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Читать книгу: «Mein lieber Eduard», страница 3

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Trotz aller Mühe und Arbeit, die er auf die Baumschule und den Samenhandel verwendete, habe ich ihm auch nicht die geringste Entschädigung geboten und er selbst war zu bescheiden, um solche zu verlangen und ich habe mir im Stillen oft Vorwürfe darüber gemacht.

Meine Tochter Auguste hat mir nach dem Tod ihrer Mutter die Wirtschaft treu und zu meiner Zufriedenheit geführt. Sie hat auch manche Ersparnisse eingeführt und dadurch den häufigen und oft lästigen Besuchen ein Ende gemacht. Ich erlaubte ihr Käse, Bier und dergleichen, was in der Wirtschaft nicht gebraucht wurde, zu ihrem Nutzen zu verkaufen. Auch hielt ich ihr in den letzten Jahren eine Sau, deren Erlös sie bekam, um auf diese Weise ein kleines Kapital zu sammeln, so dass sie mit dem, was sie nach meinem Tod bekommen wird, ohne Sorgen bei ihrer bekannten Sparsamkeit würde leben können.“ (Auguste heiratete aber den Pastor Müller nach dem Tode ihrer Schwester, das Testament fährt fort:)

„Alles, was ich hinterlasse, ist sauer verdient. Auch die Präsente, die ich von der Loge, vom landwirtschaftlichen Verein und von einer Vormundschaft erhalten habe.“ Dann nimmt er Auguste in Schutz; sie hätte so viel aus dem Windehausener Pfarrhaus weggeschleppt. „Man darf nicht vergessen, dass sie kein neues Mobiliar, nicht einmal neue Betten bekommen hat und es möchte wohl ein Irrtum sein, wenn man meint, es hätten hier sechzehn vollständige Betten aufgeschlagen gestanden. Dazu hätte es ja auch an Raum gefehlt.

Vertragt euch in Liebe und Güte. Seid zufrieden mit dem, was ich mit saurem Schweiß verdient habe. Beschimpft mich nicht in der Erde und sorgt dafür, dass mein guter Name nicht geschändet wird, wie auch ich dafür gesorgt habe, dass kein schiefes Urteil über meinen Vater gefällt werden konnte.

Gott möge mit euch allen sein. Das wünscht Euch von Herzen Euer Vater Steiger.

Wir lesen viel aus den alten Briefen heraus. Da aber manches unverständlich und wohl auch dem Alter von Christian Friedrich Steiger geschuldet, bringe ich hier noch einige Anmerkungen, damit wir die Briefe besser verstehen. Ich habe mich ziemlich durch sie hindurchgequält. Ich hatte zwar mir der Dorfchronistin Inge Albrecht aus Badrina eine Übersetzerin; aber die hat auch nicht alles lesen können. Hilfreich war … die mir Bruder Martin besorgte und die mir einige Briefe am Anfang und Ende genauer übersetzte.

So bleibt hier die Zusammenfassung unseres Vaters Herbert Steiger, die ich aus „Fröhlich unterwegs“ aufgenommen habe, um hier dem besseren Verständnis Vorschub zu leisten. (Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2007)

Als Schwiegertochter Auguste ihn besucht, ist er des Lobes voll. „Deine schönen Pferde haben hier aufsehen gemacht! Und Dein Kutscher hat dich aus dem Busche heraus gelobt und die 120 Morgen Weizen, so wie die Zuckerrüben und die ganze Wirtschaft gerühmt. Die kleine Marie ist gesetzter geworden und soll der Oma in Windehausen ähneln, während der dicke Max ganz der Papa in Ebeleben sei. Gleich einem Eichhörnchen sei er auf die höchsten Kirschbäume geklettert. Er hat aber auch den 90. Psalm mit Verstand und ausdrucksvoll, ohne jeden Anstoß deklamiert, was dem Opa in Windehausen große Freude gemacht hat. Er schickt den Kindern den „Robinson“ zum Lesen, denn Gustav Freitag „Ahnen“ wären doch zu früh. Er schickt ihnen auch gern Bonbons. Zu Martini bekommt jedes Kind ein Licht und Vater Eduard soll ihnen vom Reformator erzählen. Er interessiert sich für die Wollpreise, für die Weizen – und Rübenernte. Er freut sich, wenn die vierteljährlichen Zinsen kommen und versucht immer wieder, ohne Wissen von Carl, dieses Geld unter irgendeinem Vorwand zurückzuschicken.

