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Читать книгу: «Inselwelt. Zweiter Band. Australische Skizzen.», страница 15

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Das einzige ärgerte ihn, daß ihn Hall's so bei der Nase herumgeführt hatten – und Jane – nein, die Frauen taugten alle nichts – er wollte nun auch im Leben nicht heirathen. – Auf Jane hätte er übrigens geschworen.

6.
Wie sich Jack auf den Rückweg machte, und was für angenehme Reisegesellschaft er fand

Jack hatte all sein Werkzeug für einen Spottpreis verkauft. Es waren so viele oben, die gern ihre Waschmaschinen und Schaufeln und Spitzhacken wieder verkaufen wollten, daß er zuletzt froh war, nur etwas dafür zu bekommen und sich dann, allerdings fröhlich, aber doch auch wieder mit ein wenig Herzklopfen auf den Weg machte, denn er mußte sich selber gestehen, er war mit anderen Erwartungen hier heraufgekommen, und fürchtete, sie würden ihn, wenn er zurückkehrte, zu Hause auslachen. Jack kannte die Welt und die Menschen noch sehr wenig.

Jack ging nach Bathurst zu; allerdings hätte er, wenn er zu Fuß gehen wollte, einen viel näheren Weg nach Sidney gehabt; er hoffte aber, dort einen Platz auf der Post zu bekommen, und machte sich deshalb nichts daraus, ein paar Meilen umzugehen. Er bekam aber keinen Platz auf der Post – Mittwochs nimmt diese die Regierung freundlicher Weise ganz allein für sich in Anspruch, und wenn Passagiere nothgedrungen an diesem Tage nach Sidney müssen, so – mögen sie zu Fuß gehen, oder sonst sehen, wie sie hinunterkommen.

Viel zu tragen hatte er nicht; lange in Bathurst, wo die Sachen alle einen Minenpreis hatten, liegen bleiben wollte er auch nicht, also hielt er es für das Beste, sich gleich ruhig auf den Marsch zu begeben und das Geld, was er sonst für die Post bezahlt hätte, zu sparen.

In den letzten Tagen hatte es allerdings nicht mehr geregnet, und an den meisten Stellen waren die Wege wieder so ziemlich abgetrocknet, an anderen dagegen, und besonders auf den Gipfeln einiger Bergrücken, in der Nähe des »grünen Sumpfes«, war der Schlamm und zerfahrene Straßenkoth so entsetzlich, daß er als Fußgänger kaum durch konnte; für die Karren waren diese Stellen besonders schlimm. Ueberall staken schwerbeladene Drays bis an die Achsen im Weg, manche mit der Deichsel, manche mit einem Rad gebrochen, andere nur eben in den zähen Stoff fest gefahren und keine Hülfe war für sie zu finden. Wären sie auch mit acht oder zehn Spann Ochsen aus dem einen Schlammloch herausgerückt worden, so hätten sie die doch nur in ein anderes wieder hineinziehen können. Und wie sahen die armen Menschen aus, die sich hier im Wind und Wetter mit ihrem Geschirr herumquälten – sie bekamen jedenfalls einen Vorgeschmack der Minen, und Jack dachte so bei sich im Stillen, solche Müh und Arbeit ließe sich rechtfertigen, wenn die Leute wieder zu Hause gingen, aber blos um da hinauf zu kommen – er schüttelte dann sehr stark mit dem Kopf und wanderte nur um so rüstiger weiter.

Wo der Weg streckenweis gut war, fand er aber auch die Leute viel lustiger und alle voll guter fröhlicher Hoffnungen. Ganzen Karawanen begegnete er, und manchmal schämte er sich ordentlich, daß er dann allein aus den Minen zurückkam – die Leute konnten ja aber auch nicht wissen, ob er nicht die Taschen voll Gold hatte, und überdies war er gar nicht allein auf dem Rückweg: denn als ein rascher Fußgänger hatte er schon sehr viele, die mit ihm gleichem Ziele zustrebten, überholt, und auch schon von einigen Fuhrleuten gehört, daß sie sehr vielen begegnet seien, die auf dem Rückweg nach Sidney wären. Wo er aber so einen Zug traf, riefen ihn auch meistens die Leute an, und wollten wissen, wie es oben in den Bergen zuging.

