. Nun ist Recherche angesagt, ob der Lachsfang zu dieser Zeit überhaupt freigegeben war. Das würde es definitiv einfacher machen, auch wenn der Betrieb in Alaska kein Anrecht auf Fangquoten aus Kanada hat.

Aufgeregt berichtet er von der Anzeige, die ihm Kanada hat zustellen lassen, inklusive einer Unterlassungsklage. Weiter wird er aufgefordert, eine Strafzahlung in nicht unerheblicher Höhe zu leisten. Dass er seither schlaflose Nächte hat, kann ich verstehen, denn das Geld würde ihm natürlich im Betrieb schmerzlich fehlen.

»Und auf welcher Basis wurde die Anzeige aufgegeben?« Wieder lausche ich den Ausführungen am anderen Ende. »Fotos, verstehe.« Ich reibe mir über das Gesicht und denke nach, während ich mir grobe Notizen mache. Fischerei ist eigentlich gar nicht mein Gebiet, Strafverteidigung dagegen sehr wohl. Und da ihm unsere Kanzlei empfohlen wurde, will ich sehen, was ich für ihn tun kann. Für Alaska sind wir rechtlich gesehen gar nicht zuständig, da die Anzeige jedoch aus Kanada kommt, war es sicher ein kluger Schachzug von ihm, sich einen Anwalt aus Kanada zu nehmen, der sich mit der kanadischen Rechtsprechung auskennt. Solche Fälle haben wir hin und wieder.

»Sind Sie in Kürze mal in Vancouver und können auf ein Gespräch reinschauen? Dann könnten wir verschiedene Möglichkeiten durchspielen.« Er verneint natürlich, ich hatte es fast befürchtet. Solche Sachverhalte über Telefon- oder Web-Meeting durchzusprechen, gestaltet sich jedoch mehr als schwierig. »In Ordnung. Dann fliege ich zu Ihnen raus.« Das ist ohnehin nicht verkehrt, damit ich mir einen Überblick über den Betrieb verschaffen kann. Dumm nur, dass ich für so etwas gar keine Zeit habe. Ich rufe den Kalender auf dem Laptop auf, weiß jedoch auch so bereits, welches Bild mich erwartet. Meine Wochen sind voll durchgetaktet. Meetings, Termine mit Klienten und Gerichtsverhandlungen. Und in den nächsten drei Wochen sehe ich nichts, was sich verschieben lässt. Wir sind eine der wenigen Kanzleien, die auch über die Feiertage und den Jahreswechsel erreichbar sind. In dieser Zeit kommt oft das große Geld rein, denn wenn Klienten keine wirkliche Wahl haben, sind sie bereit, horrende Summen zu bezahlen. Und da rechtlicher Beistand in dieser Zeit Mangelware ist … Es ist ein Selbstläufer. Was jedoch auch bedeutet, dass wir zwischen den Jahren Termine bis zum Anschlag haben.

»Ich kann Ihnen lediglich am kommenden Wochenende einen Termin anbieten. Unter der Woche ist bei uns dieses Jahr nichts mehr zu machen und auch nach Silvester sieht es erst einmal schwierig aus.« Für ihn jedoch scheint das kein Problem zu sein. Er bietet mir sogar direkt an, dass er einen Privatjet schickt, damit dieser mich abholt. Das ist immer noch billiger, als die Strafzahlung, die ihn erwartet. Anschließend schlägt er ein Abendessen in einem seiner Fischrestaurants vor. Ich bin natürlich einverstanden, auch wenn es mir gehörig gegen den Strich geht, dass ich damit ein weiteres Wochenende torpediere. Aber gut. Es ist, wie es ist, schließlich wusste ich vorher, auf was ich mich einlasse, als ich mit meinen Partnern eine eigene Kanzlei gegründet habe.

Wir legen auf und ich notiere den Termin im Kalender. Anschließend klingele ich meine Assistentin her und schicke dem Mandanten währenddessen eine Terminbestätigung per E-Mail. Es dauert keine Minute, bis sie die Tür öffnet und im Türrahmen steht.

