Читать книгу: «Der magische Adventskalender & Das Licht der Weihnacht», страница 4

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Paolo sieht, wie die Elfe zur Tür fliegt und den Dachboden mit leeren Händen verlässt.

»Was hat sie hier gewollt?«, fragt er.

»Von wem sprichst du? Ich habe nichts gesehen?«, fragt Lara erneut.

»Du musst daran glauben, dann kannst du sie erst sehen«, erklärt ihr Paolo.

»Herz öffnen«, grunzt Thomas.

»Ja genau!«

»Sie hat etwas fallen gelassen«, flüstert Paolo, während er sich der Truhe nähert. Sie entdecken dort eine Kerze und etwas Kerzenqualm hängt noch in der Luft.

»Das Wachs ist ganz weich. Die Kerze muss bis vor kurzem noch gebrannt haben«, vermutet Lara.

»Was ist das da auf der Truhe?«

»Das ist eine Postkarte. Sieh dir mal diese Abbildung an. Die sieht doch aus wie die weiße Stadt in der Schneekugel«, stellt Paolo fest.

»Ja, das stimmt«, bemerkt Lara und dreht die Karte um. »Hey da steht ja was drauf«, sagt sie und liest laut vor, was auf der Karte steht:

»Liebe Luise, ...«

»Die Karte ist an Oma Luise gerichtet«, flüstert Paolo.

»Snø«, grunzt Thomas.

»Scht! Das ist jetzt gerade echt spannend. Könnt ihr mal bitte ruhig sein«, beschwert sich Lanzelot, damit Lara weiter vorlesen kann.

»Liebe Luise, wir senden dir die allerbesten Grüße aus Snø. Vielen Dank für deinen Besuch und die Zähmung der kleinen Schneekriecher. Sie werden schnell heranwachsen, damit die Yetis viele weitere Tunnel bauen können. Die Yeti-Untergrundbahn ist so etwas wie die Lebensader des ganzen Planeten. Sie hat einst die vier Völker von Snø miteinander verbunden und wird das eines Tages gewiss wieder tun«, liest Lara vor und dann sagt sie: »Wow!«

»Was wow?«, fragt Paolo.

»Schaut mal.«

Sie betrachten die Rückseite der Karte und sehen den kleinen Weißen und sehr süßen Wurm, der darauf abgebildet ist. Aus seinem Kopf wachsen zwei kleine, niedliche Rüssel und er hat große, dunkle Augen.

»So ein süßes Ding würde ich auch gerne als Haustier haben«, schwärmt Lara.

»Du hast doch mich!«, räuspert sich Lanzelot beleidigt.

»Du bist natürlich auch voll süß«, lächelt Lara und kratzt den Hasen zwischen den Ohren. Lanzelot schließt dabei zufrieden die Augen.

»Steht denn noch mehr auf der Karte?«, drängelt Paolo.

»Moment mal«, sagt Lara und dann wischt sie instinktiv auf der Postkarte mit den Fingern nach unten und die Abbildung verschwindet. Es erscheint noch mehr handgeschriebener Text in silbriger Schrift auf dem Papier. Dabei lösen sich kleine Schneekristalle von der Oberfläche und fallen herab.

Paolo staunt nicht schlecht.

»Das ist ja fast so wie bei einem Handy«, sagt er.

»Ja, bis auf den kleinen Unterschied, dass es sich um echtes Papier handelt. Und aus deinem Handy fällt hoffentlich kein Schnee, wenn du darüber wischst, oder?«

»Wie funktioniert das?«

»Schneemagie«, grunzt Thomas.

»Lies weiter«, bittet Lanzelot.

... Liebe Luise, Hüter des Weltentores der Erde, vielen Dank auch dafür, dass du uns etwas von deiner Zeit und deiner Energie geschenkt hast. Jeder von uns weiß, wie rar und kostbar unsere Zeit ist. Wenn wir uns für einen anderen Menschen Zeit nehmen, ist das sicherlich das wertvollste Geschenk. Wir glauben, wir haben hier in Snø-City den Sinn eures Festes verstanden. Weihnachten findet im Herzen statt.