»Hallo, Jack,« war dann das gewöhnliche – »hast Du Deine Maschine verkauft (have you sold your cradle?) wie steht's oben? – wie viel Pfund Gold? – noch genug Wasser? – keinen großen Klumpen wieder? – nein? – das ist gut, sie heben sie auf, bis wir hinaufkommen – hurrah für die Diggings – viel Gold ausgewaschen? – O laßt ihn gehen« – sagte dann ein anderer, »er hat's mit der Post vorausgeschickt« – good bye, Jack, good bye, riefen sie ihm dann noch zu, und zogen fröhlich vorüber.

Den dritten Tag, am Nachmittag, überholte ihn die Post – sie saß vollgedrängt von Menschen, und die Passagiere sangen und hurrahten – sie waren kreuzfidel, denn sie fuhren auf der königl. Post.

»Hallo, Jack« – schrieen sie unseren einsamen Wanderer an, als der Wagen im vollen Galop an ihm vorbei einen Berg heruntersauste – »have you sold your cradle?«

Ehe er nur antworten konnte, war der Wagen schon außer Rufs Weite, die Beine thaten ihm aber weh und er sah ihnen neidisch nach. –

»Morgen früh um sieben oder acht Uhr sind die nun in Sidney,« dachte er so bei sich, und du mußt nun noch drei Tage marschiren, ehe du dort einrücken kannst – ich wollte doch, ich hätte einen Platz auf der Post bekommen, wenn man auch ein Bischen unbequem sitzt, kommt man doch dafür auch so viel rascher von der Stelle.

Als er eine halbe Stunde weiter marschirt war und unten an den Fuß des Berges kam, lag die Post da, und von den Passagieren hatte sich kaum die Hälfte erst wieder auf ihre Beine gefunden; die andere schien mehr gelitten zu haben, als sie sich selber noch gestehen mochte, und in den betrübtesten Stellungen von der Welt lagen und kauerten sie umher. Nicht ein einziger von ihnen frug Jack mehr, ob er seine »Cradle« verkauft habe, und sie hätten sich doch jetzt ganz genau und ausführlich bei ihm darnach erkundigen können.

Jack half ihnen den Wagen wieder mit aufrichten – und dem Kutscher lief dabei fortwährend das Blut am Kopf herunter. Die Passagiere sollten dann wieder hineingepackt werden, damit hatte es aber seine Schwierigkeiten – ein alter Mann lag besonders halb bewußtlos da, und mußte sich fortwährend übergeben. Als sie ihn endlich auf den Wagen hoben, meinte er mit leiser, von Schmerzen oft unterbrochener Stimme, er hätte es sich schon den ganzen Tag zugelobt, das solle das letztemal sein, daß er auf einer australischen königl. Post fahre, und er fürchte jetzt, er habe wahr gesprochen – er würde wohl nicht viel mehr fahren.

Die Post kam endlich wieder in Gang, den alten Mann fand aber Jack in dem nämlichen Haus, wo er die Nacht blieb – er hatte das Fahren nicht länger ausgehalten und sie mußten ihn zurücklassen. Jack war froh, daß er nicht auf der königl. Post gefahren war, denn es ist nicht allein, daß man unbequem darauf sitzt, man kommt auch manchmal unbequem zu liegen.

Am nächsten Morgen wanderte Jack durch einen Gumwald – es ist das nämlich das Eigenthümliche in Australien, daß sich überall, wo nicht gerade eine Plain – d. h. eine Strecke Landes ohne Bäume und viele Monate im Jahr auch ohne Gras – liegt, oder das Land cultivirt ist, Gumwald befindet. Da ihm die Scenerie nicht das mindeste Neue bot, und der schwere sandige Weg ihn ermüdete, marschirte er still und ohne aufzusehen weiter. Er achtete nicht einmal mehr viel auf die Karawanen, die an ihm vorbei nach dem gelobten Lande hinaufzogen, holte auch nicht mehr viel ein, denn er ging sehr langsam, und diejenigen, die ihn überholten, schienen ebenfalls keine besondere Lust zu haben, sich in lange Conversationen einzulassen.

»Hallo, Ihr da, seid Ihr der Postbote, daß Ihr solche Eile habt und ohne Gruß oder Wort an einem anderen vorbeischiebt?« weckte ihn plötzlich eine Stimme aus seinen stillen Betrachtungen, und als er aufschaute sah er einen Mann, der dicht am Wege, mit einem sogenannten Swag – einem in seine wollene Decke eingehüllten Packet – auf einem gefällten Baumstamm saß und sich auszuruhen schien; »wollt Ihr nach Sidney?«

»Ja,« sagte Jack, »und Ihr« –

»Denselben Weg, Camerad,« fuhr der andere fort, »da können wir uns ja die Zeit ein wenig kürzen und zusammen gehen.« Er stand bei diesen Worten auf, nahm sein Bündel auf den Rücken, und schlenderte langsam neben Jack her.

Es war ein breitschultriger aber magerer Gesell, mit etwas aufgestülpter Nase, niederer Stirn und blauen Augen, das Haar braun und kurz abgeschnitten, die Augenbrauen ziemlich buschig, es lag aber etwas offenes in seinem Blick, und er hatte eine Art trockenen Humors, der Jack für ihn einnahm. Ein Gespräch konnte die Reise jedenfalls kürzen und ihm doch wenigstens in etwas die Langeweile des sonst so schauerlich monotonen Gumwaldes und des Sandbodens vertreiben.

Der Fremde ging in die gewöhnliche Minentracht gekleidet, hatte ein blaues Hemd und eine englisch lederne Hose an, beides ziemlich neu und gut aussehend, dabei aber einen alten Strohhut auf und ein baumwollenes Tuch um die Ohren gebunden – er hatte Zahnschmerzen, wie er sagte. Die Füße staken in groben Schuhen und das blaue Hemd trug er, der Sitte nach, als Rock und über der Hose draußen.

»Wie heißt Ihr?« frug der Fremde, nachdem sie eine kurze Strecke neben einander hingegangen waren und er ihm schon gesagt hatte, daß er selber John Smith heiße und ein geborner Londoner wäre. Mit dem ächten Cockney-Dialekt, der vor jeden Vocal, wo es nicht hingehört, ein h setzt, und dafür sorgfältig jedes wirkliche h am Anfang eines Wortes wegläßt, konnte er es auch gar nicht verleugnen, – »es ist nur der Bequemlichkeit wegen, daß man weiß, wie man Euch anzureden hat« –

»Ich heiße Jack,« sagte sein Begleiter –

»Ja so heißen wir alle,« meinte Smith trocken, »es giebt hier oben eine wahre Quantität von Jack's – aber den anderen Namen« –

»Newman – Tischler aus Sidney« – Smith kannte seinen Vater recht gut und wußte, wo er wohnte – er hatte früher dort dicht nebenan logirt.

Zwei Polizeigensd'armen ritten an ihnen vorüber, und sahen sich nach ihnen um, Smith beachtete sie aber nicht weiter, konnte es jedoch nicht genug loben, wie sicher die Straßen jetzt seien, da die Regierung so viel Polizei darauf halte. »Was ich an Gold habe, führe ich auch selber bei mir,« meinte er treuherzig, »was soll man für den Transport auch noch die schweren Procente bezahlen. – Habt Ihr Glück in den Minen gehabt?«

Jack schämte sich, ihm zu sagen, daß er nur mit ein paar Unzen wieder zu Hause zurückkehre, und eigentlich kaum die Kosten seiner ganzen Fahrt, wenigstens mit einem sehr geringen Verdienst gedeckt habe – er gab eine ausweichende Antwort, und meinte, es sei ihm besser in den Minen geglückt, als er selber im Anfang erwartet habe.

Smith sagte, das freue ihn, und erzählte nun, wie er selber in Californien ebenfalls in den Goldminen gewesen sei, und dort gearbeitet habe, und verschwor sich hoch und theuer, daß die californischen Minen den australischen das Wasser nicht reichen könnten. Natürlich kamen sie nun auch auf die californischen Verhältnisse und auf das Lynchgesetz in San Francisco zu sprechen, und Smith konnte das Ganze nicht schauerlich genug schildern.

Die Amerikaner waren, seiner Aussage nach, das nichtsnutzigste Gesindel, was es auf Gottes Erdboden gab, und ein ehrlicher Mann konnte unter ihnen sein Fortkommen gar nicht finden. Er schien überall in ganz Californien herum gewesen zu sein und versicherte Jack, er habe dort »recht gut ausgemacht« und mit harter Arbeit schweres Geld verdient, er sei aber fortgegangen, weil er es nicht mehr länger habe mit anhören können, wie man den englischen Namen dort beschimpfe, und ehrliche Unterthanen mißhandelte. Jack hatte den Mann indessen ordentlich lieb gewonnen, daß er so nationell gesinnt sei.

Sie waren während dieses Gesprächs zu einer Stelle gekommen, wo man etwa 200 Schritt von der Straße ab eine Menge niederer steinerner Schornsteine sah, von denen die meisten in Reihen standen, als ob sie früher einmal eine kleine Ansiedlung gebildet hatten. Jack wußte nicht was das bedeutete – er war mit den Seinen erst im vorigen Jahr nach Australien gekommen; Smith blieb aber stehen und eine eigene Art von Rührung schien den alten Mann zu überkommen. Er sah die wunderlichen Ruinen eine Zeitlang schweigend an, und sagte dann endlich, den Arm gegen sie ausstreckend, ohne sich aber sonst zu Jack zu wenden:

»Das waren schwere Zeiten, wo die hölzernen Hütten an den Kaminen dort noch standen, die das Feuer jetzt von der Erde vertilgt hat – das waren schwere Zeiten, und mancher arme Teufel liegt dort, wo die drei einzelnen Bäume stehen, begraben, den nicht Krankheit oder ein gewaltsamer Tod von der Erde wegraffte, nein, den die Peitsche langsam unter den grünen Boden hinunter prügelte – langsam und Zoll für Zoll, bis er es endlich nicht mehr ertragen konnte, und das Ende davon war dann gewöhnlich, daß sie ihn zuletzt dort unter den drei grünen Bäumen einscharrten. Es ist merkwürdig, daß sie an der Stelle gar nicht mehr wachsen wollen.«

»Die Peitsche?« frug Jack erschreckt, »das ist ja fürchterlich – aber – das muß doch eigentlich schon sehr lange her sein, denn Neu-Südwales ist ja schon lange keine Verbrecher-Colonie mehr, und seit der Zeit hat ja doch, wie ich glaube, alles derartige wohl aufgehört?«

»Seit der Zeit hat es aufgehört,« bestätigte der alte Smith und sah wieder still vor sich nieder, während ein ziemlich starker Zug von Karren und Menschen an ihnen vorüberging. Da diese nicht wußten, ob die beiden Männer herunterkamen, oder ebenfalls hinaufgingen, bekümmerte sich niemand um sie; als sie vorbei waren, fuhr Smith wieder fort. »Es sind nun auch beinahe dreißig Jahre, daß ich in dieser Colonie lebe, und damals freilich sah das Land anders aus als jetzt, und man kann sich jetzt kaum noch eine Idee davon machen. Die Menschen, die man hier herüberschickte, wurden auch eigentlich gar nicht wie Menschen behandelt, es waren Verbrecher, gleich viel um was sie gegen die Gesetze ihres Vaterlandes gesündigt hatten, ob sie vielleicht Brod gestohlen, um nicht zu verhungern, oder den armen Wanderer auf der Straße um seine paar Schillinge todtgeschlagen; ob sie vielleicht einen Hasen auf ihrem eigenen Land geschossen, oder in fremder Leute Eigenthum mit Gewalt eingebrochen waren. – Hier galt das gleich, hier wurden sie alle über einen Kamm geschoren und wehe dem armen Teufel, der sich den Zorn oder auch nur das Mißvergnügen des Oberaufsehers zugezogen hatte – nicht einen Sixpence hätt' ich für seine Haut mehr geben mögen.«

»Und gehörtet Ihr auch mit zu jenen Unglücklichen?« frug Jack theilnehmend. Wäre er länger in Australien gewesen, so hätte er sich die Frage eben ersparen können. – »Ihr scheint sehr genau mit all den damaligen Verhältnissen bekannt zu sein.«

»Ich war mit einem der ersten Emigrantenschiffe herübergekommen,« sagte Smith ruhig, »mein Vater aber war Gefängnißwärter in Port Macquarrie, und da bekam ich eine Aufseherstelle bei den Deportirten – es war ein trauriger Posten,« fuhr er nach einer kleinen Pause fort, »und ich habe unendliches Elend dort gesehen, aber doch auch viel Schmerzen lindern können und manchem armen Teufel eine Tracht Schläge erspart, die ihm vielleicht das Leben gekostet hätte.«

