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Читать книгу: «Rabenlieder», страница 3

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Doch auch, wenn er es nicht sagte, Saya fühlte, dass er sie nicht nur belogen hatte. Sie spürte, dass er wirklich was für sie empfunden hatte und vermutlich auch noch empfand. Sie konnte es an seinem Blick sehen, an seiner Stimme hören.

Doch, all das änderte nichts an der Tatsache, dass er eine andere heiraten würde. »Aber du wirst sie heiraten.« Saya konnte sich nicht länger zurückhalten. Tränen stiegen ihr in die Augen und rannten wie kleine Wasserfälle ihre Wangen hinunter. Kris sah sie traurig an. Aus seinen Augen quollen ebenfalls Tränen und er machte Anstalten, aufzustehen und seine ehemalige Geliebte in den Arm zu nehmen, ließ es aber schließlich sein.

Heulend saßen sie sich gegenüber und sagten keinen Ton.

Tränen tropften auf den Boden, leises Schluchzen war zu hören, doch ansonsten nur Stille. Saya stand auf und wollte zur Tür gehen, doch Kris sprang vom Sofa auf und packte sie am Arm, um sie aufzuhalten. Erstaunt sah sie ihn mit geweiteten Augen an. Er zog sie ein Stück an sich heran, beugte sich vor und presste seine Lippen auf die ihren.

Vollkommen überrumpelt war sie erstarrt, doch als sie die warmen weichen Lippen von dem Mann spürte, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, konnte sie nicht anders, als seinen zärtlichen Kuss zu erwidern. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und er umklammerte ihre Hüften, als sie sich liebevoll und voller Leidenschaft küssten. Seine Zunge schnellte vor und spielte tänzelnd mit ihrer. Sie gab sich ihm völlig hin und die Trauer war für einen kurzen Moment vergessen.

Eng umschlungen stiegen sie die Stufen hinauf zu seinem Schlafzimmer. Dort angekommen warf er sie aufs Bett, flüsterte ein »Noch ein allerletztes Mal« und warf sich dann auf sie. Er übersäte ihren ganzen Körper mit Küssen. kaute an ihren Ohrläppchen, saugte an ihren Brustwarzen und verwöhnte sie mit seiner warmen Zunge. Er hatte ihr all ihre Kleider vom Leib gerissen und auch sie hatte ihm das Handtuch von den Hüften weggezogen und es auf den Boden neben dem Bett geworfen, wo es nun lag und nicht mehr beachtet wurde. Inniglich lagen sie da, küssten sich, berührten sich zärtlich und verwöhnten sich auf sämtliche verschiedene Arten. Saya küsste seinen starken Oberkörper und wanderte dann zu seiner Lendengegend hinunter, wo sein bestes Stück bereits groß und hart auf seinen Einsatz wartete. Sie verwöhnte ihn mit ihrem Mund und ihrer Zunge, wobei er jedes Mal vor Erregung zuckte. Kris keuchte auf. Dann drückte er sie aufs Bett, ließ sich auf sie hinab und war mit einem tiefen und festen Stoß in ihr drin.

Sie schrie auf und zitterte vor Verlangen und Lust. Mit weiteren tiefen und festen Stößen trieb er sie fast in den Wahnsinn. Sie bewegten sich immer schneller und das Bett wackelte und quietschte, dass sie dachten, es würde jeden Moment zusammenbrechen und dann kamen sie beide gleichzeitig. Ihre Lustschreie drangen durch das ganze Haus und dann war es still. Zusammengesunken und erschöpft von dem wilden Treiben, dem sie sich gerade hingegeben hatten, schliefen sie gemeinsam Arm in Arm ein.

4

Ein brennender Schmerz ließ Saya wach werden und als sie aufsah, wurde sie von hellem Licht geblendet, dass durch die Ritzen der Jalousie hindurch drang. Die Sonne brannte in ihren Augen und sie kniff sie schmerzerfüllt zusammen. Sie konnte spüren, wie die Strahlen, die auf ihren linken Oberarm fielen, diesen langsam verbrannten. Sie spürte, wie die Haut verkohlte, konnte den Geruch von verbranntem Fleisch förmlich auf ihrer Zunge schmecken, so intensiv war der Gestank und sie fühlte, wie das bloße Fleisch hervortrat.

Sie schrie auf – es war vielmehr ein Fauchen – sprang aus dem Bett und verkroch sich darunter. Dort, wo keinen Sonnenstrahlen hinkommen konnten. Verdammt, dachte sie, sie hätte daran denken müssen, dass es bei Kris nicht vampirgerecht eingerichtet war und sie hätte rechtzeitig abhauen müssen. Es kam ihr jetzt alles wieder in den Sinn.

