Читать книгу: «Eine verrückte Woche», страница 5
Vermisst
„Ist Ben da?“, fragte Isabelle, als sie bei Tanja in die Buchhaltung kam.
„Nein, der ist doch daheim und erholt sich.“ Tanja lachte verschmitzt. Da sie immer so schnell kalt hatte, hatte sie sich heute besonders warm angezogen. Sie trug einen dicken, roten Mohairpullover und schwarze Jeans.
„Ist er eben nicht! Ich wollte mal hören, wie es ihm geht und rief ihn an. Doch er antwortete weder auf dem Handy noch auf dem Festnetz.“
„Dann wird er nicht abheben wollen und schlafen oder sonst was machen, wobei er nicht gestört werden will“, meinte Tanja mit einem Augenzwinkern.
„Er ist zwar jung, aber ich bin mir sicher, dass er sicher nichts von dem machen kann, was du wieder meinst.“
Tanja kicherte. Anita kam die Türe rein und brachte Tanja ein paar Belege. Sie hatte gehört, dass sie von Ben gesprochen hatten und sagte: „Ben ist doch krank. Der sollte doch zuhause erreichbar sein.“
Ist er eben nicht!“, sagte Isabelle zum zweiten Mal. „So wie es ihm gestern ging, kann er heute doch schon unmöglich wieder unterwegs sein.“
„Vielleicht ist er doch unterwegs“, meinte Anita. „Da hat heute Morgen eine Frau von der Steuerverwaltung angerufen und sich erkundigt, ob ein Ben Benjamin bei uns arbeite. Sie hat noch ein paar Fragen gestellt und ich habe ihr gesagt, dass Ben krank ist und zuhause erreichbar sei. Ich habe ihr seine Telefonnummer gegeben. Vielleicht musste er ja zum Steueramt oder sie ist zu ihm gegangen.“
„Aber Anita“, sagte Tanja. „Du solltest doch wissen, dass Steuerämter, wenn sie was von dir wollen, nicht anrufen, sondern schreiben. Und sollten sie trotzdem mal anrufen, dann sicher nicht ins Geschäft und die Chefin ausfragen.“
„Ich glaube auch“, meinte nun Isabelle, „dass da was nicht stimmt.“
„Wie hat die Frau geheissen?“, wollte Tanja wissen.
„Ich kann’s beim besten Willen nicht sagen. Sie hat zwar einen Namen genannt, aber ich habe den nicht verstanden. Bevor ich zurückfragen konnte, hatte sie mich schon so ins Gespräch verwickelt, dass ich gar nicht mehr dazu kam.“
„Soll ich mal bei Ben vorbei gehen und schauen, ob alles in Ordnung ist?“, fragte Isabelle.
„Ja, das finde ich eine gute Idee“, meinte Tanja. „Ich komme mit.“
„Nein“, sagte Anita, „du kannst nicht mitgehen. Ich brauche dich hier. Wenn du gehen willst, dann musst du warten bis um fünf. Dann kannst du gehen. Ich kann nicht auch noch auf dich verzichten. Du weißt, wir müssen bis morgen Abend fertig sein.“
„Das schaffen wir locker, so ein eingespieltes Team wie wir sind. Ich bin schon fast fertig, obwohl ich Bens Aufgaben auch noch übernommen habe. Zudem hat er am Montag schon sehr viel erledigen können, am Morgen.“
„Meinst du?“, fragte Anita skeptisch.
„Ja, sicher. Ausserdem müssen wir ja erst mit dem Reporting am anderen Morgen beginnen. Wir haben also noch eine Reserve.“
„Also gut, dann geht halt in Gottes Namen. Meldet euch, wenn ihr was wisst.“
„Danke, Chefin. Das werden wir bestimmt machen.“
„Danke, Anita. Wir werden dich auf dem Laufenden halten“, versicherte auch Isabelle.
