Читать книгу: «Unerschütterlich im Glauben», страница 5

Шрифт:

Ich fing also einen Satz an: »Ich bin froh, dass ich es vergessen habe. Wenn ich je gewünscht hätte, etwas zu vergessen …« Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen sollte, deshalb begann ich noch einmal von vorne: »Wenn ich je darum gebetet hätte, irgendetwas zu vergessen, dann hätte ich darum gebetet, diese Zeilen von Joseph Mary Plunkett zu vergessen. Ich glaube, diese Vergesslichkeit ist von schöner Symbolik, denn wenn man auf dem Amboss von Irlands Erde steht, dann sollte man fähig sein, die Funken seiner eigenen Dichtung zu hämmern und zu schmieden und nicht einmal von einer so edlen Seele wie Joseph Mary Plunkett abhängig sein.« Als ich die Rede beendet hatte, scharten sich einige Bischöfe um mich und sagten: »Das war ein sehr guter Redetrick, als Sie die Vergesslichkeit vorgegeben haben.« Es war kein Trick. Ich hatte den Vers wirklich vergessen.

Die Erfahrung hat mich gelehrt: Wenn es in einem Hörsaal oder einem Vortragssaal unruhig wird, dann tut der Redner gut daran, auf gar keinen Fall seine Stimme zu erheben, um besser gehört zu werden. Der beste Trick besteht darin, die Stimme zu senken und fast flüsternd zu sprechen. Die Reaktion des Publikums wird dann sein: »Oh, ich verpasse etwas«, und sie widmen ihm wieder ihre Aufmerksamkeit, die kurzzeitig nachgelassen hatte.

Bei Vorträgen – und hier beziehe ich mich auf Reden außerhalb der Seminarräume – in großen Hörsälen, Kongresszentren und in großen Hallen – habe ich die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, sich nie sofort auf das Thema zu stürzen. Die Zuhörer mögen es, wenn sie zunächst einen Blick auf Sie werfen können. Ein wenig Humor am Anfang ist eine gute Einleitung, und am besten wirkt es, wenn der Sprecher sich über sich selbst lustig macht.

Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass Menschen es nicht mögen, wenn sie sich dem Vortragenden gegenüber unterlegen fühlen. Eine Geschichte, in welcher der Redner sich kleinmacht, verleiht ihnen ein Gefühl der Gleichheit. So wie ich einen Vortrag mit einer humorvollen Bemerkung beginne, so werden ein- oder zweimal im Laufe des Vortrages humorvolle Ergänzungen eingestreut, um die Stimmung zu heben, die Anspannung zu lösen und dem Publikum Gelegenheit zur Erholung zu geben. Es geht hier nicht um eine humorvolle Geschichte als Selbstzweck, sondern sie sollte sich im Zusammenhang mit dem Vortrag ergeben. Ich erinnere mich an ein Beispiel, als ich über ein bestimmtes Buch sprach, das mit dem zur Diskussion stehenden Thema zusammenhing. Zwei junge Frauen unterhielten sich über Verabredungen mit jungen Männern. Die eine junge Frau sagte, dass sie nie von einem jungen Mann eingeladen würde, während die andere an jedem Abend eine Verabredung treffen konnte. Die zweite erklärte: »Das Problem bei dir ist, dass du nichts liest. Die Männer sind sehr intelligent. Sie sprechen gern über Philosophie, Literatur, Geschichte und Naturwissenschaften. Fang an, Bücher zu lesen! Wenn du mit ihnen ins Gespräch kommst, hast du Stoff zur Verfügung, für den du sie interessieren kannst.« Nach wochenlangem Studium hatte die junge Frau dann endlich eine Verabredung, und als sie sich mit einem jungen Mann zu Tisch setzte, sagte sie: »War das nicht furchtbar, was mit Marie-Antoinette geschehen ist?«

Oft ist die Länge der Zeit, die man mit Reden zugebracht hat, eine Zielscheibe des Humors. Folgender Zwischenfall hat sich wirklich zugetragen. Bei einer Atlantiküberquerung – vor den Tagen, in denen es Flugzeuge gab – kam ein Steward zu mir und fragte: »Sind Sie der Priester, der letztes Jahr am Missionssonntag in der St.-Patrick’s-Kathedrale gepredigt hat?« – »Ja.« – »Ich habe jede Minute dieser eineinhalb Stunden genossen.« – »Guter Mann, ich habe sicher noch nie in meinem Leben eineinhalb Stunden gepredigt.« – Darauf antwortete er: »Mir kam es aber so lang vor.«

