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Читать книгу: «Achtundvierzig Briefe von Johann Gottlieb Fichte und seinen Verwandten», страница 7

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32

Jena, d. 20. Februar. 1800.

Lieber Bruder,

Was Du mir in Deinem leztern Briefe über die Aufführung unsers verstorbenen Bruders meldest, will ich vor der Hand auf sich beruhen lassen.

Daß, in Absicht der Hanthirung, und meiner Forderungen, alles von allen Seiten verworren genug ist, ersehe ich gar deutlich: was aber meine Anwesenheit in Rammenau dabei fruchten könne, nicht. Auch ist, Deinem letztern zu Folge, unsre Zusammenkunft bei Deiner Frankfurter Reise von Schwierigkeiten begleitet, welche die Vortheile, die ich mir davon verspreche, wohl niederwiegen möchten. Ich gebe also diese Zusammenkunft auf, indem ich einen andern Versuch mache, ins klare zu kommen.

Dieser Brief trift Dich ohne Zweifel noch vor Deiner Abreise nach Frankfurt; mich aber trift keiner von Dir mehr in Jena; indem ein blosser Zufall mich noch diesen Monat hier zurükgehalten, und verhindert hat, nach Berlin zu gehen, wohin ich längstens binnen 14. Tagen mit meiner Familie auf immer abgehen werde.

Dein getreuer Bruder
J. G. Fichte.

Aufschrift:

An Joh. Gottlob Fichte
zu
Elster

Fichte wurde sodann zum Professor in Erlangen ernannt, wo er aber nur im Sommer 1805 lehrte, weil 1806 die kriegerischen Ereignisse ihn anderwärtshin führten, während gleich von vorn herein bestimmt worden war, daß er im Wintersemester in Berlin Vorträge halten durfte. Von da aus ist der folgende Brief seiner Frau geschrieben, in welchem sie in diesen gefahrvollen Zeiten auf zartfühlende Weise sich für ihre und ihres Kindes Zukunft besorgt zeigt. Das erwähnte Unwohlsein Fichte's war eine heftige Kolik (II, 405).

33

Berlin d: 26: Jenner 1806:

Theure Eltern, ich bitte Sie um eine Gefälligkeit daß Sie nämlich die Güte hätten mir bey dem Prediger meines Lieben Mannes Taufschein auszuwirken, denn da ich in die hiesige WitwenCaaße legen will, so brauch ich ihn dazu unumgänglich ich laße mir zu dem Ende hin Geld aus der Schweiz kommen, welches ich noch da stehn habe; mein Mann weiß nichts davon daß ich in die WitwenCaaße lege, denn es scheint mir sehr unherzlich mit meinem guten lieben Mann davon zu reden, wovon man nach seinem Hinsterben leben solle, und darum rede ich nicht darüber, sondern danke Gott daß mir noch etwas Geld geblieben ist, damit ich es selbst bestreiten kann; auf der andern Seite halt ichs für meine Pflicht zu thun, denn die Menschen sind sterblich, und auch ich bin sterblich, was sollte denn aus unserm armen Kinde werden? sterbe aber auch ich, so bekommt unser Kind, bis in sein 25. Jahr, die Hälfte von dem, was ich als Witwe bekommen hätte.

Ich bitte Sie mir den Taufschein gleich anfangs des künftigen Monaths zu schiken, denn sonst muß ich wieder ein halbesjahr warten, und den Brief an mich zu addressieren, weil ich Ihnen die Gründe warum mein Lieber Mann nichts davon weiß, schon gesagt habe.

Wenn Sie lieber Vater keine Zeit, noch Lust haben mir zu schreiben, so schieben Sie's doch ja nicht auf mir den Taufschein zu schiken, sondern schiken ihn mir nur ohne Brief.

Ich habe Ihnen vor etlichen Monathen geschrieben, haben Sie meinen Brief erhalten?

Mein Lieber Mann grüßt Sie alle herzlich; er ist izt Gottlob wieder wohl, war es aber vor einiger Zeit nicht; bei dieser naßen ungesunden Witterung sind hier viele Menschen krank, und sterben auch eine Menge.

Unser Hermann, der Gottlob gesund ist, empfiehlt sich seinen Lieben Groß Eltern.