Tanja nahm ihren weissen Wollmantel vom Garderobenständer, legte ihn über beide Schultern, ohne mit den Armen in die Ärmel zu schlüpfen und verliess mit Isabelle ihr Büro und ging mit ihr zum Fahrstuhl. Im jenem sagte Tanja, die Isabelle betrachtete: „Wow, du siehst ja hammermässig geil aus!“
„Danke, ich dachte schon, du siehst es nicht oder es gefällt dir nicht. Du siehst übrigens auch sehr lecker aus. Hast du die Vorliebe zur Wolle entdeckt?“
„Der gestrige Nachmittag hat mich auf den Geschmack gebracht. Aber ich trug immer gerne wollige Sachen.“ Sie lächelte verschmitzt und betrachtete nun Isabelle noch genauer. Isabelle trug ein simples, hellblaues Kleid mit Rollkragen aus Angorawolle. Das Kleid war aber sehr enganliegend und Figur betonend und sah richtig kuschelig aus. Rechts war das Kleid aufgeschlitzt bis rauf zum Ansatz der Oberschenkel. Dazu trug sie kniehohe, schwarze Stiefel mit hohen Absätzen. Über die Schultern hatte sie ihren schwarzen, fast bodenlangen Mantel geworfen, den sie mit der linken Hand fest hielt.
„Mmh“, machte Tanja, „da möchte ich doch am liebsten ein wenig an deinem Busen kuscheln und deine Brüste streicheln.“
„Ich kann mir fast nichts schöneres vorstellen“, sagte Isabelle mit einem Augenzwinkern, „aber nicht jetzt. Ben ist wichtiger.“
„Du hast ja Recht, aber die letzte Nacht geht mehr nicht mehr aus dem Kopf. Es war so schön mit dir“, schwärmte Tanja.
Sie hätte sich bis gestern nie vorstellen können, was mit einer Frau zu haben. Aber Isabelle hatte sie verzaubert und im Sturm erobert. Was sie gestern im Archiv und auf Bens Bett erleben durfte, war etwas vom schönsten, was sie je erlebt hatte.
„Auch mir hat es sehr gefallen“, sagte Isabelle und trat näher und fasste Tanja unter dem Mantel durch um die Taille, zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. Tanja erwiderte den Kuss mit nicht minderer Leidenschaft und bedauerte, als das ‚Ding Dong’ ertönte und der Lift im Erdgeschoss ankam.
Mit der Strassenbahn fuhren sie zu Bens Wohnung, traten in den tagsüber offenen Hausflur und fuhren mit dem Aufzug in den 6. Stock. Bei Bens Wohnungstüre angekommen, drückten sie auf den Klingelknopf. Von aussen hörten sie den Türgong. Sie warteten. Nichts. Sie klingelten wieder und warteten erneut. Wieder nichts.
Isabelle versuchte die Türe zu öffnen und drückte die Türklinke runter. Geschlossen.
Enttäuscht schaute sie Tanja an und fragte: „Und was nun? Wenn ihm was passiert ist?“
„Wir hatten ja offen gelassen“, warf Tanja ein. „Also müsste immer noch offen sein.“
„Nein, Ben könnte ja erwacht sein und die Türe später geschlossen haben. Oder er ist raus gegangen. Du hast nicht per Zufall einen Schlüssel zu seiner Wohnung, als Arbeitskollegin?“
„Nein, leider nicht. Aber wir könnten suchen. Vielleicht hat er einen irgendwo deponiert.“
Sie schaute unter der Fussmatte, aber dort war nichts. Sie blickten sich im Treppenhaus um und schauten, wo man einen Schlüssel, ohne dass es andere bemerkten, deponieren konnte.
Doch nirgends stand ein Blumentopf oder ein Möbel, ein Schuhkasten, wo man einen Schlüssel verstecken konnte.
Sie wollten schon wieder gehen, als Isabelle auffiel, dass die Blende der Klingel nicht ganz fest an der Wand befestigt war. Sie drückte die quadratische Blende ein wenig nach rechts. Ein Loch in der Mauer wurde sichtbar. Isabelle bückte sich und schaute hinein. Sie griff mit dem linken Zeigefinger hinein und zog einen Schlüssel raus. Schnell versuchte sie ihr Glück an Bens Wohnungstüre.
„Bingo!“, rief sie ganz erfreut, als sich die Türe öffnen liess.
„Du bist genial“, wurde sie von Tanja gelobt, welche Isabelle in die Wohnung folgte.
Sie schlossen die Türe hinter sich und schauten zuerst ins Schlafzimmer. Doch von Ben war nichts zu sehen. Das Bett war ordentlich gemacht. In keinem der Zimmer fanden sie Ben.
„Wo mag er hin sein?“, fragten sich beide gleichzeitig. Sie lachten: „Und wieder einen Schneider in den Himmel gehoben!“, sagten sie wieder gleichzeitig. Nun lachten sie noch mehr und fielen einander in die Arme. Sie küssten sich und liessen sich, da sie im Wohnzimmer standen, auf die Couch fallen.
„Lass mich endlich deine geilen Brüste durch die Wolle verwöhnen“, schmachtete Tanja, fasste mit beiden Händen zu und drückte ihren Kopf zwischen Isabelles grosse Brüste. Isabelle drückte Tanja an sich und liess sich streicheln, massieren, knuddeln, kneten und küssen. Tanja war fasziniert von Isabelles grossen, harten Brustwarzen, die unter der Wolle nach vorne drückten. Sie nahm sie in den Mund und saugte daran.
„Stopp!“, rief Isabelle.
„Was ist? Gefällt es dir nicht?“, fragte Tanja ihren Kopf hebend.
„Doch sehr. Aber erstens wird alles nass und ich muss noch auf die Strasse und zweitens müssen wir Ben finden. Da stimmt was nicht.“
„Ach, musst du so gewissenhaft sein?“
„Ja, er ist unser Freund. Zudem habe ich ihm gestern sehr zugesetzt. Das Sedativum könnte immer noch ein bisschen anhalten. Hoffentlich fährt er nicht Auto.“
„Er hat keines“, beruhigte Tanja. „Ok, suchen wir ihn. Aber wo? Hast du eine Ahnung, wo er sich rumtreiben könnte?“
„Nein, ich dachte eher du könntest das wissen. Du kennst ihn schon länger als ich.“
„Das ist wahr, aber ich kann dir auch nicht helfen. Da sieht man wieder, wie viel man oder besser gesagt, wie wenig man von einem Menschen weiss, obwohl man den ganzen Tag mit ihm zusammen ist. Erschreckend!“
„Du bist nicht die Einzige, der es so geht. So geht es den meisten. Jeder ist mit sich und seinen Angelegenheiten beschäftigt.“ Isabelle zuckte mit den Schultern.
Sie schaute sich im Wohnzimmer um, ob sie irgendeinen Anhaltpunkt finde, wo Ben sich hinbegeben hatte. „Da ist so sauber aufgeräumt. Keine Zeitung oder Zeitschrift, kein Flugblatt, kein Werbeprospekt, nichts was einem weiter helfen könnte.“
„Ja, er ist schon ordentlich, unser Ben“, bestätigte Tanja.
„Wo packt er denn solches Zeug hin?“, fragte Isabelle und erhob sich. Sie ging ins Zimmer nebenan. Das schien das Büro zu sein, denn es stand ein Schreibtisch darin mit einem Flachbildschirm drauf. Alles ordentlich aufgeräumt. Sie zog eine Schublade raus, fand aber auch da keinen Anhaltspunkt.
So suchten sie die ganze Wohnung ab, fanden aber nichts Hilfreiches. Als Isabelle aus dem Schlafzimmer trat und in Richtung Wohnungstüre schaute, fiel ihr ein weisses Etwas auf, welches neben der Türe in der Sockelleiste steckte. Sie ging hin und betrachtete das Ding. Es steckte mit einer Ecke in der Sockelleiste. Isabelle zog es hinaus und sah, dass es sich um eine Visitenkarte handelte.
„Schau mal, Tanja, was ich gefunden habe, eine Visitenkarte“, rief sie Tanja.
„Ja, und was ist mit der?“
„Sie steckte dicht neben der Wohnungstüre in der Sockelleiste. Da gehört sie bestimmt nicht hin. Die muss runtergefallen sein.“
„Das kann Ben passiert sein.“
„Das glaube ich nicht. So penibel wie hier aufgeräumt ist. Der hätte die Karte auch gesehen, so wie ich sie gesehen habe.“
Was steht denn drauf?“
„Blöd, ja, ich könnte ja mal schauen, was draufsteht. Vielleicht hilft uns das weiter.“
Isabelle drehte die Karte um und las nun:
Madame Kala
Tarot-Kartenlegen
Pendeln, Wahrsagen
Lebenshilfe
Parkring 13, Zürich
„Die ist hier, in der Nähe unserer Firma“, rief Tanja. „Was hat Ben mit einer Wahrsagerin am Hut? Der ist so sehr Realist, dass er niemals zu so einer gehen würde.“
„Nein, er würde vermutlich nicht hingehen, aber sie zu ihm.“
„Wie kommst du denn auf die Idee?“, fragte Tanja verwundert.
„Weil ich die Frau kenne, wenn es wirklich die Madame Kala ist, die ich meine. Aber davon gehe ich stark aus.“
„Du…du…kennst sie?“
„Ja, leider.“
„Wieso leider? Komm erzähle, bitte. Was ist mit der? Was will sie von Ben?“, fragte Tanja ganz aufgeregt.
„Das ist eine lange Geschichte. Ich müsste dir viel von ihr und über mich und meine Familie erzählen. Dazu haben wir aber keine Zeit.“
„Du sprichst in Rätseln. Komm, ich bin deine Freundin. Mir darfst, nein, mir musst du alles erzählen.“
„Das werde ich auch, liebe Tanja. Aber nicht jetzt und heute. Wir müssen handeln und uns zu dieser Madame Kala begeben und sie beobachten. Ich denke, dass sie Ben gekidnappt hat!“
Im Verlies
Ben fürchtete sich nicht im Dunkeln, aber diese undurchdringliche Dunkelheit war ihm unheimlich. Er versuchte sich zu erinnern, was er von dem Raum gesehen haben könnte, bevor Leila die Türe hinter ihm verschlossen hatte. Er konnte sich nur schwach an die Bodenbeschaffenheit erinnern, da er, als ihr in das Dunkel trat, unwillkürlich zu Boden sah. Und der war mit Teppichboden ausgelegt.
Ben drehte sich um 180Grad, streckte die Arme aus und ging langsam zur Türe. Nach zwei kleinen Schritten hatte er die Wand erreicht. Sie war weich und mit Kunststoff überzogen Er suchte nach einem Schloss, einer Türfalle oder nach einem Riegel. Er fand nichts. Nicht mal den Ansatz einer Türe. Kein Licht und keine Luft drangen irgendwo herein. „Vermutlich auch noch schalldicht“, dachte er.
Er drehte sich mit dem Rücken zur Türe und lief langsam und vorsichtig mit ausgestreckten Armen los. Nach vier kleinen Schritten war er an der gegenüberliegenden Wand angekommen. Er untersuchte auch diese. Sie war ebenso weich und mit Kunststoff überzogen, wie die Wand, an der die Türe sein musste.
Die rechte Hand an der Wand, schritt er der entlang, die linke Hand ausgestreckt. Nach knapp zwei Schritten war er an einer Seitenwand. Auch diese war so ausgekleidet, wie die anderen, die er schon berührt hatte. Er lief nun rund herum, immer mit der rechten Hand Fühlung nehmend. Überall fühlte sich die Wand gleich an. Es gab nichts in diesem Raum als Dunkelheit, einen Teppichboden und er selbst.
Er wusste nicht mehr, wo er genau stand. Wo die Türe sein musste. Er wusste nur, dass er keinen Ausweg fand. Resigniert setzte er sich auf den Boden. „Ich sitze in einer kleinen Gummizelle“, sagte er leise vor sich hin.
„Und, hast du ihn im Verlies untergebracht?“, fragte Kala. Sie sass auf einem Diwan, hatte ein Glas Sekt in der Hand und schaute fragend auf die soeben eintretende Leila.
