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Übertyre durch das Oberstübchen

Eine Mitarbeiterin von der Nachbardiakonie ein Haus weiter kommt zu Besuch in die Redaktion, „Das Kreuz ist jedoch aus ganz schlichtem Holz: Natur und ohne Leiche.“, bekräftigt die, „Das mag doch jedermann sehen, ein derart gutes Symbol.“, und so lehnt das naturfarbene Gestell halb an der Wand, die noch kein kommensurables Pendant hat, „Ich bin nicht in Gänze fertig geworden, das große Kreuz direkt neben dem Hauptcomputer an der Wand zu befestigen. Aber das macht ja nichts. Ich komme gleich nochmal wieder. Daran hätte ich selber denken müssen!“

„Und ich bin jetzt auf vierundzwanziganhalb Wochenstunden runter,“ ruft der Chefredakteur, „und in ein paar Monaten werde ich nur noch in H.“, betont er, „eine kleine Stelle haben.“

Freibeuterisch mobbt der Chefredakteur den Kopf eines Mitarbeiters und frisst die Kekse aus den Händen Öjwinds, deutet dann dem nächsten an, ihm die Hände an den Hals legen zu wollen, „Und in wenigen Minuten,“ er dreht Öjwind die Schreibtischleuchte in Verhörmanier in das Gesicht, „habe ich Feierabend.“

„Die Initiatorin der Initiative hier ist neulich angezeigt worden,“, sagt der Chefredakteur warnend, „weil sie auf dem Motorrad Fahrradfahrer erschreckt hat, von denen sie vermutete, dass sie zur Mafia gehören. Bevor wir uns einen Job bei der Amtskirche kaufen und so losweiden, na ја. Jedenfalls, christo-zentrisch wirkt dieses leichenlose Mordinstrument bei der Höhe nicht! Es geht ja fast bis unter die Decke. Wieso will diese Motorradklerikerin uns tatsächlich die Leitkultur-Nischen plattfahren? Sagt einmal die Gratispriesterin Marke Aureole Universaldilettantin deponiert Spendengefäße in dem Café? ۔Also, wir wollen hier keine von den eisernen Alraunen á la mode Stauffenberg junior zum Altar. Ich sage euch, Jetflieger, Hockenheimringer, Rennbootfahrer und vornehmlich die Distanz-Kleinkaliber-Gewehrschützen, aber auch diese Jagdschein- und Sarganfertiger, diese ´Mission erfüllt` - Visagen bei abgenommenem Helm, die den Wumm abgehen lassen und originales Material verlangen: frische Libido-Burnouts, wirkliche Midlife-Krisen und unolympische Kühlschrank-Disziplinen. Ah! Der Volontär Öjwind, nimmt keiner mehr den Hörer ab zurzeit bei den Anthroposophinnen von ihrem nicht-technisch, gehobenen oder haben die nur noch drei Tage die Woche Publikumsverkehr seit ihrer Palastrevolution per Ausleseprüfung - Platz Zweiundzwanzig von zweihundert geprüften Bewerberinnen bei vierundzwanzig Lehrstellen? Ja, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem sozialistischen Sekretariat! Wie bitte? Ich soll noch eine Nummer ziehen: klicker, klicker, ssst, ratsch, oh! Die Nummer Siebenhundertzweiundsechzig und dazu, synchron auf der schleppendsten Lotterie-Uhr der digitalen Arbeiter- und Amtsgeschichte: Sechshundertelf, und nebenan im Gerichtsgebäude entfernen sie gerade die Rentnerin, die mit der Handgranate in der Vorhalle steht, weil ihre Sache nicht gut lief oder angeblich schon abgeblasen ist. Zwei Arten der reinen Buttermilch-Hoffnung, entweder ein Ticket mit dem kleineren solidarischen Nenner zu finden, oder in einem berauschenden Klangkonzert die Tonverabreichung von der Sechshundertachtundsiebzig bis zu der Sechshundertdreiundneunzig, die phänomenal tonale Hymne in derselben Klangart, ein achtzehnfaches Gongen von der Siebenhundertvierundvierzig bis zu der Siebenhundertzweiundsechzig, zig schon vorher geflohenen zu Dank verpflichtet für dieses berauschende Vereinzelungserlebnis, Ding-Dong, Ding-Dong, Platz Elf und los, dawai-dawai zu der rabotei, vorbei an dem dritten Sicherheitsbeamten, den mit eingerechnet, der oben bei dem Arbeitsberater im vierten die Fenster geschlossen und auf Kipp gestellt hat: `Kann ich nicht kontrollieren, ob Sie die nochmals öffnen, wenn ich weg bin´, zu Platz Elf: Bitte! Einen Termin für die Sozialbearbeiterin, die schon den ganzen Tag am Einbürgerungstest feilt! Und zum ..., bitte? Ach, in Büro Vierzehn bei den Herren Zivilbeamten von der Kripo-Ausländerbehörde vielleicht? Der kleine, elektrokalorische Volontär Öjwind für den Chefposten auf dem technologischen Rechnersessel, offenbar für gar nichts zu haben heute? Früher ist alles besser gewesen, da haben die Leute nämlich noch quelle-idee-rouge Zeitungen gehabt, um etwas von dem Bauernhof von nebenan zu erfahren oder den Kollektiven einer anderen Metropole, die denkbar genauso anlief wie der eigene rote Schal um den Hals!“

