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Читать книгу: «Novemberrosen», страница 5

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Kapitel 5

Montag. Heute war ein richtiger Montag. Es war von Dienstbeginn bis Dienstschluss nichts so wie es sein soll. Zuerst habe ich fast verschlafen, dann gab es aus unerklärlichen Gründen kein Warmwasser und ich musste kalt duschen. Auch im Krankenhaus lief nichts so wie es sollte. Außerdem habe ich bis jetzt noch nichts von Max gehört. Ich hoffe das ist kein schlechtes Zeichen. Jetzt bin ich zu Hause und packe meine Tasche zum Schwimmtraining. Darauf hab ich zwar auch keinen Bock, aber es muss ein, die Bewegung wird mir gut tun. Ich schwimme lustlos meine Längen und habe das Gefühl nicht von der Stelle zu kommen, jedes Tempi kostet mich Kraft. Montags trainiere ich immer im Team. Ich absolviere zwar keine Wettkämpfe zum Leidwesen meines Trainers, aber dazu habe ich keine Lust, ich will mich nicht mehr mit anderen messen. Meine Mutter war in ihren jungen Jahren eine sehr begabte Leistungsschwimmerin und hat mich bereits früh mit dem Sport vertraut gemacht, mit dem Erfolg, dass ich mit zwölf Jahren Jugendmeisterin in meiner Klasse wurde. Hätte eine gute Sportlerin aus mir werden können, aber nach dem Tod meiner Mutter hat mir das nichts mehr bedeutet. Jetzt mache ich es nur mehr für mich und vielleicht ein bisschen für meine Mum.

„So Mädels, Schluss für heute. Luisa, alles ok bei dir? Heute nicht deine Bestform…“

Mein Trainer ist grundsätzlich nie zufrieden, aber heute muss ich ihm beipflichten, nicht meine beste Leistung, ich fühle mich nicht fit. Nach einer langen heißen Dusche ist mir noch immer kalt und ich liege schon früh im Bett. Lizzy hat Nachtdienst und Andy ist wieder unterwegs im Dienste der Telekommunikation. Immer noch keine Nachricht von Max. Ich bin eigentlich nicht der Typ der so darauf wartet, aber diesmal scheint alles anders zu sein. Ich werfe noch einmal einen Blick aufs Handy, bevor ich meine Nachtischlampe ausknipse. Nichts. Hoffentlich habe ich mich nicht komplett in ihm getäuscht und er hat inzwischen gemerkt, dass ich nicht zu ihm passe. Mist, genau das wollte ich nicht, mir ständig Gedanken machen müssen. Ich darf mich da nicht so hineinsteigern. Auch wenn ich erschöpft bin dauert es lange bis ich einschlafen kann. Ich wälze mich hin und her, aber irgendwann besiegt mich die Müdigkeit, als mich plötzlich das Läuten meines Handys aus einem Albtraum reißt. Ich bin im Traum ins Wasser gefallen und bekomme keine Luft, ich kann nicht atmen, ich habe das Gefühl gleich zu ersticken. Ich brauche ein paar Sekunden, bevor ich abheben kann.

„Ja…“

Ich kann kaum sprechen, mein Herz klopft mir bis zum Hals und ich bin schweißgebadet.

„Luisa?“

„Ja.“

Ich atme hörbar tief durch, langsam bekomme ich wieder Luft.

Alles in Ordnung bei dir?“

„Ja… ich glaube schon.“

Meine Stimme ist leise und zittrig.

„Du klingst aber nicht als ob es dir gut geht?“

Er hört sich sehr besorgt an, daher versuche ich ihn zu beruhigen.

„Es geht schon wieder, ich hatte gerade einen schlimmen Traum, aber du hast mich jetzt zum Glück geweckt.“

„Entschuldige ich wollte dich nicht wecken, aber in dem Fall war es wohl gut. Ich hatte Probleme mit dem Handy, sonst hätte ich mich schon früher gemeldet, ich dachte du bist bestimmt noch wach.“

Ich blicke auf meinen Wecker, es ist erst kurz nach 22 Uhr.

„Für gewöhnlich bin ich das auch, aber ich war einfach so müde.“

Ich fühle mich so erschöpft, als hätte mich ein Panzer im Schlaf überrollt.

