Читать книгу: «Die Hure von Armageddon», страница 2

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Der nubische Fürst lächelte, um Stärke zu zeigen. Doch Sobekhotep erkannte an seinen unruhigen Augen, wie verunsichert er war. Eine Weile saßen sich die beiden Männer schweigend gegenüber. Der Nubier brach als erster das Schweigen. „Wir waren immer treue Verbündete Ägyptens und wollen es auch weiterhin bleiben. Gib uns drei Tage, dann werden wir zurück nach Nubien gehen.“

„Ihr habt keine drei Tage. Morgen früh werden wir kommen und viele Gefangene machen. Ihr seid als Arbeiter auf den Feldern Ägyptens sehr willkommen. Die vielen Gefangenen werden mir Ruhm und Reichtum bringen. Ich lasse dir noch eine Chance, straffrei umzukehren. Wenn ihr mir morgen in aller Frühe, sobald der Sonnengott aus der Unterwelt emporgestiegen ist, all euer Gold abliefert, gebe ich euch einen Tag, um ungestraft zu euren Dörfern zurückzukehren. Ich werde mit meiner Armee nachrücken, und diejenigen, die ich einhole, werden als Gefangene nach Ägypten gehen. Und glaube mir, das ist nicht nur eine Drohung!“, erklärte der Wesir. Er tat so, als wollte er noch etwas sagen, als ein Hauptmann erschien und ihm etwas ins Ohr flüsterte.

„Herr, ich soll dir melden, Pharaos Armee ist nicht mehr weit. Die Majestät kommt mit vielen Soldaten“, der Offizier tat so, als solle die Meldung nur der Wesir hören, gab aber acht, dass ihn auch der fremde Fürst gut verstehen konnte.

Der nubische Fürst flüsterte einen seiner Diener ebenfalls etwas ins Ohr und schickte ihn weg. Dann sagte er: „Du sollst sehen, wie ernst es uns ist, mit dem starken Ägypten in Frieden zu leben. Sieh doch, wir haben seit Generationen immer Männer gestellt, die als gute Soldaten in Pharaos Armee gedient haben. Und es erfüllt uns mit Stolz, Freunde seiner Majestät, des großen Pharao Neferhotep, sein zu dürfen. Morgen früh, bevor wir zurück in unsere Dörfer gehen, werden wir kommen, um dem Herrn der beiden Länder das Gold Nubiens zu bringen.“

So wurde zum Vorteil beider Völker ein großer Krieg verhindert. Die Ägypter rückten den sich zurückweichenden Nubiern nach, ohne ihnen zu nahezukommen. Der Wesir beschloss, mit den Soldaten noch ein paar Tage vor dem zweiten Katarakt zu lagern, um den Aggressoren eine nicht vorhandene Stärke Ägyptens vorzugaukeln. Bis zur Festung Buhen vorzurücken und ihre Mauern wieder zu bemannen, wagte er nicht.

Pharao Sechem Re Seanchtaui Neferhotep hielt weiterhin Hof in Theben. Er besetzte wichtige Positionen im Land mit vertrauten Leuten aus seiner Umgebung. Er ließ den Königspalast erweitern und nicht nur das, auch der königliche Harem wurde größer, was seiner Königin missfiel.

„Was sollen all diese Mädchen? Du kränkst mich, bin ich dir nicht genug!“, schalt sie ihren Gemahl.

„Meine Liebe, du bist die große königliche Gemahlin. Durch dich bin ich der legitime Pharao geworden. Keine andere Frau ist dir ebenbürtig, und es wird nie eine geben, die deinen Platz einnehmen könnte. Doch ich bin der Herr der beiden Länder, der die beiden Kronen trägt und muss das den Großen, den Priestern, Fürsten und Prinzen zeigen. Dazu gehört auch der große Harem“, konnte er seine Frau beschwichtigen.

Königin Iput gefiel es Feste zu feiern, auf denen sie auch die Meinung der Priester und Beamten bezüglich deren Loyalität gegenüber Pharao ergründen konnte. Die große königliche Gemahlin war mit dem, was sie zu hören bekam, zufrieden. Sie ging zu ihrem Gemahl und sagte: „Ich bin sehr glücklich darüber, wie es dir gelungen ist, die Herzen unserer Untertanen zu erreichen. Deine Macht ist gefestigt. Doch ich habe auch großes Verlangen unseren Sohn Senebkay bei uns zu haben. Schicke Boten nach Itaui zu meiner Mutter. Sie möge mit unserem Kind hierherkommen.“

Neferhotep war gleicher Meinung, und da er noch einige Zeit in Theben bleiben wollte, sandte er Diener zu seiner Schwiegermutter nach Itaui.

