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Der Trauernde und die Elfen

Zum Grab der Trauten schleicht der Knabe,

Ihm ist das Herz so bang und schwer;

Da sinkt die dunkle Nacht hernieder

Und bleiche Geister geh’n umher;

Des Abends feuchte Nebel thauen,

Der Nachtwind wühlt in seinem Haar,

Das Alles wird er nicht gewahr.

In Träumen ist er ganz verlohren,

Er merket nicht der Stunden Gang;

Da wekt ihn aus dem dumpfen Schlummer

Musik und froher Chorgesang,

Er blicket auf: und schaut den Reigen

Der Elfen, deren munt’rer Tanz

Sich schlingt um frischer Gräber Kranz.

Und sieh! ihm naht der Elfen Schönste,

Und spricht: „was trauerst du so sehr?

Komm! ist dein Mädchen dir gestorben?

Vergiß sie! komm zum Tanze her.

Frei sind wir Elfen, ohne Sorgen,

Leicht wie der Sinn ist unser Fuß,

Und froh und leicht sind Lieb und Kuß.

O zögre nicht! nur wenig Stunden

So moderst du, nur kurze Zeit

So welket Alles, was jetzt blühet,

Drum komm! entsag dem schweren Leid’.“ –

Wild springt er auf zum raschen Tanze

Und über seiner Braut Gebein

Schlingt sich der lust’ge Elfenreihn.

Er tanzt, vergisset die Geliebte,

Leicht, wie der Elfen, wird sein Sinn

Entbunden aller Erdensorgen

Schwingt er sich über Wolken hin.

Er sieht Geschlechter kommen, sterben,

Kann Alles froh und lustig sehn

Der Dinge Blühen und Vergehn.

Die Bande der Liebe

Ach! mein Geliebter ist tod! er wandelt im Lande der Schatten

Sterne leuchten ihm nicht, ihm erglänzet kein Tag

Und ihm schweigt die Geschichte; das Schicksal der Zeiten

Gehet den mächtigen Gang, doch ihn erwecket es nicht;

Alles starb ihm mit ihm, mir ist er doch nicht gestorben

Denn ein ewiges Band eint mir noch immer den Freund.

Liebe heißet dies Band, das an den Tag mir geknüpft

Hat die erebische5 Nacht, Tod mit dem Leben vereint.

Ja ich kenne ein Land, wo Todte zu Lebenden reden,

Wo sie, dem Orkus entflohn, wieder sich freuen des Lichts,

Wo von Erinn’rung erweckt, sie auferstehn von den Todten

Wo ein irdisches Licht glühet im Leichengewand.

Seliges Land der Träume! wo, mit Lebendigen, Todte

Wandeln, im Dämmerschein, freuen des Daseyns sich noch.

Dort, in dem glücklichen Land, begegnet mir wieder der Theure,

Freuet, der Liebe, sich meiner Umarmungen noch;

Und ich hauche die Kraft der Jugend dann in den Schatten,

Daß ein lebendig Roth wieder die Wange ihm färbt,

Daß die erstarreten Pulse vom warmen Hauche sich regen,

Und der Liebe Gefühl wieder den Busen ihm hebt.

Darum fraget nicht, Gespielen! was ich so bebe?

Warum das rosigte Roth löscht ein ertödtendes Blaß?

Theil ich mein Leben doch mit unterirdischen Schatten,

Meiner Jugend Kraft schlürfen sie gierig mir aus.

Des Wandrers Niederfahrt

Wandrer

Dies ist, hat mich der Meister nicht betrogen

Des Westes Meer in dem der Nachtwind braußt.

Dies ist der Untergang von Gold umzogen,

Und dies die Grotte, wo mein Führer haußt. –

Bist du es nicht, den Tag und Nacht geboren

Des Scheitel freundlich Abendröthe küßt!

In dem sein Leben Hälios verlohren

Und dessen Gürtel schon die Nacht umfließt.

Herold der Nacht! bist du’s der zu ihr führet

Der Sohn den sie dem Sonnengott gebieret?