Der Chefredakteur springt vor den Augen der Anwesenden auf den Versammlungstisch und fängt, stehend, an zu singen:

DIE DREIZEHNTE GERION-KALIFATRIE

„Hola, ich bin noch nie in einem KZ gewesen, Mister Lao Dse-Junior!

Gieß uns die frohe Neuro-Tat in den Kolben

Die uns gestern schon in das Neuro getreten hat!

Wir sind polytoxikoman in Shivas Tempel

Multitransparenter En-Er-Gie-Gen-Es-Is

Zentralisiert wird unsere Isolation!“

Er zerwirft eine Serie von Porzellanuntertellern vom Versammlungstisch an der Wand.

„Nur im Zerbrochenen finden wir Zugang und Anschluss!

In Kleidern, die von Sand und Wind leicht abgetragen

Und durchpflügt in der hinreißenden Dämmerung

Von den geflügelten Rädern.“

Er turnt im Flick-Flack vom Redaktionstisch herab auf die Flöre des Großraumteppichs.

„Und den Tröpfcheninfektionen Hypnotisierter,

Bevor Ungefragte Verträge und unnötige Konflikte

Aus dem Gleichgewicht stürzen!

Nochmal der Zalmoxis-Bote aus

Hype it! Peenemünde!“

Der Chor der quaoarischen Ratten erscheint am Kreuzweg zum Klassengang. Geweiht betreten die abgekochten, gedunsenen, angedünsteten und aufgeschwemmten Ratten die quaoarische Bühne und beginnen ein Chanson.

„Balance und Überfluss,

Balance und Überfluss

Sind die Imperien der Freiheit

In den Quantenschäumen der turbokapitalen Kirchweih“

Der Chefredakteur rollt eine der Zalmoxis'- Ausgaben zu einer Rolle zusammen und psalmodiert.

„Wir sind rechtlose Brezel Schatten in unserem Glück

Das ganze Jahrhundert hat regiert

Kein Quäntchen Jota hat's int'ressiert

Der alte Drache beginnt

Gebaut von einem Wiesel

Fliegenflügel zerbersten am Glas“

Er schlägt einem Zeitungshändler, der an einem der Rechner sitzt, mit der Zeitschrift auf den Kopf.

„Das Stückchen Sieg im Strom der Worte

Alles groß, geil und gut!“

Der Chor der quaoarischen Ratten,

„Alles groß, geil und gut!“ (2 *)

Der Chefredakteur,

„Im flairgefrästen Pfauenthron

In den Paradiesen der replikabolen Retrostaaten,

In den Weltwasserkonzilen des kollektiven

Unterbewusstseins,

Der blaugold-mythologische Ökon!“

Arie der quaoarischen Oberratte mit polyphonem Kanon,

„Oh seht, ein graues Klassikpferd säuft aus dem Klo und krepiert.“

Der Chefredakteur,

„Versiegende Hydren voll strukturalisiert,

Krakeele in Israele,

Universelle Synopsen,

Ultraprivilegierter Phänomene:

Konsensuale Halluzination!

