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AB INS MCKRANKENHAUS

So schlimm wird es schon nicht sein: Das sagt immer eine liebenswürdige Stimme aus unserem Inneren, wenn wir wieder einmal feststellen, dass Burger, Pommes oder Pizzaschnitten doch genau das Richtige für uns sind, zumindest im Moment. Nur leider ist es in Wirklichkeit sogar noch schlimmer.

Nachdem ich der Fast-Food-Branche beruflich den Rücken gekehrt hatte und mit meinem Gewicht zu kämpfen anfing, ließ mich eine Frage nicht los: Was genau macht Fast Food so ungesund? Auch mir war klar, dass das Zucker-Fett-Salz-Gemisch in der Kombination mit Billig-Schnell-Einfach eine Falle ist, mit der Fast-Food-Konzerne auf Kosten ihrer Kunden Umsätze maximieren, und zwar nachhaltig. Denn jemand, der einmal hineingetappt ist, sitzt wie gesagt dort fest, vielleicht sein Leben lang.

Die großen Ketten müssen ihr Zeug nur hübsch verpacken, hübsche Sachen draufschreiben und hübsche Menschen in der Werbung lustige Dinge sagen lassen, dann wird das Ganze zuerst zu einer kleinen sündigen Belohnung und im Lauf der Zeit zu etwas wie einer Ernährungsroutine. Besonders, wenn die Konzerne auch noch Statements für das schlechte Gewissen wie »Fleisch aus der Region« dazu liefern oder unter ihren vielen bunten Farben das Grün besonders stark betonen.

Aber was genau war nun eigentlich das Problem? Zucker ist irgendwie schlecht für Körper, Geist und Seele, so viel wusste ich, und vor Salz warnt ständig die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bei Fett musste ich schon nachsehen – ach ja, vor allem die bei der Fast Food-Industrie beliebten falschen Fette verkrusten die Blutgefäße und fördern Depressionen. So weit, so schlecht, dachte ich bisher immer, aber was soll der Mensch sonst essen? Gekochte Brokkoli mit ungesalzenen Kartoffeln, die vielleicht nicht einmal gebraten oder in Butter geschwenkt sein dürfen, weil sie davon ja auch fett werden?

Jedenfalls wollte ich es genau wissen. Für mich selbst, weil ich begriff, dass mein Körper, mein Geist und meine Seele mein Leben ausmachen, und ein wenig auch aus schlechtem Gewissen. Ich bin nicht der Typ, der sich bekehren lässt und dann missionieren geht, aber es kam mir doch komisch vor, dass ich mich jahrelang so leichtfertig für eine im Grunde schlechte Sache einspannen lassen hatte. Ich bin durchaus der Typ, der gerne auch einmal mit den Wölfen heult, aber hier waren die Wölfe doch eindeutig die falschen gewesen.

Es ging auch um meine Freunde und Bekannten. Wenn ich ihnen sagte, dass ich es bereute, Ungesundes zu verkaufen und Teil dieser Maschinerie zu sein, gab ihnen das zu denken. Schließlich kannten sie mich nicht als jemanden, der so leicht etwas bereut. Sie wollten wissen, warum ich das tat, und wenn ich nicht mehr zu sagen hatte, als sie ohnedies schon wussten, kam ich mir dumm vor.

Also befasste ich mich im Detail mit den Inhaltsstoffen von Fast Food und schrieb ein Buch mit dem Titel »Die Fast Food Falle« darüber. So geriet ich doch noch in die Rolle des Missionars, und es fühlte sich nicht einmal so schlecht an. Es war sogar ein ganz gutes Gefühl, aus innerer Überzeugung das Richtige zu tun. Ich kann das nur empfehlen.

Bei meiner nachträglichen Auseinandersetzung mit der Wirkung von Fast Food auf Körper, Geist und Seele kam ich zu einem eindeutigen Schluss: Fast Food ist nicht deshalb schlecht, weil es Fast Food ist. Eigentlich steht »Fast« ja für gute Dinge. Für rasche, unkomplizierte Zubereitung und Verfügbarkeit sowie für Verzehr ohne viel Drumherum.

Doch die Industrie deutete das »Fast« von »Fast Food« um. Es wurde zu einem Synonym für »Junk« (zu deutsch »Müll«) und steht für »Billig« und »Sucht«. Kein Wunder, dass sich auch der Begriff »Junkfood« durchgesetzt hat, doch auch er hat einen Bedeutungswandel erlebt. Er kommt jetzt immer mit einem sympathischen Unterton daher. »Ich gönne mir heute ein bisschen Junkfood«, sagen wir, und in diesem »Gönnen« liegt der ganze (Selbst-)Betrug. Denn in Wirklichkeit ist es so, als würden wir sagen: »Heute gönne ich mir ein bisschen Müll.«

Besser sollten die Nahrungsmittel der etablierten Fast-Food-Industrie »Cheap-Food« heißen, da wird es mit dem sympathischen Unterton schon schwieriger, oder überhaupt »Addiction-Food«, also »Sucht-Essen«. Dieses nüchterne deutsche Wort bringt die Sache am ehesten auf den Punkt und hier sind wir endgültig weit jenseits jeder mit Werbetricks generierten Sexyness und direkt in der Realität.

Denn Tatsache ist, dass industrielles Fast Food größtenteils wertlos ist, uns allerdings durch die Zucker-Fett-Salz-Falle trotzdem süchtig macht.

Die Fast-Food-Konzerne sind die Alchemisten der Wirtschaft. Sie haben tatsächlich einen Trick gefunden, Müll in Gold zu verwandeln, und zwar, indem sie Milliarden Menschen dazu bringen, ihn aufzuessen.

Zucker und Salz sind nicht per se schlecht, auch Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß, die weiteren Zutaten der Fast-Food-Industrie, sind es nicht. Vor allem letztere drei sind Grundbausteine jeder menschlichen Ernährung. Was also ist das Problem? Wie ist das jetzt mit Kohlenhydraten, Eiweiß, Fett, Zucker und Salz bei McDonald’s und Co.?

Im Grunde ist es ganz einfach: Egal was wir essen, unser Stoffwechsel wandelt die Nahrung in Energie um. Wenn die Nahrung von McDonald’s und Co. kommt, läuft dabei, ohne dass wir es beim Essen merken, einiges schief. Was bittere Folgen für uns haben kann. Aber der Reihe nach.

DAS KOHLENHYDRATE-DILEMMA

Jeder kennt sie, je nach Ernährungstrend gelten sie gerade als gut oder als böse, und wie sie mit unserem Körper interagieren, ist eigentlich leicht zu verstehen: Kohlenhydrate sind vor allem im Getreide (also zum Beispiel im Brot) und in Knollen (also zum Beispiel in Kartoffeln) enthalten und unser Stoffwechsel verwandelt sie in Blutzucker, auch Glykose genannt. Blutzucker gelangt durch das Blut in die Zellen und versorgt sie mit Energie. Das ist weder gut noch böse, das ist schlicht lebenswichtig.

Kommen wir zu dem Punkt, an dem wir zu viele Kohlenhydrate gegessen haben. Auch kein Problem. Unsere Leber tritt auf den Plan und verwandelt Blutzucker in Glykogen. Dieses Glykogen bildet einen Energievorrat. Das ist ebenfalls lebenswichtig. Denn unser Körper kann bei Bedarf auf diesen Vorrat zugreifen, indem er das Glykogen einfach wieder in Glykose zurückverwandelt.

Nun ist es aber so, dass unsere Vorratsspeicher nicht unendlich groß sind. Ihr Fassungsvermögen ist beschränkt. Die Evolution dachte sich bei ihrer Entwicklung: Ein paar Vorräte anlegen zu können ist okay, aber zu viele müssen es nicht sein, schließlich sollte es laufend Nachschub geben. Bloß, was passiert, wenn unsere Vorratsspeicher gefüllt sind und wir noch mehr Kohlenhydrate essen?

Dann tritt nach der Leber die Bauchspeicheldrüse auf den Plan und produziert das Hormon Insulin. Das Insulin hilft, verkürzt gesagt, die überschüssige Glykose aus dem Blut zu entfernen. Sie verdampft aber nicht einfach oder löst sich irgendwie anders in Luft auf. Vielmehr landet sie als Fett in den Zellen. Das ist der Punkt, an dem die Waage und unser langes Gesicht beim Blick auf ihre Anzeige ins Spiel kommen.

Die Bauchspeicheldrüse ist ein ebenso sensibles wie unersetzliches Organ. Ist sie überlastet oder stellt sie aus anderen Gründen ihre Arbeit ein, ist unser Körper mangels Insulin mit der überschüssigen Glykose überfordert. Wenn sie im Blut bleibt, kann das dramatische Folgen für uns haben. Der Name für diese Folgen lautet Typ-2-Diabetes. Wir sind nun auf eine Insulin-Zufuhr von außen angewiesen, um eine »Überzuckerung« des Blutes zu verhindern. Typ-2-Diabetes ist eine der Zivilisationskrankheiten, die sich geradezu pandemisch ausbreiten.

DIE FETT-LÜGE

Die Nahrungsmittelindustrie hat jahrzehntelang ein weit verbreitetes Missverständnis zu ihren Gunsten und auf unsere Kosten ausgenützt und es sogar noch gefördert. Es bestand darin, dass zu viel Fett von Fett kommt. Fett zu essen macht fett und ist deshalb schlecht, Kohlenhydrate zu essen dagegen ist gut, behauptet sie und verkauft uns mit fetten Gewinnen Kohlenhydrate und fettarme »Light«-Produkte. Der Schaden, den sie mit dieser Fett-Lüge anrichtete, ist enorm. Die Gesellschaft ist übergewichtig. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes kosten jedes Jahr mehr Menschenleben als die Corona-Pandemie in ihren schlimmsten Phasen.

Heute klärt sich dieser Irrtum allmählich auf, doch die Fast-Food-Industrie tut sich beim Zubereiten der Brötchen, Pommes und Teige nach wie vor keinen Zwang an. Kohlenhydrate, Kohlenhydrate, Kohlenhydrate. Über die Kinder, die sie gezielt mit ihrer Werbung und ihrem Marketing »targetiert«, wie es in der Fachsprache heißt, trägt sie das Missverständnis so gut sie kann von einer Generation in die nächste weiter. Nicht alle Fast-Food-Manager tun das wissentlich und vorsätzlich, immerhin das kann ich zu ihrer Ehrenrettung sagen. Manche fallen auf ihre eigenen Behauptungen selbst herein, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. An den mittel- und langfristigen physischen und psychischen Folgen für die Gäste der Fast-Food-Restaurants ändert das nichts.

BITTERER ZUCKER

Die ganze Verantwortungslosigkeit der Fast-Food-Industrie gegenüber ihren Kunden und Gästen drückt sich am deutlichsten beim Thema Zucker aus. Zucker, besonders industriell hergestellter Einfachzucker, auch Haushaltszucker genannt, ist sozusagen die ultimative Kohlenhydrat-Bombe, das Übel in seiner verdichteten Form. Er schießt mit Eiltempo ins Blut, erzeugt dort blitzschnell einen Zuckerüberschuss und verlangt der Bauchspeicheldrüse Schwerstarbeit ab. Der Fast-Food-Industrie ist das egal. Für sie zählt, dass Zucker ein perfekter Geschmacksverstärker ist, mit dem sie auch ihrem Junk befriedigende Geschmackserlebnisse abringen kann.

Fruchtzucker, also die Fruktose, ist trotz seines hübschen Namens kein bisschen besser. Wird er in Form von reinem Obst konsumiert, ist er zwar auf jeden Fall die gesündere Variante, ein Großteil davon landet aber leider trotzdem in der Leber. Die produziert als Folge davon Harnsäure und Fett in Form von Triglyceriden. So steigt das Risiko für nette Dinge wie Fettleber, Leberzirrhose, Leberkrebs, Leberversagen, Gicht und auch wieder Herzerkrankungen.

Die Fast-Food-Industrie setzt zum Süßen ihrer Produkte am liebsten den sogenannten Maissirup zu. Auch sein Name klingt irgendwie sympathisch, so nach Sonnenschein und Ackerbau, in Wirklichkeit ist er als Mischung von normalem Zucker und Fruchtzucker der schlimmste Zucker überhaupt. Auch das ist der Industrie egal. Für sie zählt, dass er von allen Zuckervarianten die billigste ist.

STETER TROPFEN HÖHLT KÖRPER UND GEIST

Zucker ist tonnenweise fast überall drin, in den Broten, in den Saucen und Dressings, natürlich in den Desserts und in den Softdrinks, die in der Fast-Food-Industrie immer eine große Rolle spielen. Denn wer trinkt schon Wasser zu einem Burger? Bier und Wein sind keine Optionen, also bleiben die Zuckerbomben aus den Pappbechern mit den Plastikdeckeln. Wer einmal den schwarzen Sirup gesehen hat, den McDona!ds-Filialen als »Coca Cola« geliefert kriegen, samt Anleitung, wie sie ihn in kultige Limo verwandeln, weiß, wovon ich spreche. Echt unappetitlich!

Und steter Tropfen höhlt hier nicht nur den Körper. Eine Reihe aktueller Studien belegt, dass häufiger Konsum von Softdrinks dieser Art vor allem bei Jugendlichen zu mehr Aggressionen, Hyperaktivität, Verhaltensstörungen und Depressionen bis hin zur Suizidneigung führt. »Achtung, dieses Getränk kann dein Leben kaputt machen«, müsste eigentlich auf jedem Coke-, Orangensaft- oder Apfelsaft-Becher von McDonald’s, Burger King und Co. stehen.

Auch hier bietet uns die Industrie eine Alternative an, die keine ist, oder anders ausgedrückt: Die künstlich gesüßten zuckerfreien Light-Versionen sind mindestens genauso schlecht. In einer von 2009 bis 2019 durchgeführten Langzeitstudie untersuchten Forscher die Trinkgewohnheiten von mehr als 100.000 Menschen. Das Ergebnis: Sowohl die Konsumenten von zuckerhaltigen als auch die Konsumenten von künstlich gesüßten Softdrinks hatten ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine weitere Studie eines internationalen Forscherteams legt nahe, dass auch künstlich gesüßte Getränke das Diabetesrisiko erhöhen. Anders ausgedrückt: Coke Light und Co. sind mit cleverem Marketing unterstützter Selbstbetrug.

EIWEISS

Wir brauchen Eiweiß genauso wie Kohlenhydrate. So weit, so klar. Doch wie bei den Kohlenhydraten geht es auch bei Eiweiß darum: Welches und wie viel? Wer gerne klassische Fast-Food-Restaurants besucht, tut auch in diesem Punkt genau das Falsche. Wieso? Was ist Eiweiß, wie wirkt es sich auf unseren Körper aus, in welchen Nahrungsmitteln ist es drin und an welchem Punkt wird es gefährlich?

Wenn wir Eiweiß über Fleisch, Fisch oder Eier aufnehmen, wandelt unser Stoffwechsel es in Aminosäuren um, die für den Aufbau unserer Muskulatur verantwortlich sind. Eine wunderbare Sache. Die verbreitete Meinung, dass Veganer beim Eiweiß zu kurz kommen, hat sich auch als falsch herausgestellt. Belegt ist, dass Eiweiß zum Beispiel aus Hülsenfrüchten wie Linsen, Erbsen und Bohnen sogar gesünder ist. So etwa zeigte eine groß angelegte Studie der Universität von Cornell und der Northwestern University anhand von mehr als 29.000 Teilnehmern, dass zu viel rotes Fleisch die Sterblichkeit erhöht. Wer auf veganes Eiweiß umsteigt, lebt länger.

Interessant ist auch, was Forscher der University of South Australia herausfanden. Bei der Karamellisierung, zu der es beim Braten und Grillen von rotem Fleisch bei hohen Temperaturen kommt, entstehen Verbindungen, die sich im Körper ansammeln und die normale Zellfunktion beeinträchtigen können. Ganz abgesehen davon, dass die industrielle Fleischproduktion einen wesentlichen Anteil am Klimawandel hat: durch die »Abgase« des Viehs und durch die Rodung der Regenwälder zur Herstellung von Futtermitteln.

Keine Sorge, das wird jetzt keine Predigt für den Fleischverzicht. Fleisch gehört für mich zu einer ausgewogenen Ernährung, bloß müssen wir uns Gedanken darüber machen, welches Fleisch wir essen, wie oft wir es essen, wie es zubereitet ist und wo und wie die Tiere leben.

Diese Gedanken macht sich die Fast-Food-Industrie natürlich nicht. Ihr ist es egal, wie viel Fleisch ihre Kunden essen und dass ihre Art der Zubereitung vielleicht gesundheitsschädlich ist. Sie setzt vor allem rotes Fleisch ein, das sie bei hohen Temperaturen so schnell wie möglich für ihre Kunden zubereitet. Karamellisierung inklusive.

Gäbe es so etwas wie Kostenwahrheit in der Lebensmittelindustrie, also müssten Fast-Food-Ketten für die von ihnen verursachten Gesundheitsschäden aufkommen, wären sie alle allein schon wegen der von ihnen servierten Fleischberge längst alle pleite.

KRANKE FETTE

Fett bedeutet nicht immer gleich Hüftspeck. Es gibt gesunde Fette, die wichtig für unsere Energieversorgung sind. Dabei handelt es sich um ungesättigte Fettsäuren, die vor allem in Lebensmitteln wie Avocados, Erdnüssen und Olivenöl vorkommen.

Die Fast-Food-Industrie bedient sich allerdings einer ungesunden Variante. Sie setzt gesättigte Fettsäuren ein, auch in ihrem liebsten Küchengerät, der Fritteuse. Das American Journal of Clinical Nutrition veröffentlichte eine Studie, die einen Zusammenhang zwischen frittierten Produkten und dem vermehrten Auftreten von Typ-2-Diabetes zeigte. 2017 berichtete das gleiche Journal über den damals erbrachten Nachweis, dass der häufige Verzehr von Pommes Frites in der Version der Fast-Food-Ketten das Sterblichkeitsrisiko erhöht.

ULTRA-KAPUTTE REZEPTE

Fast-Food-Konzerne lagern ständig hunderttausende Tonnen ihrer Produkte, was für sie kaum ein logistisches Problem darstellt, denn die halten scheinbar ewig. Das ermöglichen Zusatzstoffe aus der chemischen Industrie, die McDonald’s, Burger King, Pizza Hut und all die anderen großzügig einsetzen. Dazu kommen alle möglichen anderen Chemikalien, die Farbe, Geschmack und Mundgefühl beeinflussen. Ohne das alles geht es nicht. Ein hübsches McDonald’s-Menü würde sonst schmecken wie Socken-Brei mit Pappe-Flocken. Denn was auf die kleinen rechteckigen (und manchmal auch runden) Tischchen kommt, enthält nicht mehr besonders viel Natur. Anders ausgedrückt: Die Produkte der Fast-Food-Industrie sind sogenannte ultraverarbeitete Lebensmittel.

Die sind nicht zu verwechseln mit verarbeiteten Lebensmitteln, die ihre Eigenschaften in abgewandelter Form behalten. Ultraverarbeitete Lebensmittel stellt die Industrie aus sogenannten abgeleiteten Stoffen her, die für den direkten Verzehr nicht bestimmt sind. Wir essen bei McDonald’s so nette Dinge wie Protein-Isolate, Stabilisatoren, Labor-Aromen, Emulgatoren, Farbstoffe und andere kosmetische Zusatzstoffe. Nur so sind die »Lebensmittel« bei ihrer Herstellung extrem billig, schnell verzehrbar und nahezu ewig haltbar.

Die spanische Universität Navarra brachte 2020 auf der europäischen und internationalen Konferenz für Fettleibigkeit anhand einer neuen Studie regelmäßigen Konsum von ultraverarbeiteten Lebensmitteln mit schwerwiegenden Krankheiten wie Bluthochdruck, Fettleibigkeit, metabolisches Syndrom, Depression, Typ-2-Diabetes und verschiedenen Krebsarten in Verbindung.

Besonders problematisch dabei: Diese Lebensmittel verdrängen meist andere, die wir brauchen würden. Anders ausgedrückt: Statt Vitaminen, Ballast- und Nährstoffen kriegen wir Zucker, Salz und Chemikalien, was auf Dauer nicht gut gehen kann. Besonders ein gesundes Herz braucht gesunde Ernährung.

Die Zutaten eines hausgemachten Gerichtes sind jede für sich genießbar und wahrscheinlich gar nicht einmal so schlecht. Die Zutaten eines typischen McMenüs, nebeneinander aufgereiht, würden wir nicht einmal unseren schlimmsten Feinden zum Verzehr aufzwingen.

SELBER SCHULD?

»Gesund«, das ist bei Lebensmitteln interessanterweise nahezu ein Unwort. Eine Studie ergab, dass sich Menschen von einem Schokoriegel weniger gesättigt und befriedigt fühlten, wenn »gesund« darauf stand, als wenn die Verpackung des gleichen Riegels zum Beispiel mit der Formulierung »mit extra Nüssen« für ihren Inhalt warb.

Doch mich beschäftigte auch die Frage, ob Konzerne das Recht haben, hunderte Millionen Menschen mit ausgefeilter Werbepsychologie zum Verzehr von chemisch aufgemotztem »Junk« zu verleiten und ihren Bedenken so etwas wie eine Alternativlosigkeit gegenüberzustellen: Wenn du das Fast-Food-Erlebnis haben willst, musst du eben zu uns kommen, dann sitzt du zwar bald in der Zucker-Fett-Salz-Falle, aber das ist dann deine eigene Verantwortung.

Wir könnten tatsächlich sagen, dass alle, die das Zeug essen, selbst schuld sind. Was erwarten sie denn? Bio-Huhn in Ein-Euro-Nuggets?

Ich kann das trotzdem so nicht gelten lassen. Wir sollten darauf vertrauen können, dass die Fast-Food-Konzerne und die Zulassungsbehörden für Lebensmittel aus einem Gefühl von Verantwortung handeln. Schließlich können wir uns nicht um alles selbst kümmern. Wozu gibt es ein Netz von Institutionen, das wir mit unseren Steuergeldern finanzieren und das uns die Mühe abnehmen sollte, jedes Produkt genau zu hinterfragen?

Das Dumme ist bloß, dass die Maschen dieses Netzes schon immer zu grob waren und dass die Lobbyisten der Fast-Food-Industrie beharrlich neue Löcher hineinreißen. Es verhindert, dass niemand in einem McDonald’s- Restaurant während des Verzehrs eines Burgers mit violetten Flecken im Gesicht tot umfällt, aber die ebenso schleichende wie gründliche Zerstörung der Gesundheit kann es nicht abfangen.

Wenn ich das mit Freunden und Bekannten bespreche, bekomme ich oft die Rückmeldung, dass sich die Situation in den vergangenen Jahren in diesem Punkt ja doch wohl verbessert hat. Schließlich sei das Gesundheitsbewusstsein und damit auch die Eigenverantwortlichkeit der Konsumenten gestiegen, meinen sie.

Leider sieht das bloß eine bestimmte Bubble so. Mehr Gesundheitsbewusstsein und Eigenverantwortlichkeit bei der Auswahl der Lebensmittel scheinen Minderheitenprogramme für Menschen ab bestimmten Einkommens- und Bildungsniveaus in bestimmten Ländern zu sein, und selbst die »gönnen« sich gerne mal was. Insgesamt jedenfalls, das ist eindeutig dokumentiert, steigt der Anteil der ultraverarbeiteten Lebensmittel an der Gesamtmenge der Lebensmittel und der Anteil der natürlichen sinkt.

Auch in der Fast-Food-Industrie hat sich die Situation seit meiner Zeit bei McDonald’s in den vergangenen drei Jahren trotz aller Bio- und Nachhaltigkeitsbeschwörungen weiter verschlechtert. Denn der Effizienz-Druck auf alle Branchen steigt, und die Fast-Food-Industrie kann ihm durch nichts besser begegnen als durch noch mehr denaturierten Junk mit noch mehr Chemie in noch hübscher gestalteten Schachteln.

Ich wäre dafür, dass auf jeder McDonald’s- oder Burger King-Schachtel ein Aufdruck wäre: »Achtung, der regelmäßige Verzehr dieses Produktes schadet Ihrer Gesundheit.« Es wäre nichts als die Wahrheit.

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