Nach meiner Ansicht muss das Ende einer Ansprache stark, inspirierend und erhebend sein – und ich verwende dafür fast so viel Zeit wie auf viele andere Punkte im Vortrag. Bei Schauspielern gibt es den Spruch: »Es ist leicht, die Bühne zu betreten, aber es ist schwer, sie wieder zu verlassen.« Wahrscheinlich sind die besten Redner jene, über die das Publikum am Ende sagt: »Ich wünschte, er hätte länger gesprochen.«

Ein Gebiet, das während meiner späteren Jahre viel Zeit in Anspruch nahm, waren Vorträge an Universitäten. Ich wurde mehrere Hundert Mal von weltlichen Universitäten eingeladen, sehr viel häufiger als von katholischen Universitäten. Dabei habe ich festgestellt, dass einige religiöse Menschen oft lieber weltlich wären, aber andererseits auch weltliche Menschen lieber religiös sein wollten. Bei meinen Universitätsvorträgen wurde mir bewusst, dass die Anwesenden umso begeisterter reagierten, je religiöser das Thema war. In Los Angeles traf ich an der Universität von Kalifornien mit dreißig bis vierzig Studenten zum Abendessen zusammen. Während der ersten halben Stunde äußerten sie sich abfällig und beleidigend.


Als Straßenprediger in Alabama, 1930er-Jahre (Fulton J. Sheen Archiv).

Ich beachtete ihre Beleidigungen überhaupt nicht, sondern überging ihre Bemerkungen mit einer kleinen, leichthin gesagten Überlegung. Nach einer halben Stunde hatten sie sich dann beruhigt und verhielten sich völlig normal. Ganz offensichtlich mussten sie einfach eine bestimmte Rolle spielen – eine Rolle, von der sie annahmen, sie sei für diese Phase des Studentenlebens angemessen.

Bei der Jugend in diesem Land gibt es eine beträchtliche Opferbereitschaft. Sicher nicht das geringste Problem besteht darin, dass die Älteren die Jungen nicht herausfordern. Die jungen Menschen rebellieren gegen die bürgerliche Moral ihrer Eltern, die an den amerikanischen Lebensstil glaubten, bei dem unter Wohlstand materieller Erfolg verstanden wurde. Allerdings hatten ihre Eltern sich nie gefragt, wie sie sich in ihrem Leben verhalten sollten, nachdem sich ihre Lebensbedingungen verbessert hatten. In gewissem Maße war Religion ein Bestandteil dieser bürgerlichen Moral. Sie vermittelte keine echten religiösen Erkenntnisse über den Sinn des Lebens, sondern vielmehr psychologische und soziologische Ansichten, um die Religion dem bequemen bürgerlichen Leben anzupassen.

An einer der von mir besuchten staatlichen Universitäten gab es ein Problem. Der Rektor der Universität holte mich am Flughafen ab und erzählte mir, dass die Studenten am Tag zuvor zwei Gebäude niedergebrannt hätten. Er sagte: »Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie den Vortrag nicht halten müssen, denn ich befürchte, dass es zu einem unangenehmen Zwischenfall kommen könnte. Ich habe zwar Mitglieder des Kuratoriums gebeten, bei Ihnen auf der Bühne zu sitzen, aber sie können Sie nicht schützen.«

Ich sagte ihm, dass ich den Vortrag halten werde. Das Thema, für das ich mich ursprünglich entschieden hatte, habe ich vergessen. Da es jedoch Unruhen an der Universität gab, beschloss ich, über ein anderes Thema zu sprechen. Rund zehntausend Studenten erschienen, und ich sprach ungefähr eine Stunde lang über Keuschheit und Sittsamkeit, und zwar in einer Weise, dass die Studenten es verstehen konnten. Am Ende des Vortrags standen sie auf, klatschten und jubelten und kamen auf die Bühne, um mit mir zu sprechen.