Führer

Ja, du bist an dessen Grotte,

Der dem starken Sonnengotte

In die Zügel fiel.

Der die Rosse westwärts lenket,

Daß sich hin der Wagen senket,

An des Tages Ziel.

Und es sendet mir noch Blicke

Liebevoll der Gott zurücke

Scheidend küßt er mich;

Und ich seh es, weine Thränen

Und ein süßes stilles Sehnen

Färbet bleicher mich;

Bleicher, bis mich hat umschlungen,

Sie, aus der ich halb entsprungen,

Die verhüllte Nacht.

In ihre Tiefen führt mich ein Verlangen

Mein Auge schauet noch der Sonne Pracht

Doch tief im Thale hat sie mich umpfangen

Den Dämmerschein verschlingt schon Mitternacht.

Wandrer

O führe mich! du kennest wohl die Pfade

Das alte Reich der dunklen Mitternacht;

Hinab will ich ans finstere Gestade

Wo nie der Morgen, nie der Mittag lacht.

Entsagen will ich jenem Tagesschimmer

Der ungern uns der Erde sich vermählt,

Geblendet hat mich, trüg’risch, nur der Flimmer,

Der Ird’sches nie zur Heimath sich erwählt.

Vergebens wollt’ den Flüchtigen ich fassen,

Er kann doch nie vom steten Wandel lassen.

Drum führe mich zum Kreis der stillen Mächte,

In deren tiefem Schoos das Chaos schlief,

Eh, aus dem Dunkel ew’ger Mitternächte,

Der Lichtgeist es herauf zum Leben rief.

Dort, wo der Erde Schoos noch unbezwungen

In dunkle Schleier züchtig sich verhüllt,

Wo er, vom frechen Lichte nicht durchdrungen,

Noch nicht erzeugt dies schwankende Gebild

Der Dinge Ordnung, dies Geschlecht der Erde!

Dem Schmerz und Irrsal ewig bleibt Gefährte.

Führer

Willst du die Götter befragen,

Die des Erdballs Stützen tragen,

Lieben der Erde Geschlecht,

Die in seliger Eintracht wohnen,

Ungeblendet von irdischen Sonnen,

Ewig streng und gerecht;

So komm, eh ich mein Leben ganz verhauchet,

Eh mich die Nacht in ihre Schatten tauchet.


Horch! es heulen laut die Winde,

Und es engt sich das Gewinde

Meines Wegs durch Klüfte hin.

Die verschloß’nen Ströme brausen,

Und ich seh mit kaltem Grausen

Daß ich ohne Führer bin.

Ich sah ihn blässer, immer blässer werden,

Und es begrub die Nacht mir den Gefährten.

In Wasserfluthen hör ich Feuer zischen

Seh wie sich brausend Elemente mischen;

Wie, was die Ordnung trennet, sich vereint.

Ich seh, wie Ost und West sich hier umpfangen,

Der laue Süd spielt um Boreas Wangen,

Das Feindliche umarmet seinen Feind

Und reißt ihn fort in seinen starken Armen:

Das Kalte muß in Feuersgluth erwarmen.

Tiefer führen noch die Pfade

Mich hinab, zu dem Gestade

Wo die Ruhe wohnt,

Wo des Lebens Farben bleichen,

Wo die Elemente schweigen

Und der Friede thront.

Erdgeister

Wer hieß herab dich in die Tiefe steigen

Und unterbrechen unser ewig Schweigen?

Wandrer

Der rege Trieb: die Wahrheit zu ergründen!

Erdgeister

So wolltest in der Nacht das Licht du finden?

Wandrer

Nicht jenes Licht das auf der Erde gastet

Und trügerisch dem Forscher nur entflieht,

Nein, jenes Urseyn das hier unten rastet

Und rein nur in der Lebensquelle glüht.

Die unvermischten Schätze wollt’ ich heben

Die nicht der Schein der Oberwelt berührt

Die Urkraft, die, der Perle gleich, vom Leben

Des Daseyns Meer in seinen Tiefen führt.