„Ist wirklich alles in Ordnung Luisa? Du klingst gar nicht gut. Was hast du denn geträumt?“

„Mach dir bitte keine Sorgen, es geht mir gut, es war einfach nur ein wirrer Traum.“

Er lässt sich nur schwer davon überzeugen, dass es mir gut geht, aber dann erzählt er mir dass er immer noch in Shanghai ist. Wie es aussieht kommt er frühestens Ende der Woche zurück. Es fällt mir nicht leicht mich zu verabschieden, ich möchte einfach nicht allein sein, auch wenn es nur seine Stimme am Telefon ist. Ich liege noch lange wach bis ich endlich einschlafe. Der Rest der Woche verläuft durchwachsen, ich werde das Gefühl nicht los das ich irgendetwas ausbrüte. Doch ich habe jetzt keine Zeit krank zu sein, denn Max hat seine Rückkehr für Freitag angekündigt und allen Anfangsschwierigkeiten zum Trotz, freue ich mich auf ihn. Ja ich freue mich sogar außerordentlich.

Dienstag: Tagdienst. Mittwoch: Tagdienst. Donnerstag: Nachdienst. 14 Geburten, keine Frühgeburten. Ich habe diese Woche meine freien Tage geopfert, da eine Kollegin krank ist. Endlich Freitag und das Wochenende habe ich frei. Ich brunche gegen Mittag gemütlich mit Lizzy in einem kleinen Café in unserer Straße, das haben wir schon so lange nicht mehr gemacht. Wir plaudern über die bevorstehende Hochzeit. Da ich ihre Trauzeugin sein werde, gibt es eine Menge Vorbereitungen. Die Hochzeit ist im Mai. Das Kleid und die Location sind bereits ausgesucht, trotzdem gibt es noch so viel zu tun. Max hat mich gerade vorhin angerufen, er ist seit den frühen Morgenstunden wieder in NY. Wir werden heute einfach nur Essen gehen. Kein großes Programm, darüber bin ich froh weil ich immer noch schlapp bin, obwohl es mir eigentlich egal ist was am Programm steht. Ich freue mich schon ihn zu sehen. Kaum zu glauben wie schnell man einen Menschen vermissen kann, den man erst so kurz kennt. Ich deute dass einmal als gutes Zeichen, hätte ich mir vor etwas mehr als einer Woche noch nicht vorstellen können.

Um Punkt 19.00 Uhr läutet es an meiner Tür. Meine High Heels und ich warten schon, also ich in meinen High Heels. Ich habe mich heute für das kleine Schwarze entschieden und meine Haare zu einem strengen Knoten aufgesteckt, ich fühle mich ein bisschen wie Evita Peron, aber dunkelhaarig. Unten wartet bereits der Wagen. Heute ist Max bereits ausgestiegen und erwartet mich mit einem sichtlich zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er kommt auf mich zu und grinst mich an.

„Guten Abend Mrs. Miller.“

Er zwinkert mir verschmitzt zu und reicht mir seine Hand.

„Guten Abend. Heute so förmlich Mr. Deveraux?“, antworte ich, während ich meine Hand in seine lege die er sofort fest umschließt.

„Ja ich dachte mir die Abholszene ist zuletzt nicht besonders gut gelungen und verlangt nach einer neuen Version.“

Er zieht mich an sich und mein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. „Besser so?“

„Ausbaufähig“, entgegne ich, auch wenn ich am liebsten sofort meine Lippen auf seine pressen würde.

Sanft streicht er über meine Wange, bevor er mich fest an sich drückt und dann sanft küsst. Ich will ihn gar nicht los lassen und Ja es fühlt sich noch immer gut an. Sogar sehr gut, nein sogar außerirdisch gut.

Ich lächle zufrieden, was er erwidert.

„Ich habe dich wirklich vermisst.“

„Überraschender Weise ich dich auch“, necke ich ihn am Weg zum Wagen.

„Du versuchst mich aber nicht herauszufordern meine Liebe, oder?“

„Nein wie kommst du darauf?“

Er öffnet mir die Autotür.

„Komm, steig ein, es ist eiskalt, du erkältest dich noch in deinen Hauch von nichts an Strümpfen.“

Ich gebe ihm einen zarten Kuss, bevor ich einsteige und er kopfschüttelnd, aber immer noch mit einem Zahnpastawerbungslächeln die Tür hinter mir schließt.

„Guten Abend Miss Miller“, begrüßt mich Toni freundlich, was ich höflich erwidere.

„Sag mal fährst du eigentlich nie selbst, oder hast du keinen Führerschein?“, frage ich ihn als er sich neben mich setzt. Er reibt sich seine Hände, draußen ist es wirklich eiskalt.