„Ja, sicher. Das war kein Problem. Er widersetzte sich zwar, wollte nicht mit mir Kaffeetrinken gehen. Da habe ich ihn einfach gepackt und unter Androhung von Polizei, wegen sexueller Belästigung, mitgeschleift.“
„Also nicht freiwillig? Das ist nicht gut.“
„Nun, er hat sich ganz in sein Schicksal ergeben und irgendwie war es schon freiwillig. Zumal er, als wir aus dem Tram raus waren, keine Probleme mehr gemacht hat. Er hat mich im Gegenteil ziemlich eindeutig gemustert.“
„Ja, du siehst ja auch sehr gut aus, bist jung und sexy und für einen Wollfetischisten warst du ja sensationell angezogen. Dazu hast du auch noch meine Parfum-Kreation ‚Temptation’ aufgetragen. Da musste ja die Maus in die Falle.“
Leila setzte sich in einen Polstersessel. Sie hatte sich umgezogen und trug einen sehr eng anliegenden, schwarzen Catsuit mit hohem, engem Rollkragen aus sehr dicker Angorawolle. Um ihre Wespentaille trug sie einen weissen, breiten Schal als Gürtel, dessen Enden auf der rechten Seite nieder fielen.
Ihre Füsse steckten in schwarzen Pantoffeln mit Keilabsatz. Die Haare hatte sie streng nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden.
„Willst du zuerst, oder soll ich?“, fragte Leila ihre Mutter. „Du hast es nötiger als ich.“
„Ja, ja, spiele nur wieder aufs Alter an“, sagte Kala wütend und aus ihren grünen Augen blitzte es. „Ich werde ihn mir mal vornehmen“.
„Dazu würde ich mich aber umziehen, mit diesem Outfit erreichst du nichts“, spottete Leila.
Kala trug Jeans und einen alten, verwaschenen und aus der Form gekommenen Pullover aus Baumwolle. Sie hatte vorher das Verlies und die angrenzenden Räume sauber gemacht. Sie hatten den Plan geändert und Leila war alleine gegangen, Ben einzufangen.
„Ich habe ja fast nichts mehr anzuziehen“, klagte Kala.
„Dann mach dir was!“
„Das würde nicht gut gehen. Ich habe es übertrieben. Muss die Kräfte noch haushälterisch anwenden.“
„Soll nicht ich zuerst? Dann kann ich dich mit Nachschub versehen und du bist hinterher fit.“
„Nein, ich möchte nicht nehmen, was übrig bleibt. Schliesslich habe ich den Kerl gefunden.“
„Ja, aber ich habe ihn auch gesehen und her gebracht habe ich ihn auch. Ich weiss nicht, ob du das geschafft hättest.“
„Mit Sicherheit, ja. Aber wir wollen uns nicht streiten. Borgst du mir was von dir, bitte?“
„Welches willst du?“
„Am liebsten das pinkfarbene Set.“
„Ok, kannst du haben.“
„Danke“, sagte Kala im Aufstehen. Sie verliess das Wohnzimmer und kam nach 10 Minuten wieder zurück.
Sie trug einen pinkfarbenen Longpullover mit grossem, weitem Kragen aus Kidmohair, welcher ihr bis knapp zur Mitte der Oberschenkel ging. Darunter trug sie rote, zum Pullover passende Netzstrümpfe. Die Strümpfe waren aus Lopiwolle.
Darüber trug sie einen roten, dreiviertel Mantel aus Mohairwolle und schwarze, hochhackige Schuhe. Sie hatte sich geschminkt und ‚Temptation’ aufgetragen.
„Was hast du gemacht?! Du siehst ja 20 Jahre jünger aus!“, schrie Leila ihre Mutter entsetzt an.
„Ich habe nur den letzten Notvorrat aufgebraucht, den von deinem Vater“, antwortete Kala Schulter zuckend. „Es gibt ja jetzt wieder, dann können wir uns wieder einen Vorrat anlegen.“
„Du spinnst! Du bist absolut verrückt!“, entsetzte sich Leila. „An mich denkst du nicht im Geringsten, was?“
„Doch, dein Vorrat ist noch da. Ich habe nur meinen aufgebraucht. Aber ich bin sicher, es lohnt sich.“
Leila atmete auf. „Wenigstens etwas. Aber du weißt schon, dass das absolut gefährlich ist, für dich? Was, wenn es nicht hinhaut. Ich wäre mir, nein ich bin mir nicht so sicher, dass es hinhaut.“
„Ach du, mit deiner Skepsis wieder. Man sollte denken, ich sei die junge und du die alte Frau. Was ja jetzt sogar fast stimmt. Gemäss unseres Aussehens“, lachte Kala. „Und nun an die Arbeit! Er wird langsam kirre sein. Fast zwei Stunden bei absoluter Dunkelheit in einer Gummizelle sind kein Zuckerschlecken.“ Entschlossen lief sie los und befahl Leila: „Du steuerst die Anlagen.“
„Okay, viel Spass und guten Erfolg“, sagte Leila und folgte ihrer Mutter.
