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Читать книгу: «Die Verschwörung des Fiesco zu Genua», страница 7

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Eilfter Auftritt

Vorige. Ein Deutscher der Leibwache.

Gianettino. Was soll's?

Deutscher. Als ich das Thomasthor vorbeiging, sah ich gewaffnete Soldaten in großer Anzahl der Darsena zueilen und die Galeeren des Grafen von Lavagna segelfertig machen-Gianettino. Nichts Wichtigers?

Es wird nicht weiter gemeldet.

Deutscher. Sehr wohl. Auch aus den Klöstern der Kapuziner wimmelt verdächtiges Gesindel und schleicht über den Markt; Gang und Ansehen lassen vermuthen, daß es Soldaten sind.

Gianettino (zornig). Über den Diensteifer eines Dummkopfs! (Zu Lomellin zuversichtlich.) Das sind meine Mailänder.

Deutscher. Befehlen Euer Gnaden, daß sie arretiert werden sollen?

Gianettino (laut zu Lomellin). Sehen Sie nach, Lomellin. (Wild zum Deutschen.) Nur fort, es ist gut! (Zu Lomellin.) Bedeuten Sie dem deutschen Ochsen, daß er das Maul halten soll.

(Lomellin ab mit dem Deutschen.)

Fiesco (der bisher mit Julien getändelt und verstohlen herübergeschielt hatte). Unser Freund ist verdrießlich. Darf ich den Grund wissen?

Gianettino. Kein Wunder. Das ewige Anfragen und Melden! (Schießt hinaus.)

Fiesco. Auch auf uns wartet das Schauspiel. Darf ich Ihnen den Arm anbieten, gnädige Frau?

Julia. Geduld! Ich muß erst die Enveloppe umwerfen. Doch kein Trauerspiel, Graf? Das kommt mir im Traum.

Fiesco (tückisch). O, es ist zum Todtlachen, Gräfin!

(Er führt sie ab. Vorhang fällt.)

Vierter Aufzug

Es ist Nacht. Schloßhof des Fiesco. Die Laternen werden angezündet.

Waffen hereingetragen. Ein Schloßflügel ist erleuchtet.

Erster Auftritt

Bourgognino führt Soldaten auf.

Bourgognino. Halt! – An das große Hofthor kommen vier Posten. Zwei an jede Thüre zum Schloß. (Wachen nehmen ihren Posten.) Wer will, wird hereingelassen. Hinaus darf Niemand. Wer Gewalt braucht, niedergestochen. (Mit den Übrigen ins Schloß. Schildwachen auf und nieder. Pause.)

Zweiter Auftritt

Wachen am Hofthor (rufen an). Wer da? (Zenturione kommt.)

Zenturione. Freund von Lavagna. (Geht quer über den Hof nach dem rechten Schloßthor.)

Wachen (dort). Zurück!

Zenturione (stutzt und geht nach dem linken Thor).

Wachen (am linken). Zurück!

Zenturione (steht betreten still. Pause. Darauf zur linken Wache).

Freund, wo hinaus geht's zur Komödie?

Wache. Weiß nicht.

Zenturione (auf und ab mit steigender Besorgnis, darauf zur rechten Wache). Freund, wann geht die Komödie an?

Wache. Weiß nicht.

Zenturione (erstaunt auf und nieder. Wird die Waffen gewahr.

Bestürzt). Freund, was soll das?

Wache. Weiß nicht.

Zenturione (hüllt sich erschrocken in seinen Mantel). Sonderbar.

Wachen am Hofthor (rufen an). Wer da?

Dritter Auftritt

Vorige. Zibo.

Zibo (im Hereintreten). Freund von Lavagna.

Zenturione. Zibo, wo sind wir?

Zibo. Was?

Zenturione. Schau' um dich, Zibo!

Zibo. Wo? Was?

Zenturione. Alle Thüren besetzt.

Zibo. Hier liegen Waffen.

Zenturione. Niemand gibt Auskunft.

Zibo. Das ist seltsam.

Zenturione. Wie viel ist die Glocke?

Zibo. Acht Uhr vorüber.

Zenturione. Puh! es ist grimmkalt.

