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Читать книгу: «Inselwelt. Zweiter Band. Australische Skizzen.», страница 13

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3.
Wie Jack die Minen fand, und wie es dort zuging

Berge hatten sie in diesen Tag nicht mehr viel aufzuklimmen, wohl aber einzelne, ziemlich steile Höhen hinabzufahren, und es wurde wieder Abend, ehe sie die letzte Höhe, die sie vom Turon schied, erreichen konnten. Hier übernachteten sie wieder und brachen am andern Morgen, so früh sie nur das Vieh zusammentreiben konnten, auf, diesen Tag auch nicht ganz zu verlieren und sich wenigstens noch einzurichten, damit sie am nächsten gleich anfangen könnten, irgend einen für gut erkannten Ort zu bearbeiten.

Am Freitag Morgen fuhren sie denn auch den letzten Berg unmittelbar an den kleinen Fluß hinunter, und befanden sich hier gleich recht mitten im bunten und ächten Minenleben.

Auf der untersten flachen Abdachung des Hügels, der nach dem Turon hinunterlief, standen eine Anzahl schmutziger überwachsener Store oder Kaufzelte mit Waschmaschinen, Spitzhacken und Schaufeln davor, und aufgehäufte Mehl- und Zuckerkisten, und Thee und Rosinen, Seife und andere Waaren darin – darüber hin wehten verblichene englische Flaggen, und bepackte Karren, von Schaaren von Arbeitern begleitet, kamen, und leere Karren, mit magerem, hungrig aussehendem Vieh bespannt, kehrten zurück, und das Ganze bot allerdings ein bewegtes, lebendiges Bild, dem die mit Goldträumen gefüllten Köpfe der Einwanderer gewiß auch den höchstmöglichen Reiz abzugewinnen wußten.

Den Wagen ließen sie nun erst einmal vor allen Dingen am Hügelhang halten, da sie ja noch gar nicht wußten, wohin sie sich wenden sollten, und die beiden Männer beschlossen erst einmal vor allen Dingen zu recognosciren und sich die Sache anzuschauen. Fanden sie dann einen Platz, der ihnen gut schien, so konnten sie den noch geladenen Karren leicht dorthin schaffen und sich in ein oder zwei Stunden gleich häuslich einrichten.

Jack wollte nun zwar, daß die Frauen gleich mitgingen, und daß sie den Wagen indessen allein dastehen ließen, denn allen Nachrichten zufolge herrschte hier oben die größte Ehrlichkeit, und Diebstähle sollten auch nicht in einem einzigen Falle vorkommen. Der Alte meinte aber, man dürfe Niemanden zu viel trauen – Gelegenheit mache Diebe – und es sei viel besser, sollten sich wirklich schlechte Charaktere hier oben in den Minen aufhalten, diese so wenig als möglich in Versuchung zu führen.

Der Alte hatte vielleicht recht und Jack schlenderte mit ihm allein fort. Vor allen Dingen gingen sie erst einmal nach dem Fluß hinunter, sich die Arbeit dort anzusehen und schon von weitem schallte ihnen das monotone Klappern der Waschmaschinen und das Plätschern des übergeschütteten Wassers entgegen. Es war aber das keineswegs ein unangenehmes Geräusch für sie – sie hatten sich lange darauf gefreut, das zu hören, und Jack wünschte sich nur, als sie so nebeneinander hinschritten, die Zeit herbei, daß er selber an einer Maschine sitzen und sie so recht aus Leibeskräften schütteln könne. – »Es muß doch prächtig aussehen,« meinte er dabei treuherzig, »wenn das Gold da so unten drin liegt und einem entgegenfunkelt.«