Plötzlich flammte Licht auf. Grelles Licht von oben erleuchtete Bens Zelle. Er erschrak und hielt die Hand vor die Augen, so sehr blendete es ihn. Als er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, blickte er sich um. Er war tatsächlich in einer Art Gummizelle. Alles war mit weissem Kunststoff ausgelegt. Die Zelle war ungefähr 3 mal 3 Meter gross. An der Decke, die ungefähr 3 Meter hoch war, war ein ebenso grosser Reflektor angebracht, welcher die indirekte Beleuchtung reflektierte und jeden Winkel der Zelle mit gleich viel Licht versorgte.
Ben war also quasi in einem Würfel gefangen.
„Hallo Ben“, hörte er eine Frauenstimme. „Herzlich Willkommen in meinem Haus.“ Ben kannte die Stimme nicht. Das konnte nicht Leila sein.
„Wo ist Leila? Sie soll mich hier rauslassen“, sagte Ben und schaute nach oben, woher er die Stimme hörte.
„Hast du Sehnsucht nach Leila?“
„Nein, ich will einfach raus!“
„Das war die falsche Antwort“, sagte die Frauenstimme.
„Okay, dann habe ich Sehnsucht nach Leila“, maulte Ben.
„Du wirst noch früh genug das Vergnügen mit ihr haben“, lachte die Frau. „Zuerst aber, darfst du mit mir vorlieb nehmen. Ziehe dich aus!“
„Was soll ich?“
„Du hast mich schon verstanden! Mach vorwärts, sonst lösche ich das Licht und enge dich ein bisschen ein.“ Kala lachte schrill.
„Vergiss es!“, sagte Ben und lehnte sich mit verschränkten Armen an eine Wand.
„Ok, du hast es nicht anders gewollt!“
Das Licht erlosch und die Wand, an welcher Ben stand, drückte ihn plötzlich nach vorne. Er konnte sich nicht dagegen stemmen, so stark war der Druck. Er wich auf die rechte Seite aus, doch auch diese Wand kam ihm entgegen. Er bekam Angst, Platzangst.
„Aufhören! Stopp!“, schrie Ben. „Ich mache, was du willst!“
„Das Licht flammte erneut auf und Ben sah, dass der Raum ungefähr um die Hälfte geschrumpft war.
„Ausziehen!“, befahl Kala, „sonst mache ich den Raum noch kleiner. Dann kannst du nicht mal mehr liegen oder sitzen. Ich kann die Wände schieben, dass es so eng wird, wie in einem Sarg. Ich möchte dann mal sehen, wie lange du das aushältst.“
Ben begann sich zu entkleiden. Zuerst zog er sein Hemd aus.
„Nun mach mal schneller“, befahl Kala. Die Wände schoben sich noch näher zusammen. Nun beeilte sich Ben und stand in der Unterhose da.
„Alles ausziehen!“
Ben zog nun auch noch seine Unterhose aus.
„Na, also, geht doch. Bist gut gebaut, Kompliment.“ Die Wände bildeten sich zurück. Bald stand Ben wieder im ursprünglichen Raum. Eine Türe öffnete sich, schwang nach innen. Ben sah einen kleinen Raum, etwa einen Quadratmeter gross, auch mit Kunststoff überzogen.
„Gehe in die Schleuse!“
Ben gehorchte. Die Türe schloss sich und Ben stand im Dunkeln. Doch die Schleuse öffnete sich und Ben sah einen weissen Raum in welchem ein grosses Bett stand. Vor dem Bett stand eine grosse, schlanke, blonde Frau mit langen Haaren. Sie war ganz in pink farbige Wolle gekleidet.