Der besiegte Senaaib schien wie vom Erdboden verschwunden. Pharaos Häscher konnten ihn nirgendwo auffinden. Tatsächlich hielt er sich noch in Theben auf. Einer seiner Brüder war zweiter Prophet im Tempel des Mondgottes Chons. Eines Tages erschien dieser Priester zur Audienz und wurde zur Majestät vorgelassen. „Herr der beiden Länder, dem die beiden Ufer des Nil untertan sind, du bist der wahre Sohn des Sonnengottes. Auch der mächtige Gott Chons möchte dich begrüßen und nur dir seine Geheimnisse mitteilen. In zwei Tagen erscheint der Gott in voller Größe am nächtlichen Himmel. Komme dann in seinen Tempel. Ganz allein, nur dich will er in seinem Allerheiligsten empfangen“, sprach der verräterische Priester.

Pharao Neferhotep fühlte sich in Theben sehr sicher. Zur ausgemachten Zeit ging er mit seinen Wachen zum Tempel des Mondgottes. Chons dominierte die Nacht in voller Größe. Vor dem Allerheiligsten ließ die Majestät seine Leibgarde zurück und begab sich allein in den geheimen Raum. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Halbdunkel. Er hörte ein Geräusch und sah sich um. Aus einer Nische trat ein Mann hervor. War das etwa der Gott selbst? Doch der Fremde zückte einen Dolch und schrie: „Hier wirst du sterben, du Feind Ägyptens. Du sollst wissen, es ist Senaaib, der dir den Todesstoß bringt, um dann für immer auf dem Thron des Sonnengottes zu sitzen!“

Pharao zog ebenfalls seinen Dolch, um den Angriff abzuwehren. Ruhig wartete er ab, wie sein Gegner auf ihn losstürmte, wich aus und stieß ihm seinen Dolch in die Brust. Der tödlich getroffene sackte auf seine Knie und ritzte noch im Fallen mit seiner Waffe Pharao Neferhoteps Oberschenkel. Die Klinge durchtrennte eine Schlagader. Noch eine Weile stand der Herr der beiden Länder aufrecht und versuchte das Ausströmen des Blutes zu stoppen. Vergeblich, nicht lange, und auch er trat die Reise zu seinen Vorgängern an.

Als die Männer der Leibgarde, vom Kampflärm alarmiert, in den geheimen Raum eintraten, lag seine Majestät bereits reglos in einer Blutlache auf dem Boden. „Bringt mich in den Palast, zu meiner Frau“, röchelte er, bevor er ganz verstummte.

Königin Iput nahm gerade ein Bad, als ein Unteroffizier der Palastgarde, völlig außer Atem erschien und rief: „Herrin, Herrin, es ist ein großes Unheil geschehen! Seine Majestät, er der die beiden Länder befriedet hat, Pharao wurde ermordet!“

Gänzlich unbekleidet rannte die große königliche Gemahlin zum Thronsaal, wo man den guten Gott auf eine Liege gebettet hatte. „Nein, es darf nicht sein! Warum hat man mir das angetan? Wer konnte es wagen, den Sohn des Sonnengottes zu töten, meine Liebe!“, rief sie und brach in Tränen aus. Sie küsste noch einmal den Mund ihres Gemahls, dann sprach sie: „Ich will Rache, findet den Mörder und bringt ihn hierher. Ich will ihm jeden Fetzen seiner Haut abziehen! Er soll leiden. Für ihn darf es kein Weiterleben in der Unterwelt geben!“

„Meine Königin, neben seiner Majestät lag noch ein Mann. Er war nicht mehr bei den Lebenden. Pharaos Dolch steckte in seiner Brust“, sagte der Unteroffizier.

„Dann ist Pharao wie ein starker Stier gestorben. Er wird immer in meinem Herzen bleiben, bis wir vereint bei den Göttern sein dürfen. Geht und holt seinen Mörder. Er muss für alle Zeit ausgelöscht sein. In der Feuerschale soll er brennen, bis sein Körper und Geist vergangen sind“, befahl Königin Iput.

Die Wachen gingen, um ihren Auftrag auszuführen. Doch so sehr sie auch alle Räume im Tempel des Chons absuchten, sie konnten den Leichnam des Täters nicht finden. Auch der von Pharao Neferhotep vertriebene Vorgänger Senaaib hatte noch treue Unterstützer, die ihm ein königliches Begräbnis ermöglichten.