Die letzten Stunden mit ihrem Geliebten. Sie waren so schön gewesen. Sie hatten sich geliebt, heiß und innig und verschmolzen miteinander. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass das der Abschied war. Das allerletzte Mal durfte sie ihn spüren. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Alles war vorbei.

Ihr verbrannter Arm pochte heftig und sie drückte mir ihrer anderen Hand dagegen, was nur noch mehr brannte. Sie schrie erneut auf. Sie konnte hier nicht weg, sonst würde sie komplett verbrennen, doch wenn sie hierbliebe, wäre sie bis Sonnenuntergang den Schmerzen ausgesetzt. Saya musste zugeben, dass sie sich in einer Zwickmühle befand, aus der sie nicht so einfach herauskommen würde. Sie hörte ein Knarzen und spürte, wie sich über ihr im Bett etwas bewegte. Sie hörte ein Gähnen und wie jemand aufstand.

Kris musste von ihrem Schreien aufgewacht sein. Es war ungewöhnlich, da er, wenn er einmal schlief, so fest schlief, dass ihn normalerweise nichts und niemand aufwecken konnte. Er war wie ein Stein. »Saya? Saya, wo bist du? Ich habe dich schreien gehört? Was ist los?« Nervös lief Kris am Bett entlang und rief nach seiner Geliebten, mit der er die Nacht verbracht hatte. Angst kroch in ihm hoch, als er sie nirgends entdecken konnte. Der Angstschweiß stieg Saya in die Nase und sie war verwundert, wie sehr er doch um sie besorgt war. Sie keuchte leise. Ihr Körper war zu geschwächt und sie war nicht in der Lage, nach ihm zu rufen, ihm zu sagen, wo sie war. Sie versuchte es, doch kein Ton kam heraus. Sie hob ihren gesunden Arm ein wenig, doch dieser zitterte wie verrückt. Mit aller Kraft streckte sie ihn nach oben und klopfte gegen die Bettkante. Kris, der immer noch im Zimmer auf und ab lief, wie ein aufgescheuchtes Huhn, hörte das leise Hämmern und kam aufs Bett zugerannt. Saya sah seine Füße direkt vor sich. Sie streckte ihren Arm ein wenig und berührte seinen großen Zeh. Erschrocken fuhr er zurück, doch dann ging er auf die Knie und beugte sich hinunter, um unter das Bett zu sehen, wo er Saya entdeckte, die zusammengekauert da lag und am ganzen Leib zitterte.

Ihre Wangen waren nass und das Make-up verschmiert von den Tränen, die ihr übers Gesicht liefen. Kris sah sie erschrocken an. Saya spürte, wie sein Herz schneller schlug, als sein Blick auf ihre Brandwunde fiel. Er sah hinüber zum Fenster, wodurch immer noch kleine Sonnenstrahlen fielen und er schien zu begreifen. Er sprang auf, rannte hinüber zum Schrank und zog ein großes Bettlaken hinaus. Damit eilte er wieder zu Saya und warf es so gut er konnte, über ihren Körper, der fast regungslos unter dem Bett lag. Als sie komplett abgedeckt war, nahm er die unter dem Laken verborgenen Arme und zog sie hervor. Er wickelte sie dann vollkommen darin ein, um sie vor dem Sonnenlicht zu schützen und warf sie über seine Schulter, um sie in einen komplett abgedunkelten Raum zu bringen. Also rannte er mit ihr die Treppen hinunter in den Keller. Er zog einen Stuhl aus der Ecke, nahm das Laken wieder von ihr ab und setzte sie dann vorsichtig auf einen alten, halb vergammelten Holzstuhl. Saya war kaum ansprechbar. Der Schmerz hatte sie so sehr überwältigt, dass ihr Körper, um sie zu schützen, in eine Art Koma verfiel. Es war eher ein tranceähnlicher Zustand. Kris untersuchte Saya auf weitere Schäden, konnte aber auf dem ersten Blick nichts erkennen. Er rannte die Kellertreppe wieder hinauf. Saya fühlte sich erschöpft und wollte schlafen, doch sie wusste, dass sie das nicht durfte. Es war für einen Vampir nicht normal, tagsüber wach zu sein, aber wenn sie jetzt einschliefe, wusste sie nicht, ob sie je wieder aufwachen würde. Sie hörte ein Trampeln und Kris kam wieder die Treppe hinab gerannt. In seiner Hand ein Messer und ein feuchtes Tuch. Er wickelte das Tuch um ihren verbrannten Arm. Hätte sie genug Kraft gehabt, hätte sie geschrien. Das Tuch war so nass und kalt und als es die Wunde berührte, brannte es wie Feuer. Es war fast schlimmer, als die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Doch dann hörte es endlich auf zu brennen und ein wohltuendes Gefühl machte sich in ihrem Körper breit. Kris griff nach dem Messer und fuhr dann damit über seinen linken Unterarm. Er ritze die Haut auf und eine rote dicke Flüssigkeit quoll hervor. Das Blut tropfte auf den Kellerboden hinab. Er hob seinen Arm an ihre Lippen und sie mobilisierte all ihre Kräfte um zu trinken. Sie hatte in manchen Nächten bereits von ihm getrunken, aber das war etwas anderes. Ob man jemanden biss, während man mit demjenigen intim war und es zum wilden Sexspiel gehörte oder ob man von jemand trank, um sich zu stärken, das konnte man nicht vergleichen.

Saya war es unangenehm, ihn jetzt so als Kraftquelle zu missbrauchen, aber ohne sein Blut würde sie das Ganze eventuell nicht überleben. Sie saugte weiter an seinem Arm und spürte, wie sie von einer angenehmen Wärme durchflutet wurde. Ihr Oberarm kribbelte und als sie ihren Kopf leicht neigte, sah sie, wie die Wunde heilte. Es ging relativ schnell und sie war wieder vollständig bei Kräften.

Sie ließ von Kris ab. Es war nicht immer leicht, aufzuhören, aber Saya hatte in den letzten Jahren gelernt, sich zu beherrschen, auch wenn es viel Schmerz kostete, das durchzustehen. Es waren unbeschreibliche Qualen, die sie durchlitten hatte, um das zu erreichen. Sie nahm das feuchte Tuch herunter und tatsächlich war alles vollständig verheilt.

Das Tuch wickelte sie nun um Kris Unterarm, um die Blutung zu stillen. Fest band sie es darum. Ihr Körper zitterte noch leicht, aber sie war wieder bei Kräften. Sie stand auf und viel dem großen starken Mann um den Hals.

Er legte seinen rechten Arm um sie und mit dem verbunden Arm hielt er ihren Kopf. Ein erleichtertes Seufzen drang aus seiner Kehle. »Ich hatte mir solche Sorgen gemacht.« Er drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. »Ich hätte daran denken müssen, mit der Sonne. Es tut mir leid.« Saya schaute auf und sah in seine schuldbewusste Miene. »Mach dir keine Vorwürfe. Wir haben beide nicht daran gedacht.

Wir haben so überstürzt gehandelt und waren zu sehr beschäftigt damit - naja, du weißt schon -« Sie brach ab und sah auf den Boden. Es fiel ihr schwer, auszusprechen, was sie getan hatten, denn dann hätte sie auch sagen müssen, dass es jetzt vorbei war und das wollte sie sich immer noch nicht so richtig eingestehen, obwohl sie natürlich wusste, dass es nicht mehr so weitergehen konnte. Sie schmiegte sich ganz fest an seinen starken Oberkörper und genoss diesen Augenblick. Sie konnte jeden einzelnen Muskel fühlen und sein Geruch nach Tannennadeln, Moschus und etwas, das sie nicht genau einordnen konnte, stieg ihr in die Nase, als sie ganz tief einatmete. Sie sog den Geruch auf und fühlte sich für einen Moment frei und geborgen. Ein angenehmer Schauer durchdrang ihren ganzen Körper, von Kopf bis Zehenspitze. In jede einzelne Faser drang er vor.

Sie wollte so lange wie möglich an diesem Moment festhalten und drückte sich ganz fest an ihn. Kris drückte sie noch näher an sich, denn auch er spürte dieses wohltuende Gefühl und wollte, dass dieser Augenblick nie endete. Denn auch er wusste, dass es das letzte Mal war, dass sie zusammen sein konnten. Er unterdrückte die Tränen, die in ihm hochstiegen.

*

Einige Minuten später lösten sie sich aus dieser festen Umarmung und Kris schritt die knarzende Kellertreppe, die aus altem dunklen Holz bestand und schon ziemlich modrig roch, hinauf, um im restlichen Haus alles dicht zu machen und abzudunkeln. Er wollte schließlich nicht, dass Saya bis Sonnenuntergang im Keller festsitzen musste. Nachdem jede Ritze, jedes Loch verschlossen war, bereitete er ein kleines Frühstück vor. Saya war einer der wenigen Vampire, die ab und an auch normale Nahrung zu sich nehmen konnten. Er hätte ihr gerne Blut serviert, hatte aber seit ihrem letzten Besuch nichts mehr im Haus und er selbst hatte schon genügend Blut verloren. Sie musste sich also mit Waffeln und Croissants zufrieden geben, auch wenn es nicht sicher war, dass sie diese tatsächlich bei sich behielt. Als er fertig war, stieg er die Treppe wieder hinab, um sie zu holen. Saya stand vor dem Stuhl, auf dem sie vorhin noch gesessen hatte und starrte bedrückt ins Leere. Kris wusste, wie ihr zumute war, denn auch er spürte diesen stechenden Schmerz in der Brust, als ob ihn jemand ein scharfes Messer hindurch gerammt hätte. Es fiel ihm genauso schwer, doch ihm blieb keine andere Wahl, nachdem sein Bruder schon auf die Führung verzichtet hatte. Es war seine Pflicht, die Nachfolge seines Vaters anzutreten und dazu musste er eine Frau des Rabenclans heiraten, so sehr er sich dagegen auch sträubte.

Er wollte nur eine Frau und die stand gerade direkt vor ihm.

Ihr rotbraunes Haar fiel ihr lässig über die Schultern, ihre honigbraunen Augen glänzten von den Tränen, die in ihnen standen und ihre Rundungen wurden von den engen schwarzen Klamotten betont, die sich an ihren Körper schmiegten. Er lächelte, trat an sie heran und streichelte über ihre Wange. Ihre Haut war zart und weich. Er wollte sie noch an anderen Stellen berühren, schüttelte den Gedanken aber ab, da es alles nur noch komplizierter und schwerer machen würde. Er ließ von ihr ab und bedeutete ihr, ihm nach oben zu folgen. Sie sah ihn mit einem Blick an, der ihn wie ein Pfeil durchbohrte. Der Schmerz, der in ihren Augen lag, war so groß, dass er ihn fühlen konnte. Sie lächelte, doch Kris wusste, dass es nur erzwungen war und sie innerlich weinte. Ihm ging es genauso und er hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Saya war die beste Freundin seiner zukünftigen Schwägerin und er würde ihr nicht aus dem Weg gehen können. Er würde sie auf der Hochzeit von Raven und Shania treffen, würde bei sämtlichen Feiern auf sie stoßen und immer wieder würde ihm bewusst werden, dass er mit der falschen Frau verheiratet sein würde. Vor einem Jahr wäre es ihm noch egal gewesen, irgendeine Frau zu heiraten. Er hatte mit Rebecca, seiner Exfreundin, die mittlerweile seine beste Freundin war, eine ziemlich schlechte Erfahrung in Sachen Beziehung gemacht. Sie hatte ihn öfters betrogen und letztendlich einfach sitzen lassen. Er hatte sich damals geschworen, nie wieder eine ernste Beziehung einzugehen, aber dann traf er auf Saya und die Gefühle überwältigten ihn. Dass er mit ihr jetzt nicht mehr zusammen sein konnte, weil er eine andere heiraten musste, war um einiges schlimmer, als das, was Rebecca ihm angetan hatte. Er dachte damals, sie hätte sein Herz gebrochen, aber jetzt wusste er, dass sie sein Herz nie wirklich besessen hatte. Er hatte es nur gedacht, weil er es nicht besser wusste. Weil er das Gefühl nicht kannte, richtig zu lieben, aber nun wusste er, wie sich das anfühlte und Saya zurücklassen zu müssen, das würde sein Herz tatsächlich brechen. Dennoch blieb ihm keine andere Wahl. Still und gedankenversunken stapfte er die knarzenden Stufen hinauf in die Küche, wo er zuvor den Tisch gedeckt hatte. Er wartete auf Saya, die mit starrem Blick hinter ihm her trottete, zog einen Stuhl zurück und schob ihn ihr hin, als sie darauf Platz nahm. Er setzte sich ihr gegenüber und nahm sich ein Croissant. Schweigend saßen sie da und aßen das von Kris vorbereitete Frühstück.

Eigentlich war es schon zu spät, um zu frühstücken, da es in einigen Stunden wieder dunkel werden würde, aber durch die ganze Aufregung mit Sayas Verletzung hatte Kris keine Zeit einkaufen zu gehen und er hatte rein gar nichts mehr im Haus, um ein warmes Essen zuzubereiten. Kris hörte, wie ein Schlüssel ins Loch gesteckt wurde und sich umdrehte und dann ging die Haustür quietschend auf. Raven und Shania kamen lachend hereingestürmt und die Stille war verflogen. Als sie in die Küche kamen, sahen sie erstaunt von Kris zu Saya. Shania schmunzelte ein wenig und Raven runzelte die Stirn und sein Mund verzog sich, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. Kris wusste nicht, wie er den Blick seines Bruders interpretieren sollte, ging aber davon aus, dass er wohl weniger begeistert darüber war, was er hier vorfand. Raven wusste zwar, was Kris für Saya empfand und verstand es mehr, als jeder andere, da es ihm mit Shania genauso ging, aber dennoch war es ihm sehr wichtig, dass nun er den Posten als Clanoberhaupt antrat und genau das hatte er Raven versprochen. Kris stand vom Stuhl auf und ging auf die beiden zu. Er schloss sie fest in die Arme.

»Glückwunsch, ihr beiden!« Raven hatte ihm erzählt, dass sie heiraten würden, aber er hatte noch keine Gelegenheit gefunden, ihnen zu gratulieren. Shania lächelte ihn an und dann sah sie zu ihrer besten Freundin herüber, die apathisch auf dem Küchenstuhl saß und die Haut vom Croissant abzupfte. Kris sah, wie sie auf sie zuging und sich zu ihr setzte. Saya sah nicht einmal zu ihr auf. Kris fühlte sich schuldig und es tat ihm weh, sie so zu sehen. Er war an allem schuld. Er hätte sich nie auf sie einlassen dürfen, dann wäre das alles nicht so schwer, doch wie hätte er sich von dieser Wahnsinnsfrau fernhalten sollen. Sie gab ihm das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Sie war seine Seelenverwandte, seine Luft zum Atmen, sein Herz, das ihm am Leben hielt. Doch all das musste er aufgeben. Er wandte sich wieder seinem Bruder zu und dieser sah ihn mit ernster und zugleich besorgter Miene an. Seine Augen, waren schwarz, wie die eines Raben und Kris spürte den Drang, sich zu verwandeln und einfach hinfort zu fliegen. »Ich stehe zu meinem Entschluss«, flüsterte er seinem Bruder zu, doch dieser sah ihn noch immer zweifelnd und mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seine golden glänzende Stirn war in Falten gelegt und er stemmte die Arme in seine Hüften. »Ich hoffe, das bleibt auch so.« Die kalten Worte seines Bruders machten Kris ziemlich zu schaffen. Wie konnte es ihm so egal sein, was er dabei fühlte? Geknickt nickte er. »Es fällt mir nicht leicht, aber es ist meine Pflicht.« Es wäre Ravens Pflicht gewesen, aber der Auserwählte kann die Bürde an den zweiten Nachfolger abgeben, wenn er Gründe hatte, die es verhinderten, den Posten anzunehmen. Der zweite musste sich dann fügen und konnte keinen Schritt zurück machen. Das war der Nachteil daran. Er seufzte innerlich. Ravens Miene wurde entspannter und es lag ein leichter Hauch von Mitleid in seinen Augen.

»Ich weiß.« Leise murmelte er diese Worte Kris zu und ging dann zu seiner zukünftigen Frau, die Saya gerade tröstend im Arm hielt. Erneut spürte Kris dieses Stechen in der Brust, als er Saya so verzweifelt sah. Sie strich sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und stand dann auf. Sie drehte sich zu Kris um und setzte ein erzwungenes Lächeln auf. »Die Sonne geht gerade unter. Ich denke, ich werde langsam gehen. Danke für das Essen und für-« Sie sagte nichts mehr, sondern sah nur auf ihren Arm, der vor kurzem noch halb verkohlt war. Von der Wunde war rein gar nichts mehr zu sehen. Kein Kratzer. Nichts. Kris schluckte schwer, als ihm bewusst wurde, dass das ein Abschied für immer war und er konnte ihr nicht einmal richtig Lebewohl sagen, da Shania und sein Bruder anwesend waren. Er nickte ihr zu und sah ihr traurig hinterher, als sie aus der Tür verschwand.

Shania trat zu ihm und legte ihre Hand auf seine Schulter.

»Das Leben ist hart.« Ohne seinen Blick von der reizenden Vampirlady abzuwenden, die gerade die Straße hinunter zur Bushaltestelle trottete, seufzte er verzweifelt und symbolisierte Shania mit einem Kopfnicken, dass er ihr zustimmte. Als Saya außer Sichtweite war, schloss er die Tür und ging stumm die Treppe zu seinem Schlafzimmer hoch.

5

Die Sonne war vollständig vom Himmel verschwunden.

Kein einziger Lichtstrahl war zu sehen, kein roter Streifen am Himmel, nur Dunkelheit. Das einzige Licht, waren die Laternen am Straßenrand, die unheimlich flackerten und die Straße dennoch in ein angenehmes Licht hüllten, so dass man was erkennen konnte. Saya hätte natürlich auch ohne zusätzliches Licht alles sehen können, denn wie auch Katzen, besaßen Vampire gute Augen, die bei Nacht und allgemein bei Dunkelheit sehen konnten. Das musste auch so sein, denn Vampire waren nur nachts unterwegs und jagten auch zu dieser Zeit. Saya ernährte sich hauptsächlich von Verbrechern, denn damit war allen geholfen. Die Bösewichte waren beseitigt und sie war satt und griff keine Unschuldigen an. Es profitiere somit jeder. Doch leider hielt das nicht jeder Vampir in dieser Stadt so. Gerade in London war es besonders schlimm. Viele kamen hierher, weil sie meinten, in einer so großen Stadt wie London würden sie nicht auffallen und dann benahmen sie sich wie wilde Tiere.

Den Dreck konnten Saya und ihre Freunde hinterher wieder wegmachen. Schließlich war Shania, ihre beste Freundin, als Hexe dafür zuständig, dass keiner was von der Existenz der übernatürlichen Wesen herausbekam. Sie unterstützte sie dabei natürlich und so kam es, dass sie schon öfters zusammen auf Jagd gegangen waren. Es war natürlich ein wenig merkwürdig, Artgenossen zu jagen, aber wenn sie sich nicht benehmen konnten und sich nicht an die Regeln hielten, mussten sie mit den Konsequenzen leben. So war das nun einmal. Saya fuhr sich mit der Hand durch ihr langes, leicht welliges Haar. Sie überlegte, in nächster Zeit wieder öfters mit auf Jagd zu gehen. Sie hatte das in den letzten Wochen ein wenig vernachlässigt, aber als Ablenkung würde ihr das sicher gut tun. Leise seufzte sie vor sich hin. Sie hatte deutlich gespürt, dass es Kris genauso schwer fiel, wie ihr. Warum konnte es nicht einfacher sein?

Immer war sie es, die nicht glücklich sein durfte. Sie kickte einen Stein weg, der vor ihr auf dem Weg lag. Nach der nächsten Kreuzung befand sich die Bushaltestelle. Sie hoffte, dass sie nicht solange würde warten müssen. Sie lief an einer kleinen Gasse vorbei und hörte plötzlich, wie jemand schrie. Es klang nach einem Kind. Sie eilte hin und sah wie ein kleiner Junge über ein Mädchen beugte und sich an ihr zu schaffen machen wollte. »Hey!« Entsetzt und wutentbrannt schrie Saya den Jungen an, um ihn von dem Mädchen wegzulocken. Erschrocken fuhr er hoch und ließ von der Kleinen ab. Diese ergriff ihre Chance und rannte weg. Saya sah ihr nach. Es schien, als hätte er sie noch nicht verletzt. Plötzlich stürmte der Junge auf sie zu. Er packte sie an den Handgelenken und wollte sie an die Wand drängen.

Saya konnte ihn zurückhalten. Sie sah ihn an und plötzlich bemerkte sie spitze Zähne hervorblitzen. Er fletschte sie und machte Anstalten, sie zu beißen, als sie ihn packte und gegen die Wand schleuderte. Im nächsten Moment stand sie wieder direkt neben ihm, hob ihn hoch und drückte ihn gegen die Wand. Ihre Zähne waren nun ebenfalls ausgefahren.

Erschrocken und mit geweiteten Augen sah er sie an, als er sah, dass sie ebenfalls ein Vampir war. »Du , du, du bist ein, ein-« Der Junge stotterte und wirkte sehr verängstigt, als wäre all das neu für ihn. Saya nickte und lockerte ihren Griff ein wenig. »Ja, ich bin genau wie du ein Vampir.« Der kleine Junge schluckte. »Jetzt erzähl mir doch mal, warum du das Mädchen angegriffen hast und warum du dann auch noch auf mich los bist. Es ist ziemlich waghalsig, einfach irgendwelche Leute anzugreifen. Wie du siehst, weiß man nie auf wen oder was man trifft.« Ihre Stimme war tadelnd, so wie die einer Mutter oder einer Lehrerin. Beschämt senkte der Junge seinen Kopf. Saya hatte den Eindruck, dass er das alles gar nicht wollte. »Ich weiß nicht, warum ich das getan hab. Es war so ein Drang. In meinem Kopf dröhnte alles und es war, als ob eine Stimme zu mir sprach und mir das befiehl.« Verzweifelt vergrub er seinen Kopf in seine Hände. »Ich wollte doch niemandem wehtun, aber ich hatte so einen Hunger.« Tränen stiegen ihm in die Augen und Saya bekam ein wenig Mitleid. Sie legte ihren Arm um seine Schulter. »Klingt, als wäre das alles für dich noch sehr neu.«

Es war viel mehr eine Frage, als eine Feststellung. Der Junge hob kurz seinen Kopf, sah sie mit schuldbewusster Miene an, nickte und senkte seinen Blick dann wieder. »Es geschah gestern Nacht. Als ich auf dem Heimweg von einem Freund war, standen am Straßenrand drei Kerle, die sich unterhielten. Als sie mich sahen, wurden sie aufmerksam.

Ich konnte spüren, wie sie mir folgten. Mein Schritt wurde immer schneller, aber es half nichts. Bei der nächsten Gasse hatten sie mich eingeholt und griffen mich an.« Er schluchzte. »Immer wieder bissen sie mich und fuhren mit ihren dreckigen Krallen über meine Haut.« Angeekelt von der Erinnerung schüttelte er sich. »Es war grauenvoll.« Saya streichelte seinen Kopf und kleine Tränen kullerten über seine Wangen, hinunter zu seinem Kinn und tropften schließlich auf den Asphalt. »Es kam mir vor wie Stunden, die sie mich quälten und dann waren sie plötzlich weg. Ich lag ewige Zeit einfach nur in der Gasse und dachte, ich würde sterben, doch das tat ich nicht. Ich überlebte all dies und naja, als ich dann plötzlich empfindlich bei Licht reagierte, in die Dunkelheit floh, Hunger auf Blut bekam, Herzklopfen von Weitem hören konnte und mir Fangzähne wuchsen, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Ich merkte, dass sich etwas verändert hatte und da ich schon einige Vampirbücher verschlungen hatte, wusste ich auch, was ich war. Was diese Typen waren, die mich zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin.« Saya nickte, denn sie hatte verstanden. Sie wusste nur zu gut, wie der kleine Junge sich im Moment fühlte. Vor fünf Jahren war es ihr genauso gegangen. Sie wusste, wie schwer es war, sich zu kontrollieren, wenn man niemanden hatte, der einem dabei half. Normalerweise blieb ein Vampir, der einen wandelte, bei einem, um einen zu lehren, wie man damit umging, wie man jagte, wie man sich im Griff hatte und wie man nicht auffiel. Doch es gab leider auch Vampire, die zum Spaß Menschen quälten und diese in Vampire verwandelten und dann einfach zurückließen mit ihrem Blutdurst, ihrem Hunger. Es verstieß gegen den Codex, aber dennoch gab es Vampire, die dagegen verstießen. Saya war, abgesehen von ihren Peinigern, bisher keinen begegnet, aber anscheinend waren wieder welche in der Stadt. Sie sah den Jungen mitleidig an. Sie hatte sich an den Vampiren gerächt, die ihr das angetan hatten und sie würde auch für den Jungen Vergeltung üben, das schwor sie sich. Er war noch viel zu jung - höchstens zehn - um ein Vampir zu werden. Er könnte niemals erwachsen werden. Dies war ein weiterer Codex.

Man durfte keine Minderjährigen wandeln. Kinder standen unter einem besonderen Schutz. Ärger kroch in Saya hoch und sie wollte die Vampire finden, die dafür verantwortlich waren und sie eigenhändig enthaupten. Sie drückte den Jungen ganz fest an sich. Seine Eltern machten sich bestimmt Sorgen, dachte sie sich, aber sie konnte ihn nicht nach Hause bringen. Er hatte sich nicht unter Kontrolle und das wäre das reinste Massaker. Zudem kommen die Vorwürfe, die er sich hinterher machen würde, wenn er seine Eltern tot vor sich sähe und realisierte, dass er ihnen das angetan hatte. Mal abgesehen davon, dass seine Eltern das vermutlich nicht verstehen würden. Saya schüttelte ihren Kopf. Sie war fest entschlossen, ihm zu helfen. Sie ließ von ihm ab, beugte sich runter zu ihm und sah ihn tief in seine unschuldig wirkenden Kulleraugen. »Wie wäre es, wenn du erst einmal mit zu mir kommst. Ich könnte dir beibringen, dich unter Kontrolle zu bringen und damit umzugehen.

