Читать книгу: «Trible», страница 4

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„Ja.“

„Und glitzernde Gegenstände?“

„Ja.“ Sie nickte sichtlich zufrieden mit den Antworten. „Wie hat dir eurer Flug gefallen? Hast du den Anblick auf die Erde genossen und hattest ein unendliches Glücksgefühl und das Gefühl der Freiheit?“ Sie lachte auf. „Wobei man es mit unserem Fliegen nicht vergleichen kann.“ Ein träumerischer Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien, doch sie schüttelte ihn sofort ab, kaum dass er da war. „Nun ja, eigentlich hat July die ganze Zeit lächelnd am Fenster gesessen. Zum Glück. Ich hatte während des schon den ganzen Flugs dieses bescheuerte Gefühl im Bauch, obwohl ich nicht einmal hinaus gesehen hatte. Zumindest ist mir nicht wie beim letzten Mal schlecht geworden.“ Sarah starrte mich an als wäre ich ein Alien. „Du hast Höhenangst?“ Mum hatte damals zu mir gesagt, dass ich zu meiner Höhenangst stehen soll, damit man selbst nicht allzu große Angst vor ihr hatte. Wobei das früher nicht gerade einfach war, weil ich als Kleinkind schon das Schwindelgefühl bei einem Haus, das mehr als zwei Stockwerke hatte spürte. Der Arzt hatte gemeint, dass ich wohl eine sehr starke Höhenangst hätte und dass sich das mit der Zeit legen würde. Hatte es auch. Jetzt wird mir nur noch schwindelig wenn ein Gebäude über fünf Stockwerke hat. Aber das war jetzt nicht so wichtig. Ich reckte das Kinn vor und sagte klar und deutlich „Ja.“. Ich zuckte zusammen als das Klemmbrett laut scheppernd auf den Boden fiel. Für einen Moment stand Sarah einfach nur da und schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an. Dann drehte sie sich hektisch um und schlug nur so in die Tasten des Telefons. Unruhig zwirbelte sie eine Strähne um ihren Finger. Dabei ließ sie mich nicht aus den Augen. „Carlo, da bist du ja endlich. Hast dich wohl wieder mit ein paar Drachenmädchen vergnügt was?“ Die Antwort schien ihr nicht zu gefallen, denn sie kniff wütend die Augenbrauen zusammen. „Lüg mich nicht an.“ Schweigen. „Ach halt doch die Klappe, es gibt wichtigeres als dein bescheuertes sexuelles Liebesleben.“ Oh, ein richtiger Frauenschwarm und Draufgänger auch noch. „Bring mir sofort den Ältesten in mein Büro. Es geht um Katy.“ Sarah stöhnte auf. „Ja, die Katy und jetzt beeil dich gefälligst.“ Laut stark warf sie das Telefon auf den Schreibtisch. Sarah sollte man wirklich nicht zu Nahe kommen, wenn sie wütend war. „Wer ist der Älteste?“ Sarah lächelte. „So wie der Name schon sagt. Er ist der älteste Drache hier und sitzt außerdem noch im Rat.“ Ich runzelte die Stirn. „Im Rat?“ Sie nickte. „Ja, der Rat besteht aus sieben Drachen, die sich um alles kümmern was in den Rudeln passiert.“ Wohl die Drachenregierung hier oder was. „Wie viele Rudel gibt es denn?“ Sie machte eine wegwerfende Gestik während sie sich auf ihren Stuhl niederließ. Ich musste weiterhin stehen. „Das spielt jetzt keine Rolle. Wichtig ist nur, das wir immer weniger werden und das liegt allein an den Schatten.“ Rily hatte sie gestern schon mal erwähnt, aber viel konnte er mir nicht über sie erzählen. Vielleicht verrät mir Sarah mehr. „Die Schatten?“, fragte ich unschuldig doch Sarah nickte nur zustimmend den Kopf, kam aber nicht mehr dazu sich weiter zu äußern, weil in diesem Moment die Tür laut knallend aufgestoßen wurde und der blond gelockte Carlo eintrat. Im Schlepptau hatte er einen Drachen. Keuchend trat ich einen Schritt zurück. Und dafür beschimpfte ich mich ein paar Sekunden später selbst. Du hast doch schon Drachen gesehen. Rily zum Beispiel. Gut, Rily war der Einzige aber egal. Dieser hier war allerdings kleiner. Seine Bewegungen waren steif und alles andere als elegant. Die Schuppen waren ursprünglich bestimmt schwarz gewesen, aber jetzt waren fast alle vollständig grau. Jede einzelne Schuppe hatte Risse als wären sie kaputt gegangen und man hätte sie wieder zusammengeklebt. Seine dunklen Augen waren allerdings noch klar und strahlten wie die eines kleinen Kindes. „Ältester.