Der Rektor der Universität sagte hinterher zu mir: »Ich bin seit zwanzig Jahren hier, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.« – »Was ist so anders?«, fragte ich ihn. »Nun ja«, erwiderte er, »andere Redner kommen und ergreifen Partei – Schwarz gegen Weiß, Gelb gegen Grün, Blau gegen Rosa – oder sie erzählen den Studenten, dass ihre Eltern und die Universitätsleitung falschliegen.« Er sagte: »Sie hingegen haben sie herausgefordert, und zwar mit etwas, das sie noch nie zuvor gehört haben. Und sie suchen doch nach einer Herausforderung!«

Wie ich bereits sagte – je religiöser das Thema der Rede ist und je stärker sie sich auf die Kreuzigung unseres Herrn bezieht, je mehr sie unseren modernen Heiden das unbekannte Element des Sich-selbst-Opferns nahebringt, desto empfänglicher sind sie. Es mangelt dem Herrn nie an potenziell Bekehrbaren in allen Altersstufen. Das Problem ist eher die Aktivierung dieses Potenzials, und das hängt weitgehend von uns ab. Wie lange der gute Gott mir noch erlauben wird, auf diese Weise zu wirken, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass ich versuchen werde einzutreten, solange er die Türen öffnet, und ich werde jene Türen wählen, die mir ein Maximum an spirituellen Möglichkeiten bieten. Ich bitte ihn täglich, mir meine körperliche Stärke und geistige Wendigkeit zu erhalten, um sein Evangelium predigen und sein Kreuz und seine Auferstehung verkündigen zu können. Ich bin so froh, dass ich dies tun kann, dass ich manchmal Folgendes glaube: Wenn ich zu unserem guten Gott in den Himmel kommen werde, dann werde ich ein paar Tage ausruhen und ihn dann bitten, dass ich wieder auf die Erde zurückkehren und noch ein bisschen weiterarbeiten darf.

6. Evangelisierung über die Medien


Ich wurde im Zeitalter der Elektrotechnik geboren, in dem man Lichtwellen nutzt, um das Wort zu verkünden. Das Radio ist wie das Alte Testament, denn man hört das Wort, ohne es zu sehen. Das Fernsehen ist wie das Neue Testament, denn das Wort wird sichtbar, es wird Fleisch und wohnt unter uns. Die erste Radioansprache hielt ich beim Radiosender New York City am Tag der Inbetriebnahme des Senders. Ich trat auch in der ersten religiösen Fernsehsendung in New York auf, als es in der ganzen Stadt erst wenige Fernsehgeräte gab. Die zwei Dutzend oder etwas mehr Kerzen, die auf dem Studioaltar unter den hellen Jupiterlampen aufgestellt waren, schmolzen in der Hitze.

1928 begann ich mit der Arbeit beim Radio. Damals wurde ich von den Paulusbrüdern von New York gebeten, mehrere Predigten in der Kirche zu halten, die von dem damals sehr beliebten Radiosender WLWL aufgenommen und gesendet wurden. Die riesige Kirche war bis auf die letzten Plätze besetzt. Für den Altarraum wurden noch Kissen ausgegeben und an den Seitenaltären zusätzliche Stühle aufgestellt. Eingeladen hatte mich Pfarrer Riley, der in den ersten Minuten herauskam, um mir zuzuhören, dann jedoch wieder zurückging und zu einigen seiner Mitbrüder sagte: »Ich habe keine Ahnung, warum ich diesen Mann je eingeladen habe.« Pfarrer Lyons, der in Rom mein Beichtvater gewesen war und bei der Einladung wahrscheinlich eine Rolle gespielt hatte, bat Pfarrer Riley, noch einmal hinauszugehen und noch etwas länger zuzuhören. Das führte dann dazu, dass diese Kanzel und diese Sendung über viele Jahre hinweg mein Wirkungsbereich waren.

Nachdem ich bereits seit Kurzem als Professor an die Universität berufen worden war und diese Radiosendungen gestaltet hatte, wählten die Bischöfe der USA mich als den Ersten, der in überregionalen Radiosendungen auftreten sollte – eine Möglichkeit, die ihnen die Nationale Radiogesellschaft eröffnet hatte. Damals gab es so viele Prediger und Priester, die sich um eine Sendezeit im Radio bewarben, dass CBS und NBC beschlossen, diese Anfragen zu kontrollieren, indem sie lediglich den repräsentativen Institutionen der Katholiken, Protestanten und Juden zugestanden, geeignete Sprecher zu auszuwählen. Es gab nicht nur Verwirrung aufgrund der Anfragen, sondern häufig kam es auch vor, dass diejenigen, die im Radio zu Wort kamen, die Gelegenheit nutzten, um ihre »Feinde« oder die Opposition niederzumachen. Eine gewisse Kontrolle im Hinblick auf Anstand und Nächstenliebe war unbedingt erforderlich.

