Читайте только на ЛитРес

Книгу нельзя скачать файлом, но можно читать в нашем приложении или онлайн на сайте.

Читать книгу: «Der Sternsteinhof», страница 3

Шрифт:

4. Kapitel

Als Muckerl in die Schlafkammer trat, richtete sich die Kleebinderin im Bette auf.

»Noch wach, Mutter?«

»Ja.«

»Aber wie kommt denn, daß d‘ so spät noch auf bist?«

»Ich denk‘ wohl daher, weil ich nit schlafen kann.«

»Ei, mein..«

»Hast dich gut unterhalten?«

»So, so.«

»Warst allein?«

Muckerl blieb die Antwort schuldig.

»Ob d‘ allein warst, frag‘ ich. Druckt dich doch ‚s G‘wissen, du falscher, hinterhälterischer Bub‘ du, weil d‘ dich mit der Sprach‘ nit heraustraust? Meinst, die Sach‘ bessert, wenn mir‘s fremde Leut‘ zutrag‘n?«

»Ah, mischen sich schon welche ein?«

»Mit der Zinshofer Helen‘ bist g‘wesen.«

»Na, so war ich halt mit ihr.«

»Ja, leider Gott‘s, wär‘s ein‘ andere —«

»Mir steht kein‘ andere an.«

»Kein Wort verlieret ich, aber g‘rad die!«

»Ich weiß, du kannst s‘ nit leiden, und so verlierst mehr als ein Wort d‘rüber und hebst nachtschlafender Zeit zun Streiten an. Ich aber hab‘ kein‘ Lust mit dir z‘warteln und ‚n Schlaf versäumen, taugt mer auch nit, wo ich morgen früh an die Arbeit will. Gute Nacht!«

»Schön! Der Mutter ‚s Maul verbieten und aus‘m G‘sicht geh‘n, das hast also schon abg‘lernt von ihr und glaubst, daß dabei ein Segen sein kann?«

»Jesses! Was du dir einbildst! Gott soll mich strafen, wann von dir a Red‘ war. Nix als mein‘ Ruh‘ will ich, weil da d‘rüber doch nit ruhig mit dir z‘reden is.«

»Weil d‘ nit ruhig zuhören magst, so sag‘. Ich glaub‘ dir ja recht gern, daß sie über mich kein Wort verloren hat, sie wird‘s schon so zu Stand bringen, dich deiner Mutter abwendig zu machen, wie sie ‚s ja auch ohne ein Wort zu Stand gebracht hat, daß du dir ihr z‘lieb‘ über deine Kräften Auslagen machst.«

»Selb‘ war mein freier Willen.«

»Du hast noch ein‘ freien Willen!«

»Und über meine Kräfte war‘s nit.«

»So? Hast du ‚s so überflüssig? Hast du ‚s scheffelweis steh‘n, daß du nur zuz‘greifen und nit rechnen brauchst? Na, is mir lieb, aber ‚s ist auch ‚s erstemal, daß ich davon hör‘! Doch laß‘ dir sagen, wenn d‘ dich schon auf‘n Guttäter z‘nausspielen willst, so gib dein Almosen an Bedürftigere und an Leut‘, die ‚s verdienen.«

»Es war kein Almosen.«

»Freilich nit, glaub‘s wohl, ein Präsent war‘s, wo du noch hast schön bitten müssen, daß ‚s ja möcht freundlich ang‘nommen werden; denn ein Almosen z‘nehmen, sind d‘Zinshoferschen viel z‘stolz, obwohl nit eins im Ort is, das so nix hätt‘, wie die nix haben.« »Aber, Mutter,« schrie Muckerl, vor Ärger lachend, »das is schon hellauf zum Verzweifeln, wie du daherred‘st, erst soll ich‘s an Bedürftigere geb‘n, und dann weißt selber niemand, der weniger hätt‘, wie die! ‚s is ja ein Unsinn!«

»Immer besser, Muckerl, immer besser! Heiß‘ du deiner Mutter Reden unsinnig, aber Unsinn oder nit, ich hab‘ nit nur von Bedürftigere g‘redt, sondern auch von solche, die ‚s verdienen.«

»Na ja, du redest so fort, ‚s eine in‘s andere, und d‘rüber würd‘ der Morgen grau. Ich hab‘ schon g‘sagt, Almosen war‘s kein‘s, daß ich nach‘m Bedürfen oder Verdienen fragen müßt‘, mir war um‘s Schenken und von dem Mein‘m werd‘ ich wohl weggeben dürfen, was ich entbehren mag!«

»Sag‘ lieber, was andere nit entbehren mögen!«

»Mein Geld is ‚s aber doch,« sagte der Bursche trotzig, »und um das Bissel, was ich mir von mein‘ Verdienst z‘ruckb‘halten hab und wovon du gar nix wüßt‘st, wenn dir nit fremde Leut‘ davon g‘sagt hätten, brauchtest du kein so g‘waltig‘ Aufheben z‘machen! Unsere Kastenladeln hast stürzen können, wie d‘ willst, ‚s wär‘ kein luketer Sechser h‘rausg‘fallen, bis ich zun Schnitzen ang‘hob‘n hab‘; all‘s Geld, was jetzt im Haus is, rührt von meiner Arbeit her, von dem hab‘ ich dir nix g‘nommen und nimm dir nix, so kannst dich wohl zufrieden geb‘n!«