Als sie aber dicht zum Fluß hinunterkamen, sah der Ort doch wilder und – ich möchte fast sagen – bösartiger aus, als sie – wenigstens Jack – erwartet hatten ihn zu finden. Ueberall waren tiefe Löcher gegraben und theils verlassen, theils auch ausgearbeitet – oder auch vielleicht nicht ausgearbeitet: denn rechts und links und oben und unten war die Erde manchmal noch gar nicht berührt, oder es lagen schrecklich hohe Steinhaufen obendrauf, die eine entsetzliche Mühe gekostet haben mußten von unten herauszuschaffen. Dicht am Fluß aber – das heißt einem kleinen schmutzigen, an manchen Stellen vielleicht tiefen Bergbach, an dem man aber hie und da trocken hinübergehen konnte – saßen die Wäscher mit ihren Maschinen oder Wiegen, und andere, die vielleicht zwanzig oder dreißig Schritt davon ihr Loch gegraben hatten, trugen ihnen in Eimern die goldhaltige Erde zum Auswaschen zu, klappten hie und da einmal das Sieb in die Höhe, um zu sehen, ob sich inwendig etwas erkennen ließe, oder blieben auch wohl ein paar Minuten stehen, wenn der Wäscher vielleicht gerade die Maschine ausräumte oder eine Probepfanne voll auswusch.

Am meisten interessirte Jack aber eine Abtheilung von Leuten, die an der andern Seite des Turon arbeiteten und ihre Löcher wohl zehn und zwölf Fuß über dem Fluß, an dem dort gerade ziemlich steilen Hang des Berges eingegraben hatten. Die Erde hatten sie hier etwa vier Fuß abgedeckt – d. h. ein Loch, um zu der Golderde zu kommen, vier Fuß tief gegraben, und wuschen jetzt frisch drauf los. Um aber die Erde zum Waschen bequem hinunter zu der schräg unter ihnen stehenden Maschine zu bekommen, hatten sie lange Rinnen von Baumrinde gemacht und schaufelten jetzt nur oben ein, während der an der Wiege Stehende die Erde unten wegnahm und durchwusch. Die Leute sollten sich ziemlich gut stehen, und – wie es dortherum hieß – ein »schönes Tagelohn« machen.

Dicht daran war das sogenannte »golden point,« eine Biegung im Turon, wo sich die reichsten deposits gesammelt zu haben schienen. Dieser Platz und die einzelnen großen Stücke, die am Ophir gefunden waren, hatten den australischen Minen eigentlich ihren Namen gegeben. Jack betrachtete die dort Arbeitenden mit einer Art Andacht – es waren das in seinen Augen alles »gemachte Leute,« und er dachte auch gar nicht daran zu versuchen, ob er hier in der Nähe noch einen Platz zum Arbeiten hätte bekommen können, sondern wanderte ein Stück weiter den Strom hinauf. Es wäre übrigens hier auch vollkommen nutzlos gewesen, denn schon arbeitete fast Mann an Mann, und alles, was an claims vielleicht noch zu bekommen gewesen wäre, war wenigstens mit dem Commissär durchgesteckt und gehörte dessen »particular friends.«

Der »Commissär« schien hier überhaupt eine sehr bedeutende Rolle zu spielen, und so kurze Zeit Jack erst oben gewesen war, so oft hatte er diesen Namen schon nennen hören.

»Was für ein entsetzliches Thier ist denn das eigentlich?« frug er endlich seinen älteren Begleiter, »was thut es, was treibt es und wovon lebt es?«

Der Alte lachte. »Ja, wenn wir den Commissär nicht hätten und einen Löffel,« sagte er, »so müßten wir unsere Suppe trinken. Der vertritt hier alle königlichen Beamten, Polizei und Mauth, Kreis-, District- und Gott weiß was sonst noch für Gerichte. Er ist dabei der »schwarze Douglas«, der die Kinder, aber auch die Alten fürchten macht; er ist der Hauptcassirer der Minen, und leider Gottes auch, wie ich gehört habe, die Bank, wo Hunderte das einzig ersparte Geld niederlegen, um es nie wieder zu sehen, nämlich die, die mit allem Goldwaschen nur ebensoviel erübrigen, zu leben und ihre Licenz zu zahlen. Der Commissär gibt die Licenzen aus und streicht für jede 30 Shilling ein. Dabei ist es gleich, ob wir den Ersten oder den Zwanzigsten zu arbeiten anfangen, die volle Licenz nimmt er doch, und bis zum sechs- und siebenundzwanzigsten, sagen sie, geht er herum wie ein brüllender Löwe, und sucht, welchen er verschlinge. Nachher liegt er ein oder zwei Tage ruhig, und dann fängt er wieder auf den nächsten Monat an.«

»Nun, wir werden dies Wunderthier ja wohl auch zu sehen bekommen,« meinte Jack.