Ich begann mit meiner ersten landesweiten Radiosendung an einem Sonntagabend in New York während der Hauptsendezeit, und zwar zur selben Zeit, zu der »Amos ’n’ Andy« an den Wochentagen auftraten. Kurz nach der Sendung »Katholische Stunde« stand der unvergessliche Fred Allen auf dem Programm. Ich wählte als Thema eine allgemeinverständliche Darstellung der christlichen Lehre über die Existenz Gottes, die Gottheit Jesu Christi, die Kirche und das religiöse Leben. Die vehementeste Kritik kam von der katholischen Presse in Milwaukee und Oklahoma City. Beide drängten darauf, dass ich aus dem Programm genommen und durch zwei Männer ersetzt werden sollte, die Amos und Andy imitieren und wie sie über Religion diskutieren sollten. Die Tendenz, das nachzuahmen, was bei den Leuten ankam, war in all den Jahren charakteristisch für einige Kirchenmänner.



Während früher Ausstrahlungen der Sendung »Die katholische Stunde«, 1930er-Jahre (Fulton J. Sheen Archiv).

Aufgrund der vielen Jahre, in denen ich ununterbrochen im überregionalen Radio Sendungen gestaltet hatte, erweiterte sich mein Gesichtskreis, als das kommerzielle Fernsehen 1951 auf die Idee kam, einen Priester ins Programm zu nehmen. Nachdem ich zu dieser Zeit bereits viele Jahre lang im ganzen Land Vorträge gehalten hatte, befand ich mich eigentlich nicht mehr in dem Stadium, in dem ich mich noch auf Experimente einlassen wollte. Die Frage war: Konnte ein Geistlicher im Fernsehen in einer kommerziell gesponserten Sendung auftreten? Im ganzen Land wurde unter Radio- und Fernsehredakteuren eine Umfrage gestartet. Alle – außer Boston – reagierten zustimmend. Die Kirche und ihre Bischöfe hatten mit der Einladung nichts zu tun, ebenso wenig mit der finanziellen Förderung. Eines der Probleme war das Honorar. Für mich war es eigentlich kein Problem, denn ich war entschlossen, keinesfalls Geld für meine Auftritte anzunehmen. Da ich damals mein Leben ganz der kirchlichen Missionsarbeit in Afrika, Asien und anderen Teilen der Welt verschrieben hatte, schloss das von mir geleitete Büro des Missionswerkes, des »Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung« den Vertrag ab und benutzte mich lediglich als seinen Sprecher. Ich erinnere mich, dass das Honorar für einen Abend 26 000 Dollar betrug. Im Laufe der Jahre belief sich, auch dank spontaner Spenden, der Ertrag für die Missionsarbeit auf mehrere Millionen Dollar, von denen jeder Cent in einer der Not leidenden Regionen der Welt landete, um dort Krankenhäuser und Schulen zu bauen und die weitere Verbreitung des Wortes Gottes zu ermöglichen. Wir hielten einen Rekord an Postsendungen, die jeden Tag in unserem Büro eingingen, der sich über Jahre hinweg im Durchschnitt zwischen 15 000 und 25 000 Briefen pro Tag bewegte.

Gelegentlich bat ich meine Hörer, mir ein 10-Cent-Stück für die Armen der Welt zu schicken. Von da an wurden wir mit Briefen überschwemmt, an die eine Münze geklebt war. Einige sandten sogar ihren alten Goldschmuck. Studenten verkauften ihre High School- oder College-Ringe und gaben den Gegenwert an die Mission. In einer Fernsehsendung erwähnte ich, dass ich gerne Schokoladenkekse aß. In der Woche darauf konnten wir kaum die Tür zum Büro öffnen, die durch Schachteln mit Schokoladekeksen blockiert war. Wir öffneten einen gelben Umschlag und herausfielen 10 000 Dollar in bar. Auf einem Zettel war mit Bleistift gekritzelt: »Ich brauche das nicht mehr. Gott hat mir gesagt, ich soll es den Armen geben.« In einem anderen Brief wurde ich darum gebeten, die beigelegten 3 000 Dollar an eine Versicherungsgesellschaft weiterzugeben, als Reuegeld – was erledigt wurde. Es entstanden endlos viele Zeichnungen von mir und zahllose Fotos von Kindern, die so angezogen waren wie ich, wenn ich meine Fernsehauftritte hatte. Ein blindes Paar in Minneapolis kaufte sich ein Fernsehgerät der Firma Admiral, um seine Dankbarkeit unserem Sponsor gegenüber – Admiral – zum Ausdruck zu bringen. Eine Frau in New Jersey berichtete, ihre Katze säße während meiner Sendungen immer vor dem Fernsehgerät und schaue mir zu. (Es gäbe weniger Klagen über Nachbarskatzen, wenn man ihnen allen angewöhnen könnte fernzusehen!) Eine ältere Frau in Iowa zog sonntagabends für die Sendung immer ihr schönstes Kleid an, als ob sie in die Kirche ginge. Ein mittlerweile berühmter Schauspieler fragte mich, ob er meinen Namen lebenslang benutzen dürfe – Martin Sheen. In zahllosen Haushalten wurden die Kinder angewiesen, still zu sein, während ich im Fernsehen auf Sendung war. Ich bin überrascht, dass die jüngere Generation deshalb nicht mit einem Hass auf meinen Namen aufgewachsen ist. Viele Personen, die ich im Zusammenhang mit meiner Fernseharbeit traf, waren so überrascht, mir zu begegnen, dass sie häufig sagten, dass ich ihr ganzes Leben lang eine Inspiration für sie gewesen sei oder dass sie große Verehrer von mir seien.