Die Kleebinderin schlug die Hände zusammen und blickte zur Stubendecke auf, wie über eine ganz unerhört unbillige Zumutung. »Zufrieden geb‘n?!« sagte sie mit weinerlicher Stimme. »Bin ich denn a schlechte Mutter, die ihr‘m Kind kein‘ Freud‘ gönnt und verlangt, dasselbe soll sich z‘tod arbeiten, daß du mir ‚s Geld vorwerfen magst?! Hast du mich je klagen g‘hört die lange Zeit über, wo ich allein hab‘ schaffen und sorgen müssen, daß wir uns ehrlich fortbringen? Ich hab‘ kein‘ Müh‘ und kein‘ Plag‘ g‘scheut, uns ‚n Mangel fernz‘halten, und dabei nie keine andere Meinung g‘habt, als daß ich tät‘, wie einer rechtschaffenen Mutter zukäm‘! Wenn alleinige Weiberarbeit was zu erübrigen vermocht‘, so hätt‘ der Kasten nit erst auf dein Geld zu warten brauchen, womit du jetzt groß tust und mit dem ich mich zufrieden geben sollt‘, auch für die Kränkung, daß zwischen uns, die wir noch kein‘ Tag geschieden waren, jetzt mit einmal eine Fremde stehen soll, mir just die Allerwildfremdeste, die du hast finden mögen! Nein, Muckerl, gegen das kommst du mit dein‘m Geld nit auf, und wenn du sagst, daß du mir nix davon nähmst, so sag‘ ich, sei ohn‘ Sorg‘, ich nimm dir nix davon, kein‘ Groschen! Bin ich dir im Weg, so geh‘ ich. Konnt‘ ich die Jahr her ‚n Unterhalt für zwei bestreiten, werd‘ ich mit Gott‘s Hilf wohl noch so viel arbeiten können, daß ich mich allein fortfristen mag.« Sie drückte schluchzend den Kopf in die Kissen.

Der Bursche streckte ratlos die Arme gegen die Alte aus. »Mutter! Ich bitt‘ dich, tu‘ doch g‘scheit! Verfall nit af Gedanken und sinn‘ Sachen aus, womit d‘ ein frei verzagt machen könnt‘st! Laß‘ dir sagen, was kann denn ich dafür, daß mir g‘rad die Dirn g‘fallt? Aber schau‘ dir nur die andern dagegen an! D‘ mehrsten tun ‚n Augen weh, wenig‘ vertragen ein näher Zuseh‘n, und keine is ihr gleich. Noch bevor ich g‘wußt hab‘, was die zweierlei Leut‘ auf der Welt bedeuten, hat mir schon kein‘ andere gefallen und jetzt erst recht nit! Kein größer Unglück könnt‘ ich mir denken, als wann die nit mein würd‘. Wahrhaftig ich will nit davon sagen, obwohl ich mir‘s oftmals schon ausgedacht hab‘, was für ein Segen das sein wird für die Arbeit, wenn mir vom früh‘n Morgen bis Feierabend so was Schön‘s im Haus unter‘n Augen h‘rumgeht, das ist just, als ob ein‘m beim Schnitzen und Pinseln was geschickt die Hand führet; aber nit, wie ich denk‘, mit ihr mein‘s Lebens froh z‘werden, muß ich dir sagen, daß d‘ mich recht verstehst, sondern, daß ‚s ohne ihr weiter für mich kein‘ Freud‘ auf der Welt gab‘! Gegen ‚s selbe Einseh‘n hab‘ ich mich a Zeit hart g‘nug g‘wehrt, denn nit nur deiner Warnung bin ich eingedenk g‘west, so viel ein‘s bei ein‘m solchen Blindekuhspiel noch z‘seh‘n vermag, hab‘ ich auch g‘seh‘n, z‘erst an mir h‘runter, daß ich mich in der Säubrigkeit nit ihr an d‘Seit stellen kann, denn ein wenig z‘nebenher an ihr hin, wo ich manch‘s g‘merkt hab‘, was mir nit hat g‘fallen mög‘n und noch nit g‘fallen mag, aber trotzdem kenn‘ ich kein‘ andern Wunsch und Will‘n, als sie zu hasdien und zu halten. Ja, sie is eitel, unwirtschaftlich und trutz‘, wie viel‘ sind das aber auch, um die sich nit d‘Müh‘ lohnen möcht‘, es ihnen abz‘gwöhnen? Sie aber – das war gleich mein Denken – könnt‘ wohl noch recht, ganz recht werd‘n, wann sie allweil um dich wär‘, wann‘s von dir zulernet! D‘rum hab‘ ich g‘hofft, weil ich nit von ihr lassen kann und sie mir doch auch gut is, daß du sie doch einmal, mir z‘lieb‘, leiden kannst!«

