Читать книгу: «Gefangen im schrecklichen Ich», страница 4

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Nichts, keine Leiche, nur ein paar Kleidungsstücke<<, erklärte der herbeigeeilte Polizeisprecher verärgert und drängte die aufdringlichen Journalisten, hinter das Absperrband zurück.

Gleichzeitig hatte man mit der Durchsuchung der Kirche begonnen. Christine Seifert nahm das Angebot von Pfarrer Seefeld an vorerst bei ihm im Pfarrhaus zu bleiben.

Willig führte sie im Auftrag von Seefeld die Beamten der Bereitschaftspolizei mit ihren Spürhunden in jeden Winkel der Kirche. Nur in der kleinen Totenhalle hatte einer der Schäferhunde angeschlagen. Der Polizeihund war speziell auf Leichengeruch ausgebildet. Er bellte total aufgeregt als er an dem Transportwagen schnupperte, auf dem die Leichen bis zur Beerdigung aufgebahrt wurden.

Als sein Hundeführer ihn zurückziehen wollte, fletschte er knurrend mit seinen Zähnen und sah zu ihm hoch.

Erst auf erneuten, Befehl ließ der Spürhund von dem Leichenwagen ab.

>>Ich bin erleichtert<<, sagte Seefeld, zu Hauptkommissar Obermayer, nachdem man in seinem Gotteshaus nichts gefunden hatte.

>>Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten etwas gefunden, dann wären wir vielleicht ein Stück weiter<<, antwortete Obermayer und verabschiedete sich von Seefeld.

Dann sah er Christine Seifert etwas hilflos an.

>>Wir können nur hoffen, dass sie noch am Leben ist<<, sagte er ehrlich heraus, drückte ihr mitleidig die Hand und gab ihr eine Visitenkarte von seiner Dienststelle, auf der auch seine private Telefonnummer aufgedruckt war.

>>Sie können mich jederzeit anrufen, auch in der Nacht<<, betonte er, drehte sich um und wollte gehen.

Unerwartet klingelte es am Eingang des Pfarrhauses. Eilig ging Pfarrer Seefeld an die Glastür, um zu öffnen.

Durch das gerippte Glas der Scheibe konnte man zwei Personen erkennen.

Ach ihr seid es? Gut, das ihr kommt! <<, sagte Seefeld, als er die zwei Personen sah.

>>Wir wollten sie nicht im Stich lassen<<, sagte Anita Kramer, die als Erste ins Pfarrhaus eintrat.

Sie war sehr aufgelöst und gar nicht traurig. Erst als sie Christine Seifert sah, wurden ihre Gesichtszüge ernst.

Auch Peter Konradi, ihr heimlicher Geliebter war in der Zwischenzeit in das Pfarrhaus eingetreten.

Hauptkommissar Obermayer nutzte sofort die eingetretene angespannte Situation.

>>Sollte ich die Herrschaften kennen? <<, fragte er gewollt beiläufig spitz und schaute dabei Seefeld an.

>>Ja ich glaube schon! Das ist Anita Kramer und Ihr Bekannter. Ein Musiklehrer aus Utting am Ammersee.

Frau Kramer spielt die Orgel in der Kirche um 14:00 Uhr zur Totenmesse<<, entgegnete ihm Pfarrer Seefeld sofort.

Jetzt trafen sich die Blicke der beiden Frauen.

Anhaltend schaute Christine Seifert, Anita Kramer in die Augen. Hauptkommissar Obermayer beobachtete, unbemerkt, das merkwürdige Verhalten der beiden Frauen.

>>Sind Sie Frau …

>>Ja, Kramer. Ich bin die Frau, dessen Mann in der Haftanstalt in München-Stadelheim, unschuldig in Untersuchungshaft sitzt! <<, unterbrach sie laut erzürnt, bevor Hauptkommissar Obermayer ausreden konnte.

Daraufhin holte Obermayer gelassen seine Dienstmarke hervor, zeigte sie ihr und sagte:

>>Ihr Mann hat kein Alibi und die Beweise gegen ihn sind erdrückend. Er hat gestern Abend ein Geständnis abgelegt, das ihn sehr belastet. Und noch etwas sollten Sie wissen!