“ Sarah neigte unterwürfig den Kopf. Ich musste zweimal blinzeln um es so richtig zu begreifen. Sarah verneigte sich? Vor einem Drachen, der jederzeit tot umfallen könnte. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Weshalb seid ihr in Drachengestalt gekommen?“ „Weil ich es so will.“, fauchte er und spreizte ein wenig die Flügel. „Natürlich, aber ich dachte mir, dass dies für Katy ein bisschen zu viel werden kann. Sie ist ja neu hier und muss sich erst in dieser neuen Situation zurechtfinden. Und schließlich hat sie die Zeichnung nicht geschafft was vieles nur noch komplizierter macht.“ Ihre Stimme klang so zuckersüß, dass ich mich beinahe übergeben musste. Falsche Schlange. „Das weiß ich alles, aber sie muss sich sowieso an den Anblick gewöhnen und damit kann sie gleich anfangen.“ Sie nickte einfältig. „Jaja, aber dennoch…“ Er entblößte seine messerscharfen Zähne und fauchte. Sarah zog wie ein geprügelter Hund den Kopf ein. Der Blick des Drachens wanderte zu mir weiter und blieb auch dort. Meine Gliedmaßen versteiften sich sofort und ich konnte nur zurück starren. Diese Augen. Wie glänzender Bernstein sahen sie aus. „Du hast mich wegen ihr gerufen, stimmt´s? Sie hat manche Eigenschaften eines Drachens nicht und doch hatte sie diese äußerliche Veränderung an ihrem 17 Geburtstag.“ „Ja, sie hat überhaupt keinen Orientierungssinn und sie hat…“ Sarah holte tief Luft. „Und sie hat Höhenangst.“ Ein tiefes Grollen kam aus seiner Kehle, was vermutlich ein Lachen sein sollte. „Ja, das ist in der Tat komisch, aber es braucht sie ja nicht zu stören, schließlich ist sie kein Drache.“ Mein Herz machte einen Luftsprung. Ich war kein Drache. „Aber ein Mensch bist du auch nicht.“ Schockiert schaute ich ihn an. Wenn ich kein Mensch und kein Drache war, was war ich dann? Gab es auch solche Wesen wie Vampire und so? Hoffentlich nicht. Schon beim Gedanken daran Blut zu trinken wurde mir schlecht. „Was…was ist sie dann?“ Sarah schien ebenso aus der Fassung zu sein wie ich. „Wir wissen nicht viel über sie. Wir im Rat nennen sie einfach nur das Rätsel. Weil sie am Anfang wie Drachen aussehen, es letztendlich aber nicht sind.“ Er verstummte einen Augenblick lang ehe er fortfuhr. „In manch anderen Rudel sind solche Fälle auch schon aufgetreten. Zwar extrem selten, aber es gab sie.“ Er legte den Kopf schief, dabei ließ er mich nicht aus den Augen. „Katy scheint nicht anders zu sein als sie.“ Er trat einen Schritt vor und beugte sich hinunter sodass er fast auf Augenhöhe mit mir war. Ich erstarrte und mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meine Brust. „Pass aber auf dich auf, Katy. Keins dieser sogenannten Rätsel existiert noch im Rudel. Einige verschwanden einfach spurlos. Andere wurden aber auch von anderen Drachen oder Schatten getötet.“ Mein Herz setzte nun komplett aus. Getötet. Von diesen Schatten und Drachen wie die, die sich gerade im Raum befanden. „Sie haben Angst vor dem Unbekannten, Katy.“, sagte er zärtlich und schaute mich dabei warm an. Sarah´s aufgeregte Stimme holte mich aus meiner Schockstarre heraus und ich trat hastig ein paar Schritte zurück wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich leicht zitterte. „Aber warum wurden wir über diese Art noch nicht informiert? Und was sollen wir jetzt mit ihr machen? Sie ist schließlich kein Drache.