»Ja, weil du das eine nit kannst, soll ich‘s himmelweit andere können,« murmelte die Kleebinderin. »So sein die Kinder! Von ihr‘m ersten Schrei an müssen sich die Eltern in sie schicken. Dös klein bissel Folgsamkeit, was g‘rad‘ nur die Zeit, von wo‘s d‘Kinderschuh‘ antun, bis wo sie ‚s vertreten haben, nebenherlauft, is gar nit der Red‘ wert. Na, wolln‘s einmal überschlafen. Gute Nacht!«

»Gute Nacht, Mutter,« sagte Muckerl und zog, tief einatmend, die Decke an sich.

Die Kleebinderin begann nun eine ernste Selbstschau zu halten. Wozu war auch das leidige Gezänk? – rückte sie sich vor. – Bin doch nit gar so alt, daß ich mir nimmer vorstell‘n könnt‘, wie ein‘m jung z‘Mut is. Warum will ich Heu gegen ‚n Wind häufeln und mein‘m Bub‘n die Dirn verleiden, ohne die er nit sein mag, statt mich z‘freu‘n, daß sie ihm gut is? Weil ich nit will, daß ein‘m andern g‘fallt, was mir nit, und eigentlich hab‘ ich‘s doch nur gegen die alte Zinshoferin, die hat nie was taugt, aber was kann die junge für ihr‘ Mutter? Muß ‚s just derselben nacharten? Kreuzbrave Eltern hab‘n oft schlechtgeratene Kinder; ‚s kann doch auch einmal umkehrt der Fall sein. Wenn d‘Helen‘ erst da im Haus sein wird, wo ‚s nix Unrecht‘s sieht noch hört, und sie laßt sich bedeuten, gar so unlenksam wird sie ja nit sein, warum sollt‘ sie nit a brav‘ Weib abgeben, für‘n Muckerl schon gar, der g‘wiß a braver Mann wird?! Eher als nit! Aber all‘ dös hätt‘ ich vorhin bedenken soll‘n, statt, daß ich unvernünftig mich in d‘Hitz‘ red‘, bis ich vor Gift und Gall nimmer ausweiß. Bin doch wahrhaftig recht a bösartig‘, eigensinnig‘ alt‘ Weib! —

»Muckerl,« rief sie halblaut, »schläfst schon?«

»Nein, Mutter.«

»Ich denk‘ just, daß mer der Leut‘ G‘red‘ und Zwischentragerei ein End‘ macht und die Sach‘ fein schicksam einfädelt, dürft‘ wohl g‘raten sein, die Zinshoferischen zu uns z‘laden. Taugt dir‘s, so hätt‘ ich nix dagegen, wann du ‚s am nächsten Sonntag herüberbitt‘st.«

»Ja, Mutter.«

Mehr sagte er nicht, aber darüber, wie er es sagte, war die alte Frau recht vergnügt.

So fanden sich denn am Sonntag-Nachmittag die vier Leute im Kleebinderhäusel zusammen. Die beiden Bäuerinnen saßen sich gegenüber und sagten sich weder Liebes noch Leides, sondern sprachen vom Wetter und vom Wirtschaften: die Kleebinderin, ihrer Überlegenheit bewußt, redete ein Langes und ein Breites, und die Zinshoferin, öfter verstohlen gähnend, warf Kurzes und Schmales dazwischen. Helene bezeigte sich mehr respektvoll als freundlich, sie sah meist vor sich nieder, selten blickte sie nach Muckerl, der ihr gegenüber saß und kein Auge wandte. Er war der einzige, den die Langeweile nicht anfocht, weil er sich ganz rückhaltlos zufrieden und glücklich fühlte.

Vom nächsten Tage ab galt es im Dorfe für ausgemacht, daß nunmehr alles zwischen dem Kleebinder Muckerl und der Zinshofer Helen‘ in Richtigkeit sei. Die Dirne blieb sich übrigens in ihrem Verhalten ganz gleich, was die alte Kleebinderin veranlaßte, immer nachdrucksamer mit dem Kopfe zu schütteln. Es eilte der Helen‘ gar nicht, sich bei der Mutter Muckerls einzuschmeicheln, sie suchte deren Umgang nicht und hielt ihr bei Begegnungen gleichmütig Stand, so wie sie auch die Neigung des Burschen weder ermutigte noch ablehnte; ja, einem weniger Gutmütigen hätte sie sicher das Schenken verleidet, sie verstand sich zu keiner Bitte und zu keinem Danke.

Hatte sie Kleider oder Schuhwerk abgetragen, so sagte sie zu Muckerl: »Nun, schau‘ einmal, wie schnell das ruiniert! Sein doch recht betrügerische Leut‘, die so was verkaufen mögen, und du laßt dir auch alle schlechte War‘ aufhängen.« Oder wenn es sie nach irgend etwas verlangte, einem Schmuckgegenstande und derlei, so fragte sie: »Meinst nit auch, daß das schön wär‘ und mich kleiden möcht‘?« Er suchte dann bessere Ware und auch das Schöne und Kleidsame herbeizuschaffen.