Die Königin schluchzte: „Auch meine Rache wollen sie mir nehmen. Es müssen Priester und Vornehme sein, die meine Feinde sind. Ich will sie sehen, will wissen, wem ich nicht trauen kann, wer mir übel gesinnt ist. Sie wissen, dass nur wenige Soldaten bei mir sind. Aber sie sollen sich in mir getäuscht haben. Geht und ruft sie alle zusammen. Morgen will ich Thebens Elite im Thronsaal sehen!“

Die Männer von Pharaos Palastgarde hatten sich neben der großen königlichen Gemahlin aufgestellt, als die Würdenträger Thebens vor ihr erschienen. An ihrer Spitze der Hohepriester des Amun. Sie alle fielen vor Königin Iput auf die Knie, und sie erlaubte es den Anwesenden erst nach einer Weile sich erheben zu dürfen.

„Große Königin, Herrin Ägyptens, wir alle trauern tief und empfinden mit dir. Pharao Neferhotep, der die beiden Länder geeint hat, er, der Sohn des Sonnengottes, hat unser aller Herzen sehr berührt. Wir alle wissen, der gute Gott wird uns immer wohl gesonnen bleiben. Wir stehen hier vor dir, du bist unsere große Königin“, sprach der Hohepriester des Amun.

„So schwört mir eure Treue, ich will als Regentin für Pharaos und meinen Sohn die Geschicke des Reiches lenken. So wie in mir, fließt auch in meinem Sohn das Blut des mächtigen Pharao Dedumose, der mein Vater war“, gab Iput den Anwesenden zu verstehen.

„Große Herrin, der du an Vollkommenheit der Isis gleich bist, du wirst immer eine Königin Ägyptens sein, und wir alle sind deine Diener. Doch sieh ein, wir müssen auch an das Wohl der beiden Länder denken. Da sind viele Gefahren für das Reich. Wir, die Vornehmen Ägyptens, müssen uns erst beraten, wie es weitergehen soll. Unsere Trauer, aber auch unsere Verantwortung ist sehr groß“, gab ihr der Hohepriester zu verstehen.

Iput konnte nur schwer einen Wutanfall unterdrücken. Aus den ausdruckslosen Minen der Anwesenden konnte sie nicht erkennen, wer auf ihrer Seite stand und wem sie nicht trauen durfte. Diese Heuchler, dachte sie, die wollen mich am liebsten loswerden. Aber ich werde kämpfen, und sie antwortete den Anwesenden: „Ich schätze eure Loyalität und sehe sehr wohl, wie sehr ihr um Ägypten besorgt seid. Nehmt euch Zeit und wägt gut ab, was das Beste für das Land ist.“ Ohne etwas erreicht zu haben, entließ sie alle Priester und die Beamtenschaft.

Die Königin eilte in ihre Privatgemächer, um ihre weiteren Schritte zu überdenken. Wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie hatte Angst. Ihr wurde bewusst, dass sie schnell und entschlossen handeln musste, um ihren Widersachern Paroli zu bieten. Sie atmete tief durch und befahl einer Dienerin den Hauptmann der pharaonischen Leibwache zu rufen. „Pharao Neferhotep hat dich immer sehr gemocht. Deinen Mut und deine Treue hat die Majestät sehr geschätzt. Genauso vertraue ich jetzt auch dir. Bestimme ein paar zuverlässige Männer und schicke sie zum Wesir, der mit Ägyptens Soldaten Nubien befriedet. Sie sollen ihm berichten, was geschehen ist. Er möge sich sofort zu mir begeben“, trug sie ihm auf.

Wesir Sobekhotep befand sich mit seiner Armee bereits auf dem Rückmarsch, als die Boten mit der schlechten Nachricht bei ihm eintrafen. Mit dem Boot erreichte er noch zwei Tage vor seinen Soldaten Theben. Er begab sich sofort unauffällig zur Königin, denn er wusste, in so einer unüberschaubaren Situation war auch sein Leben gefährdet.

„Große Herrin Iput, dein Diener ist gekommen, wie du es befohlen hast. In dieser schwierigen Lage will ich dir Beistand und Schutz geben. Auch ich bin tief betrübt, denn Pharao Neferhotep war mein Cousin“, eröffnete er der Königin.