“ Ich werde vielleicht bald getötet oder verschwinden und Sarah´s einzige Sorge war, dass sie einmal von etwas keine Ahnung hatte? Getötet. Verschwinden. Diese zwei Worte jagten mir Angst ein und ein kalter Schauer lief mir unbewusst den Rücken hinunter. Ich schlang meine Arme um den Körper, doch ich hörte nicht auf zu zittern. Der Älteste hatte unterdessen seine Flügel angelegt und es sich auf dem Boden bequem gemacht. Als ich zu Sarah schaute bemerkte ich wie sie ungeduldig sich von einen Bein auf das andere Bein trat. Ich konnte ihre Ungeduld förmlich spüren. Es gefiel mir, dass er sie etwas zappeln ließ. „Nun Sarah, wir wollten verhindern, dass das Gleiche passiert wie bei dir. Panik. In der gesamten Laufbahn der Drachen waren bisher nur sieben Rudel von ihnen betroffen. Das hier ist der Achte. Du weißt wie viele Rudeln es gibt und wie lange es schon Drachen gibt. Wir haben natürlich noch einige andere gesehen außerhalb von ihnen aber das spielt hier jetzt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass wir euch nicht beunruhigen wollten. Wenn ein Fall wie dieser aufgetreten war, wurde es natürlich uns als erstes mitgeteilt und wir konnten die Betroffenen wie jetzt über alles informieren was sie wissen müssen.“ Sarah nickte verstehend. „Wie viele gibt es denn insgesamt von uns?“ Ich wunderte mich selbst über die Festigkeit in meiner Stimme und es fühlte sich ungewohnt und gut zugleich an von „uns“ zu reden. Ich wusste nun wohin ich gehörte. Aber war das jetzt gut oder schlecht? „Es gibt insgesamt…“, begann Sarah doch der Älteste brachte sie mit einem Knurren zum Schweigen. „Du bist die Zehnte Katy und leider bist du auch die Einzige die sozusagen noch existiert.“ Ich zuckte zusammen bei seinen Worten. „Vor ungefähr zwei Jahren gab es in einem Rudel in Nevada drei Leute, die so waren. Der eine Mann war fast dreißig und war vor über fünf Jahren verschwunden ehe er wie aus heiterem Himmel wieder zurückkehrte. Er half zwei Jungs, sie waren eineiige Zwillinge. Sie hatte gerade die Wandlung hinter sich und erklärte ihm vieles. Wir wissen aber leider nicht was.“ Er machte eine Pause. „Nun, nach ein paar Wochen waren die Jungs spurlos verschwunden und der Mann war tot.“ Mir stockte der Atem. „Was ist mit ihm passiert?“ Er kniff die Augen zusammen. „Das spielt keine Rolle.“ Er wandte sich an Sarah, die komischerweise ganz ruhig dastand. „Wir müssen Tests mit ihr durchführen. So viele wie möglich, bevor sie…“ Er schaute mich kurz an. „Bevor sie uns auch noch abhandenkommt.“ Abhanden. Ein anderes Wort für verschwinden und sterben. Keine sehr rosige Zukunft. „Bring sie wieder zu Doktor Black. Er soll sie gründlich untersuchen. Ich werde ihm sofort die Aufgaben zukommen lassen, wenn ich wieder ein Mensch bin.“ Er stand auf, wandte sich ab und war schon fast an der geöffneten Tür als er wieder sprach. Er drehte sich dabei nicht um. „Ach, und niemand erzählt irgendjemanden von diesem Gespräch und seinen Folgen. Das gilt auch für dich Katy. Kein Wort zu niemanden auch nicht zu July.“ Er drehte seinen Kopf zu mir um. Seine Augen waren fast nur Schlitze und als er sprach klang seine Stimme drohend und tief. „Sonst kriegst du es mit mir zu tun und glaube mir, niemand überlebt mich.“ Und damit verschwand er. Doch seine Drohung hatte sich wie ein Messerstich in meine Brust gebohrt. Die ganze Zeit dachte ich er wäre ganz okay. Wie er mir so ruhig von den Anderen erzählt hatte, doch es war das Gleiche wie bei Sarah. Er hatte eine freundliche und böse Seite. „Na dann.“ Sarah klatschte lautstark in die Hände als die Tür ins Schloss fiel. „Carlo, bring Katy doch bitte zum Doktor und geh dann noch einmal zum Ältesten und sag ihm, dass ich umgehend die Tests haben will, damit ich mich entsprechend darauf vorbereiten kann.“ Nach Carlo´s Blick zu urteilen war er nicht gerade begeistert über seine Aufgaben. Trotzdem nickte er gehorsam und fasste mich am Arm um mich aus dem Raum zu ziehen. Ich schüttelte ihn ab. „Ich kann alleine gehen.“, blaffte ich ihn an und ging zielstrebig vorneweg. Egal welche Tests es waren. Ich werde mich nicht unterkriegen lassen. Niemals. Sie haben kein Recht mit meinem Körper alles zu machen was sie wollen. Und das werden sie immer spüren.