Sie schlug es dem Muckerl rundweg ab, sich von ihm nochmal in das Wirtshaus führen zu lassen. Er tauge eben nicht unter Leute und darum sei es schwer, mit ihm unter ihnen zu sitzen. Am Kirchtag aber – das verspricht sie – geht sie mit ihm auf den Tanzboden.

»O, du mein Gott,« klagte die Kleebinderin, »die Dirn‘ hat ein‘ Stolz, wie ich nie ‚glaubt hab‘, und je mehr der Bub‘ unterduckt, je stolzer tut sie und mit allem stellt er sich zufrieden.«

Er stellte sich nicht zufrieden, er war es wirklich. Lieber wie eine, die sich z‘gring acht‘t, muß ihm doch die Dirn sein, die sich vielleicht ein bissel z‘hoch halt‘t, aber doch nit zu gut für ihn. Nein, das tut sie nit. Er weiß ja, was ihm auf nächste Kirchweih‘ bevorsteht! Es war noch ziemlich lange bis dahin.

5. Kapitel

Daß schöne Mädchen gerne unscheinbare neben sich dulden, dürfte nicht schwer zu erklären sein, und daß letztere sich den ersteren aufdrängen, hat seinen Grund wohl darin: weil im Umgange mit einer so viel Umworbenen vielseitigere Aufschlüsse über das zu erwarten stehen, was nun einmal der großen Mehrzahl der Menschen das Interessanteste im Leben ist und bleibt, über das Lieben und Geliebtwerden. Daß sich die Minderhübschen dabei auch mit der Hoffnung trügen, gelegentlich einen der herzwunden Abgewiesenen für sich in Beschlag zu nehmen, mag im allgemeinen wohl nur eine boshafte, durch nichts begründete Anschuldigung sein.

Unter den Dirnen, die sich zu Helen‘ gesellten, war auch die Matzner Sepherl. Die Harthändige mit den wundernden Augen wußte sich einzuschmeicheln, sie pries so rückhaltlos die Schönheit der Kameradin, und andernteils wußte sie den Muckerl nicht genug zu loben, so daß sie es nur rechtschaffen recht fand, daß die Schönste nicht mit einem der g‘mein‘ Bauersleut‘, sondern mit einem so Kunstfertigen und Ausbündigen hausen wolle, was ganz angenehm zu hören war.

Sepherl teilte auch mit Helene die neidische Bewunderung des Sternsteinhofes, während alle andern da unten am Fuße des Hügels sich mit dem gotteingesetzten Unterschiede zwischen reich und arm zufrieden gaben und von keinem Wunschhütchen träumten, das sie auf den Gipfel versetzen könnte.

Sepherl war schon zu öfteren Malen auf dem reichen Hofe gewesen, sie hatte dort eine alte Base, die seit dem vor Jahren erfolgten Tode der Bäuerin dem Hauswesen vorstand; diese brave Schaffnerin tat sich nicht wenig auf ihre Bedeutung zugute, schätzte aber ganz richtig, daß sie selbe nur dem mächtig‘ großen Anwesen verdanke, und ließ sich bei günstiger Gelegenheit gerne dazu herbei, ein oder das andere Dorfkind darauf herumzuführen und zu verblüffen. Ein paarmal hatten die beiden Dirnen die Alte aufgesucht, ohne mehr als deren allerdings wohnliches Stübchen vom ganzen großen Sternsteinhof gesehen zu haben, dann aber wurden sie auf den nächsten Sonntagnachmittag geladen, wo die Herrenleute »aus« sein würden und auch wenig Gesinde sich daheim verhalten werde.

Es war ein sonniger Herbstnachmittag, an dem die beiden Dirnen in Begleitung Muckerls längs des Baches durch das Dorf schritten, bis wo in der Mitte desselben, der Kirche gegenüber, die Brücke über das Wasser und auf den Weg führte, der zum Sternsteinhof hinanstieg.

»B‘hüt dich Gott, Muckerl,« sagten die beiden, denn der war nicht geladen worden, und ihn mitbringen, wäre eine Unhöflichkeit gewesen. »B‘hüt‘ dich Gott und laß‘ dir unterdess‘ die Zeit nit lang werden.«

»Habt derwegen kein‘ Sorg‘,« sagte er, indem er sich auf das Brückengeländer stützte. »Unterhaltet euch gut.«

Helen‘ war boshoft genug, ihm ein »Auch so viel« zuzurufen, dann eilten die Dirnen mit flinken Füßen den Hügel hinan.

»Wirst sehen, Helen‘,« keuchte Sepherl, der es nicht gelingen wollte, den halben Schritt, den sie gegen die Kameradin zurückblieb, einzubringen. »Wirst sehen, wieviel und was ‚s all‘s da oben gibt; ganz weg wirst sein darüber.«

Helene lächelte mit den geöffneten Lippen, zwischen denen sie im raschen Gehen die Luft einsog. Sie nahm sich vor, nicht »ganz weg« zu sein.