Sogar das Weiße Haus gehörte zu meinem Publikum. Auf dem Weg zu meinem Büro im »Päpstlichen Werk der Glaubensverbreitung« sah ich eines Nachmittags Präsident Eisenhower in einer Autokolonne die Park Avenue in New York hinunterfahren. Wenige Tage später erhielt ich folgenden Brief:

Lieber Bischof Sheen:

Gestern Abend wurde ich beim Alfred-Smith-Dinner darüber informiert, dass Sie, als ich auf den Straßen von New York unterwegs war, an einer Straßenecke angehalten und mich gegrüßt haben. Ich habe Sie nicht gesehen, aber ich versichere Ihnen, dass ich mich von Ihrer freundlichen Aufmerksamkeit sehr geschmeichelt fühle.

Ich hätte die Gelegenheit gerne genutzt, um mich – wenn auch nur kurz – mit Ihnen zu unterhalten.

Mit persönlichen Grüßen, herzlichst, Dwight D. Eisenhower

Ich beantwortete den Brief folgendermaßen:

Mein lieber Präsident Eisenhower:

Wenn der Präsident in Amerika auf der Straße an einem Freund vorbeikommt und es unabsichtlich versäumt, ihn zu grüßen, dann schreibt er einen persönlichen Grußbrief. Das ist Demokratie!

Wenn in Russland der Diktator an einem Freund vorbeikommt, ohne ihn zu grüßen, dann bedeutet das, dass dessen Liquidierung unmittelbar bevorsteht. Das ist Kommunismus! Offen gestanden, Mr Präsident – ich bin froh, dass Sie mich nicht gesehen haben! Der Gruß hätte eine Sekunde gedauert, Ihr Brief wird mich ein Leben lang begleiten.

Gott sei mit Ihnen!

Es erreichten mich auch viele Bitten und Anfragen. Eine, an die ich mich erinnere, kam von einem jüdischen Jungen in Pittsburgh, dem von seinen Eltern gesagt wurde, er sei noch nicht alt genug, um eine Kippa zu tragen. Er wandte ein: »Bischof Sheen trägt doch eine, warum dann ich nicht?« Heimlich schrieb er mir einen Brief und bat mich um meinen Pileolus, und ich sandte ihn ihm. Später erschien in den Zeitungen von Pittsburgh ein Bild von ihm mit seiner bischöflichen Kopfbedeckung. Ein Mädchen aus Minnesota schrieb und erzählte mir, ihr Pferd sei gestorben und sie habe seither nicht aufgehört zu weinen. Die Familie war zu arm, um ihr ein neues Pferd zu kaufen. Und sie bekam ihr Pferd.

Für unsere Fernsehsendung gab es nie irgendwelche Proben, was dem Produzenten viel Geld ersparte. Zum Teil lag das daran, dass ich nie mit Notizen arbeitete. Das Time Magazine sandte einmal eigens einen Journalisten ins Aufnahmestudio, der herausbekommen sollte, mit welchem Trick ich Woche um Woche arbeitete und Fernsehauftritte bewältigte, ohne dass ich einen Teleprompter oder Spickzettel benutzte. Das Einzige, was ich an Requisiten benötigte, war eine Tafel. Sie war mit einem Drehgelenk versehen, sodass sie umgedreht werden konnte, wenn eine Seite vollgeschrieben war. So erzeugte ich die Vorstellung, dass ein »Engel« – das war einer der Bühnenhelfer – die eine Seite der Tafel abwaschen würde, während ich mich aus der Reichweite der Kamera begab. Wenn die Tafel sauber war, benutzte ich sie unter Umständen ein weiteres Mal, doch ihre Sauberkeit wurde immer dem Engel zugeschrieben, der zu einer nationalen Berühmtheit wurde.