Glaub mir, ich weiß nur zu gut, wie das ist.« Sie wuschelte aufmunternd durch sein Haar. Der Junge lächelte sie an und nickte. Er wirkte erfreut darüber. »Wie heißt du eigentlich, Kleiner?« Sie sah ihn neugierig an. »Eric. Ich heiße Eric.«

Der kleine Eric wirkte mit seinem kurzen dunkelblonden Haar und seinen strahlend blauen Augen wie ein unschuldiges kleines Kind, aber im Moment war er eine Zeitbombe, die gleich explodieren konnte und die dringend entschärft werden musste. »Na, dann, komm mal mit, Eric.«

Sie nahm den Jungen an die Hand und lief gemeinsam mit ihm zu ihrem Haus, das sich in Harrow befand. Es war ein abgelegenes typisch englisches Haus in einer kleinen Seitengasse. Es lag ziemlich versteckt und war umgeben von Bäumen, die viel Schatten warfen. Das perfekte Zuhause für einen Vampir also. Sie zückte ihren Schlüssel, steckte ihn ins Schlüsselloch und drehte herum. Quietschend und knarzend ging die dunkle schwere Holztür auf. Ein leicht modriger Geruch kam den Beiden entgegen und Saya ging sofort hindurch zur Küche, um erst einmal durchzulüften. Das Haus hatte schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel und es war nicht ungewöhnlich, dass es ein wenig moderte. Saya müsste es auch mal renovieren lassen. Eric wartete im Flur und sah sich neugierig um. Er sah freudestrahlend zu Saya auf, als diese wieder auf ihn zugelaufen kam. »Schön hast du es hier.« Sein Lächeln erhellte den Raum. Sayas Mundwinkel verzog sich ebenfalls zu einem sanften Grinsen. Sie sah sich um und zuckte mit den Achseln, als wäre es nichts Besonderes. Die Wände waren schlicht gehalten. Nur hier und da mal schwarze und lilafarbene Ornamente und Streifen. Dennoch gab es eine gewisse Wärme ab und man fühlte sich sofort wohl. An den Wänden hingen Bilder von ihren Freundinnen und ihr. Hier und da standen ein paar Figuren herum. Das meiste waren irgendwelche Andenken aus ihrem Leben vor dem Vampirdasein. Sie ging geradeaus hindurch in die Küche und diesmal folgte Eric ihr. »Setz dich doch!« Sie deutete auf einen der Barhocker, die am Tresen standen und dann ging sie schnurstracks auf den Kühlschrank zu. Schwungvoll öffnete sie ihn und alles was zu sehen war, war rot. »Hast du Hunger?« Sie wandte sich zu Eric um und sah ihn fragend an. Er nickte nur. Sayas Blick wanderte wieder in den Kühlschrank und sie griff hinein, holte zwei Blutkonserven heraus und legte sie auf den Tresen. Dann ging sie an den Schrank, holte noch zwei Gläser heraus und stellte sie zu den Blutkonserven, die sie aufriss und deren Inhalt sich nun in den beiden Gläsern verteilte. Das eine Glas schob sie Eric hin und das andere setzte sie an ihre Lippen und nippte daran. Als sie es zurückstellte, waren ihre Lippen blutverschmiert und sie wischte mit dem Handrücken darüber. Eric sah das Glas und den blutigen Inhalt darin skeptisch an und sah dann verunsichert zu Saya auf. Sie setzte sich neben ihn auf den Barhocker und wuschelte durch sein Haar. Aufmunternd lächelte sie ihn dabei an. Blut trinken war am Anfang nicht leicht, das wusste sie nur zu gut. Sie hatte sich auch geekelt, aber es war immer noch besser, als Unschuldige zu töten und auszusaugen. Und da man die Kontrolle verlor, wenn man nicht genügend Blut zu sich nahm, war das nun einmal unvermeidbar. »Ich weiß, es ist nicht leicht, Eric, aber es geht nicht anders. Du willst doch nicht wieder jemanden angreifen, oder?« Er schüttelte den Kopf und nahm das Glas in die Hand. Im Nu hatte er es ausgetrunken. »Fühlst du dich besser?« Saya stellte die Gläser in die Spüle und fing an, abzuwaschen. »Ja, irgendwie schon.« Erics Stimme war ruhig und doch lag Unsicherheit darin. »Ich fühl mich nicht mehr hungrig und irgendwie ruhiger.« Er stand auf und ging zur Spüle. Er griff nach dem blau weißen Geschirrhandtuch, das an dem Haken an der Wand hing und trocknete die Gläser ab, die Saya gespült hatte. »Ich fühl mich auch lebendiger und als hätte ich mehr Kraft, mehr Elan als vorher.« Saya nickte ihn lächelnd an. »Das ist ein völlig normales Gefühl.«

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9783737507165
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