Leben Sie wohl, Gott sey mit Ihnen, ich grüße alle welche sich meiner errinnern freundlich, und bin von Herzen Ihre

Fichte. g: Rahn.

Aufschrift:

Herrn Fichte dem Vater
zu
Rammenau
Bey Dresden

frey

Im October 1806 wich Fichte mit dem Geheimrath Hufeland, wie sämmtliche Behörden und alle Männer von Ansehen, vor den siegreichen Feinden aus Berlin und ging nach Königsberg, wo ihm provisorisch eine Professur zugewiesen wurde; während seine Gattin zur Hütung des Hauses zurückblieb, dann aber nachfolgen sollte, als sein Aufenthalt in Königsberg dauernd werden zu wollen schien. So schmerzlich aber war ihr die Trennung von ihrem geliebten Manne, daß sie trotz ihrer starken und duldungswilligen Seele darüber im November in eine ernstliche Krankheit verfiel (I, 374 f.).

34

Berlin d. 13: Feb: 1807.

Theure Eltern, so eben erhalte ich den Brief aus Elstra, ich eile sogleich Ihnen Nachricht von uns zu geben, und addressiere den Brief an Sie, damit Sie geschwinder Nachricht erhalten; mein Lieber Mann ist vor Ankunft der Franzosen hier, nach Königsberg, mit einem Freunde verreist, und hat dort eine Profeßur bis zur Wiederherstellung der Ruhe erhalten, und lißt Collegien; die lezte Nachricht von ihm ist, daß er Gottlob gesund ist; ich erhalte leider sehr wenige Briefe von ihm, und kann nur selten schreiben, weil die dorthin gehend. Posten nicht gehn: Sie stellen Sich meine Lage vor; ich wollte gleich mitreisen, wurde aber aus manchen Ursachen zurükgelaßen, mit unserm Kinde; nun wünscht mein Mann sehnlichst daß ich nachkomme, es hat aber bis izt noch nicht sein können, weil ich keinen Pas bekommen konnte, weil die Straßen nicht sicher sind, und andres mehr auch weil die Reise viel kostet.

Dieses Zurükbleiben ist die Ursache, daß ich tödlich krank gewesen bin, nun mich aber Gottlob wieder erhole: ich stand viel Angst aus, durch die Zeitumstände, grämte mich, hat viel Sorgen, und Verdruß, so daß ich troz alles Quämpfen darnieder geworfen wurde; mein Schmerz war um so viel größer, da ich unser Kind unter Fremde zurüklassen mußte, wenn ich gestorben wäre. Gott hat mir wieder geholfen, und wird auch weiters helfen, deßen tröste ich mich. Ich werde zu meinem Mann reisen, so bald es nur immer möglich ist und Ihnen vor meiner Abreise noch gewis schreiben.

Der Gnädige Gott sey mit Ihnen und schüze Sie vor jeder Gefahr, dieses wünscht von ganzem Herzen, Ihre Sie herzlichliebende

Johanna Fichte.

Ich franciere diesen Brief nicht, damit er sicher gehe, und grüße Alle alle von ganzem Herzen.

Aufschrift:

Herr Fichte der Vater
zu
Rammenau
nahe bey Dresden

Ende August 1807 kehrte aber Fichte selbst nach Berlin zurück, wo er alsbald, im September, von Beyme aufgefordert wurde, sein Nachdenken auf die zweckmäßigste Ausführung des Plans zu richten, in der Hauptstadt eine Universität zu gründen, – ein Auftrag, der ihn bekanntlich zu jenem originellen Organisations-Vorschlag einer »Kunstschule des wissenschaftlichen Verstandesgebrauchs« veranlaßte, der leider unausgeführt blieb. Fichte aber hielt im Winter 1807–8 seine Reden an die Deutschen, die er sogleich auch durch den Druck veröffentlichte. Sie sind die Schrift, von welcher er in einem ferneren Briefe spricht.

35

Berlin, d. 10. Mäy. 08.

Lieber Vater,

Schon vorigen Winter, sogleich nach dem Eintreffen Ihres Briefes an meine Frau, hatte ich Ihnen geantwortet. In Hofnung, daß bis dahin in unsrer gemeinschaftlichen Lage einige vortheilhafte Veränderungen vorgehen würden, hat meine Frau bis jezt diesen Brief nicht abgehen laßen.