Der Weg zur Krankenstation war länger als ich gedacht hätte. Damals als ich mit July von dort Nachhause gegangen war kam er mir so kurz vor. Vielleicht sind wir ja auch heute Morgen genau in die andere Richtung gegangen. Oh, ich war ja so eine Orientierungsniete. Schließlich gingen wir durch eine Glastür und der Geruch von Krankenhaus stieg mir sofort in die Nase. Komisch, hier sind wir gestern gar nicht langgegangen. Hier war genauso wie bei den Jenkiens alles in Weiß gehalten. Ein paar Jungs und Mädchen in meinem Alter saßen auf schneeweißen Stühlen und schauten mich an als ich mit Carlos an ihnen vorbeiging. Die Meisten hatten Verbände angelegt bekommen doch ein paar waren an Infusionen angeschlossen und sahen so schlimm aus, dass mir kurz der Atem stockte. Sie waren so dünn, dass man die Knochen förmlich sah. Sie waren bleich wie der Tod und die dunklen Augenringe stachen dadurch nur noch mehr heraus. „Was ist mit denen passiert?“, raunte ich Carlo leise zu, der die Patienten nur mit seinem Blick streifte. „Das soll dir Doktor Black erzählen.“ Ein Mädchen schüttelte kaum merklich den Kopf und ihre Augen waren dabei weit aufgerissen. Trotz des aus ausgemergelten Körpers und des stumpfen braunen Haars, sah man, das sie einmal sehr schön gewesen sein musste. Doch die Krankheit hatte sie zerstört. Ob sie Krebs hatte? Carlos ließ mir keine Zeit mehr mir Gedanken darum zu machen, denn er zog mich ungeduldig weiter und blieb an einer Tür stehen an der er klopfte. Ein gedämpftes „Herein.“ war zu hören und wir traten ein. Doktor Black drehte sich in seinem Drehstuhl um und lächelte uns an. „Ah, da seid ihr ja endlich.“ Auf dem Tresen hinter ihm erkannte ich einen Laptop. Anscheinend hatte er gerade seine Anweisung für die Untersuchung gelesen. Man war der Älteste schnell. „Katy, setze dich bitte auf die Liege und du Carlo kannst wieder gehen. Danke.“ Carlos nickte und war gleich darauf auch schon verschwunden als hätte er es nicht erwarten können, endlich weg zukommen. Doktor Black war inzwischen aufgestanden und zeigte mit seinem strahlenden Lächeln auf die Liege. Etwas unsicher setzte ich mich darauf. Er desinfizierte unterdessen seine Hände. „So Katy, ich werde dich jetzt mal untersuchen, aber keine Sorge, es ist eine ganz normale Untersuchung, die bei manchen Menschen sogar Routine ist.“ Er ging zurück und kam mit einer Spritze zurück. „Zuerst werde ich dir Blut abnehmen.“ Ich nickte. Im Gegensatz zu vielen anderen hatte ich kein Problem damit Blut zu sehen. Nicht so wie Jeannine aus meiner alten Klasse. Bei der ist in der neunten Klasse beim Volleyball spielen, der Gel Nagel abgerissen und daraufhin hatte es ein wenig geblutet. Ich hatte immer noch das Bild vor Augen, wie sie auf dem Boden saß und nicht ihren Finger anschauen konnte aus Angst sich jeden Moment übergeben zu müssen. Unsere Sportlehrerin hatte nur gefragt, was sie macht wenn sie ihre Tage hatte. Jeannine hatte darauf keine Antwort parat gehabt. „Was ist mit den Kranken da draußen passiert?“ Er desinfizierte meine Haut. „Ach nur ein paar oberflächliche Verletzungen. Meist entstanden durchs Training oder einer Rauferei zwischen zwei Jungdrachen. Du musst nämlich wissen, dass besonders die männlichen Drachen leicht reizbar sind und manchmal spielen ihre Hormone auch noch verrückt.“ Ich musste an Rily denken. Schließlich hatte er mich wie ein nasser Sack über der Schulter getragen, weil er genervt war oder Sarah´s Schreibtisch fast in Brand gesetzt hatte. Wobei mich letzteres nicht gestört hatte. „Aber auch bei den Mädels gibt es manchmal Zicken Krieg.