Das Leben, in dem Schoos des Lebens schauen;

Wie es sich kindlich an die Mutter schmiegt

In ihrer Werkstatt die Natur erschauen,

Sehn, wie die Schöpfung ihr am Busen liegt.

Erdgeister

So wiß! es ruht die ew’ge Lebensfülle

Gebunden hier noch in des Schlafes Hülle

Und lebt und regt sich kaum,

Sie hat nicht Lippen um sich auszusprechen,

Noch kann sie nicht des Schweigens Siegel brechen,

Ihr Daseyn ist noch Traum.

Und wir, wir sorgen, daß noch Schlaf sie decke

Daß sie nicht wache, eh’ die Zeit sie wecke.

Wandrer

O ihr! die in der Erde waltet,

Der Dinge Tiefe habt gestaltet,

Enthüllt, enthüllt euch mir!

Erdgeister

Opfer nicht und Zauberworte

Dringen durch der Erde Pforte,

Erhörung ist nicht hier.

Das Ungeborne ruhet hier verhüllet

Geheimnißvoll, bis seine Zeit erfüllet.

Wandrer

So nehmt mich auf, geheimnißvolle Mächte,

O wieget mich in tiefem Schlummer ein.

Verhüllet mich in eure Mitternächte,

Ich trete freudig aus des Lebens Reihn.

Laßt wieder mich zum Mutterschoose sinken,

Vergessenheit und neues Daseyn trinken.

Erdgeister

Umsonst! an dir ist uns’re Macht verlohren,

Zu spät! du bist dem Tage schon geboren;

Geschieden aus dem Lebenselement.

Dem Werden können wir, und nicht dem Seyn gebieten

Und du bist schon vom Mutterschoos geschieden

Durch dein Bewußtseyn schon vom Traum getrennt.

Doch schau hinab, in deiner Seele Gründen

Was du hier suchest wirst du dorten finden,

Des Weltalls sehn’nder Spiegel bist du nur.

Auch dort sind Mitternächte die einst tagen,

Auch dort sind Kräfte, die vom Schlaf erwachen

Auch dort ist eine Werkstatt der Natur.

Mahomets Traum in der Wüste

Bei des Mittags Brand

Wo der Wüste Sand

Kein kühlend Lüftchen erlabet,

Wo heiß, vom Samum6 nur geküsset,

Ein grauer Fels die Wolken grüßet

Da sinket müd der Seher hin.

Vom trügenden Schein

Will der Dinge Seyn

Sein Geist, betrachtend hier, trennen.

Der Zukunft Geist will er beschwören,

Des eignen Herzens Stimme hören,

Und folgen seiner Eingebung.

Hier flieht die Gottheit,

Die der Wahn ihm leiht,

Der eitle Schimmer verstiebet.

Und ihn, auf den die Völker sehen,

Den Siegespalmen nur umwehen,

Umkreist der Sorgen dunkle Nacht.

Des Sehers Traum

Durchflieget den Raum

Und all’ die künftigen Zeiten,

Bald kostet er, in trunknem Wahne,

Die Seligkeit gelung’ner Plane,

Dann sieht er seinen Untergang,

Entsetzen und Wuth,

Mit wechselnder Fluth,

Kämpfen im innersten Leben,

Von Zweifeln, ruft er, nur umgeben!

Verhauchet der Entschluß sein Leben!

Eh’ Reu ihn und Mißlingen straft.

Der Gottheit Macht,

Zerreiße die Nacht

Des Schicksals, vor meinen Blicken!

Sie lasse mich die Zukunft sehen,

Ob meine Fahnen siegreich wehen?

Ob mein Gesetz die Welt regiert?

Er sprichts; da bebt

Die Erde, es hebt

Die See sich auf zu den Wolken,

Flammen entlodern den Felsenklüften,

Die Luft, erfüllt von Schwefeldüften,

Läßt träg die müden Schwingen ruhn.

Im wilden Tanz,

Umschlinget der Kranz

Der irren Sterne, die Himmel;

Das Meer erbraußt in seinen Gründen,

Und in der Erde tiefsten Schlünden

Streiten die Elemente sich.

Und der Eintracht Band,

Das mächtig umwand

Die Kräfte, es schien gelöset.

Der Luft entsinkt der Wolken Schleier

Und aus dem Abgrund steigt das Feuer,

Und zehret alles Ird’sche auf.

Mit trüberer Fluth

Steigt erst die Gluth,

Doch brennt sie stets sich reiner,

Bis hell ein Lichtmeer ihr entsteiget

Das lodernd zu den Sternen reichet

Und rein, und hell, und strahlend wallt.

Der Seher erwacht

Wie aus Grabesnacht

Und staunend fühlt er sich leben,

Erwachet aus dem Tod der Schrecken,

Harr’t zagend er, ob nun erwecken

Ein Gott der Wesen Kette wird.

Von Sternen herab

Zum Seher hinab

Ertönt nun eine Stimme:

„Verkörpert hast du hier gesehen

Was allen Dingen wird geschehen

Die Weltgeschichte sahst du hier.

Es treibet die Kraft

Sie wirket und schafft,

In unaufhaltsamem Regen;

Was unrein ist das wird verzehret,

Das Reine nur, der Lichtstoff, währet

Und fließt dem ew’gen Urlicht zu.“

Jetzt sinket die Nacht

Und glänzend ertagt

Der Morgen in seiner Seele.

Nichts! ruft er, soll mich mehr bezwingen:

Daß Licht nur werde! sey mein Ringen,

Dann wird mein Thun unsterblich seyn.

Liebe

O reiche Armuth! Gebend, seliges Empfangen!

In Zagheit Muth! in Freiheit doch gefangen.

In Stummheit Sprache,

Schüchtern bei Tage,

Siegend mit zaghaftem Bangen.

Lebendiger Tod, im Einen sel’ges Leben

Schwelgend in Noth, im Widerstand ergeben,

Genießend schmachten,

Nie satt betrachten

Leben im Traum und doppelt Leben.

Ariadne auf Naxos 7

Auf Naxos Felsen weint verlassen Minos Tochter.

Der Schönheit heisses Flehn erreicht der Götter Ohr.

Von seinem Thron herab senkt, Kronos Sohn, die Blitze,

Sie zur Unsterblichkeit in Wettern aufzuziehn.

Poseidon, Lieb entbrannt, eröffnet schon die Arme,

Umschlingen will er sie, mit seiner Fluthen Nacht.

Soll zur Unsterblichkeit nun Minos Tochter steigen?

Soll sie, den Schatten gleich, zum dunklen Orkus gehn?

Ariadne zögert nicht, sie stürzt sich in die Fluthen:

Betrogner Liebe Schmerz soll nicht unsterblich seyn!

Zum Götterloos hinauf mag sich der Gram nicht drängen,

Des Herzens Wunde hüllt sich gern in Gräbernacht.

Der Franke in Egypten

Wie der Unmuth mir den Busen drücket,

Wie das Glück mich hämisch lächelnd flieht.

Ist denn Nichts was meine Seele stillet?

Nichts, was dieses Lebens bange Leere füllet? –

Dieses Sehnen, wähnt’ ich, sucht die Vorwelt,

Die Heroenzeit ersehnt mein kranker Geist.

An vergang’ner Größe will dies Herz sich heben,

Und so eilt’ ich deinem Strande zu,

Du der Vorwelt heiligste Ruine,

Fabelhaftes Land, Egypten du!

Ha! da wähnt’ ich aller Lasten mich entladen

Als der Heimath Gränze ich enteilet war.

Träumend wallt’ ich mit der Vorzeit Schatten,

Doch bald fühlt’ ich, daß ich unter Todten sey,

Neu bewegte sich in mir das Leben,

Antwort konnte mir das Grab nicht geben. –

Ins Gewühl der Schlachten,

Warf ich durstig mich,

Aber Ruhm und Schlachten,

Ließen traurig mich:

Der Lorbeer der die Stirne schmückt,

Er ists nicht immer der beglückt.

Da reichte mir die Wissenschaft die Hand,

Und folgsam gieng ich nun an ihrer Seite,

Ich stieg hinab in Pyramiden Nacht,

Ich mas des Möris8 See, des alten Memphis Größe,

Und all die Herrlichkeit, die sonst mein Herz geschwellt,

Sie reicht dem Durstigen nur der Erkenntniß Becher.

Ich dachte, forschte nur, vergaß daß ich empfand. –

Doch ach! die alte Sehnsucht ist erwacht,

Aufs neue fühl ich suchend ihre Macht,

Was geb ich ihr? Wohin soll ich mich stürzen?

Was wird des Lebens lange Oede würzen?

Ha! Sieh, ein Mädchen! wie voll Anmuth,

Wie lieblich hold erscheint sie mir!

Soll ich dem Zuge widerstehen?

Doch nein! ich rede kühn zu ihr.

Ist dies der Weg der Pyramiden?

O, schönes Mädchen! sag es mir!

Mädchen

Du bist nicht auf dem Weg der Pyramiden,

O Fremdling! doch ich zeig ihn dir.

Franke

Brennend sengt die heisse Mittagssonne,

Jede Blume neigt das schöne Haupt,

Aber du der Blumen Schönste hebest,

Jung, und frisch, das braungelockte Haupt.

Mädchen

Willst du in des Vaters Hütte dich erkühlen

Komm, es nimmt der Greis dich gerne auf.

Franke

Welchen Namen trägst du schönes Mädchen?

Und dein Vater; sprich, wo wohnet der?

Mädchen

Lastrata heiß ich; und mein guter Vater

Er wohnt mit mir im kleinen Palmenthal,

Doch nicht des Thales angenehme Kühle,

Nicht Bäche Murmeln, nicht der Sonne Kreisen

Erfreuet meinen guten Vater mehr.

Franke

Wie! freut dem Vater nicht des Stromes Quellen,

Der Palmen lindes Frühlingssäuseln nicht?

Ich faß es; doch, wie es ein Gram mag geben

Der deiner Tröstung möchte widerstreben,

Das nur, Lastrata, faß ich nicht.

Mädchen

Italien ist das Vaterland des Greisen,

Und vieles Unglück bracht ihn nur hierher.

Mit sehnsuchtsvollem Blick schaut er am Mittelmeere

Hinüber in das vielgeliebte Land.

Und seufzend sehn’ auch ich hinüber

Nach jenen Blüthenreichen Küsten mich.

Erkranket ruht mein Geist auf jener blauen Ferne,

Und schöne Träume tragen mich dahin.

Sag’, wogt nicht schöner dort der Strom des Lebens?

Sehnt dort die kranke Brust sich auch vergebens?

Franke

Mädchen! ach! von gleichem Wunsch betrogen,

Wähnt’ ich: schönes berg’ die Ferne nur,

Doch umsonst durchsegelt’ ich die Wogen,

Hat auch diese Ahndung mir gelogen

Die du, Mädchen, jetzt in mir erweckt. –

Mädchen

Fremdling! kannst du diese Sehnsucht deuten?

Fühlst du dieses unbestimmte Leiden?

Dieses Wünschen ohne Wunsch?

Franke

Ja ich fühl ein Sehnen, fühl ein Leiden.

Doch jetzt kann ich diese Wünsche deuten,

Und ich weiß, was dieses Streben will.

Nicht an fernen Ufern, nicht in Schlachten!

Wissenschaften! nicht an eurer Hand,

Nicht im bunten Land der Phantasien!

Wohnt des durst’gen Herzens Sättigung.

Liebe muß dem müden Pilger winken,

Myrthen keimen in dem Lorbeerkranz,

Liebe muß zu Heldenschatten führen,

Muß uns reden aus der Geisterwelt. –

Mächt’ger Strom! ich fühlte deine Wogen,

Unbewußt fühlt’ ich mich hingezogen,

Nur wohin! wohin! das wußt’ ich nicht.

Wohl mir! dich und mich hab’ ich gefunden.

Liebe hat dem Chaos sich entwunden.

1Hinweise bezüglich orthographischer Besonderheiten s. Nachbemerkung.

2Tellus: „Erde“, in der römischen Mythologie die Erd-Gottheit, entspricht der griechischen Gaia.

3Timur: auch als Tamerlan bzw. Timur Lenk bekannt, 1336-1405, ein zentralasiatischer muslimischer Eroberer, strebte die Wiederherstellung des Mongolischen Reiches an.

4Manen: in der römischen Religion die Geister der Toten.

5Erebos: in der griechischen Mythologie der Gott und die Personifikation der Finsternis.

6Samum: Bezeichnung für einen Sandsturm in Nordafrika/Arabien.

7Ariadne: in der griechischen Mythologie die Tochter des kretischen Königs Minos und seiner Gattin Pasiphaë. Sie half Theseus den Minotauros zu besiegen, floh mit Theseus von Kreta, wurde von ihm aber auf der Insel Naxos zurückgelassen.

8Möris: in der griechischen Antike Name eines großen, durch Dämme begrenzten künstlich angelegten Sees in Unterägypten.

ES HAT EIN KUSS MIR LEBEN EINGEHAUCHT
Poetische Fragmente
Piedro

Dunkel ruhet auf den Wassern,

Tiefe Stille weit umher,

Piedro’s Schiff nur theilt die Wellen,

Seine Ruder schlägt das Meer.

Aber Piedro steht am Maste

Und sein Aug’ in trüber Glut,

Sucht den Räuber der Geliebten,

Sucht sie durch des Meeres Fluth.

Endlich naht er ihrem Segel,

Endlich geht die lange Nacht,

Und mit ungedult’ger Eile

Ordnet er der Schiffe Schlacht.

Viele fallen, Viele siegen,

Einer kämpft mit Löwenmuth,

Naht sich Piedron durch die Menge

Kühnlich mit bescheidnem Muth.

Und sie kämpfen, keiner weichet,

Tapferkeit wird wilde Wuth;

Und in zornigen Strömen mischet

Sich der Kämpfer heißes Blut.

Endlich in des Jünglings Busen

Senket Piedro seinen Stahl,

Vor dem unwillkommenen Gaste

Flieht sein süßes – Leben all.

Und er stirbt so hold im Tode,

Daß Piedro niedersinkt,

Und von seinen blassen Lippen

Reuig heiße Küsse trinkt.

Nacht will endlich niedersinken,

Tiefe Stille weit umher;

Piedro’s Schiff nur theilt die Wellen,

Seine Ruder schlägt das Meer.

Piedro aber liegt verwundet

Einsam in des Schiffes Raum;

Seine Seele ist gefangen,

Ganz und gar in einem Traum.

Denn ihm däucht er sey umschlungen

Von des todten Jünglings Arm,

Freundlich will sein Auge brechen,

Doch es schlägt sein Herz noch warm.

Piedro will sich von ihm reißen,

Doch mit sehnsuchtsvollem Blick

Und mit heißen Liebesküssen

Hält der Knabe ihn zurück.

Freudig, daß er sie befreiet,

Tritt die Braut zu Piedro hin,

Will ihn trösten, will versuchen,

Ob die bösen Träume fliehn.

Und sie neigt sich zu ihm nieder,

Ruft des Theuern Namen laut.

Er erwacht und mit Entsetzen

Wendet er sich von der Braut.

Und er mag sie nicht mehr schauen,

Ihre Liebe ist ihm Pein.

Tief versenkt nur im Betrachten

Des Gestorbenen mag er seyn.

Und das süße Mädchen weinet,

Sie verhüllt ihr Angesicht,

Möchte gern vor Schmerzen sterben,

Nur den Theuern lassen nicht.

Piedro siehts, ein tiefes Sehnen

Zieht ihn nach des Grabes Ruh,

Er zerreißt der Wunde Banden

Und geht still den Todten zu.

Dunkel ruhet auf den Wassern,

Tiefe Stille weit umher,

Piedro’s Schiff erreicht die Küste,

Aber er schläft tief im Meer.

399
528,71 ₽
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223 стр. 6 иллюстраций
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9783843804288
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