Das einzige vortheilhafte, was seitdem vorgefallen, ist die ziemliche Wiederherstellung meines Herrmann. Es war derselbe damals durch einen Fall auf das Knie an dem Einen Beine ganz gelähmt, und hat, bei übrigens vortreflicher Gesundheit, 10. Wochen im Bette liegen müßen. Jezt geht er wieder; nur noch nicht auf Steinpflaster; es wird, was die Hauptsache ist, keine Folge übrig bleiben. Ich befinde mich dermalen mit ihm, und meiner Frau, die nach einem sehr harten Krankenlager im Jahre 6. den ganzen vorigen Winter gekränkelt, und vor einer Woche wieder recht ernsthaft krank gewesen, auf ein paar Wochen auf einem Gesundbrunnen bei Berlin, um sie alle wiederherzustellen, und mit frischen Kräften in den beginnenden Sommer einzutreten.

Ich für meine Person bin immer gesund, und kräftig gewesen. Man organisirt an einer allhier zu Berlin zu errichtenden Universität; mir sind die bedeutendsten Aufträge in dieser Rüksicht ertheilt worden.

Ich hatte erst den Vorsatz diesen Sommer in Dresden mit Frau und Kind zuzubringen; hatte auch schon an Fritsche über die zu treffenden Vorkehrungen geschrieben; auch von meiner Behörde den Urlaub dazu eingeholt. Ich sehe aber, daß es für wichtige Zweke beßer ist, wenn ich hier bleibe, und Kollegia lese, und ich bin entschloßen, dem allgemeinen Besten dieses freiwillige Opfer zu bringen.

Auch hatte ich, nachdem jener Plan schon aufgegeben war, den Vorsatz in dieser ersten Hälfte des Mäy für meine Person allein (eine Reise mit Frau und Kind ist unter den jetzigen Umständen, da die ehemals begütertsten leiden, für mich zu kostspielig) Sie zu besuchen. Die Krankheit meiner Frau, die unter solchen Umständen nicht ohne eine nachtheilige Gemüthsbewegung mich von sich laßen würde, hat auch diesen Plan vereitelt; wie die gegenwärtige Kurzeit vorbei seyn wird, werde ich durch meine Vorlesungen an Berlin gefeßelt seyn. Ich hoffe jedoch im Herbste Ferien zu finden und vielleicht erlaubt es sodann der öffentliche Wohlstand Frau und Kind mit zu bringen.

Ich gebe soeben Ordre an meinen Verleger, daß Ihnen meine neueste Schrift von Leipzig aus überschikt werde. Ich habe diesmal nicht über so viele Exemplare zu befehlen, daß ich auch an den Herrn Pastor Wagner, den ich herzlichst zu grüßen bitte, eins beilegen könnte. Sie leihen es ihm vielleicht zum Durchlesen.

Unser aller herzlichste Grüße an Mutter, und Geschwister.

[Von Johanna Fichte:]

Ich grüße Sie theure Eltern von ganzer Seele und empfehle mich Ihrem Andenken.

Gott schenkt mir izt wieder Gesundheit, worüber ich mich freue, da es bey unserm Guten theuren Fichte sein kann. Leben Sie wohl, Ihre

Johanna F.

Von ihrer und ihres Sohnes Krankheit schreibt auch Johanna Fichte in einem Briefe an Charlotte von Schiller (II, 408 vgl. 470). – Die beabsichtigte Reise in die Heimath unterblieb; denn Fichte selbst erkrankte, wie der Biograph sagt, »im Frühling des Jahres 1808« (I, 426) oder, wie Fichte's Gattin schreibt, »seit Mitte Juli« (II, 408) oder, wie er selbst im nächstfolgenden Schreiben sagt, »im August«. Es war eben eine langsame, wohl allmählich sich entwickelnde Krankheit, die in rheumatischen Lähmungen nebst schmerzhaften Augenentzündungen bestand und deren Nachwirkungen selbst der wiederholte Gebrauch des Teplitzer Bades nicht gänzlich hob.

36

Berlin, d. 10. März, 1809.