“ Er überprüfte die Spritze. „Pubertät ist bei Drachen ist noch schlimmer als bei Menschen.“ Ich zuckte kurz zusammen als sich die Spitze in meine Haut bohrte. „Das meinte ich nicht. Was ist mit den Kranken? Die so dünn und bleich sind.“ Er schwieg während er die Sachen sorgfältig wieder verstaute. „Haben sie Krebs?“ Er schüttelte den Kopf, drehte sich aber nicht um. „Nein, wir sind gegen alle menschlichen Krankheiten immun. Können also zum Glück niemals Schnupfen oder so bekommen.“ „Aber gegen diese hier nicht.“ Er ignorierte mich und kam mit einem Blutdruckmessgerät zurück. Als er Anstalten machte es mir umzulegen umfasste ich fest meinen Arm und hinderte ihn daran. „Was ist es dann?“ Er schwieg einen Augenblick, ehe er schließlich antwortete: „Wir nennen diese Krankheit Dragos. Es ist so ein bisschen wie der menschliche Krebs nur kann man ihn nicht mit einer Chemo-Therapie heilen.“ Ich starrte ihn an. „Und wie entsteht sie?“, flüsterte ich. „Ihr menschlicher Körper kommt mit dem Drachen nicht klar. Er ist zwar immer in ihnen gewesen, doch mit dem siebzehnten Geburtstag entfaltete er sich erst so richtig. Man weiß so etwas also nie vorher und selbst bei der Zeichnung ist noch alles gut, doch sobald sie sich danach verwandeln wollen tritt diese Krankheit urplötzlich auf. Sie bekommen Schmerzen am ganzen Körper und sehr hohes Fieber. Nach ein paar Stunden ist dies zwar vorbei, doch Dragos hat sich leider schon richtig festgefressen und man kann nichts mehr dagegen tun. Manche sterben schon nach ein paar Monaten. Andere wiederum quälen sich über Jahre damit ab.“ Er schüttelte traurig den Kopf während ich ihn nur anstarren konnte. Das war so schrecklich. Da denkt man, man kann kein Krebs und so bekommen und dann das. „Aber kann man wirklich nichts dagegen tun?“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Bis jetzt nicht. Wir geben natürlich so eine Art Sterbehilfe auf Wunsch des Patienten.“ Ich runzelte die Stirn. „Sterbehilfe?“ Er nickte zustimmend. „Es ist genauso wie bei Tieren. Die werden, um sie vom Leid zu erlösen, eingeschläfert und genau dasselbe tun wir hier auch. Natürlich nur mit ihrer Einverständniserklärung.“, fügte er noch hastig hinzu und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Und sei mal ehrlich Katy. Würdest du in diesem Zustand weiterleben wollen wenn du eh irgendwann sterben wirst?“ Ich runzelte die Stirn. Ja, was würde ich tun? „Ich denke schon. Schon allein wegen July.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie würde nur leiden.“ Er seufzte als er meinen verständnislosen Blick bemerkte. „Schau mal. Du warst schon geschockt als du diese fremden Leute da draußen nur gesehen hast. Stell dir mal vor July müsste so was jeden Tag sehen. Sie müsste hilflos zusehen wie du immer mehr abbaust und schließlich stirbst. Soll sie dich so wie du jetzt bist oder als krankes Etwas sterben sehen?“ Ich will überhaupt noch nicht sterben, aber seine Worte machten schon Sinn. Aber ich hatte keine Ahnung, ob ich trotzdem so handeln würde. Er lachte. „Du brauchst dir eh keine Sorgen darüber zu machen. Du wirst niemals Dragos bekommen und für die Anderen gibt es hoffentlich bald ein Gegenmittel.“ „Gegenmittel?“ Er nickte eifrig. „Ja, wir führen regelmäßig Tests durch. Das ist zum Beispiel einer der Gründe weshalb manche noch nicht sterben wollen. Sie hoffen, dass wir es bald geschafft haben, aber dafür brauchen wir leider noch viel mehr Test als wir bis jetzt haben.“ Ich verkrampfte mich. „Was für Tests?“ „Das geht dich nichts an Katy.