»Wenn wir so sicher Gold zu sehen kriegen wie den,« sagte der Alte, »so können wir uns gratuliren.«

Etwas weiter am Fluß oben waren mehrere Strecken noch gar nicht bearbeitet, und es sollte hier für den Augenblick zu viel Wasser sein, Löcher waren aber überall gegraben, vielleicht aber nicht vollständig untersucht. So wanderten sie bis zu einer Stelle, wo sich ein anderer Creek in den Turon ergießt, d. h. wo wenigstens seine Mündung liegt, denn der Creek selber, der Oakey – war vorkommen trocken. – Hier begann wieder neues Leben, denn an dieser Stelle hatten sich sehr viele der Zelte zusammengezogen und gewissermaßen ein kleines Dorf gebildet, in welchem mehrere Store oder Kaufzelte und die »Schlachterei« den gerade nicht anziehenden Mittelpunkt bildeten.

Die Schlachterei bestand einfach aus einem hochaufgebauten Gerüst, an dem einige dreißig ausgeschlachtete Hammel hingen, und einer, vielleicht einmal tief gewesenen Kuhle, die aber jetzt mit den Eingeweiden der Geschlachteten und Verzehrten so gefüllt war, daß sie im wahren Sinne des Wortes überzulaufen drohte, und einen pestilenzialischen Gestank um sich her verbreitete. Zelte standen wild und unordentlich dort umhergebaut, und häufig war auch nur von bloßen zusammengesteckten Büschen ein Obdach hergestellt, das die Inwohnenden wohl gegen die Strahlen der Sonne, aber gewiß nicht gegen einen recht guten gesunden Regenschauer schützen konnte.

Doch das waren häusliche Angelegenheiten, für die sich unsere beiden Wanderer jetzt noch nicht besonders interessirten – erst wollten sie sehen, wie es mit den Goldwäschereien stand; das andere fand sich später.

Auch nicht allein auf das unmittelbare Thal des Flusses, das heißt die nächsten Ufer dicht zum Wasser, beschränkte sich das Suchen der nach Gold Gekommenen: überall an den Bergen hingen sie herum, die einen mit Messern vorsichtig zwischen den Steinen und Felsspalten herumkratzend, hie und da ein sogenanntes »Nugget« (ein ächt australisches Minenwort, was auch selbst nicht von Californien herübergekommen war) herauszuklauben, die andern mit Hämmern jeden unschuldigen, ihnen aber höchst verdächtigen Quarzstein auseinanderschlagend, der ihnen in den Weg kam, um vielleicht einer heimlich darin versteckten Goldader auf die Spur zu kommen, und einen »Karr'schen Klumpen« darin zu finden.

Es gab aber auch eine Classe von Arbeitern, – und dazu gehörten keineswegs die eben Gekommenen, – die das schon alles versucht hatten, aber zu keinem besonderen Resultat dabei gekommen schienen, denn sie unterzogen sich jetzt einer viel härteren und keineswegs bedeutend lohnenden Arbeit. Sie hatten aber wenigstens den Vortheil, daß sie durch kein Wasser in ihrer Arbeit gehindert wurden, denn sie schafften oben von dem höchsten Rücken der vielleicht hundert Fuß hohen Hügel die Erde in Säcken nach dem Fluß hinunter, wo einer ihrer Compagnie an der Wiege stand und das ihm gebrachte auswusch. Der Aussage anderer nach sollten die Leute von acht bis sechzehn Shilling den Tag verdienen.

Hierzu fühlten aber unsere beiden Neuangekommenen natürlich nicht die mindeste Lust, da man schlimmer als um Tagelohn arbeiten mußte, und deshalb waren sie nicht in die Minen gekommen. Sie hielten sich also mehr nach dem Fluß hinunter, und beobachteten eine Zeitlang die hier Arbeitenden.