„Ich weiß, wie sehr ich dir vertrauen kann. Doch ich habe erfahren müssen, dass nicht alle Priester und nicht alle Beamten hier in Theben mir so wohlgesonnen sind, wie ich es mir erhofft hatte. Die edlen Herren verweigern mir und meinem Sohn die Gefolgschaft. Ihre Argumente sind fadenscheinig. Sie denken nur an ihren Vorteil.“ Hier unterbrach der Wesir den Redeschwall der Königin. „Große Herrin, durch dein königliches Blut wird die Pharaonenwürde weitergegeben, so wie es einstmals Horus bestimmt hat. Pharao Dedumose war dein Vater, der mit Umsicht und Stärke die widerspenstigen Gaufürsten zum Gehorsam zwang und auch die Grenzen des Reiches wieder sicher gemacht hat. Doch die vielen Plagen, die von einem fremden Gott über das Land ausgeschüttet wurden, haben es ihm schwer gemacht, Ägypten zu regieren. Höre, wie wir alle Macht im Land behalten werden. Ich will dich zur Frau nehmen. Du sollst meine große königliche Gemahlin sein. Gemeinsam wollen wir regieren.“

„Waaas, du erstaunst mich sehr. Noch ist meine Trauer nicht vergangen. Mein Gemahl, der gute Gott Neferhotep hat noch nicht sein Haus für die Ewigkeit bezogen. Da schickt es sich nicht, einen neuen Mann zu nehmen.“

„Ich weiß, mein Antrag ist verwegen. Doch es ist nicht nur das Streben nach der Herrschaft, deine Anmut ist immer noch der Isis gleich. Du bist ein Traum für jeden Mann. Du hast einen kleinen Sohn, Enkel des Pharao Dedumose. Ich habe zwei Töchter. Wenn wir eine mit deinem Sohn vermählen, wird unsere Dynastie anhalten. In dieser Situation dürfen wir nicht zögern. Wenn sich der Tod Pharaos bis zu den Grenzen und in alle Landesteile herumspricht, wird es so mancher Gaufürst wagen selbst nach der Doppelkrone zu greifen. Nubier und Libyer werden ihre Raubzüge starten. Dem wollen wir vorbeugen. In zwei Tagen wird meine Armee zurück in Theben sein, und alle Würdenträger müssen dann unsere Macht anerkennen. Ägypten wird wieder mächtig sein“, erklärte ihr der Wesir.

Königin Iput ließ sich auf den Pharaonenthron nieder, um nachzudenken. „Du hast recht. Wenn die Soldaten hier sind, werden wir alle Großen einbestellen. Sie werden angekrochen kommen, damit sie uns huldigen dürfen.“

Die thebanischen Würdenträger waren überrumpelt. Sie mussten lange im Staub vor dem neuen Pharaonenpaar liegen. In Anbetracht der starken Streitmacht, über die seine Majestät verfügte, wagte es niemand aufzubegehren. Wie schon einmal vor etlichen Jahren, als dem mächtigen Chasechemre Neferhotep der noch mächtigere Chaneferre Sobekhotep nachfolgte, trug nun Maare Sobekhotep die Doppelkrone Ägyptens als Nachfolger des Sechem Re Seanchtaui Neferhotep.

„Wie gedenkst du das Reich zu regieren? Wie können wir unsere Herrschaft in allen Gauen Ägyptens festigen? Wohin wir uns auch begeben werden, es müssen immer viele Soldaten mit uns kommen. Ist es zuerst die Grenze im Süden, oder werden wir die Macht der Gaufürsten im Norden beschneiden müssen?“, wollte Königin Iput wissen.

„Wir bleiben noch so lange in Theben, bis niemand mehr wagen wird sich unserer Herrschaft entgegenzustellen. Die Verwaltung muss organisiert werden, die Dämme und Kanäle sind zu reparieren, und ein Wesir muss ernannt werden. Ich will auch mehr Soldaten ausheben, um noch einmal mit einer starken Armee nach Süden, bis zum zweiten Katarakt, zu marschieren. Ich weiß nur zu genau, wie sehr die Nubier auf eine günstige Gelegenheit warten, um neue Raubzüge zu beginnen. So einfach werden sie sich nicht noch einmal einschüchtern lassen. Ägypten muss wieder eine Streitwagentruppe haben, nur dann können wir fremde Invasoren wirksam aufhalten. Ich werde mich auch darum sorgen müssen. Es gibt so viel zu tun. In Abydos will ich den Platz auswählen, an dem mein Königsgrab entstehen soll“, erklärte ihr Pharao Maare Sobekhotep.

Während sich seine Majestät um die Verwaltung des Landes und die Aushebung neuer Soldaten kümmerte, frönte die große königliche Gemahlin wieder ihrer alten Leidenschaft, sich ihren Vergnügungen hinzugeben und wilde Feste zu feiern. Schließlich stand Pharaos Armee abmarschbereit. Da trafen aus dem Nildelta Kaufleute mit ihren Waren in Theben ein.

