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Читать книгу: «Sie kommen heute aber spät!»

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Einleitung

„Da kannste ein Buch drüber schreiben.“ Wie oft haben wir in den dreieinhalb Jahren diesen Satz gesagt? Immer dann, wenn gerade mal wieder alles schief ging oder man sich nur noch an den Kopf langen konnte. Immer dann, wenn man dem Wahnsinn nahe war oder sich vor Lachen gebogen hat. Ja, da kannste in der Tat ein Buch drüber schreiben. Ich habe es getan! Der Beweis liegt vor Ihnen!

Ein Tagebuch, das meine Zeit als Paketzusteller bei einem der großen deutschen Paketzustelldienste ein bisschen beleuchtet. Witzige, irrsinnige und nachdenkliche Ereignisse warten auf Sie. Da mir während dieser Zeit die unglaublichsten Dinge passiert sind, möchte ich Sie gerne daran teilhaben lassen. Vielleicht schmunzeln Sie darüber, vielleicht erkennen Sie sich in der einen oder anderen Situation auch wieder.

Die Stelle als Paketzusteller ist aus der Not heraus entstanden. Ich hatte versucht, mich mit einem eigenen Projekt selbstständig zu machen, was leider nicht geglückt ist. Nun musste wieder Geld in die Kasse. Also heuerte ich als Zusteller an. Dass daraus dann dreieinhalb Jahre werden würden, hätte ich nicht gedacht. Was aber auch gut war, denn sonst hätte ich das nicht alles erlebt, was ich in diesem Buch berichten möchte.

Was wollen uns eigentlich Titel und Untertitel sagen? Nun, das ist ganz einfach. Oft hörte ich von Kunden den Satz: „Sie kommen heute aber spät!“ Auch wenn es eigentlich immer dieselbe Zeit war, zu der ich bei den Kunden erschienen bin. Aber die Uhren gehen nicht überall gleich und manche Menschen ticken auch anders. Vielleicht lag es daran? Den Untertitel „1280 Tage Paketzusteller – Wahnsinn³“, möchte ich an dieser Stelle unkommentiert lassen, denn spätestens wenn Sie auf der letzten Seite angelangt sind, wissen Sie, was ich damit meine.

Bevor es losgeht, sollte vielleicht noch kurz der Tagesablauf eines Zustellers erklärt werden, damit beim Lesen des Tagebuches keine Unklarheiten entstehen und das eine oder andere etwas leichter zu verstehen ist.

Das Depot, in dem sich allmorgendlich die Fahrer treffen, besteht aus einer, besser, aus zwei Hallen, in denen eine riesige Bandanlage zu finden ist. Darauf werden die Pakete befördert. Sie führt von den Toren, an denen die großen LKW andocken, direkt in zwei Abfertigungshallen. Hier gehen vom Hauptband mehrere Nebenbänder weg, die direkt zu den Boxen der Zusteller führen. Wenn man sich bei laufendem Betrieb einfach aufs Band setzt, wird man durch sämtliche Bereiche gefahren. Das ist auch mal ganz spannend und die dümmlichen Gesichtsausdrücke der Mitarbeiter sind unbezahlbar.

Die Zusteller stehen am Band und ziehen ihre Pakete herunter. Diese erkennen sie daran, dass eine vierstellige Tournummer draufsteht. Danach werden die Pakete mit einem Scanner registriert und sortiert. Dies geschieht morgens von 5.30 Uhr bis ca. 7.00 Uhr. Dann können die Autos beladen werden, man holt sich seine Papiere und schließlich fahren die Zusteller in ihre jeweiligen Gebiete. Je nachdem, wie viel zu tun ist, kommt man mal früher, mal später zurück. Auch gibt es auf den meisten Touren Abholkunden, die nach der Zustellung noch angefahren werden müssen. Hier werden nicht etwa die Kunden abgeholt, sondern Pakete zum Versand ins Depot gebracht. Nachdem die Zusteller wieder im Depot sind, müssen die Pakete, die abgeholt wurden, wieder auf die Bandanlage. Die Papiere werden gemacht und dann ist endlich Feierabend. Das ist der grobe Ablauf.

So, und nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie in Zukunft Ihren Paketzusteller mit anderen Augen sehen werden.

Der Kunde

Die wichtigste Klientel sind unsere Kunden. Wenn die nicht wären, dann hätten wir keinen Job. Gut, wenn es keine Kunden gäbe, dann wäre die Weltbevölkerung wohl auf wenige Hundert oder Tausend Exemplare dezimiert, weil ein Kunde ist wohl im Leben immer jeder mal irgendwann. Blödsinnig, sich also darüber Gedanken zu machen. Machen wir uns lieber einmal Gedanken über eben diese Kunden, die so unterschiedlich sind, wie die Wurst beim Metzger. Es gibt so viele verschiedene Kategorien, in die man Kunden einteilen kann. Einige davon möchte ich hier vorstellen:

Der schlecht gelaunte Kunde

Klingeling … klingeling

Kunde öffnet und schnauzt: „Was?“

Ich: „Guten Morgen, ich hätte ein Paket für Sie.“

Kunde: „Ich hab nix bestellt.“

Ich: „Na anscheinend doch, sonst hätte ich doch kein Paket für Sie.“

Kunde: „Mmmhhhh.“

Ich: „Dann bräuchte ich bitte noch eine Unterschrift.“

Kunde: „Wo?“

Ich: „Hier, auf dem Scanner.“

Kunde kritzelt irgendwas auf das Display

Ich: „Und Sie sind der Herr …?“

Kunde: „Steht doch da.“

Ich: „Das kann ich leider nicht lesen.“

Kunde: „Müller.“

Ich: „Danke und einen schönen Tag noch.“

Kunde: „Mmmhhhh.“

Ich: „Auf Wiedersehen.“

Kunde: „…“ Knallt Tür zu

Um dem geneigten Kunden so richtig den Tag zu versauen, hole man nun das zweite Paket, das man für den Kunden hat, aus dem Auto und klingele noch mal.

Der intelligente Kunde

Klingeling

Kunde öffnet, sieht das Paket und stellt fest: „Oh, Sie haben ein Paket!“

Der weniger intelligente Kunde

Klingeling

Kunde öffnet, sieht das Paket und fragt: „Was ist denn das?“

Der noch weniger intelligente Kunde

Klingeling

Kunde öffnet, sieht das Paket und fragt: „Was ist denn da drin?“

Der „Ich verarsch jetzt mal den Paketmann“-Kunde

Klingeling … (in der Wohnung hört man Schritte, aber sonst tut sich nichts)

Klingeling … (hinter dem Spion sieht man einen Schatten, jemand schaut wohl durch das Guckloch, aber sonst tut sich nichts)

Ich: „Hallo, Frau Schmidt?“ (ich klopfe an die Tür, der Schatten hinter dem Spion entfernt sich)

Ich: „Hallooooo, ich hab ein Paket.“

Klingeling … (nichts tut sich)

Gut, wer nicht will, der hat schon. Ich schreibe die Benachrichtigungskarte, werfe sie in den Briefkasten und schaue beim Verlassen des Hauses noch mal zum Wohnungsfenster, in dem sich eine Gestalt abzeichnet, die aber in dem Moment vom Fenster verschwindet. Also, verarschen kann ich mich selbst.

Im Depot bekomme ich dann eine Message, dass eine Frau Schmidt aus der Kanalstraße 4 angerufen und sich beschwert hat, dass ich nur einen Zettel in den Briefkasten geworfen hätte, ohne bei ihr zu klingeln. Vielleicht war Frau Schmidt eigentlich Frank Elstner mit der „Versteckten Kamera“?

Der widersprechende Kunde

Ich bin erneut bei einem Kunden, der gestern nicht zu Hause war, und klingele. Kurz darauf wird mir aufgemacht.

Ich: „Schön, dass Sie heute da sind, ich habe ein Paket.“

Kunde: „Waren Sie wohl schon mal da?“

Ich: „Ja, gestern. Ich hatte Ihnen auch eine Benachrichtigungskarte in den Briefkasten geworfen.“

Kunde: „Nein.“

Ich: „Doch.“

Kunde: „Nein.“

Ich: „Doch.“

Kunde: „Nein.“

.

.

.

Zahlenspiele

Ich habe gearbeitet. Jawohl! Und zwar an 871 Tagen (Das sind aktive Arbeitstage. Rechnet man alle anderen Tage mit dazu, also auch Wochenenden und Feiertage, sind wir bei 1280). So lange habe ich es als Zusteller ausgehalten. Insgesamt habe ich 82 Tage Urlaub gehabt. Krank war ich auch, nämlich an 4 Tagen. Weniger als 8 Stunden gearbeitet habe ich an 0 Tagen, mehr als 10 Stunden gearbeitet dagegen an 871 Tagen. Mein Zuhause nur im Dunkeln gesehen habe ich an 325 Tagen, was nicht daran lag, dass ich meine Stromrechnung nicht bezahlt habe, sondern daran, dass es früh dunkel war, als ich aus dem Haus ging, und abends auch wieder, als ich heim kam.

An 871 Tagen bin ich ca. 185.840 Kilometer gefahren. Da der Erdumfang etwa 40.000 Kilometer beträgt, sind das mehr als 4 Erdumrundungen! Hätte ich noch 979 Tage mehr als Zusteller gearbeitet, dann wäre ich jetzt auf dem Mond. Wäre auch ganz interessant.

Ich habe etwa 85.350 Kunden gehabt – das ist übrigens die Postleitzahl von Freising und die ungefähre Einwohnerzahl von Flensburg. Pakete zugestellt habe ich 143.715. Aneinandergereiht und bei einer durchschnittlichen Paketlänge von einem Meter, wäre das eine Länge von 143 Kilometern, eine Strecke von Nürnberg nach München. Sollte noch irgendwo ein Paket rumliegen … Bei einem durchschnittlichen Paketgewicht von 8 Kilogramm habe ich 1.149.720 Kilo durch die Gegend gefahren – und getragen, was ich weitaus schlimmer finde!

Ein Auto fährt auch heute noch nicht ohne Treibstoff, so musste ich 340 Mal zur Zapfsäule fahren. Dabei habe ich ca. 27.200 Liter Diesel getankt, was bei einem Preis von durchschnittlich 1,30 Euro pro Liter 35.360 Euro Benzinkosten sind. Für diesen Betrag würde ich 39.288 Wurstsemmeln bekommen.

Die Kunden waren immer sehr geizig. Trinkgeld gab es kaum. In den dreieinhalb Jahren habe ich etwa 480 Euro Trinkgeld bekommen. Dafür haben mich 52 Kunden dumm angeredet. 51 Mal habe ich dumm zurückgeredet, einmal wünschte ich herzliches Beileid und bin gegangen. Von durchschnittlich 62 „Guten Morgen“ am Tag, haben 45 Kunden geantwortet, 17 haben gar nichts gesagt. Auch kein „Auf Wiedersehen“. Vielleicht konnten die nicht reden? Egal! Auf alle Fälle habe ich mir so insgesamt 14.807 „Guten Morgen“ und „Auf Wiedersehen“ gespart, was 59.228 Wörter sind, die unausgesprochen blieben.

Zum Schluss vielleicht noch etwas zum Thema „Warten“. Im Schnitt habe ich 25 Sekunden auf einen Kunden warten müssen. Das sind zusammengerechnet 2.133.750 Sekunden oder 35.562 Minuten oder 592 Stunden oder 25 Tage.

Ach ja, für alle Zahlenfanatiker: 3.958.666,3, das sind alle Tage, Kilometer, Kunden, Kilogramm, Sekunden, Minuten, Stunden und Wurstsemmeln zusammengerechnet. Nur so am Rande.

Bitte warten!

Von den Engländern behauptet man ja, dass sie das Volk sind, das sich gerne anstellt und wartet. Von den Deutschen kann man das nicht behaupten – und schon gar nicht von mir. Warten ist mir zuwider. Dennoch kommt es beim Zustellen der Pakete ständig vor. Man muss auf alle möglichen Dinge warten. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und einen Tag lang notiert, wann und wo ich wie lange warten musste. Es ist ein ganz normaler Dienstag im Juni.

Es beginnt schon am Morgen in der Halle, noch bevor die Bandanlage losgeht. Sie sollte eigentlich um 5.30 Uhr starten, doch es kommt eine unverständliche Durchsage, von der ich nur Bruchstücke verstehe: „… Band … kaputt … warten.“ Naja, das Wichtigste kam durch. Also: warten! Insgesamt 5 Minuten (was sogar noch wenig ist).

Die nächste Warteschlange begegnet mir bei der Ausgabe der Rollkarte. Meine kommt, wie üblich, immer so ziemlich am Ende raus. Wartezeit: 8 Minuten.

Die Aufzählung der roten Ampeln im Einzelnen über den Tag erspare ich Ihnen jetzt, zusammengerechnet waren es 25 rote Ampeln, an denen ich insgesamt 18 Minuten warten musste.

Auf der Zustelltour hatte ich heute 95 Kunden, davon waren 61 private Kunden. Bei Firmenkunden muss ich in der Regel nicht warten, da ich hier oft schon erwartet werde oder direkt an die Rampe fahren kann. Bei Privatkunden muss ich klingeln und – warten! Nun stellt sich die Frage, wie lange wartet man in so einem Fall? 20 Sekunden, 30 Sekunden? Das ist verdammt lange und kann – gerade für den Kunden – doch sehr kurz sein. Schließlich stehen die selten direkt hinter der Türe. Auf der einen Seite verständlich, mir geht es zu Hause ja nicht anders. Auf der anderen Seite lassen sich viele aber auch verdammt viel Zeit und lassen einen oft sogar mehrmals klingeln – mal ganz abgesehen davon, dass man nach dem langen und vergeblichen Warten eine Ersatzzustellung beim Nachbarn versucht, wobei hier dasselbe Spiel wieder von vorne losgeht. Nehmen wir also mal einen Mittelwert und rechnen für jeden Kunden eine Wartezeit von zwei Minuten. Hier sind dann die Ersatzzustellungen schon berücksichtigt. Also wären das zusammengerechnet bei 61 Kunden 122 Minuten.

Am Nachmittag habe ich dann noch 13 Abholkunden, bei denen ich in der Regel auch noch mal zwischen 1 Minute und 5 Minuten warten muss, weil die Pakete noch nicht fertig sind. Auch hier nehmen wir den Mittelwert: 3 Minuten, zusammen also 39 Minuten.

Ach ja, zwischen dem letzten Paket, das ich zugestellt habe, und dem ersten Abholkunden, sind heute 1 ½ Stunden vergangen, in denen ich warten musste. Hab ein Nickerchen gemacht! 90 Minuten lang.

Zum Ende des Arbeitstages musste ich im Hof des Depots noch 22 Minuten darauf warten, dass ich meine Pakete ausladen konnte, beim Abgeben und der Kontrolle der Papiere waren es dann noch mal 7 Minuten.

Zwei Werte kommen noch dazu: Der Scanner hat, nachdem der Kunde die Unterschrift geleistet hat und ich diese speichere, die Marotte, immer „Bitte warten“ anzuzeigen. Zwar nur ca. fünf Sekunden, bei 95 Kunden sind das aber auch gute 8 Minuten. Und dann musste ich heute noch tanken. Neben den 3 Minuten, die ich an der Zapfsäule warten musste, bis ich endlich dran war, musste ich beim Tanken selbst noch einmal 5 Minuten warten, bis der Tank voll war.

Na dann wollen wir mal rechnen: 5 + 8 + 18 + 122 + 39 + 90 + 22 + 7 + 8 + 3 + 5 = 327 Minuten = 5 Stunden und 27 Minuten nur mit Warten verbracht. So viel hätte ich nun selbst nicht erwartet.

Sinnfreie Fragen auf eigentlich klare Aussagen

Die Kommunikation mit dem Kunden ist das A und O, wenn man als Paketzusteller arbeitet. Doch nicht immer klappt das auch so, wie man sich das vorstellt. Ein paar Beispiele sollen dies verdeutlichen:

Ich: „Guten Morgen, Frau Stein, ich habe ein Paket.“

Kunde: „Für wen?“

Ich: „Hallo, Herr Grün, ich habe ein Paket für Sie.“

Kunde: „Was ist denn da drin?“

Ich: „Können Sie mir bitte hier auf dem Scannerdisplay unterschreiben?“

Um es noch zu verdeutlichen, tippe ich mit dem Finger darauf.

Kunde: „Wo?“

Ich: „Schreiben Sie unter Ihre Unterschrift bitte noch den Namen in Druckbuchstaben.“

Kunde: „Welchen?“

Ich: „Ich brauche bitte hier noch eine Unterschrift von Ihnen.“

Kunde: „Was soll ich denn draufschreiben?“

Ich: „Können Sie bitte ein Paket für Frau Dehner annehmen?“

Kunde: „Wieso?“

Ich: „Ein Paket für Frau Marion Greim.“

Kunde: „Ach, das ist für die Tochter. Von wem kommt das denn?“

Ich: „Vom Versandhaus Bader.“

Kunde: „Hat sie das schon bezahlt?“

Ich: „Das Paket müssten Sie mir bitte hier auf dem Scanner quittieren.“

Kunde: „Haben Sie kein Papier?“

Ich: „Eine Unterschrift bitte.“

Ich reiche dem Kunden den Scannerstift, der extra für das Schreiben auf Displays (Touchscreens) ausgelegt ist. Der Kunde will unterschreiben, sieht aber nichts. Daraufhin schüttelt er den Stift und tippt mit dem Finger vorne auf die nicht vorhandene Mine.

Kunde: „Der schreibt ja gar nicht.“

Ich: „Bitte noch eine Unterschrift.“

Kunde: „Vorname oder Nachname?“

Ich: „Ein Paket für Sie.“

Kunde: „Von wem kommen Sie denn?“

Weil die Firmenbezeichnung ja nicht auf meiner Jacke und dem T-Shirt, vorne, hinten und an den Armen steht, außerdem auf Aufklebern auf dem Paket …

Der Bußgeldkatalog

Wenn von einem Bußgeldkatalog die Rede ist, dann weiß jeder, dass darin die Strafen für zu schnelles Fahren, für das Fahren ohne Gurt, für das Telefonieren am Steuer und für das Überfahren von Fußgängern … Pardon, von roten Ampeln zu finden sind. Nun hat aber nicht nur Deutschland einen solchen Bußgeldkatalog, sondern auch unser Paketdienst. Dort steht nicht drin, wie viel man zahlen muss, wenn man zu schnell mit dem Lieferauto auf der Straße unterwegs ist, denn das interessiert keinen. Wer erwischt wird, muss die Strafe sowieso selbst zahlen, und wer ein Fahrverbot erhält, der hat halt keinen Job mehr. So einfach ist das. In unserem Bußgeldkatalog sind dafür andere drakonische Strafen verzeichnet, bei denen man schnell arm werden könnte. In erster Linie mal die Subunternehmer, doch wenn der Fahrer Schuld hat (was in den meisten Fällen so ist oder so hingedreht wird), dann wird die Strafe eben auf ihn abgewälzt.

Besagten Bußgeldkatalog habe ich mir mal von meinem Chef geben lassen. Da stehen Dinge drin, da schlackerst du mit den Ohren. Und die (Geld-)Strafen erst …

50 Euro – Pakete auf den Boden schmeißen (pro Paket)

30 Euro – Pakete werfen (pro Paket)

5 Euro – Nicht mitgenommene Pakete (pro Paket) (zzgl. Kurierkosten)

20 Euro – Nicht abgegebene Rollkarte am Abend

40 Euro – Vergessene Pakete im Auto (pro Paket)

100 Euro – Verlorenes Paket (pro Paket) (zzgl. Entschädigungskosten)

Kündigung – Pakete öffnen

Kündigung – Pakete selbst unterschreiben

25 Euro – Auto extrem verschmutzt

25 Euro – Rauchen im Auto

40 Euro – Autotüren beim Paketsortieren am Morgen offen

40 Euro – Beladenes Auto offen, Paketfahrer nicht am Fahrzeug

30 Euro – Fehlende Benachrichtigungskarten im Auto

30 Euro – Fehlende Abwesenheitsaufkleber im Auto

30 Euro – Fehlender Scannerstift

30 Euro – Fehlendes Scannerladekabel

30 Euro – Fehlende Scannertasche

30 Euro – Fehlende Warnweste

30 Euro – Fehlender Verbandskasten

25 Euro – Zu schnelles Fahren auf dem Firmengelände

25 Euro – Falsches Parken auf dem Firmengelände

50 Euro – Falsches Parken auf dem Firmengelände mit Behinderung

50 Euro – Nichttragen der Dienstkleidung

25 Euro – Verschmutzte/kaputte Dienstkleidung

25 Euro – Keine Sicherheitsschuhe

Kündigung – Alkoholkonsum im Dienst

Das hat doch was, oder? Dann hätte ich als Fahrer aber auch noch so einige Vorschläge für einen Bußgeldkatalog, wenn sich die Mitarbeiter des Depots Böcke leisten, die zu Lasten von uns Fahrern gehen, denn das wird natürlich nicht geahndet. Beispiele gefällig?

20 Euro – Zu langes Warten auf die Rollkarte

30 Euro – Zu spät aus dem Depot kommen

40 Euro – Sich blöd von Servicemitarbeitern anreden lassen müssen

20 Euro – Zu langes Warten am abendlichen Schalter

20 Euro – Zu langes Warten bei der Paketrückgabe

10 Euro – Anrufen während man auf Tour ist (pro Anruf)

10 Euro – Zusätzliche Kundenwünsche erfüllen (pro Wunsch)

Das wäre ein schöner Nebenverdienst für uns. Ich könnte noch ein Weilchen so weitermachen, doch das würde den Rahmen sprengen. Aber Paketfahrer sind nun mal das letzte Glied in der Kette – aber eines, ohne das der Service nicht funktionieren würde. Vielleicht sollten sich das die Verantwortlichen mal überlegen.

Paketdienst-Koalitionen

Vielleicht fragen Sie sich schon seit ein paar Seiten, bei welchem Paketdienst ich denn nun eigentlich war? Dies möchte ich nicht so offensichtlich preisgeben. Aber ich kann Ihnen selbstverständlich ein paar Hinweise geben, wodurch Sie sicherlich darauf kommen.

Bei den Paketdiensten ist es fast wie bei den Parteien in unserem Land. Jeder hat eine andere Farbe. Da gibt es die Gelben, die Braunen, die Roten, die Schwarzen, die Orangenen, die Weißen und die Blauen. Das sind die Grundfarben, worauf dann noch die Schrift gesetzt wird, die ebenfalls wieder eine andere Farbe hat. Nämlich Rot, Weiß, Gelb, Blau und Schwarz.

Drei Buchstaben haben die meisten: DHL, DPD, GLS, TNT, UPS. Nur Hermes macht da eine Ausnahme, wobei die sich wohl intern als HVS (Hermes Versand Service) bezeichnen.

Nun können Sie gerne kombinieren und überlegen, welcher Paketdienst welche Grundfarbe hat und welche Buchstabenfarbe dort am besten zur Geltung kommt. Ach, fast hätte ich es noch vergessen: Die Kleidung der Paketfahrer hat nicht immer dieselbe Farbkombination wie die Farbe der Lieferwagen, was das Ganze nicht gerade einfacher macht. Denn bei den Fahrzeugen wird Blau plötzlich zu Weiß oder Rot zu Schwarz. Gerne können Sie auch Ampel- oder Jamaika-Koalitionen bilden. Ach halt, das geht ja nicht, denn Grün ist nicht dabei. So ein Mist aber auch …

Ach ja, kleiner Tipp: Ich war bei den Blauen.

401,23 ₽
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133 стр. 23 иллюстрации
ISBN:
9783844251494
Издатель:
Правообладатель:
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Формат скачивания:
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