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Читать книгу: ««1906». Der Zusammenbruch der alten Welt», страница 8

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Das Wrack des „Dandolo“ nahm der englische Panzer „Duncan“ ins Schlepp, während alle anderen englischen Schiffe ihre Boote, soweit sie nicht zerschossen waren, zu Wasser ließen, um die auf den Wogen treibenden italienischen Matrosen zu retten. Die meisten waren allerdings von den sinkenden Schiffen mit in den beim Untergang entstandenen Strudel hinabgerissen worden.

Das furchtbare Drama war zu Ende. Um 5 Uhr nachmittags fuhr der Panzerkreuzer „Juno“ in den Kriegshafen von Neapel ein, setzte, während die englische Panzerflotte in einem Halbkreis gefechtsklar auf der Reede Aufstellung nahm, eine Abteilung Mannschaften ans Land, die sofort in dem Arsenal alles Material im Laufe von zwei Stunden zerstörten. Die Torpedovorräte nahm der englische Panzerkreuzer an Bord. Das einzige im Hafen zurückgebliebene intakte Schiff, der Kreuzer „Lombardia“ strich die Flagge und wurde unter dem Union Jack nach Malta gebracht, wo zwei Tage später auch das Wrack des „Dandolo“ eintraf.

Da eine Landung nicht beabsichtigt war, wurde das englische Kommando mit Einbruch der Nacht zurückgezogen; die Marineanlagen kamen nach diesem Besuche für eine weitere Verwendung während des Krieges nicht mehr in Betracht. Auf der Reede blieben nur zwei englische Panzerkreuzer als Beobachtungsposten liegen. Eine sehr wertvolle Kriegsbeute bildeten zwei deutsche und 18 italienische Dampfer, die man nach Malta führte. Die im Hafen liegenden Segelschiffe und Fischerboote ließ man unbehelligt.

An demselben Tage fand bekanntlich auch der Kampf mit den drei in Tarent stationierten italienischen Panzerschiffen „Ruggero di Lauria“, „Andrea Doria“ und „Francesco Morosini“ statt, das mit der Vernichtung der beiden ersteren endigte, während der in Reparatur auf der Werft liegende „Morosini“ kampflos in die Hände des Feindes fiel und dann der englischen Flotte einverleibt wurde. Die vier englischen Linienschiffe hatten nach kurzem Gefecht die Einfahrt in den Hafen forciert, nachdem sie die gleich anfangs mit ihren Drehmechanismus in Unordnung geratenen Panzertürme auf der Insel San Paolo niedergekämpft hatten. Da eine Besetzung des Hafens von Tarent nicht beabsichtigt war, begnügte man sich auch hier damit, das Arsenal und die Docks in ähnlich gründlicher Weise wie in Neapel zu zerstören. Schließlich vernichteten die Engländer auch noch die wenigen kleineren italienischen Schiffe auf der Flottenstation von Maddalena nach einem kurzen Gefecht. Maddalena diente hinfort der englisch-französischen Flotte als Stützpunkt für die Blockade der italienischen Westküste.

Bekanntlich rief die Beschießung von Neapel eine ungeheuere Entrüstung hervor. Man warf den Engländern vor, eine offene Stadt bombardiert zu haben, wobei man jedoch vergaß, daß Neapel Kriegshafen war. Die anfängliche Absicht der Engländer, den Kampf auf der Reede zu führen, um die Stadt nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, wurde, wie oben geschildert, durch die Eröffnung des Gefechtes von seiten des italienischen Admirals durchkreuzt. Immerhin herrschte große Aufregung im englischen Parlament, als der irische Abgeordnete John Redmont den englischen Premierminister deswegen interpellierte. Die Antwort, die dieser gab, war echt bezeichnend für die englische Auffassung. Der Minister las zunächst die Instruktion für Lord Beresford im Wortlaute vor, woraus hervorging, daß dem englischen Vizeadmiral von vornherein größte Schonung der Stadt zur Pflicht gemacht worden war. Er schilderte die bekannten Vorgänge zu Anfang des Gefechtes und sagte dann:

„Ebenso, wie Lord Beresford selber, bedauere ich die notwendig gewordene Beschießung des Hafenquartiers von Neapel. Wir beklagen es aufrichtig, daß wir gezwungen waren, einige Granaten in das Arsenal zu senden und daß mehrere zu hoch gehende Schüsse in die benachbarten Straßen trafen. Hierbei ist aber zu bedenken, daß die Verantwortung dafür auf den italienischen Admiral fällt. Weiter möchte ich darauf aufmerksam machen, daß Neapel zwar mit seinen baugeschichtlichen Denkmälern eine große Anziehungskraft für den Fremdenverkehr hat und daß der Besuch besonders englischer Reisender der Stadt eine große Einnahme bringt. Wollen Sie aber, meine Herren, bedenken, daß der Reiz, den Neapel bietet durch die exakte Schießleistung unserer Schiffsartilleristen in keiner Weise verloren, sondern im Gegenteil gewonnen hat. Die Zerstörung einzelner Bauwerke fügt vielmehr den zahlreichen Sehenswürdigkeiten Neapels einige neue hinzu, denn ich bin sicher, daß nach Beendigung dieses Krieges jene Ruinen für alle Reisenden und besonders für englische Touristen eine Hauptsehenswürdigkeit der Stadt bilden werden. Für die Zerstörung einiger zwar malerischer, aber nicht sehr wertvoller Gebäude wird die Stadt jedenfalls durch einen reichlicheren Besuch fremder Touristen vollauf entschädigt werden. Und ich denke, daß die efeuumsponnenen Trümmer der zerstörten Gebäude, verbunden mit der Erinnerung an den für England so glorreichen Tag von Neapel für alle Fremden eine größere Sehenswürdigkeit darstellen, als das zu der Zeit der Fall sein konnte, da jene Gebäude noch unverletzt waren. Ich glaube, daß sich auch das sehr ehrenwerte Mitglied dieses Hauses, welches im Namen einer etwas übertriebenen Humanität die Anfrage an mich richtete, mit meiner Antwort zufrieden sein wird, und sich dabei beruhigen wird, daß wir die Baudenkmäler fremder Länder danach einschätzen, ein wie großes Interesse sie für die Mitglieder unseres glorreichen Volkes haben“.

Wie gesagt, eine echt englische, aber nicht ganz zurückzuweisende Auffassung, denn der kolossale Fremdenbesuch, den Neapel jetzt aufzuweisen hat, zeigt ja deutlich, daß die durch das englische Bombardement zerstörten Gebäude für alle Touristen vorläufig fast so interessant sind, wie die Trümmerstätte von Pompeji. Die Einwohnerschaft von Neapel, die den Fremden englische Granatensplitter (die übrigens aus England neuerdings selber en gros bezogen werden) verkauft, ist ein Beispiel dafür, wie man ein nationales Unglück in Scheidemünze für den Touristenverkehr umwechselt.

Die Seeschlacht von Spezzia

Der englisch-französische Plan war ursprünglich folgender gewesen: Zu gleicher Zeit, da die englische Flotte vor Neapel und Tarent erschien, um dem in Rom überreichten Ultimatum den nötigen Nachdruck zu verleihen, sollte die französische Flotte mit imponierenden Streitkräften, d. h. unter Aufbietung sämtlicher in Toulon gefechtsbereiter Panzerschiffe, auf der Höhe von Spezzia eintreffen. Jedoch hielten die Franzosen dieses Programm nicht ein, da Havarien auf verschiedenen Schiffen die Marschgeschwindigkeit ihres Geschwaders erheblich herabgesetzt hatte. Dieses, bestehend aus den sieben Linienschiffen: „Suffren“, „Jena“, „Hoche“, „Neptune“, „Henri IV.“, „Massena“ und „Brennus“, sowie den Panzerkreuzern: „Gambetta“, „Gloire“, „Montcalm“ und „Chancy“ – also den wahrscheinlich in Spezzia zu erwartenden und voraussichtlich noch in der Ausrüstung begriffenen Schiffen überlegen – hatte zwar am Mittag des 19. März die Reede von Toulon verlassen, unterwegs aber versagten die Maschinen des „Brennus“ und auf dem „Neptune“ brach die Steuerbord-Schraubenwelle. Unfälle, die, wollte man das Geschwader nicht um zwei wertvolle Einheiten schwächen, zu einem längeren Halt auf hoher See zwangen, bis der Schaden auf dem „Neptune“ leidlich repariert war. Die Maschinenhavarie auf dem „Brennus“ stellte sich allerdings als so erheblich heraus, – acht Bellevillekessel leckten hoffnungslos – daß der Panzer nach Toulon zurückkehren mußte. Zu der Zeit, da die Entscheidung über Krieg und Frieden schon gefallen war, befand sich die französische Flotte erst halbwegs zwischen Toulon und Spezzia; das aber wurde verhängnisvoll.

Die italienische Regierung hatte hier im Norden schneller ihre Maßregeln getroffen, als vor Neapel. Der in Genua liegende Panzerkreuzer „Carlo Alberto“ ergänzte dort Kohlen und Munition und ging am 18. März morgens um 10 Uhr mit vier Torpedobooten in See, mit der Funkspruchsstation Genua ständig in Verbindung bleibend und durch sie auch über den Ausbruch des Krieges unterrichtet. Nachmittags um 3 Uhr meldete der französische Kreuzer „Chancy“, daß er unverständliche Funksprüche erhalte, was die Annahme nahelegte, daß diese von italienischer Seite stammten. Um diese Zeit setzte die französische Flotte nach dem oben erwähnten Aufenthalt ihren Marsch auf Spezzia fort, während, wie gesagt, der Panzer „Brennus“ langsam nach Toulon zurückdampfte. Als er sich auf der Höhe der Hyères-Inseln befand, erfolgten abends gegen 10 Uhr plötzlich, fast gleichzeitig an Steuerbord und Backbord, am Hinterschiffe zwei furchtbare Detonationen, die das Hinterdeck des Schiffes unter einem Wassersturz begruben: Ein überraschender Angriff der von Genua ausgelaufenen italienischen Torpedoboote, der den Erfolg hatte, daß der „Brennus“ nach kaum 20 Minuten sank.

Fast um dieselbe Zeit fand südlich von Genua ein anderes Gefecht statt, welches ein ebenso schnelles Ende nahm. Der nach Norden zu sichernde französische Panzerkreuzer „Chancy“ erhielt zwei schnell aufeinanderfolgende Torpedoschüsse, und wenn er auch das feindliche Torpedoboot anscheinend in der Dunkelheit überrannt hatte, – man hörte nie wieder etwas von dem Fahrzeuge – so war doch das Schiff nicht zu retten. Die Torpedos hatten 20 m von einander mittschiffs auftreffend fast ein Drittel der Schiffswand zerrissen. Das Wasser stürzte in die Maschinen, sofort die Feuer löschend, so daß jede Rettungsarbeit unmöglich wurde. Der „Chancy“ kenterte und sank so rasch, daß kaum 40 Mann von seiner Besatzung sich in den Booten retteten, die zwei Tage darauf vor Genua eintrafen. Das waren zwei empfindliche Verluste noch vor Beginn des Kampfes.

Die französische Flotte traf um Mitternacht des 20. März vor Spezzia ein. Der alsbald unternommene Versuch von zehn Torpedobooten, in den Hafen einzudringen, scheiterte an der Wachsamkeit der Italiener. In Spezzia war man insofern in einer günstigeren Lage, als man volle 24 Stunden Zeit hatte, die Ausrüstung des im Hafen liegenden Geschwaders zu vollenden, und als im Morgengrauen des 21. März die französische Flotte den Kampf mit den Küstenbatterien begann, fand sie einen wohlgerüsteten Feind. Da von den Franzosen das Linienschiff „Suffren“ allein einen Oberdeckspanzer trug und somit gegen das Feuer aus den italienischen Mörserbatterien leidlich geschützt war, so legte es sich näher an die Küste und nahm mit seinen schweren Geschützen den Hafen und die Arsenale unter ein gleich anfangs sehr wirksames Feuer, während die übrigen französischen Schiffe weiter auf der Reede zurückblieben.

Die leidige Jahrhunderte alte Gewohnheit der Franzosen, ihr Schiffsmaterial zu ängstlich zu schonen, machte sich hier verhängnisvoll geltend. Anstatt alle Kräfte an den ersten Offensivstoß zu setzen – eine jede Stunde des Zögerns zählte auf seiten der Italiener, da sie der Ausrüstung und Gefechtsklarmachung ihrer Schiffe zu gute kam – ließen sie zunächst fast allein den „Suffren“ das Bombardement weiterführen.

Etwa um 9 Uhr erhielt man von Süden her von einem englischen Kreuzer die Funkspruchmeldung von dem Siege vor Neapel. Als dieser auf der französischen Flotte bekannt wurde, erregte er großen Enthusiasmus und der französische Admiral beschloß jetzt die Hafeneinfahrt von Spezzia zu forcieren, indem er Unterseeboote voranschickte, um die Minensperre zu zerstören. Während sich nun die französischen Linienschiffe formierten, erfolgte durch das Versagen des Rudermechanismus auf dem „Henri IV.“ ein an sich belangloser Zusammenstoß zwischen diesem und der „Jena“. Jedoch entstand eine momentane Unordnung in den französischen Reihen. In diesem Augenblick erschien die italienische Flotte in der weiten Hafeneinfahrt von Spezzia. Die sechs Linienschiffe „Regina Margarita“, „Benedetto Brin“, „Emmanuel Filiberto“ (sein Schwesterschiff „Admiral di St. Bon“ lag in Reparatur im Dock), „Sardegna“, „Sicilia“ und „Umberto“ gingen unter Volldampf dem Feinde entgegen. Gleich in den ersten Minuten des Kampfes erhielt der dem Feinde die verhängnisvolle Breitseite bietende „Henri IV.“ vier Treffer mittschiffs, die seine Mittelartillerie an dieser Seite außer Gefecht setzte. Außerdem mußte ein Treffer unter den Kommandoturm dessen Signalleitungen zerstört haben, denn das Schiff verharrte ruhig in seiner gefährlichen Lage. Da brauste unter voller Maschinenkraft die „Sardegna“ heran. Doch plötzlich hob sich deren Bug mit dem Rammsporn hoch aus dem Wasser. Dann tauchte die „Sardegna“ mit dem Vorschiff tief in die Wellen ein und setzte hierauf, wie eine Ente das übergekommene Sturzwasser abschüttelnd, ihren Weg fort.3

Wenige Minuten später grub sich der Sporn der „Sardegna“ in die Backbordseite des „Henri IV.“ ein. Dieser legte sich unter der Wucht des Stoßes nach Steuerbord über, und als die „Sardegna“ sich wieder frei gemacht hatte, schwankte er zurück, tauchte die Backbordreeling tief in die Wellen, einen Moment stand das Deck senkrecht zu den Wogen, die schweren Signalmasten klatschten auf das hoch aufspritzende Wasser; eine dumpfe Detonation erfolgte. Der „Henri IV.“ kenterte und lag kurze Zeit kieloben, während die Schrauben das Wasser peitschten. Dann versank der schwere Schiffskörper in den Wellen, die ganze Besatzung, auch die, die sich in den letzten Minuten auf seinen Rumpf gerettet hatte, und auf der rotgestrichenen Metallmasse des Unterschiffes wie hilflose Ameisen herumkrochen, mit sich in die Tiefe reißend.

Die Schlacht dauerte kaum eine Stunde. Über ihren Verlauf wissen die Augenzeugen die widersprechendsten Aussagen zu machen. Die Ereignisse folgten sich so schnell, daß menschliche Sinne der sich jagenden entsetzlichen Eindrücke kaum Herr zu werden vermochten. Als am Vordermast des französischen Admiralsschiffes das Signal erschien „Sammeln und nach Toulon zurückkehren“, (das Signal wurde nicht mehr von allen Schiffen verstanden, da der Signalmast wenige Sekunden darauf seitwärts über Bord stürzte) waren nur drei französische Panzer noch leidlich imstande den Befehl auszuführen. „Henri IV.“ und „Hoche“ waren gesunken, „Neptune“, von mehreren Torpedoschüssen getroffen, war, um die Besatzung zu retten, auf die Küste losgefahren und war unweit des Hafeneinganges langsam, das Vorschiff voran, untergegangen. In seinem turmartigen Signalmast, in dem sich schreckliche Szenen der Verzweifelung zwischen den nach oben enternden Mannschaften abgespielt hatten, hatte sich ein Teil der Besatzung gerettet; andere wurden von italienischen Zerstörern und Minenbooten aufgefischt.

Den Rückzug der schwer havarierten drei Panzer „Suffren“, „Jena“ und „Massena“ deckten die jetzt in den Kampf eingreifenden Panzerkreuzer. Doch wurde der „Gambetta“ nach einer halben Stunde so zugerichtet, daß er, nach einem vergeblichen Versuch, nach Süden zu entkommen, nur noch zwischen Übergabe oder Vernichtung zu wählen hatte. Er hißte die weiße Flagge. Die „Gloire“ opferte sich vergebens gegenüber den italienischen Panzern auf.

Nur dadurch, daß die italienischen Schiffe selber sehr stark gelitten hatten und im Hinblick auf die möglicherweise von Süden zur Hilfe eilende englische Flotte sich nicht zu weit von Spezzia entfernen wollten, wurde es möglich, daß die arg zusammengeschossene „Jena“ und der „Suffren“, der nur noch einem rauchenden Wrack glich, nach Toulon entkamen, während der „Massena“ in den Händen des siegreichen Feindes blieb.

Am 23. März liefen die Trümmer der französischen Flotte, zwei fast gefechtsunfähige Panzerschiffe, fünf intakte Torpedoboote und fast alle kleinen Kreuzer, die sich an der Schlacht nicht beteiligt hatten, in Toulon wieder ein. Der Eindruck dieser Niederlage war ungeheuer. Er führte in Toulon zu einer Arbeiterrevolte. Dieselbe Stimmung teilte sich auch der Bevölkerung von Marseille mit, deren sozialistischer Stadtrat in einer phrasenreichen Entrüstungskundgebung der Regierung, die sich leichtsinnig in diesen Krieg gestürzt habe, die Verantwortung für das nationale Unglück aufbürdete. Die ersten Schüsse, die französische Truppen in dem Feldzuge an der Südgrenze abgaben, waren auf die eigenen Landsleute gerichtet, die das Arsenal von Toulon stürmten und mehrere Marineoffiziere im Straßenkampf töteten. Zwar gelang es der Regierungsgewalt die Ordnung wieder herzustellen, jedoch das Vertrauen auf die Flotte und auch, bei der leicht umschlagenden Stimmung der Südländer, auf das Heer, war geschwunden und nur widerwillig zogen die unter diesem Eindruck stehenden französischen Truppen in den Krieg.

Frankreichs neueste Waffe, die so sehr protegierten Unterseeboote, hatten nichts ausgerichtet. Unentbehrlich für die Hafenverteidigung und den Küstenkrieg, hatten diese Fahrzeuge in ihnen unbekannten Gewässern beim Angriff auf einen unbekannten Hafen völlig versagt. Mehrere Boote waren übrigens vor Spezzia gesunken, eines, wie erwähnt, von der „Sardegna“ überrannt. Der Verlauf des Seekampfes hatte außerdem den Beweis erbracht, daß man in der französischen Marine bei der Anhäufung schwerer Gewichte auf den Decks in den festungsartigen Signalmasten und in den zu massigen Decksaufbauten zu wenig Rücksicht darauf genommen hatte, daß dadurch die Schiffe überlastig wurden und beim einseitigen Einbruch von Wassermassen in die Schotten der Gefahr des Kenterns ausgesetzt waren. Auch die italienische Flotte hatte schwer gelitten, zwar war kein Schiff gesunken, doch schieden der „Emmanuel Filiberto“, sowie der kaum noch schwimmfähige „Umberto“ die nur mit Mühe noch ins Dock gebracht wurden fürs Erste aus der Flotte aus. Nach Beendigung der notwendigsten Reparaturen konnte jedoch der italienische Admiral bei einer Revue auf der Reede von Spezzia Mitte April konstatieren, daß vier Panzerschiffe und die vier Panzerkreuzer wieder vollauf gefechtsfähig waren. Außerdem wurden die beiden im Bau befindlichen Linienschiffe „Vittoria Emanuela“ und „Regina Elena“ bald in die Flotte eingestellt.

Die englische Flotte verhielt sich nach der Schlacht von Neapel zunächst passiv, hatte auch genug mit dem Ausflicken ihrer Schiffe zu tun, und begnügte sich damit, zwischen Toulon, Maddalena und Neapel eine sichernde Postenlinie zu unterhalten, und außerdem die Straße von Brindisi, wo ein starkes Geschwader stationiert blieb, zu beobachten. Man traute der kleinen österreichischen Flotte zunächst keine Offensive zu und hatte darin auch, wie sich zeigte, recht. Das österreichische Geschwader in Pola und Triest, zu dem drei kleine italienische Kreuzer von Venedig stießen, wagte vorläufig keinen Vorstoß, war es doch auch ein gefährliches Wagnis, über Brindisi hinauszugehen, wo man voraussichtlich mit einem zwei- bis dreifach überlegenen Gegner zusammentreffen mußte. Die Aufgabe der österreichischen Flotte war es fürs Erste, nur auf dem Posten zu sein, um die Engländer und Franzosen zu zwingen, ein größeres Geschwader bei Brindisi und Tarent konzentriert zu halten. So zog man wenigstens einen Teil der feindlichen Machtmittel zur See von der deutschen Küste ab.

Das Nächste, was die französisch-englischen Kreuzer im Mittelmeer unternahmen, war, überall die deutschen, österreichischen und italienischen Schiffe aufzubringen, soweit sie nicht in türkischen Häfen lagen oder ins schwarze Meer geflüchtet waren. Dann herrschte einige Zeit fast völlige Ruhe. Es mag hier gleich erwähnt werden, daß es dann am 17. Juli auf der Höhe von Brindisi zu einer Seeschlacht kam, die dadurch herbeigeführt wurde, daß der Unwille des österreichischen Volkes über die Untätigkeit der Flotte die Regierung zwang, sie den Feind angreifen zu lassen. Sie wurde dabei durch eine Diversion der Italiener von Spezzia unterstützt, die Schlacht blieb unentschieden, sie kostete den Österreichern die Hälfte ihrer Panzerschiffe und den Engländern ein Linienschiff und zwei Panzerkreuzer. Das unweit Messina gleichzeitig stattfindende Gefecht endete mit dem Untergang der „Sardegna“ und der Gefangennahme der fast sinkenden „Sicilia“ durch die Engländer, die aber hierbei ebenfalls ein Linienschiff einbüßten. Dann trat für diesen Kriegsschauplatz bis zum Herbst wieder vollständige Ruhe ein. Die Italiener blieben mit ihren letzten vier Linienschiffen in Spezzia (die beiden am 21. März havarierten waren wieder ausgebessert) und die Verbündeten beschränkten sich weiterhin auf einen ziemlich lockeren Blockadedienst vor Brindisi und an der italienischen Westküste. Verstärkt wurde das Blockadegeschwader im Laufe des Sommers durch die inzwischen in Toulon endlich fertiggestellten französischen Panzerschiffe, die aber nicht mehr zum Kampfe kamen.

3.Die Besatzung der „Sardegna“ erzählte später, man habe auf den „Henri IV.“ zusteuernd einen gewaltigen Stoß gespürt, der alle an Bord Befindlichen zu Boden warf. Man glaubte zunächst einen Torpedoschuß erhalten zu haben. Da aber nichts weiter erfolgte, alle wasserdichten Abteilungen meldeten, daß das Schiff intakt sei und nur das Kollisionsschott etwas Wasser zog, so konnte man sich den Vorfall nicht erklären. Erst viel später stellte sich heraus, daß die „Sardegna“ auf eines der französischen Unterseeboote gestoßen sein mußte.
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
01 ноября 2017
Объем:
310 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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