Du hast uns gezeigt, dass es nichts Wertvolleres gibt, als Zeit zu verschenken. Denn Zeit kann sich niemand selbst erkaufen. Es geht darum, Anderen während des Zusammenseins die volle Aufmerksamkeit, Liebe und ein Lächeln zu schenken. Heute haben wir beschlossen, dass wir einen Kreis im heiligen Korallenbaum gründen werden, in welchem sich die Völker von Snø wieder verbünden und zusammenhalten sollen. Noch machen nicht alle mit. Vor allem die Isbjørnen streben weiter nach der alleinigen Herrschaft. Doch wir geben die Hoffnung nicht auf. Jeder von uns sollte bereit sein, sich von seinem liebenden Herzen führen zu lassen und in allen Beziehungen die Liebe an die erste Stelle zu setzen. Du hast Weihnachten in unser Herz gebracht und uns erlaubt unser inneres Licht wieder zu entdecken. Eines Tages werden wir so den Eisfrost besiegen. Vielen Dank von uns allen, ehrfurchtsvoll grüße ich Dich.

Dein Freund und Hüter von Snø.

P.S. anbei ein kleines Geschenk von uns, damit du dich besser in unserer Zeit zurechtfindest.«

»Das ist sehr schön geschrieben«, sagt Paolo andächtig.

»Der Brief ist von dem Hüter von Snø«, überlegt Lara.

»Darf ich es aufmachen?«, fragt Lanzelot.

»Was aufmachen?«

»Das Geschenk«, sagt er und deutet auf ein kleines Päckchen. Die Eiskristalle auf dem Geschenkpapier leuchten in einem sanften Weiß.

»Das ist das schönste Geschenkpapier, das ich je gesehen habe«, schwärmt Lara.

Paolo strahlt mit der Lampe auf das Päckchen und das Leuchten der Eiskristalle wird schwächer.

»Es leuchtet nur, wenn es dunkel ist«, sagt Paolo.

»Macht ja auch irgendwie Sinn«, meint Lanzelot. »Wer braucht schon Licht, wenn es hell ist?«

»Stimmt auch wieder.«

»Fluoreszenz«, grunzt Thomas.

»Sollen wir es aufmachen?«

»Es ist verpackt wie ein Weihnachtsgeschenk. Man macht doch nicht die Geschenke anderer Leute auf und das noch vor Weihnachten«, gibt Lara zu bedenken.

»Aber es könnte uns vielleicht weiterhelfen. Dieser Hüter kommt aus Snø. Vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang. Oma Luise würde wollen, dass wir es auspacken, wenn es uns unterstützen könnte. Und außerdem wollte die Elfe damit abhauen, also muss es doch wichtig sein«, sagt Paolo.

Alle schauen sich an.

»Einverstanden«, sagen sie schließlich mehr oder weniger gleichzeitig und Paolo packt vorsichtig das Geschenk aus. Er achtet darauf, dass er das schöne Geschenkpapier nicht beschädigt und als er das Papier auseinanderfaltet, kommt eine kleine Taschenuhr zum Vorschein.

»Sie ist mit einem Deckel verschlossen und man kann das Uhrenglas nicht sehen«, stellt Paolo fest, der die Taschenuhr in die Hand nimmt und näher betrachtet.

»Wahrscheinlich hat sie irgendwo einen Knopf, um sie zu öffnen«, vermutet Lara.

Die Motive, welche den Deckel schmücken, erzählen Geschichten von Planeten und Sonnensystemen. Die goldenen Farben und Linien erinnern Paolo sehr an seinen magischen Adventskalender. Und dann sieht er noch etwas. Einen Turm und eine Stadt sind auf der Uhr abgebildet. Es sind der gleiche Turm und die gleiche Stadt, die er auch schon in der Schneekugel und auf der Weihnachtskarte gesehen hat.

»Das ist bestimmt Snø!«, spekuliert er. »Komisch«, sagt er, während er sie weiter untersucht.

»Was ist komisch?«

»Das hier. Was soll das sein?«

Spontan knipst Lara die Taschenlampe aus.

»Oh die Linien leuchten ja. Das sieht schön aus«, schwärmt Lara.

»Miau«, meldet sich Kater Jojo zu Wort.

»Schau dir erst mal die Rückseite an!«, haucht Paolo fasziniert und zeigt Lara den leuchtenden Mechanismus. Er sieht aus wie das Innenleben einer Uhr, ist jedoch tausend Mal komplizierter, als alles, was Paolo je zuvor gesehen hat. Jede Sekunde schieben sich hundert verschiedene Zahnrädchen, Zeiger, Stifte und technische Teilchen vorwärts.

»Ist das ein Uhrwerk?«, fragt Paolo nachdenklich.

»Wohl eher zwei Uhrwerke und das hier ist ein Countdownzähler.«

»Wie meinst du das?«

»Es werden zwei verschiedene Zeiten gemessen, die Zeiger laufen unterschiedlich schnell und der dritte läuft gegen den Uhrzeigersinn. Die Zeit läuft rückwärts, wie bei einem Countdown. Als würde er die Sekunden bis zum Eintreten eines bestimmten Ereignisses herunter zählen.«

»Wie zum Beispiel Neujahr. Zehn, neun, acht, sieben, ...«, sagt Lanzelot.