„Ich bin es einfach gewohnt chauffiert zu werden, ich nutze die Zeit im Auto um Telefonate zu erledigen, oder Termine vorzubereiten. Toni fährt einfach viel besser als ich. Stimmt´s Toni?“

Toni blickt im Rückspiegel zurück zu uns.

„Mr. Deveraux fährt lieber die schnellen sportlichen Autos.“ Er lächelt mir zu.

„Schnelle, sportliche Autos? Wie ein richtiger Aufreißer eben.“

Ich muss grinsen und den Kopf schütteln.

„Du hältst mich also für einen Aufreißer Typen? Die vorgefertigte Meinung der Luisa Miller.“ Er schmunzelt amüsiert. „ Das wäre ein toller Buchtitel. Wie werde ich dir das nur abgewöhnen?“

„Ich würde sagen, du beweist mir das Gegenteil, ganz einfach.“

„Ich befürchte es wird nicht ganz so einfach werden dir etwas zu beweisen, aber glaub mir ich werde dich schon überzeugen, dass du dich täuscht.“

Da ist sie wieder, seine Hand auf meiner, er drückt sanft meine Finger und das reicht schon aus das mich ein warmer Schauer durchfährt. Viel Überzeugungskraft muss er nicht aufwenden, ich sage nichts weiter dazu und erwidere den Druck seiner Hand. Wir erreichen das Restaurant am Hudson River, der Ausblick ist einfach unglaublich. Die Lichter der Nacht spiegeln sich im Fluss. Das Lokal ist gut gefüllt. Für uns ist ein gemütlicher Tisch reserviert. Während dem Essen unterhalten wir uns über die Ereignisse der vergangenen Woche, ich muss ihn dauernd ansehen und ich bewundere seine schönen Hände. Noch vor einer Woche dachte ich nie, dass ich mich so verlieben könnte, und das von einer Minute auf die andere. Doch es ist tatsächlich passiert. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich ihn regelrecht anhimmle. Dann muss ich mich selbst bremsen, ich will es ihm nicht so leicht machen, zumindest soll er nicht merken, dass er mich längst gefangen hat. Der Kellner trägt den Hauptgang ab und fragt ob wir ein Dessert möchten.

„Wollen wir?“, fragt er mich.

„Dessert geht immer“, stimme ich zu.

Wir bestellen, der Kellner gießt noch etwas Rotwein ein.

„Ich muss noch etwas loswerden.“

Max sieht mit einem Mal ernster aus und er klingt auch so, nicht gut denke ich mir.

„Unser letzter Abend ist nicht ganz so verlaufen wie ich es mir gewünscht habe. Ich möchte das es ab jetzt um uns geht, und zwar nur um uns.“

„Glaubst du wirklich du kannst das?“

„Ja, da bin ich mir sicher.“

Er rückt seine Dessertgabel akribisch an den Tischrand.

„Ich meine, du hast deine Frau verloren.“

Und ich habe Ben und meine Mutter verloren. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen bis jetzt noch nichts von Ben erzählt zu haben, aber das erfordert die ganze Geschichte und ich habe Angst er sieht mich dann anders. Ich schiebe den Gedanken schnell beiseite, das hat Zeit.

„Ich werde Laura nie vergessen, so wie du deine Mutter immer in Gedanken behalten wirst.“

Der Kellner bringt das Dessert.

„Ich habe sie über die Maßen geliebt und viele Jahre versucht Schmerz und Verlust zu verdrängen, aber ich habe irgendwann verstanden dass ich das nicht kann. Es musste mir einfach gelingen mein Leben weiter zu leben. Seit ein paar Tagen gelingt mir das richtig gut. Es geht um dich und um mich.“ Er macht eine kurze Pause. „Und im besten Fall um uns.“

Ich steche ein Stück von meinem Schokokuchen mit flüssigem Kern ab, die Schokolade ist noch ganz lauwarm. Er meint es also ernster als ich bisher dachte, das macht mich ganz unruhig auf meinem Stuhl, was ich nur schwer verbergen kann.

„Um uns also? Warum ich?“, frage ich vorsichtig.

Er greift über den Tisch und nimmt meine Hand. „Weil ich genau dich will.“

„Aber ich mache doch gar nichts Besonderes und was wenn ich dir schon bald auf die Nerven gehe? Wenn alles zu kompliziert ist und…“

Ich weiß nicht recht was ich sagen soll, er macht mich verlegen und dieses „weil ich dich will“ klingt äußerst bestimmt, aber so das es mir durch und durch geht und zwar im positiven Sinn.

