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Читать книгу: «Stolps Reisen: Damals und heute, von den Anfängen bis zum Massentourismus», страница 8

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4. Zypern: Wie in der DDR?

Da ist doch die Insel Zypern. Hatte die nicht einst zu Hellas gehört, und war da was in der Neuzeit mit einer türkischen Invasion? Silke und Andor flogen hin – gewissermaßen von Griechenland kommend. Aber die Realität korrigierte das Bild. Der Flieger aus dem Norden landete in „Antalya“ in der Türkei, verharrte dort eine halbe Stunde und setzte dann über nach Zypern.

Also doch Griechenland? Mitnichten, denn die Stolps waren nun in der „Türkischen Republik Zypern“. Das war Nordzypern, ein einst von der Türkei besetztes Gebiet. Und da durfte man nur über die Türkei hinfliegen.

Südzypern allerdings ist griechisch, und eine Grenze trennt die Inselteile. – Nicht nur im Altertum waren die Menschen manchmal verrückt: Sie sind es auch in der Neuzeit!

Einst war es so: Aphrodite, die im Meer Schaumgeborene, ging in Zypern an Land. Die Göttin war nackt und lieblich. Sie wurde eingekleidet, bekränzt und geschmückt. Viele Freier wünschten sie sich zur Frau. Sie entschied sich formal für Hephaistos. Der war der Gott der Schmiede und der Hässlichste auf dem Olymp. Seine Werkstatt in einem Vulkan verließ er selten. Aphrodite aber wählte Ares, den schönen Kriegsgott, zu ihrem Liebhaber. Als der verletzt wurde und blutete, trauerte Aphrodite um ihn. Aus ihren Tränen und dem Blut des Kriegsgottes erwuchsen auf Zypern wunderschöne Mohnblumen und Anemonen.

Doch Zypern war nicht nur die Insel der Aphrodite, sondern auch die des Kupfers. Seit Jahrtausenden wird das edle Metall hier abgebaut, und manche sagen, es wurde überhaupt das erste Mal in der Menschheitsgeschichte auf Zypern gefunden. So kamen sie alle: Phönizier, Araber, Römer, Venezianer, Ägypter, Franzosen, Osmanen und natürlich auch Engländer. Die machten Zypern zu ihrer Kronkolonie, und daraus entstand 1960 der selbständige Staat Zypern, dessen erster Präsident der griechische Erzbischof Makarios III. wurde. Zypern wurde Mitglied der EU.

Angeblich, um einen Anschluss der Insel an Griechenland zu verhindern, besetzte türkisches Militär 1976 den Nordosten Zyperns: Die „Türkischen Republik Zypern“ entstand, und seitdem ist die Insel in einen kleineren türkischen und einen größeren griechischen Teil im Süden geteilt. Die gemeinsame Hauptstadt ist „Nikosia“, die ebenfalls geteilt ist. Dazwischen ist die UNO stationiert, und als EU-Bürger kann man die Grenze mit dem Personalausweis passieren.

Zypern ist nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel im Mittelmeer. Sie misst 9.251 Quadratkilometer und beherbergt etwa 1,2 Millionen Menschen. Der Süden heißt „Republik Zypern“. Diese umfasst völkerrechtlich die gesamte Insel. Tatsächlich gehört die „Türkische Republik Nordzypern“ nicht dazu. Im Norden leben etwa 295.000 Einwohner, meist Türken; im Süden etwa 766.000 Menschen, fast alle Griechen. Entsprechend gibt es etwa 77 Prozent orthodoxe Christen und rund 21 Prozent sunnitische Muslime.


Links Nordzypern, rechts Türkei, in der Mitte Kommerz

Natürlich waren früher auch Kreuzritter auf der Insel. Für die war Zypern aber mehr Aufmarsch- oder Rückzugsort, je nach Kriegsglück im „Heiligen Land“, ihrem eigentlichen Ziel.