Er freut sich über die Sendungen an Weintrauben und Most, Rotwein und Champagner. Nach einer schweren Krankheit schreibt er, er habe sich erst erholt, als er ohne Wissen des Arztes statt an Selter sich an Rotwein gehalten habe. „Und schon ging es aufwärts!“ „Herr von Biela ist einer von denen, die im Schlafe reich werden. Aber das gefällt mir nicht, dass er den Esel für Deinen Max sich hat mit sieben Talern bezahlen lassen“. Bei einem Unwetter heißt es: „Ich bin darüber in meinem Gott vergnügt, danke ihm aus der Fülle meines Herzens, dass er Dich vor Hagel geschützt hat!“

Ein andermal heißt es: „Du hast eine Betschwester bekommen. Da bedaure ich Dich und Deine Kinder. Das Beten ist recht gut und nötig, wo es hingehört. Wenn aber Kinder, die noch keinen Begriff von der Sache haben, zu viel beten müssen, werden sie gleichgültig und sprechen Worte ohne Sinn. Es ist recht gut, wenn ein religiöser Sinn in dem zarten Gemüt der Kinder geweckt wird. Nur kein Muckertum! Noch weniger ein Richteramt, das den einen zum Himmel und den anderen zur Hölle wirft. Das Richteramt gehört dem, der Herz und Nieren prüft, nicht den schwachen Menschen. Solche Dinge würde ich untersagen. Mucker sind die schlechtesten Menschen. (Das geht gegen eine Gouvernante in Balgstädt).

Am 20. 10. 1866 wird die Eisenbahn über Heringen in Betrieb genommen. Zu diesem Ereignis lässt er sich hinfahren und wir lesen: „Ich sah hier zum ersten Mal die ganze Umgestaltung der Gegend und die Einrichtung“. Als der Zug am Abend erwartet wurde, sammelte sich die Noblesse von Heringen, unter anderem der Bürgermeister und Freund Olearius. Als es 1866 zum Krieg mit Österreich kommt, nimmt er für Preußen und Bismarck Partei. Preußen habe 50 Millionen im Staatsschatz; es könne jede Woche 100 000 Taler neu prägen. Was habe Österreich? Papier! Nichts als Papier! Allerdings koste die Mobilmachung 20 Millionen und täglich eine halbe dazu. Er liest nämlich den Nordhäuser Kurier.

Er bangt um seinen Enkel Carl Junior. Der Bankbeamte ist als Unteroffizier eingezogen. Als in Böhmen gerade seine Regimenter aufgerieben wurden, klagte die dicke Emma Stein und Bein. Aber Carl ist nur leicht verwundet und versprengt. Er kommt ganz gesund wieder nach Hause. Bei der Siegesfeier in Nordhausen geht es hoch her, denn der Carl ist „unter der Nase gut zu Fuß“, das heißt, er verträgt allerhand. Nur Urbach, Sachswerfen und Ilfeld haben Trauer, diese hannoverschen Gebiete werden preußisch. In Langensalza liegen noch viele Hannoveraner im Lazarett und in Merxleben findet ein Bauer einen Toten im Getreidefeld, der ein goldenen Uhr und 50 Dukaten hat. Ein Jahr später wird in Langensalza der Sieg gefeiert. Ganze Kisten mit Blumen und Kränzen sind von Hannover geschickt worden. Das war vergebliches Blut, das der blinde Wolf vergossen hat.

So nimmt er auch an dem Tagesgeschehen lebhaften Anteil. Er umsorgt alle Kinder und Enkel. Als das Gewächshaus zerfällt, trauert er um die schöne Kakteensammlung. Es sind über 200 Stück. Einen Teil gibt er Fritz Grützmann, aber das meiste übernimmt Eduard nach Balgstädt. Das Stück zu vier Silbergroschen. Was schreibt er sonst noch in seinen Briefen?

Hausklatsch, Besuche, Skandale, wie Ärger mit dem Kantor, der sich an kleinen Mädchen vergeht und der schließlich ins Gefängnis kommt. Oder er erzählt von einem Brand im Pferdestall, von einem Unglück beim Bahnbau, ferner von Wetter und Ernte, Krankheiten bei Mensch und Vieh. Als er Eduard zum Geburtstag gratuliert, meint er: „Ich hätte wohl mögen ein Mäuschen sein. Deine Lieblinge in Reih und Glied aufgereiht. Jedes sagt seine Wünsche und die kleine Ellla besonders niedlich“. Bei dieser Gelegenheit blickst du behaglich auf Deine vorgerückten Jahre! Nun, die Natur wird doch bei Dir keine Ausnahme machen. Die Steigers haben harte Köpfe. Dein Urgroßvater in Schönstedt war ein hoher Siebziger. Er würde sein Leben höher gebracht haben, wenn der 7-jährige Krieg in seiner Nähe nicht nachteilig auf ihn eingewirkt hätte. Dein Großvater war auch noch hoch in die Siebzig und hätte noch länger leben können, wenn die Franzosen nicht seinem Leben 1806 ein Ende gemacht hätten. Ein Bruder, der Advokat in Heringen war, war auch ein Siebziger und Deine Tante hier war 80 Jahre und ihre Schwester, die Ludwig in Schönstedt 81 … und ich!!!

In der Familienbibel stehen alle Kinder:

Am 13. 7. 1857 früh um halb 9 Uhr wurde mir von meiner Frau Auguste, geborene Kleemann, ein Töchterchen geboren, welches am 12. 8. in der Taufe die Namen Friederike, Luise, Auguste, Marie empfing. Taufzeugen waren Pastor Christian Friedrich, sein Vater; Frau Amtsrätin Auguste Kleemann, seine Schwiegermutter Forsträtin Luise Drechsler und Herr Amtsrat Wilhelm Kleemann, mein Schwiegervater. So geschrieben am Tauftage zu Crimderode in der Administrationswohnung des Drechslerschen Rittergutes.

Am 19. 12. abends halb zehn Uhr 1858 wurde mir die zweite Tochter geboren. Sie empfing am 18. 1. 1859 in der heiligen Taufe den Namen Auguste Emma Luise. Taufzeugen waren Kaufmann Becker aus Nordhausen und meine Schwägerin, geborene Franz aus Obergebra.

Am 12. 2. abends halb neun Uhr 1860 wurde mir ein Sohn geboren. Derselbe empfing am 17. 3. in meiner Wohnung zu Sondershausen die Namen Otto, Hermann, Max. Taufzeugen waren der Amtmann Otto Kleemann, Thalgebra, Fräulein Hermine Kleemann, Ebeleben und Fräulein Marie Scheppig, Sondershausen. In Crimderode steht noch immer eine schöne Rotbuche im Park des ehemaligen Gutes, von der behauptet wurde, dass sie mein Urgroßvater Eduard gepflanzt habe. Zumindest hat er viele Veredelungen davon verbreitet, denn das hatte er ja in Windehausen gelernt. Er hatte die Wirtschaft nur zwei Jahre und wohnte eine Zeit in Sondershausen. Er pachtete dann das Rittergut von Sperling in Werningerode, das sehr heruntergewirtschaftet war. Er machte eine Märgelgrube auf und brachte wieder Leben in den Boden, was den Opa, also meinen Ururopa dazu veranlasste, ihm den Spruch zu schreiben: „Kalk macht reiche Väter, aber arme Söhne!“ Aber Eduard kaufte auch fleißig Superphosphat dazu. Damals war die künstliche Düngung noch etwas Neues. Die Nachbarn wunderten sich über seine guten Ernten.

In der Familienbibel von Eduard Steiger stehen auch die folgenden Kinder:

Am 21. 12. 1861 wurde meine Frau abends gegen neun Uhr von zwei kleinen Mädchen entbunden, die am 2. 1. 1862 in der Wohnstube der Pächterwohnung zu Balgstädt getauft wurden. Zur Älteren waren Zeugen meine Schwägerin Frau Oberamtmann Luise Riemann, Großmehlra, mein Schwager, Herr Amtmann Otto Apel, Hohenebra und es erhielt der Täufling den Namen Luise, Ottilie, Rosa. Zur Jüngeren waren Zeugen Fräulein Marie Uhde dahier, mein Schwager Herr Ökonom Alfred Kleemann, Ebeleben und erhielt in der heiligen Taufe die Namen Albine Marie Clara.

Am 18. 3. 1863 früh um halb sechs Uhr genas meine Frau eines gesunden kräftigen kleinen Mädchens, welches am 19. 4. in der heiligen Taufe den Namen empfing: Wilhelmine Auguste Elwine und zwar in dem vierten Zimmer der Schlosswohnung in Balgstädt; bekannt war sie in der Familie als die Tante Ella. Die Taufzeugen waren: Wilhelm Kleemann, Regierungsassessor zu Liegnitz. Da er aber erst wenige Tage zuvor abgegangen, vertrat ich (Eduard) ihn selbst, und meine Nichte Emma Büchner, geborene Oertel aus Erfurt. Dazu Oberamtmann H. Siegel auf Schloss Freyburg.

Am 5. 8. 1865. sechs Uhr früh, genas meine Frau eines gesunden kräftigen Mädchens, welche am 8. 9. in dem vierten Zimmer getauft wurde und die Namen Johanna Auguste Sophie empfing. Taufzeugen waren Herr von Biela auf Zscheiplitz, Frau Amtmann Amalie Kleemann, geborene Gatterstedt und Herr Amtmann Karl Kleemann, Ottenhausen.

Am 13. 3. 1867 vormittags halb elf Uhr wurde mir die siebente Tochter geboren, welche am 2. Osterfeiertag, an dem 22. 4. in der heiligen Taufe die Namen Margarete Auguste Natalie empfing. Taufzeugen: Frau Amtmann Natalie Meyer, geborene Kleemann aus Altengottern, meine Schwägerin. Für selbige stand aber Fräulein Anna Uhde hier und Frau Pastor Auguste Müller, geborene Steiger aus Altengottern. Für dieselbe dann die Lehrerin Fräulein Wilhelmine Schmidt aus Liegnitz. Übrigens ist die Auguste noch nicht geboren, als das Familienfoto gemacht wurde; siehe Umschlag.

Ich, Friedemann Steiger, schrieb das alles so genau nach der Familienbibel, weil in den Briefen an Eduard die Namen fast alle genannt werden und man durch den Abstand der Jahre nicht weiß, wer was war. Gerade auch, weil sich die Vornamen wiederholen.

Was ist von Eduard Steiger noch zu sagen?

Er hat ja den Briefwechsel mit seinem Vater treu aufbewahrt, weil er ihm so nahe stand. Wie war sein Werdegang? Drei und ein halbes Jahr war er Ökonomielehrling bei E. V. Hopfgarten in Schlotheim. Wegen guten Betragens und beharrliches Fleißes war er als Ökonomieverwalter zu empfehlen. Im Jahr darauf ist er Gutsverwalter bei R. Gebser in Allstedt. Er wurde zum Militär einberufen und ging darum von dort weg. Er hat ein Jahr dienen müssen. Darüber gibt es aber keine Unterlagen. Danach hat er eine Zeit lang bei seinem Vater die Baumschule angelegt. 1859 hat er vom Landrat in Nordhausen ein Zeugnis darüber bekommen, dass er mehrere Jahre das Rittergut Werningerode mit sichtbarem Erfolg selbstständig bewirtschaftet hat und wegen seiner ökonomischen Kenntnisse wiederholt zum Sekretär des Landwirtschaftlichen Vereins gewählt wurde. Sein Schwiegervater, Wilhelm Kleemann, legte den Grund zu seinem Glück, indem er ihm 10 000 Taler zum Betrieb einer jetzt zu erwerbenden Gutspacht unverzinslich zur Verfügung stellt. Nach Ablauf der Pachtzeit in Balgstädt pachtete er in Sonneborn bei Gotha. Aber reich wurde er auch da nicht. Aber er hatte sieben Töchter und jede hatte einen Bruder; wie viele waren das? Danach wurde in der Familie immer scherzhaft gefragt.

Eine bedeutende Rolle spielte er in der Loge in Nordhausen. In der Geschichte der Logenmeister der Johannesloge in Nordhausen „Zur gekrönten Unschuld“ steht, dass Christian Friedrich Steiger 65 Jahre lang den Maurerschurz getragen habe. Auch als Prediger und Seelsorger in Windehausen habe er eine segensreiche Tätigkeit entfaltet, die ihm die Liebe und Verehrung der Gemeinde im vollsten Maße erwarb. Daneben fand er Zeit, sich als praktischer Landwirt zu betätigen. 1838 gründete er den landwirtschaftlichen Verein der Goldenen Aue. Er hat als erster in dieser Gegend richtig rationelle Obstbaumzucht betrieben. Hammerführender Logenmeister war er in den Jahren 1825 bis 1832. Zum Stiftungsfest 1831 waren seine Worte, dass der Freimaurer nicht alles bloß aus dem Ritual und dem Symbol der Freimaurerei schöpfen könne, sondern einen reinen vaterländischen Sinn in die Loge mitbringen und das dann geistig verarbeiten müsse, was in der Loge über Menschenverehrung im allgemeinen gelehrt werde.

Er erlebte die Freude, zwei Söhne dem Orden zuzuführen. Am 13. 9. 1848 seinen Amtsnachfolger Carl und sechs Jahre später Eduard, meinen Urgroßvater. 1854 feiert Christian Friedrich Steiger sein 50-jähriges Maurerjubiläum und 1864 auch noch sein 60. Maurerjubiläum, zu dem er eine Grußadresse des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dem damaligen Kapitelmeister bekommt.

Von 1863 - 1870 ist Carl Logenmeister. Eine Rede zum Johannestag liegt gedruckt vor: „Wie hat der Maurer den Johannestag zu feiern?“ Die Antwort lautet: „Festlich geschmückt (also drei Rosen am Herzen), festlich gestimmt (Hochzeitsfreude im Herzen)und festlich geweiht (zu heiligen Tempeln des Neuen Bundes). Am 4. 1. 1870 ist er nach kurzem Krankenlager verstorben. Ein beschiedenes Denkmal sollte das Grab schmücken. Die Anbringung maurischer Embleme wurde vom gräflichen Konsistorium in Stolberg untersagt. Jesaja 57, 3: „Dauerhafter als Eisen und Stein ist doch die Bruderliebe.“ Die hat er innigst gepflegt. Noch heute steht sein Grabstein auf dem Friedhof in Windehausen.

Eduard Steiger war noch in den Graden der später gegründeten zweiten Stufe, der Andreasloge. Er wird aber daran nicht mehr groß teilgenommen haben.

So wollen wir uns nun den Briefen des Christian Friedrich Steiger an seinen Sohn Eduard zuwenden. Ich hoffe, dass meine ausführliche Hinführung das Verstehen etwas erleichtert. Aber ich sage gleich, alles haben wir nicht übersetzen können. Seine Schrift ist zu pitzelig, klein und abgekürzt. Man vergesse nicht: Er war bereits fast 80 Jahre alt, als er den ersten, uns überlieferten Brief an Eduard schrieb. 1866 ging er in den Ruhestand und 1868 starb er, mit 88 Jahren.

Aus allem aber spricht die große Liebe eines Vaters zu seinem Sohn, der wohl seiner vor langer Zeit verstorbenen Sophie sehr ähnlich gewesen sein muss. Eine Vermutung! Aber gerade in der letzten Phase seines Lebens ist die Verbindung zu diesem Sohn Eduard ein ihn tragendes Element.

Mein lieber Eduard!

Sehr sorgenvolle Tage habe ich erlebt um Deinetwegen, da Du bei Ramelbang, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte, wie nun Deine Auguste durch Kemstedt sagen ließ, durchgehalten …, und ich nun glaubte, Du seiest wegen Gorsleben, der Dir nicht gefallen hatte, nach Naumburg gereist und ich glaubte, dass Du darauf nicht groß reflektieren würdest. Du nanntest mir in dieser Minute einen mir ganz unbekannten Ort, weshalb Du in Naumburg gewesen bist.

Nun mag er mir unbekannt sein, und den Namen aus Deinem Briefe nicht genau entziffern können, wenn nur diesmal deine Hoffnungen erfüllt werden, das wünsche ich von Grund meines Herzens und da wäre mir eine große Sorge abgenommen.

Teils habe ich auch in Hinsicht auf Auguste große Sorgen gehabt. Sie hatte sich damals in Nordhausen eine sehr hartnäckige Grippe zugezogen, welche in ein Nervenfieber überzugehen drohte. Sie hatte dabei ein heftiges Fieber, aber auch eine noch heftigeren Husten, dass ich fürchtete, sie würde sich etwas im Leibe zersprengen. Doch Gott sei Dank, seit gestern ist sie auf der Besserung. Seit zwölf Tagen hatte sie nicht einen Löffel Suppe gegessen – ihre Zunge war ganz belegt – doch dies hat sich gegeben und sie fängt an, etwa Suppe zu essen. Pauline Heidecke hat uns beigestanden.

Am Mittwoch, den 14. hatte ich ein sehr lieben und unerwarteten Besuch. Gegen 10 Uhr kam Büchner von Erfurt in die Stube. Er brachte uns die angenehme Nachricht, dass Therese Oertel verlobt sei. Schon acht Tage vorher hatte Emma Oertel an mich geschrieben und einen Rat erbeten. Es hätten sich zwei Bewerber ein gefunden: Ein G. Zimmermann, der Sohn eines Regierungsrates in Magdeburg, ein Baubeflissener und F. Ilse, der Sohn eines Oberförsters bei Erfurt, ein Forstkandidat. Letzterer hatte förmlich um Therese angehalten, der erstere schien mir mehr eine Ballbekanntschaft zu sein. Ich antwortete, wie in einem solchen Falle zu antworten war, und Büchner brachte mir die Nachricht, dass sie Herrn Ilse gewählt habe. Wie die Forstmänner in eine alte Predigerfamilie kommen, mag Gott wissen. Büchner, der mit ihm in die Schule gegangen ist und auch mit ihm gedient hat, gibt ihm ein ausgezeichnetes Lob. Er schildert ihn als einen sehr hübschen, soliden und ernsten Mann Er ist jetzt bei seinem Vater, den er unterstützt und wird ihm vielleicht nachfolgen.

Büchner ist ein ganz prächtiger Mensch. Er ist nehrmals hier gewesen, aber ich habe keine Gelegenheit gefunden, ihn so genau kennenzulernen als jetzt, da wir allein waren. Er ist in seiner Sache sehr unterrichtet und die Gutmütigkeit und Offenheit selbst. Nur schade, dass Auguste in der Kammer sehr fest darniederlag. Auch sie ist ganz glücklich über ihn und meinte auch, ob Emma seiner auch wert sei. Denke Dir, als er ausrücken muss, kauft er per 100 rg Schmuck für Emma. Er kommt zu Limpert, seinem Vertrauten, und fragt ihn um Rat, ob er sein jetzt schon disponobeles Vermögen von 7000 rg (Reichstaler) der Emma vermachen solle. Natürlich zollt Limpert ihm bei und die Sache wird zugleich von einem Notar aufgenommen. Das ist in der Tat viel! Den Donnerstag drauf ließ ich ihn nach Sondershausen fahren. Er wollte Dich aufsuchen, ist aber doch spät weggekommen, und da er gehört habe, Du seiest nicht zu Hause, hat er wahrscheinlich die Auguste nicht incommudiren wollen.

Im März soll die Hochzeit sein. Sein Vater hat ein sehr schönes Haus gekauft, in das er zieht und übergibt Büchner die Wirtschaft. Agnes ist ein verruchtes Weib. Sie hat ihrem Mann nicht eher Ruhe gelassen, bis er eingewilligt und Gustav und Herrmann in dieser Kälte nach Merane kommen lässt. Mir ist daher bange! –Wenn nur die Kälte nicht weiter steigt. Am Donnerstag Abend reisen die Kinder ab und der Vater holte sie in Halle ab. Das ist noch gut.

Die alte Frau von Biela ist, wie die Frau Grützner uns sagen ließ, gestorben. Wohl ihr! Wenn Du doch so gut wärst, der G. Unsere Teilnahme bezeigtest, denn unmöglich kann ich hinüber schicken.

Was die Katharinen-Pflaumen betrifft, so habe ich wohl einige für den Pflaumen-Garten gekauft, doch kenne ich sie nicht genau; vielleicht aber kennt sie Zitzing, da dieser auch Pflaumen hält. Du müsstest an ihn einmal schreiben. Tust du es, so schreibe ihm auch, dass die von ihm erhaltenen Cochinchina-Hühner schon Eier legen.

Donnerstag wollten wir schlachten. Gott gebe nur, dass Auguste dann wieder ganz wohl ist, denn mit Bertha ist nicht zu rechnen, da ihre kleine Nanny immer leidend ist. Gott gebe, dass die Hoffnung erfüllt wird.

Grüße die liebe Auguste und Dein kleines Mädchen. Kemstedt hat die Kleine im Bade getroffen. Sie ist ganz glücklich über das Kind.

Lebt alle recht wohl und behaltet lieb, Euren Vater Steiger.

Windehausen, am 20. Dezember 1859

399
488,22 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
23 декабря 2023
Объем:
306 стр. 45 иллюстраций
ISBN:
9783960087977
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