Ich bin, mein theurer Vater, nicht ohne Sorge über Ihrer aller Befinden, auch ob Sie meinen lezten Brief vom Mäy vorigen Jahres nebst dem überschikten Buche erhalten hätten, gewesen, bis Ihr leztes Schreiben vom 6ten Februar, das aber bei mir sehr spät eingelaufen, und vermuthlich in Pulßnitz über 6. Wochen gelegen, mich darüber beruhigt hat.

Ich trug den Vorsatz den Sommer vorigen Jahres einen Abstecher nach Dreßden zu machen, und hierbei auch Sie nebst den meinigen zu besuchen. Besonders eine Krankheit, die den August v. J. anhob, und von der ich erst jezt mich zu erholen suche, bei der ich niemals in Lebensgefahr gewesen, übrigens aber hart mitgenommen worden, hat mich daran verhindert. Dermalen erwarten wir hier die Rükkehr unsers guten Königs, und der Regierung. Ich werde diesen Sommer kaum meine gewohnte Thätigkeit wieder anfangen können. Vielleicht schiken mich die Aerzte zur Wiederherstellung meiner Gesundheit in Bäder, und auf Reisen; und so hoffe ich denn diesen Sommer den Besuch bei Ihnen nachzuholen, den ich den vorigen versäumt habe.

Frau und Kind befinden sich wohl. Die erstere denkt Ihrer alle Tage, nicht ohne Sorgen, besonders wegen des befürchteten nahen Ausbruchs eines neuen Kriegs, der zunächst die dortige Gegend treffen könnte. Ich hoffe aber fest, daß die Oesterreicher durch musterhaftes Betragen sich der großen Angelegenheit, für die sie kämpfen, würdig machen, und dadurch die von jedem Kriege unabtrennlichen Uebel sehr mildern werden.

Näher gehen mir die Uebel, die Sie schon erlitten haben, und die Folgen davon. Obwohl der König für mich, und andere außer Dienst gekommene Gelehrte alles thut, was die eigne beschränkte Lage des Staats verstattet, so bin ich dennoch durch eine dreivierteljährige Krankheit, in der ich nichts habe arbeiten (es wird darum zu Ostern nichts von mir erscheinen) noch verdienen können, dagegen ungewöhnlich hohe Ausgaben gehabt, in Umstände gekommen, daß ich dermalen baares Geld nicht entbehren kann. Aber Bruder Gottlob hat seit dem Jahre 1805. keinen Termin abgetragen; auch hat er seitdem kein Lebenszeichen von sich gegeben, und keine Anfrage an mich ergehen lassen; ob ich etwa die Fortsetzung der Zahlungen verlangte. Wie es mit Abtragung der bedungenen Zinsen an Sie von jeher gehalten worden, ist mir gleichfalls nicht unbekannt. Ich hoffe daher nicht, daß es ihn übereilen heißt, wenn ich von ihm fordere, daß er so schleunig als möglich einen Termin von 50. Rthlr. an Sie auszahle.

Die meinigen grüßen herzlichst. Ihr Sohn

Fichte.

Auf die Hoffnung, die sich Fichte von den Oesterreichern machte, nimmt Adelbert von Chamisso in einem 1808 aus Berlin an Friedrich de la Motte Fouqué gerichteten Briefe Bezug mit den Worten: »Der alte Fichte ist wieder hier. Er baut sehr auf die Oestreicher, die ihm sehr herrlich erschienen sind, und er will die hohe Meinung theilen, die sie von ihrem Kaiser haben.«

Die treue Fürsorge für seinen alten Vater, der allzu bereitwillig seinen Kindern zu überlassen pflegte, was ihm persönlich zugedacht war, wird bestätigt durch den beigeschlossenen Brief an den Bruder, der von früher her pecuniäre Verpflichtungen hatte.

37

Berlin, d. 10. März 1809.

Lieber Bruder,

Ich hoffe, Du wirst es selbst billig finden, wenn ich Dich auffordere, so schleunig, als es Dir irgend möglich ist, an unsern Vater einen der seit 1805. ausgesezten Termine von 50. Rthlr. auszuzahlen. Ich ersehe aus deßen Schreiben, wie das auch ohnedies zu erwarten war, daß derselbe durch den französischen Krieg und die Kriegssteuer in seiner Nahrung sehr zurükgesezt worden; so daß ich selbst aus meinem Beutel einen Vorschuß machen würde, wenn ich nicht durch dreivierteljährige Krankheit und Verdienstlosigkeit selber in eine enge Lage gekommen wäre. – Uebrigens gebe ich Dir es auf Deine eigne Ehrliebe, und Gewißen, daß von der nur zu großen Gutwilligkeit unsers Vaters gegen seine Kinder hier kein Gebrauch gemacht, sondern ihm die Summe wirklich und in der That baar ausgezahlt werde.