»Genau«, lächelt Lara. »Sieh mal, hier an der Seite ist der Knopf für den Deckel. Er ist mit dem Mechanismus genau an dieser Stelle verbunden. Der Countdown öffnet den Verschluss des Uhrendeckels nur zu bestimmten Zeitspannen«, erläutert Lara nun.

Lara ist wieder in so eine Art Trance verfallen. Paolo hat dieses Phänomen bei seiner Schwester schon öfter beobachtet. Sie weiß plötzlich über Dinge Bescheid, für die andere Menschen viel Zeit benötigen. Das ist eine der neuen seltsamen Fähigkeiten, die sie seit dem Abenteuer auf Ganesha und dem Studium von Oma Luises Tagebuch hat.

»Moment mal«, sagt Lara und beginnt mit ihren Fingern zu rechnen. »Ich habs«, meint sie plötzlich. Lara schaut ihren Bruder an und legt ihm eine Hand auf die Schulter.

»Paolo, diese Taschenuhr oder was auch immer das ist, lässt sich nur alle sieben Jahre öffnen.«

Plötzlich drückt Lanzelot einfach auf den besagten Knopf für den Uhrendeckel und der Deckel springt auf.

»Lanzelot, was machst du denn!«, ermahnt Lara den Hasen.

»Lass ihn, das hat er gut gemacht. Es scheint so, als würden wir uns gerade in dieser siebenjährigen Zeitspanne befinden«, stellt Paolo verwundert fest.

Sie betrachten die Zeiger und die Abbildungen und es ist so, wie Lara es gesagt hat. Es werden zwei verschiedene Zeiten gemessen. Sie sehen die aktuelle Uhrzeit und darüber eine kleine Abbildung der blauen Erde, daneben einen Zeiger, der viel langsamer läuft und ein Bild eines anderen weißen Planeten.

»Snø«, grunzt Thomas.

»Was hat das zu bedeuten?«

»Dass die Zeit auf diesem Planeten langsamer vergeht als auf der Erde«, beginnt Lara und rechnet wieder mit ihren Fingern nach.

»Wenn auf diesem Planeten, nennen wir ihn einfach mal Snø, ein Tag vergeht, dann vergehen in der gleichen Zeit auf der Erde sieben Tage.«

»Und wenn auf der Erde sieben Jahre vergehen, dann vergeht auf Snø nur ein Jahr«, schlussfolgert Paolo.

»Das mit dem Countdown, macht jetzt gerade irgendwie Sinn. Die Verbindung der beiden Planeten gibt es also nur alle Sieben Jahre.«

»Und die sind jetzt gerade um«, flüstert Paolo.

»Wir sind da etwas auf der Spur«, steuert Lanzelot bei.

»Snø«, grunzt Thomas wieder.

»Lasst uns in Oma Luises Tagebuch nachsehen, ob wir dort mehr über Snø herausfinden. Ich glaube, wir haben soeben einen sehr wichtigen Hinweis gefunden!«

»Ich schnappe mir Jojo und du nimmst die Taschenuhr. Wir gehen zurück in mein Zimmer und dann schauen wir einfach nach.«

Ein paar Minuten später sitzt Lara neben ihrem Bruder auf dem Bett. Paolo studiert den Deckel der mysteriösen Taschenuhr und Lara blättert durch Oma Luises Tagebuch.

»Ha, ich wusste es. Hier steht es schwarz auf weiß«, freut sich Lara.

»Und was steht da?«

»Das Ding ist ein Chronos. Er zeigt tatsächlich die unterschiedlichen Zeiten der Planeten an. Es ist sozusagen eine Versicherung, dass man es auf jeden Fall immer rechtzeitig nach Hause schafft, bevor sich die Weltentore wieder schließen.«

»Letztes Jahr wären wir fast auf Ganesha stecken geblieben.«

»Auf Ganesha und der Erde verging die Zeit im gleichen Tempo. Das scheint auf Snø definitiv anders zu sein«, sagt Lara. »Paolo wir haben soeben einen ziemlich mächtigen Kraftgegenstand gefunden. Und das ganz ohne Aufspürbrille.«

Sie verstecken den Chronos in Paolos Holztruhe unter dem Fenster. Er will nicht, dass ihn seine Eltern finden und eventuell im Tresor wegschließen. Dann setzt Paolo seine Aufspürbrille auf. Sie ist zwar immer noch ziemlich kalt, aber das steht er jetzt durch.