Zibo. Acht Uhr ist die bestellte Stunde.

Zenturione (den Kopf schüttelnd). Hier ist's nicht richtig.

Zibo. Fiesco hat einen Spaß vor.

Zenturione. Morgen ist Dogewahl – Zibo, hier ist's nicht richtig.

Zibo. Stille! stille! stille!

Zenturione. Der rechte Schloßflügel ist voll Lichter.

Zibo. Hörst du nichts? Hörst du nichts?

Zenturione. Hohles Gemurmel drinnen und mitunter-Zibo. Dumpfiges Rasseln, wie von Harnischen, die sich an einander reiben-Zenturione.

Schauervoll! Schauervoll!

Zibo. Ein Wagen! Er hält an der Pforte!

Wachen am Hofthor (rufen an). Wer da?

Vierter Auftritt

Vorige. Vier Asserato.

Asserato (im Hereintreten). Freund von Fiesco.

Zibo. Es sind die vier Asserato.

Zenturione. Guten Abend, Landsmann.

Asserato. Wir gehen in die Komödie.

Zibo. Glück auf den Weg!

Asserato. Geht ihr nicht mit in die Komödie?

Zenturione. Spaziert nur voran. Wir wollen erst frische Luft schöpfen.

Asserato. Es wird bald angehen. Kommt. (Gehen weiter.)

Wache. Zurück!

Asserato. Wo will das hinaus?

Zenturione (lacht). Zum Schloß hinaus.

Asserato. Hier ist ein Mißverstand.

Zibo. Ein handgreiflicher. (Musik auf dem rechten Flügel.)

Asserato. Hört ihr die Symphonie? Das Lustspiel wird vor sich gehen.

Zenturione. Mich däucht, es fing schon an, und wir spielen die Narren drin.

Zibo. Übrige Hitze hab' ich nicht. Ich gehe.

Asserato. Waffen hier.

Zibo. Pah! Komödienwaaren.

Zenturione. Sollen wir hier stehen, wie die Narren am Acheron?

Kommt zum Kaffeehaus! (Alle Sechs eilen gegen die Pforte.)

Wachen (schreien heftig). Zurück!

Zenturione. Mord und Tod! Wir sind gefangen!

Zibo. Mein Schwert sagt: nicht lange!

Asserato. Steck' ein! steck' ein! Der Graf ist ein Ehrenmann.

Zibo. Verkauft! Verrathen! Die Komödie war der Speck, hinter der Maus schlug die Thüre zu.

Asserato. Das wolle Gott nicht! Mich schaudert, wie das sich entwickeln soll.

Fünfter Auftritt

Schildwachen. Wer da? (Verrina, Sacco kommen.)

Verrina. Freunde vom Hause. (Sieben andere Nobili kommen nach.)

Zibo. Seine Vertrauten! Nun klärt sich Alles auf.

Sacco (im Gespräch mit Verrina). Wie ich Ihnen sagte. Lescaro hat die Wache am Thomasthor, Dorias bester Officier und ihm blindlings ergeben.

Verrina. Das freut mich.

Zibo (zu Verrina). Sie kommen erwünscht, Verrina, uns allen aus dem Traume zu helfen.

Verrina. Wie so? Wie so?

Zenturione. Wir sind zu einer Komödie geladen.

Verrina. So haben wir einen Weg.

Zenturione (ungeduldig). Den Weg alles Fleisches. Den weiß ich.

Sie sehen ja, daß die Thüren besetzt sind? Wofür die Thüren besetzen?

Zibo. Wofür die Waffen?

Zenturione. Wir stehen da, wie unter dem Galgen.

Verrina. Der Graf wird selbst kommen.

Zenturione. Er kann sich betreiben. Meine Geduld reißt den Zaum ab.

(Alle Nobili gehen im Hintergrunde auf und nieder.)

Bourgognino (aus dem Schloß). Wie steht's im Hafen, Verrina?

Verrina. Alles glücklich an Bord.

Bourgognino. Das Schloß ist auch gepfropft voll Soldaten.

Verrina. Es geht stark auf neun Uhr.

Bourgognino. Der Graf macht sehr lang.

