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Читать книгу: «Die Hallig», страница 14

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XX

 
Was der Herr den Seinen giebt, das trage
Nicht hinein in’s kühne Wortgefecht.
Was von Oben stammt, will keine Frage,
Fordert Glauben als ein göttlich Recht.
 

Mander und Oswald wünschten noch das Mahl des Herrn, gleichsam als eine Versiegelung ihres neuen Bundes mit Ihm, in der ihnen so lieb gewordenen Gemeinde zu feiern. Idalia antwortete auf die Frage ihres Vaters, „ob sie sich der heiligen Handlung anschließen werde?“ daß ihre Gedanken zu sehr auf die Abreise gerichtet wären, als daß sie mit Andacht an der Feier Teil nehmen könne.

Gewiß ist es uns am angenehmsten, wenn wir das: „ich bitte Dich, entschuldige mich!“ in das blendende Gewand einer zarten Ehrfurcht vor dem Heiligen einkleiden können; und es giebt Leute, die, wenn man ihren Worten glauben soll, allein aus jener gewissenhaften Scheu vor einer zerstreuten Teilname am Gottesdienst die Kirche zeitlebens meiden und die häusliche Andacht auch nur darum unterlassen, weil sie bis an das Ende ihrer Tage darauf warten, einmal mit rechter Würde andächtig sein zu können.

Mander fragte Hold, als er demselben seinen und seines Sohnes Entschluß zu erkennen gab, zum Tische des Herrn zu gehen: „welcher Ansicht vom heiligen Abendmahle er zugethan sei?“ Hold erwiderte:

„Ich wollte, Sie hätten mich nicht gefragt, sondern sich, unberührt vom Streite der Meinungen und Ansichten, mit voller Seele dem Eindruck dieser Feier hingegeben, um an sich zu erfahren, was sie Ihnen sein soll. Vielleicht ist das Abendmahl für Jeden nach seinem Bedürfnis und seiner Empfänglichkeit etwas Anderes, und ich hätte lieber von Ihnen gehört, welchen Gehalt Sie in diesem Kleinod der Christenheit gefunden, als daß ich Ihnen Anleitung gegeben zu einem vorgefaßten Urteil, da dies nicht angeht, ohne eine Trennung in der Gemeinde des Herrn zu erörtern, die dem Abendmahl den Charakter der Communion nimmt.“

„Aber es kann doch nur eine Ansicht die wahre sein,“ entgegnete Mander, „und es kann doch nur der das Mahl des Herrn mit dem vollen Segen für sich feiern, der weiß, was der Herr mit dieser Feier wollte?“

„Aller Segen kommt von Oben,“ war Hold’s Antwort, „und ich glaube, es haben Viele, welche mit den verschiedensten Ansichten zum Mahle des Herrn kamen, doch den gleichen Segen davon gehabt, weil im Augenblick der Feier Keiner mehr seiner Ansichten gedachte, sondern sich hingab dem Einfluß, den die Feier auf ihn ausübte. Freilich wird dieser Einfluß bei Allen sicherer und auch wohl dauernder sein, wenn sie vorher und nachher die ganze Bedeutung dieses Genusses erwägen.“

„Sie sind bisher mein Lehrer gewesen, seien Sie es auch ferner,“ bat Mander. „Ihr Urteil muß bei Dem, was ich Ihnen sonst verdanke, eine große Autorität haben.“

„Meine Autorität soll Ihnen nicht weiter gelten, als was ein langjähriges Nachdenken über die Heilsordnung des Evangeliums voraus hat vor der erst kürzlich gewonnenen Einsicht in die Wahrheit der Offenbarung Gottes in Christo. Nun lassen Sie es sich noch einmal gesagt sein: ich knüpfe den Segen der Feier, die Sie vor sich haben, nicht so sehr an das volle Verständnis von dem Charakter derselben, als an eine Gnadenwirkung Gottes auf das empfängliche Gemüt. Sie sollen daher nicht zum Tische des Herrn treten mit der Ueberzeugung: Dies oder Jenes werde ich an mir erfahren, sondern vielmehr warten der Verheißung, die diese Feier hat; sich und Ihre Andacht nicht binden an diese und jene Auffassung vom Abendmahl, sondern willig und bereit sein, mit reiner Hingebung anzunehmen, was der Herr Ihnen in demselben darreicht. Ich für meinen Teil stehe auf dem Grunde der Kirchenlehre.