Iput ging mit ihren Dienerinnen und Wachen zum Markt, um zu schauen, welche Luxusgüter die Händler anzubieten hatten. Neben Stoffen, Wein aus Syrien, Parfüms und Schmuck, fiel ihr ein Skarabäus mit der Widmung eines Pharao Aasehre Nehesy auf. Erstaunt befragte sie die Fremden, welche Bewandtnis es damit hätte.

„Hohe Herrin, weißt du denn nicht, dass in seiner Hauptstadt Xois der Herr der beiden Ufer des Nil, Pharao Aasehre Nehesy aufgestiegen ist, um über ganz Ägypten zu herrschen. Seine Mutter ist die große Herrin Tati. Vor nicht gar zu langer Zeit war schon einmal einer seiner Vorfahren, der ebenfalls Nehesy hieß, ein Mächtiger, dem das Nildelta untertan war.“

Ohne etwas zu erwidern, kaufte die Königin den Skarabäus mit der Widmung des Pharao Nehesy und eilte damit zurück zum Palast, um ihren Mann von dem unerwarteten Ärgernis zu berichten. „Es ist eine Ungeheuerlichkeit“, eröffnete sie ihm. „Da wagt es dieser Nehesy sich ein König zu nennen. Du musst deine Kriegspläne sofort ändern und mit dem Heer aufbrechen, um den falschen König zu verjagen!“

Seine Majestät blieb gelassen. „So etwas ist lästig. Doch das soll uns nicht erschüttern. Ich werde meine Planung nicht ändern. Die Sicherung der südlichen Grenze gegen die nubischen Häuptlinge ist wichtiger. Der König im Nildelta ist für uns keine Gefahr. Er muss sehr darauf bedacht sein, die Libyer aus seinem Machtbereich fernzuhalten. Die Königsmauer nach Kanaan ist ebenfalls nicht mehr bewacht. Damit ist auch diese Grenze verwundbar. Ich werde den Wesir nach Memphis schicken und die Garnison dort verstärken. Wenn die Zeit reif ist, wird meine Armee das Delta befrieden und das Land einen.“

Die Königin stieß Flüche aus. „Nein, ich will nicht untätig bleiben. Der Elende soll leiden! Ich werde den Magiern befehlen, dass sie aus Wachs ein Krokodil fertigen sollen. Sie sollen ihm die stärksten Zauberformeln mitgeben wenn sie es in den Nil werfen. Als Ungeheuer soll es bis Auaris schwimmen und den Verruchten verschlingen.“

Irgendwann beruhigte sich die Königin wieder. Sie fand Ablenkung, als ihr Sohn Senebkay eintraf. „Dein Sohn soll auch mein Sohn sein. Es ist gut, dass er hier ist. Er soll Fürst in Abydos sein. Wir werden dort einen Palast für ihn errichten. Das festigt unsere Macht“, erklärte Pharao.

Sechem Re Seanchtaui Neferhotep fühlte sich nun stark genug, um aufbegehrende Gaufürsten und den Gegenkönig im Nildelta zu unterwerfen. Er ließ zusätzliche Soldaten ausheben und verfügte bald über eine ansehnliche Streitmacht. Pharao beratschlagte ausführlich mit seinen Generälen einen Schlachtplan, der ihm die alleinige Herrschaft in Ägypten sichern sollte. Dann weihte er die Königin in seine Pläne ein. „Ich will die Soldaten zuerst noch einmal an die Grenze zu Nubien führen, nur als Drohung an die dortigen Häuptlinge. Das wird sie schrecken und ihnen ihre Raublust nehmen. So haben wir den Rücken frei und können die Armee zum Nildelta führen und das Land einen.“ Seine Strategie war gut durchdacht und hätte sicherlich erfolgreich sein können.

Doch der Niedergang der einstigen Weltmacht ließ sich nicht aufhalten. Das Chaos hatte in Ägypten die Oberhand gewonnen. Die im östlichen Nildelta lebenden Israeliten waren aufgebrochen, um das gelobte Land zu finden. Die Grenzmauern nach Kanaan und die Festungen an der Grenze zu Nubien blieben unbemannt. Im Nildelta und in der südlichen Landeshälfte versuchten gleichzeitig mehrere Fürsten die Doppelkrone Ägyptens für sich zu gewinnen. Sie alle besaßen nur wenig Macht und durften sich immer nur für eine kurze Zeit ihrer Herrschaft erfreuen, bis ein anderer kam, um den Vorgänger zu verdrängen. Auch dem letzten Regenten, der den berühmten Namen Sobekhotep trug, blieb keine Zeit, seine großen Ziele zu verwirklichen. Er blieb im Kampf unbesiegt. Aber Malaria macht auch vor einem Sohn des Sonnengottes keinen Halt.