»Das muß Euch doch jetzt noch ungemein viel Freude, selbst in der Erinnerung machen,« sagte Jack herzlich – Smith antwortete ihm aber nicht darauf; sich nach seinem jungen Begleiter umsehend, zeigte er auf die einzeln stehenden drei Bäume und sagte:

»Dort an dem mittelsten Stamm, rechts von dem hohen Kamin, das einzige was noch in seiner ganzen Länge stehen geblieben, ist eine Merkwürdigkeit, von der wenig Menschen jetzt hier noch etwas wissen« – Jack sah ihn neugierig an – »Dort verscharrten wir eines Morgens, denn begraben kann ich das nicht gut nennen,« fuhr Smith fort, »einen jungen Mann – es hieß er sollte wegen Wilddiebstahl deportirt worden sein, die rechte Ursache erfuhr man aber nie, und hie und da wurde von einer Liebesgeschichte gemunkelt. Der Oberaufseher hatte ihn wahrhaft tyrannisch behandelt, und da schnitt er sich einmal eines schönen Morgens die Adern auf – als er geweckt werden sollte, war er todt.«

»Und was ist das Merkwürdige, was dort an dem Baum zu sehen ist?« frug Jack.

»Ein kleines Kreuz von irgend einer bunten Art Steine, die eine junge Dame aus Sidney, etwa sechs Monate nach seinem Tod, hat dort einschneiden lassen – wir wollen einmal dort vorbeigehen und es uns ansehen, ehe es dunkel wird.«

»Wir kommen aber dann zu spät ins Nachtquartier,« meinte Jack, und sah sich nach der Sonne um »– die Straße ist auch schon leer, die Sonne wird gleich unter sein.«

»Die Fuhrwerke sind unten beim Wasser geblieben,« erwiderte Smith, seinen Bündel wieder aufnehmend, »wir schneiden uns aber sogar noch ein Stück vom Weg ab, wenn wir hier hinuntergehen, denn die Straße macht einen großen Bogen, den steilen Berg zu umgehen, und so wie wir, von den Schornsteinen ab, ins Thal hinunterkommen, sind wir am Wirthshaus, das da gleich am Wege steht.«

Er hatte bei diesen Worten schon die Straße verlassen und war in den Busch hineingegangen; es führte hier nicht einmal ein Steg hinüber; der Platz schien seit vielen Jahren gar nicht mehr besucht zu sein; Jack folgte aber seinem Führer, der hier jedenfalls gut Bescheid wissen mußte, und dann interessirte es ihn auch, das Kreuz zu sehen, was auf eine so rührende und geheimnißvolle Weise über den Tod eines Unglücklichen trauerte.

Der Busch war schauerlich dicht, nach einer Viertelstunde etwa erreichten sie aber den Platz, und Smith ging gerade durch nach den drei Bäumen zu, die ziemlich hervorragend auf einer kleinen, sonst von keinen hohen Bäumen besetzten Anhöhe standen. Sonst wucherte aber dort gerade ziemlich dichter niederer Gumbusch, und in dem tiefer gelegenen Grund fing es auch schon an, etwas düster zu werden. Die Sonne vergoldete nur noch die höchsten Gipfel.

»Wir werden das Kreuz kaum noch sehen können,« sagte Smith – »es ist Schade, daß es schon so spät ist –« er bog die Büsche auseinander und trat zu den Bäumen – »dort unten liegt übrigens das Wirthshaus,« sagte er, in das Thal hinunter zeigend, wo jedoch nichts mehr zu erkennen war – »und hier ist auch das Kreuz.«

Jack trat rasch vor und bog sich zu dem Baume nieder – Smith hatte seine rechte Hand unter seinem blauen Hemd am Gürtel.

»Ich kann nichts erkennen,« sagte er, und drehte sich nach seinem alten Begleiter halb um. – Eben noch sah er, daß dieser eine Bewegung gegen ihn machte, und im nächsten Moment lag er, von irgend einem schweren Instrument zu Boden gefällt, bewußtlos auf der Erde.

Als er wieder zu sich kam, war es stockdunkel – sein Gesicht und seine Haare waren mit Blut bedeckt, und er fühlte einen dumpfen Schmerz am Kopf. Er brauchte eine geraume Zeit, bis er sich nur erst wieder besann, wo er war. Sein erster Griff war nach seinem Kopf – und er blieb nicht lange in Zweifel, wie er sich damit stand – der zweite nach seinem Gold – John Smith hatte ihn der Mühe überhoben, weiter auf dasselbe Acht zu geben.

»Was für ein verdammt heuchlerischer Schurke das gewesen war« – dachte Jack, als er sich emporrichtete und mit beiden Händen seine Schläfe hielt.

Sein Bündel lag uneröffnet neben ihm am Boden und er tappte überall mit den Händen herum, ob ihm nicht auch vielleicht sein Goldbeutel aus der Tasche gefallen wäre, das war übrigens nicht der Fall, und dieser wahrscheinlich nur zu sicher aufgehoben.

Um der Sache übrigens noch die Krone aufzusetzen, folgte er der Anweisung, die ihm Smith gegeben hatte, zu dem nächsten Hause zu kommen, und stieg in das Thal hinunter. Dort sah er sich – oder sah er sich vielmehr nicht, sondern fühlte er sich in einem tiefen Kessel, aus dem er in der Dunkelheit gar keinen Ausweg fand. Die Nacht mußte er da unten verbringen, und erst mit Tagesanbruch suchte er seinen Weg zurück, wie er hineingekommen war.

Jetzt mußte er noch einmal an den drei Bäumen vorbei, und er konnte nicht umhin nach dem Kreuz zu sehen, was ihn in eine so fatale Lage gebracht hatte – natürlich war aber von einem Kreuz nicht die geringste Spur zu finden – der verwünschte Smith.

Ich kann hier meine Erzählung ziemlich kurz abbrechen, denn der Leser hat das Ende – Jack war seine paar Unzen los und Smith, oder wie der gute Mann sonst hieß, über alle Berge. Jack machte übrigens gleich bei dem ersten Gendarmen, den er traf, Anzeige über das Vorgefallene, und nannte seinen Namen und Wohnort in Sidney – der Polizeimann erkundigte sich besonders genau nach dem Tuch, was dieser Smith um die Ohren gebunden gehabt, und ob er es nicht einmal abgenommen, oder ob es sich vielleicht einmal verschoben habe, daß er hätte sehen können, was ihm eigentlich fehle. Jack konnte ihm aber hierüber keine Auskunft geben, und dabei blieb die Sache für jetzt – von dem Kreuz erzählte er nichts.

Den ganzen Weg bis Sidney hinunter durfte er aber jetzt zu Fuß laufen, und sogar noch den größten Theil seines Gepäcks verkaufen, um nur unterdessen leben zu können, und doch hatte er sich die ganze Zeit darauf gefreut, wenigstens von Penrith hinein mit der Post fahren zu können. Das hatte aber auch wieder das Gute, daß er es konnte Abend werden lassen und die Leute ihn nicht auf der Straße frugen: Hallo, Jack, have you sold your cradle? – wie das wohl jedem ohne Ausnahme in Sidney passirt, der jetzt mit einem blauen Hemd an und einer wollenen Decke auf dem Rücken bei Tag durch die Straße gehen wollte.

In seiner Eltern Haus war aber große Freude, als er einrückte; sein Vater hatte mehr Arbeit denn je, und der neu angenommene Geselle war ebenfalls in die Minen hinaufgegangen. Jack erzählte ihnen auch ziemlich aufrichtig, wie es ihm oben in den Bergen gegangen sei, er ließ aber doch vieles weg, was er schon hätte ausführlicher beschreiben können. So erzählte er kein Wort von Jane und hätte auch gewiß Mr. Smiths Andenken mit gründlicher Verachtung behandelt, wenn das nur eben gegangen wäre – Mr. Smith hatte sich aber zu deutlich in sein Stammbuch geschrieben.

Einige Wochen später erwischte diesen übrigens die Polizei in den Ophirdiggings, wo er wieder in ein Zelt eingebrochen, oder vielmehr eingeschnitten war. Mr. Smith hatte noch immer Zahnschmerzen, oder trug das Tuch wenigstens noch immer um die Ohren, d. h. um den Platz herum, wo seine Ohren einmal gesessen hatten. Von Californien war er mit dem Verlust derselben wieder zurückgekommen, und man vermuthete, daß er vollen Grund habe, auf das amerikanische Lynchgesetz ungehalten zu sein.

Von seinem Gold bekam Jack übrigens nie wieder etwas zu sehen, wollte aber auch nichts mehr von den Minen wissen.

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
27 сентября 2017
Объем:
300 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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