Aber was sind menschliche Vorsätze ungekannten und ungeahnten Eindrücken gegenüber? Die alte Schaffnerin empfing die beiden Mädchen mit herablassender Freundlichkeit, bewirtete sie mit einer Schale Kaffee, ein seltenes Getränk für Leute von da unten, das sollte die richtige Stimmung hervorrufen, denn leerer Magen macht trübe Augen, dann ging es an‘s »Umsehen«.

Bei Sepherl war dabei nichts Neues zu sehen, sie schenkte all‘ dem Aufgezeigten und Vorgewiesenen einen flüchtigen Blick – wobei ihre Augen immer noch verwundert genug taten, um die ehrgeizige Frau Bas‘ bei guter Laune zu erhalten, – und machte sich das Vergnügen, auf Helenens Gesicht zu achten; diese brauchte sich anfangs gar nicht Gewalt anzutun, um das gleichgültigste von der Welt beizubehalten, denn als es im Erdgeschosse durch die Gesindestuben ging, fand sie eben nur mehr Stuben und mehr Hausrat auf einem Flecke, als sie sonst Gelegenheit hatte, beisammen zu sehen, indeß weder die einen noch der andere vom Gewohnten sich unterschieden. Als sie aber über den Hof nach den Wirtschaftsgebäuden folgte, die mit den blanken, handlichsten Geräten, ja mit Maschinen vollbestellt waren, zu deren Gebrauchserklärung sie allerdings noch stolz mit dem Kopfe nickte und ein erheucheltes Verständnis murmelte, als sie an den Scheuern mit den aufgehäuften Vorräten vorbeikam und im Geflügelhofe Hunderte von girrend, krähend, quakend und kollernd sich brüstenden Tieren sie wirre machten und als sie endlich in den übergroßen Ställen vor einer ganzen Herde Vieh stand, ein Stück immer schöner als das andere, da waren ihre Augen denn doch allmählich größer geworden, und befangen schlich sie nebenher, als es zurück nach dem Wohnhause ging, dessen Oberstock nun erstiegen ward.

Was sie da sah, als sie mit eingehaltenem Atem von Stube zu Stube ging, an Notwendigem in ausgesuchter Form und an Entbehrlichem, das breit, wie hier nicht zu entraten, an seinem Orte stand, der reiche Vorrat an Wäsche und Kleidern, der ihr einen halblauten Schrei der Verwunderung erpreßte, als die Schaffnerin die Schränke aufschloß, der große versperrte Schrank, dem sie einen scheuen Blick zuwarf, als sie hörte, er wäre bis an‘s oberste Fach mit reichem Geschirr und Silbergeräte angefüllt, endlich die eiserne Kasse, der weder ein Dieb noch das Feuer ankonnte, worin der Bauer bar mehr liegen hatte, als alle Dörfler da unten zusammen mit Häusern und Gründen schwer waren, und vor der sie fast andächtig die Hände faltete, all‘ das verschmolz in ihr zu einem Bilde der Macht und Herrlichkeit des Reichtums.

Gedrückt und verschüchtert verließ sie das Haus und atmete froh auf, als es nach dem Garten ging. Die beiden Dirnen wurden übrigens von der Alten auch nur dahin geführt, weil sich dort, von einer großen Rebenlaube aus, am schönsten weisen ließ, was für Liegenschaften zum Sternsteinhofe gehörten. Es war viel Grund und Boden, aber den Eindruck ausschließlichen Besitzes machte er doch nicht, er reichte nicht, bis wo Himmel und Erde in eins verschwammen, und rings lag doch auch viel fremdes Eigentum. Die Schaffnerin setzte den Dirnen noch ein Gläschen Wein vor, damit diese, wie sie wohlwollend bemerkte, wieder zu Leben kämen, dann entließ sie die beiden sehr zufrieden darüber, ihnen Anlaß gegeben zu haben, das weniger als je zu sein.

Eine gute Strecke legten die Mädchen schweigend zurück, dann blieb Helene stehen und sah nach dem Hofe. »Hast recht g‘habt, Sepherl,« sagte sie, »man kann wirklich ganz weg sein.«

»Gelt ja?« sagte die.

»Denk‘ nur,« fuhr Helene fort, »Die, welche ‚mal den Bub‘n vom Sternsteinhof-Bauer kriegt,… er hat ja wohl nur den ein‘?«

»Wie d‘ fragen magst! Freilich, nur ‚n Toni.«

»Die den einmal kriegt und da oben hinauf zu sitzen kommt, die muß‘s schon so gut haben, wie‘s kein‘ Prinzessin auch nit besser haben kann!«

»Pah, was d‘ red‘st! Einer Prinzessin, die g‘wöhnt is, vom goldenen Geschirr zu essen und daß die Soldaten vor ihr, G‘wehr h‘raus‘ schreien, der fehlet noch viel! Meinst denn, so a recht a reiche Bauerstochter bekäm‘ da sonderlich mehr unter d‘Händ‘, als ‚s von ihr‘s Vaters Hof her g‘wöhnt is? So arme Menscher wie wir, glaubeten sich dort freilich wie im Himmelreich, aber von uns kommt keine h‘nauf.«

»Schwerlich,« seufzte Helen‘.

