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Kapitel 6

Marek

»Ich habe Nein gesagt.« Er sah Noah streng an, der in Mareks Küche saß und absolut unbeeindruckt aussah.

»Ach komm schon, sei kein Griesgram. Frank und ich langweilen uns ohne dich.«

»Noah«, warnte er mit einem Topf in der Hand, woraufhin sein Kumpel die Augen verdrehte. Oh, das würde er noch bereuen. Sobald sein Dom hier war, denn Marek würde niemals Hand an einen fremden Sub legen. »Ich hab kein Date und will nicht euer fünftes Rad am Wagen sein. Fragt doch Ian und seinen Dom, ob sie mitgehen.«

Noah seufzte. »Ian und sein Sir haben keinen Bock auf Party. Du weißt schon, frisch verliebt, da wollen sie lieber zu Hause spielen.«

Ja, das konnte er verstehen. Trotzdem hatte Marek keine große Lust, dort mit den beiden aufzuschlagen, denn auf den Fetischpartys im Gewerbegebiet hatte er noch nie jemanden getroffen, der ihn langfristig interessierte. Meist waren Heteros und Lesben allen Alters da, ein paar Doms, selten der eine oder andere Newbie und ansonsten immer die gleichen Twinks, die sich jedem Dom anbiederten, der nicht bei drei auf dem Baum war.

Zweimal war er auf diese Tour schon reingefallen und hatte seine Lektion gelernt. Diese sogenannten Subs suchten in der Regel niemanden, der sie wirklich dominierte, sondern falteten artig die Hände auf dem Rücken und klimperten ein bisschen mit den Wimpern, in der Hoffnung, dass der Dom ihrer Wahl nicht bemerkte, dass sie ihn manipulierten, um zu bekommen, was immer sie wollten.

Natürlich wollte Marek seinen Spielpartner befriedigen und ihm geben, was er brauchte, aber als Dom hatte er das Kommando und entschied, ob, wie und wann er seinen Sub quälte oder belohnte.

»Wirklich nicht, Kleiner«, wiegelte er daher ab, woraufhin Noah frustriert schnaubte.

»Hast du was Besseres vor, als mit deinen besten Freunden abzuhängen?«

»Vielleicht rufe ich Jonas an und frage, ob er Zeit hat.«

Noahs Blick lag irgendwo zwischen Entsetzen und Belustigung, während er sich viel zu theatralisch eine Hand auf die Brust presste. »Du hast deinen Nachbarn lieber als uns?«

Verdammter Schauspieler. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Noah war tatsächlich Schauspieler am Theater. Dass er es draufhatte, sah man an seiner sehr gut gefakten Empörung, die im nächsten Moment einem viel zu süffisanten Grinsen wich. Kein Wunder, dass Frank anfangs gezögert hatte, eine Beziehung mit ihm einzugehen. Mit Noah hatte er definitiv alle Hände voll zu tun.

»Wann stellst du ihn uns eigentlich mal vor?«

»Jonas?« Als Noah nickte, runzelte Marek die Stirn. »Wieso sollte ich euch meinen Nachbarn vorstellen?« Er wusste genau, worauf Noah hinauswollte. Er war ja nicht blöd. Frank hatte ihm sicher erzählt, dass Marek im Grippedelirium eingeräumt hatte, Jonas heiß zu finden. »Machen wir so was neuerdings? Wann lerne ich denn eure Nachbarn kennen?«

Noah verdrehte die Augen. »Du weichst meiner Frage aus.«

»Ich habe nicht vor, ihn euch vorzustellen. Er ist einfach nur mein Nachbar.«

»Dein Nachbar, mit dem du in den letzten Wochen ziemlich oft abgehangen hast.«

»Wir haben uns zweimal getroffen, seit ich wieder gesund bin, und beim ersten Mal war seine Tochter anwesend«, entgegnete er lachend. »Ehrlich, Noah, ich weiß, was das werden soll, und es ist lieb, dass du dir offenbar so große Sorgen um mein Sexleben machst, aber das mit Jonas und mir ist wirklich nicht mehr als eine lockere Freundschaft. Er ist hetero und macht gerade eine Scheidung durch.«

»Ist er kinky? Vielleicht sogar ein Sub?«

»Das weiß ich nicht.« Das war nicht die ganze Wahrheit, denn hin und wieder verhielt Jonas sich durchaus devot, doch das war kein Beweis. Es konnte schließlich auch einfach sein, dass er schnell peinlich berührt war. Jedenfalls deuteten seine Reaktionen gelegentlich darauf hin. Davon abgesehen hatte Marek ihn noch nie auf einer Fetischparty gesehen und nichts an ihm deutete auf ein Interesse an BDSM hin. Da er sich also nicht wirklich sicher war, wollte er kein Gerücht in die Welt setzen.

Noah blinzelte. »Was? Wie kannst du das nicht wissen? Du bist ein spitzenmäßiger Dom.«

Kopfschüttelnd räumte Marek weiter den Geschirrspüler aus. »Aber ich bin kein Hellseher.«

»Na, aber es gibt doch Anzeichen. Frank hat es bei mir sofort gemerkt.«

Ja klar, weil Noah ihm seinen devoten Hintern quasi auf dem Silbertablett präsentiert hatte. »Das kannst du nicht vergleichen. Und selbst wenn er ein Sub wäre, falle ich wohl kaum in sein Beuteschema.«

»Wieso denn nicht?«

Das konnte jetzt nicht sein Ernst sein. »Weil ich einen Schwanz habe! Ich weiß nicht mal, was er über Schwule denkt. Er könnte genauso gut homophob sein.«

»Ach so.« Noah klang tatsächlich überrascht. »Okay, aber er wäre auch nicht der erste Schwule, der alibimäßig heiratet und Kinder kriegt, um weiter in Narnia leben zu können.«

»Das ist jetzt reine Spekulation«, verdeutlichte Marek, woraufhin sein Kumpel erneut die Augen verdrehte. »Du legst es wirklich drauf an, dass Frank dich nachher noch übers Knie legt, oder?«

Noah konnte sein Grinsen nicht schnell genug hinter dem unschuldigen Blick verstecken. »Wieso denn?«

Kopfschüttelnd stellte Marek die letzten Kaffeetassen in den Schrank und klappte den Geschirrspüler zu.

»Also, wann treffen wir uns?«, ergriff Noah wieder das Wort, als er ihn offenbar zu lange ignoriert hatte. »Gegen halb neun? Die erste Vorführung ist um halb zehn, also sollten wir nicht zu spät ankommen.«

Seufzend lehnte Marek sich an die Arbeitsfläche und ließ seinen Kopf gegen den Hängeschrank fallen. »Du kannst nicht vergessen haben, dass ich vor fünf Minuten gesagt habe, ich komme nicht mit. Ich habe kein Date. Du weißt, wie es da abgeht, sobald sie ein grünes Armband sehen.«

»Dann nimm doch ein rotes.«

»Um dann was zu tun? Die halbe Nacht als euer Anhängsel an der Bar zu stehen?«

Noah schnaubte. »Dann nimm halt erst ein rotes und wenn du jemand Interessantes gesehen hast, kannst du dir immer noch ein grünes holen. Das ist doch der Sinn hinter den neuen Armbändern.« Bevor Marek etwas sagen konnte, leuchteten Noahs Augen auf und ihm schwante Böses. »Oh, ich habe eine noch bessere Idee: Du fragst deinen Nachbarn einfach, ob er mitkommen will! So siehst du auch gleich, ob er auf BDSM steht.«

»Okay, ich spiele für einen Moment mit. Angenommen, ich frage Jonas, ob er mitkommen möchte, und er zeigt tatsächlich Interesse, statt mich für einen besonders plumpen Perversling zu halten, ja?« Noah nickte so eilig, dass er wie ein Wackeldackel auf der Hutablage bei einer Fahrt über Kopfsteinpflaster aussah. »Wieso sollte ich mich selbst damit quälen ihm zuzusehen, wie er sich eine Domme sucht? Ich bin hier nicht der Masochist.«

Noah kicherte. »Also, erstens hast du mir gerade mehr darüber verraten, wie wenig egal er dir tatsächlich ist, als dir vermutlich lieb ist, daher kommentiere ich es nicht weiter. Und zweitens ist es nicht verwerflich, ein Masochist zu sein.«

»Natürlich nicht, aber ich bin nun mal keiner«, erinnerte Marek und ignorierte Noahs andere Worte einfach. »Wie dem auch sei, es ändert nichts daran, dass ich ihn nicht fragen werde, ob er mich auf eine BDSM-Party begleiten will.«

»Na schön.« Schmollend verschränkte Noah die Arme vor der Brust. »Dann hängt halt auf dem Sofa ab wie zwei langweilige Rentner.«

»Ganz dünnes Eis, Noah«, warnte Marek, woraufhin sein Kumpel zumindest die Arme sinken ließ.

»Oh, komm schon, Mann. Allein langweilen Frank und ich uns, aber ich will die Vorführungen sehen.«

Gott, wie konnte man nur so quengelig sein? Wäre er Mareks Sub, hätte er die meiste Zeit einen Knebel im Mund. »Nein.«

Die Türklingel bewahrte ihn vor einem weiteren Trotzanfall. Er eilte in den Flur und atmete erleichtert auf, als Frank sich über die Gegensprechanlage ankündigte. Kaum war sein bester Freund die Treppen hochgeflitzt und stand vor ihm, seufzte er.

»Ich kenne diesen Blick. Was hat er angestellt?«

»Er ist schlimmer als ein Hund mit seinem Knochen«, antwortete Marek leise. »Will unbedingt, dass ich heute Abend mit zur Party komme.«

Frank stutzte und wurde sogar blass um die Nase. »Willst du etwa nicht mit?«

Oh nein, nicht er auch noch.

»Du musst mitkommen. Warte, ich erklär dir gleich, warum. Liebling?«

»Küche!«, rief Noah zurück, sodass Frank schnellen Schrittes den Raum ansteuerte. »Hi. Stimmt was nicht?«

Nach einem kurzen Begrüßungskuss murmelte Frank Noah etwas zu, woraufhin dieser die Augen aufriss und die beiden begannen, leise zu diskutieren. Marek gab ihnen Privatsphäre und holte sein Handy aus dem Wohnzimmer, um Jonas zu schreiben und zu fragen, ob er heute Abend zum Fernsehen raufkommen wollte.

Am letzten Samstag hatten sie bei ihm gesessen, denn Thea hatte bei ihrem Vater übernachtet, war aber auf einer Party gewesen und Jonas hatte Chauffeur spielen müssen. Daher hatte er Marek gefragt, ob er ihm Gesellschaft leisten und ihn wachhalten würde. Es war ein sehr netter Abend gewesen, denn Jonas war ein interessanter Kerl. Seine Arme waren mit Tattoos übersät, was Marek durch seine Pullover vorher nicht hatte sehen können. Offenbar hatte Jonas zu Beginn seines Studiums ein paar wilde Jahre gehabt, bevor er Anja kennengelernt hatte und ruhiger geworden war.

Das war eigentlich ziemlich schade, denn es klang, als hätte er keine Party ausgelassen, war aber recht schnell zur Couch-Potato mutiert. Mit dem Umzug in die Vorstadt war er dann zum perfekten Ehemann und Vater geworden, aber der Ausbruch aus seiner Ehe und der Langeweile zeigte, dass sich die wilde Seite in ihm nicht wirklich hatte bändigen lassen.

Als Mareks Handy den Eingang einer neuen WhatsApp-Nachricht verkündete, breitete sich unweigerlich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, das jedoch schnell wieder gefror. Jonas hatte bereits etwas vor, aber wenigstens hatte Marek jetzt ein Argument, warum er ihn nicht zur BDSM-Party einladen würde, das sogar Noah hinnehmen musste.

Er wünschte Jonas viel Spaß, bei was auch immer er vorhatte, und ging in die Küche zurück. Das Bild, das ihn empfing, hatte er allerdings nicht erwartet. Noah hatte die Arme um Franks Schultern geschlungen und redete beruhigend auf ihn ein, während sein bester Freund offenbar kurz davor war zu hyperventilieren.

»Das ist eine einmalige Gelegenheit«, sagte Noah sanft und tätschelte Franks Rücken.

»Ich weiß, aber ich bin nun mal kein Schauspieler. Ich stehe nicht gern auf der Bühne.«

»Was ist los?«, wollte Marek wissen.

Frank löste sich von Noah und verzog das Gesicht. »Das Paar, das die Wachsvorführung heute übernehmen sollte, hat abgesagt.«

»Oh. Das ist ja schade.« Das wäre der einzige Grund gewesen, warum er vielleicht doch hingegangen wäre, denn er liebte das Spiel mit heißem Wachs.

»Ja. Vorhin hat mich die Veranstalterin angerufen und gefragt, ob Noah und ich einspringen können.«

Überrascht sah Marek von seinem Kaffee auf. »Wirklich? Wie cool.«

Sein bester Freund rieb sich übers Gesicht. »Ja, nein, nicht wirklich.«

»Wieso nicht?« Die beiden liebten Wachsspiele ebenfalls, daher verstand er das Zögern nicht wirklich und sah zu Noah rüber, der schmunzelte.

»Doch, ist es, Schatz«, sagte er an Frank gewandt und drückte ihm ein Küsschen auf die Wange. »Wir schaffen das. Los, sag ihr zu. Bis dahin ist noch ein bisschen Zeit, da kriegen wir deine Nerven schon wieder in den Griff. Und Marek kommt als moralische Unterstützung mit, richtig?«

So viel zu manipulativen Subs. Aber Noah hatte recht, Marek würde seinen besten Freund nie hängen lassen, daher nickte er. »Natürlich.« Wer weiß, vielleicht gab es den idealen Sub ja doch noch und er wartete ausgerechnet auf dieser Party auf ihn. Zumindest würde man ja noch träumen dürfen.

Noah strahlte über das ganze Gesicht, während sein sonst so dominanter Partner eher ängstlich dreinblickte. »Klasse!« Ihm schien Franks flattriges Nervenkostüm wieder einzufallen und er lachte leise. »Keine Sorge, wir werden Spaß haben. Auf der Bühne und hinterher auch.« Noah zwinkerte. »Du weißt doch, wie geil mich heißes Wachs macht.«

»Ja, das wissen wir mittlerweile alle«, murmelte Marek, woraufhin Noah frech grinste und selbst Frank sich ein Schmunzeln abringen konnte. »Also gut, wann treffen wir uns?«

»Wir sind erst gegen halb elf dran, sollen aber mindestens eine halbe Stunde vorher da sein, um alles vorzubereiten. Mir wäre es lieb, wenn es nicht zu knapp wird.«

»Dann treffen wir uns gegen neun auf dem Parkplatz davor. Müsst ihr das Material mitbringen oder kriegt ihr alles gestellt?«, fragte Marek neugierig.

Frank schürzte die Lippen. »Tisch und Handtücher haben sie wohl da und die Kerzen kriegen wir bezahlt, sollen aber die für uns passenden selbst mitbringen.«

Noah sprang vom Stuhl. »Dann müssen wir noch einkaufen! Wir haben nur angefangene, das sieht total unprofessionell aus.«

»Wir sind ja auch keine professionellen Wachsfetisch-Vorführer«, erinnerte sein Dom ihn. »Aber du hast recht, es wirkt vielleicht ein bisschen zu dilettantisch, wenn wir da mit Kerzenstumpen ankommen.«

Marek wusste, dass ihr bevorzugter Sexshop am anderen Ende Düsseldorfs lag, daher sah er zweifelnd auf die Uhr. »Es ist halb sieben. Schafft ihr das noch, einmal durch die ganze Stadt und zurück, dann noch umziehen und ein bisschen aufhübschen?«

»Wir sind hübsch!«, echauffierte sich Noah, bevor er zu Frank herumwirbelte. »Aber Marek hat recht, es wird wirklich knapp. Wieso hast du mir nicht eher Bescheid gesagt, dann wäre ich heute Nachmittag einkaufen gefahren!«

»Weil der Anruf erst vor einer Stunde kam. Außerdem mache ich nicht zweimal den gleichen Fehler und lasse dich allein einkaufen fahren.«

Angesichts Noahs schuldbewussten Blicks musste Marek sich das Lachen verkneifen. »Ich hab Kerzen da. Wenn die euch zusagen, könnt ihr sie haben.« Er bedeutete beiden, ihm ins Spielzimmer zu folgen, und dort angekommen, suchte er die kleine Kiste Kerzen aus dem Schrank. Es war ja nicht so, als würde er sie an diesem Abend noch brauchen. Oder in nächster Zeit, wenn seine Sexflaute weiter so hartnäckig anhielt.

»Oh, Kerzen im Tiegel, wie praktisch.« Noah streckte die Hand danach aus, doch sein Dom war schneller und klopfte ihm auf die Finger, sodass er sie sofort zurückzog und Frank empört anblickte.

»Seit wann fasst du ohne ausdrückliche Erlaubnis in den Spielzeugschrank eines Doms?«, wollte Frank mit strenger Stimme und hochgezogenen Augenbrauen wissen, woraufhin Noah schluckte, die Hände auf den Rücken legte und den Blick senkte.

»Tut mir leid, Herr. Daran hab ich nicht gedacht. Ich bin ein bisschen aufgeregt.« Ohne, dass es einer Aufforderung bedurfte, drehte er sich zu Marek um. »Bitte entschuldige. Ich wollte nicht unhöflich sein.«

»Ist okay.« Schmunzelnd wuschelte er Noah durch die Haare, was dieser hasste, aber kommentarlos hinnahm. Nur die leichte Falte zwischen seinen Augenbrauen verriet seine Verärgerung. Zur Belohnung holte Marek die Kerze im Tiegel raus, die seinen Kumpel so interessiert hatte, und hielt sie den beiden hin. »Ich habe sie noch nicht ausprobiert, daher weiß ich nicht, wie praktisch der Tiegel wirklich ist, aber nehmt sie ruhig mit. Vielleicht auch nur als Anschauungsmaterial.«

In der Regel wurden die Spielzeuge, die während einer Vorstellung benutzt wurden, erklärt und konnten hinterher von den Zuschauern noch angesehen werden. Manchmal war es auch erlaubt, sie auszuprobieren, aber meist waren sie Privateigentum und das teilte keiner gern. Schon gar nicht mit Fremden.

Marek holte noch ein paar jungfräuliche Kerzen verschiedener Hitzegrade hervor und als Frank seine Wahl getroffen hatte, schloss er die Schranktüren wieder. »Habt ihr ein sauberes Laken zu Hause oder bekommt ihr das gestellt?«

»Haben wir zu Hause«, meinte Frank nach kurzem Überlegen. »Danke, Mann.«

»Kein Ding. Also, um neun auf dem Parkplatz?«

Beide nickten, daher brachte Marek sie zur Tür und sie verabschiedeten sich. So richtig Lust auf die Party hatte er immer noch nicht, aber er konnte seine Freunde nicht hängen lassen, daher ging er ins Schlafzimmer und durchwühlte seinen Schrank nach einem passenden Outfit.

Kapitel 7

Jonas

Jonas konnte nicht glauben, dass er es wirklich tat. Das hier lag weit außerhalb seiner Wohlfühlzone. Oder von dem, was er für seine Wohlfühlzone gehalten hatte. Aber die Begegnung mit dem Pärchen kurz vor Ende der gestrigen Sprechstunde hatte ihm in Erinnerung gerufen, dass sein jüngeres Ich sich nach dem hier mal gesehnt hatte.

Ein Mann Anfang zwanzig war als Notfallpatient reingekommen und hatte ziemlich panisch ausgesehen, sodass er ihn einfach nicht hatte wegschicken können. Der abgebrochene Zahn hatte sich letztlich zwar nur als ein bisschen abgeplatzter Zahnschmelz sowie ein ordentlicher Bluterguss am Kiefer herausgestellt, doch noch größer war offenbar die Angst vor der Behandlung gewesen.

Jegliche Beruhigungsversuche von Jonas' Seite her waren überhaupt nicht zu seinem Patienten durchgedrungen. Erst die liebevolle Strenge von dessen Freund hatte ihn aus der Panik holen können und so weit beruhigt, dass es Jonas möglich gewesen war, ihn zu behandeln. Allerdings hatte die Dynamik der beiden ihn irgendwie an dem vermeintlich kleinen Sportunfall und der bloßen Freundschaft zweifeln lassen.

Da es ihm nicht zugestanden hatte, beides zu hinterfragen, hatte er es mit Small Talk versucht. Nachdem er sie gewarnt hatte, dass der Bluterguss erst in ein paar Tagen abheilen und es daher so lange noch wehtun würde, war dem Freund seines Patienten ihre eigentliche und damit wohl hinfällige Wochenendplanung rausgerutscht. Und da Jonas neugierig war, hatte er nachgehakt, bis er genug Infos gehabt hatte, um den Rest im Internet recherchieren zu können, und nun stand er hier. Leider schien er seinen Mut zu Hause vergessen zu haben, denn er konnte sich einfach nicht dazu durchringen, den letzten Schritt zu tun.

Während er noch innerlich debattierte, ob er es durchziehen oder doch lieber nach Hause fahren sollte, tippte ihm jemand auf die Schulter, sodass er herumwirbelte.

Eine junge Frau in schwarzem Minirock und durchsichtiger Bluse stand vor ihm und deutete fröstelnd auf den Eingang der ehemaligen Lagerhalle, den er blockierte. »Wollen Sie rein oder überlegen Sie noch?«

»Gehen Sie ruhig vor«, sagte er nach kurzem Zögern und trat einen Schritt beiseite.

Sie nickte lächelnd und ging an ihm vorbei. Doch statt rasch ins Innere der Halle zu schlüpfen, hielt sie die Tür auf und blickte ihn auffordernd an. »Los, rein mit Ihnen.«

»Okay«, murmelte er und folgte ihr mutig. »Ist mein erstes Mal.«

»Dachte ich mir«, meinte sie grinsend. »Keine Sorge, wir beißen nicht. Es sei denn, Sie wollen das, dann findet sich hier drinnen sicher jemand.«

Jonas' Wangen wurden flammend heiß, doch er schüttelte den Kopf. »Kein Beißen.«

Sie kicherte und wandte sich zu dem Tisch um, der in dem kleinen Foyer stand und an dem man vorbeimusste, um in die Haupthalle zu gelangen, wie Jonas vermutete. Dem Tisch gegenüber befanden sich die Toilettenräume, aber so feige war er dann doch nicht, dass er dahin flüchtete, auch wenn der Gedanke kurz in ihm aufkeimte. Er konnte ja wenigstens mal gucken, was hier so los war und, na ja, ob er es noch konnte. Besser gesagt: noch war.

»Viel Spaß«, trällerte die junge Frau, nachdem sie ihren Obolus bezahlt hatte und ihr mehrere Papierarmbänder umgebunden worden waren.

»Danke. Ihnen auch!«, rief er ihr nach und fing dann den Blick des jungen Mannes mit zerzausten Haaren und beeindruckend viel Ohrschmuck hinter dem Tisch auf. »Ähm... Hi.«

Der Mann grinste. »Hi. Dein erstes Mal?«

Sein Hals war wie zugeschnürt, daher nickte er lediglich. Angesichts der hautengen Klamotten seines Gegenübers fühlte Jonas sich völlig unpassend gekleidet. Zwar hatte er eine dunkelblaue Jeans an, aber er konnte darin atmen, und statt eines aufgemalten Shirts trug er ein weißes Hemd. Offenbar war jedoch Schwarz die Farbe des Abends. Verdammt.

Trotzdem händigte er den Eintrittspreis aus, dann klatschte der junge Mann freudig in die Hände.

»Okay, ich erklär dir, wie es läuft. Wir haben verschiedene Armbänder, damit alle gleich sehen, woran sie bei dir sind. Früher hatten wir die nicht und das war teilweise frustrierend, weil wir hier ein ziemlich bunt gemischter Haufen sind. Jedenfalls bekommst du von mir mindestens zwei Armbänder, die du bitte auch den ganzen Abend über trägst. Du kannst aber jederzeit herkommen und tauschen oder die optionalen abmachen.«

»Ähm... verstehe. Okay.«

»Sehr gut. Dann brauche ich mal einen Arm. Ich nehme an, du bist ein Sub?« Als Jonas wieder nickte, lächelt der Kleine aufmunternd. »Hetero, bi oder schwul? Wir haben leider nur die drei Auswahlmöglichkeiten, also wenn du pan bist, nimm bi oder wonach dir heute am ehesten der Sinn steht. Wie gesagt, du kannst jederzeit zum Tauschen herkommen.«

Überwältigt von diesem Sprechtempo und der wachsenden Menschenschlange hinter sich, schluckte Jonas. »Oh, ähm... bi?«

»Alles klar.« Sein Gegenüber griff in eine der offenen Pappkisten vor sich und band ihm ein hellblau-lila gestreiftes Armband um. »Lila für bi, hellblau für Sub. Dominante Spielpartner erkennst du an den schwarzen Streifen, hetero Frauen haben zusätzlich pinke, genau wie schwule Männer. Für dich interessant sind also welche Farbkombinationen?«

»Ähm... schwarz-lila bei Männern und schwarz-pink bei beiden Geschlechtern?«

»Wunderbar. An der Bar und auf den Tischen stehen sicherheitshalber noch so kleine Aufsteller mit den Farbkombinationen. Also lieber noch mal draufgucken, wenn du dir unsicher bist, bevor du jemanden ansprichst.«

Als würde er heute den Mut dafür aufbringen. Er war jetzt schon überfordert und noch nicht mal auf der eigentlichen Party. »Ist gut«, sagte er dennoch.

»Suchst du einen Spielpartner? Oder bist du vergeben oder willst nur zuschauen?«

»Ich weiß nicht. Ich bin Single, also...«

»Dann geb ich dir erst mal grün, für auf der Suche, damit du nicht ignoriert wirst, okay? Wenn dir das Interesse zu viel wird, kommst du her und holst dir ein rotes Band.«

Es schmeichelte Jonas, dass der Typ dachte, er würde viel Interesse auf sich ziehen, daher grinste er debil. »Okay.« Kaum hatte er ausgesprochen, zierte ein weiteres Papierband seinen Arm. »Muss ich noch was wissen?«

Der Mann nickte und deutete auf die Tafel hinter sich. »Das wären die Farben für die optionalen Bänder, wenn du auf der Suche nach etwas Bestimmtem bist. Also Magenta für Fisting, Gelb für Natursekt, Braun für –«

»Danke, nein«, sagte Jonas schnell, woraufhin er ein Schmunzeln erntete.