An den alten Schwellen nur neue Ufer

Zu den eiligen, medialen Panoramen

Welcher Nationen auch immer!“

Alle quaoarischen Ratten zusammen,

„Wer gebar uns den Grund der Bewegung

Und die prima Bewegungskraft

Wer die passive Ordnung so urkinetisch und wer

Die aktive Macht?“

Ein gigantisches Kulissenbild wird an schweren Stahlseilen herabgelassen, auf dem sich ein Paar gewundene Schamott-Ton-Eleysen Piech Spiraldvis, gleich sternhagelvollen Füllhörnern in gegenseitiger Inthronisation, auf einem Schild schnurstracks HERVORRUFUNG anbieten, und das ornamentiert ist mit lanzenstraffen Zitteraalen, Schleichen, Nattern, Viperiden, Squamaten, Serpenten, Otterschlangen, Kobren, Pythen und natürlich mit K. Kundalinis Fragezeichen in Leuchtlettern zu der sie am Mittelpunkt greifenden Faust, die K. restrikt härtet, stringent stählt, geradewegs stabilisiert, streckt und bedächtig zu einer angespannten Muskulatur geformter Bereitschaft werden lässt.

„Davon geht die Welt nicht unter!“,

flüstert eine Souffleuse und erscheint mit dem Skript zu PROBLEMFAN - Einakter - und der erwachenden Fähigkeit zu Kritik und Aufklärung aus ihrem Kabuff.

„Diese Sequenz, in der Sie mit den Megaseren des diastolischen Ur-Gelees in Dialog treten und über die Elemente einer neuen Herrschaft der Körpergrößen…, ja! Beim Konzert des Therapeutischen Orchesters für tantraistischen Umbruch in Szene Zweiundzwanzig, passen da nicht besser diese tanzenden Riesenkanülen auf Stelzen, die sich zu den singenden Adern blutübersprühter Felder gesellen? Und wenn diese Sakraltürme anfangen, mit den kleinen Blutspiegelwerten in dieser stupiden Kompetition zentrumslos miteinander zu kommunizieren, dann die Zeile mit dem: Ach, dieses Anti-Plodion-Komplott der von Energien gebauten Käseglocken und gehypten Typologien Dagewesener und im Ungeist Aufgegebener, ersetzten durch ein chorales: Bibabutzeweib! Die du die Köpfe der Verlausten mit Floralwerk kränzest und mit schimmernden Buketts aus Stacheldraht die Programmierer, Ingenieure, Erfinder und Spieltheoretiker angewandter Wissenschaften zerklirrender Techniken auf den brachen Feldern des abtauenden Nordpols krönen willst.“

Der Chor der quaoarischen Platzratten aus der Unterschicht intoniert sphyngisch flüsternd.

„Phantome, Gespenster und Widrigkeiten Fabrizieren

Die Typen, Schatten, Marionetten und Puppen

Ödnis, Trübsal, Finsternis, Elend und Dürre

Wirken nicht nach ihrer Wirke

Sondern nach ihrem erkannten Wesen“

Die letzte, quaoarische Kammersängerratte, berühmt unter ihrem Pseudonym King Gemuel Kommie und beschminkt mit den Symbolen der Weltreligionen, wird auf einem hydraulischen Hebewerk von unterhalb der Bühnenbretter in das gleißende Rampenlicht gehoben und intoniert (ad final sol).

„Sista Amchra entsteigt aus dem Meer

Und Baaht nennt sie Babylon

Oh, babe my alone! Flugs brennt das ganze Land

Doch der Adler der Freunde fliegt weiter

Und ich muss zu Fuß nach Dornach, denn

Eines Morgens wird der Mogul begehren

Mit viel Aufwand seine Truppen zu mustern.“

Dazu (aus dem Off) die chantenden Rhythmus-Ratten Quaoars,

„Meschugge, meschugge, meschugge, meschugge, meschugge, meschugge!”

King Gemuel Kommie schlägt einen gewaltigen Sound von einem quaoarischen Gong, der auf die Bühne gefahren wird, und verkündet, „Erwachet!“

Der Chefredakteur hantiert mit einer Handkamera durch den Raum und macht damit einige kurze Aufnahmen von sich und der Umgebung.

„Vielleicht Experimentalfilme, nach mir benannte Straßennamen, Multi-Konzerne und bio-frühstücken, das heißt, einmal bis mittags von Supermarkt zu Supermarkt hechten, die sozial faireren Bioartikel aus den Regalen suchen und öffentlich beim Spazierengehen verzehren, bis der verabredete Treffpunkt - Los, alle bringen einen Snack mit! - bei der Kirche erreicht ist, an der auf einer Palettenbühne die Band `Den lukustulesk´ ihre Hitsingles `Gendreck weg! ´ und `Das Mädchen mit dem Megaphon´ hervorrockt und als Zugabe vor einem unersättlich bangenden Zuhörer an der Monitorbox und unzähligen moschenden Zuhörerinnen auf dem Platz ihre letzte Nummer `Muss Schluss das Faschismus - denn das bist DU schuld!´ hinausmetalt.“, er legt die Luft-Lyra beiseite.

„Ich bin doch nicht der Zalmoxis-Bote aus Peenemünde - und jetzt: Aufgepasst Öjwind! Aufgepasst und volontär! Spielstand: Nein zu Ja, Halbzeit-Land, Rückrunde in unserer intimen Arena hier im bifaschistiat miteinander Verrissenen: Zu den Weltflucht-Initialen: überbehelmte Oberherrlichkeiten signalisieren ihre Initiiertheit zur telepathischen Abkontrolle der Menschheit. Gekränzte, Gekrönte, Bepanzerte, durchlöchert und kaleidoskopiert von ausdringenden, tröpfelnden Lichtinstanzen - mythische Spolien, die jegliche Privilegiertheit in genuiner Trance profanieren, die den Sakralturm reflektierende, stochastische Absence der außersinnlichen Wahrnehmung von Schmalhans Küchenmeisters Speisekarte: Schifferscheiße von der Titanic mit Labskaus, zwei Euro achtzig, eine litschi-melonen Limonade mit Pfefferminz-Tee, ein Euro zehn, und die gute, alte C-14-Methode für den Kot der häuslichen Fäkalgrube.“

Er hält eine Dose Hundefutter in der Hand und beginnt, diese zu öffnen.

„Tag und Nacht dieses Fusion-Mikado und fucky-cadeaux, die hohe Art des Unterwurfs, das Statement gezielt dran vorbei, ebenso genau daneben, exakt verfehlend, gefaked, reduziert auf das Wesentliche der Würfewirke, eine pop-artig post-modernistische Dose neo-realen Tierfutters und aus der sauerkrautigen Menge von Dosenöffnern ein Wohlstands-Turuli, ruck-wupp, entfalzte Nut, aufgetrennter Kreisbogen, schneidige, wellige Schärfe, unziseliert berilltes Amulett, unkonvertierbarer Wurfstern der Illuminaten, und FLATSCH: feini, feini Fresschen in das Schalileinchen, feini, feini, brav buttergetaufte Mampfe für Feinileini!“

Ein Vierbeiner kommt, wie gerufen, aus dem Steingarten durch die geöffnete Balkontür in den Redaktionsraum gelaufen.

„Das hält man sonst gar nicht aus, Feindischweinchen, feindi, feindi, und an das Leinileinchen Gassi, Gassi, feini, feini, ja so ist brav! Feinchen, Feinchen, Feinileinchen!“

Er kramt in einer Schublade im Schreibtisch ein metallisches Magazin hervor, das stets dort liegt.

„Im Rota-durch-flexweg-Verfahren bewiesen! Auch die Funken schimmern ihrem Wesen nach bleich, und die Bleiche schimmert auch auf den Metallen. Zalmoxis! Das sind deine Statistiken: Psychologia, Biometria und eine statische Aussicht ohne Utopie, ohne die es keine aufklärende Rationalität geben wird, weil ich genau weiß, dass das Wort muslim, das arabische Adjektiv dunkel meint: also muslime Nacht, muslime Farbe, muslimes Universum, muslime Bürokratie - halbe Welt! Monsignore Volontär, Sie meinen doch bestimmt auch, dass Gott eine schwarze Frau ist, oder? Aber ganz in Gänze - im Gegenteil, weißt du Öjwind, was sich zurzeit bezahlt macht?! Wenn er propreußisch ist oder Jude, ha, ha!“

Der Chefredakteur wirft ein paar Bündel irakische Hussein-Dollars, die er in den Jackettaschen findet, auf einen Tisch mit lachenden Smiley-Aufklebern.

„In dem Nargileh-Klub ist wohl ein Schuss Wodka im russischen Rauchtee. Lieber einen erhabenen Kreis aus Flieder und Magenta, statt dieser monopolisierten Bürowelten, und nun zu Ihrem Artikel, Volontär Öjwind, betitelt mit `DIE SKULPTUR im öffentlichen Raum´. Hör´n S'e nun mal genau zu: Maß, Metrik, Körper und Orientierung haben im Minimalen, mit Richtung, Leere, Bewegung und Farbe zur Mahnung oder gar zum Fatum jederlei sehenden Wesens zu maximieren und im Zentrum der Kommunikation, in einer komplett neuen, sachlichen Schmächtigkeit, ohne die bonzenden Realismen der Romantik oder den grotesken Proportionalitäten einer dilettantischen Präsidialdiktatur zu korrespondieren. Na ja! - krikl-krakl, Volontär Öjwind, nichts als niegelnagel-quatschiges Krikl-Krakl, das taugt ja nichtmal zu ’ner Mahomedanero-Karikatur, was Sie gegenwärtig bei mir abliefern. Und dieser seltene Bilduntertitel - Im Zeitalter des Katzenauges -. Wohl nur für die Verrückten, der Volontär Öjwind ist wohl nur für Verrückte, oder was?! Volontär Öjwind?! Nun mal nicht so schüchtern hinter dem Redaktionsregal. Du kannst mir mal eben helfen, Öjwind, ich bekomme die Patronen einfach nicht in das Magazin geladen. Ich habe derart tattrige Hände, die rutschen mir dauernd aus der Hand. Öjwind, komm´ mal ´ran! Hilf mir mal beim Laden, ich schaff´ das einfach nicht mich alleine zu erschießen.“

Auf der Arbeit ist nichts Gutes passiert

Öjwind hat ein Sonnengeflecht auf dem Körper entdeckt und liegt allein zu Hause auf einem Futon, dämmert vor sich hin,

Eigentlich heißt es doch eine neue Erfahrung zu machen, ist nicht achtlos zu schätzen, aber, imago agens, und für mich? - das Unmögliche zuerst- oder was!?! - als jetzt schon die brennenden Reifen von den Hügeln rollen, und leere, entflammte Züge auf den Gleisen ins Tal fahren, die Wiesel und Ratten im Flackerlicht aufeinander stürzen und in Flora und Fauna, unter Stern und Himmel zum Feuer im Haus futurloser Pogrome werden.

Öjwind wird sich in der Dämmerung der verwunschenen Zwecklosigkeit bewusst gegen deren Archaisierungen er argumentiert, aber kein Nachbar, der klingelt, keine Vogelkonzerte auf der Fensterbank, und in der Küche springt der Kühlschrank an,

Was lausche ich auch dem widerlichen Gebrüll an einer Lichtgestalt und von dem Rest einer Menschheit, der eh nur Sieger werden will unter dem Fremdgeist des gerade Unterworfenen? - und was erhaben wird wahr werden?! - oder wenn ich zu Gast komme und berichte, was widerfahren ist? - wird der doch wortwörtlich und ohne hochzugucken sagen, dass das einfach nicht stimmt! - die Regale im Wohnzimmer werden mit Büchern gespickt sein, die wie zufällig meinen Vornamen tragen, und der Rest der Sippe wird bei laufendem Motor im Wagen versteckt sein, weil man gerade jetzt schnell noch was vorhat, ich werde mich doch nicht zu Überforderung derer exhibitionieren, mich mit in die Karre kuscheln und die beiden dazu unverklingend stimmverloren wie Sterbende durch die Täler tragen.

Öjwind schläft ein und träumt, er befinde sich auf einer Regalzeile in einer Abteilung Statuetten, zusammen mit Zerberus, einer ägyptischen Nofretete, Cicero und einer mariaänischen Kore, zwischen Prothemen, die gemeinsam aus ihrem Miniatur-Pantheon blicken, dessen Umgebung von vielen Ausziehenden durchquert wird.

Im Nachbarhaus gegenüber meint Öjwind, einen afrikanischen Nachbarn mit einem Koffer aus der Tür treten zu sehen; Öjwind, nun aus dem Pantheon levitierend, entschwebt dem Haus einer wundersamen Eremitin und wandelt mit den Ausgezogenen durch eine belebte Kirmes, nah über derer Köpfe; gleich einem mit Helium gefüllten Ballon, baumelt Öjwind in der Luft und glaubt im Traum zu spüren, dass ein feiner Faden um sein Fußgelenk gebunden ist. Und so in der Höhe entdeckt Öjwind in der Ferne eine Verflossene, die mit einer geöffneten Champusflasche in der Hand auf einer Limousine hockt und auf das Autodach pinkelt.

In dem verbliebenen Raum, ein mit orientalischen Teppichen gekleideter Diwan, auf dem dunkelbunte Kissen liegen, Öjwind blickt von einer Lektüre auf, die er im Redaktionsregal entdeckt hat, und vor dem Nachbarhaus steht ein Koffer neben der offenen Haustür.

Öjwind, wieder im Halbschlaf angekommen, ahnt,

Auch ein noch so letzter Wunsch, der richtig an Ort und Stelle, an der Traufe mit vielen ähnlich, daliegt und das gut ist, wie integriert, und genauso authentisch und einzig: Schuppe von Schuppen, dem gefiederten Teil der Straße näher, - ja!, kein letzter Wunsch erfüllt eine nächste Zeit, von der wir den ganzen Tag über reden, wenn wir das Leben meinen, in dem dann der Frühling aus den von verschneiten Morgenden und bedeckten Tagen geprägten `Wird Alles!´ hervorbricht; alles wirken lassen?, oder gar, was sich bis zur Verwirkung verwirklichen will, und an Wirklichkeit erfährt die Wirkung sich selber? - was weiß ich, was das bedeutet?

Öjwind, erneut tief einschlafend, träumt nun von einer kleinen Prozession Zollbeamter, die ein Fleetfloß betreten, welches an der Kaimauer vor der Rückseite eines rot beklinkerten Industriegebäudes angebunden treibt.

Am Betonufer bleibt ein Öjwind vertraut erscheinender Hund, der freudig, mit heraushängender Zunge hechelnd, auf dem Anleger hin- und her trabt, zurück, während die Zollbeamten das Floß los tauen und langsam, auf Geisterinstrumenten Bewegungen musizierend, das Fleet hinaufdriften, und Öjwind zusammen mit dem Hund eine marseilleanische Hafenkneipe betritt. Irgendwie scheint in der Spelunke, eine Art Geburtstagsfeier in Gang zu sein, jedenfalls sind überall an den Stühlen und Regalen Luftballons angeknotet, und vor einer hinteren Fensterreihe zu einem waldigen Garten, in dem ein heftiger Wind die Bäume hin- und her weht, steht, sehr deutlich in ein Gespräch vertieft, eine Frau zwischen Rockern und Hippies,

„Offenbar ein Luftziegel! - Einer von der netten Sorte, mit verschlafenem Sonnenplatz am Fenster! Wir behaupten doch in uns einen Weltinnenraum, ein Zeitfenster im Winter, eine Intimsphäre, in der wir uns die Worte nicht mehr zurechtlegen wollen?“

„Ne macheons les mots, c`est ça, dyggy. Ça pousse!“

Als Öjwind aufwacht, erinnert er sich, wieder einmal, genau an früher, wie die Party damals zu Ende gegangen ist, der Nachbar die Polizei rief, und wie die Homepage mit diesem,

Hirnrissigen Scheißdreck!

ihnen Jahre einbrachte.

Sein Kollege, Melisman, wollte damals sofort in den Iran, „Das wird die Siegermacht für mich, Dicker, da geht´s aufwärts!“, brachte Melisman auf, und dass sie hier nicht als ausländerfeindlich galten, wenn sie dahin wollen. Er bastelte an irgendeinem Straßenfundstück Elektronikmüll herum, das sich ihm nicht fügen wollte „Pass auf, Dicker, gleich nach dem IXI sind diese Übermuslime doch alle wieder zurück in ihre Heimat, weil die Show endlich gelaufen war, bei der sie gerne in der ersten Reihe gesessen hätten.“, und Melisman meinte, dass die hier alles liegen gelassen haben, ihre angeheirateten Frauen, Arbeitsplätze, Kinder, „Einfach alles, und dann, weitermigriert.“ Öjwind vermutete damals nur, dass die den Holocaust halt gar nicht checkten. Melisman ging zu dem kleinen, roten Campingwagen-Kühlschrank und frotzelte, dass denen das doch scheißegal gewesen sei, ob hier in Europa oder im Ami-Land die Architektur brannte, und Öjwind unkte zurück, dass er doch auch noch nicht nach Frankfurt-Umland zöge, um einen guten Empfang auf die Skyline zu haben; aber das war Melisman nicht genug, „Ich sag´ dir ´was, das ganze Europa war denen schon geschlagen genug, deshalb sind die über den Ozean.“

Der hat einfach keinen Spaß mehr verstanden damit, dass die das einfach nicht aushielten, was hier schon alles abgegangen ist,

erinnert Öjwind,

Aber Dicker - ma´ ehrlich!

entfährt es ihm,

Die hat ihn aber auch in seiner Misere zurückgelassen wie ein zerbrochenes Pferd in der Morgenröte.

„Doch, Dicker, dieser Architekt, den ich mein`, ist ein jüdischer Geldsack, der will hier seinen hirnrissigen Scheiß hinbauen!“, und bei seinem Auftritt wollte Melisman ihn abziehen, „Wir ziehen den ab, und denen fliegt der ganze Scheiß-Saal um die Ohren!“ Melismans Lieblingsargument hieß dann meistens, „Das geht nicht an!“, und er meinte damit, „Dass diese arabischen Arschlöcher mit uns Gehirnstrom-Gewinnung betreiben wollen, und der dabei irgendwelche lebenden Brücken über die Elbe ziehen will.“, und folglich kam Melisman jedes Mal zu dem Schluss, „Also sprengen wir diese Herren-Jiddmann-Versammlung einfach in die Luft, die hier die Ghettos auf die Schollen zeichnen, oder fällt dir was Besseres ein,“ fragte Melisman, „was wir mit dem Material machen können?“, und Öjwind erwähnte den Ziesen-Automat draußen auf der Straße, und dass der nicht einmal auf Karte umgemünzt sei, was er damals irgendwie für einen unfehlbaren Plan hielt.

„Nur so ein bisschen!“, sein Kollege zog den erhobenen, kleinen Finger der einen Hand empor und deutete auf die Fingernagelgröße, „Nur so ein kleines Ding, und der Apparat ist weg, und die Rock´n´Roll-Arschlöcher halten ein Leben lang die Fresse!“

Wir haben also als nächstes dieses Ding weggesprengt.

weiß Öjwind noch, und der Zieselotten-Kasten segelt wieder durch die Luft, um dann, an ihm vorbeikrachend, etliche Meter weiter in einem ihm unbekannten Gebiet seiner Imagination aufzuschlagen und für immer zu verschwinden.

Er befand damals, dass das Zeug ganz gut taugte und richtig rums machte, aber ihm fiel auf, dass in dem Silo drüben manchmal noch jemand wohnte. „Das hat niemand gehört, Dicker, is` ´n Industriegebiet, hier hängt nachts keiner rum! Jetzt sind alle Babbos, Dicker, und keine Chavos mehr!“, triumphierte Melisman.

Sie gingen danach zurück in die Butze, legten Musik auf und machten ein paar Bierdosen auf, um vor laufender Chat-Kamera anzustoßen. Melisman posierte mit Führergruß und skandierte `Kraft durch Freude´ dazu, während Öjwind sich eine orientalische Glitzermütze aufsetzte und versuchte, sich das Bier in einem Schluck reinzukippen, und meinte, alles sei gebongt, dass sie die Tüten haben und gut aufgepasst, und er betätigte die `publizieren´-Funktion, die alles ankündigte. Die Sonne schiene für alle gleich, meinte Öjwind und, für alle sei das Leben Kampf.

Die Aufregung stieg enorm, und beide machten sich noch ein paar Biere auf, und dann kam die Girl-Gang zu Besuch, die sie nachmittags beim Rathaus getroffen hatten.

Öjwind beglückwünschte Melisman und sich dazu, dass sie beide jetzt richtig guten Besuch hätten und dafür in dieser verstrahlten Gegend endlich wirklich nicht mehr weiter auffielen.

„Wir sind Aufreißer, Dicker. Aber wir haben was drauf. Wir sind keine von diesen High-Tech-Freaks, die das Acht-Bit-Base mit Hilfe von künstlichen Faulenzern verlassen haben.“, orgelte Melisman los, und dass ihre Bude, hier draußen im Industriegebiet, der Kultort für wilde Partys sei, „Nicht nur für die Bitchen, auch für uns!“, schwärmte er und hopste zwischen den Mädels herum.

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140 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783742786708
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