»Stacy, ich muss am Samstag geschäftlich nach Alaska. Hast du kurzfristig Zeit, mich zu begleiten?«, frage ich sie und sehe noch nicht einmal zu ihr auf, denn ich bin gerade dabei, mir Paragraphen zu notieren, die ich für den Fall ausführlicher prüfen sollte.

»Es tut mir schrecklich leid, Xavier, aber ich bin am Wochenende als Trauzeugin auf einer Hochzeit eingeladen.« Nun sehe ich doch auf.

»Ach fuck! Kann die Hochzeit nicht verschoben werden? Ich brauche dich dabei.«

Entgeistert sieht sie mich an und ich fühle mich genötigt, meine Aussage zu revidieren. »Kleiner Scherz am Rande.« Mir ist natürlich klar, dass sich eine Hochzeit nicht so ohne Weiteres verschieben lässt. Scheiße ist es trotzdem. Ich kann da unmöglich allein hin. Bis ich wieder in Vancouver bin, habe ich die Hälfte vergessen! Mein Kopf ist einfach zu voll.

»Kann Linda mitkommen?« Sie ist eine weitere Assistentin aus der Kanzlei und meine letzte Hoffnung.

»Äh, nein. Linda ist ebenfalls auf der Hochzeit.«

Ernsthaft? Und wer heiratet denn bitte eine Woche vor Weihnachten? Haben die gerade nichts Besseres zu tun?

»Ich könnte mitkommen«, höre ich eine rauchig leise Stimme aus dem Hintergrund. Ohne, dass ich es bemerke, schnellt meine rechte Augenbraue in die Höhe und ich schiele an Stacy vorbei. Die neue Praktikantin, welche Pete, einer meiner Partner, vor etwa zwei Wochen eingestellt hat, steht schüchtern von ihrem Schreibtisch auf und positioniert sich hinter meiner Assistentin. Und ich weiß nicht, ob ich über ihre Aussage lachen oder sie einfach nur ungläubig anstarren soll. Was glaubt sie denn, was das wird? Ein Kaffeekränzchen?

»Miss …«

»Tyrell. Jocelyn Tyrell.«

»Miss Tyrell, das ist sehr löblich von Ihnen, dass Sie mir das anbieten. Haben Sie denn bereits juristisches Fachwissen, damit Sie mich entsprechend unterstützen können? Ich benötige eigentlich zwingend eine Rechtsanwaltsfachangestellte, die sich mit der Materie auskennt und ein entsprechendes Protokoll des Termins anfertigen kann.«

»Ich bin im letzten Studienjahr für Jura und sicher, dass ich das hinbekomme, Mr. McLane«, antwortet sie mir, womit sie mich dann doch etwas überrascht. Sie sieht so jung aus. Bisher hatte ich noch keine Berührungspunkte mit ihr und war mir sicher, dass Pete sie nur aufgrund ihres Aussehens eingestellt hat. Sie wäre nicht die Erste, die von nichts eine Ahnung hat und lediglich zum Ficken …

»Mr. McLane?«

»Hmm?« Fragend sehe ich zu ihr zurück und merke, dass ich vollkommen abgedriftet bin. »Ja, in Ordnung. Bitte buchen Sie uns zwei Einzelzimmer in einem Hotel.« Dann greife ich nach meinen Notizen und halte sie in die Höhe. Sie reagiert sofort, läuft um Stacy herum und nimmt die Unterlagen entgegen. »Das Hotel sollte in der Nähe der Fischfabrik liegen. Die Adresse ist notiert. Und bitte legen Sie eine Akte an.«

»Sehr wohl, Mr. McLane.« Ich nicke, woraufhin sie eilig mein Büro verlässt. Zumindest gehorcht sie. Sie ist vielleicht doch nicht so dumm wie ihre Vorgängerinnen. Und dennoch kann ich mir nicht verkneifen, ihr auf den wohlgeformten Apfelarsch zu starren, als sie sich von mir entfernt und wieder aus meinem Sichtfeld verschwindet. Heiß! Anmerken lasse ich mir das natürlich nicht.

Als auch Stacy wieder aus meinem Büro verschwinden will, räuspere ich mich noch kurz. Augenblicklich bleibt sie stehen und ich forme mit den Lippen eine lautlose Frage:

»Taugt sie was?«, will ich wissen, weil ich echt Schiss habe, dass der Geschäftstermin am Wochenende in die Hose geht. Leider ist die Kleine derzeit meine einzige Option.

