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Vrindavan

Haldwani, 4. Mai 72. Ich warte auf den Zug, der mich nach Vrindavan bringen wird. Es ist das erste Mal, dass ich allein in Indien unterwegs bin, aber ich sehe, dass die Inder freundlich und hilfsbereit sind. Heute früh, als ich von Almora abgereist bin, sah ich mich auf der Straße gehen, gesäumt von Pinien, barfuß, weiß gekleidet, mit einem kleinen Koffer aus Zeltplane auf dem Kopf, alles, was mir übriggeblieben ist. Ich habe kaum Geld und keine Rückfahrkarte. Zum ersten Mal bin ich wirklich allein "auf der Straße", in Indien, und ich bin auf dem Weg zu einem Guru. Es kommt mir vor wie ein Traum.

6. Mai '72. Ich bin in Vrindavan und mir scheint, ich lebe einen Traum. Gestern früh bin ich angekommen, mit einem Zug, der überall anhielt. Auf der Riksha ging es dann durch die alten Straßen, die Stadt kam mir vor wie ein paradiesischer Ort, wieder erbaut, mir bekannt, "déja vu". Jedes der Häuser ist altertümlich, uralt und künstlerisch verflochten, die Straßen sind sehr eng und voll mit Handwerksläden. Obst, Süßigkeiten, Farben. Die Inder sind immer heiter und fröhlich, grüßen mit breitem Lächeln. Wo auch immer: tausendjährige alte Tempel, Singen, heilige Gebete, Sadhus, Heilige und viele weiß gekleidete Frauen. Die ganze Stadt betet. Es ist, als sei die Zeit hier stehengeblieben.

Ich bin am Tempel von Babaji angekommen, bin eingetreten und habe ihn sofort gesehen, auf seinem erhöhten Sitz, wie immer weiß gekleidet, wunderschön, strahlend, unwirklich. Er hat gleich einen Inder gerufen, der mich zum Basar begleitete, damit ich eine enorm große Menge Milch aus einer Terracotta-Amphore trinke. Über diesen magischen Traum bin ich wie benommen, aber Angst habe ich keine mehr. Zum ersten Mal fühle ich mich eingehüllt in eine seltsame Sicherheit, die von der Herzenswärme und der Liebe Babajis kommt und von den Personen an seiner Seite. Als ich mich abends im Tempel hinsetze, kommen die indischen Frauen und Kinder zu mir, neugierig betrachten sie mich, berühren und streicheln mich, bewundern mich. Ich bin die Fremde mit der weißen Haut, sie geben mir das Gefühl, schön zu sein.


Ich bin eingetreten und habe ihn gleich auf seinen Sitz gesehen, immer in Weiß gekleidet, schön, strahlend, unwirklich...

Babaji ruft mich und sagt zu mir, dass mein Name Kali ist, die schwarze Kriegerin. Und dann sieht er mich liebevoll an und sagt: "Nein, dein Name ist Gora Devi", was weiße Göttin bedeutet, erklären sie mir. Ich bin ergriffen. Von der Musik, von den Liedern, von dem Glanz Babajis und der Hingabe der Inder. Sie bilden eine lange Reihe, mit Blumenkränzen in der Hand, um sich einen Augenblick vor ihm zu verneigen, ihm einen Kranz um den Hals zu legen und von ihm eine Geste zu erhalten, ein Lächeln, ein Wort, oder Prasad, gesegnete Nahrung. Auch ich stelle mich in die Reihe. Allein schon, sich ihm zu nähern, ich weiß nicht warum, ist eigenartig. Von ihm geht eine sehr starke Energie aus, und dann hat man immer dieses unglaubliche Gefühl, dass er jeden Gedanken liest. Seine Augen sind wie Magnete, Brillanten voller Liebe, sie verströmen Wissen und Kraft. Ich kann nicht aufhören, ihn zu betrachten und sehe, dass es den anderen genauso geht. Er bleibt sitzen, schier unbeweglich, zwei, drei Stunden lang, spricht nicht, tut nichts, lässt sich anschauen und bewundern, und gibt Darshan, die göttliche Vision, erklärt man mir. Bei allen geschieht innerlich etwas, ich kann es an den Gesichtern jedes einzelnen erkennen und an der Energie, die sich im Tempel aufbaut. Es wird ununterbrochen gesungen. Manchmal das Mantra von Babaji, OM NAMAH SHIVAY, manchmal andere Lieder, bis spät abends.

