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Читать книгу: «Leben lebt», страница 2

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Uns ist gegeben

 
Uns ist gegeben:
Ein wolkiges Lächeln,
Ein stürmisches Segel,
Ein waldiger Schatten,
Ein mildes Gestirn.
 
 
Wir binden die Blüten
Im Frühling. Wir heben
Die Früchte vom Baume
Und keltern den Herbst.
 
 
Und winket der Winter
Mit schwingenden Tänzen,
Und locken die Nächte
Mit tönendem Wein:
 
 
Uns zittern die Füße,
Uns dämmern die Augen,
Uns sinken die Hände
Die leeren, die schweren –
Verschüttet am Boden
Rollt spielendes Blut.
 
 
Die Kinder verlachen
Die Tränen der Alten.
Sie deuten das Läuten
Verdunkelter Glocken
Am Abend als Hoffnung,
Am Morgen als Sieg.
 

Ich hab am lichten Tag geschlafen

 
Ich hab am lichten Tag geschlafen.
Es weint das Kind. Es blökt das Rind.
In meinem Weidentraume trafen
Sich Leiseklug und Lockenlind.
 
 
Kaum weiß ich noch, warum ich lebe.
Vereist mein Blick. Mein Blut verstürmt.
Wenn ich die Brust im Atmen hebe,
Sind Felsen über sie getürmt.
 
 
Die Schwester auch am Nebelhafen,
Sie bietet süße Brust dem Wind.
Vor klingender Taverne trafen Sie
Leiseklug und Lockenlind.
 
 
Den Sternen, die am Himmel pochten,
Warf Köcher ich und Becher hin.
Ich bin mit Mohn und Tod verflochten
Und weiß nicht mehr, ob ich noch bin.
 

Frühlingsgewölk

 
Frühlingsgewölk. Die Stare
Singen schön.
Die ersten Regentropfen trillern
Am Dach.
 
 
Die Wetterfahne weht
Nach Süden.
Die kleine Wiese
Weiß viel.
 
 
Träum ich die Tanne?
Träumt die Tanne mich?
Es lebt und stirbt
Sich leicht.
 

Am Luganer See

 
Durchs Fenster strömt der See zu mir herein,
Der Himmel auch mit seinem Mondenschein.
Die Wogen ziehen über mir dahin,
Ich träume, daß ich längst gestorben bin.
Ich liege auf dem Grunde alles Seins
Und bin mit Kiesel, Hecht und Muschel eins.
 

Irene: Du bist bei mir. Ich bin bei dir

 
Liebst du ewig?
Ich liebe heute.
Heute ist unsere Ewigkeit.
Heute ist unser Kometensturz.
Heute rollt der Schollenschwung
Indischer Eiszeit
Über uns liebendes Land hinweg.
 
 
Möge der Sterne
Springbrunn zerstäuben,
Möge der Sonne
Strahlender Pfirsich
Schmelzend zergehn!
Heute liebte ich
Deine Liebe,
Heute lächeltest
Du mein Lächeln.
Heute liebten wir Ewig uns.
Eine stürmische Stunde war
Alle Ewigkeit unser.
 

Noch spüre ich den ruch

 
Noch spüre ich den ruch
Von deinem Schoß
An meinen Fingerspitzen.
Noch schwebe ich,
Ein seliges Schiff,
Auf blondem Flusse
Ganz bekränzt.
Um meine Stirne
Schwirren Bienen bunt.
Die Blüte rauscht:
Lupinen! Fernes Feld!
Weit offen
Steht das Tor der nächsten Nacht.
Mein Herz:
Ja, tausendfach erglüht im Dunkeln
Herz neben Herz im milden Morgenwind.
 

Gott hat uns leicht und schwer gemacht

 
Gott hat uns leicht und schwer gemacht.
Du hast geweint. Ich hab gelacht.
Du hast gelacht. Ich hab geweint.
So Sonn und Mond am Himmel scheint.
 

Die stunde steht, die wunde brennt,

 
Die stunde steht, die wunde brennt,
Die Sonne sinkt vom Firmament.
Du bist bei mir. Ich bin bei dir.
Das Zimmer ist voll Goldgetier.
 