Die Pappiere meiner Berechnung mit Dir sind, nebst andern Manuskripten, in Erlangen liegen geblieben, von woher ich sie nicht so schnell haben kann. Ich lade Dich darum ein, so schnell, als möglich mir Deine Berechnung mit mir einzusenden, damit ich Dir über alles abgezahlte eine Generalquittung geben könne. Meinen herzlichsten Gruß an die Deinigen von mir und den meinigen.

Dein treuer Bruder
Fichte.

Aufschrift:

Meinem Bruder
Johann Gottlob Fichte
zu
Elstra

d. Einschluß.

Aus dem folgenden Briefe seiner Gattin, der in wenigen Zügen ein reizendes Familienbild entwirft, erfahren wir, daß Fichte schon im Sommer 1809 mit einigem Erfolg das Bad besucht hatte.

38

Berlin d: 18: Demb 1809

Theure SchwiegerEltern wir grüßen Sie herzlich, und wünschen zu wißen wie Sie Sich befinden, und wie's Ihnen geht; mein Mann ist Gottlob gesund, nur ist seine Linkehand, noch so wie Sie sie im Sommer sahn, und das Rechtebein schmerzt auch dann und wann, er wird künftigen Sommer wieder nach Töplitz gehn müßen, um völlig curiert zu werden; da werden wir das Vergnügen haben Sie zu besuchen. Sein Geist ist heiter, so daß er wieder arbeiten kann, und izt Vorlesungen hält, die auch wohl gedruckt werden werden.

Unser Hermann ist Gottlob auch gesund, lernt braf, und grüßt seine lieben GroßEltern herzlich; er hat 4: Th von seinem Taschengeld dieses Jahr erspahrt, um sie seinen GroßEltern schiken zu können, damit Sie sich eine kleine Weinachtsfreude machen, und auch ein gläschen guten Wein zu Ihrer Erquikung trinken, thun Sie das doch ja mit der guten Grosmutter, die wir herzlich grüßen, und gedenken Sie dabei unser.

Gott schenke Ihnen einen gesunden frohen Winter, und laße freudig in's NeueJahr eintreten: das wünscht von ganzem Herzen Ihre Sie aufrichtig liebende

Johanna Fichte
g: Rahn

Zum zweiten Male ging Fichte im Jahre 1810 nach Teplitz und auf der Rückreise besuchte er seinen Geburtsort.

39

Dresden, d. 7. Jun. 1810.
Mein lieber Vater,

Gestern Abend sind wir hier zu Dresden angekommen, um übermorgen nach Teplitz, zur völligen Wiederherstellung meiner Gesundheit reisen. Ich bin jezt doch noch zu angegriffen, um die Reise nach Rammenau machen zu können; ich werde aber bei meiner Rükkehr aus den Böhmischen Bädern, etwa im August, ganz gewiß meine lieben Eltern besuchen

Ich bin im ganzen sehr gesund, nur ist der Gebrauch des einen Beins noch schwierig. Meine Frau, und mein Herrmann sind gleichfalls wohl. Wir bitten Sie herzlich, das beiliegende als ein kleines Feyertagsgeschenk anzunehmen.

Meine Frau, und mein Sohn grüßen herzlich.

Ihr Sie liebender Sohn
Gottlieb Fichte.

40

Teplitz, d. 7. August, 1810.
Mein theurer Vater,

Ich werde, wenn alles nach meiner Berechnung geht, künftigen Montag d. 13. Abends mit den meinigen, Sie besuchen; auch d. 14ten noch größtentheils bei Ihnen zuzubringen. Das Nachtlager jedoch werde ich, um Ihnen nicht unangenehme Weitläuftigkeiten, und Zurüstungen zu verursachen, zu Bischofswerda im Gasthofe nehmen

Ich hoffe Sie alle in der besten Gesundheit anzutreffen, und dann mündlich das mehrere. Jezt nimmt meine Frau, die lieber schreibt, denn ich, die Feder.

[Der nächste Satz von Johanna:]

Ich grüße Sie alle von ganzem Herzen, und hoffe Sie bald zu umarmen, Leben Sie wohl, auf ein glükliches Wiedersehn

Fichte.

Aufschrift:

Herrn Christian Fichte
zu
Rammenau
p. Bischofswerda

Noch in demselben Jahre erlitt sein Vater einen Unfall, wobei namentlich auch Johanna sich zärtlich besorgt zeigt. Die im nächsten Briefe und später erwähnte Hannchen war Fichte's Nichte, die er zu sich genommen.

41

Berlin, d. 1. Dezember. 1810.

Lieber Vater,

Die Nachricht von Ihrem Falle hat mich schmerzlich betrübt, so wie uns Alle. Ich hoffe aber, daß dies, bei Ihrer übrigen Gesundheit von keinen weitern übeln Folgen seyn soll. Um mich desto fester zu versichern, daß Sie sich an Pflege und Heilmittel nichts abgehen laßen, sende ich sogleich jezt das Quartal auf Weyhnachten. Bei uns steht alles beim Alten. Daher übergebe ich meiner Frau die Feder, die schon noch Worte finden wird.

[Von Johanna:]

Ich übernehme die Feder gerne, um Ihnen zu sagen, daß wir sie inständig bitten, sich ja zu schonen, und zu pflegen; die gute Großmutter, die ich auch herzlich grüße, versteht ja das so schön, und thut gewis alles mögliche um Sie wieder herzustellen. Ich danke Gott daß mein Mann in der Lage ist, Ihnen diese Kleinigkeit schiken zu können; und hoffe auch von der Güte Gottes, daß er Sie erhalte, und daß wir Sie künftigen Sommer fröhlich wiedersehn.

Wir sind Gottlob alle gesund, auch Hannchen ist gesund, dann und wann hat sie ein wenig Kopfweh, dann schik ich sie in's Beth, wenn sie genug geschlafen hat, so steht sie wieder gesund auf. Wir grüßen Sie alle von ganzem Herzen, und wünschen bald frohe Nachricht von Ihnen.

Leben Sie wohl! Ihre treue Johanna Fichte g: Rahn

Weit bedenklicher aber erkrankte der alte Vater in der Mitte des Jahres 1812, ohne sich wieder zu erholen. Rührend und erbaulich ist wiederum die christlich ergebene Gesinnung in Johanna's Briefen an den Sterbenden.

42

Berlin d: 17: July 1812.

Sie stellen sich leicht vor Theurer Guter Greis, mit welcher innigen Wehmuth, wir die Nachricht von Ihrem schweren Krankenlager vernommen haben; Gott stärke Sie, Gott stehe Ihnen bey; und wenn es sein gnädiger Wille ist, so erhalte er Sie uns noch lange; ist es sein Wille nicht, so laße er Sie in Ruh, und Frieden hinüber gehn, ins beßere Vaterland, wo wir Gott näher kommen, und ihn würdiger anbethen, und preisen können, und wo wir uns alle wiederfinden werden; ich freue mich mit inniger Wonne der seligen Zeit, wo auch wir hinnüber gehn werden, um einer nähern, innigern Anschauung, und Anbethung Gottes gewürdigt zu werden.

Was die irdischen Angelegenheiten betrift, so wird mein Mann es nicht erlauben, daß der guten Großmutter, das Geringste genommen werde; sondern Sie soll bis am Ende ihres Lebens im Besitz alles deßen bleiben, was Sie hinterlaßen; und weil mein Mann durch den verstorbenen Bruder das Haus gekauft hat, so kämm es ja ihm zu, und er hat ein Recht darüber zu sprechen; auch werden wir der guten Großmutter, wie bis izt, ein bestimmtes an Geld schiken, so daß sie ruhig leben kann; und Sie Guter Großvater sich auch darüber keine Sorge machen, der gütige Gott wird auch sie nicht verlaßen, und wir wollen als rechtschaffne Kinder gewis immer für sie sorgen.