Dicht am Wasser stand ein Mann, ein rothwollenes Hemd über die englisch-ledernen Hosen gezogen, mit braunem breitrandigem Filzhut und groben, schwer mit Nägeln beschlagenen Schuhen. Er wusch eine Pfanne mit Erde aus, die er sich, Gott weiß woher, geholt hatte, denn in seiner Nähe war noch kein Loch gegraben. Vorsichtig schwenkte er die Pfanne hin und her und im Kreise herum, das etwa darin befindliche schwere Metall zu Boden zu bringen, füllte sie dann wieder mit Wasser, und ließ dies mit einem Theil des leichteren Kieses ablaufen. Er war dabei ungemein fröhlicher Laune, das ganze Verfahren geschah im Tact, und er sang sich dazu das alte californische Goldlied – ein klein wenig in den Worten verändert:

 
»Oh Susannah, don't you cry for me,
I've come here to Australia
With a washbowl on my knee,
And when I've washed the precious stuff,
Then come I back to thee,
Therefore my dearest Susan
Don't you cry for me.–« 12
 

»God damn it« rief er aber plötzlich, die leere Pfanne mit dem kernigen Fluch weit von sich schleudernd, als er beim Schluß des Liedes den letzten schwarzen Sand aus der Pfanne gespült und wahrscheinlich sehr wenig oder gar nichts von dem, was er »the precious stuff« nannte, darin gefunden hatte, »hol' doch der Teufel das ganze Goldwaschen und Susannah dazu!« und damit griff er die neben ihm liegende Hacke und Schaufel auf, holte sich die Pfanne wieder, und wanderte, ohne sich weiter umzusehen, den Fluß hinunter.

»Oh Susannah, don't you cry for me,« lachte Jack still vor sich hin, »der Mensch hat keine Ausdauer, bei der ersten Pfanne voll darf man's nicht gleich aufgeben.«

»Nun, wir wissen freilich nicht wie viel Pfannen er schon umsonst ausgewaschen hat,« sagte der Alte, »aber die Pfanne selber brauchte er es deshalb nicht entgelten zu lassen. – Doch wir wollen einmal da hinuntergehen, wo die viere zusammen arbeiten, die scheinen besser mit ihrem Erfolg zufrieden zu sein.«

Die beiden Männer gingen noch eine kleine Strecke den Strom hinauf, als ihnen ein rothbackiger junger Kerl mit einer Waschmaschine auf dem Rücken entgegen kam.

»Hallo Jack!« rief er stehenbleibend, und sich an unsern jungen Freund wendend – »wollt Ihr keine Wiege kaufen? kriegt sie billig.«

Jack war indessen schon daran gewöhnt, seinen Namen mißbraucht zu sehen und schüttelte nur lächelnd mit dem Kopf.

»Habe schon eine,« sagte er, »aber warum wollt Ihr sie verkaufen – schon genug gefunden?«

»Gefunden? – ja – ein Haar in der Sache!« lachte der Bursch – »ich kann meinen Tagelohn bequem in Sidney verdienen, und wenn ich so arbeiten und so leben will wie hier, mach' ich auch wohl noch mehr.«

»Und wie lange seid Ihr schon oben?« frug der Alte.

»Etwa drei Wochen im Ganzen – aber ich will auch nicht etwa sagen, daß ich nichts gefunden hätte, Gott bewahre, da ist es Hunderten noch viel schlechter gegangen, und wenn ich bloßer Taglöhner wäre, sollt' mich kein Mensch hier oben fortbringen, so aber hab' ich ein Handwerk und gerade jetzt genug Zeit mit Goldsuchen versäumt. Ueberdies will ich mich je eher je lieber wieder nach Sidney zurückmachen, denn jetzt kann man noch dort ankommen, wird es aber erst einmal Sommer und trocknet die Geschichte hier aus, dann strömt nachher alles hinunter, und die dann unten im Nest und warm sitzen, haben den Vorrang. Ihr seid wohl eben erst heraufgekommen?«

»Ja – und das klingt gerade nicht tröstlich für neue Anfänger.«

»O laßt Euch um Gottes Willen nicht bange machen – wer weiß, ob Ihr nicht gerade besonders Glück habt – kein Mensch kann das sagen, und überdies seid Ihr nun einmal oben, und müßt's auch von Grund auf versuchen – Ihr könnt ja sonst nachher gar nicht mitreden.«

»Aber wo fängt man denn wohl am besten an?« frug Jack etwas kleinlaut.