Nachts schlafen wir auf der Terrasse eines kleinen Gebäudes in der Nähe des Tempels, auf einer Strohmatte, oft in der Gesellschaft von Affen. Um vier Uhr morgens steht man auf, im Dunkeln, während aus allen Tempeln der Stadt die ersten andächtigen Lieder wieder erklingen. Es wird geduscht und ein wenig meditiert, jeder direkt in seiner Ecke, dann geht es in den Tempel zum Arati, dem Gebet. Gespannt erwartet man Babajis Ankunft. Er kommt aus seinem Raum und lässt sich auf seinem eigens für ihn hergerichteten, bescheidenen Sitz nieder. Der Tempel ist sauber, blitzblank, voller Blumen und duftet nach Weihrauch. Es gibt weder Frühstück, noch Abendessen, nur das Mittagessen und Süßigkeiten und Obst, was tagsüber verteilt wird. Eine Zeitlang wird morgens weitergesungen, während einige mit Babaji sprechen und zum Teil wird gearbeitet, beim Putzen geholfen, beim Kochen, beim Wasserholen aus dem Brunnen auf der Piazza in der Nähe des Tempels.

Ziemlich früh, um 12 Uhr, wird gegessen, dann legt man eine kleine Nachmittagsruhe ein und kommt gegen 17 Uhr wieder im Tempel zusammen, um beim Saubermachen zu helfen und alles für den Abend vorzubereiten. Nachmittags geht man an den Fluss, um zu baden, zum Jamuna, einem heiligen Krishna-Fluss. Bei Sonnenuntergang werden wieder Arati und andere Lieder im Tempel gesungen. Es ist eine sehr präzise und disziplinierte Routine und sie ermüdet mich ein wenig. Es ist sehr heiß, der Mai ist einer der heißesten Monate in Indien und oft kann ich nicht widerstehen und flüchte zum Basar, um etwas zu trinken.

15. Mai 72. Es fängt an, mir schwer zu fallen, hier zu bleiben. Die Routine ist so monoton, die indischen Männer behandeln mich schlecht. Babaji ist immer zauberhaft, aber weit entfernt, unnahbar und unerreichbar. Außerdem gelingt es mir kaum, mit irgend jemandem sprachlich zu kommunizieren. Dauernd hat man Durst bei der Hitze, das Brunnenwasser ist lauwarm und etwas salzig, nichts, was den Durst löscht. Wenn man zum Fluss geht, um zu baden, ist das recht seltsam: das Wasser ist trüb und schlammig, man weiß nicht so recht, wäscht man sich, oder macht man sich schmutzig. Morgens muss man Schlange stehen, um im Gästehaus duschen zu können. Abends im überfüllten Tempel schwitzt man Bäche, die Temperatur steigt auf 40 Grad. Babaji scheint dagegen immun zu sein.

Es gibt viele Witwen in der Stadt, alle sind in Weiß gekleidet und leben zusammengedrängt in verschiedenen Tempeln. Sie beten fortwährend, begleiten einander mit Zimbeln und anderen Instrumenten. Einige von ihnen sind sehr arm, mit abgenutzten, ergrauten Saris. Es kommt mir vor, als würde ich eine Szene eines dantischen Fegefeuers sehen. Man erklärt mir, dass Frauen in Indien, wenn sie verwitwen, nicht wieder heiraten können. Sie müssen der Welt entsagen und für den Rest ihres Lebens die Zeit im Gebet verbringen. Das erscheint mir grausam, voller Ironie denke ich an unsere westliche Frauenbewegung. Ich fange an, Heimweh zu bekommen; nach meinen Freunden, die in Neu Delhi sind, und frage Babaji, ob ich zu ihnen gehen kann. Babaji lässt mich gehen.