Fassen wir das Ganze der Offenbarung in Christo als eine Wunderthat der erlösenden Gnade Gottes, wodurch ein wirklich Neues, nicht den bisherigen Mitteln der Gemeinschaft mit dem Himmel Aehnliches, etwa nun nur in höherem Grade sich Entfaltendes, in das Leben der Menschheit eintrat, als eine Erhebung der Natur des Staubes zu einer Trägerin des Lebens, welches war bei dem Vater und erschienen ist auf Erden, so können wir uns auch nicht dagegen sträuben, ein Fortleben und Fortwirken dieser That in beständigen Wundern anzunehmen. Ist einmal statt der Vermittelung zwischen dem, was droben ist, und dem, was hienieden ist, welche an die uns verliehenen geistigen Gaben ihre Geistesgaben anknüpft, – so bei uns in den Weihestunden der höchsten Andacht, so bei den Propheten im reichsten Maße, – ein Mittler gegeben, in welchem Himmel und Erde eins wurden, so dürfen wir auch die Lehren, Segnungen und Verheißungen dieses Mittlers nicht mit dem Maßstabe messen, welchen wir den Dingen anlegen, die dem gewöhnlichen Gesetz folgen, nach welchem Himmel und Erde in ihrem Wesen sich ewig fern bleiben, und nur durch das Band der Gemeinschaft im Geiste sich einander nähern. Wir dürfen vielmehr erwarten, daß Alles, was von jener That ausgeht, einen Charakter habe, der dieselbe nicht allein fortspiegelt als eine wunderbare, sondern der alles dieses von ihr Ausgehende in sich selber ein Wunder sein läßt. So das Abendmahl. Es ist nicht das Gedächtnis an die That der Versöhnung, das neu geboren werden soll, sondern die That selber, die neu geboren wird im Gläubigen. Das Mahl des Herrn ist Er, der sich mir neu giebt, es ist nicht Ich, der ich mich Ihm neu gebe. Wie die Erlösung durch sein Leibesleben und Lebensleiden auf Erden bedingt war, so ist das Abendmahl nicht allein eine geistige Nahrung für den Geist; sondern eine irdisch-himmlische Speise, durch die wir Sein werden und Er unser wird durch eine volle Vereinigung. Im Abendmahl ist der ganze Christus, der Lehrer und der Erlöser, der Leidende und der Ueberwinder, der Gekreuzigte und der Auferstandene, der Sohn der Maria und der Sohn Gottes, und der erstere nicht weniger als der letztere. Während uns in jeder andern Feier bald der Eine, bald der Andere stärker hervortritt, ist beim Abendmahl Jener mit Diesem, und Dieser mit Jenem in einer Hülle verbunden, und geht in einer Gemeinschaft in uns über. Ohne die leibliche Gegenwart Christi im Abendmahl wird die Erlösung eine That in der Zeit, die allein durch den Glauben fortlebt, aus dem irdischen Gebiet ganz wieder in das geistige aufgegangen ist; während sie auch nach ihrer irdischen Seite im heiligen Abendmahle fortleben soll, nicht allein weil Christus nun im Geiste der Gläubigen fortlebt, sondern weil Er selber noch für sie da ist. Denn Sein Fortleben in unserm Geiste ist doch immer nur unser Leben in Ihm, abhängig von unserem Verständnis und unserer Andacht, ist nicht in der That und Wahrheit Sein Leben in uns, ist immer nur Wir, nicht Er. Unsere Zeit aber ist nicht ärmer, als die der ersten Jünger, wenn wir sie nicht arm machen. Sie hat nicht allein Seine Lehren, Segnungen und Verheißungen; sie hat Ihn, Seinen Leib und Sein Blut. Auch uns wird die neue Schöpfung geboten, die Durchdringung und Verklärung unseres geistigen Daseins zur Einheit mit Ihm. – Wie mag Solches zugehen? ist hier nicht die Frage, und alle Theorien und Formeln sind Gebrechlichkeit. Es ist nur die Frage: stimmt solche Lehre vom Abendmahl, wie sie sich in der echt lutherischen Theorie und Formel, soweit unsere irdische Sprache überhaupt für solche Dinge ausreicht, am wenigsten klügelnd und deutelnd ausspricht, überein mit den Worten der heiligen Schrift, mit dem ganzen, wunderbaren Rat Gottes zur Erlösung der Kinder im Staube, mit der Thatsache der Erlösung selbst, und mit dem Glauben der Männer, denen wir ein Erzpriestertum in der großen Gemeinde des Evangeliums beilegen müssen? Mit diesem letzten Punkt schiebe ich keine menschliche Autorität vor, da er seinen Rückhalt in der gemeinsamen Uebereinstimmung der Antworten auf alle andern Punkte haben soll; aber wohl behaupte ich damit, daß wie die Wahrheit die Frucht des Geistes, so die göttliche Wahrheit allein die Frucht des göttlichen Geistes sein kann. Dieser Geist nun hat seine Zeit und Stunde für Das, was dem Glauben der Kirche dienet. Für Das, was dem Glauben des Einzelnen dienet, weiset er zurück auf eine solche Stunde der Menschheit, die eben so wenig auf Concilien, als am Schreibpult hinter der nächtlichen Lampe geboren wird; sondern deren Wiege ein Herz ist, das mit seinem weltüberwindenden Glauben auch wirklich eine Welt überwindet, ein Herz, das nicht etwa einzelne Lichtfunken aus Schutt und Asche hervorsucht, sondern das durchglühet ist vom heiligen Feuer, und gereinigt und geläutert ist von diesem Feuer zu einer Stätte, von welcher aus Gott gern seine Stimmen in die Welt aussendet. Darum wer neue Theorien und Formeln in den göttlichen Dingen aufstellen will, der frage nicht allein, was er wisse, sondern auch, was er sei an Leben in Gott und Wandel vor Gott. Mit Schulweisheit und kritischem Scharfsinn mag man einen Homer zu zerstückeln wagen, und es wird doch nur so lange gelingen, bis die Flammen der Begeisterung, die in einzelnen Stücken fortglühen, wieder in eine helle Lohe zusammenschlagen, und der Erzguß auf’s Neue dasteht in uralter Kraft und Herrlichkeit. Kann nun jene kalte, trockene Scheidekunst selbst an einer Schöpfung des menschlichen Geistes und Herzens nur zum Ritter von der traurigen Gestalt werden, dessen kurzer Sieg bald zur desto gewissern Niederlage wird, mit welcher Aussicht kann er sich dann auf dem Gebiete des Göttlichen versuchen? Sowohl die rechte Lehre von den göttlichen Dingen, als auch das rechte Wort dafür kann nur der Geist Gottes geben, und Der will Tempel und Altar sehen, will Horebs Höhen und Mamres Palmen, will Herzen, deren Flügelschlag zu einem Adlerfluge fähig ist, will Männer, die Mut und Demut genug haben, Gott zu bitten um Erleuchtung.“

„Hat aber nicht die reformirte Kirche,“ bemerkte Mander, „die doch auch Männern, wie Sie eben bezeichneten, ihr Dasein verdankt, eine Ansicht vom Abendmahl, nach welcher es eine blose Gedächtnisfeier ist?“

„Auch die reformirte Kirche,“ war Hold’s Entgegnung, „gewann bald wieder durch Calvin die Richtung auf einen tieferen Sinn; obwohl in der katholischen und lutherischen Kirche, so wenig auch beide in der näheren Bestimmung dieser Lehre und den Folgerungen daraus übereinstimmen, allein eine wirklich tiefere Würdigung des Abendmahls gefunden wird; da Alles, was man sonst dieser Feier beizulegen versucht hat, durch Vergeistigung der Gefühle beim Andenken an den Herrn auf die schwindelndsten Höhen hinauf nur eine gewisse Scheu bei einem blosen Gedächtnismal stehen zu bleiben, zu erkennen giebt, ohne doch wirklich etwas mehr daraus zu machen. Man fühlt wohl das Bedürfnis, der Gemeinde eine Nahrung zu geben, die nicht blose Brosamen darreicht, sondern eine sättigende Lebensspeise; aber man thut nur Gewürze hinzu, und denkt nicht daran, daß Gewürze eben nur zur Würze dienen und nicht zur Sättigung.“

„Wie vereinen Sie aber dieses Vergessen mit dem Erzpriestertum, wie Sie es vorher solchen Männern beilegten, die Säulen der Kirche Gottes sind, zu welchen Sie doch auch Zwingli und Calvin mitrechnen?“ fragte Mander.