Verrina. Immer zu rasch für seine Hoffnung. Bourgognino, ich werde zu Eis, wenn ich mir etwas denke.

Bourgognino. Vater, übereile dich nicht.

Verrina. Es läßt sich nicht übereilen, wo nicht gezögert werden kann. Wenn ich den zweiten Mord nicht begehe, kann ich den ersten niemal verantworten.

Bourgognino. Aber wann soll Fiesco sterben?

Verrina. Wann Genua frei ist, stirbt Fiesco!

Schildwachen. Wer da?

Sechster Auftritt

Vorige. Fiesco.

Fiesco (im Hereintreten). Ein Freund! (Alle verneigen sich.

Schildwachen präsentieren.) Willkommen, wertheste Gäste! Sie werden geschmählt haben, daß der Hausvater so lange auf sich warten ließ.

Verzeihen Sie. (Leise zu Verrina.) Fertig?

Verrina (ihm ins Ohr). Nach Wunsch.

Fiesco (leise zu Bourgognino). Und?

Bourgognino. Alles richtig.

Fiesco (zu Sacco). Und?

Sacco. Alles gut.

Fiesco. Und Calcagno?

Bourgognino. Fehlt noch.

Fiesco (laut zu den Thorwachen). Man soll schließen! (Er nimmt den Hut ab und tritt mit freiem Anstand zur Versammlung.)

Meine Herren!

Ich bin so frei gewesen, Sie zu einem Schauspiel bitten zu lassen – Nicht aber, Sie zu unterhalten, sondern Ihnen Rollen darin aufzutragen.

Lange genug, meine Freunde, haben wir Gianettino Dorias Trotz und die Anmaßungen des Andreas ertragen. Wenn wir Genua retten wollen, Freunde, wird keine Zeit zu verlieren sein. Zu was Ende glauben Sie diese zwanzig Galeeren, die den vaterländischen Hafen belagern? Zu was Ende die Allianzen, so diese Doria schlossen? Zu was Ende die fremden Waffen, die sie ins Herz Genuas zogen? – Jetzt ist es nicht mehr mit Murren und Verwünschen gethan. Alles zu retten, muß Alles gewagt werden. Ein verzweifeltes Übel will eine verwegene Arznei. Sollte Einer in dieser Versammlung sein, der Phlegma genug hat, einen Herrn zu erkennen, der nur seines Gleichen ist? – (Gemurmel.) – Hier ist Keiner, dessen Ahnen nicht um Genuas Wiege standen. Was? bei Allem, was heilig ist! was? was haben denn diese zween Bürger voraus, daß sie den frechen Flug über unsere Häupter nehmen? – (Wilderes Gemurre.) – Jeder von Ihnen ist feierlich aufgeforderet, Genuas Sache gegen seine Unterdrücker zu führen – Keiner von Ihnen kann ein Haarbreit von seinen Rechten vergeben, ohne zugleich die Seele des ganzen Staats zu verrathen-(Ungestüme Bewegungen unter den Zuhörern unterbrechen ihn; dann fährt er fort.)

Sie empfinden – jetzt ist Alles gewonnen. Schon hab' ich vor Ihnen her den Weg zum Ruhme gebahnt. Wollen Sie folgen? Ich bin bereit, Sie zu führen. Diese Anstalten, die Sie noch kaum mit Entsetzen beschauten, müssen Ihnen jetzt frischen Heldenmuth einhauchen. Diese Schauder der Bangigkeit müssen in einen rühmlichen Eifer erwarmen, mit diesen Patrioten und mir Eine Sache zu machen und die Tyrannen von Grund aus zu stürzen. Der Erfolg wird das Wagstück begünstigen, denn meine Anstalten sind gut. Das Unternehmen ist gerecht, denn Genua leidet. Der Gedanke macht uns unsterblich, denn er ist gefährlich und ungeheuer.

Zenturione (in stürmischer Aufwallung). Genug! Genua wird frei!

Mit diesem Feldgeschrei gegen die Hölle!

Zibo. Und wen das nicht aus seinem Schlummer jagt, der keuche ewig am Ruder, bis ihn die Posaune des Weltgerichts losschließt.