Neue Begegnungen

Delhi, 18. Mai 72. Ich fange an herumzureisen und mich ohne Angst zu bewegen, ich fühle mich wohl. Neulich, als ich auf den Zug wartete, legte ich, wie es die Inder tun, ein viereckiges Tuch auf den Boden und setzte mich friedlich hin, um zu warten, die Zeit nutzend, wie sie es tun, um das Leben zu betrachten und sich selbst. Die Züge sind ein Treffpunkt, heiter, vertraut, alle reden und erzählen sich alles. Mir gegenüber sind alle sehr neugierig, sie fragen mich, wo ich herkomme, wie es möglich ist, dass ich nach Indien gekommen sei, was ich suche. Sie bewundern mich dafür, dass ich den Westen, das Land des Wohlstandes, wo es das Glück des Materialismus gibt, aufgegeben habe, um hierher zu kommen und ihre Armut mit ihnen zu teilen. Sie fragen mich, ob ich den Seelenfrieden suche. Sie laden mich in ihre Häuser ein, bieten mir zu Essen an, ich erfahre ein großartiges Gefühl der Gastlichkeit und viel menschliche Wärme. Die Augen dieser Menschen sind warm und voller Liebe.

21. Mai 72. Seit einigen Tagen bin ich in Delhi. Die Stadt regt mich ein bisschen an. Im Crown Hotel, in der Altstadt von Delhi, treffe ich die Freunde wieder, Piero, Claudio, Shanti und einige neue, die gerade aus Italien angekommen sind. Das Hotel ist alt und schmutzig, sehr groß, drei Etagen, die Terrasse bildet das Endstück von Alt Delhi. Die Kreuzung von mehreren Straßen, hier vermischt sich eine große muslimische Moschee mit den Hindu-Tempeln. Es wirkt wie eine Tummelplatz der Zivilisation: Indien, Arabien, der Westen, China und Tibet, alles nicht weit weg. Die kleinen Straßen unten, ein ununterbrochenes Gewimmel von Menschen, Rikshas, Pferden, Kutschen, Kühen; die Autos kommen nicht bis hierher. Die Kühe sind heilig und sehr respektiert - der Verkehr stoppt, wenn sie mitten auf der Straße sind.

Die Westeuropäer haben ihr Lager auf der Terrasse aufgeschlagen und leben in den kleinen, heißen Zimmern, den Ventilator ständig eingeschaltet.

Genau wie in Bombay lebt man von Tee, Haschisch rauchen, von Fruchtsäften und Süßigkeiten aus Milch. Oft wird geduscht, um die Hitze zu überstehen. Ich fühle mich mittendrin in einer magischen Suche, trotz Schmutz und Unordnung. Die Leute hier sind alle wie ich auf der Suche nach etwas Echtem, Wahrem, bereit für das Abenteuer, für das Risiko, das Leiden, die Verdammnis, um den Weg zu finden. Viele haben sich von indischen oder tibetischen Meistern verzaubern lassen. Ich spreche über Babaji, über seine Schönheit, zeige Fotos. Shanti nimmt mich wie immer auf den Arm, er sagt, dass mich Babaji nur anziehe, weil er jung und schön sei. Er schlägt mir vor, mit ihm einen seiner Meister zu besuchen, Dr. Koshik: er ist ein normaler Mann, erklärt er mir, mit Frau und Familie, aber sehr weise und erleuchtet. Er ist ein Anhänger Krishnamurtis und nicht sehr dem Guru-Kult, dem Ausführen von Ritualen und Mantren zugetan. Ich entscheide mich, mitzugehen.