Als Lehrer schrieb ich manchmal Wörter auf, die ich erklären wollte, oder zeichnete einfache Bilder. Für Grafik jeder Art habe ich überhaupt kein Talent. Tatsächlich war ich darin so ungeschickt, dass einer der Verantwortlichen der Kunstakademie von New York mir ein Stipendium anbot, um zeichnen zu lernen und somit die menschliche Rasse in Zukunft nicht mehr zu blamieren. Die Sache hatte allerdings einen großen Vorteil: Sie brachte das Publikum in die Lage, sich dem Redner überlegen zu fühlen, denn die Zuschauer konnten zeichnen und ich konnte es nicht.

Ich trat im Fernsehen als Bischof in schwarzer Soutane und mit einem violetten Umhang (Ferraiolo) auf. Einmal hielt ich einen Vortrag in Longmeadow, Massachusetts. Der Vortragssaal lag im zweiten Stock. Einige Jungen auf der anderen Straßenseite sahen mich an jenem warmem Abend auf der Bühne und sie riefen »Superman«.

Eine Angewohnheit, die ich schon im Kindergarten gehabt hatte, war, dass ich immer »JMJ« oben auf die Tafel schrieb. Dies mache ich auch bei jedem Bogen Papier, bevor ich ihn beschreibe – und ich hoffe, dass dies auch eines Tages auf meinem Grabstein eingeprägt sein wird. Als Antwort auf viele Anfragen identifizierte mich das Publikum dann irgendwann über die Worte Jesus, Maria und Josef.

Es gab zahlreiche Lokale, die immer meine Sendung eingestellt hatten, die zur gleichen Zeit wie die Sendung von Milton Berle ausgestrahlt wurde. Das lag teilweise an den vielen Taxifahrern, die sich meine Fernsehsendung gern ansahen und während dieser halben Stunde eine Pause einlegten. Ein Taxifahrer fragte mich einmal: »Haben Sie ein Buch geschrieben?« Ich bejahte. Er sagte: »Wenn ich nicht schon ein Buch hätte, würde ich Ihres kaufen.«

Das Urteil der Zuschauer veränderte sich je nachdem, wie ich auf ihrem Fernsehbildschirm erschien. Als ich einmal als Mitwirkender bei einer Bischofsweihe in Brooklyn zusammen mit einer Reihe anderer Bischöfe in die Kathedrale hineinging, hörte ich eine Frau auf dem Gehweg rufen: »Im Fernsehen sehen Sie aber wirklich besser aus!«

Auf der Bühne hatte ich immer eine große Uhr vor mir, wenn ich sprach. Damit konnte ich meine Zeiteinteilung organisieren. Die Aufnahmezeit meiner Sendung betrug ohne Pause 27 Minuten und 20 Sekunden. Der Trick, rechtzeitig zum Ende zu kommen, ohne zu hetzen und ohne abgeschaltet zu werden, besteht darin, sich für den Abschluss eine präzise Zeit vorzunehmen. Wenn der Abschluss zwei oder drei Minuten dauern sollte, dann beendete ich das Thema, das ich gerade behandelte, früher und begann mit dem Abschluss. Somit gab es nie ein hastiges Abschalten.

Ich bereitete mich ungefähr dreißig Stunden lang auf jede Fernsehsendung vor, was bedeutete, dass ich mit dem Material eine Stunde oder länger hätte sprechen können. Es ist wie beim Atmen: Außerhalb des Körpers ist immer mehr Sauerstoff, als man in der Lunge aufnehmen kann, und ebenso sollte das Wissen, das man zu einem bestimmten Thema hat, immer wesentlich umfangreicher sein als das, was man von sich gibt. Wenn ich den einen oder anderen Punkt vergaß, den ich beabsichtigt hatte zu erwähnen, dann konnte ich dies immer mit etwas aus den gesammelten Informationen ersetzen.