Zu meiner Beruhigung nickt Stacy und flüstert mir zu: »Sie ist nicht auf den Kopf gefallen und wird das hinbekommen.« Dann zwinkert sie mir zu und ich lasse mich erleichtert im Stuhl zurücksinken. Gott sei Dank! Zumindest größere Katastrophen sollten damit ausbleiben. Kurz darauf ist auch meine Assistentin verschwunden und hat die Bürotür leise hinter sich geschlossen. Ich bin wieder allein, die Neugierde brandet jetzt allerdings erst richtig auf.

Ohne zu überlegen, drücke ich die Kurzwahltaste zu Petes Büro. Bereits nach zwei Mal Klingeln nimmt er ab.

»Xavier«, begrüßt mich mein Partner tonlos und ich komme direkt zur Sache.

»Diese neue Praktikantin, wer ist das?«

»Was meinst du damit, wer sie ist?«

»Wo kommt sie her? Was kann sie?«

»Jocelyn ist im letzten Studienjahr für Jura.«

»Das weiß ich jetzt auch. Bitte ein paar mehr Infos.«

»Warum interessiert dich das auf einmal? Als ich vor ein paar Wochen bei dir war und dir die Unterlagen zeigen wollte, hat es dich auch nicht gejuckt. Warte, ich glaube: Ist mir scheißegal. Such du aus!, waren ziemlich genau deine Worte.« »Sie wird mich am Wochenende zu einem Klienten nach Alaska begleiten. Jetzt ist es mir also nicht mehr egal.« »Oh, okay. Moment, ich glaube, ich habe noch irgendwo ihre Bewerbungsunterlagen auf dem Rechner. Ich suche sie raus und schicke sie dir.« »Alles klar, danke!« Damit lege ich auf. Bereits wenige Sekunden später öffne ich die weitergeleitete E-Mail und erfasse als Erstes das wahnsinnig attraktive und hübsche Lächeln von Jocelyn. Ihre blauen Augen strahlen mich an und ich kann nicht anders, als eine Zeit lang auf dieses Foto zu starren. Die Haare fallen ihr glänzend über ihre Schultern und ich frage mich, warum sie mir bisher noch nicht aufgefallen ist. Seit etwas mehr als zwei Wochen, sitzt sie bereits dort draußen, doch ich war die ganze Zeit so beschäftigt, dass ich dieses bildschöne Wesen vollkommen übersehen habe. Nicht, dass es von Belang wäre, ob sie nun schön ist oder nicht. Aber diese Erkenntnis verdeutlicht mir mal wieder, dass ich eindeutig zu viel arbeite. Ich bekomme kaum noch etwas mit. In diesem Moment kann ich mich dunkel daran erinnern, dass Stacy vier Anläufe unternommen hat, um sie mir vorzustellen. Jedes Mal war ich im Gespräch oder bekam gerade ein Telefonat rein. Vielleicht sollten diese Tyrell und ich noch mal von vorne anfangen, überlege ich.

Ich scrolle weiter, fliege über ihren Lebenslauf. Sie ist erst zweiundzwanzig, verdammt jung dafür, dass sie bereits im letzten Semester ist. Entweder hat sie früher angefangen zu studieren oder irgendwo etwas übersprungen. Als ich weiterblättere, finde ich den Zeitpunkt und sehe, dass Letzteres der Fall ist. Sie muss wirklich was auf dem Kasten oder einen triftigen Grund haben, wenn sie so etwas schafft. Vielleicht auch beides, denn dieses Studium ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Als ich ihre Notenübersicht überfliege, stocke ich. Beinahe überall volle Punktzahl. Das Mädchen scheint sich wirklich ordentlich ins Zeug zu legen. Ich bin beeindruckt und habe jetzt ein relativ gutes Gefühl für unseren Termin am Wochenende. Inzwischen bin ich ebenfalls davon überzeugt, dass sie die Aufgabe meistern wird und ein wenig Praxis kann ihr sicher nicht schaden.


286,32 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
279 стр. 33 иллюстрации
ISBN:
9783754186701
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают