Читать книгу: «Rostam und Sohrab», страница 2

Шрифт:

9.

Nach kurzer Freudennacht als an der Morgen brach,

Wand aus Tahmines Arm sich Rostam los und sprach,

Indem vom Arm er nahm ein goldenes Gespang,

Von dem erschollen war der Ruhm die Welt entlang;

Sie glaubten, dass daran sei Rostams Heil gebunden,

Und unverletzlich sei, wen dieses Band umwunden:

Das gab er ihr und sprach: Liebtraute! Dies bewahr!

Wenn eine Tochter dir nun bringen wird das Jahr,

So nimm dies Goldgespang und schling es ihr ins Haar!

Als welterleuchtenden Glückstern soll sie es tragen,

Der ihr soll und der Welt von ihrem Vater sagen.

Wenn aber einen Sohn dir die Gestirne reichen,

So bind ihm um den Arm, wie ich es trug, das Zeichen.

Des Vaters Zeichen sei an seinem Arm bewahrt,

Und wachsen wird er selbst nach seines Vaters Art.

Gleich seiner Ahnen Stamm wird der aus Heldensamen

Erzeugte sein, es bleibt nicht ungenannt sein Namen.

Ist er erwachsen, send’ ihn mir nach Iran zu!

Nun aber naht der Tag, ich geh, wohl lebe du!

Zum Abschied fasst’ er sie an seine starke Brust,

Auf Aug’ und Haupt gab er ihr manchen Kuss voll Lust.

Mit Weinen wandte sich von ihm die zarte Braut;

Sie ward nach kurzer Lust mit langem Weh vertraut.

Zu Rostam aber kam der König hochgemut,

Den Eidam fragt’ er da, wie er die Nacht geruht?

Ihm gab er Kunde dann vom Rachs, er sei gefunden;

Und aller Sorgen war das Heldenherz entbunden,

Er ging und streichelt’ ihn und sattelt’ ihn sogleich,

Dann von Samangan ritt er froh und freudenreich.

Gen Sistan auf dem Rachs als wie ein Wind er flog,

Indem er die Geschicht’ in seinem Sinn’ erwog.

Von Sistan ritt er heim nach Sabulistan gar,

Und keinem sagt’ er dort, was ihm begegnet war.

Zweites Buch.

10.

Neun Monde waren schon Tahminen hingegangen,

Als sie gebar den Sohn wie eines Mondes Prangen.

Die Mutter sah ihn an mit Lust und schmerzenreich,

Er war in jedem Zug wohl seinem Vater gleich.

Sie nannte Sohrab ihn und nahm ihn an die Brust;

Das Kind war auf der Welt nun ihre einz’ge Lust.

So zärtlich pflegte sein die Mutter, die ihn nährte,

Dass keines Dinges er zu keiner Stund’ entbehrte.

Der Knabe weinte nie; er hatte neugeboren

Gelächelt schon, als sei er nicht zum Weh geboren.

Er wuchs so wunderbar: Als er ein Monat war,

Da war er anzusehn, als ob er wär ein Jahr.

Drei Jahr alt, dacht’ er schon zur Rennbahn sich zu rüsten,

Im fünften sah man ihn mit Löwenmut sich brüsten.

Wie er zehn Jahr alt war, da war im ganzen Land

Nun kein gestandner Mann, der ihm zum Kampfe stand.

Von Leib ein Elefant, von Wangen Milch und Blut,

Rasch wie ein Hirsch gewandt, im Auge dunkle Glut,

Von Wuchse hoch und schlank, die Brust gewölbt von Mut.

Zwei Arme schwang er um sich her den Keulen gleich,

Und unten standen fest zwei Füße Säulen gleich.

Wo er im Ringspiel rang, wo er den Schlägel schlug,

War keiner der davon den Ball des Sieges trug.

Er ging zur Löwenjagd, da ward der Löw’ ein Fuchs;

Die Zeder rüttelt’ er, sie bog sich wie ein Buchs.

Windfüßigem Renner rannt’ er sturmgeflügelt nach,

Beim Schweif ergriff er ihn, der Renner stand gemach.

Es war als ob zum Kampf die Welt er fordern wollte,

Als ob er selbst bestehn den eignen Vater sollte.

11.

Zu seiner Mutter kam der Knabe, sie zu fragen;

Verwegen sprach er da: Mutter, du sollst mir sagen!

Denn unter meinen Spielgenossen rag’ ich hoch

Hervor, mein Haupt empor zum Himmel trag ich hoch.

Wes Samens, welches Stamms ich bin, will ich erkennen;

Wenn nach dem Vater man mich fragt, wen soll ich nennen?

Wirst du mir Antwort nicht auf diese Frage geben,

Am Leben bleib’ ich nicht, und du bleibst nicht am Leben!

Die Mutter, da sie dies vom jungen Pahlavan

Vernommen, sah zugleich mit Stolz und Furcht ihn an:

Er war entwachsen ihr und nicht mehr untertan.

Sie fasste sich und sprach begütigend: Vernimm

Ein Wort, des freue dich, und lasse deinen Grimm!

Du bist des Rostam Kind, des Perserpahlavanen,

Und seine Ahnen sind in Iran deine Ahnen.

Drum übern Himmel trägst du hoch dein Haupt hinaus,

Weil du entsprossen bist aus solchem Heldenhaus.

Denn was an Heldentum nun in der Welt erscheint,

Das ist in Rostams Stamm, in Rostam selbst vereint.

Sieh dieses Goldgespang, nimm hin und halt es fein!

Zum Abschied gab mir das für dich dein Väterlein.

Erfährt er, dass sein Sohn erwuchs zum tugendreichen,

Nach Iran ruft er dich und kennt dich an dem Zeichen;

Dann bricht mein Herz vor Leid, wann ich dich seh’ entweichen!

O Sohn! Afrasiab, der Schah von Turan, soll

Nicht wissen dein Geschlecht; das brächt’ uns seinen Groll.

Denn niemand auf der Welt ist ihm wie Rostam Feind,

Rostam, um welchen Blut in Turan wird geweint.

Witwen in Turan macht sein Schwert in jeder Schlacht;

Und ohne Schwertstreich hat er mich dazu gemacht.

Drum vor Afrasiab bewahre dies im Stillen!

Den Sohn verderben möchte’ er um des Vaters willen.

Den Vater hab’ ich schon verloren, liebes Kind,

Verlör’ ich auch den Sohn, so wär’ ich sänfter blind.

Sei stolz, doch sag’ es nicht, wer deine Ahnen sind!

12.

Doch Sohrab sprach: Wer birgt die Sonn’ im Weltenring?

Unmöglich wird geheim gehalten solches Ding.

Von einer Heldenabkunft, Mutter, dieser gleich

Zu schweigen, wäre dir und mir nicht ehrenreich.

Was, Mutter, hast du selbst gehalten lange Zeit

Geheim die Abkunft mir von solcher Herrlichkeit?

Denn alle Kämpen jetzt, die jungen und die alten,

Nur Rostam ists von dem sie Kampfgespräche halten.

Von allen Namen ward zuerst mir seiner kund,

Ich hörte seinen Ruhm aus seiner Feinde Mund.

Wer jenen Riesen schlug? Dies Zauberschloss zerstörte?

Nur Rostam, was ich frug, Rostam war, was ich hörte,

Stets mit Bewunderung und oft mit Neide gar,

Mit Ärger! Wusst’ ich denn, dass er mein Vater war?

Nun aus Samangan hier und dort aus Turans Marken

Versamml’ ich all ein Heer der Mutigen und Starken.

Nach Iran will ich ziehn und von dem dunkeln Staube

Der Schlacht dem lichten Mond aufsetzen eine Haube.

Aufrütteln von dem Thron will ich den Kay Ka’us,

Und schlagen aus dem Feld den alten Feldherrn Tus.

Wenn Rostam will, geb’ ich ihm Thron und Kron’ und Schatz

Und lass’ ihn sitzen auf Kay Ka’us Fürstenplatz.

Von Iran zieh’ ich dann nach Turan kampfbereit

Und fordere den Schah Afrasiab zum Streit.

Vom Throne stürz’ ich ihn als wie ein Blitz herab;

Die Sonne lang’ ich mit der Lanzenspitz’ herab.

O Mutter, aber dich, du höre meinen Schwur an,

Mach’ ich zur Königin von Iran und von Turan.

Denn da, wo Rostam ist der Vater, ich der Sohn,

O Mutter, bleibt kein Fürst der Welt auf seinem Thron.

Wo Mond und Sonne selbst im Glanzvereine strahlen,

Was wollen Sterne da mit ihrem Schimmer prahlen!

So rief er, und erstaunt ließ er die Mutter dort;

Mit höherm Haupt, als er gekommen, ging er fort.

Von seinem Vater sagt’ er keinem doch ein Wort,

Im Herzen macht’ er ganz den Vater sich zu eigen,

Doch wenn den Mund er auftun wollte, musst’ er schweigen.

Ihm wars, als ob er erst zu Rosse steigen sollte,

Wenn er als Rostams Sohn der Welt sich zeigen wollte.

13.

Zu seiner Mutter sprach Sohrab, der junge Held:

Den Vater nun zu schaun, Mutter, zieh’ ich ins Feld.

Dazu brauch’ ich ein Ross, mit meinem Mut schritthaltend,

Ein Ross mit einem Huf von Eisen kieselspaltend:

Von Stärk’ ein Elefant und vogelgleich an Schwung,

Im Wasser wie ein Fisch und wie ein Reh im Sprung,

Ein Ross, das meine Wucht und meine Waffen trage

Und nicht von meiner Faust erlieg’ an einem Schlage.

Denn nicht zu Fuße ziemt zum Kampfe mir zu gehn;

Vom hohen Ross will ich dem Feind ins Antlitz sehn.

Da so die Mutter hört’ ihr junges Heldenblut,

Zum Himmel hob sie stolz ihr Haupt in hohem Mut.

Sogleich befohlen ward von ihr dem Hirtenvolke,

Zu bringen aus der Trift von Pferden eine Wolke,

Damit dem Sohrab käm’ ein Rösslein fein zur Hand,

Auf dem er säße, wann er ritt’ in Feindesland.

Und alles was sich fand von Pferden allzumal,

Was aufzutreiben war da zwischen Berg und Tal,

Das trieben sie zur Stadt, und Sohrab nahm, der Leu,

Die Fangschnur nun und trat zum nächsten ohne Scheu.

Welch Ross vor allen stark er sah von Bug und Backen,

Des Riemens Schlinge warf er gleich ihm übern Nacken.

Er zog es her und legt’ ihm auf den Rücken auch

Die Hand, da lags gestreckt am Boden auf dem Bauch.

Es konnte nicht den Druck der flachen Hand ertragen,

Er braucht’ es mit der Faust zu Boden nicht zu schlagen.

Schon war durch seine Hand manch schmuckes Ross geknickt,

Und keines kam ihm noch zur Hand, für ihn geschickt.

Es schien, es war kein Ross für seine Kraft gerecht,

Und traurig ward der Spross vom Pahlavangeschlecht.

14.

Da stellte sich zuletzt ein alter Recke dar

Und sprach: Ich hab’ ein Ross, wie keines ist, noch war.

Im Gange wie ein Pfeil, im Laufe wie ein Wind;

Es ist von Rostams Hengst, vom Rachs, ein einzig Kind.

Kein Ross von gleicher Kraft ist auf der Welt zu sehn;

Ein Blitz im Rennen ists und ein Gebirg im Stehn.

Die Hitze noch der Frost macht ihm nicht kalt noch heiß,

Mit Nüstern voller Dampf und Poren ohne Schweiß.

Ein Wolkenschatten schwebt es über Tal und Hügel

Und segelt durch die Luft, ein Vogel ohne Flügel.

Der Pfau zieht ein vor Scham des Rads gespannten Reif,

Wenn es die Mähnen hebt und hoch trägt seinen Schweif.

Am Berge klimmend, ist es einem Löwen gleich;

Im Wasser schwimmend, ist es einer Möwen gleich.

Sein Reiter, wenn im Ritt er schnellt den Pfeil vom Bogen,

Kommt schneller als der Pfeil dem Feinde nachgeflogen.

So flüchtig ists zur Flucht: Auch der von seinen Sohlen

Erregte Staub versucht umsonst es einzuholen.

Bei allen Tugenden, die diesem Rösslein eigen,

Hats einen Fehler nur: Es lässt sich schwer besteigen.

Doch wers bestiegen hat, den wirds zum Siege tragen,

Der mag darauf den Kampf mit Rostam selber wagen.

Froh wurde Rostams Sohn von dieses Wortes Klange,

Er lacht’ und rosengleich erblühte seine Wange.

Laut rief er: Ei so bringt mir gleich das schmucke Ross!

Sie brachtens ungesäumt zum jungen Heldenspross.

Er machte gleich an ihm mit seiner Hand die Probe,

Das Tier war stark genug, und es bestand die Probe.

Da schmeichel-streichelt’ ers und sattelt’ es geschwind,

Aufs starke Ross schwang sich das starke Heldenkind.

Im Sattel saß er fest als wie ein Bild von Erz

Und hielt mit leichter Hand die Zügel wie zum Scherz.

Er tummelte das Ross, dass es begann zu schäumen,

Zu schnauben mit Gebraus, doch durft’ es ihm nicht bäumen.

Da sprach vom Ross Sohrab, indem er’s anhielt leise:

So hab’ ich nun ein Ross gewonnen zu der Reise.

Nun acht’ ich mein die Welt, da ich ein Ross gewann,

Auf dem ich Rostam selbst mit Ruhm bestehen kann.

15.

Er sprachs und stieg vom Ross und ging ins Haus zurück:

Da rüstet’ er zum Krieg mit Iran Stück um Stück.

Wie’s kund im Lande ward, dass er kriegslustig sei,

Strömten von da und dort Kriegslustige herbei.

Wie eine Sonne war er ihrem Wunsch erschienen;

Sie alle wollten Ruhm und wollten Gold verdienen.

Die Waffen hatten lang in diesem Land geruht,

Und aus der Asche brach nun die verhaltne Glut.

Sohrab, gerüstet, trat zu seiner Mutter Vater,

Um Urlaub und Geleit und Reisebeistand bat er.

Grossvater! Sprach er: Jetzt sollst du mir Spielzeug schaffen;

Die Leute hab’ ich schon, gib mir dazu die Waffen!

Denn ohne Waffen ist ein Heerzug mangelhaft;

Ein Rösslein hat mir schon die Mutter angeschafft.

Doch alles, was mir folgt, soll auch auf Rossen reiten;

Kamele sollen dann mit Zehrung uns begleiten.

Denn schmausen wollen wir, so oft als wir nicht streiten.

Tu deinen Marstall auf, das Vorratshaus mit Kost,

Das Zeughaus auch, worin die Waffen frisst der Rost!

Dem alten König klang anmutig diese Post,

Mit Lachen sah er an den jungen Augentrost;

Durchwärmet ward sein Frost von diesem feurigen Most.

Er sprach bei sich: Was ists mit dieser Waffenfahrt?

Ist dies den Vater aufzusuchen eine Art?

Doch sei es wie es sei! Es ist das Heldenfeuer

Rostams in seinem Blut und fordert Abenteuer.

Da stellt’ er, was er hatt’, ihm alles zu Befehle,

Vorrät’ in Land und Stadt, die Ross’ und die Kamele,

Futter für Ross und Mann, die Gerste samt dem Weizen;

Mit Silber auch und Gold wollt’ er dazu nicht geizen.

Und als er tat darauf das alte Zeughaus auf,

Da stand ein Waffenhauf wohlfeil der Lust zu Kauf:

Schwerter und Wehrgehäng, Leibröcke, Helm und Panzer,

Für Schützen Bogen auch und Spieß und Speer für Lanzer.

Sohrab, wie ers empfing, so teilt’ er Wehr und Sold,

Es stob ihm von der Hand das Eisen und das Gold.

Er sprach: Da nehmet hin! Soviel vermag ich heute;

Und wenn ihr mehr begehrt, so helft, dass ichs erbeute!

Eroberten wir erst des Persers Königreich,

So mach’ ich jeden Mann wie einen König reich.

16.

Dem Schah Afrasiab in Turan ward gesagt,

Dass seinen Flug vom Nest ein junger Adler wagt,

Der altershalben zwar nichts weniger als flück,

Doch seinem guten Mut vertraut und gutem Glück.

Ihn hat die Friedensruh, die Turan schläft, verdrossen,

Er rüstet sich zu Kampf und sammelt Schwertgenossen.

Von allen Orten strömt ein Heer zu ihm herbei,

Darob hebt er sein Haupt wie eine Zeder frei.

Es sprosst der erste Flaum auf seiner Wange kaum,

Und schon ist seinem Traum zu eng der Welten Raum;

In alle Himmel hoch wächst seiner Hoffnung Baum.

Aus seinem Odem weht ein süßer Milchgeruch,

Doch eitel Schwert und Dolch ist seiner Lippen Spruch.

Mit seinem Dolch will er die Brust der Erde ritzen

Und an die Abendwolk’ ihr rotes Herzblut spritzen;

Kay Ka’us soll vom Thron, dort will er selber sitzen!

Den Beutelustigen, die ihm mit leeren Händen

Und vollem Mute nahn, hat er viel Gut zu spenden

Und mehr Verheißungen, die denkt er zu vollenden!

Sie drängen sich um ihn wie Strahlen um die Achse

Der Sonn’, als ob ein Heer ihm aus dem Boden wachse;

Als sei er Rostams Kind und reit’ ein Kind vom Rachse!

In Wahrheit, wer ihn sieht, der glaubt wohl dem Gerüchte,

Weil von dem Stamme weit nicht fallen dessen Früchte;

Er scheint, mit solcher Zucht, von Rostam ein Gezüchte.

Wenigstens mutterhalb ist Sohrab edel schon,

Des alten Königs von Samangan Tochtersohn!

So ward dem Türkenschah geredet und geraunt

Von Sohrab, und er war darüber nicht erstaunt.

Er lachte still, es war vom Anbeginn ihm kund

Tahmines und Rostams geheimer Liebesbund.

17.

Afrasiab, der Schah, nachdem er den Bericht

Erwogen, lachte noch, und er missfiel ihm nicht.

Der Häupter seines Heers, des nun lang ausgeruhten,

Berief er einen gleich, Barman, den hochgemuten.

Zwölftausend Recken, frisch von Kraft und scharf von Schneide,

Las er dazu und gab sie ihm mit dem Bescheide:

Bewährter Baruman, auf! Nach Samangan lenke

Den Schritt mit diesem Heer, mit Briefen und Geschenke.

Ermutige mir dort des Mutes jungen Keim!

Doch die Geschichte bleibt still zwischen uns geheim.

Sag’ ihm, Afrasiab send’ ihm Hilfsmannschaft zu,

Damit nach Iran er kampflustig zieh’ im Nu.

Dort aber darf den Sohn der Vater nicht erkennen,

Und niemand soll dem Sohn des Vaters Namen nennen.

Was weiß ich, ob ein Sohn des Rostam Sohrab sei?

Ich frage nicht danach; mir feind sind alle zwei.

Wenn so den einen Feind wir auf den andern hetzen,

Können sie doch gegen uns sich nicht zur Wehre setzen.

Und wenn die beiden dort einander setzen zu,

So sehen wir dem Spiel hier mit Ergötzen zu.

Vielleicht gelingt es uns: Der grimme Kampfleu alt

Erliegt im Kampfe vor des jungen Leun Gewalt.

Wenn Rostam gegen uns nicht ferner Iran hält,

Im Spiele jagen wir den Ka’us aus der Welt.

Dann aber wollen wir den Sohrab auch beschicken,

Mit Schlummer eines Nachts sein Auge so bestricken,

Dass ihm die Lust vergeht, nach Kronen aufzublicken!

Denn mir ist wohlbekannt, dass dieser tolle Knab

Erst an Kay Ka’us will, dann an Afrasiab.

Doch wenn dem greisen Wolf erliegt das zarte Lamm --

Wenn Sohrab wirklich ist ein Reis von Rostams Stamm –

Wenn denn das zarte Lamm dem greisen Wolf erliegt,

So hoff’ ich, dass im Schlamm der alte Brunn versiegt!

Dass sich der zähe Stamm von diesem Kummer biegt!

Und so ist oder so von einem uns geholfen,

Es sei vom jungen Welf, es sei vom alten Wolfen.

18.

Da schrieb Afrasiab an Sohrab einen Brief,

Darin er Gottes Heil ob ihm zum Eingang rief:

Das Glück geleite dich, beherzter Heldenknabe,

Zum kühnen Werk, das ich mit Lust vernommen habe.

Dir send ich fürstliche Geschenke meiner Gnaden,

Ross’ und Kamele mit Kleinodien beladen;

Türkis’ aus Turkistan, aus Badachschan Rubinen,

Smaragdne Sträuße drei mit Perlentau auf ihnen.

Ich habe dir erwählt zwei Kronen edelsteinern

Und ihnen beigezählt zwei Thronen elfenbeinern.