Fiesco. Das waren Worte eines Mannes. Nun erst verdienen Sie die Gefahr zu wissen, die über Ihnen und Genua hing. (Er gibt ihnen die Zettel des Mohren.) Leuchtet, Soldaten! (Nobili drängen sich um eine Fackel und lesen.) Es ging, wie ich wünschte, Freund.

Verrina. Doch rede noch nicht so laut. Ich habe dort auf dem linken Flügel Gesichter bleich werden und Kniee schlottern gesehen.

Zenturione (in Wuth). Zwölf Senatoren! Teuflisch! Faßt alle Schwerter auf! (Alle stürzen sich auf die bereit liegenden Waffen, zwei ausgenommen.)

Zibo. Dein Name steht auch da, Bourgognino.

Bourgognino. Und noch heute, so Gott will, auf Dorias Gurgel.

Zenturione. Zwei Schwerter liegen noch.

Zibo. Was? was?

Zenturione. Zwei nahmen kein Schwert.

Asserato. Meine Brüder können kein Blut sehen. Verschont sie!

Zenturione (heftig). Was? was? Kein Tyrannenblut sehen? Zerreißt die Memmen! Werft sie zur Republik hinaus, diese Bastarde! (Einige von der Gesellschaft werfen sich ergrimmt auf die Beiden.)

Fiesco (reißt sie auseinander). Haltet! haltet! Soll Genua Sklaven seine Freiheit verdanken? Soll unser Gold durch dieses schlechte Metall seinen guten Klang verlieren? (Er befreit sie.) Sie, meine Herren, nehmen so lang mit einem Zimmer in meinem Schloß vorlieb, bis unsre Sachen entschieden sind. (Zur Wache.) Zween Arrestanten! Ihr haftet für sie! Zwei scharfe Posten an ihre Schwelle! (Sie werden abgeführt.)

Schildwachen am Hofthor. Wer draußen? (Man pocht.)

Calcagno (ruft ängstlich). Schließt auf! Ein Freund! Schließt um Gotteswillen auf!

Bourgognino. Es ist Calcagno. Was soll das »um Gotteswillen«?

Fiesco. Macht ihm auf, Soldaten.

Siebenter Auftritt

Vorige. Calcagno außer Athem, erschrocken.

Calcagno. Aus! aus! Fliehe, wer fliehen kann! Alles aus!

Bourgognino. Was aus? Haben sie Fleisch von Erz, sind unsre Schwerter von Binsen?

Fiesco. Überlegung, Calcagno! Ein Mißverstand hier wäre nicht mehr zu vergeben.

Calcagno. Verrathen sind wir. Eine höllische Wahrheit. Ihr Mohr Lavagna, der Schelm! Ich komme vom Palast der Signoria. Er hatte Audienz beim Herzog. (Alle Nobili erblassen. Fiesco selbst verändert die Farbe.)

Verrina (entschlossen gegen die Thorwachen). Soldaten! streckt mir die Hellebarden vor! Ich will nicht durch die Hände des Henkers sterben. (Alle Nobili rennen bestürzt durcheinander.)

Fiesco (gefaßter.) Wohin? Was macht ihr? – Geh in die Hölle, Calcagno – Es war ein blinder Schrecken, ihr Herrn – Weib! Das vor diesen Knaben zu sagen – Auch du, Verrina? – Bourgognino, du auch? – Wohin du?

Bourgognino (heftig). Heim, meine Bertha ermorden und wieder hier sein.

Fiesco (schlägt ein Gelächter auf). Bleibt! Haltet! Ist das der Muth der Tyrannenmörder? – Meisterlich spieltest du deine Rolle, Calcagno! – Merktet ihr nicht, daß diese Zeitung meine Veranstaltung war? – Calcagno, sprechen Sie, war's nicht mein Befehl, daß Sie diese Römer auf die Prob' stellen sollten?

Verrina. Nun, wenn du lachen kannst? – Ich will's glauben, oder dich nimmer für einen Menschen halten.