23. Mai 72. Shanti polemisiert weiter mit mir. Er fragt mich, was er mich denn lehre, Babaji? Ich habe Schwierigkeiten, ihm darauf zu antworten: das Mantra zu singen, sage ich, morgens früh aufzustehen. Dann erzähle ich eine Episode, die sich eines Tages in Vrindavan zutrug. Es war am späteren Morgen, der Tempel hatte sich geleert. Babaji hatte mich plötzlich zu sich gerufen. Allein mit ihm, das hat mich sofort nervös gemacht. Er sagte, ich solle mich hinsetzen und auch er blieb still sitzen. Ich nahm wahr, dass mein Geist in frenetische Bewegung geriet, unmöglich, ihn anzuhalten. Babaji sagte, ich solle OM NAMAH SHIVAY wiederholen. Ich versuchte es, aber selbst das schien mir schwierig, unecht. Dann plötzlich, für einige Bruchteile von Sekunden, stand mein Geist still und ich habe eine mir fremde Ruhe entdeckt. Babaji schenkte mir ein großes, breites Lächeln und stand auf. Von diesem Augenblick an dachte ich an diese Stille und habe von da an die Lehre begriffen, die er mir erteilt hat. Als ich Shanti diese Geschichte von dem Schweigen und der Stille erzählte, merkte ich, dass er beeindruckt war: in der Tat, er sagte, das ist es, was es zu lernen gibt, von allen Meistern.

Sonepat, 24. Mai 72. Mit Shanti und einer lebhaften Gruppe von Freunden sind wir in Sonopat bei Dr. Koshik. Der Arzt ist ein lieber Mann, mit einem schönen, buddhahaften Lächeln, leicht ironisch und mit einer inneren Glückseligkeit. Sein Haus und seine Familie sind sehr einfach und außergewöhnlich gastfreundlich. Wie überall in Indien: für die Gäste ist immer Platz, ganz gleich, wie viele es sind, es ist immer Essen im Überfluss da.

Mit ihm sitzt man vorwiegend in einer Art Meditation, man spricht auch über viele Dinge, aber friedlich und gelassen. Der Doktor bringt mir und meiner indischen Mission starkes Interesse entgegen, er stellt mich den Nachbarn vor. In seiner Nähe fühle ich großen Frieden. Ich zeige ihm die Fotos von Babaji und erzähle ihm von dem Leben im Tempel. Von Shanti weiß ich bereits, dass er nicht sehr an diese Methoden glaubt, aber ich spüre, dass er es respektiert. Er redet von den spirituellen Erfahrungen in seinem Leben, erzählt uns, wie er zu einer bestimmten Bewusstseinsform gelangt ist, einfach indem er stunden- und tagelang unter einem Baum gesessen hat, um den eigenen Geist zu beobachten, sein Selbst suchend, mit offenen Augen, bei vollem, klaren Bewusstsein. Nach einer Weile in seiner Nähe stelle ich fest, dass ich beginne, in der gleichen, subtilen Art zu lächeln. Ich fühle mich von dieser friedvollen Energie eingehüllt.

26. Mai 72. Ich bin wieder in Delhi, diesmal, um mit Piero und Claudio zuerst nach Rishikesh abzureisen und dann einen großen tibetischen Lama zu besuchen. Ich spüre, dass es gut für mich ist, andere Meister kennenzulernen, unterschiedliche Lehren, um so mit adäquaten, vergleichenden Maßstäben Babaji einschätzen zu können.

Rishikesh, 27. Mai 92. Wir sind in der Gruppe in Rishikesh angekommen. Rosa und ich haben im Zug Arm in Arm auf der gleichen Holzbank geschlafen.