»Was hast du vor?«, fragt Lara.

»Die Elfe hat nach dem Chronos gesucht. Ich will wissen warum«, antwortet er und konzentriert sich darauf, das Versteck der Elfe zu finden. Die Brille leuchtet zwar nur schwach, aber Paolo kann trotzdem die orangene Leuchtspur sehen. Er steht auf und folgt der Fährte, die hinaus in den Gang führt. Lara, Thomas und Lanzelot schleichen hinter ihm her. Die Aufspürbrille führt sie direkt zu Laras Zimmer.

»Sie ist da drin«, flüstert Paolo und setzt die Brille wieder ab. Er reibt sich das Gesicht und kleine Eiskristalle lösen sich von seinen Wimpern.

»Sollen wir einfach reingehen?«, fragt Lara leise, damit sie nicht ihre Eltern aufwecken.

»Bevor wir das tun, müsst ihr euch erst von allen Zweifeln befreien. Ihr müsst an das Unmögliche glauben und an Elfen und Zauberei, sonst werdet ihr sie nicht sehen können«, erklärt Paolo ernst.

»Ich bin ein Wesen, das nur durch Magie leben kann. Das fällt mir leicht«, sagt Lanzelot.

Lara atmet ein paar Mal tief ein und aus.

»Ich glaube, ich habs«, sagt sie.

Paolo öffnet langsam die Tür und ein kalter Wind weht ihm ins Gesicht. Außerdem spürt er noch etwas anderes Kaltes und Feuchtes auf seiner Haut. Schnee! Paolo macht die Taschenlampe an und alle staunen. In Laras Zimmer schneit es. Kleine Schneeflocken fallen wie aus dem Nichts von der Decke herab.

»Wie kann es sein, dass es in meinem Zimmer schneit?«, wundert sich Lara.

»Paolo, ich fürchte, Lara und ich müssen noch eine Weile bei dir schlafen«, meldet sich Lanzelot zu Wort, während er fasziniert zur Decke schaut.

»Verrückt, jetzt schneit es schon im Haus«, flüstert Paolo.

»Ich sehe gar keine Fußspuren auf dem Boden.«

»Die Elfe kann fliegen«, erklärt Paolo.

»Da ist die Schneekugel«, sagt Lara. Der Gegenstand liegt auf ihrem Schreibtisch. Auch auf der Kugel hat sich bereits jede Menge Schnee abgesetzt.

Langsam schließt Paolo Laras Kinderzimmertür. Sie stehen auf dem Gang und denken nach.

»Glaubst du wirklich, sie versteckt sich in meinem Zimmer?«, wispert Lara.

»Ich bin mir ganz sicher. Die Aufspürbrille irrt sich nie. Außerdem ist es der kälteste Raum im ganzen Haus und es schneit in deinem Zimmer. Das ist doch seltsam. Lara, ich glaube, die Elfe mag es, wenn es kalt ist. Ich verwette meine Aufspürbrille darauf, dass sie da drin ist.«

»Dann schnappen wir sie uns«, sagt Lanzelot und marschiert los.

»Halt! Hiergeblieben! Wir wollen sie nicht schnappen, sondern herausfinden, was sie hier will. Oder woher sie kommt. Es könnte doch sein, dass sie etwas über Snø weiß, das uns weiterhelfen könnte!«

»Also was machen wir dann?«, fragt Lara.

»Wir finden zuerst einmal mehr über Elfen heraus«, schlägt Paolo vor.

»Wie das denn?«

»Omas Tagebuch. Sie war ein regelrechter Fan von diesen Wesen.«

»Gute Idee. Legen wir uns ein paar Stunden aufs Ohr, bis alle erst einmal wieder vollständig sichtbar geworden sind und gehen morgen auf Elfenjagd«, sagt Lara und gähnt herzhaft.

»Schlafen«, grunzt Thomas und grinst mit seiner breitesten Kissenfalte.

»Ich glaub in Thomas´ Gehirn, sind ein paar Federn eingefroren«, scherzt Lanzelot.


5. Kapitel - Milch, Käse und Brot

In der Schule gibt es am nächsten Tag jede Menge Stress. Die Schüler streiten mit den Lehrern und die Lehrer streiten untereinander. Mehr und mehr verstehen Lara und Paolo, was es bedeutet, wenn die Magie der Weihnacht erlischt. Sie müssen die magische Laterne wieder zum Leuchten bringen, da sind sich alle einig.

Nach der Schule versammeln sie sich, wie schon so oft, in Paolos Zimmer.