„Erinnern Sie sich, daß ich diesem Punkt von der Autorität solcher Heroen des Evangeliums einen Rückhalt gab in der Uebereinstimmung mit andern Zeugnissen. Wo diese Uebereinstimmung ist, da gebe ich mich freudig hin, und sie ist gerade in dem Kern des Evangeliums, in der Lehre von der Erlösung; wo sie fehlt, da suche ich mit desto größerem Eifer selber in dem Worte des Lebens, freue mich aber doch, wenn die Wahrheit, die ich finde, auch viele Zeugen Gottes in der Kirche, wenn auch nicht alle, für sich hat.“

„Aufrichtig muß ich bekennen,“ sagte Mander, „daß gerade das Wort: „Solches thut zu meinem Gedächtnis,“ mir in dem Augenblick, in welchem es gesprochen wurde, kurz vor dem Tode am Kreuze, so natürlich vorkommt in dem Munde des Herrn, und daß die Stiftung, auf welche es deutet, mir ebenso natürlich allein aus der Scheidestunde hervorgegangen zu sein, und darum auch ihr Wesen und ihren Charakter nur in der Erhaltung einer lebendigen Erinnerung an des Stifters Leiden und Sterben für uns zu haben scheint.“

„Dagegen muß ich bekennen,“ entgegnete Hold, – so verschieden ist das Urteil! – „daß mir Nichts wundersamer vorkommt, als eine Feier zum Gedächtnisse Dessen, der uns Weg, Wahrheit und Leben ist, von dem die ganze jetzige Bildung des Menschengeschlechts ihren Anfang und ihren Ausgang hat, dem wir in der Taufe geweiht sind, in dessen Licht wir atmen, in dessen Gemeinde wir leben, dem wir Freude, Friede und Seligkeit verdanken im Leben und im Sterben. Kann Der, welcher spricht: ‚Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte nicht!‘ und: ‚Ich bin bei Euch bis an der Welt Ende!‘ gemeint haben, mit solchem Mahl allein ein Erinnerungsfest einzusetzen, wie allenfalls Derjenige es stiften mag, welcher fürchtet, es könnten seine Lehren und Segnungen vergessen werden, und doch gern in seiner Persönlichkeit, als ein Mann, der zu seiner Zeit und für seine Zeit Gutes gewollt, in der Erinnerung fortleben möchte? Ja, müßte solche Stiftung nicht in der christlichen Kirche mehr und mehr an Bedeutung verlieren, je lebendiger der Herr lebte im Gedächtnis der Seinen? Je inniger die Seele Ihm angehörte, je tiefer der Geist sich versenkte in die Fülle Seiner Segnungen und Verheißungen, desto weniger könnte eine Feier gelten, die nur erinnern soll, Ihn nicht zu vergessen.

Der Apostel Paulus redet ferner auf solche Weise vom Abendmahl, daß jeder Gedanke an ein bloses Gedächtnismal wegfallen muß. Er spricht: ‚Welcher unwürdig von diesem Brot isset oder von dem Kelch des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leibe und Blute des Herrn. Der Mensch aber prüfe sich selbst, und also esse er von diesem Brote und trinke von diesem Kelch. Denn welcher unwürdig isset und trinket, der isset und trinket ihm selber das Gericht, damit, daß er nicht unterscheidet den Leib des Herrn.‘“

„Erlauben Sie mir noch die Frage,“ sagte Mander hierauf: „Konnten die ersten Jünger, die mit dem Herrn zu Tische saßen, in dem Brote und dem Kelche ein solches Sacrament, wie sie es vorher auslegten, genießen, da der Herr noch bei ihnen war?“