„Luisa, ich will dich. Weil du so bist wie du bist. Genau deshalb. Punkt.“

Mein Herz klopft mir schon wieder bis zum Hals, wenn sich das nicht bald legt, bekomme ich noch einen Herzanfall. Er lächelt mich an und beißt sich auf seine Unterlippe.

„Du hast etwas Schokolade an deiner Lippe, du glaubst gar nicht was ich dafür geben würde sie dir herunter küssen zu dürfen.“

Ich merke wie ich rot werde, während ich meine Serviette nehme. Ich versuche das Thema zu wechseln.

„Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass meine beste Freundin im Mai heiraten wird? Ich werde Trauzeugin sein.“

Etwas Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen, als ob ihn das interessieren würde. Sichtlich amüsiert über den schnellen Themenwechsel legt er seine Serviette rechts neben ihm auf den Tisch und lehnt sich gemütlich zurück.

„Sehr schön, obwohl du bestimmt der Braut die Show stehlen wirst.“

Er beugt sich wieder ein wenig über den Tisch und flüstert mir zu.

„Ich habe dir heute noch nicht gesagt wie umwerfend du aussiehst.“

Er streicht mir ganz beiläufig unter dem Tisch über mein Knie, ich muss kurz meine Augen schließen. Meine Reaktion scheint ihm zu gefallen. Das Thema lässt sich also doch nicht wechseln, aber eigentlich gefällt es mir für ihn begehrenswert zu sein. Es gefällt mir sogar sehr, aber noch besser gefällt es mir ihn zappeln zu lassen, daher gehe ich auch darauf nicht weiter ein. Die Zeit ist schnell vergangen und wir entschließen uns aufzubrechen. Da man vor dem Restaurant nicht parken kann, müssen wir ein paar Schritte laufen. Ich genieße die frische Luft, obwohl es ganz schön kalt geworden ist. Einige Schneeflocken mischen sich unter die kühle Luft, es sieht aus als ob Zuckerwatte durch die Luft wirbelt. Ich schmiege mich eng an Max der seinen Arm um mich legt und mich fest an sich zieht.

„Ist dir kalt?“, fragt er mich besorgt.

„Nur ein bisschen…und mir tun meine Füße weh…“

„Ich verstehe gar nicht warum ihr Frauen euch diese Qualen antut, aber es sind nur noch ein paar Schritte bis zum Wagen.“

„Um euch Männer zu beeindrucken“, antworte ich, während ich in den Wagen steige.

Er macht die Tür zu, bevor er auf der anderen Seite einsteigt.

„Für EUCH Männer? Wenn dann für mich und dazu brauchst du keine High Heels, auch wenn du unglaublich sexy damit aussiehst. Zieh sie aus.“

„Warum?“

„Zieh sie aus.“

Ich weiß zwar nicht was es bringen soll, aber ich bin froh dass ich sie ausziehen kann. Er nimmt meine Beine und legt sie über seinen Schoß.

„Deine Füße sind eiskalt.“

Wärmend breitet er seinen Mantel darüber und streicht mir sanft über meine Schienbeine.

„Der Anstand sagt ich muss die Lady jetzt nach Hause bringen, es ist schon spät.“

Da sind sie wieder, seine guten Manieren, ich muss für mich selbst schmunzeln.

„Kenne ich nicht diesen Anstand“, grinse ich und rücke etwas näher an ihn.

Meine Antwort entlockt ihm ein breites Lächeln.

„Ich würde dir gerne etwas zeigen, natürlich nur wenn du willst.“

„Du hältst meine Beine in deinem Wagen fest, mir bleibt gar nichts anderes übrig.“

Wir fahren stadtauswärts. Es schneit immer noch leicht. Es geht ein Stückchen bergauf, vorbei an schön beleuchteten Häusern und Villen. Ein Haus exklusiver als das andere, es ist eine noble Gegend. Ich blicke rechts aus dem Wagen und unter uns erstrahlen tausende Lichter der nächtlichen Stadt. Toni bleibt stehen.

„Der Blick auf die Stadt ist hier am schönsten. Wie findest du es? Möchtest du aussteigen?“

„Ja gerne. Es ist wundervoll“, schwärme ich.

Ich schlüpfe in meine Schuhe und steige aus. Max legt seinen Mantel über meine Schultern, was ich außerordentlich nobel von ihm finde, es ist wirklich kalt und jetzt friert er bestimmt. Wir stehen auf einem kleinen Plateau. Die Aussicht ist atemberaubend und ich merke erst gar nicht das Toni weg fährt. Wir stehen noch ein paar Minuten so da. Ich habe mich ganz dicht an ihn gekuschelt, die Schneeflocken werden jetzt immer dichter, langsam hüllen sie die Straße in einen weißen Teppich.

„Ich glaube wir gehen jetzt besser, sonst brichst du dir mit den Schuhen noch den Hals.“

„Gehen? Wo ist denn der Wagen? Du willst jetzt aber nicht dass ich den ganzen Weg in die Stadt zurückgehe, oder?“

Ich sehe mich suchend nach Toni um.

„Ich laufe eigentlich ganz gern, aber ich kann dich auch tragen wenn du willst.“

Er schmunzelt mich an. Ich bin mir nicht sicher ob das ein Witz ist, oder ob er es ernst meint.

„Mein Haus ist da unten, siehst du das offene Einfahrtstor.“

Ich sehe es, das hat er galant geschafft mich hierher zu bringen denke ich mir, so viel zu den guten Manieren und dem Anstand.

„Zeigst du mir jetzt deine Briefmarkensammlung?“, frage ich mit sarkastischem Unterton.

„Ja, natürlich, gerne, ich wusste nicht dass du an Briefmarken interessiert bist.“

Er scheint ziemlich amüsiert über meine Frage zu sein, was auch mich zum Lächeln bringt, zumindest mangelt es ihm nicht an Schlagfertigkeit. Wir gehen die paar Schritte vom Plateau zum Haus. Es ist ein moderner Architekturbau mit vielen Glasfronten. Das automatische Tor schließt sich hinter uns, als wir die Auffahrt hinauf gehen.

„Du hast bestimmt Lust etwas Warmes zu trinken, oder? Deine Hände sind eiskalt.“

Mir ist wirklich kalt, vor allem meine Füße fühlen sich schon ganz taub an. Ich nicke zustimmend. Max bleibt kurz stehen, während er die Tür öffnet.

„Du willst doch mit hinein kommen oder?“

Natürlich will ich, mir ist eiskalt, außerdem was bleibt mir jetzt wo ich schon einmal hier bin anderes übrig. Ich nicke, bevor er mich zur Tür hineinschiebt, so als wollte er verhindern dass ich es mir noch einmal anders überlege. Im Haus setzt sich die Moderne fort. Es ist alles sehr clean und chic. Viele helle Farben und obwohl alles sehr geschmackvoll ist, merkt man das hier eine Frau im Haus fehlt. Er nimmt mir den Mantel ab. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen, Gott fühlt sich der warme Fußboden unter meinen eiswürfelkalten Füssen gut an. Er führt mich durch den Flur in einen offenen Wohnraum. Durch ein großzügiges Wohnzimmer mit offenem Kamin erreicht man über zwei Stufen die Küche mit einem gemütlichen kleinen Tisch und zwei Stühlen. Dahinter an einer langen Glasfront steht ein großer Esstisch mit sechs Sesseln. Im Wohnzimmer vor dem Kamin stehen ein großes dunkelgraues Sofa und ein Fernseher. Alle Farben sind gedeckt, die Einrichtung ist edel uns stilvoll.

„Was möchtest du trinken? Tee, Kaffee, Wein?“

Er wirft einen Blick in den Kühlschrank, während ich mich noch immer mit Bewunderung umsehe.

„Ich habe sogar eine Flasche Champagner“, offenbart er seine Entdeckung im Kühlschrank.

„Am liebsten Tee bitte“, antworte ich und sehe mich weiter um.

Er legt sein Sakko und die Krawatte ab und setzt den Teekessel auf. Die riesigen Glasfronten sind außergewöhnlich und erlauben einen tollen Blick über die gesamte Gegend.

„Du hast ja einen Pool!“, stelle ich freudig fest.

„Ja, aber ich komme viel zu selten dazu ihn zu benutzen, der Architekt war der Meinung ich brauche einen.“

Ich erzähle Max von meiner Leidenschaft zum Schwimmen, während er das Wasser in eine Teekanne mit den getrockneten Teeblättern gießt. Ich beobachte das Prozedere andächtig.

„Was machst du denn wenn du nicht arbeitest?“, frage ich neugierig.

Er überlegt kurz. „Jetzt wo du mich so direkt fragst, ich arbeite eigentlich immer. Das ist schrecklich oder?“

„Ja schon. Das kann doch nicht gut für dich sein“, entgegne ich leicht entsetzt.

„Montags spiele ich sofern ich da bin mit Richard Tennis, aber vielleicht schaffst du es ja mich vom Arbeiten abzuhalten.“

Ich zucke mit den Schultern, ich kann mir nicht vorstellen wie mir das gelingen sollte. Während der Tee zieht, zündet er das Feuer im Kamin an. Danach setzten wir uns auf das Sofa im Wohnzimmer. Ich genieße den warmen Tee. Meine Schulter lehne ich an ihn, er streicht mir zärtlich über eine Haarsträhne die sich aus meinem Knoten gelöst hat.

„Ist dir noch kalt?“, fragt er mich.

„Nein, zum Glück sind meine Füße auch wieder aufgetaut.“

Ich würde gerne hier bleiben, aber ich bin mir nicht sicher ob das richtig ist. Es geht mir jetzt doch alles zu schnell, vielleicht ist es besser wenn ich jetzt nach Hause fahre, womöglich hat er sonst ein falsches Bild von mir. Ich will nicht so eine Art von Beziehung – keine Geliebte.

„Du siehst so nachdenklich aus?“

Er streicht sanft meinen Arm mit seinem Zeigefinger hinunter.

„Das hast du ziemlich gefinkelt eingefädelt, mich hierher zu bringen, Machst du das immer so?“

„Toni kann dich jederzeit nach Hause bringen, er wartet auf meinen Anruf. Ich wollte nicht, dass du das falsch verstehst.“

Er sieht mir tief in die Augen und ich kann mich seinem Blick nur sehr schwer entziehen. „Luisa was ist nur los mit dir?“, frage ich mich selbst.

„Ja…es ist schon ziemlich spät geworden, ich denke ich möchte doch nach Hause“, entgegne ich, weil ich finde es wäre das Beste so.

„Natürlich. Ich gebe ihm Bescheid.“

Er scheint zwar nicht enttäuscht zu sein, zumindest lässt er es sich nicht anmerken, aber manchmal ärgere ich mich über mich selbst, weil ich einfach nicht weiß was ich will. Ich glaube ich will gar nicht nach Hause. Ich sehe ihn an, während er telefoniert. Ich befürchte es hat mich richtig erwischt, es kribbelt in meinem Bauch und überhaupt hab ich ein seltsames Gefühl, das meinen ganzen Körper durchströmt und das Schlimmste ist, ich kann nichts dagegen tun, ich hasse es die Kontrolle zu verlieren. Kurz schließe ich die Augen und atme tief durch. Ich stehe schon einmal auf und gehe zum Kamin auf dem Bilder und Fotos stehen von Leuten die ich natürlich nicht kenne. Auf einem ist Max mit einer hübschen Frau mit langen dunklen Haaren zu sehen. Sie hat ein wunderschönes warmes Lächeln. Daneben steht das Hochzeitsfoto von ihm und seiner verstorbenen Frau, vermute ich zumindest. Sie war zierlich, mit langen brünetten Haaren. Sie lächelt Max an, nein das ist mehr als ein Lächeln, sie himmelt ihn an, so wie ich es jetzt tue.

„Toni wird gleich da sein.“

Er kommt zu mir und umschlingt mich von hinten, ich lehne mich an ihn. Gott warum will ich nach Hause?

„Wer ist das?“, frage ich, und zeige auf das Bild mit der Frau.

„Meine Schwester Nigella, sie lebt mit ihrem Ehemann in meinem Elternhaus in Irland. Ich hoffe du lernst sie bald kennen. Leider sehe ich sie viel zu selten, ich weiß jetzt schon, dass sie dich mögen wird.“

„Sie ist sehr hübsch, gutes Aussehen liegt also in deiner Familie.“

„Ja sie ist eine schöne Frau, ich hatte als großer Bruder alle Hände voll zu tun, sie war ständig von Verehrern umschwärmt und schau da ist meine Mutter, sie ist leider gestorben als ich fünfundzwanzig war, das Bild entstand einige Monate vor ihrem Tod.“

Er zeigt auf ein Foto auf dem er mit Nigella und seiner Mutter zu sehen ist. Nigella sieht ihr sehr ähnlich.

„Sie sieht doch noch so jung aus?“

„Sie ist einfach eines Tages umgefallen, Gehirnblutung.“

„Das ist ja schrecklich…und dein Vater?“

„Ich habe keinen Vater…er hat uns verlassen als Nigella und ich noch sehr klein waren, er war ein Mistkerl. Er hat meine Mutter belogen und betrogen, wenn er betrunken war geschlagen und sie mit einem Haufen Schulden sitzen gelassen.“

Ich bereue es gefragt zu haben, ich dachte, nur ich hatte eine beschissene Jugend, keine Ahnung was ich darauf sagen soll, aber ich komme gar nicht dazu etwas zu sagen.

„Kein Problem, ich bin lange darüber hinweg, er ist mir egal, meine Schwester ist meine Familie, ich sehe sie leider nur viel zu selten.“

Er ist mir immer einen kleinen Schritt voraus und es kommt mir so vor als ob er meine Gedanken lesen könne, es ist wirklich gespenstisch. Ich ziehe seine Arme fester um meine Mitte. Ich blicke noch einmal auf das Hochzeitsbild.

„Deine Frau und du, ihr seht sehr glücklich aus und sie ist unglaublich hübsch.“

Kurz ist es ganz still bevor er antwortet.

„Das waren wir. Jetzt machst du mich glücklich und zwar genau in diesem Moment.“

Ich drehe mich zu ihm, lege meine Arme um seinen Hals und lehne mein Gesicht an seine Brust. Seine Nähe fühlt sich himmlisch an. Ich schließe meine Augen und kann und will an nichts mehr denken und ich will auch nicht mehr sprechen. Ich öffne zwei Knöpfe von seinem Hemd und schmiege mich fest an ihn.

„Das weißt du nach so kurzer Zeit schon?“, frage ich leise.

„Ja.“

„Und wie glücklich würde es dich machen wenn Toni nicht mehr kommen müsste?“

Ich bin mir nicht sicher ob ich das wirklich sagen wolle, aber jetzt hab ich es wohl getan. Es ist einfach so aus mir heraus gesprudelt.

„Es würde mich sehr glücklich machen, aber du musst nichts tun nur um mich glücklich zu machen, das weißt du oder?“, fragt er mich, während er mir einen Kuss hinter mein Ohr haucht.

Nickend ziehe ihn ganz fest zu mir und küsse ihn. Er reißt sich noch einmal los von mir was ihm nicht ganz leicht zu fallen scheint.

„Bitte bleib heute Nacht bei mir“, sagt er ein wenig atemlos.

Ich beiße mir auf die Unterlippe und spüre wie sich meine Wangen röten, dann nicke ich etwas verlegen.

„Dann gebe ich Toni Bescheid dass er Feierabend machen kann.“

Nachdem er ihn noch einmal angerufen hat, nimmt er mich wieder in den Arm. Ob es das Richtige ist zu bleiben weiß ich nicht, aber eines weiß ich sicher, es fühlt sich gut an. Ich streiche mit meinen Finger durch seine Haare, über seinen Hals bis zu seiner Brust. Sanft öffnet er meinen Haarknoten, meine Haare fallen locker über meine Schultern. Ich lege meinen Kopf und meine Haare zur Seite. Er küsst mich sanft vom Hals bis zum Schlüsselbein. Ich spüre wie mein Puls in meiner Halsschlagader pocht und sich die Haare auf meinen Armen wie elektrisiert aufstellen. Ganz langsam öffnet er den Reißverschluss meines Kleides. Ich halte kurz den Atem an. Es gleitet an meinen Schultern über meine Hüften hinunter zu Boden. Ich vergrabe meine Nase und Lippen in seinen Hals, ich fühle während ich noch ein paar Knöpfe von seinem Hemd öffne mit meinen Fingern die Haare auf seiner Brust und streiche über seinen Oberkörper. Er schiebt die Träger meines BH ganz sanft über meine Schultern und fährt zärtlich die Linien meines Dekolletees nach. Dann streicht er zärtlich mit seiner Hand über meine Haare und meinen Hals.

„Du bist so schön Luisa, alles an dir ist wunderschön.“

Ein verlegenes Lächeln huscht über meine Lippen, ich bekomme kaum Luft zum Atmen, es scheint, dass ich in Liebesangelegenheiten ziemlich außer Übung bin.

„Willst du jetzt die Briefmarkensammlung sehen?“, haucht er mit kehliger Stimme in mein Ohr.

Ich sehe ihn überrascht an.

„Ja…warum eigentlich nicht, ist sie denn sehenswert?“

Ich kann mir ein leises Kichern nicht verkneifen. Er erwidert mein Lächeln, bevor er mich ohne Vorwarnung aufhebt und in sein Schlafzimmer trägt. Ich sinke in die weichen Kissen und rieche den zarten Duft von frisch gewaschener Bettwäsche. Er beugt sich über mich, ich ziehe ihn ganz fest an mich heran und schließe meine Augen. Ich habe das Gefühl alles um mich herum dreht sich. Sein Körper auf meinem fühlt sich schwer an, aber ich drücke ihn noch fester an mich und grabe meine Nase und meinen Mund in seine Haut. Ich möchte dass er mich nie wieder los lässt, fest drücke ich meine Fingerspitzen in seinen Rücken.

„Du musst mich nicht so fest halten, ich laufe nicht weg, ein bisschen Luft musst mir schon lassen“, flüstert er in mein Ohr, es ist wirklich unheimlich, kann er wirklich Gedanken lesen?

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „

Aber vielleicht flüchte ich ja.“

Er drückt sich wieder fest an mich, sodass ich Mühe habe zu atmen, seine Nasenspitze berührt meine.

„Das glaube ich nicht.“

Ich lege meinen Kopf zurück und meinen Hals frei, so als würde ich mich ihm ergeben, während ich sanft über seinen Rücken streiche. Er nimmt meine linke Hand und führt sie an seinen Rippen entlang über seinen Oberkörper bis zu seiner Hosentasche. Meine Fingerspitzen folgen sanft seiner Anweisung. Ich greife in die Hosentasche in der ich ein bekannt knisterndes Material ertaste und hervorziehe. Ich halte das glitzernde Päckchen zwischen meinen Fingern.

„Du scheinst jedenfalls gut vorbereitet zu sein?“

Er streicht mir unbeirrt sanft über den Hals. „In deinem Fall schon.“

„Also doch Aufreißer?“

„Nein. Sicherheitsbetont“, entgegnet er.

Er drückt seine Lippen auf meine. Ich habe keine Möglichkeit mehr auch nur noch ein Wort dazu zu sagen. Ich gebe jegliche Kontrolle über mich ab und lasse mich einfach fallen. Jede Faser meines Körpers saugt seine Nähe förmlich auf. Unfähig auch nur einen weiteren Gedanken des Zweifels zu fassen, ergebe ich mich meinem Drang alles beherrschen zu wollen. Das Bauchgefühl hat also endlich den Kopf besiegt, zumindest für diesen Moment.

Ich liege fest an ihn gekuschelt und schlafe fast ein. Seine Hand liegt sanft auf meinem Bauch, was gut ist, denn sonst würde ich mit den Schmetterlingen die sich daran befinden wohl davonfliegen. Er schmiegt sein Gesicht liebevoll an meinen Hals, ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. Es ist ein unwahrscheinlich vertrautes und warmes Gefühl, ich bin froh geblieben zu sein. Eigentlich kann ich mir gar nicht mehr vorstellen überhaupt jemals wieder zu gehen.

„Bin ich jetzt deine Geliebte.“, frage ich leise in sein Ohr.

„Luisa…“, haucht er. „Ist es denn so schlimm geliebt zu werden?“

„Nein…aber…“

Ich kann nicht aussprechen weil er seine Lippen auf meine drückt.

„Hör jetzt auf nachzudenken und mach deine Augen zu.“

Er haucht mir unzählige Küsse die kaum meine Haut berühren auf den Hals. Ich schließe zufrieden meine Augen.

Als ich auf aufwache wird es draußen schon hell. Die Jalousien sind leicht geöffnet und verschaffen mir einen Blick nach draußen. Es hat aufgehört zu schneien. Ich drehe mich auf die andere Seite, aber ich liege allein im Bett. Max ist scheinbar schon aufgestanden, ich habe gar nichts gemerkt, so tief habe ich lange nicht geschlafen. Auf seinem Nachttisch steht ein Wecker, es ist erst kurz vor sieben Uhr. Am Bettrand liegt sein weißes Hemd ich ziehe es über und kuschle mich hinein, es fühlt sich wunderbar an. Ich sauge den Duft seines Aftershaves am Hemdkragen ein, ich muss meine Augen noch einmal kurz schließen. Ich tapse aus dem Zimmer um zu sehen wo er ist. Er sitzt vertieft am kleinen Küchentisch mit dem Kopf über dem Laptop, als er mich sieht, lächelt er mich an und klappt den Computer zu. Ich gehe hinüber und setzte mich auf seinen Schoß.

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710 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783750220904
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