Rishikesh ist schön, grün, an den kiesigen Ufern des Ganges gelegen. Wir sind in dem kleinen Ashram6 von Swami Prakash Bharti, mitten in einem Mangowald. Unsere Anwesenheit ist erheiternd, und wir kochen ein großes Reisgericht mit Tomaten für die Inder, womit wir sie sehr glücklich machen.

Der Swami hat große, ruhige Augen, braun, warmherzig. Er macht mit uns das Spiel "wer kann länger in die Augen eines anderen schauen, ohne dabei mit den Wimpern zu zucken". Er gewinnt immer. Seine Augen sind wie das Wasser eines stillen Sees. Neulich ist ein etwas ältlicher Sadhu angekommen, mit sehr langem, geknotetem Haar, er ist groß und braun, sehr mager und geht ganz langsam, in speziellen Sandalen aus Holz. Der Swami erklärt uns, dass er ein Jahr lang im Zustand des Samadhi7 gewesen war und die ganze Zeit über sei er in einer Höhle eingeschlossen gewesen, um zu meditieren, ohne zu essen, sogar den Atem, den Herzschlag anhaltend. Kann das möglich sein?

Rosa führt im Garten völlig nackt perfekte Yogastellungen vor. Der Swami feixt darüber, aber der andere Sadhu ist echt gleichgültig. Sie sind freundlich, sie bieten uns ständig etwas zu essen an und Tee, manchmal rauchen sie auch einen Joint.

Unaufhörlich duschen wir unter den Mangobäumen, um der Hitze zu widerstehen, und morgens gehen wir zum Fluss. Hier ist der Ganges wunderschön, der Strand weit und weiß, das Wasser sauber. Der Swami lehrt mich das indische Alphabet und Lieder. Er legt mir eine Rudraksha8 um den Hals und sagt, er sei mein Guru. Aber ich spüre, er ist es nicht. Ganz sicher bin ich mir noch nicht, ob es Babaji ist, aber ich denke immer an ihn und betrachte ständig sein Foto. Es gibt da etwas in der Ausstrahlung und Erscheinung Babajis, das ich jetzt nicht mehr Schönheit nenne, sondern Reinheit, es ist eine Reinheit, die kein anderer hat. Es ist die Energie, dessen bin ich mir bewusst, eines engelhaften Wesens.

Tibetische Initiation
Lama Sakya Trinzin

Mussouri, 1. Juni 72. Heute sind wir aus Rishikesh in Mussouri angekommen, das hoch in den Bergen liegt. Piero, Claudio und ich. Wir wollen im Happy Valley leben, einem kleinen tibetischen Dörfchen. Die beiden haben sich entschlossen, herzukommen, um von Sakya Trinzin eine Einweihung zu empfangen. Er ist einer von vier Dalai Lamas, und sie haben akzeptiert, dass ich dabei bin. Mir ist klar, dass das eine ernste Angelegenheit ist. Sie sagen mir, dass ich den Lama persönlich um Erlaubnis fragen müsse, die Weihe zu erhalten. Inzwischen haben wir drei uns in einem kleinen Zimmer mit Strohmatten auf dem Boden eingerichtet. Hier leben nur Tibeter und ich finde sie sehr schön. Ihre orientalischen Gesichter ziehen mich an, mit den hohen Backenknochen, den Mandelaugen, die immer fröhlich sind. Die Männer haben oft lange Zöpfe und sind sehr lieb. Einige machen Stickarbeiten, viele beten unablässig mit großen Rosenkränzen. Sie haben nicht so eine aufregende und eindringliche, lärmende Energie wie die Inder. Sie sind friedlich, respektvoll, ruhig. Sie lächeln immer, zwinkern einem zu, man fühlt sich beschützt. Wir gehen in ihren kleinen Restaurants essen, und es ist eine Nahrung, die uns Italienern vertraut ist, Gemüsesuppe, Nudeln: man fühlt manchmal eine heimatliche Schwingung. In der Ferne sieht man die schneebedeckten Bergketten des Himalaja. Einmal waren wir auch in der Stadt in einem Luxusrestaurant zum Essen; aber auf Dauer bevorzuge ich die kleinen tibetischen Lokale, in denen es nach Gemüse duftet. Ihr Brot, das Momo, ist weiß und weich, leicht. Ständig trinken sie Tee, manchmal gesalzen, mit Butter. Die Frauen sind elegant mit ihren langen, traditionellen Kleidern, viele tragen antiken Schmuck aus Silber, Koralle, Türkisen.

3. Juni 72. Heute besuchten wir seine Heiligkeit Sakya Trinzin im tibetischen Kloster.

Jeder von uns darf einzeln eintreten und mit ihm sprechen. Ich bin aufgeregt, auch wegen meinem schlechten Englisch. Ich war verblüfft: der Lama ist jung, dick und irgendwie mütterlich. Er hat ein breites, rundes Gesicht und trägt große Ohrringe aus Türkisen. Er ist das perfekte Bild einer Integration männlicher und weiblicher Energie in menschlicher Gestalt, hat große, grüne Augen, klar, liebevoll, ruhig. Ich habe mich verneigt und er hat leicht seine Hand auf meinen Kopf gelegt. Auch seine Hände sind klein, grazil, er lächelt friedlich und ermutigend. Meine Angst vergeht.

Er sagt "Dio" zu mir auf italienisch und spricht von Mario, dem ersten Italiener, der vor einigen Jahren zu den tibetischen Lamas vorgedrungen ist. Er fragt mich, ob ich mich auf den Pfad des Dharma begeben wolle. Ich stammle, dass ich wahrscheinlich vom Hinduismus angezogen sei. Er stimmt mir zu. Ich bitte ihn trotzdem, ob ich am nächsten Tag zusammen mit Claudio und Piero die buddhistische Einweihung entgegennehmen dürfte. Er sagt ja und ich bin glücklich darüber. Diese Begegnung hat mich erleichtert, gestärkt.

4. Juni 72. Von einem großen Lama, dem Guru von Sakya Trinzin, werden wir heute eingeweiht. Es ist ein großer Segen, sagen sie mir. In der Tat, ich werde mit bewusst, dass mir besondere Dinge widerfahren, eines nach dem anderen, als würde diese ganze Reise von unsichtbarer Hand geführt.

Bei der Einweihung waren nur wir drei Westlichen präsent, alles andere waren tibetische Mönche und Lamas, in Gelb und Dunkelrot gekleidet. Acht Stunden hat die Zeremonie gedauert, den ganzen Tag. Es war sehr schwer, durchzuhalten, Geduld zu haben, mit den steif gewordenen Gelenken auf dem Boden sitzend, und das, ohne ein Wort dieser Sprache zu verstehen, ohne etwas über die verschiedenen Rituale zu wissen, die abgehalten wurden. Ich bin schon überwältigt von dem Klingeln der Glocken und dem starken Duft des Weihrauchs.

Die Tibeter singen auf eine besondere Weise, in tiefen und hochklingenden Tönen, die eine perfekte Harmonie bilden. Der letzte Moment der Einweihung bleibt mir eindrucksvoll in Erinnerung, als der Meister an jedem von uns vorbeiging und uns eine rote Kordel als Siegel des Rituals um den Hals legt. Ich bin bewegt von dem Lächeln, das mir der Lama gibt, weise, zwinkernd, lachend, als kenne und akzeptiere er mich schon seit langer Zeit. Erfüllt von etwas Neuem, einer unbeschreiblichen Kraft, gehe ich hinaus. Jetzt müssen wir die Einweisung üben und meditieren. 14 Tage lang. Dazwischen können wir Lama Sakya Trinzin aufsuchen, wenn wir wollen, für Erläuterungen, um Anweisungen zu bekommen. Ich fühle mich geehrt.

Seit heute haben wir uns zu dritt in unser kleines Zimmer zurückgezogen. Die Meditation ist komplex, sie besteht aus einer langen Aufzählung der verschiedenen Symbole eines Buddha-Ebenbildes, die jedes Mal gelesen werden muss und aus einem langen Mantra, das mit Hilfe eines Rosenkranzes, Mala genannt, zu rezitieren ist.

6. Juni 72. Die größte Schwierigkeit besteht darin, sitzen zu bleiben. Claudio lehrt mich, wie man die Wirbelsäule aufrecht hält, die Beine kreuzt, ohne dass sie einschlafen. Unser westlicher Körper, der an Betten und Stühle gewöhnt ist, hat Mühe, auf dem Boden zu sitzen. Alle Muskeln tun weh. Die Inder dagegen sind unglaublich biegsam, geschmeidig, ob Männer oder Frauen. Seit alters her sind sie es gewohnt, in Kontakt mit der Erde zu leben. Sie gehen barfuß, essen mit den Händen, schlafen auf dem Boden, kochen und putzen immer zusammengekauert am Boden.

Das zweite Riesenproblem ist offensichtlich, den Geist zu beherrschen. Ich versuche es tapfer...

Wir haben den Lama wiedergesehen. Ich habe ihn gefragt, wie es kommt, dass Buddha immer auf einer Lotusblüte sitzend meditiert. Die Lotusblüte, antwortete er, sei ein Symbol unserer Seele: wie die Lotusblüte, diese wunderschöne Blume, ihre Blütenblätter öffnet, während sie auf der Wasseroberfläche - oft in dunklen, stehenden Gewässern - schwebt, so kann sich unsere Seele öffnen durch das Licht der Weisheit, indem sie sich über Finsternis und Ignoranz erhebt.

Delhi, 20. Juni 72. Wir sind erneut in Delhi und haben die ganze Clique wiedergetroffen. Wir finden uns immer wieder, zufällig, aber es ist, als hätten wir uns in Wirklichkeit verabredet.

Eigentlich sollten wir zurück nach Mussouri für eine weitere Einweihung, aber ich fange wieder an, an Babaji zu denken. Er ist immer noch ein Problem für mich. Er spricht nicht, er gibt mir keine Anweisungen, er bringt mich nicht zum Meditieren. Es scheint, als wäre es etwas, das auf dem Nichts basiert. Und doch stellt Babaji eine unbeschreibliche magische Anziehungskraft dar. Jedes Mal, wenn ich sein Foto ansehe, nehme ich ein intensives Licht wahr, bestimmt eine Halluzination.

22. Juni 72. Ich habe hohes Fieber bekommen und konnte nicht mit Piero und Claudio abreisen. Letzterer hat mir gerade eine kleine Shiva-Figur geschenkt, einen Gott des Yoga, möglicherweise ist Babaji der Gleiche?

Vrindavan, 27. Juni 72. Ich bin zu Babaji zurückgekehrt und erlebte eine starke Emotion. Diesmal hat er mich zu sich gerufen, um mit mir an der Schwelle des Tempels zu sprechen. Er berührte meine Armbänder und hat mich gefragt, warum ich alle diese Ornamente trage. Am Abend ließ er mich vor den Indern tanzen und sagte ihnen, ich sei ein Hippy. Dann betrachtete er die Tätowierung des kleinen OM-Zeichens, das ich auf meiner Hand habe und sagte zu mir: "Full power!", (stark!).

Delhi, 30. Juni 72. Warum weiß ich nicht, aber ich muss nach Delhi zurück. Ich bin unruhig und das Leben im Tempel ist zu schwierig für mich. Wahrscheinlich bin ich nicht bereit, die Freunde fehlen mir und ein freieres, bequemeres Leben.


Ich bin zu Babaji zurückgekehrt

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Дата выхода на Литрес:
23 декабря 2023
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255 стр. 43 иллюстрации
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9783945574980
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