Nun waren Silke und Andor halt in Nordzypern gelandet, und da waren sie einstweilen den Türken ausgeliefert. Diese demonstrierten, wie sehr sie die hellenistisch-christliche Vergangenheit pflegten. Die erste Station des Besuchsprogramms war daher das orthodoxe „Barnabas-Kloster“, ein Museum. Es ist ein herrliches Fleckchen Erde. In der Kirche konnte man eine tolle Ikonostase bewundern, aber die meisten Besucher zog es in den Garten. Sie genossen den blauen Himmel, die Palmen, die Blumen und die milde Luft. – Alle merkten: „Hier ist der Süden!“

Nach dem Kloster ging es nach „Nikosia“, die geteilte Stadt.

„Nikosia“ war nicht brutal zerrissen. Man sah die Grenze kaum. Silke und Andor machten einen Rundgang –natürlich zuerst im türkischen Teil. Dort sahen sie ein Haman (Bad), eine Moschee und eine Karawanserei. Die drei Einrichtungen befänden sich im Zentrum jeder türkischen Stadt, sagte der Reiseleiter.

Dann machten sie einen Abstecher in den griechischen Teil „Nikosias“. An der Grenze zeigten sie zuerst türkischen, dann griechischen Beamten die Personalausweise, und als EU-Bürger waren sie schnell durch. Die Touristen aus dem Norden bummelten ein wenig durch einige Gassen, kauften griechischen Wein und passierten die Grenze erneut. Das ging schnell, und schon waren sie wieder im Norden. Sie querten einen „Atatürk-Platz“, setzten sich in ihren Bus mit der Nummer dreihundert und fuhren dem nächsten Ziel entgegen.


Barnabas-Kloster

Das waren die Ausgrabungen der Römerstadt „Salamis“. Die Gäste aus der EU sahen antike Säulen (korinthische?) ehemalige Wasserbecken und ein kleines Theater: Eingebettet war alles in eine angenehme Landschaft. Die Urlauber erbblickten das Meer, grüne Wiesen gelb blühende Kräuter und Bäume. Im Sommer soll es hier - wie überall auf Zypern - unerträglich heiß und trocken sein.

Es ging ans Meer zu den „Golden Sands“ auf der „Karpaz“-Halbinsel im Nord-Osten. Ein Spaziergang am Strand war vorgesehen. Der lange Strand befindet sich in einem Nationalpark. Unechte Mimosenbäume und viele Kräuter auf den Wiesen blühten kräftig gelb. Es war hügelig: Schön hier.

Wie es heißt, gehen Zyprioten erst ins Meer, wenn die Melonen reif sind.

Hier waren keine Melonen zu sehnen, aber reif wären die bestimmt noch nicht. Das Meereswasser war frisch, und so blieben die meisten Touristen am Ende eines Holzsteges vor dem Strand stehen und warteten ab, bis es weiter ging. Einige spazierten jedoch weiter. Ganz „Mutige“ zogen sich aus und stürzten sich in die kalten Fluten. Schnell kamen sie wieder an Land, schleuderten nach FDJ-Art ihre Handtücher aus, zogen sich an, packten ihren Kram in die Rücksäcke und gingen zurück zur Gruppe in der Hoffnung, von den anderen als Helden bewundert worden zu sein.

Die nächste Etappe war „Agios Andreas“, ein Wallfahrtsziel vieler Zyprioten. Es war dem Apostel Andreas geweiht. Am 12. April ist jeweils das Andreasfest, das von Christen aus dem Süden gefeiert wird. Vor dem Kloster befinden sich zahlreiche Verkaufsstände, wo getrocknete Früchte, Stickereien und anderes angeboten werden. Man kann köstlichen, frisch ausgepressten Granatapfelsaft für zwei Euro kaufen und natürlich die frei herumlaufenden Wildesel mit Mohrrüben füttern. Wenn sie gnädig sind, fressen sie auch.

Hinterher fuhr der Bus zu einem sogenannten „Ökodorf“, wo angeblich neben vielen Türken auch ein paar Griechen „friedlich“ leben. Der Reiseleiter behauptet, die Griechen bekämen regelmäßig von der UNO Geld und Lebensmittel. Trotzdem sei alles harmonisch, und Missgunst käme nicht auf. Daran entspannte sich im Bus eine heftige Diskussion, in deren Verlauf der türkische Reiseleiter von Subventionen der Türkei an Nordzypern erzählte – natürlich zum Zwecke der Wiedervereinigung der Insel: Entwicklungshilfe auf Türkisch!