»Ja Freund,« lachte der andere, »das müßt Ihr keinen Menschen fragen, sondern selber versuchen. Wenn ich einen Platz wüßte, wo Gold liegt, dann ging ich selber hin und arbeitete dort, und so geht's mit allen anderen auch – man kann wohl vermuthen und glauben, daß irgend eine Stelle eben darnach aussieht, aber lieber Gott, das ist eine sehr unsichere Geschichte, und die Probe, ob das Exempel richtig sei, wie sie bei uns in der Schule sagten, muß erst mit Spitzhacke und Schaufel darauf gemacht werden. Also good bye und viel Glück – das kann man hier oben brauchen.« Und damit wandte er sich und marschirte rüstig den Strom hinunter.

Bald darauf erreichten die beiden Männer auch die Stelle, wo vier Irländer ziemlich dicht am Wasser arbeiteten. Sie schienen gerade eine »Maschine voll« zu haben, denn das Sieb war heruntergelegt, der untere Kasten leer gemacht und der Zapfen noch herausgezogen, einer der Leute saß mit der noch halb vollen Pfanne und wusch den Ertrag von 20 oder 25 Eimern voll Erde aus, und die anderen standen dicht darum her, und bemerkten nicht einmal die Fremden, so war ihre ganze Aufmerksamkeit dem sich jetzt schon zeigenden schwarzen Sande zugewandt. Der Waschende schöpfte auch ruhig sein Wasser auf und schwenkte langsam und vorsichtig die leichteren Steine aus, bis sich die ersten Spuren von Gold in beiden Ecken zeigten. In diesem Augenblick sah er lächelnd zu seinen Gefährten auf, entdeckte aber auch zu gleicher Zeit die dahinterstehenden neugierigen Fremden und sagte plötzlich ganz ruhig, die Pfanne dabei, ohne sie weiter auszuwaschen, zur Seite stellend:

»Wie geht's, Jack? wie gefällt's Euch hier in unserer Nachbarschaft?«

Jack wurde feuerroth, und die anderen drehten sich rasch nach den beiden um, schienen aber, nach einem flüchtig gewechselten Gruß, sich weder um die Fremden noch ihre Pfannen weiter zu bekümmern, sondern gingen ruhig wieder an ihre Arbeit.

Der Alte war mit Jack ein klein Stück weiter gegangen, und hatte sich die Stelle indessen etwas genauer angesehen. Die vier Irländer behaupteten dort einen ziemlich breiten Platz, und es schien ihm, als wenn da noch Raum für einen Claim übrig bleiben müßte. Er sprach mit seinem jungen Gefährten darüber, und sie gingen dann beide wieder zu den Irländern zurück, sich bei diesen selber nach dem von ihnen beanspruchten Claim zu erkundigen.

»Wie weit läuft Euer Claim hier den Fluß hinauf, Jack?« frug er den an der Wiege.

Der Mann hörte auf zu arbeiten und sah ihn ruhig an, als ob er die Frage nicht verstanden habe. Der Alte wiederholte sie und der Irländer antwortete langsam.

»Der Mann hat acht Fuß breit und wir sind unserer sechse – könnt's selber ausmessen, Jack?«

»Sechs? – Ihr seid ja nur viere? – und dann bekommt ja auch jeder nur sechs Fuß!«

»Zwei sind krank,« lautete die jetzt schon mürrischere Antwort, »und das andere macht mit dem Commissär ab.«

»By Jasus,« mischte sich dabei einer der anderen in's Gespräch – »der Turon ist doch auch lang genug, daß Ihr nicht in fremden Claimen herumzuschaufeln habt? – damn'it wir müssen unsere Licenz für das lumpige Stück Grund theuer genug bezahlen.«

Die Beiden zogen ziemlich beschämt ab; sie kannten Grund und Boden auch zu wenig dort, um sich auf einen weiteren Streit einzulassen, der Alte meinte aber doch, er sei fest überzeugt, daß die Leute dort mehr Grund beanspruchten, als sie den einmal bestehenden Gesetzen nach beanspruchen könnten, und er wolle deshalb jedenfalls einmal mit dem Commissär reden.