“, sagte er barsch und nahm bestimmt meine Hand weg um endlich meinen Blutdruck zu messen. Was war denn jetzt mit ihm los? Gerade noch hatte er mir ganz geduldig alles erzählt, aber sobald ich weiter gebohrt hatte hat er dicht gemacht. Das Blutdurckmessgerät blies sich auf und zerdrückte halb meinen Arm, doch ich beachtete es nicht. Was waren das für Tests? Bestimmt keine guten sonst hätte Doktor Black nicht so empfindlich darauf reagiert. Hatte das Mädchen vorhin deshalb den Kopf geschüttelt und die Augen weit aufgerissen? Hatte sie deswegen Angst um mich gehabt? „Wunderbar, genau wie bei den anderen.“ Er nahm es mir lächelnd wieder ab und verstaute es wieder woraufhin er die Ergebnisse zufrieden in den Laptop tippte. „Jetzt messen wir noch deine Temperatur.“ Ich ließ ihn schweigsam machen doch als er stöhnte schaute ich zu ihm wieder hoch. „Was ist?“ „40,5 Grad. Solche Temperaturen gibt es normal nur wenn man in Drachengestalt ist.“ Ich fasste mir sofort an die Stirn. „Aber ich fühle mich doch ganz normal an.“ „Das muss nichts bedeuten.“, murmelte er und tippte das Ergebnis stirnrunzelnd ein. Er schaute mich kurz an. „Nach der Zeichnung war die Temperatur noch normal.“ Er sagte es eher zu sich selbst, doch auch mich beunruhigte es. Was war nur los mit mir? „So und zu guter Schluss kommt dein Herz und deine Lunge dran.“ Er nahm sein Stethoskop vom Hals. „Zieh bitte dein Top aus.“ Ich gehorchte ohne Widerworte und erschauderte als ich das kalte Metall auf meiner Haut spürte. Ich atmete wie er es sagte Ein und Aus. „Alles in Ordnung.“, sagte er zufrieden während er den Hörer weiter zu meinem Herzen wandern ließ. „Was zum Teufel…“ Er rollte mit seinem Stuhl so schnell zurück als hätte er sich verbrannt. „Was ist denn?“ Er sah mich nur an. Seine Augen waren kugelrund. „Du…du hast keinen…keinen Herzschlag.“, stotterte er und diesmal war ich diejenige, die die Augen weit aufriss. „Was?!“ Oh mein Gott. Was kam als nächstes? Das ich statt Mensch oder Drache in Wirklichkeit ein Außerirdischer bin? Sofort fasste ich mir an die Brust. Ich konnte das Herz deutlich unter meiner Hand schlagen hören. „Geben sie mal her.“ Entweder war dieses Gerät kaputt oder Doktor Black taub. Ohne eine Antwort abzuwarten riss ich ihm das Stethoskop aus der Hand und legte es mir selbst an die Brust. Gleichmäßig hörte ich mein Herz schlagen. Klar und deutlich. „Was haben sie denn genommen? Da ist er doch.“ Verwirrt schaute er mich an und nahm es mir wieder ab. „Aber ich höre immer noch nichts.“ Nun war ich diejenige, die ihn verwirrt anstarrte. „Was…aber…“, stotterte ich doch ich bekam keinen weiteren Ton heraus. Hatte ich nun ein Herz oder nicht? Es gab genau drei Möglichkeiten. Entweder war ich verrückt und bildete mir das nur ein. Zweitens, der Doktor war verrückt oder hatte etwas genommen. Und drittens war ich nun endgültig ein Freak, der ohne Herz leben konnte. Also was war besser? Doktor Black hatte ohne dass ich es bemerkt hatte plötzlich ein Handy in der Hand und telefonierte mit jemandem, vermutlich mit Sarah. „Okay, dann bis gleich.“, beendete er das Gespräch und legte auf. Er wandte sich wieder an mich. „Katy, wir sind hier nun fertig. Du kannst also gehen. Wir haben uns gedacht, dass du bestimmt mit July zusammen nach Hause gehen willst.“ Eifrig nickte ich. „Du musst eigentlich nur nach der Glastür rechts gehen und dem Gang bis zum Schluss folgen. July wird in ungefähr einer Viertelstunde dort sein.“ Ich nickte erneut. Ein Lächeln huschte noch über sein Gesicht ehe er sich seinen Laptop schnappte und aus dem Raum hastete. „Tschüss, Doktor Black.