Fiesco. Schande über euch, Männer! In dieser Knabenprobe zu fallen! – Nehmt eure Waffen wieder – Ihr werdet wie Bären fechten, wollt ihr diese Scharte verwetzen. (Leise zu Calcagno.) Waren Sie selbst dort?

Calcagno. Ich drängte mich durch die Trabanten, meinem Auftrag gemäß die Parole beim Herzog zu holen – wie ich zurücktrete, bringt man den Mohren.

Fiesco (laut). Also der Alte ist zu Bette? Wir wollen ihn aus den Federn trommeln (Leise.) Sprach er lang mit dem Herzog?

Calcagno. Mein erster Schreck und Eure nahe Gefahr ließen mich kaum zwei Minuten dort.

Fiesco (laut und munter). Sieh doch! wie unsre Landsleute noch zittern.

Calcagno. Sie hätten auch nicht so bald herausplatzen sollen.

(Leise.) Aber um Gotteswillen, Graf! was wird diese Nothlüge fruchten?

Fiesco. Zeit, Freund, und dann ist der erste Schreck jetzt vorüber. (Laut.) He! an soll Wein bringen! (Leise.) Und sahn Sie den Herzog erblassen? (Laut.) Frisch, Brüder, wir wollen noch eins Bescheid thun auf den Tanz dieser Nacht! (Leise.) Und sahn Sie den Herzog erblassen?

Calcagno. Des Mohren erstes Wort muß »Verschwörung« gelautet haben; der Alte trat schneebleich zurück.

Fiesco (verwirrt). Hum! Hum! der Teufel ist schlau, Calcagno – er verrieth nichts, bis das Messer an ihre Gurgel ging. Jetzt ist er freilich ihr Engel. Der Mohr ist schlau. (Man bringt ihm einen Becher Wein; er hält ihn gegen die Versammlung und trinkt.) Unser gutes Glück, Kameraden! (Man pocht.)

Schildwachen. Wer draußen?

Eine Stimme. Ordonnanz des Herzogs. (Die Nobili stürzen verzweifelnd im Hof herum.)

Fiesco (springt unter sie). Nein, Kinder! Erschreckt nicht!

erschreckt nicht! Ich bin hier. Hurtig! Schafft diese Waffen weg.

Seid Männer! ich bitte euch. Dieser Besuch läßt mich hoffen, daß Andreas noch zweifelt. Geht hinein. Faßt euch. Schließt auf, Soldaten. (Alle entfernen sich. Das Thor wird geöffnet.)

Achter Auftritt

Fiesco, als käm' er eben aus dem Schloß. Drei Deutsche, die den Mohren gebunden bringen.

Fiesco. Wer rief mich in den Hof?

Deutscher. Führt uns zum Grafen.

Fiesco. Der Graf ist hier. Wer begehrt mich?

Deutscher (macht die Honneurs vor ihm). Einen guten Abend vom Herzog. Diesen Mohren liefert er Euer Gnaden gebunden aus. Er habe schändlich herausgeplaudert. Das Weitere sagt der Zettel.

Fiesco (nimmt ihn gleichgültig.) Und hab' ich dir nicht erst heut die Galeere verkündigt? (Zum Deutschen.) Es ist gut, Freund. Meinen Respect an den Herzog.

Mohr (ruft ihnen nach). Und auch meinerseits einen, und sag' ihm – dem Herzog – wenn er keinen Esel geschickt hätte, so würd' er erfahren haben, daß im Schloß zweitausend Soldaten stecken. (Deutsche gehen ab. Nobili kommen zurück.)

Neunter Auftritt

Fiesco. Verschworene. Mohr trotzig in der Mitte.

Verschworene (fahren bebend zurück beim Anblick des Mohren). Ha! was ist das?

Fiesco (hat das Billet gelesen, mit verbissenem Zorn). Genueser! die Gefahr ist vorbei – aber auch die Verschwörung.

Verrina (ruft erstaunt aus). Was? Sind die Doria todt?

Fiesco (in heftiger Bewegung). Bei Gott! auf die ganze Kriegsmacht der Republik – auf Das war ich nicht gefaßt. Der alte schwächliche Mann schlägt mit vier Zeilen dritthalbtausend Mann. (Läßt kraftlos die Hände sinken.) Doria schlägt den Fiesco.