Exodus

Nachdem sie das Schilfmeer durchquert hatten, und Pharaos Streitwagentruppe, von einer plötzlich einsetzenden Flut überrascht, verschlungen wurde, konnten die von Moses angeführten Menschen unbehelligt den Weg durch den Sinai nehmen. Da waren an den Grenzstationen keine ägyptischen Soldaten, keine Beamten mehr. Die hatten alle die unwirtliche Region verlassen. Keiner wollte in der Fremde sterben.

Die israelitischen Männer, die noch vor nicht allzu langer Zeit für den ägyptischen Staat Nilschlammziegel fertigen oder Dämme reparieren mussten, die als Wüstenpolizisten die Grenze zu bewachen hatten oder nur einfache Hirten waren, ließen es locker angehen. Mit ihren Frauen, Kindern und Herden zogen sie ungeordnet durch die für sie fremdartige Landschaft, die keinen Fehler verzieh, wollte man hier überleben.

Ihr Anführer Moses ärgerte sich sehr über den desolaten Zustand, mit dem seine Landsleute unbekümmert, immer weiter in die lebensfeindliche Welt des Sinai vorrückten. Daher rief er eines Abends die Oberhäupter der einzelnen Sippen zusammen, um ihnen Ratschläge zu erteilen, wie man den weiten Weg in das gelobte Land bewältigen könnte.

„Ich mache mir Sorgen darüber, dass es viele meiner Landsleute nicht schaffen werden, den weiten Weg, den wir noch vor uns haben, zu gehen“, eröffnete er ihnen. „Hunger, Durst und Kälte werden unsere ständigen Begleiter sein. Feindliche Stämme werden uns den Weg versperren und nach unserem Hab und Gut verlangen. Das Volk muss lernen zu kämpfen. Denn dort, wo es sich gut leben lässt, wird man uns nicht mit offenen Armen empfangen.“

„Lass ihnen doch ihre Unbekümmertheit, ihre Freude über die gewonnene Freiheit. Sieh doch, hier sind keine ägyptischen Beamten, keine Steuereintreiber. Niemand kommt, die Männer zur Fertigung der Nilschlammziegel zu holen. Da verlangst du, sie sollen lernen in Reih und Glied zu fechten? Die Kinder müssen sich vor keinem Krokodil und keinem Nilpferd fürchten. Was soll ihnen da schon geschehen?“ widersprachen ihm einige der Ältesten.

Moses ließ nicht locker. „Das versprochene Land wird euch nicht in den Schoß fallen. Ich sage es euch noch einmal, ihr werdet darum kämpfen müssen. Doch vielleicht müsst ihr euch schon zuvor wehren, wenn euch feindliche Stämme den Durchzug durch ihr Gebiet verweigern und eure Herden rauben wollen.“

Die Sippenchefs wurden bei diesen Vorhaltungen nachdenklich. Als sie gingen, bat Moses zwei hoch angesehene Männer, Jefunne und Nun, zu bleiben. „Ja Herr, hier stehen wir vor dir. Wie können wir dir zu Diensten sein?“, sagte Jefunne.

„Zuallererst, indem ihr die Anrede Herr weglasst. In meinen Adern fließt genauso das Blut der Stammväter Abraham, Isaak und Jakob. Meine leibliche Mutter war Jokebed, die Tochter Levis. Mein Vater Amram war ein Sohn Kehats. Mirjam ist meine Schwester und Aaron mein Bruder. Also nennt mich nur Moses, auch wenn das der Name ist, den mir meine Stiefmutter, die Königin Tian gegeben hat“, erklärte er ihnen.

„Aber du wurdest bei den Ägyptern aufgezogen, warst ein ägyptischer Prinz? Die Ägypter haben uns immer sehr bedrückt. Wir beide mussten sogar in ihrer Armee dienen, als du deren General warst. Du hast den Krieg gegen den Fürsten der Nordländer gewonnen“, erinnerte sich Nun.