»Wie gesagt, es gibt drinnen auch noch mal die kleinen Aufsteller. Und wenn du jemanden gefunden hast, kannst du ihn ja auch einfach nach dem fragen, was du magst. Es gibt zwei Vorführungen, die auf der Bühne stattfinden, die kannst du nicht übersehen. Zum offenen und für alle zugänglichen Spielbereich geht es rechts an der Bar vorbei. Private Räume haben wir hier nicht. Was noch...? Ach so, die Party geht bis ein Uhr, aber erfahrungsgemäß haben sich die Pärchen des Abends schon gegen elf gefunden. Hast also noch etwas Zeit.«

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und musste schlucken, denn es war kurz vor halb zehn. »Alles klar.«

»Hast du ein Handy dabei?«

»Im Auto«, antwortete er verwirrt. »Ich bin davon ausgegangen, dass man es draußen lassen muss.«

Sein Gegenüber nickte offenbar zufrieden. »Du kannst es mit reinnehmen, aber es gibt ein striktes Kameraverbot. Wenn du beim Filmen oder Fotografieren erwischt wirst, bekommst du lebenslanges Hausverbot und eine Anzeige.«

»Ich hatte nicht vor, jemanden zu filmen!«, versicherte Jonas empört.

»Sehr schön. Dann viel Spaß.«

»Danke.« Der nächste in der Schlange drängte schon zum Tisch, daher ging Jonas auf wackligen Knien auf die Tür zum Hauptraum zu und lächelte den breitschultrigen Kerl an, der sie ihm mit stoischem Blick öffnete.

Vermutlich mussten Türsteher so gucken und irgendwie beruhigte es Jonas auch, dass hier offenbar sehr viel Wert auf Sicherheit gelegt wurde. Er selbst wollte schließlich auch nicht, dass sein Foto nach der Party im Internet zu finden war.

Als er in den Hauptraum trat, sah er sich neugierig um. Es war ein bisschen enttäuschend. Irgendwie hatte er gedacht, dass mehr los wäre und die Leute, na ja, miteinander rummachten. Stattdessen wanderte man hier offenbar ziellos durch die Halle oder stand in Grüppchen zusammen und unterhielt sich. Na gut, mal sehen, wie es so laufen würde. So richtig hohe Erwartungen hatte er an den Abend sowieso nicht, sondern wollte nur mal ausprobieren, wie es sich anfühlte, ein Sub zu sein.

»Oh, ein neues Gesicht. Hey! Hi.«

Überrascht blieb er vor zwei Typen stehen, die ihn beäugten, als wäre er ein Steak in der Frischetheke. »Hallo.«

Der augenscheinlich Jüngere der beiden grinste. Es sollte wohl verführerisch sein, wirkte aber ein wenig gruselig. »Hi. Dich habe ich hier noch nie gesehen.«

»Oh, ja, nein. Ist mein erstes Mal.«

Die beiden wechselten einen Blick. »Tatsächlich?«

»Sollen wir dich ein bisschen rumführen?«

Schulterzuckend suchte er nach einer netten, aber bestimmten Absage. »Im Moment nicht, danke.«

»Worauf willst du denn warten?«, wollte der etwas ältere Typ wissen. »Du bist neu und wir kennen uns aus. Besser kannst du es doch kaum treffen.«

Scheiße. »Ich...«

»Wenn dir das lieber ist, können wir dich auch abwechselnd... rumführen.«

Scheiße, Scheiße, Scheiße. »Oh, nein, das ist nicht nötig, wirklich«, stotterte er panisch, denn er wollte keinen der beiden, geschweige denn beide abwechselnd. Oder gar zusammen. Großer Gott, wo war er hier denn reingeraten?

Der Jüngere lächelte und diesmal wirkte es in der Tat aufrichtig. »Wir können uns auch erst mal hinsetzen und was trinken, hm? Du wirkst ein bisschen nervös.«

Ach, tatsächlich? Warum wohl? »Nein, ihr versteht das falsch. Ich schau mich nur um.«

Der Ältere hob eine Augenbraue und deutete auf die Papierbänder an Jonas' Arm. »Grün sagt, dass du spielen willst, und hellblau-lila gestreift, dass du ein Bi-Sub bist. Ich bin mir sicher, dass dir die Regeln am Eingang erklärt wurden.«

Fuck. Hätte er mal doch das rote genommen. »Ja, aber ich dachte doch nicht... Also, ich wollte erst mal nur gucken, was hier so abläuft.«

»Das ist hier kein Zoo«, warf sein Gegenüber ein und verschränkte die Arme vor der breiten Brust.