Froh mögest du zu Thron auf Elfenbeine sitzen,

Und über dir die Kron’ aus Edelsteine blitzen!

Wirst du erst Irans Kron’ im Streit gewonnen haben,

Dann wird Ruh auf dem Thron die Zeit gewonnen haben.

Denn ewig ist entzweit, wie Tag und Nacht im Streit,

Iran und Turan; du sollst stiften Einigkeit.

Von dieser Mark’ ist weit zu jener nicht der Weg;

Samangan, Turan und Iran ist Ein Geheg.

Deswegen ist gestellt Samangan auf der Scheide

Von Iran und Turan, um zu beherrschen beide.

Nun send’ ich Truppen dir, soviel ich nötig glaube;

Kühn setze dich aufs Ross und auf dein Haupt die Haube!

Von meinen Feldherrn send’ ich dir den Baruman,

So tapfer als getreu; der sei dir untertan!

Er sei dir untertan mit allen, die er führt;

Von ihnen sei die Welt dem Feinde zugeschnürt!

Zieh aus zu Kampf und Sieg! Dich soll im Laufe stören

Kein Graben und kein Wall, und keine List betören!

Bald lass’uns das Gerücht von deinen Taten hören!

Von meinen Söhnen all soll keiner meinem Thron

So nah stehn als Sohrab, den ich begrüß’ als Sohn.

Er schriebs und siegelte und gabs dem Baruman;

Der trat nicht leichten Muts die schwere Sendung an.

In diesem Kriege war kein Ruhm ihm zu erwerben,

Als einen Helden durch den andern zu verderben.

19.

Da hörte vom Gerücht Sohrab, dass Baruman

Vom Schah Afrasiab mit Truppen zieh’ heran,

Mit Ross und mit Kamel und großem Heergedränge,

Ehrengeschenk und Brief und festlichem Gepränge.

Der junge Mann, wie er die Kund’ erfuhr, schnell tat er

Den Gürtel um und zog mit seiner Mutter Vater.

Entgegen zum Empfang zog er schnell wie ein Wind;

Wie so viel Volks er sah, froh staunete das Kind.

Mehr staunte Baruman, als er die stolzen Glieder,

Die edle Bildung sah, das Staunen schlug ihn nieder.

Im Staunen war gemischt Furcht und Bewunderung

Und Mitleid, wie er sah den Helden schön und jung.

Der greise Feldherr sprach bei sich: Auf Ruhmespfaden

Gehn sollte solch ein Schmuck der Jugend ohne Schaden.

Verdienen möchte’ er wohl, ihm wäre statt Verrat

Zum ungestümen Mut beschieden weiser Rat.

Wenn ihm der Doppelrausch der Jugend und des Ruhms

Zu Kopfe steigt, o weh dem Stolz des Rittertums!

Zu Sohrab sprach er drauf: O edler junger Leue,

Den Brief schickt dir der Schah, dass er dein Herz erfreue.

Lies mit Bedacht den Brief des Schahs von Turanland,

Und was du dann befiehlst, das steht in deiner Hand.

Die Ehrengaben nimm, die dir gesendet sind;

Ich selbst steh’ und dies Heer dir zu Gebot, o Kind!

Sohrab, der junge Mann, nachdem er las den Brief,

Das erste war, dass er sein Heer zum Aufbruch rief;

Das Heer der Seinigen; dem Barman, seinem Gast

Und dessen Leuten gab er auf drei Tage Rast.

»Der Mutter Vater soll bewirten euch mit Schmause,

Die Mutter selbst dazu; ich geh nicht mehr nach Hause.

Es leidet länger nicht mich in der Mutter Haus;

Lebt wohl und kommt uns nach! Wir reiten euch voraus.“

Die Pauke ward gerührt, zusammen strömten Krieger

Und sprangen mit Geklirr auf Rosse rasch wie Tiger.

Die Rosse wieherten, es schmetterten Trommeten,

Die Fahnen flatterten, die Fahrt ward angetreten.

Aus Turan brach der Sturm hervor auf Irans Flur;

Zerstörung, Flucht und Raub bezeichnete die Spur,

Und wüste ward gelegt das Land, soweit er fuhr.

Бесплатный фрагмент закончился.

399
477,45 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
140 стр.
ISBN:
9783869319391
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают

Новинка
Черновик
4,9
126