„Wow“, dachte Ben und betrat den Raum vollends. Die Türe hinter ihm schloss sich.
Ben schaute sich um. Der Boden war mit weissem Teppichboden ausgelegt. An der Decke waren Vorhangschienen angebracht, welche weisse, schwere Vorhänge trugen, die den ganzen Raum bildeten. Vermutlich hatte es hinter den Vorhängen noch andere Möbel. Jetzt sah er nur ein grosses Bett. Auf dem Bett lag eine weisse Wolldecke. Das Bett war schwarz, aus Schmiedeeisen. Das Kopfende war ein bisschen höher als das Fussende. Den Abschluss an den vier Ecken bildeten je eine Messingkugel.
So standen sie, keine drei Meter voneinander entfernt und betrachteten sich. Mit ihren grünen Augen schaute sie ihn musternd an.
„Diese Augen“, dachte Ben. „Die gleichen hat Leila. Das muss wohl eine Schwester von ihr sein.“
Er musterte sie vom Kopf bis zu den Füssen. Sie tat dasselbe mit ihm. Sie war ein bisschen enttäuscht, denn sie hatte gedacht, dass sie mehr auf ihn wirken würde. Doch sein Penis hing schlapp herunter.
„Hi, Ben. Ich bin Kala“, beendete sie die Stille. „Gefalle ich dir?“
„Ja…eigentlich schon…“, sagte Ben unsicher.
Kala zog ein paar pink farbige Handschuhe aus Mohair an und näherte sich Ben. Eine Armlänge vor ihm blieb sie stehen. Sie war etwas kleiner als er.
Ben roch ihr Parfüm. Es war das gleiche, wie Leila getragen hatte. Es roch jedoch viel intensiver. Kala sah verführerisch aus. Die grünen Augen leuchteten und schienen zu sagen: „Komm du schöner Mann, küss mich!“
Doch Ben blieb kalt, vorläufig noch.
Kala trat ganz an Ben heran und schmiegte sich an den nackten Körper. Die Wolle berührte Bens Haut. Weich, warm und leicht kribbelnd fühlte es sich an. Ben stand steif wie ein Stock. Kala legte ihm eine Hand in den Nacken, öffnete leicht ihre Lippen, welche mit pink farbigem Lipgloss überzogen waren und zog ihn zu sich runter, um ihn zu küssen.
Doch Ben sperrte sich dagegen.
„Komm, Kleiner. Küss mich.“ Kala zog an Bens Hals. Mit der anderen Hand streichelte sie über Bens Brustwarzen. Ben roch ihr Parfüm noch stärker. Irgendwie beeinflusste es Bens Willen. Er gab ein wenig nach und ihre Lippen berührten sich. Kala war eine ausgezeichnete Küsserig, mit langjähriger Erfahrung. Ben konnte nun nicht mehr widerstehen und küsste sie leidenschaftlich zurück.
„Ha, wer sagt’s denn. Das Parfüm bricht jeden Willen und macht jeden gefügig“, dachte sie und streichelte Bens Körper, runter bis zu seinem Penis. Sanft streichelte sie darüber, fasste seine Hoden und drückte sie leicht. Sie umfasste seinen Penis hinten beim Schaft und zog Ben so in Richtung Bett. Ben folgte ihr. Sie liess sich aufs Bett nieder, drückte Ben dagegen, so dass er das Gleichgewicht verlor und aufs Bett fiel. Sie legte sich neben ihn und begann seinen ganzen Körper mit Küssen zuzudecken. Die Wolldecke und der Wollmantel, der Longpullover sowie die Netzstrümpfe fühlten sich weich und warm auf Bens Haut an. Zudem kribbelte alles leicht. Genauso liebte er es.
Kala zog alle Register ihres Könnens, aber der Erfolg war gleich null. Bens Penis erhob sich nicht einen Millimeter.