 
Hier kriecht es schwer, dort fliegt es leicht –
Wie ist die Wand so bald erreicht!
 
 
Dein kühler Mund auf meiner Stirn –
Die himmlischen Raketen schwirrn.
Die Seele stürzt. Ich weiß es nicht,
Warum mein Aug in Tränen spricht.
 

Eine nacht wie diese

 
Eine nacht wie diese
Will ich nun nicht mehr
Auf der weißen Wiese
Liegt der Schnee so schwer.
 
 
Auf dem blauen Himmel
Lasten Mond und Stern.
Auf dem roten Herzen
Ruht dein Herz so gern.
 

Tausend seufzer gehen

 
Tausend seufzer gehen
Hin und her.
Keiner konnt verwehen,
Stürmt es noch so sehr.
 
 
Liebesblicke viel
Sprangen hin und wieder.
Keiner fiel
Je zu Boden nieder.
 
 
Küsse haben wir gesogen,
Tausendfältig, ich und du.
Alle sind verflogen –
Liebste, warum zögerst du?
 

Einmal muss das leid doch enden

 
Einmal muss das leid doch enden
Und der Tränenstrom versiegen.
Einmal muß der Stein sich wenden
Und entbrannt zum Lichte fliegen!
 

Kein brief heute morgen

 
Kein brief heute morgen.
Alle Postboten Sind erfroren.
In den Lawinen Stecken die Züge.
Alle Briefkästen in Basel
Barsten.
Die Briefe, die an mich bestimmt,
Flatterten,
Weiße Möwen,
Ueber den Rhein.
Eine, hoch schon am Himmel,
Schreit.
Irene!
 

Wenn ich in Nächten wandre

 
Wenn ich in Nächten wandre
Ein Stern wie viele andre,
So folgen meiner Reise
Die goldnen Brüder leise.
 
 
Der erste sagts dem zweiten,
Mich zärtlich zu geleiten,
Der zweite sagts den vielen,
Mich strahlend zu umspielen.
 
 
So schreit ich im Gewimmel
Der Sterne durch den Himmel.
Ich lächle, leuchte, wandre
Ein Stern wie viele andre.
 

Passauer Distichen

 
Unter blühenden Kirschen im mächtig sprossenden Grase
Liegen die Liebste und ich. Schatten breitet der Baum
Über das grüne Bett mit weißen Blüten durchmustert.
Blüten mit leichter Hand schüttelt der Frühling herab.
Doch von des Mädchens Lippe pflück ich die süßesten
Früchte,
Fällt ihr ein Blatt auf den Mund, küß ich es zärtlich hinweg.
Also ein gütig Geschick uns Herbst und Frühling vereinte:
Schwebt die Blüte vom Baum, reift auf dem Mund sie zur Frucht.
 

Wiegenlied für mich

 
O ich liege weit
Außer Raum und Zeit,
In der Sonne lieg ich still und weiß.
Schnee bekränzt mich licht,
Himmel mein Gedicht,
Und die Wälder läuten laut und leis.
 
 
Aus der Tiefe steigt
Blond ein Haupt und neigt
Seiner Locken liebliches Gespenst,
Seele du der See, Seele du der Schnee,
Seele, Seele, Sonne wie du brennst!
 

So setz ich ohne ruh

 
So setz ich ohne ruh
Schlaflos hier Strich um Strich.
War nichts so gut wie du,
War nichts so bös wie ich.
 
 
Nichts war so schwarz wie ich,
Nichts war so blond wie du.
O bleibe, ewiglich,
Ruhlose, meine Ruh!
 

Wiegenlied für Irene

 
Einen Sommer lang
Goldne Glocke schwang,
Rief zu immer holderem Tag.
Schlugst das Aug du auf,
Lag mein Kuß darauf,
Und dein Herz in meinen Händen lag.
 
 
Einen Sommer lang
Lied und Lachen klang,
Und wir waren ganz vor
Glück entbrannt.
Schlang und Eidechs kam,
Und gezähmt sie nahm
Süßigkeit aus deiner guten Hand.
 