»Gar nit, sag‘ ich dir! Du denk‘st nit, wie stolz die allzwei sein, der Alte wie der Junge. Kein‘ Dirn‘ im Ort, so viel wir ihrer auch sein, halt‘ der Toni auch nur des Dank‘s für‘s Grüßen wert.«

»Da g‘schieht nur denen recht, die ihn anred‘n,« rief Helen‘, »ich grüß ihn nit!«

»Und wenn er sich ja unterstünd‘,« fuhr Sepherl fort, »auf unsereine ein Aug‘ z‘werfen, sein Vater schlug‘ ihm allzwei aus‘m Kopf.«

»G‘schäh ihm so wegen mir, – Gott verzeih‘ mir d‘Sünd«, – aber ich könnt‘s zufrieden sein, dann müßt‘s der Alte trotz‘m Sternsteinhof billiger geben, und um den nahm‘ ich auch ‚n blinden Toni.«

»Pfui, wie du auch nur so grauslich daherreden magst, wo du doch schon für dein‘ Teil ein‘ Bub‘n hast, auf den d‘ stolz sein kannst! Der Toni vom Sternsteinhof, wie reich er is, stellt sein‘ Tag nix vor als ein‘ Bauern, geg‘n den is wohl der Kleebinder Muckerl ein ganz anderer. Dazu is der hochmütige Sternsteinler – wann d‘ ihn dir je von der Näh‘ betracht‘ hast, mußt mir recht geben – weitaus nit der Schönste und Stärkste, und er kann doch wahrlich nit, wie der Muckerl, was ihm an Kräftigkeit und Hübschheit fehlt, ausgleichen durch sein‘ Künstlichkeit und sein‘ Bravheit und sein‘ Gutheit.«

»Schau, was du all‘s über ihn weißt,« lachte Helen‘, »schier werd‘ ich mit dir eifern müssen, es hat völlig ‚a Anschein, ols ob d‘ in mein Muckerl verliebt wärst.« Sepherl wandte ihr errötendes Gesicht ab. »Geh‘ zu, sei nit törig.«

»Brauchst ja nit rot z‘werden, wenn es nit wahr ist,« neckte Helene. Es machte ihr Spaß, da sie sich den unbestreitbaren Besitz des Burschen von Sepherl geneidet dachte, diese durch lose Reden zu ärgern. Sie schlug ihr derb auf die Achsel. »Na, trutz‘ nit! Wann dir gar so um ihn is, kannst ihn ja hab‘n. Gib mir ein gut Wort, so laß‘ ich‘n dir.«

»Hast du auch nur ein‘ Laut von mir g‘hört, der dir das Recht gibt, ein‘ solche Red‘ wider mich z‘führ‘n?« zürnte Sepherl. »Daß der Muckerl kein‘ andere will wie dich, und selbst wenn er eine möchten tät, mich schon af d‘Allerletzt, das weißt, und weil du ‚s weißt, so laß‘ dir auch sagen, daß dich solch‘ unb‘sinnt Schwätzen nur selber verunehrt und ich mich für dein G‘spött noch allweil z‘gut halt‘!«

»Bist du aber empfindlich,« sagte Helene, über die Achsel nach ihr blickend. »Wann der Bub‘ mein is, so werd‘ ich mir doch über das Meine ein‘ Spaß erlauben dürfen? Und sag‘ ich scherzweis, ich tät‘ dir ‚n gönnen, so darf das doch dich nit beleidigen, die ‚n für so ein‘ Ausbund halt‘! Das im G‘spaß, im Ernst aber – is er, wie er is, ich bin auch, wie ich bin – vermocht‘ ihn ein‘ andere nur an‘ klein‘ Finger z‘fassen, kannst mir glauben, daß ich ‚n ihr schon nit mehr streitig machet!«

Ja, so durfte die Zinshofer Helen‘ wohl reden. Sepherl nickte zustimmend. »Wär‘ auch ein Einfall, sich mit dir z‘messen, der Muckerl tät‘ dazu nur lachen. Aber schau‘, da is er und steht noch allweil geduldsam auf der Brucken.«

Er stand wirklich noch da. Viel Wasser war, während er hier wartete, den Bach hinabgeflossen, und er fragte sich, wieviel wohl noch da unter der Brücke werde hinweglaufen müssen, bis sich schicken wird, was er wünscht und hofft.

Er stand, daß der Bach gegen ihn floß, sah nur das währende Zudrängen und Herankommen und achtete nicht auf das gischtende, wallende, rastlose Gerinne, das hinter seinem Rücken, was er gebracht hatte, Scheit oder Halm, auch mit sich fortführte.