In „Famagusta“ bekam die Reisegruppe zuerst eine Festungsanlage zu Gesicht, welche die Venezianer errichtet hatten. Es handelte sich um einen dreieinhalb Kilometer langen Ring aus Mauern und Wällen am Hafen, der in einem guten Zustand war. Die „Lala-Mustafa-Pascha-Moschee“ dort war einst die hochgotische „Nikolauskathe-drale“, die 1326 von Franzosen geweiht wurde. Sie war die Krönungskirche der französischen Adelsfamilie Lusignan und wurde unter den Osmanen 1571 in eine Moschee umgewandelt.

Auf dem Weg ins Hotel gab es einen Stopp für einen Skulpturengarten neben einer kleinen Kirche, die sich etwas abgelegen befand. Hier waren wichtige Bauwerke Zyperns (meist religiöse) im Miniformat zu sehen. Die Kirche war christlich –orthodox, und der Reiseleiter berichtete, die Osmanen hätten die kleinen orthodoxen Kirchen in den Bergen vor den heranziehenden „Katholiken“ geschützt.

Später steuerte der Bus zur Kreuzritterburg „St. Hilarion“ in den Bergen. Auf der Fahrt dahin ging es am Militärgelände entlang: „Fotografieren verboten!“ Die Burg war wie der Berg, in den sie hineingebaut wurde, aus grauem Gestein. Sie entstand im 8./9. Jahrhundert als Kloster und wurde benannt nach dem Asketen Hilarion von Gaza, der im Jahre 371 gestorben war.

Später hatte das Bauwerk eine wechselvolle Geschichte: Byzantiner befestigten es zum Meer, Truppen Kaiser Friedrich II. besetzten es, 1226 wurde es erneuert, und noch 1963 nutzten es angeblich türkisch-zyprische Widerstandskämpfer. Es gab eine Unter- und eine Oberburg, Kirchen- und Klosterruinen.

Weiter ging es zur „Kirche des Heiligen Mamas“, der als Einsiedler lebte und als Christ 275 den Märtyrertod fand. Diese Kirche befand sich in „Güzelyurt“. Mamas wurde dort dargestellt, wie er auf einem Löwen ritt und ein Lamm auf dem Schoß hatte. Er befand sich auf dem Wege zu einem Gericht, weil er sich als Eremit geweigert hatte, die übliche Kopfsteuer zu zahlen. Als man ihn in seinem Aufzug sah, soll ihm eine Strafe erlassen worden sein. Seitdem gelte er als Patron der Steuersünder; manche sagen sogar, als Heiliger der Steuerberater.

Bei den Ausgrabungen der antiken Stadt „Soli“ traten eine Agora, ein Theater, eine frühchristliche Basilika mit gut erhaltenen Fußbodenmosaiken zutage. Erwähnenswert ist ein Mosaik, das Zeus als Schwan mit Leda zeigt.

Mit einem Sprung in die Moderne ging es anschließend zum „Gecitköy-Staudamm“. Auf dem türkischen Festland wurde Wasser gestaut und unterirdisch sowie tief unter dem Meeresspiegel nach Nordzypern geleitet, wo es wieder ans Tageslicht käme und in Nordzypern Bewässerungen ermögliche. Das soll einmalig auf der Welt sein: – So half die Türkei der Insel Zypern!

Lieblich fanden es Silke und Andor in „Bellapais“, wo schon Byzantiner gewesen sein sollen. Später kamen Augustiner und danach Prämonstratenser in das 1205 gegründete Kloster „Unserer lieben Frau vom Berge“. Das Kloster wurde zuerst reich, doch dann verfielen die Mauern ebenso wie die guten Sitten. Die Ordensherren vergaßen angeblich ihre Gelübde. 1571 kamen Osmanen. Die bigotten Brüder wurden vertrieben, aber eine griechisch-orthodoxe Kirche bestand fort.

„Bellapais“ war ein wunderschöner Ort. Man konnte die Ruinen, die alte Kirche, den Kreuzgang, die Reste des Refektoriums, des Kapitelsaals, die duftenden Bäume und Sträucher sowie das sprießende Grün genießen.