 
Einen Sommer lang
Mit dem Engel rang
Ich, daß ewig dieser Sommer sei.
Ach, ich war zu schwach,
Und im Herbste brach
Sensenmann das Ährenglück entzwei.
 
 
Dieser Sommer war
Voll wie hundert Jahr,
Die des Gottes Gnadenblut durchdrang.
Schenke sein Geschick
Unsrem Kind ein Glück
Viele, viele, viele Sommer lang.
 

Du nahmst in deinen händen

 
Du nahmst in deinen händen
Mein Herz mit in den Katafalk.
Ich bröckle aller Enden
Wie Kalk.
 
 
Bald werd ich nicht mehr ich sein,
Nur immer du.
Und Friede wird für mich sein
In deiner Ruh.
 
 
Mein Schmerz, er wird verschmerzt sein
Von mir.
Mein Herz, es wird geherzt sein
Von dir.
 

Ich seh's an deinem bilde, auch du leidest,

 
Ich seh's an deinem bilde, auch du leidest,
So himmelweit von mir entfernt zu sein.
Ich fühl, wie du die Engelspiele meidest
Und wie du traurig bist, besternt zu sein.
 
 
Ich bin nur deines Schattens schmaler Schatten.
Du bist so hell. Ich bin so dunkel ganz.
O wirf den goldnen Käscher nach dem Gatten
Und zieh hinüber ihn in deinen Glanz!
 

Wie mancher vor des fürsten strengem schein

 
Wie mancher vor des fürsten strengem schein
In knabenhafter Niederkeit erstirbt:
So sterbe ich vor dir. Die Grille zirpt.
Und dieser Tag wird wohl der letzte sein.
 
 
Ach, daß ich dennoch übers Grab hinaus
Die Arme ewig nach dir breiten werde!
Ich kehre nie zu meinem Vaterhaus,
Und fremde Erde ist wie keine Erde.
 

Komm zur stunde der gespenster,

 
Komm zur stunde der gespenster,
Daß kein Blick dich mehr berühre.
Komm mit einem Stern durchs Fenster,
Mit dem Windstoß durch die Türe.
 
 
Leg zu mir dich in die Kissen,
Laß uns Wang an Wange schweigen,
Bis in flammenderen Küssen
Wir uns zueinander neigen.
 
 
Nimm mich mit dir, wenn du scheidest
Beim Gesang der Philomele.
Leiden will ich, was du leidest,
Selig sein in deiner Seele.
 

Umhalse mich. ich friere

 
Umhalse mich. ich friere.
Ich liege so allein in deinem Bett.
Mein Mund sucht deine Lippen,
Meine Hand deine Hüfte.
 
 
Ich sah zwei Liebende am See.
Ich sank am Boden hin.
Ich sah ein blondes Kind;
Ich starb den ersten Tod.
 
 
Nie wieder wärmt mich deine Wange,
Nie wieder lächelt deine Stirn.
Nie wieder werden wir nach Rosenkäfern haschen.
Nie wieder weinen einer in des andern Aug.
 

Meine kleine schwester

 
Meine kleine schwester
Hat der Wind begraben.
Meine kleine Schwester
Ist verweht.
 
 
Nachts am Fenster
Rüttelt sie und flüstert.
Möchte stürmisch
In die Welt zurück …
 

Gaukle, gestade,

 
Gaukle, gestade,
Mir doch kein Gold vor!
Keinen hellen Tag mir,
Sonne!
Winselt, Wolken!
Schluchze, Obstverkäufer!
Knarrt, Platanen –
An den Ästen ächzen
Die Gehängten.
Welcher Vogel dort
Überm Berge schreit?
Schon seit Wochen zieht er seine Kreise
Überm Felsen,
Wo der Jäger ihm sein Weibchen schoß.
 

Die birnen läuten im chorgestühl

Der baumkirchen

 
Der baumkirchen.
Hangend am Gesträuch des Westwindes glaubte ich ewig
dem silbernen Geräusch.
Der Mond umarmt die sanfte Hyazinthe.
Ich weiß, was mir bestimmt ist,
Und wie die Stimmen der kleinen Gaukler nur tönen im
Turm und wie die Wasserrinnen klopfen so trostlos.
Singe doch, Wand!
Rausche doch, Vorhang!
Und ihr Tassen und Teller, die sie in ihren Händen hielt,
Klappert, klappert!
Es singen am Fenster immer ein Mann und ein Mädchen,
Zwei Töne nur,
Und des Tages finde ich sie nicht, wenn ich singen
will.
Mein Zimmer ist voll Wind und meine Stirn voller
Stürme.
Du rufst mich immer
Wie aus dem Stein hervor,
Du lächelst immer
Wie ganz vergangen.
Ich grabe mich in dein Gedächtnis,
Ich streichle deinen Schuh,
Ich schlafe in deinen seidnen Kleidern auf deinem Bett,
Ich weine nächtelang vor deinem Spiegel.
So oft umschlang er dich;
Ach, warum hielt der Glänzende dich nicht,
Dich nicht die Liebe?
 

Sonne scheint und mond versinkt,

 
Sonne scheint und mond versinkt,
Ziegen klettern an den Hügeln.
Mädchen sind mit bunten Flügeln
Wie die Sittiche beschwingt.
 
 
Berg steht veilchenviolett.
Die Kastanienblätter knistern,
Und von ihren Kindern flüstern
Liebende im goldnen Bett.
 
 
Bin ich Echo? Bin ich Ruf?
Schimmernd fühl ich Tränen steigen;
Und ich muß die Kniee neigen
Vor dem Grabmal, das ich schuf.
 

Du wehst um meine wangen,

 
Du wehst um meine wangen,
Du lächelst aus dem Licht.
Ich bin von dir umfangen
Im herbstlichen Gedicht.
 
 
Ich bin von dir umründet,
Ich bin von dir umhallt.
Ich bin mit dir verbündet:
Gestalter und Gestalt.
 
 
Ich bin von dir umgeben,
Ich bin von dir umkreist.
Mein Sterben und mein Leben
Sind Geist von deinem Geist.
 

Einmal noch den Abend halten

 
Einmal noch den Abend halten
Im versinkenden Gefühl!
Der Gestalten, der Gewalten
Sind zu viel.
 
 
Sie umbrausen den verwegnen Leuchter,
Der die Nacht erhellt.
Fiebriger und feuchter
Glänzt das Angesicht der Welt.
 
 
Erste Sterne, erste Tropfen regnen,
Immer süßer singt das Blatt am Baum.
Und die brüderlichen Blitze segnen
Blau wie Veilchen den erwachten Traum.
 

Jeden tag muss ich gewöhnen

 
Jeden tag muss ich gewöhnen
Mich aufs neu an dieses Leben.
Glocken hin und wieder dröhnen,
Wolken auf und nieder schweben.
 
 
Und ein Strom von Tränen fließ ich
Aufwärts wie ein Regenbogen.
In den Himmel schon ergieß ich
Meine Wellen, meine Wogen.
 
 
Engel neigen ihre Wangen,
Kühlen ihrer Augen Brände.
Und der schönste kommt gegangen,
Und er netzt sich seine Hände.
 

Nun bin ich ohn Beschwerde

 
Nun bin ich ohn Beschwerde,
Nun bin ich ohne Leid;
Tief unter mir die Erde
Liegt wie ein Stern so weit.
 
 
Und was ich je gelitten
Um dich und deinen Tod,
Ist von mir abgeglitten
Wie Rauch im Abendrot.
 
 
Gesühnt ist meine Fehle.
Gott will mir Gutes tun.
Ich darf bei meiner Seele
Noch heut im Brautbett ruhn.
 

Das Leben lebt – Irene, die mich aufwärts hebt

Die Sonette auf Irene

I
 
Ich traf den Engel von der Mondkohorte
Am Friedhofstor. Er führte mich die Pfade.
Er badete in meinem Tränenbade
Die Trauerweide, die am Grabe dorrte.
 