Einen oder zwei Tage vor der Ausstrahlung »probte« ich, wieweit ich mir den Umfang des Themas zu eigen gemacht hatte, indem ich den Vortrag auf Italienisch einem befreundeten italienischen Professor vortrug, außerdem auf Französisch einem Mitarbeiter, der fließend Französisch sprach. Das tat ich nicht, weil ich diese Sprachen besonders gut beherrschte, sondern weil ich gezwungen war, die Begriffe in einer anderen Sprache zu formulieren, und ich wusste, dass mir das helfen würde, geistige Klarheit über das Thema zu erhalten.

Eines Tages begleitete ich eine junge Dame, die Französisch sprach, zu einer Handelsorganisation, von der wir hofften, dass sie die Filme vertreiben würde, die wir von den Missionseinsätzen herstellten. Der Leiter der Organisation war ein französischer Jude und deshalb freute er sich, mit meiner Begleiterin Französisch sprechen zu können. Er fragte sie: »Sehen Sie Bischof Sheen jeden Tag?« – »Ja.« – »Reden Sie mit ihm?« – »Ja.« – »Redet er mit Ihnen?« – »Ja.« – »Hat er Sie gebeten, mich aufzusuchen?« – »Ja.« Dann äußerte er ein Kompliment von höchst fragwürdigem theologischen Gehalt, doch es war wirklich als Kompliment gedacht: »Meine Güte, er ist ein zweiter Jesus!«



Luftwaffenstützpunkt Westover, Massachusetts, Juni 1950 (United States Air Force).

Es dürfte interessant sein, daran zu erinnern, wie sich nach Meinung eines Mannes, der über fünfzig Jahre Erfahrung mit den Medien hat, die Stimmungslage im Land wandelte. Als ich mit den landesweiten Radiosendungen begann, war die Grundstimmung im Land christlich.

Deshalb war die Sendung »Katholische Stunde« mit der Darstellung der christlichen Lehre durchaus populär. Allerdings provozierte sie bei einigen Fanatikern eine heftige Reaktion – einfach nur, weil es sich um den katholischen Glauben handelte. Ein Mann aus Pennsylvania schrieb mir in einem Brief, dass sich zwölf Bücher in seinem Besitz befänden, die bewiesen, dass der Papst der Antichrist sei. Er sei bereit, sie mir zuzusenden, aber ich spreche weiterhin vom »Heiligen Vater« und »Stellvertreter Christi«. – »Ich hatte erwartet, dass Sie sich zum Papst äußern. Was Sie allerdings über den Heiligen Vater und den Stellvertreter Christi sagten, hat mir ziemlich gut gefallen.« Damals gab es nicht viele Briefe, die man als Hassbriefe hätte bezeichnen müssen oder deren Schreiber an einer neurotischen Störung litten.

Als ich mit den landesweit ausgestrahlten Fernsehsendungen auf kommerzieller Basis begann, war ein anderes Vorgehen notwendig. Ich sprach nicht mehr im Namen der Kirche und unter der Trägerschaft ihrer Bischöfe. Die neue Methode musste ökumenischer sein, da die Sendung Katholiken, Protestanten, Juden und alle Menschen guten Willens ansprechen sollte. Es ging nicht mehr um eine unmittelbare Vorstellung der christlichen Lehre, sondern eher um einen vernünftigen Zugang zu dieser Lehre. Es musste ein Thema sein, das dem Publikum vertraut war. Deshalb bewegten sich die Themen in all den Jahren, in denen die Fernsehsendungen aufgenommen und ausgestrahlt wurden, vom Kommunismus über Kunst, Wissenschaft, Humor, Luftfahrt bis hin zum Thema Krieg und so weiter. Ich begann mit etwas, das sowohl den Zuschauern wie auch mir bekannt war, und schritt dann allmählich vom Bekannten zum Unbekannten oder zur Moral und der christlichen Philosophie fort. Es war dieselbe Methode, die unser Herr anwandte, als er eine Prostituierte beim Brunnen traf. Welche Gemeinsamkeit gab es zwischen der göttlichen Reinheit und dieser Frau, die fünf Männer gehabt hatte und jetzt mit einem Mann zusammenlebte, der nicht ihr Ehemann war? Der einzige gemeinsame Nenner war, dass beide gerne das kalte Wasser haben wollten. Davon ausgehend leitete er zum Thema des Wassers des ewigen Lebens über.