»Das ist mir klar«, sagte er augenrollend und ballte die Hände zu Fäusten, denn langsam nervte ihn dieses Verhör nur noch. Er war gerade mal fünf Minuten hier und hatte noch nicht mal herausgefunden, wo es etwas zu trinken gab. Und nur, weil er sich für ein grünes Band entschieden hatte, hieß das nicht, dass er sich dem Erstbesten zu Füßen warf.

»Dieser Tonfall bringt dich hier ganz schnell in Schwierigkeiten, Junge.«

»Tut mir leid. Ich will trotzdem nicht... mitmachen.«

Beide musterten ihn durchdringend und er spürte, dass er rot wurde, was gerade überhaupt nicht half, seine Standhaftigkeit zu untermauern. Zwar konnte er nicht leugnen, dass der strenge Blick des Jüngeren ihn anmachte, trotzdem wollte er sich von keinem der beiden dominieren lassen.

»Jonas?«

Erschrocken, seinen Namen zu hören, wirbelte er zu der vertrauten Stimme herum und ihm klappte die Kinnlade runter. Sein höllisch heißer Nachbar stand vor ihm und sah argwöhnisch zwischen den Typen in Jonas' Rücken und ihm hin und her.

»Marek...«, brachte er hervor, doch sein Hals war plötzlich staubtrocken und sein Herz wummerte nur so in seiner Brust. Zu allem Überfluss wurde er steinhart, was die Hose auf keinen Fall verbergen konnte. »Ich wollte nicht... Ich hab nicht...«

Völlig unkoordiniert deutete er über seine Schulter, als Mareks Blick schließlich auf ihm hängen blieb. Dessen Augenbrauen wanderten nach oben und er bedeutete ihm weiterzusprechen, aber Jonas wusste nicht, was er sagen sollte. Scham überrollte ihn und sein Gehirn verweigerte ihm den Dienst, daher schüttelte er einfach nur den Kopf und senkte mit kochend heißen Wangen den Blick. Marek kam zwei Schritte auf ihn zu, was seinen Puls in die Höhe schnellen ließ.

Er hätte nie erwartet, ihn hier zu treffen, und es war ihm unendlich unangenehm. Das Blut rauschte nur so in Jonas' Ohren, daher verstand er nicht alles von dem, was Marek mit den beiden Typen besprach. Er bekam jedoch mit, dass dessen Stimme einen bedrohlich scharfen Klang annahm.

Als im nächsten Moment das Wort Safeword fiel, erinnerte er sich mit Schrecken an seins. Nur war er sich nicht sicher, ob die beiden Doms es verstanden hätten, wenn er mitten im Gespräch das Wort Tulpe fallen gelassen hätte. Oder hätte er es ihnen entgegenbrüllen müssen? Scheiße, er hätte vorher ein paar Handbücher lesen sollen, statt völlig unvorbereitet in diese Fetischparty zu stolpern.

»Jonas?« Eine Hand legte sich auf seinen Unterarm und kurz zog er in Erwägung, sich loszureißen und die Flucht zu ergreifen, aber damit würde er das Unausweichliche doch nur hinauszögern.

»Ja?«

Marek drückte seinen Arm, dann legte er zwei Finger unter sein Kinn und hob es an, doch Jonas konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen, sondern hielt seinen Blick fest auf Mareks hautenges Oberteil gerichtet. »Alles in Ordnung?«

Er versuchte zu nicken, aber Mareks Hand hinderte ihn daran. »Ja«, antwortete er daher leise, denn mittlerweile zog sich die Hitze bis zu seinen Ohren hoch und er fing an zu schwitzen.

»Welche Farbe?«

Verwirrt blinzelte Jonas. Welche Farbe meinte Marek? Die seines Shirts? »Ähm... schwarz?«

Marek drückte Jonas' Kinn weiter nach oben, bis er nicht mehr anders konnte, als ihm ins Gesicht zu sehen. Besorgnis lag in Mareks Blick, ebenso wie Neugierde und Verwirrung.

»Schwarz?«

»Ja?« Jonas deutete auf sein Shirt und als Mareks Blick seinem Fingerzeig folgte, zuckten dessen Mundwinkel.

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