„Du hast recht. Ich war ein ägyptischer Feldherr, der Stiefsohn des mächtigen Pharao Chaneferre Sobekhotep. Doch glaubt mir, die einfachen ägyptischen Leute sind nicht unsere Feinde. Es waren die Beamten der Pharaonen die unsere Leute zur Fronarbeit gerufen haben. Doch neben euch haben auch Ägypter, Nubier und Libyer geschuftet, und viele Vornehme waren frei von Vorurteilen. Meine Stiefmutter, die Königin Tian, war eine ganz liebe Frau. Sie hat nie schlecht oder hochmütig über unsere Landsleute geredet. Als kleiner Junge durfte ich mit den Kindern unseres Dorfes spielen. Damals wusste ich noch nicht, dass Aaron mein Bruder ist. Meine leibliche Mutter Jokebed war meine Amme. Sie hatte zur Königin ein inniges Verhältnis und wurde von ihr hochgeschätzt. Ihr habt als Fremde bei den Ägyptern gelebt und musstet ihnen gehorchen, so wie ein Diener seinem Herrn zu Diensten sein muss. Das ist nun vorbei, der Gott unserer Väter hat uns aus Ägypten geführt und wird uns in das gelobte Land bringen. Ihr habt gesehen, dass sich kein Pharao seinem Willen widersetzen kann. Es war der Wille Jahwes, dass ich bei den Ägyptern erzogen wurde. So habe ich alle die Fähigkeiten erlernt, die man braucht, um ein großes Volk zu führen, damit es in einer unwirtlichen Landschaft bestehen kann. An euch beide kann ich mich noch gut erinnern. Ihr wart dabei, als wir auf dem Golan im Krieg dem Fürsten der Nordländer gegenüber standen. Du Jefunne, du standest in der Vorhut, welche die Angreifer in die Falle gelockt hat und hast dich rechtzeitig vor deren Streitwagen in Sicherheit bringen können. Du Nun, du warst ein geschickter Speerkämpfer und hast am Ausgang des Hohlweges gefochten, um den eingekreisten Feinden den Durchbruch nach Kanaan zu verwehren“, sagte Moses.

„Wir haben damals nicht wahrgenommen, dass du uns beachtet hast. Du warst ja der hochmütige, unnahbare Feldherr, dem eine riesige Armee gehorchen musste“, warf Jefunne ein.

Moses antwortete ihm: „Ich bedauere es sehr, dass es euch so vorkam. Ihr könnt mir glauben, Hochmut war mir nie zu Eigen. Genauso wie ihr hatte ich Angst, die Armee könnte untergehen. Ich hatte schlaflose Nächte, habe gegrübelt, wie man so eine Streitmacht, deren Kampfwagen unbesiegbar schienen, bezwingen könnte. Seht mich genau an. Nicht nur ihr beide seid alt geworden, auch ich bin ein alter Mann. Meine Ausdauer hat nachgelassen. Ihr sollt mir dabei helfen, die vielen Menschen anzuführen. Wir wollen aus den ungeübten jungen Männern unseres Volkes eine schlagkräftige Truppe formen. Frühmorgens, bevor wir aufbrechen und abends, wenn wir ein neues Lager errichtet haben, sollen sie den Umgang mit den Waffen üben. Sie müssen lernen, in geschlossener Formation einem Feind standzuhalten. Sie sollen die Wachen stellen, wenn wir einen Lagerplatz errichtet haben. Bei Gefahr müssen sie das Widderhorn blasen. Ihr beide kennt euch in militärischer Disziplin gut aus. Jeder soll eine Einheit dirigieren. Euren Kommandos werden die Männer bereitwillig Folge leisten, während viele in mir noch den Ägypter sehen.“

Die beiden sahen sich an, bevor Nun einwarf: „Moses, dein Vertrauen ehrt uns, doch sieh, wir sind ebenfalls alte Männer. Du verlangst sehr viel von uns.“

„Macht euch keine Sorgen. Es muss einen Anfang geben. Ich denke, wir können bald jüngere Anführer aussuchen, die im Kampf dem Heerbann vorstehen werden. Wir wollen zu Beginn die Männer nach ihrer Ausrüstung aufstellen, zuvorderst die Speerkämpfer mit Schild, Dolch und Spieß. Danach die Bogenschützen, und die ganz jungen sollen den Umgang mit der Steinschleuder erlernen.“