Frau Kommissarin Eva-Maria Brandel ist eine Mitarbeiterin von mir. Sie wird morgen mit einer Kinderpsychologin sie in Utting am See besuchen und ihrer minderjährigen Tochter Claudia ein paar Fragen stellen. <<

Wir müssen! In fünfzehn Minuten beginnt die Totenmesse. <<, unterbrach Pfarrer Seefeld vorsichtig, dass spitz verlaufende Gespräch.

>>Gut, ich bin schon weg! <<, erwiderte Obermayer und verließ das Pfarrhaus entschuldigend mit erhobener Hand.

Während Obermayer noch am selben Nachmittag im LKA in München eine Sondersitzung im Fall Klara Seifert einberief, begann die wöchentliche Beichte, in der kleinen Kirche Sankt Michael in Neuenburg.

Pfarrer Seefeld hatte seine violette Stola umgelegt und wie gewöhnlich den Beichtstuhl betreten.

Viele gläubige Christen waren an diesem heißen Sommer Nachmittag nicht gekommen. Zwei Buben drei Mädchen und elf ältere Frauen hatte er flüchtig gezählt, bevor er in den Beichtstuhl eintrat. Er kannte sie alle bestens, seine Schäfchen aus seiner Pfarrgemeinde, die regelmäßig zu ihm kamen und um Vergebung der Sünden baten.

Endlich Feierabend, dachte Seefeld, während die letzte alte Frau den Beichtstuhl verließ.

Er wollte gerade seine Stola ablegen, als der Vorhang am Beichtstuhl noch einmal zurückgezogen wurde.

Schwerfällig, kniete sich der Beichtende, an die Seite des Pfarrers nieder, atmete schwer und schaute scheinheilig unter sich. Mehrmals nervös hüstelnd zog er jetzt energisch den Vorhang hinter sich zu.

>>Du?!<<, sagte Pfarrer Seefeld nur verwundert als er im Lichtschein der schwachen Notbeleuchtung durch das kleine Sichtholzgitterfenster Herbert Kranz erkannte.

Über zwanzig Jahre wohnte Kranz schon in Neuenburg. Aber noch nie war er zur Beichte gegangen, dachte Seefeld, senkte seinen Kopf, und faltete die Hände.

Außerdem war er heute noch nicht betrunken, was sehr selten vorkam.

Gelobt sei Jesus Christus<<, sagte Seefeld gütig und eröffnete wie immer somit die Beichte, worauf Herbert Kranz ihm keine Antwort gab.

Eine erdrückende Stille hatte sich innerhalb von wenigen Sekunden im Beichtstuhl eingestellt.

Erst nach einer Weile des Schweigens von Kranz, fragte Seefeld vorsichtig;

>>Was führt dich zu mir? Sag es mir, damit ich Dir Deine Sünden im Auftrag unseres barmherzigen Vaters vergeben kann. <<

>>Ich war es<<, stammelte Herbert Kranz, kaum hörbar und sah kurz auf, um Pfarrer Seefeld im Dämmerlicht anzuschauen.

>>Was warst Du? Du musst mir es schon sagen, sonst kann ich dich nicht von deiner Sünde lossprechen<<, antwortete Seefeld und sah absichtlich, damit er weiterredete, unter sich auf seine gefalteten, mit dem Talar eingeschlagenen, Hände.

>>Das mit der kleinen Klara, das war ich! Ich habe ihr, nachdem sie anfing laut zu schreien, den Mund zugehalten. Und plötzlich schaute sie mich mit ihren großen Augen an.

Sie ist selbst daran schuld, dass sie jetzt tot ist. Hätte sie ruhig gehalten, wäre das alles nicht geschehen. <<

Jetzt war es still im Beichtstuhl. Die Sekunden des Wartens auf die Antwort von Pfarrer Seefeld wurden für Herbert Kranz zur Ewigkeit.

>>Und dann? <<, fragte Seefeld, mit ruhiger, gütiger Stimme, so wie man es ihm im Priesterseminar, beigebracht hatte. Dass diese schreckliche Situation ihn bei einer Beichte auch einmal treffen könnte, hätte er nicht gedacht.

>>Dann war sie tot! <<, antwortete Herbert Kranz kaum hörbar. Nachdem Seefeld ihm wiederum nicht gleich eine Antwort gab, redete er weiter.

>>Ich wollte sie doch nur einmal streicheln und an meinem Körper spüren. Aber als ich sie dann spürte, kam es über mich und ich konnte nicht mehr zurück.

Ich weiß nicht, wie es passieren konnte. Aber ich habe es getan.

<< Dann senkte er beschämend den Kopf und weinte.

Wo ist Klara jetzt? <<, fragte Seefeld sofort nach.

>>Das sag ich nicht! Was nützt es. Sie ist doch tot. Und wenn man sie nicht findet, gibt es keinen Mörder! <<, verteidigte Herbert Kranz sein Geheimnis, hörte auf zu weinen, zog die Nase hoch und wischte sich mit dem schmutzigen Ärmel seiner Jacke die Tränen ab.

>>Du musst sofort zur Polizei und dich stellen!

Denn Karl-Heinz Kramer sitzt unschuldig in Untersuchungshaft. Er wird des Mordes an Klara Seifert beschuldigt! <<, erwiderte Seefeld forsch, befehlend um ihn zu einem Geständnis bei der Polizei zu bewegen.

>>Nein, da gehe ich nicht hin! Sie stecken mich ins Gefängnis, bis ich verrecke. Sie müssen mir helfen! und mir die Todsünde vergeben. So will es Gott! Auch ertrage ich die qualvolle Last der Schuld nicht mehr! <<, antwortete Kranz bestimmend.

Jetzt wollte er aufstehen um zu gehen.

>>Bleib! Wir finden einen Weg<<, sagte Seefeld auffordernd listig und schaute durch das kleine Holzgitter hinüber zu ihm. Nach einem Augenblick der Überlegung kniete sich Kranz wieder in den Beichtstuhl zurück.

>>Sie verraten mich nicht? Das dürfen Sie auch nicht! Ich weiß das. Helfen Sie mir bitte! Sprechen Sie mich los von diesem nicht wirklichen Mord, den ich selbst nicht gewollt habe.

Sie wissen doch, dass ich ein guter Mensch bin. <<, flehte er.

Herbert Kranz wartete auf den Zuspruch des Priesters, die Buße und die Vergebung seiner Sünden.

Nach einer Weile des Zögerns sprach Pfarrer Seefeld seine tröstenden Worte: >>Mein Sohn, so will ich Dir im Auftrag von Gott Deine Todsünde vergeben.

Gott der barmherzige Vater hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes, die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zu Vergebung der Sünden.

So spreche ich dich los von Deinen Sünden. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. <<

>>Amen! <<, antwortete Herbert Kranz erleichtert und wollte aufstehen, um zu gehen.

Halt! Du musst noch eine Buße tun, damit Dir vergeben wird<<, befahl Seefeld.

>>Ja, was soll ich denn tun? <<, fragte Kranz und kniete sich wiederum zurück in den Beichtstuhl.

>>Sofort zur Polizei gehen und Dich stellen, damit Du auch der irdischen Gerechtigkeit, genüge tust<<, erwiderte Pfarrer Seefeld laut und energisch, sodass man es außerhalb des Beichtstuhls hören konnte.

>>Nein! Das mache ich nicht! Lieber grabe ich den halben Friedhof um, ohne einen Cent zu verlangen! <<, lehnte Kranz trotzig die Bitte von Seefeld ab.

>>Sie werden irgendwann doch auf Dich kommen. Es ist besser Du stellst Dich umgehend selbst! <<, forderte ihn Seefeld nochmals bestimmend auf.

Die Beichte war jetzt regelrecht zu einem Streit entfacht.

Mit den abschließenden Worten: >>Wo keine Leiche ist, gibt es auch keinen Mörder! <<, sagte Kranz und verließ fluchtartig den Beichtstuhl.

Seefeld lehnte sich schweren Herzens in großer Sorge in seinem Beichtstuhl zurück. Dann schaute er hoch ins Dunkel des Beichtstuhls und betete:

„Herr! Ich bin selbst nicht frei von Schuld und Tadel. Ich benötige Deine Hilfe. Schau auf mich herab und gib mir die Kraft die

richtige Entscheidung zu treffen!“

Was hatte man ihn in den 16 Theologiesemestern auf der pädagogischen Hochschule gelehrt!

„Der Beichtende kann sicher sein, dass sein Sündenbekenntnis durch ein striktes Stillschweigen geschützt ist.“

Pfarrer Seefeld wusste, dass die nicht Einhaltung des Beichtgeheimnisses, sehr streng geahndet würde.

Wenn er dieses Geheimnis nicht einhielt, würde er durch die Zuwiderhandlung ohne besonderen Richterspruch aus der katholischen Kirche ausgeschlossen.

Nur der Papst konnte ihn nach einer Aussage bei der Polizei wieder in die Kirche aufnehmen und ihn in seinem priesterlichen Amte erneut einsetzen.

Ja, Seefeld zweifelte an seiner Lossprechung, die er soeben vollzogen hatte.

Konnte er Herbert Kranz überhaupt lossprechen von seinem grausamen Sexualmord, den er begangen hatte.

Nein! Es ist nicht im Interesse Gottes und der Gerechtigkeit, überlegte er, und zweifelte seine Arbeit im Auftrag der Kirche an.

Seefeld war sich zum ersten Mal richtig bewusst, was er soeben getan hatte.

Er sprach einen für die Menschheit noch gefährlichen Sexualmörder, der noch immer auf freiem Fuß war, kraft seiner Amtsvollmacht im Namen Gottes, und im Auftrag der katholischen Kirche von seiner schweren Schuld frei?

War er damit nicht zum Komplizen von Herbert Kranz geworden? fragte er sich.

Dann stand er auf, zog den Vorhang des Beichtstuhls zur Seite und ging schweren schuldhaften Gewissens aus dem Beichtstuhl.

Das Gotteshaus war jetzt menschenleer.

Die Stille in der Kirche erdrückte ihn fast. Er fühlte sich einsam und verlassen von der irdischen Welt.

Denn er war jetzt alleine mit seinem Gott, dem er bis heute in Ehrfurcht gedient hatte.

Langsamen Schrittes ging er vor zum Altar, küsste seine Stola und kniete sich vor dem großen hölzernen Gott nieder. In Anmut sah Jesus, demonstrativ an das Kreuz genagelt leidvoll auf ihn herunter.

Hilfesuchend schaute Pfarrer Seefeld hoch über den Altar auf das Dreifaltigkeitszeichen, das von mehreren Heiligen umgeben war und sprach: >>Herr vergib mir! Entscheide Du! Denn ich kann es nicht! <<

Verzweifelt suchte er nach dem Gespräch mit Gott, in der weiß aus Holz geschnitzten Taube, die für ihn den heiligen Geist symbolisierte.

*

Zur gleichen Zeit saß im Untersuchungsgefängnis in München Stadelheim Karl-Heinz Kramer depressiv in einer 2 auf 4 Meter kleinen Einzelzelle und starrte apathisch an die Decke.

Morgen sollte er wegen Platzmangel in eine Zwei-Mann-Zelle verlegt werden. In der Gefängniszelle, in der er jetzt eingesperrt war, gab es nur ein kleines Fenster, wodurch nur wenig Tageslicht drang und aus dem man auch stehend nicht hinaussehen konnte. Es gab nur die Lichtquelle einer Leuchtstoffröhre an der Decke, dessen Lichtschalter irgendwoher außerhalb der Zelle eingeschaltet wurde. Tagsüber war es so gut wie dunkel in seiner kleinen Gefängniszelle.

Durch das defekte Fenster, hinter dem ein sicheres Eisengitter zu sehen war, zog es nachts. Ein normales Schlafzimmer war für ihn Übernacht zum Luxus geworden.

Die alten zerschlissenen Möbel in der Zelle waren mit eisernen, schon zum Teil verrosteten Schrauben an der Wand befestigt. Und das offene Klo roch penetrant nach Gülle. Auch hatte es keinen Deckel. Auf einem angenagelten Holzbrett über dem kleinen Kaltwasser-Waschbecken, hatte Karl-Heinz Kramer sein Toilettenzeug, das man ihm bei der Einkleidung ließ, abgestellt.

Den Rasierapparat nahm man ihm weg.

Da Suizidgefahr bestand, musste er auch seine Schnürsenkel aus den Schuhen entfernen und abgeben.

Keine spitzen Gegenstände besaß er jetzt mehr. Nur den alten verbogenen abgenutzten Blechlöffel, der bei der Einkleidung, in der Effektenkammer, in einer Blechschüssel lag, hatte man ihm gelassen.

Zwei an der Wand befestigte Holzbretter, die Tisch und Stühle darstellen sollten und ein starkes Sperrholzbrett, das man als Bett gedacht hatte, war alles an Mobiliar in der Nasskalten nach Moder riechenden Gefängniszelle.

Die drei Tage, die Karl-Heinz Kramer in der acht Quadratmeter kleinen Zelle verbrachte, kamen ihm wie eine Ewigkeit vor.

Der Gedanke, ein Leben lang hier einzusitzen, brachte ihn fast um den Verstand.

Immer wieder lief er die letzte Nacht nachdenklich von der Angst getrieben in der Gefängniszelle hin und her, um einen Beweis für seine Unschuld, zu finden.

Apathisch stand er jetzt auf, ging an den schmalen Schrank. Dann schlug dreimal mit großer Gewalt seine Stirn an die offenstehende Schranktür.

Ja, die Schmerzen in seinem Kopf wollte er spüren. Es sollte für ihn ein Zeichen sein, das er noch lebte.

Verletzt am Kopf ging er zurück und legte sich auf das Bett, dessen Überzug mit gelben Speichelflecken verschmutzt war. Ob ein Weiterleben noch einen Sinn hatte, fragte er sich und tupfte das Blut an seiner Stirn mit etwas Toilettenpapier ab. Seine linke Augenbraue war von dem heftigen Stoß an der Türleiste des Holzschrankes aufgeplatzt.

Die qualvollen Schmerzen, die er jetzt in sich spürte, lenkten ihn ab von den wahnsinnigen Angstvorstellungen, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen.

Langsam zog er in schüttelfrostartigem Zustand die raue Filzdecke über seinen Körper.

Das flache Kopfkissen, auf dem er jetzt lag, roch unangenehm nach Kaltem, ekelig erregendem Schweiß.

Ja! Wie weit war es mit ihm gekommen? Seine pädophile sexuelle Neigung hatte ihn in eine fürchterlich aussichtslose Lebenslage gebracht, aus der er mit eigener Kraft nicht mehr herauskam. Ja! Wäre der Schulmeister nicht gekommen, wäre es wirklich geschehen. Denn sein normaler menschlicher Verstand war ausgeschaltet, als er sich an der kleinen Klara vergehen wollte.

Sein Geist glich im Augenblick der Tat, dem Verstand eines Tieres, das seinen Trieb um der Selbstwillen befriedigen musste. Ja, er wollte Klara Seifert sexuell missbrauchen und was danach geschah, war ihm in diesem Augenblick des zwanghaften Handelns völlig egal, dachte er jetzt und drehte sich unruhig auf der durchgelegenen Matratze hin und her.

Dreiundzwanzig Stunden saß er jetzt schon in der Gefängniszelle. Nur für eine Stunde durfte er am Vormittag unten auf dem Innenhof des Gefängnisses ein paar Runden gehen. Ansonsten passierte nichts!

>>Du fieses geiles Schwein! Du erbärmlicher Kinderficker! Wir machen dich fertig! <<, riefen ihm ein paar Knackis aus den Zellen hinter den vergitterten Fenstern zu, als er alleine heute Morgen seine Runden hinter den hohen Gefängnismauern im Innenhof drehte. Es war ja kein Wunder! Denn in Windeseile hatte sich seine Ankunft im Zellentrakt herumgesprochen. Alle Zeitungen brachten auf der ersten Seite ein Bild von ihm. Und dass er jetzt in München-Stadelheim in Untersuchungshaft saß, meldeten die Fernsehsender in ihren aktuellen Tagesnachrichten.

Was werden wohl meine Kinder denken, wenn sie in den Nachrichten hören, dass ihr Vater unter dringendem Verdacht steht, Klara Seifert sexuell missbraucht und ermordet zu haben, überlegte er und stand wieder auf.

Nach wenigen Sekunden des Grübelns lief er ähnlich wie ein eingesperrtes Tier in einem Käfig verzweifelt, in der vier Meter langen Zelle unruhig auf und ab.

Plötzlich wurde die Zellentür von draußen aufgeschlossen und der eiserne Riegel zurückgezogen.

Karl-Heinz Kramer stellte sich ängstlich in die hintere linke Ecke der Gefängniszelle und wartete ab was geschah.

Jetzt wurde die schwere hölzerne Zellentür mit einem festen kräftigen Ruck aufgestoßen.

>>Kommen Sie mit! <<, befahl ein hünenhafter kräftiger Vollzugsbeamter, der draußen auf dem Flur breitbeinig stehen blieb.

>>Wohin? <<, fragte Kramer sofort misstrauisch.

>>Sie haben Besuch! <<

>>Meine Frau? <<, fragte er ein wenig erfreut, und ging auf den Beamten der vor der Tür stand zu.

>>Nein! Hauptkommissar Obermayer vom LKA München.

Er möchte ihnen ein paar Fragen stellen<<, antwortete Fred Platz, der Gefängniswärter und zeigte mit einer Handbewegung an, dass er vorausgehen sollte.

Dass er während der Untersuchungshaft keinen Besuch empfangen durfte und die Post für ihn von einem Richter zensiert wurde, wusste Karl-Heinz Kramer nicht, als er nach seiner Frau fragte. Denn ein Brief dauerte in der Regel drei bis sechs Wochen, bis er bei den Angehörigen ankam.

Also vergingen mindestens ein bis zwei Monate bis Antwort kam. In Ausnahmefällen genehmigte man private Besuche. Aber alle 14 Tage nur 30 Minuten in einem kleinen Raum, der überwacht wurde, von einem strengen Vollzugsbeamten.

>>Helfen Sie mir bitte! Ich bin unschuldig. Auch habe ich keine Erfahrung mit dem Knastleben<<, sagte jetzt Karl-Heinz Kramer hilflos leise, während er zwei Schritte voran den langen Gefängnisflur zum Ausgang ging.

Ja, er war sehr dankbar für jeden Hinweis, der ihm das harte ungewohnte Gefängnisleben erleichterte.

>>Das sagen sie alle! <<, antwortete Platz und ließ einige Sekunden vergehen, bevor er weitersprach.

>>Nehmen sie sich einen Rechtsanwalt, sonst sind sie ohne jeglichen Schutz hier in Untersuchungshaft. Aber passen sie auf! Es gibt auch schwarze Schafe unter den Anwälten. Außerdem würde ich ihnen raten die Wahrheit zu sagen. Desto früher sie gestehen, umso schneller sind sie hier aus der Untersuchungshaft. Im normalen Strafvollzug geht es ihnen besser, als hier! <<

Jetzt waren sie beide an der eisernen Gittertür am Zellentrakt- Ausgang angekommen. Ein Schließer, der vor der Tür in einem verglasten Wachhaus saß, hatte sie gesehen und entriegelte die Tür durch einen Tastendruck auf seinem Steuerpult in seinem verglasten sicheren Wach-Büro.

Nachdem sie durch eine Sicherheitsschleuse und durch eine zweite Stahl-Sicherheits-Tür, die auch geöffnet wurde, gegangen waren, kamen sie in den Bürotrakt des Gefängnisses.

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9783754186183
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