Blieb „Girne“ („Kyrenia“), eine uralte Stadt. Da war eine mächtige Hafenburg direkt am Meer, ebenso ein Schiffsmuseum, ein Hafen mit einer langen Kaimauer und die Altstadt. Hier herrschte südliches Flair. Innerhalb der Burg gab es einige Ausstellungen.

Hauptattraktion war ein antikes Frachtschiff, das sich auf dem Wege von Samos hierher befunden haben soll, beladen mit gefüllten Amphoren. Es kenterte und wurde 1968/69 geborgen. Das Schiff wird wohl 2300 Jahre alt sein.

Im Hafen von „Girne“ herrschte reges Treiben. Ein Restaurant war neben dem andern, und entlang der Kaimauer spazierten Ausflügler, Touristen und Besucher aus dem Süden der Insel (also wohl Griechen). Junge Leute setzten sich auf die Kaimauer und schauten auf’s Meer. – Reiseführer sprechen von „Zyperns schönster Altstadt.“

Schließlich war „Freizeit“. Silke und Andor fuhren in den Süden. In Nu erreichten sie „Nikosia“. Pässe und Ausweise wurden eingesammelt, ein Busfahrer tat alles in einen Jutebeutel, ging irgendwo hin und kam ohne Dokumente wieder. Der Bus fuhr langsam weiter. Der Jutebeutel tauchte wieder auf und mit ihm eine junge Dame, die sich als griechische Reiseleiterin des Tages entpuppte. Diese Reiseleiterin redete viel über Pflanzen und kaum über Politik. Die Ausweise wurden schließlich verteilt.

Das Ziel hieß nun „Lanarka“ im griechischen Teil Zyperns.


Venezianischer Löwe in Lanarka

Vorher fuhren die Gäste in das Bergdorf „Pano Lefkara“, wo es besondere Stickereien gab. Leonardo da Vinci soll hier eine Altardecke für den Mailänder Dom ausgesucht haben. Auch Papst Johannes Paul II. war einmal da.

Griechenland und seine Geschichten…

Schnell waren sie danach in „Lanarka“ und besuchten zuerst die prächtige „Lazarus-Kirche“ aus dem 10. Jahrhundert. Der Heilige Lazarus soll hier als Priester und Bischof gewirkt haben.

Anschließend lustwandelten die Gäste aus dem Norden die Promenade am Meer entlang. Sie fühlten sich wie im richtigen Griechenland. Viele Menschen aus vielen Ländern begegneten ihnen, und in einem Restaurant bestellten sie Weißwein, Tsatsiki und Taramas. – Sie träumten von Athen …

Bei „Lanarka“ gab es einen Salzsee – ein von Flamingos favorisierter Ort, an dem die „Hala Sultan Tekke Mosche“ stand – angeblich das drittwichtigste Heiligtum der Moslems nach Mekka und Medina. Die Mosche war klein und leer: ein Museum.

Schließlich schaute die Reisegruppe in einem christlich-orthodoxen Kloster vorbei, wo man Erde schürfen konnte, die angeblich Krankheiten heilen sollte.

Auf dem Rückweg erfuhren sie, dass die Schulbücher in Südzypern aus Griechenland stammten, weil das Schulsystem auf dem Südteil der Insel mit dem des Stammlandes identisch sei: – Entwicklungshilfe!

Bei der Rückfahrt musste der Bus eine geschlagene Stunde warten, bis er die Grenze passieren durfte. Ein Gast aus „Frankfurt“/Main schimpfte:

„Wie in der DDR!“

(2018)

5. Malta: Gottes Wille?


Malta

Ganz im Süden, noch hinter Sizilien und oberhalb Afrikas liegt ein kleines Archipel im Mittelmeer. Es ist das Ende Europas: Malta. Das sind drei Inselchen: Malta, Comino und Gozo. Comino ist unbewohnt; Malta selbst hat 246 Quadratkilometer, Gozo 67. Der „Staat“ Malta beherbergt etwa 440.000 Einwohner und mindestens 500.000 Autos. Malta ist stellenweise dicht besiedelt, und dank intensiver Bebauung sowie vieler Kreisverkehre kann man hier stundenlang Auto fahren, ohne richtig voran zu kommen.

Wälder gibt es nicht, und im Sommer soll es unangenehm heiß werden. Malta und Gozo sind Felseninseln. Alles ist aus Muschelkalk. Die Menschen schneiden daraus Blöcke und bauen ihre Häuser. Die Blöcke härten an der Luft und verbinden sich miteinander, und die Häuser nehmen eine angenehme Honigfarbe an.

Malteser sehen aus wie Araber, sind aber keine und wollen mit ihnen auch nicht verwechselt werden. Sie sind streng katholisch und benutzen eine Sprache, die sich „Malti“ nennt. Das ist ein arabischer Dialekt mit englischen und italienischen Einsprengseln. Geschrieben wird das in lateinischer Schrift, so dass Fremde dieses „Malti“ weder sprechen noch lesen können. Macht aber nichts: Die zweite Sprache ist Englisch, und das können alle: Malteser und Touristen.

Seit 2004 ist Malta EU-Mitglied, 2008 wurde der Euro eingeführt, 1800 bis 1964 herrschten Briten, Franzosen waren vorübergehend ebenfalls da, und Türken versuchten vergebens, an Land zu kommen. Auch gehörte Malta einst zum Reich Karls V., Normannen und Sizilianer waren auch da, Römer sowieso, Karthager und Phönizier obendrein.

Malta ist mittlerweile eine parlamentarische Republik. Es gibt allerdings Zweifel, ob diese Republik ein Hort der Rechtstaatlichkeit ist. Mit der Gewaltenteilung und der Korruptionsbekämpfung hat man es nicht so sehr. Dennoch hat kein Geringerer als Renzo Piano das Parlamentsgebäude in „Valetta“ gebaut. Es gibt zwei Parteien: Rote und Blaue. Die Roten – offensichtlich eine Art Sozialdemokraten – haben das Sagen. Malta lebt u.a. von Briefkastenfirmen und Flaggenvergaben für ausländische Schiffe. Das Angebot einer Steueroase spielt offenbar eine nicht unwesentliche Rolle.

Zu den Rittern: Ursprünglich nannten sie sich „Ritterlicher Orden des Heiligen Johannes vom Spital in Jerusalem“. 1099, nach der Eroberung Jerusalems, wurde dieser Orden von Teilnehmern des Ersten Kreuzzuges gegründet. Er engagierte sich in der Krankenpflege. Nur Adlige aus ganz Europa (natürlich nur Männer!) konnten Ordensritter werden – in der Regel den Erben folgende Nachgeborene. Schon bald betrieben diese auch das „Kriegshandwerk“ und sammelten vor allem durch das Kapern von Schiffen Reichtum an. Diese frühen „Johanniter“ wurden aus Jerusalem vertrieben, dann von der Insel Kreta verjagt und erhielten von Karl V. schließlich auf Malta Zuflucht.

Die Landmannschaften der Ritter hießen „Zungen“, an deren Spitzen standen „Pilliers“. Es gab sechszehn „Zungen“, und deren Pilliers bildeten den „Rat der Sechszehn“. An der Spitze des Ordens stand ein auf Lebenszeit gewählter „Großmeister“, dem alle Ritter unbedingten Gehorsam schuldeten. Jede „Zunge“ war für ein Arbeitsgebiet des Ordens zuständig. So leitete die französische Zunge die Krankenversorgung und die italienische die Marine. Durch die Reformation spaltete sich der Orden; die Katholischen hießen fortan „Malteser“ und die Evangelischen „Johanniter“.

Silke und Andor waren eine Woche auf Malta. Ihr Hotel hieß „LABRANDA Riviera Resort & Spa“. Es war riesengroß, fünfstöckig und verfügte über ein Buffetrestaurant für die gesamte „Besatzung“. „Abendessen“ gab es von 18 bis 21 Uhr, und es war voll. Das Hotel lag direkt an der Nordwestküste Maltas. Man konnte die Inseln Comino und Gozo sehen.

Zunächst fuhren sie mit dem Linienbus „222“ bis zur Endstation im Süden, wo die Besichtigungsfähren für „Valletta“ starten. Die Busfahrt dauerte etwa zwei Stunden, dann waren sie in „Sliema“, dem „Valetta“ gegenüber liegenden Städtchen. Hier begann ein Schiff die Umrundung „Vallettas“, denn das ist eine Halbinsel, auf der die Großmeister ihre Stadt errichten ließen. „Valletta“ ist die Hauptstadt Maltas, hat etwa 7.100 Einwohner und war 2018 „Kulturhauptstadt“ Europas.

Die Ritter hatten einst kräftig bauen lassen. Danach wurden ihre Paläste von den maltesischen Ministerien genutzt.

„Valletta“ hat viele natürliche Häfen, eine geschützte Meereseinfahrt, und schnurgerade geht die Einkaufsstraße „Republika“ die Halbinsel entlang – fast bis zum Meer. Aber da ist die gewaltige Mauer, welche die gesamte Stadt umgibt. Die Halbinsel ist mit Kirchen, Palästen und Villen zugebaut und bietet von außen ein prachtvolles Bild. Die natürlichen Häfen wurden beim Besuch der Stolps modern genutzt:


Valletta

Sie sahen Trockendocks, zwei zu reparierende Bohrinseln, und die Chinesen waren auch schon da.

Es war eine Freude, den blauen Himmel, das tintenfarbene Wasser und die honigfarbenen Gebäude vom Schiff aus zu genießen. Übrigens: Liegeplätze für Yachten waren sehr begehrt. Es soll lange Wartelisten gegeben haben.

Nach Ende der Rundfahrt per Schiff bestiegen sie wieder den „222“er Bus und machten die zweistündige Höllenfahrt zurück zum Hotel.

Am nächsten Tag trübte sich das Wetter ein. Es war Feiertag, und Ausflüge waren angeblich nicht möglich. Was für ein Feiertag das war, wusste niemand im Hotel: vielleicht ein religiöser, vielleicht ein weltlicher?

Es folgte ein „Arbeitstag“, und die Besucher nahmen sich einiges vor. Es wurde gesagt, in „San Anton“ gäbe es einen außergewöhnlichen botanischen Garten an der Sommerresidenz des maltesischen Präsidenten. Doch bei Besuch zeigte sich: Es wurde gebaut, der Präsident war eine Präsidentin und auch nicht zu sehen. Um die behaupteten Schönheiten des Gartens zu entdecken, hätte es sicher ein wenig der Sonne bedurft.


Fischerboot in Marsaxlokk

Dann kamen sie nach „Marsaxlokk“, ein dicht bebautes Fischerstädtchen, wo sie sehr guten gegrillten Schwertfisch aßen. Natürlich gab es Schiffe über Schiffe. Die Fischerboote zeichneten sich dadurch aus, dass sie aufgemalte „Augen“ hatten. Dr. Wachtlin vom Berliner Gertraudenkrankenhaus und viele andere Augenärzte hätten bestimmt helle Freude daran.

Dann zog ein Orkan über Malta hinweg. Im fünften Stockwerk des Hotels rüttelte und rappelte es heftig. Die vielen freien Katzen suchten sich windstille Plätzchen. Andor hatte Bedenken, das Hotel zu verlassen. Dennoch starteten sie einen gebuchten Ausflug.

Das Wetter wurde in „Valletta“ erträglich (etwas Wind, wenig nass); und sie sahen Paläste, Plätze, enge Gassen, Einkaufsläden sowie Kirchen. Ein kleiner Staat hatte eine prächtige Hauptstadt mit einer großen Kathedrale, die man gegen Bezahlung auch besichtigen konnte.

Alle Touristen drängten in diese „St John’s Co-Cathedral“. Das war so etwas wie die gute Stube der Ordensritter gewesen. Diese hatten sich nicht lumpen lassen und wollten alles, was teuer und wertvoll war, haben. So ziert ein Originalbild Caravaggios („Die Enthauptung Johannes des Täufers“) die Kirche; der Fußboden ist bedeckt mit bunt bebilderten Marmorplatten verstorbener Ritter; die steinernen Wände sind über und über mit Gold verziert, und jede Landsmannschaft der Ritter hat eine eigene, prachtvoll geschmückte Kapelle.

„Eine Kirche wie diese gibt es kein zweites Mal!“, steht im Reiseführer. Der Petersdom in Rom soll dahinter abfallen, heißt es. Silke und Andor fragten sich: „Das soll Gottes Wille gewesen sein?“

Beeindruckend tief waren die Festungsgräben „Valettas“. Die Stadt muss schwer einnehmbar gewesen sein. Jedenfalls haben es Türken nicht geschafft, Briten hingegen schon. So stehen noch immer knallrote Telefonzellen und ebensolche Postkästen herum. Außerdem fuhr man auf Malta links – wie auf der anderen, größeren Insel. Schneller voran als rechts kam man dadurch aber nicht.

In „Valletta“ standen die Besucher vor vielen Sehenswürdigkeiten und betrachteten die Fassaden. Außer in die „St John’s Co-Cathedral“ kamen sie nirgends hinein, und so fuhren sie (immer links!) nach „Mdina“, der alten Hauptstadt.

Diese Stadt liegt auf einem Hügel und sieht aus wie eine Burg. Wie der Name sagt, hatten schon die Araber diesen Ort benutzt. Durch ein Burgtor kamen die Besucher hinein, und dann standen sie wieder auf Plätzen vor Kirchen und manchmal auch vor Geschäften.

Als sie schon auf dem Rückweg waren, standen sie auf einem Platz kurz vor dem Ausgang. Da schlug ein gewaltiger Blitz ein, und es regnete wie aus Kübeln. Sie stellten sich in einem kleinen Museum unter. Das dokumentierte Napoleons Versuch, Malta zu erobern. So lernten die Besucher etwas Ungeplantes dazu.

Als es etwas weniger schüttete, wagten sie sich auf den Weg zum Bus. Dazu mussten sie wieder durch das Stadttor gehen, das nun unter Wasser stand. Was tun? Schuhe und Strümpfe ausziehen und durch das Wasser waten, war eine Möglichkeit. Gedacht – getan!

Also ging es anderntags auf die Insel Gozo – das war „die kleine Schwester Maltas“. Sie machten einen Tagesausflug. Die Fähre war voll, das Wetter noch mies. Die Nachbarinsel war nicht so dicht bebaut wie Malta. Aber eine „grüne Insel“ (wie es im Prospekt heißt) war Gozo nicht.

Mit den Bussen wurden die Touristen an einen kleinen Binnensee (eigentlich ein Teich) gefahren, der durch eine Grotte Zugang zum Meer haben sollte. Da fuhren kleine Boote hinein. Einige Verwegene gingen da an Bord.



Abmarsch aus Mdina

Die Bootsfahrt dauerte nicht lange, dann ging es zu den „Tempeln von Ggantija“. Die Anlage war klein; man sah rechteckige Stuben. Das waren angeblich die ältesten freistehenden Denkmäler der Welt – also auch älter als die Pyramiden in Ägypten.

Danach wurden sie nach „Xlendi“ (einer Hafenstadt im Westen) kutschiert, wo alle Touristen mit Weißbrot, Öl und Thunfischsalat sowie einem Glas Wein für zusammen sechs Euro abgespeist wurden.

Die „Hauptstadt“ von Gozo heißt „Rabat“ – Engländer nannten sie zu Ehren ihrer Königin „Victoria“. Dort war eine mittelalterliche Zitadelle, die sie besichtigen durften. Ein Wunder des Glaubens musste es sein, dass die Pfarrkirche des Ortes prunkvoll und auch gut besucht war, der Bischofssitz in der Zitadelle dagegen schlicht.

Schließlich ging es zurück auf die Fähre, die den ganzen Tag zwischen den Inseln pendelte.

Dann ließen sie es sich nicht nehmen, einen Tag vor Abflug bei einem Halbtagsausflug noch einmal die drei alten Städte „Vittoriosa“, „Cospicua“ und „Senglea“ aufzusuchen. Im Grunde waren die alle drei mit „Valletta“ zusammengewachsen und eigentlich Stadtteile. Aber noch einmal genossen die Urlauber das maritime Flair, und es hatte den Anschein, dass auch das Wetter besser wurde.

Um 5:50 Uhr verließen sie das Hotel, fuhren noch einige andere Hotels ab, und der Flieger brachte sie wieder nach Hause. Fast pünktlich um 13:30 Uhr landeten Silke und Andor.

(2019)

Возрастное ограничение:
18+
Дата выхода на Литрес:
25 мая 2021
Объем:
659 стр. 83 иллюстрации
ISBN:
9783838275116
Издатель:
Правообладатель:
Автор
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