»Mama und Papa haben sich sehr darüber gefreut, dass das ganze Besteck und Werkzeug wieder aufgetaucht ist, aber den Schnee in deinem Zimmer können sie nicht sehen«, beginnt Paolo.

»Das wundert mich nicht. Sie sind Erwachsene und das ist kein normaler Schnee«, sagt Lara.

»Magie«, grunzt Thomas.

»Ja, wahrscheinlich Elfenmagie«, flüstert Paolo geheimnisvoll.

Lara hat das Tagebuch von Oma Luise auf ihren Schoß gelegt und schlägt es jetzt auf, um aus dem Kapitel über die Elfen vorzulesen.

»Die Elfen haben sich zurückgezogen und ich sehe sie heute nicht mehr so oft, wie in den alten Tagen. Früher waren sie überall unterwegs. Sie spürten den Wunsch der Menschen nach einer besseren Welt. Viele Menschen nahmen damals ihre Energie wahr und konnten sie manchmal sogar sehen. Doch heute haben die Menschen die Natur vergessen. Das Handy und das Internet scheinen wichtiger zu sein, als ihre Verbindung zur Natur. Und dabei würden uns die Elfen gerne die Hand reichen. Es ist allein unsere Entscheidung, ihre Hilfe anzunehmen. Wer den Elfen begegnen will, der muss sich auf eine Reise begeben. Auf eine Reise, die ins Ungewisse führt. Wer an sie glaubt, der erhält Einblick in ihre zauberhafte Welt«, liest Lara laut aus dem Tagebuch von Oma Luise vor.

»Siehst du, man muss an sie glauben und dann sieht man sie erst«, sagt Paolo.

»Spannend«, grunzt Thomas.

»Geht so«, grummelt Lanzelot.

»Lies weiter«, bittet Paolo seine Schwester.

»Die Elfen sind scheu und manchmal auch sehr tollpatschig. Plume ist da ein gutes Beispiel.«

»Warum liest du nicht weiter?«, fragt Paolo.

»Die Übersetzerohrringe! Sie reagieren auf diesen Namen«, sagt Lara und fasst sich an die Ohren. »Plume«, flüstert sie. »Plume bedeutet kleine Feder«, sagt Lara und dann zieht sie die Übersetzerohrringe aus und legt sie neben sich aufs Bett. Ihre Ohren sind von der Kälte ganz blau angelaufen.

»Kasimir hat nicht den Kraftgegenstand gemeint, als er von der kleinen Feder gesprochen hat.«

»Er hat Plume gemeint, die kleine Elfe, die ich heute Nacht gesehen habe«, schießt die Erkenntnis über Paolos Lippen. »Lies weiter. Schnell!«, raunt Paolo.

»Die Elfen erwarten, dass wir neugierig sind und über den schmalen Rand der sogenannten Wirklichkeit hinausblicken. Sie fordern uns auf, unsere Welt selbst zu erschaffen. Sie sagen, wir sollen selbst prüfen, was wahr und was falsch ist und nicht blind dem vertrauen, was man so hört. Wer das tut, der wird schon bald erkennen, dass es kein Wahr und Unwahr gibt - kein Gut und Böse - kein Richtig und Falsch. Es gibt nur das, an was man glaubt. Zwei Welten, die nebeneinander existieren und die in Wirklichkeit eine ist. Die Welt der Magie, in der alles möglich erscheint und die Welt, die wir alle für real halten. Zwei Welten, in der wir friedlich mit den Wesen der Natur leben. Zwei Welten voller Harmonie und Liebe - und sie erscheinen in dem Moment, in dem wir an sie glauben. Wer glaubt, der tritt in die Welt der Magie und Elfen ein.

Elfen lieben Geschenke und kleine Opfergaben. Zum Beispiel einen Apfel oder eine Birne aus der Ernte. Sie lieben es auch, wenn man ihnen winzige Gläschen mit Traubensaft in den Garten stellt. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft – so ist es ja auch bei uns Menschen. Hoch in der Gunst von Plume stehen dabei Milch, Käse und Brot«, liest Lara weiter vor. »Elfen fühlen sich wie alle anderen Naturwesen angezogen von Ritualen, zum Beispiel Räucherritualen, Kerzenlicht oder Feuer. Wenn man einer Elfe begegnen will, dann ist es wichtig alle spitzen Gegenstände aus Eisen und Stahl wegzuräumen, denn die Elfen fühlen sich damit sehr unwohl.«

»Moment einmal. Was hast du da eben vorgelesen?«

»Werkzeug«, grunzt Thomas.

»Das war Plume. Sie mag das nicht, deshalb hat sie alles Werkzeug und das Besteck weggeschafft. Und sie hat die Kerze auf dem Dachboden angezündet. Sie mag Kerzenlicht«, sagt Paolo leise.

»Weiterlesen!«, grunzt Thomas.

»Sobald man mit Elfen in Kontakt kommt, im Wald oder an anderen schönen Orten der Natur, dann sollte man sich leise verhalten, denn sie verabscheuen Lärm. Und ganz wichtig: Breche niemals ein Versprechen, das du ihnen gegeben hast, sonst verschwinden sie und du wirst sie nie mehr sehen. Glaube, Fantasie und die Kreativität sind mit das Wertvollste, dass wir Menschen besitzen, und wenn man diese Gaben besitzt, dann findet man auch die Elfen.«

»Glaube«, grunzt Thomas.

Paolo nickt zustimmend.

»Wir sollten Plume ein Geschenk machen und so unseren guten Willen zum Ausdruck bringen. Vielleicht verliert sie so ihre Schüchternheit und haut nicht immer ab«, schlägt Lara vor.

»Und was schenken wir ihr?«, fragt Lanzelot, der sich mit einem großen Augenaufschlag Lara zuwendet.

»Milch, Käse, Brot und etwas Kerzenlicht«, schlägt Paolo vor.

Es ist kurz nach Mitternacht als die vier Freunde schließlich mit Milch, Käse, Brot und einer Kerze vor Laras Kinderzimmer auftauchen. Lara legt eine kleine, hübsche Tischdecke auf dem Boden aus und zündet die Kerze an. Paolo breitet die Geschenke aus.

»Was meint ihr?«, fragt er die anderen.

»Sieht gut aus. Die kleine Elfe wird sich bestimmt freuen.«

»Ihr Name ist Plume!«, sagt Paolo.

»Das wissen wir noch nicht, ob diese Elfe wirklich Plume heißt. Aber wir werden es hoffentlich heute Nacht in Erfahrung bringen.«

Sie legen sich mit ein paar warmen Decken in der Nähe des Treppenabsatzes auf die Lauer und wollen alles beobachten. Wenn es sein muss, dann wollen sie die ganze Nacht hier verbringen.

Sie kuscheln sich alle in ihre Decken und selbst Jojo legt sich neben sie und ist gespannt, was vor sich geht. Ihr Plan sieht folgendermaßen aus: Wenn sich die Elfe über die Geschenke freut, wollen sie versuchen, mit ihr zu sprechen. Vielleicht ist sie ja wirklich Plume, die kleine Feder von der Kasimir in seiner Nachricht gesprochen hat. Vieles spricht dafür. Der Name, die Tollpatschigkeit und auch das schüchterne Verhalten. Falls sie tatsächlich Plume ist, dann weiß sie vielleicht, was zu tun ist, um Weihnachten zu retten und Kasimir und allen anderen auf Ganesha zu helfen.

So liegen sie alle über eine Stunde auf der Lauer und warten darauf, dass etwas passiert. Aus dem Schlafzimmer der Eltern ist das Schnarchen ihres Vaters zu hören. Paolo reibt sich über die Augen, denn es ist mittlerweile eine Stunde nach Mitternacht und so langsam macht sich die Müdigkeit bemerkbar.

»Ich halte wieder Wache«, schlägt Lanzelot vor, dem Paolos Gähnen nicht unbemerkt bleibt.

»Vergiss es!«, flüstert Paolo spöttisch.

Es vergeht eine weitere Stunde, ohne dass sich etwas Aufregendes zuträgt. Laras Kinderzimmertür hat sich noch keinen Millimeter bewegt. Paolo kann kaum noch die Augen offen halten und ertappt sich zweimal dabei, fast einzuschlafen. Jojo schnarcht leise auf dem Boden, aber dies stört weder Lara noch Thomas, da beide ebenfalls schon im Reich der Träume angekommen sind. Lanzelot sitzt zwar noch aufrecht da und starrt die brennende Kerze an, aber nachdem ihn Paolo zweimal angestupst hat, ist es glasklar, dass der Hase selbst im Sitzen tief und fest schlafen kann. Paolo ist also wieder einmal der Einzige, der noch wach ist und mit aller Anstrengung versucht, weiter die Augen offen zu halten.

Eine weitere Stunde später, es ist mittlerweile schon nach drei Uhr nachts, befindet sich auch Paolo im Tiefschlaf. Das ist der Moment, auf den Plume gewartet hat.

Sie öffnet leise Laras Kinderzimmertür und setzt sich feierlich auf den Boden direkt vor die kleine Kerze.