»Hilft Euch nichts, Jack,« lachte da ein Goldwäscher, an dem sie, ohne ihn weiter zu beachten, dicht vorbeigegangen waren. »Ich bin schon vierzehn Tage hier oben und habe mir die größte Mühe gegeben, in den Claim hineinzukommen, denn die Kerle machen da gewiß schmähliches Gold – sie halten aber fest, und der Commissär steckt mit ihnen unter einer Decke. Er hat sich da einen breitmächtigen Claim selber vorbehalten, und will ihn von den Irländern für sich ausarbeiten lassen, wenn sie erst einmal mit ihrem eigenen Theil fertig sind.«

»Aber wie ist denn das mit acht Fuß Claim,« frug der Alte weiter, »mir ist gesagt, daß sechs die gesetzliche Breite wäre, und die Irländer behaupten acht per Mann.«

»Das setzen sie alles mit dem Commissär durch,« erwiderte ihm der Fremde – »in dessen Macht steht es, zu bestimmen, wie viel Fuß sie haben sollen; bei reichern Plätzen nimmt er gewöhnlich nur vier Fuß Breite an, bei ärmeren acht bis zehn und zwölf – sechs ist das Durchschnittliche.«

»Aber wie kann er denn vorher wissen, was ein ärmerer oder reicher Fleck ist,« sagte Jack.

»Das weiß er auch nicht!« lachte der Fremde, »und die vier oder acht Fuß hängen ganz davon ab, wie man sich mit ihm selber stellt.«

»Da schimpfen sie auf das amerikanische Lynchgesetz,« brummte der Alte vor sich hin, indem er mit Jack nach Oakeycreek hineinbog, »und hier mit ihren gepriesenen königlichen oder gouverneurlichen Gesetzen herrscht eben so viel, vielleicht noch schlimmere Willkür.«

In Oakeycreek sah's wild aus – überall waren Löcher gegraben und wieder verlassen worden, und das ziemlich breite Bett des kleinen Bergstromes lag total trocken, mit großen Kiesel- und Quarzsteinen überworfen, nur weiter oben am Creek arbeiteten noch einige Leute, schienen aber auch nicht besonders viel zu finden, und eine von den Parteien wollte ihr sämmtliches Werkzeug verkaufen und wieder zurück nach Sidney gehen.

Ueber den Hügelhang hinüber, der hier den Oakeycreek von dem Turon schied, kamen sie – durch die Arbeiter hin, die von hier oben weg die Erde nach dem nächsten Wasser hinunterschleppten – wieder zum Turon. Dort fanden sie, an einer Biegung, die der Fluß machte, ebenfalls eine Masse von Menschen emsig beschäftigt die Erde aufzuwühlen, sich mit riesigen Steinen abzuquälen, Wasser auszuschöpfen, und die mühsam gewonnene Erde nach dem Fluß zu tragen, wo sie denn manchmal ihre Arbeit bezahlt bekamen, manchmal aber auch um nichts arbeiten, und dann an einer andern Stelle wieder von vorn anfangen mußten.

Am Hügelhang hinein, und hier trocken, mit verhältnißmäßig weniger Mühe, hatten andere stollenähnliche Löcher gegraben; die harte Kieselerde hielt sich auch in der Wölbung vortrefflich, und mehrere Parteien, unter andern auch fünf Deutsche, standen sich ausgezeichnet gut.

»Hallo, Jack,« rief sie aus einer nicht weit davon entfernten Grube einer der Arbeiter an, indem er sich auf seine Pickaxt stützte und die Zeit sogleich benutzte sich auszuruhen. – »Wollt Ihr mir das Loch hier abkaufen – Gold ist drin, ich hab' aber einen Brief gekriegt und muß nach Bathurst.«

Die beiden Männer gingen hinunter zu ihm und setzten sich bei ihm nieder.

»So, also Ihr wollt verkaufen?« frug der Alte – »nun der Platz sieht gut aus, und ist brav vorgearbeitet – was wollt Ihr denn haben?«

»Fünf Pfund,« sagte der Mann, »die Arbeit allein die ich daran gethan habe, ist mehr als zehn werth, und ich bin fest überzeugt, wenn Ihr noch einen Fuß weiter hier hineingeht, findet Ihr auch die fünf Pfund vielleicht in einer Stunde wieder. Was graben die Deutschen da nebenan nicht für schönes Gold heraus!«

»Ja, nun seht, Jack,« sagte der Alte schmunzelnd, der recht gut wußte, daß der, welcher das Loch verkaufen wollte, verwünscht wenig Hoffnung haben mußte, Gold darin zu finden, oder er würde es sonst selber nicht hergegeben haben. »Das ist manchmal wunderlich auf der Welt, wie das Gold sitzt – was glaubt Ihr denn wohl durchschnittlich aus dem Platz hier herausnehmen zu können?«