„Was ist mit dir los?“, fragte Kala entnervt. „Bist du schwul?“
„Nein…nein“, stotterte Ben. Er war wie in Trance, konnte sich aber auch nicht erklären, weshalb er keinen hoch kriegte. Die Frau war der Hammer. So hatte ihn noch keine geküsst. War er etwa schon hoffnungslos in Isabelle verliebt, dass Kala keine Wirkung auf ihn hatte?
„Warum kriegst du dann keinen hoch? Komm, leg dich höher aufs Bett.“ Sie fasste Ben unter den Armen und zog ihn, mit seiner Hilfe, in die Mitte des Bettes. Sie fasste Bens Handgelenke und drückte sie auf die Wolldecke. Wie von Geisterhand umfasste die Wolldecke Bens Handgelenke. Kala stand schnell auf, ging ans Kopfende des Bettes. Sie nahm ein paar Manschetten hervor, legte sie um Bens Handgelenke und fesselte ihn damit ans Bett. Die Wolle der Decke um die Handgelenke löste sich wieder.
„He, hallo, was gibt das?“ fragte Ben verwundert.
„Jetzt will ich doch mal sehen, ob ich dich nicht rumkriege. Das ist was, das mir noch nie passiert ist.“ Kala band auch noch Bens Beine fest. Sie kniete sich zwischen seine Beine aufs Bett und betrachtete seinen Penis. Sie streichelte seine Hoden und den Schwanz, drückte dem schlappen Glied die Vorhaut nach hinten. Nichts!
Ben schaute ihr zu. Sie sah hinreissend aus. Die Wolle war so kuschelig anzusehen. Die grossen Brüste drückten die Wolle des Pullovers nach vorne. Er hob den Kopf und sah, dass sie unter dem Pullover nichts trug. Die Strümpfe waren im Schritt offen. Es war ein Anblick, dem er normalerweise nicht widerstehen konnte.
Kala bückte sich und schlürfte Bens Penis in den Mund. Ganz zart lutschte sie Bens bestes Stück, doch auch das brachte nicht den gewohnten Erfolg.
„Du bist doch Wollfetischist und hetero, oder?“, fragte Kala enttäuscht. Sie hatte sich auf ihre Fersen gesetzt und schaute resigniert zu Ben runter.
„Ja“, sagte Ben nur.
„Warum, warum kriegst du keinen hoch?“
„Ich weiss es nicht“, sagte Ben wahrheitsgetreu und dann sagte er: „Ich hatte gestern einen total verrückten Nachmittag. Ich wurde entsamt. Wie ich dann nach Hause gekommen bin, weiss ich nicht. Aber seither habe ich keine Lust mehr.“ Ben konnte sich nicht erklären, warum er der alles erzählte, aber er konnte nicht anders.
„Aha! Von wem wurdest du so dran genommen?“
„Von Isabelle. Sie arbeitet bei uns und von Tanja, meiner Bürokollegin.“
„Isabelle? Ist das die mit den langen, braunen Haaren?“
„Du kennst sie?“, fragte Ben verwundert.
„Ich habe sie gestern gesehen, als sie dich nach Hause brachten. Sie kam mir bekannt vor. Aber ich kenne keine Isabelle. Was habt ihr denn gemacht, gestern?“
„Du hast mich gestern gesehen?“
„Ja. Denkst du, du bist per Zufall hier? Wir haben dich gesucht, gefunden und hierher gebracht, meine Tochter und ich.“
„Du hast eine Tochter?“, fragte Ben ungläubig.
„Ja, sicher. Ich habe eine erwachsene Tochter. Aber von der reden wir nicht. Was habt ihr gestern gemacht?“
„Ha, ha. Du und eine erwachsene Tochter. Du bist ja viel zu jung dafür.“
„Lassen wir das“, sagte Kala unwirsch. „Erzähle mir jetzt von gestern. Oder willst du wieder in die Gummizelle?“
„Nein, danke. Einmal hat gereicht. Also, das war so…“
Ben erzählte Kala alles, was sich zugetragen hatte und was er noch wusste. Als er geendet hatte, sagte Kala: „Nun wird mir einiges klar. Du bleibst hier liegen, ich komme gleich wieder.“
Sie sprang auf und verschwand hinter einem der weissen Vorhänge.