»Wie hübsch«, flüstert sie. Ihre Flügel bewegen sich langsam auf und ab und schimmern blau im Kerzenlicht. Sie betrachtet die Geschenke und freut sich sehr. Ein sanftes Licht strahlt von ihren Flügeln aus und hüllt den ganzen Flur ein. Plume ist tatsächlich eine Elfe und kann, wie alle ihrer Art, die Magie der Natur heraufbeschwören. Plumes Spezialgebiet ist die Schneemagie und so hat sie es fertig gebracht, es in Laras Zimmer schneien zu lassen. Leider sind ihre Elfenschwestern nicht hier, um Plume bei der Erfüllung ihres Auftrags zu helfen. Sie soll ein Weltentor zu dem Planeten Snø erschaffen.

Sie hat es auch schon fast erledigt. Dank der Schneekugel, die die Kinder gefunden haben. »Ob die Kinder wirklich das Licht der magischen Laterne entzünden können? Na ja, immerhin wissen sie, was einer Elfe gefällt.« Plume trinkt ein bisschen Milch, isst etwas Brot und gönnt sich ein kleines Stückchen Käse.

Nach der Mahlzeit fliegt sie zurück ins Zimmer und öffnet das Fenster, damit etwas frische Luft herein gelangt. Plume fühlt sich am wohlsten, wenn sich die Temperatur nahe des Gefrierpunktes befindet. Sie ist eben eine waschechte Schneeelfe. Anschließend schwirrt sie wieder Richtung Tür, fliegt auf Bodenhöhe hinaus und geht den letzten Meter bis zum Treppenabsatz zu Fuß. Sie will vermeiden, dass sie der Glöckchenklang ihrer Flügel verrät. Plume begutachtet die schlafende Rasselbande. Ein Mädchen, ein Junge, zwei zum Leben erweckte Stofftiere und ein fetter Kater. Schließlich nähert sie sich Paolo.

»Danke für die Geschenke. Falls sich Kasimir irrt, dann ist das alles hier eine große Zeitverschwendung«, flüstert sie und berührt mit ihrer winzigen Hand Paolos Aufspürbrille. Die Brillengläser leuchten kurz auf und ein paar einzelne Eiskristalle bilden sich an der Oberfläche. Danach berührt sie sein Schutzamulett und auch hier bildet sich eine dünne Schicht Eis und ein kleiner Drache zeichnet sich darauf ab. Plume schaut sich neugierig den Drachen an.

»Das ist interessant. Es scheint so, als hättest du einen Schutzgeist in der Form eines Drachen.« Und dann schmilzt das Eis auch schon wieder.

»So das ist geschafft. Jetzt sollten deine Kraftgegenstände nicht mehr so eisig kalt werden, damit du sie wieder länger benutzen kannst. Aber im Gleichgewicht sind sie noch lange nicht. Dazu müsstest du erst auf der Schneewaage gehen«, flüstert Plume fröhlich, wendet sich mit einem Lächeln von Paolo ab und geht ein paar Schritte zu Lara. Auf den letzten Zentimetern stolpert sie über den Schwanz der Katze und fällt der Länge nach auf den Boden.

»Autsch!«

Jojo wacht auf und schaut die kleine Elfe überrascht an.

»Komm ja nicht auf dumme Gedanken. Elfen schmecken furchtbar«, flüstert Plume.

Jojo richtet sich auf und dreht sich zu Plume um. Die kleine Elfe hat keine Angst vor dem Kater. Sie streichelt sogar seine Barthaare und als Jojo den Kopf senkt, krault sie ihn auch zwischen den Ohren. Jojo fängt an zu schnurren und Plume lächelt.

»Das gefällt dir, nicht wahr?«, wispert Plume, die wie alle Elfen die Tiere verstehen und mit ihnen sprechen kann. Was viele nicht wissen, ist, dass auch das Schnurren einer Katze eine eigene Sprache ist.

»Dein Name ist also Jojo. Das ist ein schöner Name.« Sie hört dem Kater noch eine Weile zu und ist beruhigt zu erfahren, dass die Familie Maring gut für Jojo sorgt. Anschließend wendet sie sich Lara zu.

»Kasimir hat gesagt, dass du sehr mächtig bist. Ich hoffe mächtig genug, um beim Schneeballturnier zu gewinnen«, flüstert Plume und berührt Laras Lavahalskette, die ebenfalls aufleuchtet und auf der sich ein paar Eiskristalle absetzen. Dann nimmt sie die Übersetzerohrringe, die neben Lara auf dem Boden liegen und versieht sie mit ihrer Magie, sodass sie sanft leuchten. »So, das wäre geschafft. Dann wollen wir mal sehen, wie ihr mit der Schneemagie zurechtkommt. Und wenn ihr das hinbekommt und ich endlich dieses Weltentor erschaffen habe, dann brechen wir alle auf nach Snø«, wispert Plume. »Ich wünsche euch süße Schneeträume«, lächelt die kleine Elfe und ihre Flügel beginnen wieder sanft zu leuchten. Kleine Kristalle fliegen durch die Luft und setzten sich auf Paolos Nasenspitze ab. Die Eiskristalle schmelzen und beeinflussen Paolos Träume.