Jefunne und Nun waren gute Ausbilder. Zunächst murrten die Männer noch, da ihnen Disziplin etwas ganz Ungewohntes war. Aber mit der Zeit fanden sie Spaß daran, den Umgang mit ihren Waffen zu üben. Moses beobachtete alles ganz genau. Ihm fielen zwei junge Männer auf, die sich durch besonderes taktisches Geschick auszeichneten. Er fand, diese beiden könnten die Anführer der Krieger werden. Moses beschloss sich darüber mit Nun und Jefunne abzustimmen. Er erklärte ihnen: „Ich bin mit dem, was ihr bewirkt habt, sehr zufrieden. Ihr habt aus den widerspenstigen Lümmeln eine gute Armee geformt. Ich glaube, dass ihr zwei zukünftig nicht mehr bei den Kämpfern sein müsst, wenn sie ihre Übungen ausführen. Mir sind zwei junge Männer aufgefallen, die ich für fähig erachte, unsere Streitmacht anführen zu können.“

„Dein Lob tut uns gut. Wer sind die beiden? Zeige sie uns, damit auch wir unser Urteil abgeben können“, forderte Jefunne Moses auf.

„Seht dort drüben! Das sind sie, die beiden, die vor den anderen Männern stehen und ihnen zeigen, wie man geschickt die Vorteile des Geländes ausnutzt. Ich kenne nicht ihre Namen. Vielleicht könnt ihr mir sagen, wie sie heißen und wer ihre Väter sind?“

Nun war erstaunt. „Der vordere ist Kaleb, der Sohn Jefunnes, und der andere ist mein Sohn. Ist es Zufall, dass du gerade die beiden ausgewählt hast?“

Moses schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht an Zufälle. Dann würden wir noch in Ägypten festsitzen, und ihr müsstet immer noch aus dem glitschigen Nilschlamm Ziegel formen. Geht, schickt die beiden Männer zu mir, noch bevor wir zum nächsten Tagesmarsch aufbrechen. Ich will sie fragen, ob sie es sich zutrauen, die Streitmacht unseres Volkes anzuführen.“

In Begleitung Nuns und Jefunnes kamen die beiden Krieger zu Moses, der ihnen ihre zukünftige Aufgabe nannte. Ganz ohne Bedenkzeit erklärten sie sich bereit, den Auftrag zu übernehmen. Moses war von ihrem forschen Auftreten und Ehrgeiz beeindruckt. „Dann soll es so sein. Du bist der Sohn Nuns, ach ich nenne dich Josua, und deinen Namen weiß ich schon, du bist Kaleb, dein Vater ist Jefunne. Die Sippenältesten sollen gleich erfahren, wer zukünftig unsere Krieger anführen wird. Ich denke ihr werdet viel Zustimmung erhalten, schon eurer Väter wegen, die hohes Ansehen genießen.“

Josua und Kaleb erfüllten alle in sie gesetzten Erwartungen. Die wehrfähigen Männer waren unter ihrer Führung sehr bald eine flexible und kampfstarke Truppe geworden. Die ortsansässigen Sippen des bevölkerungsarmen Sinai wagten es nicht mit den durchziehenden Stämmen Streit zu suchen, und die vermieden es ihrerseits, die Einheimischen zu Bedrängen. Man war darauf angewiesen, die immer knapper werdenden Lebensmittelvorräte durch Tauschhandel mit den ansässigen Clans aufzufrischen und kam so auch an wichtige Informationen, die für einen gefahrlosen Weitermarsch sehr nützlich waren.

Aber Moses war mit der erreichten Organisation der Stämme noch nicht zufrieden. Eines Abends rief er die Stammesältesten zu sich. „Wie wird die Geschichte unseres Volkes bewahrt und weitergegeben? Ich weiß, ihr kennt die Namen unserer Vorväter und alle ihre Taten. Von Generation zu Generation wurden sie an den Lagerfeuern weitererzählt, und an manche Ereignisse konnte man sich irgendwann nicht mehr so genau erinnern. Auch ihr erzählt die Geschichten euren Nachkommen, und die werden sie ihren Kindern weitergeben. Unser Volk wird bald im verheißenen Land ankommen. Die Stämme werden dann feste Regeln und Gesetze brauchen. Man wird Richter bestimmen müssen, um deren Einhaltung zu überwachen.“ Moses redete viel, doch die Herrschaften saßen desinteressiert am Lagerfeuer lachten und sprachen über ihre eigenen Themen. Moses hielt verärgert kurz inne, konnte aber seinen Zorn gut unterdrücken. Dann sagte er: „Ihr wundert euch nun sicherlich, weshalb ich euch das erzähle? Ich will euch sagen, was zu tun ist, denn eure Nachkommen werden bald ein starkes Volk sein. Die Taten der Vorväter müssen aufgezeichnet werden, genauso wie die Gesetzte, die uns der Gott, der euch führt, noch geben wird“, erklärte er den Honoratioren.

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23 декабря 2023
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