»Ja, wer kann das wissen,« meinte der andere, »aber wenn's nur halbwege gut geht, drei bis vier Pfund Gewicht – und der Platz ist groß.«

»Ahem,« nickte der Alte, »es ist aber schade, ich habe es mir zum Grundsatz genommen, keinem Menschen sein Glück abzukaufen – man macht sich hernach Vorwürfe. Viel Glück, Jack – ich würde, in Eurer Stelle, jedenfalls das Loch ausarbeiten, ehe ich auf den Brief nach Bathurst ginge.«

Und damit standen die beiden Männer auf und gingen lachend weiter.

»Hallo, was ist da los?« rief Jack plötzlich, als mit einemmal ein großer Theil der Arbeiter aus ihren Gruben sprang, und mit Maschinen und Geräthschaften die steilen Hügel heraufsprangen. Viele blieben bei ihrer Arbeit und wollten sich todt lachen, den anderen schien die Sache aber gar nicht spaßig zu sein, denn sie gaben sich die größte Mühe irgend einer, sicherlich sehr bedrohlichen, aber jetzt noch nicht sichtbaren Gefahr so schnell als möglich aus dem Wege zu kommen.

»Was zum Henker haben die Leute?« frug der Alte einen der Arbeiter, der ruhig an seiner Wiege fortschaukelte, und sich wenig um die ihn umgebende und so plötzlich entstandene Verwirrung zu kümmern schien – »warum laufen sie alle als ob der Böse hinter ihnen wäre?«

»Nun der Böse ist's gerade nicht,« lachte der, »aber das böse Gewissen und der Commissär. – Der kleine Junge dort hat eben die Meldung gebracht, daß der Commissär den Fluß herunter kommt, und jetzt kratzt alles aus, was noch keine Licenz bezahlt hat, um sich diesen Monat wenigstens so durchzudrücken. Eine Lumperei ist's, das ist wahr, und noch für seine paar Tage volle Monatslicenz bezahlen zu müssen ungerecht; ehe ich aber so mit meiner Maschine in die Berge laufe, zahl' ich sie doch lieber. Sie verlieren mehr an Zeit, und haben sie wirklich etwas darin, so verstreuen sie auch mehr an Gold, als die ganze Bettelei werth ist.«

So schienen aber nicht alle zu denken, und die buntesten und oft wirklich komischen Gruppen zerstreuten sich über den Hügel; nach allen Seiten waren dabei, wie in einer vollkommen abgeredeten Sache, Wachtposten ausgestellt, und auf ein Zeichen derselben, nach welcher Richtung hin sich der Gefürchtete wandte, hielten die Flüchtigen ihren Cours.

Der Alte schüttelte mit dem Kopf und meinte, »das Ausreißen vor dem Commissär gefiele ihm gar nicht, und zwar nicht etwa der Sache selber, sondern des Goldes wegen, denn der Platz könne doch am Ende nicht so entsetzlich reich sein, wie es die Zeitungen ausgeschrieen hätten; die Arbeiter würden ja in dem Fall gar nicht daran gedacht haben, wegen noch nicht einmal einer halben Unze wer weiß wie oft ihre Arbeit aufzugeben und dabei ihre Werkzeuge in die Berge hineinzuschleppen – eine jedenfalls höchst unprofitable Sache.«

Während sie noch so mit einander sprachen, fand der Alte einen Bekannten von Bathurst, der hier in dieser Biegung des Flusses arbeitete und in der Zeit wenigstens, wie er sagte, sein Tagelohn gemacht hatte. Er konnte den beiden Männern allerdings keinen Platz angeben, wo sie Gold gewiß finden würden, aber er meinte, diese Biegung sei vielleicht so gut wie jede andere; und so beschlossen sie denn auch, da noch Platz genug war, mit ihren Sachen hier herüber zu kommen und morgen einmal einen Anfang in der Goldwäscherei zu machen.

12
O du Susannah, weine nicht um mich,Ich kam hier nach Australien mit der Pfanne auf dem Knie;Und hab' ich das kostbare Gold ausgewaschen, dann kehr'ich zu dir zurück; darum, meine beste Susannah,weine nicht um mich.

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Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
27 сентября 2017
Объем:
300 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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