Paolo träumt immer wieder den gleichen Traum. Er befindet sich auf der obersten Plattform eines hohen Turmes. Unter sich sieht er eine weiße Stadt. Überall auf den Dächern liegen Eis und Schnee. Er dreht sich um und erblickt die magische Laterne in der Mitte des Plateaus. Eine Elfe fliegt um die Laterne herum. Sie sieht aus wie die kleine Elfe Plume, die er letzte Nacht in der Küche gesehen hat. Sie leuchtet in wunderschönen Farben. Immer wieder macht sie an der Laterne halt und tanzt um sie herum. Die Laterne erstrahlt in einem hellen Glanz von smaragdgrün, purpurrot, sonnengelb, wiesengrün, himmelblau und vielen anderen wunderschönen Farben. Zunächst scheint die Elfe Paolo nicht zu bemerken. Dies ändert sich aber gegen Ende seines Traumes. Sie fliegt herbei und tanzt nun auch um ihn herum. Die winzigen Flügel schlagen so schnell wie die einer Libelle. Die Elfe wuschelt ihm durchs Haars, fliegt dann ganz nah an sein Ohr heran und spricht: »Öffne dein Herz, finde das Licht der Weihnacht und entzünde die magische Laterne.«

»Mir ist kalt«, denkt Paolo. »Brrrr, ist mir kalt.« Schließlich wacht er auf. »Wo ist denn meine Decke?«, murmelt er. Im Halbschlaf tastet er danach. »Man, wo ist sie denn?« Er hat den Traum schon fast vergessen. Vergeblich sucht er im Dunkeln die Decke, als er bemerkt, dass er gar nicht in seinem Bett liegt, sondern immer noch in der Nähe des Treppenabsatzes. Paolo tastet nach der Aufspürbrille. Er muss sie im Schlaf ausgezogen haben. Er findet sie im Dunkeln und setzt sie auf. Das orangene Licht blendet ihn und es dauert einen Moment, bis er seine Augen einen Spalt öffnen kann. Er sucht nach der Wolldecke in dem improvisierten Schlaflager, kann sie aber nirgends entdecken. Lara liegt zusammengekugelt wie ein Igel neben ihm. Auch ihre Decke ist verschwunden. Paolos Blick geht zu den Geschenken. Sie sind alle weg! Der Käse und das Brot fehlen. Die Kerze ist aus, das Milchglas ist auch leer und das bedeutet, dass die Elfe die Geschenke gefunden haben muss.

»Lara«, sagt er und tätschelt seiner Schwester auf der Wange herum.

»Was ... Was ist?«, nuschelt Lara und dreht sich auf die andere Seite.

»He, aufwachen!«, flüstert Paolo und sticht Lara mit dem Zeigefinger in die Seite.

»Aua!«, beschwert sich Lara, krümmt sich und richtet sich auf.

»Paolo, du bist es!«, murmelt Lara. »Warum weckst du mich mitten in der Nacht auf? Gib mir sofort meine Decke zurück und lass mich weiterschlafen.«

»Ich hab sie nicht!«, murmelt Paolo.

»Was?«

»Ich habe deine Decke nicht. Und meine ist auch weg. Lara, die Elfe hat die Geschenke angenommen!«

Laras Blick hellt sich auf. Jetzt scheint auch sie zu registrieren, dass sie gar nicht in ihrem Bett, sondern auf dem Boden liegt.

»Echt jetzt?« Lara sieht ihrem Bruder in die Augen.

»Ja«, lächelt Paolo.

»Warst du wach? Hast du sie gesehen?«

»Leider nein.«

»Und was ist mit den Decken?«

»Keine Ahnung.«

»Dann müssen wir sie suchen«, sagt Lanzelot, der mittlerweile auch aufgewacht ist.

Paolo nimmt Thomas unter den Arm und dann schleichen sie die Treppe hinunter. Unten durchsuchen sie die Küche. Das Besteck wurde bis jetzt nicht angetastet. Es fehlt zum Glück nichts.

»Hier ist sie nicht!«

»Lasst uns im Wohnzimmer nachsehen«, schlägt Paolo vor.

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