Dieselbe Methode wandte der heilige Paulus in Athen an, als der einzige gemeinsame Nenner, den er finden konnte zwischen sich selbst und den Menschen, die entlang der Straßen zur Akropolis ihre Götter aufgestellt hatten, eine Inschrift an einer dieser Statuen war: »Dem unbekannten Gott«. Davon ausgehend entwickelte er die Auffassung des wahren Gottes. Und so versuchte auch ich, das enorm große amerikanische Fernsehpublikum zu erreichen. Und es funktionierte.

In der Zeit meiner Fernsehsendungen stellte ich einen Rückgang an Briefen fest, die von Fanatikern stammten. Allerdings nahm die Anzahl der Schreiben von Menschen zu, die man als neurotisch bezeichnen könnte. Man fragt sich, ob Dr. Alexis Carrel tatsächlich recht hatte, als er sagte: »Es leiden mehr Menschen an Nervenkrankheiten oder nervösen Störungen als an allen anderen Krankheiten zusammengenommen.« Abgesehen von diesem Detail war die Zunahme an Wohlwollen im Land wirklich sehr bemerkenswert. Im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil bekam ich die meisten Briefe von Juden, die zweitgrößte Anzahl von Protestanten, die drittgrößte von Katholiken. Ich fühlte mich belohnt, wenn ich auch nur einen Menschen etwas näher zu Gott bringen konnte. Es wäre interessant gewesen, die Hunderttausende von Briefen aufzubewahren, die Menschen in der Prüfung ihres Gewissens und mit ihrer Sehnsucht nach dem Göttlichen geschrieben hatten und die unser Büro erreichten, doch ich hatte das Gefühl, dass ich es den Absendern schuldig war, ihre Briefe zu vernichten.

Ich beantwortete selbst so viele Briefe, wie es mir möglich war.

So viele Menschen schrieben mir und brachten ihr Interesse an der Kirche und ihre Suche nach dem Geschenk des Glaubens zum Ausdruck, sodass ich begann, in großen Schulsälen und Hallen Glaubensunterweisungen zu geben, so etwa in St. Patrick’s in Washington und in St. Stephen’s, ebenfalls in Washington, außerdem an der Cathedral High School in New York City. Personen, die sich nach Literatur über die Kirche erkundigten, bekamen Bücher und Broschüren zugesandt.

Im Rückblick kann ich sagen, dass ich zwei Herangehensweisen hatte: die eine war die direkte in der Radio-, die andere die indirekte in der Fernsehsendung. Die direkte Methode war die Darstellung der christlichen Lehre in einfacher, klarer Sprache. Im Fernsehen stützte ich mich stärker auf die Gnade Gottes und weniger auf mich selbst. Wenn es in der ausgestrahlten Sendung um das Thema Fliegen ging, dann konnte es vorkommen, dass ich am Ende über Engel sprach. Nie gab es Versuche, die in Richtung Proselytismus16 gingen. Die Zuschauer sollten selbst entscheiden, ob ich für etwas einstand, das sie als Vervollständigung für ihr Leben brauchten. Die Erleuchtung der Seelen ging mehr vom Geist aus, weniger von Sheen.

Ein Beispiel dafür war eine Sendung über den Tod Stalins. Ungefähr zehn Tage, bevor Stalin starb, sprach ich über seinen Tod, als würde er tatsächlich eintreten. Ich erhielt Telefonanrufe von Zeitungen fast aller Bundesstaaten der USA, die sich erkundigten, welche Insiderinformationen mir vorlägen. Ich sagte ihnen, dass das Einzige, das ich wüsste, die Tatsache sei, dass er sterblich sei und die letzte Sündenstrafe, die der Tod ist, zu erbringen habe. Und es war einfach sein Schicksal, dass die Sendung und sein Hinscheiden zeitlich zusammentrafen. Ein weiteres Beispiel für diese zweite Vorgehensweise ist die Begegnung mit einer Frau, die mir nach einem Vortrag in einer Stadt im Westen erzählte, dass sie konvertiert sei, nachdem sie eine meiner Fernsehsendungen angesehen hatte. Es interessierte mich natürlich sehr, welche Sendung konkret sie so stark beeinflusst hatte. Zu meiner Überraschung sagte sie, es sei diejenige über Stalin gewesen. Es gab in dieser Sendung absolut nichts, was einen Menschen hätte in die Kirche locken können. Gott benutzte die Sendung einfach als Werkzeug. »Paulus pflanzt, Apollos wässert, Gott aber schenkt das Wachstum.«

Бесплатный фрагмент закончился.

1 914,22 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
467 стр. 79 иллюстраций
ISBN:
9783947931811
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают