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Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink bei ihrer Ankunft am 11. Mai 1939 in Salzburg. Begleitet wird sie von der Salzburger Gaufrauenschaftsleiterin Maria Vogl (hinter Scholtz-Klink) und von Martha Warnecke, Hauptabteilungsleiterin in der Reichsfrauenführung.

Am 11. Mai 1939 stattete Gertrud Scholtz-Klink auch der Gauhauptstadt Salzburg einen offiziellen Besuch ab. Nach ihrer Ankunft im Österreichischen Hof (heute Hotel Sacher) besuchte sie die Burg Hohenwerfen und wandte sich, ebenso wie Gauleiter Friedrich Rainer, mit einer Eröffnungsrede an die Salzburger Frauen und die Frauenschaftsleiterinnen. Am Nachmittag unternahm sie eine Fahrt ins Salzkammergut, wo sie in Begleitung des Gauleiters, der Gaufrauenschaftsleiterin Maria Vogl [Biografie S. 94] und anderen Salzburger Führungspersonen in St. Gilgen am Wolfgangsee von den ortsansässigen „Pimpfen“ der Hitlerjugend mit Fanfarengrüßen in Empfang genommen wurde. Abschließend weilte Scholtz-Klink im Weißen Rössl. Ein solch hoher Besuch wurde natürlich medienwirksam inszeniert.

Obwohl Gertrud Scholtz-Klink aufgrund von Krankheiten und Fehlgeburten immer seltener ihren Aufgaben nachgehen konnte und immer mehr ins Abseits gedrängt wurde, hielt sie eisern an ihrer Stellung fest. Ihr Einfluss war aber merklich geschwunden: Führende Männer der Partei wie Ley und Goebbels lehnten sie mit der Zeit zunehmend ab. Von Hitler wurde sie zwar geschätzt, aber nicht mehr direkt zu Frauenbelangen befragt. Ihr Versuch, die NSF und das DFW vollständig zu vereinigen, wurde vereitelt.

Nach dem Ende des Krieges wurde Scholtz-Klink zunächst für tot erklärt, sie hielt sich jedoch bei der befreundeten Prinzessin Pauline zu Wied, Tochter des württembergischen Königs Wilhelm II., auf. Im Februar 1948 wurde sie entdeckt, verhaftet und nach mehreren Verfahren 1950 schließlich zu 30 Monaten Zwangsarbeitslager verurteilt und mit partiellem Berufsverbot belegt. Gertrud Scholtz-Klink hielt an ihren Überzeugungen fest und verteidigte offen die nationalsozialistische (Frauen-)Politik, so auch in ihrem 1978 im rechtsextremen Grabert Verlag veröffentlichten Buch Die Frau im Dritten Reich. Eine Dokumentation.

Die Organisation der NS-Frauenschaft

Im Laufe der Jahre formierten sich in der NSF/DFW elf Hauptabteilungen (und eine eigene Rechtsabteilung, die aber nicht mitbeziffert wurde) mit zahlreichen Unterabteilungen bzw. Sachgebieten.42 Drei Verwaltungsabteilungen – Finanzverwaltung, Geschäftsleitung und Organisation/Personal – waren außerdem für das Funktionieren des Verwaltungsapparates zuständig.

Die Hauptabteilung Presse – Propaganda hatte die Aufgabe, die Arbeit der NSF und des DFW zu bewerben, Mitglieder anzuwerben sowie die wirtschaftlichen, kulturellen und ideologischen Vorstellungen des Nationalsozialismus zu verbreiten und Aufklärungs- und Schulungsmaterial bereitzustellen.

Ein wesentlicher Auftrag der Abteilung Kultur – Erziehung – Schulung umfasste die Indoktrination aller Mitglieder. Sie wurde in zehn Unterbereiche gegliedert, dazu zählte etwa die weltanschauliche und rassenpolitische „Erziehung“, die Leibeserziehung, Musik- und Feiergestaltung, die Pflege von Volkstum/Brauchtum sowie die Mädchen- und Frauenbildung.

In den Jugendgruppen der Frauenschaft und des DFW wurden die 18- beziehungsweise 21- bis 30-jährigen jungen Frauen zusammengefasst, die direkt aus dem BDM kamen und für die Führungspositionen in der NSF prädestiniert waren. Bis 1941 blieb ungeklärt, ob unverheiratete Mädchen im Alter zwischen 18 und 21 beim BDM verbleiben oder bereits ab dem 18. Lebensjahr in die Frauenschaft überstellt werden sollten. Der Salzburger Gauleiter Friedrich Rainer erließ deshalb im August 1941 für Salzburg eine vorläufige Regelung, nach der unverheiratete Frauen zwischen 18 und 21 im BDM-Werk Glaube und Schönheit blieben und erst mit 21 Jahren in die NSF überwiesen wurden.43 Jene, die vor ihrem 21. Lebensjahr heirateten, wurden mit der Hochzeit automatisch Mitglied der Frauenschaft. Die Jugendgruppen engagierten sich etwa in den Mütterschulungskursen, beim Roten Kreuz, beim Luftschutz, bei weiteren Hilfsdiensten sowie beim sogenannten Osteinsatz. Dafür wurden Mitglieder der NSF-Jugendgruppen für einige Wochen oder Monate in Gebiete Polens geschickt, um bei den „volksdeutschen“ Bauernfamilien oder „Ansiedlern“ sowie in Schulen und Kindergärten Hilfe zu leisten.44 Bei den Gemeinschaftsnachmittagen oder -abenden in den Ortsgruppen der Frauenschaft in der Stadt und im Land Salzburg berichteten die jungen Frauen von ihren Erfahrungen und Erlebnissen im „Einsatz“ – zum Beispiel im sogenannten (polnischen) Warthegau, in den viele Salzburgerinnen geschickt wurden. Ob sie in dieser Atmosphäre tatsächlich frei über ihre Eindrücke berichten konnten, lässt sich rückblickend nicht mehr beantworten.

Organisationsplan der Reichsfrauenführung.

In den Kindergruppen der Frauenschaft wurden Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren erfasst, um sie zum ersten Mal in ihrem Leben in eine nationalsozialistische Gemeinschaft einzugliedern und sie dementsprechend zu erziehen.

Im Mütterdienst sollten, soweit wie möglich, alle „deutschen“ Frauen, die entweder bereits Mutter waren oder werden wollten (beziehungsweise konnten und durften), erfasst werden. Mütterschulungskurse dienten dazu, Frauen jeden Alters fachlich zu schulen und auf ihre Hausfrauen- und Mutterpflichten vorzubereiten. In Zusammenarbeit mit dem Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront (DAF) wurden Betriebsmütterschulen eingerichtet, und auch mit der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) arbeitete man zusammen. Durch die Mütterschulungskurse wollte man vor allem auch Gegnerinnen des Nationalsozialismus für sich gewinnen. In den sogenannten schwarzen und roten beziehungsweise christlich-konservativen und sozialdemokratischen oder sozialistischen Gebieten wurden verstärkt Mütterschulungskurse angeboten. Trotz der steigenden Mitgliederzahlen in der Frauenschaft und im Frauenwerk war vor allem die Hebung des zuweilen noch geringen Interesses seitens Bäuerinnen und Arbeiterfrauen ein Anliegen – spätestens im Umfeld der Mobilisierung für den weiblichen „Kriegsdienst“.

In der Hauptabteilung Volkswirtschaft – Hauswirtschaft sollten alle deutschen Hausfrauen zu „angemessenem“ volkswirtschaftlichem Denken und Handeln erzogen werden – zum Beispiel durch Beratungen zum Einkauf, zur Ernährung, zur Essenszubereitung und -aufbewahrung. Die Frauen mussten lernen, „die Forderungen der Volkswirtschaft in Einklang zu bringen mit den Lebensbedürfnissen der deutschen Familie.“45 Dabei arbeitete man auch mit verschiedenen Einrichtungen wie dem Reichsnährstand und dem Reichswirtschaftsministerium zusammen. Besonders bei Nahrungsmittelengpässen standen die NSF-Mitglieder allen Frauen mit Rat und Tat zur Seite. Unter der Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink wurde diese Abteilung neben dem Mütterdienst zum wichtigsten Bereich ausgebaut und die Hauswirtschaftslehre als Berufsausbildung anerkannt.

Die Gattin des japanischen Generalkonsuls Akira Jamaji wird beim Besuch der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Südostdeutschland im April 1940 in Salzburg begrüßt. Dabei betont man die Gemeinsamkeiten des japanischen und deutschen Volkes.

Zur Auslandsarbeit der Hauptabteilung Grenzland – Ausland zählte die Informierung des Auslandes über die Stellung der Frau im Deutschen Reich sowie, umgekehrt, die Aufklärung der deutschen Frauen über die Frauen anderer Länder und „Völker“. In diesem Sinne wurden auch führende Frauen aus dem Ausland eingeladen. Der zweite wichtige Bereich war die Grenzlandarbeit. Diese umfasste die aktive Betreuung deutscher Frauen, die in Grenzgebieten wohnten, sowie die Unterstützung der „volksdeutschen Umsiedler“. Die sogenannten Ansiedlerbetreuerinnen wurden damit beauftragt, den „Volksdeutschen“ die deutschen Sitten, die Sprache und die nationalsozialistische Ideologie näher zu bringen.

Die letzte Hauptabteilung mit der Bezeichnung Hilfsdienst gewann vor allem mit Kriegsbeginn an Bedeutung. Im Mittelpunkt standen die Erziehung und Motivation der Frauen zur aktiven Hilfe am „deutschen Volke“. Unterstützt wurden vor allem kinderreiche Familien, erwerbstätige Frauen mit Kindern und Bäuerinnen. Dies geschah im Rahmen der sogenannten Nachbarschaftshilfe, zu der auch Hilfsarbeiten wie das Nähen in den Nähstuben oder die Einrichtung und Betreuung von Kinderstuben sowie die Wehrmachtsbetreuung, Kranken- und Wohlfahrtspflege zählten.

Bei dieser genauen Abgrenzung handelt es sich natürlich um ein theoretisches Konzept. In der Praxis gingen die Aufgabenbereiche oft ineinander über und NSF/DFW-Mitarbeiterinnen übernahmen mehrere Sachgebiete gleichzeitig. Die Größe des jeweiligen Mitarbeiterinnenstabes war auch den örtlichen Verhältnissen angepasst. Vor allem auf Ortsgruppenebene waren keineswegs immer alle Abteilungen mit eigenen Referentinnen besetzt. Die Aufgabenverteilung unterhalb der „Führerinnen“-Ebene war auch in Salzburg vielerorts nicht streng reglementiert. Zahlreiche Mitglieder der Frauenschaft hatten offiziell mehrere Aufgabenbereiche inne. Hauptsache war, dass die Arbeit erledigt wurde.

Nähkurs der NS-Frauenschaft um 1939.

Die NS-Frauenschaft in Österreich

Nach der Gründung der NSF im Jahr 1931 kam es auch in Österreich zur Errichtung von NS-Frauenschaften. Die Umsetzung hing stark vom Engagement einzelner Frauen ab, woraus sich große lokale und regionale Unterschiede ergaben. In Salzburg rekrutierte etwa die Gaufrauenschaftsleiterin Hanna Riedl [Biografie S. 74] emsig in Stadt und Land Anhängerinnen für die NS-Frauenschaft.

Die Frauen der NSF begannen meist mit Spendensammlungen für notleidende Parteigenoss*innen und mit der Einrichtung von SAKüchen und Nähstuben. Im Falle Wiens ist bekannt, dass Fragebögen verteilt wurden. Die Frauen wurden dahingehend befragt, ob sie Fähigkeiten mitbrachten, um in den SA-Küchen Kochdienste zu leisten oder in den Nähstuben Kleidungsstücke auszubessern und anzufertigen. Zwar hatten die Entwicklungen in Deutschland die Aktivitäten in Österreich nach sich gezogen, doch waren die österreichischen Nationalsozialist*innen um Eigenständigkeit bemüht und wollten sich nichts von (reichs)deutscher Seite vorschreiben lassen.46

Wenngleich die männlichen Parteigenossen mitunter die karitativen Tätigkeiten der Frauen abwerteten, so war ihnen etwa die Bedeutung der von den Frauen gesammelten Spenden durchaus bewusst. Allerdings kam es auch immer wieder zu Konflikten darüber, wer die Mittel verteilen durfte und wofür sie verwendet werden sollten. Zwischen den einzelnen Parteiformationen herrschte ein Kampf um die begrenzte Anzahl an Einnahmequellen. Wichtige Spender*innen ließen sich besonders im „völkischen“ Milieu ausfindig machen. Für die Frauen, die Spenden einsammelten, fertigte man schließlich Ausweise an, um sie zu legitimieren – diese wurden allerdings nur nach restriktiven Kriterien ausgegeben. Jede Sammlung musste vom Bezirksgruppenleiter genehmigt werden und die Frauen mussten genau festlegen, wo genau und für welchen Zweck gesammelt werden sollte. Zu Verwirrungen führte immer wieder die Problematik, dass die Frauenschaften nicht die einzigen waren, die sich im Wohltätigkeitsbereich aktiv zeigten.

Neben dieser parteigebundenen Wohltätigkeit hatten die Frauen offiziell auch Aufklärungs- und Erziehungsarbeit zu leisten. Unter dem Begriff der „Aufklärung“ über hauswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Fragen verstand man vor allem die Propaganda gegen jüdische Geschäftsleute. Im Zuge des sogenannten Rabattsystems wurden Parteimitglieder – vor allem Frauen – dazu aufgerufen, bei bestimmten „arischen“ Kaufleuten einzukaufen. Bereits 1935 erschien ein „Deutsch-Arisches Adressbuch“, sodass kein Irrtum darüber bestehen konnte, in welchen Geschäften man einkaufen sollte. Auch bei antisemitischen Aktionen wie Boykotten von Geschäften sowie bei gewalttätigen Ausschreitungen (z.B. von SA-„Schlägertrupps“) gegen die jüdische Bevölkerung beteiligten sich Frauenschaftsleiterinnen aktiv.

Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte im Stadtzentrum von Hallein, Unterer Markt, 1938.

In Österreich wurde die NSDAP am 19. Juni 1933 verboten und die Zeit danach als „Verbotszeit“ bezeichnet, in der allerdings auch die Frauenschaften durchgehend im Untergrund aktiv blieben. Während dieser „illegalen Zeit“ wurde den nationalsozialistisch gesinnten Frauen in Österreich vor allem seitens des „völkischen“ und deutschnationalen Frauenvereinsmilieus eine breite Kooperationsbereitschaft zuteil. Das Netz der deutschnationalen Frauenbewegung konnte dadurch 1938 problemlos in die nationalsozialistischen Organisationsstrukturen überführt werden. An der Spitze standen auch in der „Ostmark“ die Gau- und Kreisfrauenschaftsleiterinnen. Zu ihren wesentlichen Aufgaben zählten repräsentative Tätigkeiten wie die Organisation von Großveranstaltungen, Ausstellungen, Empfängen sowie organisatorische Angelegenheiten wie die Einrichtung von Mütterschulen oder Dienstbesprechungen, Sprechstunden für die „Volksgenossinnen“, Gaufrauenschaftstreffen oder Zusammenkünfte mit Parteifunktionären. Sie mussten außerdem Berichte an die Reichsfrauenführung oder auch an den Gauleiter übermitteln. Die Aufgaben der Zellenleiterinnen und Blockleiterinnen lagen vor allem darin, Beiträge zu kassieren, Propagandamaterial zu verteilen und eine Verbindung zwischen den einzelnen Mitgliedern und den Frauenschaftsleiterinnen herzustellen. Die Ortsfrauenschaftsleiterinnen waren hingegen „verantwortlich für den kameradschaftlichen Zusammenhalt der [ihnen] anvertrauten Mitglieder“, sie überwachten die Arbeit der einzelnen Abteilungen und hatten „für eine gute Betreuung der einzelnen Mitglieder durch die Block- und Zellenfrauenschaftsleiterinnen zu sorgen.“47 Um diese „Betreuung“ zu gewährleisten, berief jede Ortsfrauenschaftsleiterin mindestens einmal im Monat ihre Mitarbeiterinnen zu einer Arbeitsbesprechung ein und stellte sich im Rahmen von Sprechstunden zur Verfügung. Da sie allen Mitgliedern des NSF/ DFW jederzeit mit Rat und Tat beistehen sollte, erhielt sie den Beinamen „Mutter der Ortsgruppe“.

Die einzelnen Frauenschaften der jeweiligen Gaue im Deutschen Reich verfassten für die Reichsfrauenführung Entstehungsgeschichten und Tätigkeitsberichte. So fertigte etwa die Gaufrauenschaftsleitung Wien eine Gesamtdarstellung der Arbeit der Frauenschaften in der „Ostmark“ an. Zu den anderen österreichischen Gauen wie etwa dem Reichsgau Salzburg liegen keine eigenen Berichte mehr vor; eine allgemeine Gültigkeit der Informationen kann allerdings auch für diese angenommen werden. So wird etwa beschrieben, dass Nationalsozialistinnen in der illegalen Zeit Treffen organisierten, die sie als Mütterschulkurse tarnten.48 Die Frauen konnten im Rahmen vermeintlicher Hausfrauen- und Mütternachmittage Kontakte pflegen und Schulungen durchführen. Diese Möglichkeit zur aktiven Betätigung war vor allem durch das Desinteresse der Regierung an den Aktivitäten der Frauen möglich. Sogar die österreichische nationalsozialistische Frauenzeitschrift Die deutsche Frau konnte während der Verbotszeit weitergeführt werden. Als 1933 jegliche NS-Betätigung untersagt wurde, stellten auch die meisten Zeitschriften der Partei den Betrieb ein, doch Die deutsche Frau erschien Mitte Juli nach wie vor, obwohl darin wenige Wochen zuvor die Bücherverbrennung beworben worden war. Den Untertitel änderte man einfach von Monatszeitschrift der NS-Frauenschaft Österreich in Österreichische Monatsschrift für Frauenfragen. Das Thema „Rasse“ verschwand nach einem Verlagswechsel für eine Weile aus der Zeitschrift und mit betont katholischen und „österreichisch“ anmutenden Themen schützte man sich vor dem Verbot. Doch schon im August 1934, nach fast einem Jahr Pause, fühlte man sich so sicher, dass ein Artikel über „Rassenhygiene“ abgedruckt wurde. Unter dem Vorwand, die Situation von Frauen in verschiedenen Staaten darzulegen, druckte man im März 1934 eine Rede von Goebbels im vollen Wortlaut ab und im November 1935 wurde eine ausführliche Darstellung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ veröffentlicht und ein ähnliches Gesetz für Österreich gefordert. Noch im selben Jahr wurde die Zeitschrift kurzzeitig eingestellt, doch ab 1936 erschien das Nachfolgeorgan Frau und Welt. Der Untertitel Österreichische Illustrierte Monatsschrift wurde beibehalten. Nach und nach wagte man auch in dieser Zeitschrift, wenngleich vorsichtig, die Verbreitung nationalsozialistischer Inhalte. Die Anhängerinnen des Nationalsozialismus konnten also während der gesamten Zeit der Illegalität ein Publikationsorgan in Österreich aufrechterhalten.49 Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung in Österreich konnte die Die deutsche Frau. Die Zeitschrift der nationalsozialistischen Frauen Österreichs auch wieder offen publizieren. Nach dem „Anschluss“ wurde sie aufgelöst und als Beilage Die Ostmark in die NS-Frauenwarte überstellt.50

Im Jahr 1933 berichtet die Deutsche Frau über die Bücherverbrennung in deutschen Universitätsstädten. Fünf Jahr später kommt es zu dieser inszenierten Aktion auch am Salzburger Residenzplatz.

Die österreichischen Nationalsozialistinnen konnten sich auch über die sogenannte Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Frau im Ausland organisieren, die seit 1933 ein Teil der Auslandsorganisation der NSDAP (NSDAP/AO) war.51 Die Frauen wurden jährlich im Rahmen einer Reichstagung der Auslandsdeutschen (AO) über allgemeine Richtlinien informiert und die Leiterinnen der Arbeitsgemeinschaft erhielten eine entsprechende Schulung, denn je nach Anforderungen – je nachdem, ob es sich um Frauen aus Österreich, Rumänien oder Guatemala handelte – musste diese zielgruppenorientiert angepasst werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Frauen der Auslandsorganisation war in ihren Aufgabenbereichen der NSF gleich. Die Frauen waren vor allem für Flick- oder Näharbeiten zuständig und führten Mütterschulungskurse und Kurse für Erste Hilfe durch. Regelmäßige Versammlungen widmeten sich außerdem dem gemeinsamen Hören von Rundfunkübertragungen.52 Mit zunehmendem Erfolg der NS-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerks verlor die Arbeitsgemeinschaft als eigenständige Einrichtung an Bedeutung und mit dem „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ wurde die Auslandsorganisation schließlich obsolet.

Jene Frauen, die sich im Österreich der 1930er-Jahre für den Nationalsozialismus begeisterten und sich im Zuge diverser freiwilliger Hilfsarbeiten engagierten, hatten zwar die NS-Frauenschaft oder auch die Auslandsorganisation als Anlaufstelle zur Verfügung, eine landesweite geordnete Strukturierung gab es vor dem „Anschluss“ allerdings noch nicht. Je nach Bundesland, Region oder lokaler Gruppierung fiel die Organisation der NS-Anhängerinnen sehr unterschiedlich aus – ein verbindendes Element blieben die zentralen parteigebundenen „karitativen“ Arbeiten wie Nähen, Kochen, Fürsorge sowie Propaganda. Wie sich die Situation in Salzburg – Stadt und Land – genau zeichnete, ist Thema des folgenden Kapitels.

Covervarianten der NS-Frauenwarte (1935/36 und 1941).

Spendenaktivitäten für den Deutschen Schulverein Südmark. Gauleiter Friedrich Rainer (mit Sammelbüchse) und Vereinsobmann Otto Troyer (ganz links) sammeln bei der Salzburg Bevölkerung, Juni 1938.

Frauen und NS-Frauenschaft in Stadt und Land Salzburg
Gründungsjahre und Verbotszeit

Der Alltag der Salzburger Bevölkerung war in den 1930er-Jahren vor allem von der Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und politischen Konflikten – die auch auf offener Straße ausgetragen wurden – geprägt. Besonders schwer traf das Tourismusland die von der Regierung in Deutschland per 1. Juni 1933 verhängte „Tausend-Mark-Sperre“. Deutsche Staatsbürger*innen mussten fortan 1 000 Reichsmark bezahlen, wenn sie nach Österreich einreisen wollten – diese Summe entsprach in den 1930er-Jahren dem Durchschnittsverdienst in rund acht Monaten.53 Die Fremdenverkehrsregionen im Bundesland Salzburg, die vom Zustrom der deutschen Nachbarn abhängig waren, litten stark unter dieser Maßnahme, die Situation erholte sich erst nach deren Aufhebung im August 1936.

Bereits in dieser Phase der sozialen Not und politischer Grabenkämpfe griff der Nationalsozialismus im Bundesland Salzburg vielerorts um sich. So sollen in Bad Gastein, um nur ein Beispiel zu nennen, laut Bericht der Gendarmerie im Jahr 1934 von den 2 300 Einwohner*innen bereits mehr als die Hälfte der NSDAP angehört haben, was zu dieser Zeit einem hohen Anteil entsprach.54 Folglich erfuhr auch die Organisation der Nationalsozialistischen Frauenschaft (NSF) regen Zulauf. An der Spitze der gesamtösterreichischen NSF stand vor dem „Anschluss“ 1938 die Linzerin Maria Werbik. In einer Kriegsverbrecherliste aus dem Jahr 1946 scheint sie sogar als „Gründerin“ der NS-Frauenschaft in Österreich auf. Bereits 1923 trat sie der NSDAP in Linz bei, ab 1925 leitete sie die Völkische Frauen- und Mädchengruppe und seit 1927 war sie „Obfrau“ der Hitlerbewegung. Schließlich konnte sie 1932 – im Jahr des nationalsozialistischen „Durchbruchs“ bei den Landtagswahlen – sogar den Posten als NSF-Landesführerin von Österreich erringen. Gleichzeitig war sie Herausgeberin der Zeitschrift Die Deutsche Frau.

Die „Tausend-Mark-Sperre“ als Covermotiv und zentrales Thema in der sozialdemokratischen Zeitschrift Der Kuckuck im Jahr 1933.

An der Spitze der Frauenschaft für das Bundesland Salzburg stand zunächst die gebürtige Tirolerin Hanna Sophie Riedl.55 Sie war die erste Gaufrauenschaftsleiterin Salzburgs, und das bereits ab 1932.56 Als Maria Werbik 1935 gemeinsam mit ihrem Mann (ihm drohte eine Strafe aufgrund nationalsozialistischer Betätigung) nach Deutschland übersiedelte und damit auch ihr Amt in Österreich niederlegte, beauftragte sie die Salzburger Gaufrauenschaftsleiterin Hanna Riedl mit der Weiterführung ihrer Geschäfte als illegale NSFLandesleiterin von Österreich – „illegal“ deshalb, da die NSDAP, wie bereits erläutert, im austrofaschistischen Ständestaat verboten wurde. Nur ein Jahr später, 1936, wurde allerdings die Wiener Gaufrauenschaftsleiterin Else Muhr-Jordan zur Landesführerin der Frauenschaft ernannt und mit dem Aufbau der Organisation in Österreich beauftragt.57 Die Tatsache, dass Hanna Riedl keinen guten Draht zu ihren Vorgesetzten sowie zu Muhr-Jordan hatte, war für ihre Karriere von Nachteil, sie erregte Missfallen unter vielen ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Im Jahr 1936 verlor Riedl nicht nur ihre Position als Landesführerin an Muhr-Jordan, sondern wurde darüber hinaus aller Ämter in der NS-Frauenschaft – und damit auch ihrer Stellung als Gaufrauenschaftsleiterin Salzburgs – enthoben. Nach offiziellen Angaben lehnten die „maßgeblichen Parteidienststellen“ Riedl als Gaufrauenschaftsführerin ab.58 Es scheint, als hätte sie sich schlichtweg zu unbeliebt gemacht. Hanna Riedl wollte sich mit dieser Situation aber nicht abfinden. Sie bezeichnete die Führung der Salzburger Frauenschaft unter der neuen Leiterin, der gebürtigen Tirolerin Maria Vogl, als „Splittergruppe“, legte Einspruch ein und wandte sich sogar an die Reichsfrauenführung. Doch ihre Absetzung war beschlossene Sache. Am 28. Juni 1938 ließ ihr Gauleiter Friedrich Rainer folgendes knappes Schreiben zukommen: „Im Zuge der Umbildung der NS-Frauenschaft entbinde ich Sie hiermit von Ihrem Amt als Gau-Frauenschaftsführerin und spreche Ihnen für Ihre der Bewegung geleistete, verdienstvolle, selbstlose Arbeit den Dank der Gauleitung aus.“59 Als Riedl ihre Enthebung einfach nicht hinnehmen wollte und vehement dagegen ankämpfte, wurde 1939 ein Verfahren wegen „schwerer Disziplinlosigkeit“ eingeleitet. In diesem bezeugte der ehemalige illegale Gauleiter Anton Jennewein, dass sich Hanna Riedl nach dem gescheiterten nationalsozialistischen Putschversuch im Juli 1934 als Gaufrauenschaftsleiterin hervorgetan habe. Er habe sie aber wegen des Parteiverbots darauf gedrängt, sich nicht organisatorisch, sondern nur karitativ und sozial zu betätigen, denn auch damit wäre der Bewegung propagandistisch gedient.

Nähstube der Salzburger NS-Frauenschaft um 1933.

Damit sprach Jennewein bereits jene Tätigkeitsbereiche an, welche die Arbeit der NS-Frauenschaft während der Frühphase sowie der illegalen Zeit im Wesentlichen umfassten. Die Aufgabenfelder der Frauenschaft in Salzburg unterschieden sich in den 1930er-Jahren im Grunde nicht von jenen anderer „Gaue“ in Österreich oder von jenen in der frühen Phase in Deutschland. Im Mittelpunkt stand die parteigebundene Wohltätigkeit im Sinne der Verpflegung von Gesinnungsgenoss*innen und der Sammlung von Spenden sowie das Anwerben neuer Mitglieder.

„Die Gründung zahlreicher Ortsgruppen der nationalsozialistischen Frauenschaft im Gau Salzburg schreitet fort. Ob nun Berichte aus dem Pongau oder Pinzgau, aus dem Flach- oder dem Tennengau einlangen, überall zeigt sich dasselbe Bild der regsten Anteilnahme und der herzlichen Zusammenarbeit, Besonders auffällig und beachtenswert scheint uns die rege Beteiligung der Frauen aus dem christlichsozialen Lager. Diese sehr guten Erfolge verdankt unsere Frauenschaft vor allem […] der Gauführerin Frau Hanna Riedl, die überall, ob sie nun Bäuerinnen oder Arbeiterfrauen vor sich hat, von Herz zu Herzen zu sprechen versteht und damit auch die anfänglich gegnerischen Zuhörerinnen im Fluge gewinnt.“60

Das Propagandamedium Alpenwacht über den Aufbau der NS-Frauenschaft, November 1932

Die Zeitung Alpenwacht. Das nationalsozialistische Kampfblatt für Salzburg – herausgegeben vom illegalen Gauleiter Karl Scharizer – veröffentlichte im November 1932 einen Bericht über die herausragenden Leistungen der Salzburgerinnen. Zahlreiche Ortsgruppen der NSF seien bereits gegründet worden und die erste Gaufrauenschaftsleiterin, Hanna Sophie Riedl, würde sowohl Arbeiterfrauen als auch Bäuerinnen für die Frauenschaft gewinnen.61 Im April 1933 folgte eine noch detailliertere Darstellung über die Arbeit der NSF, in der es hieß: „Von der NS-Notküche konnten in dieser kurzen Zeit [Anm.: November 1932 bis März 1933] 2 414 Tagesverpflegungen, bestehend aus Frühstück, Mittag- und Abendessen an arbeitslose SA- und SS- sowie HJ- Kameraden verabreicht werden.“62 Nach der Weltwirtschaftskrise war auch Salzburg von Armut und Arbeitslosigkeit gezeichnet. In Einrichtungen wie den Not(stands) küchen versorgten freiwillige Helfer*innen arbeitslose und notleidende Menschen in Stadt und Land. Solche Hilfeleistungen waren tatsächlich (überlebens)wichtige soziale Maßnahmen in Zeiten der Not, gleichzeitig aber auch eine Basis für ideologische und politische Ambitionen. Die Hilfsangebote dienten freilich der Anwerbung neuer Anhänger*innen. Ein besonderer Schwerpunkt galt den Frauen am Land, denn diese waren als stark christlich-religiös geprägte Gemeinschaft schwieriger für die NS-Bewegung zu gewinnen. Die Alpenwacht stellte die Aktivitäten der Salzburger Frauenschaft daher entsprechend positiv dar und vermittelte mittels zahlreicher Berichte ein Bild des steten Fortschritts und der wachsenden Anhänger*innenzahl für den Nationalsozialismus.


BDM-Scharführerin Ruth Kirsch beim Verlassen des Polizeigefängnisses (heute: Bezirksgericht Salzburg am Rudolfsplatz) im Jahr 1937, darunter mit ihren BDM-Kameradinnen am Salzburger Bahnhof.

„[Es zeigte sich] die erfreuliche Tatsache, daß die Frauen am Lande sich immer mehr zum Nationalsozialismus bekennen und daß die NS-Frauenschaft im Gaubereich Salzburg bereits einen Faktor darstellt, von dessen Stärke sich die Gegner kaum eine Vorstellung machen dürften. […] Wieder ein großer Erfolg der Pgn. [Anm.: Parteigenossin] Hanna Riedl! Die Gauführerin der NS-Frauenschaft […] sprach am 9. d. M. in einer Frauenschaftsversammlung […] der NSDAP. Die Anwesenden […] waren von den Ausführungen der Rednerin begeistert. Ihre überzeugenden Worte […] hatten den Erfolg, daß sich 18 Volksgenossinnen zur Frauenschaft und 7 zum BdM meldeten. In ihrer am 2. ds. stattgefundenen Versammlung sprach Pgn. Hanna Riedl vor 25 Besucherinnen über ‚Die Frau im Nationalsozialismus und die Stellung zum Christentum‘. Erfolg: 12 Beitritte zur NS-Frauenschaft.“63

Die Salzburger Alpenwacht über die NS-Frauenschaft und die erfolgsversprechende Arbeit von Gaufrauenschaftsleiterin Hanna Riedl, April 1933

Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich im Juni 1933 mussten sich die überzeugten Nationalsozialist*innen auf den „illegalen Kampf“ einstellen.64 Hinzu kam also der Aspekt der Illegalität – das heißt, dass für den aktiven Einsatz für die NS-Bewegung auch Strafen in Kauf genommen werden mussten. Dazu brauchte es zweifellos eine entsprechende Entschlossenheit im Einsatz für „die Sache“. An die 700 NS-Putschist*innen wurden im und nach dem Juli 1934 inhaftiert – im Polizeigefängnis, im Gefangenenhaus im Landesgericht, in der Lehener Kaserne, auf der Festung Hohensalzburg und in mehreren provisorischen Haftstätten im Land Salzburg. Ein Teil der Inhaftierten wurde in das Anhaltelager Wöllersorf in Niederösterreich gebracht. Zu bedenken bleibt, dass sich die Nationalsozialist*innen in den verschiedenen Gefängniseinrichtungen in der Folge ihre Zellen teilten und somit in dieser Zeit Netzwerke (weiter) aufgebaut und gepflegt werden konnten.65 Besonders für junge Mädchen, die im illegalen Bund Deutscher Mädel (BDM) heimliche Treffen veranstalteten, stellte der Nervenkitzel des Verbotenen und der Illegalität einen wesentlichen Reiz der NS-Bewegung dar. Die Salzburgerin Ruth Kirsch, die bereits 1933 dem BDM beigetreten war und im illegalen BDM seit 1935 die Funktion einer Scharführerin bekleidet hatte, wurde 1937 etwa wegen ihrer Tätigkeit verhaftet und im Alter von gerade einmal 18 Jahren wegen Verbrechens gegen das Staatsschutzgesetz für vier Monate inhaftiert. Ruth Kirsch blieb aber auch danach im BDM aktiv, wurde ab 1938 offiziell als Führerin des Jungmädel-Untergaues Stadt Salzburg eingesetzt und übernahm für einige Zeit die gesamte „Mädelführung des Bannes“.66

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