Hermann und Handchen grüßen Sie auch von ganzem Herzen; sie wollen für Sie bethen; und ist es Gottes Wille, so werden Sie sie auch noch auf dieser Welt sehn, sie wachsen beyde, sind stark, gesund, und gute Kinder. Ich hoffe daß Sie die 20: Th. welche im Anfange dieses Monats geschikt wurden nun erhalten haben. Mein Mann hoff ich schreibt auch noch: drum sag ich Ihnen von ganzem Herzen lebe wohl; wo nicht in dieser Welt, so sehn wir uns in der andern wieder. Der gnädige Gott sey mit Ihnen: das ist der innigste Wunsch

Ihrer Johanna Fichte
[Von J. G. Fichte:]

Ich hoffe, mein theurer Vater, daß Sie Sich noch wieder erholen, und noch bei uns bleiben werden, und ich Sie noch sehen werde. Ich kann mich mit dem Gedanken Ihres möglichen Verlustes nicht vertraut machen.

Was meine Frau in dem vorstehenden schreibt, ist auf die Voraussetzung gegründet, daß, im Falle des Abgangs des Vaters mit Tode, die Geschwister sollten theilen wollen. Ich hoffe, dies fällt keinem Menschen ein. Ich denke wohl, es versteht sich von selbst, daß, da alles von der Mutter herkommt, sie alles, was da ist, fortgenießt, bis an das, Gott gebe noch recht lang entfernte, Ende ihres Lebens. Außer dem hätte wohl auch ich in diesem Falle ein Wort mit zu sprechen.

Ich ersuche darum durch dieses die Mutter dringend, nichts von der Verlassenschaft wegbringen zu lassen; ich mache Bruder Gottlob, der mir schreibt, er werde ohne meine Einwilligung nichts thun ganz besonders darüber verantwortlich. Ich will überhaupt aus brüderlicher Liebe und Achtung hoffen, daß diese Vorstellungen ganz überflüßig sind, indem es gar niemanden eingefallen anders zu handeln.

Fichte

Falls doch Gott über Sie beschließen sollte, theurer Vater, diese Zeilen aber Sie noch bei Leben antreffen, so nehme ich hierdurch mit der Liebe und Verehrung, die ich immer für Sie getragen habe, Abschied, bis zum Wiedersehen in einer beßern Welt.

F.
[Ein beigelegtes Blatt:]

Wir wußten nicht aus den vorigen Briefen, daß auch die gute Großmutter krank ist, sondern erfahren's erst izt, durch Ihren letzten Brief, guter Großvater; Sie können Sich unsern Schmerz vorstellen, Sie nun beyde leidend zu wißen; wir hoffen doch daß Sie jemand bey Sich haben, der Sie wartet und pflegt; wie gerne wollten wir es thun, wenn wir bey Ihnen währen: der gütige Gott steh Ihnen bey, und das wird er thun, das ist mein, und unser aller, einziger Trost; meines Mannes Beruf Vorlesungen zu halten, meiner zur Wirthschaft, und Einquartierung, zu sehn, und zu dierigen [dirigiren]; Hermanns seiner Vorlesungen zu hören, Handchen ihre Hausgeschäfte zu thun, dieses alles bindet uns bis im Herbst am Hause; vom 15: August hören die Vorlesungen auf, dann soll mein Mann 4: Wochen im Hause Baaden, so spricht der Doctor, so geht noch eine lange Zeit hin, vielleicht erholen Sie Sich mit Gottes Hilfe wieder, wie wir sehnlichst wünschen.

Es ist Ihnen vielleicht eine Herzensangelegenheit Handchen, etwas zu vermachen; so haben Sie nur die Güte es uns zu schreiben, oder schriftlich Ihren Willen dem Prediger zu übergeben; ich sage dieses nur, damit doch gewis Ihre Herzenswünsche erfüllt werden. Dieses blätchen leg ich noch bey, nadem der Brief schon geschrieben war, eh wir Ihren letzten erhielten. Der Gnädige Gütige Gott sey mit Ihnen; in einer beßern Welt finden wir uns wieder wo alle Sorge, und Müh ein Ende hat.

[Von Johanna's Hand:]

Hier schiken wir Ihnen noch 10: Th: damit Sie Sich ja pflegen können.

Aufschrift von Johanna F.:

Herrn Christian Fichte
in
Rammenau bey Bischoffswerda

Nebst ein Päkchen mit

10: Th: Sächsisch

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
28 сентября 2017
Объем:
120 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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