 
Ihr toter Leib ist noch wie Sonnengnade.
Die Blumen sprießen hell in seinem Horte.
Aus seiner weit emporgerissnen Pforte
Treten Kamelie, Rose, Dahlie, Rade.
 
 
Pflück eine Blume dir von ihrem Haupte,
Das so voll blonder Sonne war wie keines,
Das nur dem Licht und nur dem Lichten glaubte,
 
 
Und flüchte in die Einsamkeit des Haines,
Der euch so oft zu zweit dem Werktag raubte.
Und auf die Blume hin: dein Herz verwein es …
 
III
 
Und immer, wenn die Türe ging, du lauschtest,
Ob ich nicht käme. Und ich war so weit
Und wußte nichts von deinem letzten Leid,
Und daß du mit dem Tod schon Blicke tauschtest.
 
 
Wie eine Fledermaus im Dunkel rauschtest
Du zaubrisch zwischen Zeit und Ewigkeit.
Du schriest nach mir wie eine Eule schreit,
Und immer, wenn die Türe ging, du lauschtest …
 
 
Die Totenglocke hat um eins gebimmelt.
Ich bin verschlafen aus dem Traum geschreckt.
Ich sah mein Haupt wie einen Pilz verschimmelt
 
 
Und meine Brust mit Messern ganz besteckt.
Mit Sternen war die Nacht wie nie behimmelt.
Ich schlief, bis mich ein Donnerschlag geweckt.
 
IV
 
Es war November. Draußen stob der Föhn.
Das Lob der Heimat schien dich zu beglücken.
Wir mußten näher aneinanderrücken,
Um Donau, Inn und Oberhaus zu sehn.
 
 
Und unsre Wangen streifen sich und wehn.
Blut klopft an Blut. Wir sehn in unsren Blicken
Erfüllung glänzen, lächeln, jubeln, nicken.
Und Lippe sank auf Lippe engelschön.
 
 
Nicht suchte Hand nach Hand. Es klang kein Wort.
Die Uhr im Zimmer tickte unverdrossen.
Und unsre Herzen schlugen fort und fort
 
 
Wie Wellen, die ins große Meer geflossen.
Du standest auf. Das Buch lag noch am Ort.
Leis hast du hinter dir die Tür geschlossen.
 
VII
 
Schon sieben Tag und Nächte muß ich weinen,
Und immer wieder fließt der Fluß der Tränen.
Und immer wieder will das Herz sich dehnen,
Sich flügelnd mit dem Ewigen zu vereinen.
 
 
Entflög es doch und fänd sich bei der Einen
Als Kissen ihrem Fuß, darauf zu lehnen,
Wenn die Schalmein der schönen Engel tönen,
Zum Lob gestimmt der Einen ganz All-Einen.
 
 
O wär mein Herz ihr Schemel, drauf zu ruhn,
Wenn sich das Haupt in Wolkenkissen schmiegt.
Ich will nichts wissen, wollen oder tun.
 
 
Ich will nur bei ihr sein, und leicht gewiegt
Von ihren himmlisch zarten Silberschuhn
Erbebt mein Herz, das ihr zu Füßen liegt.
 
VIII
 
Kämst du doch eine Nacht, wie ich dich kannte,
Im leichten Hemd zu mir ins Bett geschlüpft!
Die goldne Schnur der Küsse war geknüpft
Aus Sternenfäden, die Urania sandte.
 
 
Der Mond sein Licht auf unser Spiel verwandte,
Das er mit kleinem Heiligenschein getüpft.
Er zitterte, wenn ich das Hemd gelüpft
Und deine Brüste rot mit Küssen brannte.
 
 
In einer Nacht wie dieser ward das Kind.
Du weißt es noch und fühltest, daß es werde.
Im Schneewald sang des Februares Wind.
 
 
An Schlitten klang Geläut der Nebel-Pferde.
Du sprachst: Weil wir nun eins geworden sind,
So steigt im Kind der Himmel auf die Erde.
 
XVII
 
Nachts steige ich mit Lampe, Hammer, Schippe
In Sturm und Regen übern Friedhofszaun.
Ich taste glücklich mich und ohne Graun
Durch alle Gräber zu der heiligen Krippe.
 
 
Ich schaufle und zerbrech den Sarg. Die Lippe
Seh ich im Scheine der Laterne blaun.
Und deine halbgeschlossnen Augen schaun
Nach innen auf den Tanz der Engelsippe.
 
 
Und meine Lippen küssen dein Skelett.
Sie neiden dem Gewürm die schönsten Brüste.
Der faule Sarg dünkt mich ein Himmelsbett.
 
 
Umarmung deines Todes: frömmste Lüste!
Ich schließe schluchzend das gekreuzte Brett,
Und regnend spült's mich an die irdsche Küste.
 
XVIII
 
Nie wieder wird ein Sommer sein wie dieser,
Den wir gemeinsam Hand in Hand durchschritten.
Kein leises Leid und keinen Streit erlitten
Wir im Genuß des Glückes. Immer süßer
 
 
Erweckte uns der Tag noch ganz inmitten
Der Lust der Nacht. Als heitre Liebesbüßer
Bestiegen wir den Berg, des Frührots Grüßer,
Und sind wie Vögel durch die Luft geglitten.
 
 
Nie schien so jung der graue Greis von siebzig,
Nie haben junge Herzen so gebebt,
Nie hat die Sonne so in Glanz zerstiebt sich,
 
 
Nie sind so Kinder durch den Tag geschwebt,
Nie haben je die Menschen so geliebt sich,
Nie ward das liebe Leben so gelebt.
 
XXVII
 
Nur dir soll künftig meine Flöte klingen,
Und jedes Wort soll lieb- dich und lobpreisen.
Ich will in zarten und in wilden Weisen
Ein Echo deiner in die Reime zwingen.
 
 
Ich will dir kniend meine Bücher bringen
Und mit dem Vogel Bülbül zu dir reisen.
Er soll an deinem Grab mit holdem leisen
Gezwitscher deines Todes Anmut singen.
 
 
Ich bin nur selig, weil es du ja bist.
Ich bin nur glücklich, weil in meinem Arm
Du's warst. In der Erinnerung hock und nist
 
 
Ich wie ein armer Kauz, verweht und warm,
Und warte bis zur Auferstehungsfrist,
Wo du mich rufst zum süßesten Alarm.
 
XXIX
 
Ich möchte sterben mittags in der Sonne.
Die Spatzen werden krähn. Die Pferde blinken.
Am Brunnen wird ein armer Ziehhund trinken.
Ein Kind geht tändelnd an der Hand der Bonne.
 
 
Ein Käfer schwirrt in Auferstehungswonne.
Zwei Liebende seh ich einander winken.
Es zacken trotzig sich des Domturms Zinken;
Im blauen Äther lächelt die Madonne.
 
 
Das Leben lebt. Ich hör es, seh es, fühl es!
Ob ich dabei, was schiert sich's drum?
Es lebt. Im leichten Tanz des ewigen Gewühles
 
 
Die Brust der Erde auf und nieder bebt.
Ich fühle an der Stirn ein klares kühles
Gewölk – Irene, die mich aufwärts hebt.
 
XXX
 
Der erste Monat, seit du starbst, ist um.
Ich schrieb an jedem Tag dir ein Sonett,
Und bracht es abends an dein Himmelbett.
Du lauschtest ihm, die Augen zu und stumm.
 
 
Und glaubt ich, daß es dich ermüdet hätt,
Verscheuchte ich des Bienenvolks Gesumm.
Du schliefst. Dein Schlaf war mein Martyrium.
Und dein Erwachen wird mein Amulett.
 
 
Und wen sein Mensch verließ am Wanderstab,
Dem reich ich ein Sonett zum kargen Trost.
Den tausend Tränen, die er weinte, gab
 
 
Die Schale ich. Die Gottheit wägt und lost.
Das höchste Glück sinkt in das tiefste Grab.
Der Strom der Ewigkeiten stürmt und tost.
 
Возрастное ограничение:
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Дата выхода на Литрес:
10 декабря 2019
Объем:
80 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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