„Ich brauchte Ihnen keine Antwort auf diese Frage zu geben,“ erwiderte Hold, „ehe Sie mir nicht meine Einwendungen gegen eine blose Erinnerungsfeier widerlegt, bevor Sie nicht erwiesen haben, daß die Deutungen, mit welchen man dem Abendmahl einen höheren Charakter geben will, ohne die leibliche Gegenwart zu bekennen, wirklich mehr sind als blose Zuthaten, die bei aller ihrer scheinbaren Fülle es doch nur ein Gedächtnismahl bleiben lassen, ein Mahl, dessen Genuß in seinen Wirkungen auf den Gläubigen nichts Anderes giebt, als was schon jede andere lebendige Erinnerung an den Heiland und Erlöser geben kann. Aber ich will Sie doch daran erinnern, daß auf die Beantwortung Ihrer Frage gar nicht so viel ankommt. Erkennen wir im Abendmahl eine Stiftung für die Kirche, für alle kommenden Christengemeinden, – und das haben nur Wenige geläugnet, – so kann es gern für die späteren Bekenner eine andere Bedeutung haben, als er für die ersten Jünger, denen die sichtbare Gegenwart des Herrn das Sacrament war, schon haben konnte, und welchen es erst Das wurde, was es uns ist, als der Herr heimgegangen war zu Seinem himmlischen Vater. Diese andere Bedeutung besteht ja denn doch immer nur darin, daß wir mit, in und unter dem Brote und Wein haben, was sie noch sichtbar vor sich hatten. Die Kraft des Mahls, die sacramentliche Fülle bleibt dieselbe, nur bei ihnen Schauen, bei uns Glaube. Doch ich fühle, wie es mit allem Erweisen eine mißliche Sache ist auf diesem Gebiete. Die göttlichen Dinge wollen erfahren sein.“

„Mir ist so unsicher um’s Herz geworden,“ sprach Mander mit einem Seufzer, „daß ich wollte, ich hätte nicht gefragt!“

„Ich sagte es Ihnen im Voraus, daß Sie keine andere Frucht nehmen würden aus dieser Erörterung. Aber vielleicht werden Sie noch künftig mit mir Denen, die das Abendmahl nicht in seiner ganzen Bedeutung würdigen, zurufen: Entkleidet nicht die Kirche ihres heiligen Schmuckes; nehmt ihr nicht die Krone von ihrem Haupte; reißt sie nicht los von der Wurzel des Lebens, von der innigen, ewigen, thatsächlichen Gemeinschaft mit dem, der vom Vater kam, um vom Vater zu zeugen! Uebrigens treten Sie hinzu zu dem Tische des Herrn mit Andacht und Hingebung, und erwarten Sie, was Er Ihnen darreicht aus Seiner Fülle. Er ist Allen, die zu Ihm kommen, Etwas, und leitet sie selber dazu, daß Er ihnen Alles werden kann. Sein Segen wird Ihnen nicht fehlen!“

Die Stunde der Feier war gekommen. Die ganze Gemeinde, die, nach der am Sonntage vorher geschehenen Bekanntmachung, sich zur Communion gemeldet hatte, da auf den Halligen es nicht immer zu erwarten ist, daß die sonst bestimmten Tage zu solcher Feier wegen des oft durch Sturm und Wellen verhinderten Kirchganges regelmäßig gehalten werden können, sammelte sich in der an Hold’s Wohnung anstoßenden, mit ihr durch ein Dach verbundenen Kirche. Nach Beendigung des Gesanges trat Hold vor den Altar und hielt eine kurze, eindringliche Rede, die in ihren schlichten Worten nur auf das Verständnis seiner gewöhnlichen Zuhörer berechnet schien, während sie gerade in ihrer Einfachheit, in ihrer festen Hinstellung Dessen, was den Beiden, die heute zum erstenmal mit rechter Sehnsucht nach der Verheißung, die er verkündete, zum Tische des Herrn traten, noch nicht als gewisse Zuversicht aufgegangen war, auf diese einen wahrhaft erbauenden, begründenden Eindruck machte. Darauf trat der Bejahrteste in der Gemeinde, ein Mann mit schneeweißem Haar, vor Hold hin und sprach mit einer Stimme, deren Zittern von Altersschwäche und zugleich von tiefer Rührung zeugte, folgende Worte, bei denen sich Alle von ihren Sitzen erhoben:

„Würdiger, lieber Herr! Also rede ich für mich und für Alle: Ich bitte Euch, wollet meine Beichte hören und mir die Vergebung sprechen.“

„Ich armer sündiger Mensch bekenne und beklage mich, daß ich die heiligen Gebote Gottes unseres Vaters mannigfaltig übertreten, und mich gegen Gott und meinen Nächsten oft versündigt habe, damit ich Gottes gerechte Strafe, zeitlichen und ewigen Tod wohl verdienet. Aber alle meine Sünde gereuet mich ernstlich und ist mir von Herzen leid, und ich habe keinen andern Trost, denn die Gnade Gottes, die größer ist, als meine Schuld, und das teure Verdienst meines Herrn Jesu Christi. Komme daher in der Zeit der Gnaden, daß ich möge Vergebung empfangen und damit neue Freudigkeit zu Gott und Kraft zur Heiligung durch Seinen Geist. Amen.“

Dieser den Fremden unerwartete Auftritt verfehlte nicht seine Wirkung auf ihr Herz. Mander fühlte tief den Wert einer solchen thätigen Teilnahme der Gemeinde am Gottesdienst bei dieser Feier. Er fühlte sich in dem Augenblicke gleichsam eins geworden mit dem Greis, der für Alle sprach. Er fühlte in dessen Bekenntnis sein Bekenntnis, in dessen Bitte seine Bitte und darum sich klarer und deutlicher als Einer, der da nahet mit demütigem Flehen und der Verheißung entgegensieht, als wenn der Geistliche allein geredet. Oswald zitterte heftig. Jedes Wort, das der Greis sprach, klang in allen Tiefen seiner Brust wieder. Es war ihm, als tönte die Bitte von seinen eigenen Lippen, aber als würde sie inniger, dringender, flehender, indem sie der Ausdruck seiner Sehnsucht wurde, als gestaltete sie sich zu einem Ruf aus der Tiefe, zu einem Schrei des Erbarmens, zu einem Seufzer, an dessen Erhörung sein Leben hing.

Als der Greis geendet, faltete Hold seine Hände, hob die Augen empor in stillem Gebet und sprach dann nach einer kurzen, erwartungsvollen Pause, indem er seine Rechte segnend auf das Haupt des alten Mannes vor ihm legte, der unterdessen seine Knie gebeugt hatte an den Stufen des Altars:

„Der in die Welt kam, nicht daß Er die Welt richte, sondern daß die Welt durch Ihn selig werde, der da die Mühseligen und Beladenen zu sich ruft, daß Er sie erquicke, Der spricht durch das Amt, das Er mir vertraut, zu Dir und zu der Gemeinde, die durch Dich bekannt hat ein gutes Bekenntnis: „Sei getrost, Deine Sünden sind Dir vergeben.“

Und als nun Hold seine Hände weiter ausbreitete über die ganze Gemeinde hin, und noch einmal die Worte wiederholte: „Sei getrost, Deine Sünden sind Dir vergeben!“ da sank es wie eine Decke von Mander’s und Oswald’s Seele. Das Evangelium war nun völlig Licht, Kraft und Leben in ihnen geworden, und alle Dämmerung, Schwachheit und Lauheit schwand wie der letzte winterliche Nebeltag vor dem siegenden Frühlingsodem. Sie fühlten sich so offen und empfänglich für jeden Gruß aus der Höhe, so klar und entschieden im Glauben, so leicht und frei in der Erfüllung der Verheißung, daß das Reich der Wunder, durch die das Göttliche sich dem Staube offenbart, ihnen als eine natürliche Welt erschien, in welcher sie schon längst heimisch, und sie traten zum Tische des Herrn als in Allem Bekenner der Lehre ihrer Kirche.

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12+
Дата выхода на Литрес:
05 июля 2017
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290 стр. 1 иллюстрация
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