“, murmelte ich und zog mich wieder an. Schnell schob ich mich aus der Tür und ließ sie leise ins Schloss fallen. Im Flur sah es noch genauso aus vielleicht war es etwas leerer geworden. Mir tippte von hinten jemand auf die Schulter. Erschrocken fuhr ich herum. Das Mädchen von vorhin stand vor mir und schaute sich nervös um. „Komm.“ Ich rührte mich nicht von der Stelle. Warum auch? Dachte sie etwa, ich würde mit jedem einfach so mitgehen. „Bitte.“ Sie nahm meine Hand und zog mich zu einer Tür, die sie mit einem letzten Blick in beide Richtungen aufzog und mich hineinschubste. Ich musste mehrfach blinzeln als sie das Licht in dem finsteren Raum anmachte. Wir befanden uns in einer Abstellkammer. Unzählige Kisten, große und kleine, waren ordentlich an den Wänden aufgestapelt. Die Schrift darauf war so unordentlich, das ich sie nicht entziffern konnte. Das Mädchen setzte sich auf eine der Kisten und ich tat es ihr gleich. Wir saßen uns jetzt gegenüber und waren uns so nahe, dass sich unsere Knie berührten. Das Schweigen wurde langsam unerträglich. „Wer bist du?“, durchbrach ich schließlich diese Stille. Sie lächelte. „Ich heiße Amelia.“

„Du bist…“

„Krank.“, unterbrach sie mich. Ich nickte. „Es tut mir so leid.“ „Bitte erspar mir das.“, sagte sie mit schroffer Stimme und ihre Augen blitzten dabei wütend auf. Ich konnte sie gut verstehen. Ich hatte Mitleid auch immer gehasst und jetzt tat ich es nun selber. Genauso wie bei Lucas gestern. Ich biss mir auf die Unterlippe und holte tief Luft. „Was willst du von mir?“ Sie schaute mich eine Weile schweigend an. „Ich will dir helfen.“ Ich runzelte die Stirn. „Helfen? Wobei denn?“ Sie strich sich das braune Haar zurück. „Du kannst hier nicht mehr bleiben. Du musst in Sicherheit und das so schnell wie möglich bevor sie so richtig anfangen mit ihren bescheuerten Tests.“ Sie spuckte das Wort „Tests“ mit so viel Hass aus, dass ihre Augen vor Wut funkelten. „Tests?“ Was weiß Amelia darüber? „Ja, sie dürfen nichts über dich und die Anderen erfahren. Dein Arztbesuch heute mit deiner hohen Temperatur und dem fehlenden Herzschlag hat schon genug Fragen aufgeworfen. Jetzt werden sie nicht mehr locker lassen.“ Ich blinzelte. „Aber warum wäre das denn so schlimm? Vielleicht könnten sie mir irgendwie helfen.“ Amelia´s Augen weiteten sich schlagartig. „Nein, nein. Du musst hier verschwinden so schnell wie möglich. Wenn dir dein Leben lieb ist.“, setzte sie noch hinzu und mein Magen zog sich bei ihren Worten zusammen. „Du meinst sie würden mich umbringen?“ Sie zuckte die Schultern. „Möglich wäre es.“ Ihre Stimme klang so gleichgültig, das ich schlucken müsste. Als wäre es nichts mehr Besonderes. „Bei unseren Tests haben sie es schließlich auch gemacht.“, flüsterte sie und schlang die Arme um ihren dürren Körper als müsste sie sich schützen. „Was?“ Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme schrill klang. „Ein paar müssen nun einmal geopfert werden um hunderte zu retten.“ Ich konnte sie nur anstarren. Ihre Worte ergaben Sinn dennoch konnte ich es immer noch nicht so richtig fassen. Das Mädchen erhob sich schließlich und schaute auf mich herab. „Du solltest gehen. Wenn July früher als geplant kommt und du nicht da bist, dann hast du ein Problem.“ Ich starrte sie an. Das konnte nicht sein. „Woher weißt du…“ Sie lächelte mich traurig an. „Ich hoffe du nimmst dir meine Warnung zu Herzen, Katy.“ Und mit diesen Worten verschwand Amelia und ließ mich mit tausend Fragen allein zurück.

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