Bourgognino. So sprechen Sie doch! Wir erstarren.

Fiesco (liest). »Lavagna, Sie haben, däucht mich, Ein Schicksal mit mir – Wohlthaten werden Ihnen mit Undank belohnt. Dieser Mohr warnt mich vor einem Komplott – Ich sende ihn hier gebunden zurück und werde heute Nacht ohne Leibwache schlafen.« (Er läßt das Papier fallen. Alle sehen sich an.)

Verrina. Nun, Fiesco?

Fiesco (mit Adel). Ein Doria soll mich an Großmuth besiegt haben?

Eine Tugend fehlt im Stamm der Fiesker? – Nein! so wahr ich ich selber bin! – Geht auseinander, ihr! Ich werde hingehen – und Alles bekennen.

(Will hinausstürzen.)

Verrina (hält ihn auf). Bist du wahnsinnig, Mensch? War es denn irgend ein Bubenstreich, den wir vorhatten? Halt! oder war's nicht Sache des Vaterlands! Halt! oder wolltest du nur dem Andreas zu Leibe, nicht dem Tyrannen? Halt! sag' ich – ich verhafte dich als einen Verräther des Staats-Verschworne. Bindet ihn! werft ihn zu Boden!

Fiesco (reißt Einem ein Schwert weg und macht sich Bahn). Sachte doch! Wer ist der Erste, der das Halfter über den Tiger wirft? – Seht, ihr Herrn – Frei bin ich – könnte durch, wo ich Luft hätte – Jetzt will ich bleiben, denn ich habe mich anders besonnen.

Bourgognino. Auf Ihre Pflicht besonnen?

Fiesco (aufgebracht, mit Stolz). Ha, Knabe! Lernen Sie erst die Ihrige gegen mich auswendig, und mir nimmer das! – Ruhig, ihr Herrn – es bleibt Alles wie vor. – (Zum Mohren, dessen Stricke er zerhaut.) Du hast das Verdienst, eine große That zu veranlassen – Entfliehe!

Calcagno (zornig). Was? was? Leben soll der Heide? leben und uns alle verrathen haben?

Fiesco. Leben und euch allen – bang gemacht haben. Fort, Bursche! Sorge, daß du Genua auf den Rücken kriegst, man könnte seinen Muth an dir retten wollen.

Mohr. Das heißt, der Teufel läßt keinen Schelmen sitzen! – Gehorsamer Diener, ihr Herrn! – Ich merke schon, in Italien wächst mein Strick nicht. Ich muß ihn anderswo suchen. (Ab mit Gelächter.)

Zehnter Auftritt

Bedienter kommt. Vorige ohne den Mohren.

Bedienter. Die Gräfin Imperiali fragen schon dreimal nach Euer Gnaden.

Fiesco. Potz tausend! Die Komödie wird freilich wohl angehen müssen! Sag' ihr, ich bin unverzüglich dort – Bleib – Meine Frau bittest du, in den Concertsaal zu treten und mich hinter den Tapeten zu erwarten. (Bedienter ab.) Ich habe hier euer Aller Rollen zu Papier gebracht; wenn Jeder die seinige erfüllt, so ist nichts mehr zu sagen – Verrina wird voraus in den Hafen gehen und mit einer Kanone das Signal zum Ausbruch geben, wenn die Schiffe erobert sind. – Ich gehe; mich ruft noch eine große Verrichtung. Ihr werdet ein Glöckchen hören und alle miteinander in meinen Concertsaal kommen – Indeß geht hinein – und laßt euch meinen Cyprier schmecken. (Sie gehen auseinander.)

Eilfter Auftritt

Concertsaal – Leonore. Arabella. Rosa. Alle beängstigt.

Leonore. In den Concertsaal versprach Fiesco zu kommen, und kommt nicht. Eilf Uhr ist vorüber. Von Waffen und Menschen dröhnt fürchterlich der Palast, und kommt kein Fiesco?

Rosa. Sie sollen sich hinter die Tapeten verstecken – Was der gnädige Herr damit wollen mag?

Leonore. Er will's, Rosa, ich weiß also genug, um gehorsam zu sein. Bella, genug, um ganz außer Furcht zu sein – Und doch! doch zittr' ich so sehr, Bella, und mein Herz klopft so schrecklich bang. Mädchen, um Gotteswillen! gehe keines von meiner Seite.

Bella. Fürchten Sie nichts. Unsre Angst bewacht unsern Fürwitz.

Leonore. Worauf mein Auge stößt, begegnen mir fremde Gesichter, wie Gespenster hohl und verzerrt. Wen ich anrufe, zittert wie ein Ergriffener und flüchtet sich in die dichteste Nacht, diese gräßliche Herberge des bösen Gewissens. Was man antwortet, ist ein halber heimlicher Laut, der auf bebender Zunge noch ängstlicher zweifelt, ob er auch kecklich entwischen darf. – Fiesco? – Ich weiß nicht, was hier Grauenvolles geschmiedet wird – Nur meinen Fiesco (mit Grazie ihre Hände faltend) umflattert, ihr himmlischen Mächte!

Rosa (zusammengeschreckt). Jesus! Was rauscht in der Galerie?

Bella. Es ist der Soldat, der dort Wache steht. (Die Schildwache ruft außen: »Wer da?« Man antwortet.)

Leonore. Leute kommen! Hinter die Tapete! Geschwind! (Sie verstecken sich.)

Zwölfter Auftritt

Julia. Fiesco im Gespräch.

Julia (sehr zerstört). Hören Sie auf, Graf! Ihre Galanterieen fallen nicht mehr in achtlose Ohren, aber in ein siedendes Blut – Wo bin ich? Hier ist Niemand als die verführerische Nacht. Wohin haben Sie mein verwahrlostes Herz geplaudert?

Fiesco. Wo die verzagte Leidenschaft kühner wird, und Wallungen freier mit Wallungen reden.

Julia. Halt ein, Fiesco. Bei Allem, was heilig ist, nicht weiter! Wäre die Nacht nicht so dichte, du würdest meine flammrothen Wangen sehen und dich erbarmen.

Fiesco. Weit gefehlt, Julia! Eben dann würde meine Empfindung die Feuerfahne der deinigen gewahr und lief' desto muthiger über. (Er küßt ihr heftig die Hand.)

Julia. Mensch, dein Gesicht brennt fiebrisch, wie dein Gespräch. Weh, auch aus dem meinigen, ich fühl's, schlägt wildes, frevelndes Feuer. Laß uns das Licht suchen, ich bitte. Die aufgewiegelten Sinne könnten den gefährlichen Wink dieser Finsterniß merken. Geh! diese gährenden Rebellen könnten hinter dem Rücken des verschämten Tages ihre gottlosen Künste treiben. Geh unter Menschen, ich beschwöre dich.

Fiesco (zudringlicher). Wie ohne Noth besorgt, meine Liebe! Wird je die Gebieterin ihren Sklaven fürchten?

Julia. Über euch Männer und den ewigen Widerspruch! Als wenn ihr nicht die gefährlichsten Sieger wäret, wenn ihr euch unsrer Eigenliebe gefangen gebt. Soll ich dir Alles gestehen, Fiesco? daß nur mein Laster meine Tugend bewahrte? nur mein Stolz deine Künste verlachte? nur bis hieher meine Grundsätze Stand hielten? Du verzweifelst an deiner List und nimmst deine Zuflucht zu Julias Blut. Hier verlassen sie mich.

Fiesco (leichtfertig dreist). Und was verlorst du bei diesem Verluste?

Julia (aufgeregt und mit Hitze). Wenn ich den Schlüssel zu meinem weiblichen Heiligthum an dich vertändle, womit du mich schamroth machst, wenn du willst? Was hab' ich weniger zu verlieren, als Alles? Willst du mehr wissen, Spötter? Das Bekenntniß willst du noch haben, daß die ganze geheime Weisheit unsers Geschlechts nur eine armselige Vorkehrung ist, unsere tödtliche Seite zu entsetzen, die doch zuletzt allein von euren Schwüren belagert wird, die (ich gesteh' es erröthend ein) so gern erobert sein möchte, so oft beim ersten Seitenblick der Tugend den Feind verrätherisch empfängt? – daß alle unsere weiblichen Künste einzig für dieses wehrlose Stichblatt fechten, wie auf dem Schach alle Officiere den wehrlosen König bedecken? Überrumpelst du diesen – Matt! und wird getrost das ganze Brett durcheinander. (Nach einer Pause mit Ernst.) Du hast das Gemäld' unsrer prahlerischen Armuth – Sei großmüthig!

Fiesco. Und doch, Julia – Wo besser als in meiner unendlichen Leidenschaft kannst du diesen Schatz niederlegen?

Julia. Gewiß nirgends besser, und nirgends schlimmer – Höre, Fiesco, wie lang wird diese Unendlichkeit währen? – Ach! schon zu unglücklich hab' ich gespielt, daß ich nicht auch mein Letztes noch setzen sollte – Dich zu fangen, Fiesco, muthete ich dreist meinen Reizen zu; und ich mißtraue ihnen die Allmacht, dich festzuhalten – Pfui doch, was red' ich da? (Sie tritt zurück und hält die Hände vors Gesicht.)

Fiesco. Zwei Sünden in einem Athem. Das Mißtrauen in meinen Geschmack, oder das Majestätsverbrechen gegen deine Liebenswürdigkeit – was von beiden ist schwerer zu vergeben?

Julia (matt, unterliegend, mit beweglichem Ton). Lügen sind nur die Waffen der Hölle – die bracht Fiesco nicht mehr, seine Julia zu fällen. (Sie fällt erschöpft in einen Sopha, nach einer Pause feierlich.) Höre, laß dir noch ein Wörtchen sagen, Fiesco – Wir sind Heldinnen, wenn wir unsere Tugend noch sicher wissen: – wenn wir sie vertheidigen, Kinder; (ihm starr und wild unter die Augen) Furien, wenn wir sie rächen – Höre. Wenn du mich kalt würgtest, Fiesco?

Fiesco (nimmt einen aufgebrachten Ton an). Kalt? kalt? – Nun, bei Gott! was fordert denn die unersättliche Eitelkeit des Weibs, wenn es einen Mann vor sich kriechen sieht und noch zweifelt? Ha, er erwacht wieder, ich fühle, (den Ton in Kälte verändert) noch zu rechter Zeit gehen mir die Augen auf – Was war's, das ich eben erbetteln wollte? – Die kleinste Erniedrigung eines Mannes ist gegen die höchste Gunst eines Weibs weggeworfen! (Zu ihr mit tiefer, frostiger Verbeugung.) Fassen Sie Muth, Madame! Jetzt sind Sie sicher.

Julia (bestürzt). Graf? Welche Anwandlung!

Fiesco (äußerst gleichgültig). Nein, Madame! Sie haben vollkommen recht, wir Beide haben die Ehre nur einmal auf dem Spiel. (Mit einem höflichen Handkuß.) Ich habe das Vergnügen, Ihnen bei der Gesellschaft meinen Respect zu bezeugen. (Er will schnell fort.)

Julia (ihm nach, reißt ihn zurück). Bleib! Bist du rasend? Bleib! Muß ich es denn sagen – heraussagen, was das ganze Männervolk auf den Knieen – in Thränen – auf der Folterbank meinem Stolz nicht abdringen sollte? – Weh! auch dies dichte Dunkel ist zu licht, diese Feuersbrunst zu bergen, die das Geständniß auf meinen Wangen macht – Fiesco – O, ich bohre durchs Herz meines ganzen Geschlechts – mein ganzes Geschlecht wird mich ewig hassen – Ich bete dich an, Fiesco! (Fällt vor ihm nieder.)

Fiesco (weicht drei Schritte zurück, läßt sie liegen und lacht triumphierend auf). Das bedaur' ich, Signora. (Er zieht die Glocke, hebt die Tapete auf und führt Leonoren hervor.) Hier ist meine Gemahlin – ein göttliches Weib! (Er fällt Leonoren in den Arm.)

Julia (springt schreiend vom Boden). Ah! unerhört betrogen!

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
01 ноября 2017
Объем:
130 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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