Früh am nächsten Morgen fand sich Helene auf dem Sternsteinhof ein.

»Je, was machst du da?« fragte die alte Schaffnerin, als sie ihrer ansichtig wurde.

»Denk‘,« sagte die Dirne, indem sie nach ihrem rechten Ohrläppchen wies, »ein Ohrring is mir verloren gegangen. Hab‘ ich ihn nit da heroben bei euch verstreut?«

»Hab nix g‘seh‘n.«

»Sollt‘ er dir gleichwohl unterkommen —«

»«Will schon darauf achten.«

Über den Hof kam ein untersetzter, stämmiger Bursch auf die beiden zugeschritten.

»Da kommt unser Bauerssohn,« flüsterte die Alte, die Dirne mit dem Ellbogen anstoßend.

Helene betrachtete den Herantretenden. Er hatte krauses, schwarzes Haar, eine gerade, ziemlich fleischige Nase und braune helleuchtende Augen. Sie erwartete nach dem, was Sepherl über ihn gesagt hatte, keinen Gruß, aber sie grüßte auch nicht.

»Wen hast denn da bei dir, Kathel?« fragte er.

»‘s is die Zinshoferische von da unten,« sagte die Alte, mit einer beiläufigen Handbewegung nach dem Fuße des Hügels, welche dartun sollte, wie wenig für hier oben das da unten zu bedeuten habe. »Die Matzner-Sepherl hat‘s gestern mit heraufgebracht, und da hab‘ ich ihr große Augen machen gelehrt. Über lauter Aufschaun hat‘s gar ein‘ Ohrring verloren, ohne daß sie es gemerkt hätt‘. Gelt ja, du?« Sie legte ihre knöchernen Finger auf die runde Schulter der Dirne.

»Wahr ist‘s,« sagte Helene, »schön habt ihr‘s da heroben.« Sie sagte das aber in einem Tone gleichmütiger Anerkennung, wie wenn sie gestern gerade nicht gar zu Ungewöhnliches gesehen hätte und als ob sie etwa mehr absonderlichkeitshalber, als aus sonst irgend einem Grund in der armseligsten Hütte da unten wohne.

»Na, wenn dir‘s gefallen hat,« sagte der Bursche, »kannst ja öfter kommen.«

»Bist gutmütig,« lachte die Dirne, »denkst, mit den Augen tragt euch kein‘s was hinweg, und gönnt ein‘m ‚s Anschau‘n.«

»Bist du so interessiert?« schmunzelte der Bursche. »Wer weiß, ‚s eine oder ‚s andere könnt‘st du ein‘m leicht wohl abbetteln.«

»Meinst?« entgegnete sie, ihm voll in die Augen sehend. »Wenn ich‘s drauf antragen möcht‘, könnt ‚s ja sein; aber auf‘s Betteln verleg‘ ich mich eben nit, ich b‘sinn‘ mich noch oft, ob ich nimm, was mer mir antragt.« Sie wandte sich an die Schaffnerin. »Also sei so gut, wegen ‚m Ohrringel. Sollt‘st ‚s zufällig doch finden, so leg‘ mir‘s af d‘ Seit‘. Es wär‘ mir leid, fänd‘ sich‘s nit, s‘ eine nützt mir nix ohne ‚s andere, und obendrein ist ‚s ein G‘schenk. Schau‘, so sehen‘s aus.« Sie bog den Hals und reckte den Kopf hinüber, daß die Alte im linken Ohrläppchen den Ring betrachten konnte, dann kehrte sie sich ab. »B‘hüt Gott miteinander!«

Der Bursche tat einen leisen Pfiff. »Die ist bissel hoffahrtig, scheint mir.«

»Mir schon auch,« meinte die alte Kathel.

»Aber gleichwohl sauber, das muß ich schon sagen.«

»Sie ist ‚n Kleebinder Muckerl sein Schatz.«

»‘m Holzmandel-Macher?«

»‘m selb‘n.«

»So.«

Als Helene in der Hütte unten anlangte, keifte die alte Zinshoferin: »Wo streichst du denn schon herum in aller Früh?«

»Af‘n Hof oben war ich. Ich muß gestern dort ein Ohrring verstreut hab‘n, —«

»Pah, du Gans, schau‘ ein andermal doch lieber vorerst ordentlich im Haus nach, eh‘ d‘ nach allen Enden auslaufst. Dein‘ Ohrring liegt in der Tischlad‘, grad vorhin hab‘ ich‘s g‘seh‘n.«

»Jesses, nein, was ich für ein verlorenes Ding bin! Freilich da ist‘s. Na, da bin ich froh. Hätt‘ mir ‚n Gang und die Angst darum ersparen können.«

Sie tat einen scheuen Blick nach der Mutter und lächelte, als diese ihr den Rücken kehrte, vor sich hin.

Es war nach dem Mittagessen, als der Toni vom Sternsteinhof, nachdem er in der Küche seine Pfeife in Brand gesetzt, in‘s Freie trat und langsam quer über die große Wiese hinab zu gehen begann; einem anderen hätte es übel bekommen können, das liebe Gras so in den Boden zu treten, wer aber wollte es ihm wehren, dem künftigen Eigner? Nicht einmal der gegenwärtige, sein Vater, hätte ihn darüber vor den Leuten grob anlassen mögen, und einen »Rüppler« hinterher unter vier Augen scheute der Bursche um so weniger, als es dabei bisher noch immer – und um ganz anderer Streiche willen – ganz glimpflich abgelaufen war. Der Alte tat sich allerdings auf seine Strenge etwas zugute, aber wenn ihm im Tun und Lassen seines »Einzigen«, auf den er stolz war, etwas mißfiel, so begnügte er sich, seine Überlegenheit dadurch zu zeigen, daß er mit lautem Geschrei und Poltern das Unvernünftige, Unschicksame oder Unwirtschaftliche des Geplanten, Geschehenen oder Unterbliebenen aufwies, bis ihm der Atem oder der Faden der Rede ausging, der Junge hatte dabei nur demütig zuzuhören, und das war er gern zufrieden.

Toni hatte etwa zwei Dritteile des Weges, hinab zum Rande des Baches, zurückgelegt, als er die Türe der letzten Hütte da unten sich öffnen und Helene heraustreten sah. Die Dirne schwenkte ein Wäschestück in der Hand und setzte vorsichtig Fuß vor Fuß in die Tapfen früherer Tritte, welche wie Stufen an das Wasser hinabführten. Dort bückte sie sich, senkte den vollen Arm in das Gerinne und wusch das Leinenzeug.

Bei dem Erscheinen des Mädchens kniff der Bursche die Augen zusammen und zog den Mund breit. Er setzte langsam seinen Weg fort, bis er am Rande des Baches, zwischen zwei verkrüppelten Weiden, der Wäscherin gerade gegenüber stand. »Pst! Pst!« machte er.

Die Dirne fuhr mit einem Schrei empor und, da sie beide Hände mit ausgespreiteten Fingern, etwas unter dem Halse, gegen ihre volle Brust drückte, so entglitt ihr das Wäschestück. Sie fand eben noch Zeit mit einer Fußspitze darauf zu treten, damit es nicht fortschwimmen könne. »Jesses, was du mich aber erschreckt hast,« sagte sie leise.

Wieder spielte um den Mund des Burschen ein spöttisches Lächeln, verflog aber schnell, und er sagte, ebenfalls leise, im Ton neckender Vertraulichkeit: »Geh‘ zu, wo du da d‘Wiesen, wie breit sie liegt, vor ‚n Augen hast, siehst mich wohl schon a Weil‘ da heruntersteig‘n.«

Die Dirne zog die Brauen zusammen und biß auf die Unterlippe, während sie sich rasch zum Wasser niederbeugte.

Nach einer Weile sagte er: »Du, ich hätt‘ mit dir wohl was z‘reden.«

Sie schwenkte hastig das Linnen, dann faßte sie es mit beiden Händen, drehte es zusammen und rang es aus, dabei hatte sie sich erhoben, aber erst als sie damit fertig war, kehrte sie ihr hochgerötetes Gesicht dem Burschen zu und sagte hart und rauh: »Ich wüßt‘ nit, was du mir zu sagen hättest, und bin auch gar nit neugierig.« Sie wandte sich zum Gehen.

»Laß ‚s bleiben,« murrte der oben und schwenkte um, und unter dieser Bewegung glaubte er wahrzunehmen, daß die Dirne an der Türe der Hütte, über ihre Achsel weg, ihm lachend nachblickte, das bewog ihn, auch den Kopf zu drehen, aber er begegnete nur ihren großen, herausfordernd abgünstigen Augen und stieg verdrossen, den Hut im Nacken, die Händ‘ in den Hosentaschen, spreitbeinig den Weg hinan, den er herabgekommen war.

Wenn auf dem langen Tische in der Gemeindestube des Sternsteinhofes die Schüsseln dampften, so trat der Bauer hinzu und sprach mit lauter Stimme das Tischgebet, Knechte und Mägde murmelten es nach, dann setzte er sich, langte paarmal mit dem Löffel, Vorkostens halber, nach dem Aufgetragenen, was den andern das Zeichen gab, sich, wie sie dem Rang nach in der Reihe saßen, die Teller voll zu schöpfen oder zu häufeln. Während die Dienstleute aßen, spielte der Bauer mit dem Löffel, beobachtete, ob nicht einer oder eine ein »heikliches« Gesicht machte, und richtete an einzelne kurze Fragen und Reden, zum Schlusse sprach er die Danksagung und ging mit Toni in die reiche Stube hinauf, wo sich‘s beide an einem sorgfältiger bestellten Tische wohl sein ließen, wie ihnen zukam, da sie es ja doch nach unseres lieben Herrgotts unstreitigem Willen besser auf der Welt haben sollten wie andere Leute.

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
30 августа 2016
Объем:
330 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

С этой книгой читают