Der Fels wird morschDer Fels wird morsch,
Dem ich entspringe
Und meine Gotteslieder singe ....
Jäh stürz ich vom Weg
Und riesele ganz in mir 5
Fernab, allein über Klagegestein
Dem Meer zu.
Hab mich so abgeströmt
Von meines Blutes
Mostvergorenheit. 10
Und immer, immer noch der Wiederhall
In mir,
Wenn schauerlich gen Ost
Das morsche Felsgebein,
Mein Volk, 15
Zu Gott schreit.
Gott ich liebe Dich in Deinem RosenkleideGott ich liebe Dich in Deinem Rosenkleide,
Wenn Du aus Deinen Gärten trittst, Zebaoth.
O, Du Gottjüngling,
Du Dichter,
Ich trinke einsam von Deinen Düften. 5
Meine erste Blüte Blut sehnte sich nach Dir,
So komme doch,
Du süßer Gott,
Du Gespiele Gott,
Deines Tores Gold schmilzt an meiner Sehnsucht. 10
Die Nacht ist weich von Rosensanftmut …Die Nacht ist weich von Rosensanftmut ...
Komm gieb mir Deine beiden Hände her,
Mein Herz pocht spät
Und durch mein Blut
Wandert die letzte Nacht und geht 5
Und naht so weit und ewig wie ein Meer.
Und hast Du mich so sehr geliebt,
So nimm das Jubelndste von Deinem Tag,
Gieb mir, was keine Wolke trübt,
Das Gold von seinem frühsten Lenzschein … 10
Es wallen Harmonien aus der Nachtlandferne
Ich ziehe ein
Und werde Leben sein
Und Leben mich an Leben schmiegen,
[29]Wenn über mir Paradiessterne 15
Ihre ersten Menschen wiegen.
Zwölf Morgenhellen weitZwölf Morgenhellen weit
Verschallt der Geist der Mitternacht,
Und meine Lippen haben ausgedacht
In stolzer Linie mit der Ewigkeit.
Torabwärts schreitet das Verflossene, 5
Indessen meine Seele sich im Glanz der Lösung bricht,
Ihr tausendheißes, weißes Licht
Scheint mir voran ins Ungegossene.
Und ich wachse über all Erinnern weit
So ferne Musik … und zwischen Kampf und Frieden 10
Steigen meine Blicke hoch wie Pyramiden,
Und sind die Ziele hinter aller Zeit.
Wilde Winde wehte ichWilde Winde wehte ich,
Bis ich stand.
Alle Sterne träumen von mir,
Und ihre Strahlen werden goldener,
Und meine Ferne undurchdringlicher. 5
Ich lehne am geschlossenen Lid der Nacht
Und horche in die Ruhe.
[30]Wie mich der Mond umwandelt,
Immer leises, blindes Geschimmer murmelnd,
Ein Derwisch ist er in seinem Wandeltanz. 10
Weißgelbenjung hing sein Schein
Schaumleicht an der Nacht,
Und jäh über die Wolken sein Lawinengedröhne
Immer grauab
Mir zur Seite streifte sein Gold. 15
Mein Heimatmeer lauscht still in meinem Schoß,
Helles Schlafen – dunkles Wachen .....
In meiner Hand liegt schwer mein Volk begraben,
Und Wetter ziehen schüchtern über mich.
Ich lehne am geschlossenen Lid der Nacht 20
Und horche in die Ruhe.
Unsere Zimmer haben blaue WändeUnsere Zimmer haben blaue Wände,
Und wir wandeln leisehin durch Himmelweiten,
Und am Abend legen Innigkeiten
Mit Engelaugen ineinander unsere Hände.
Und wir erzählen uns Geschichten, 5
Bis der Morgen kommt, in Silberglocken
Und dem Dämmersteine in den Locken,
Der Sonne winkt durchs Tor von Wolkenschichten.
Und wie sie tanzt auf unseren wiesenhellen
Teppichen; leicht über sanftverschlungene Blumenstiele! 10
Zum Liebeslauschen laden unsere Stühle,
Und von den Pfeilern fallen Seidenquellen.
Ich habe dich gewähltIch habe dich gewählt
Unter allen Sternen.
Und bin wach – eine lauschende Blume
Im summenden Laub
Unsere Lippen wollen Honig bereiten 5
Unsere schimmernden Nächte sind aufgeblüht.
An dem seligen Glanz deines Leibes
Zündet mein Herz seine Himmel an –
Alle meine Träume hängen an deinem Golde
Ich habe dich gewählt unter allen Sternen. 10
Sieh in mein verwandertes Gesicht ....Sieh in mein verwandertes Gesicht ....
Tiefer beugen sich die Sterne
Sieh in mein verwandertes Gesicht.
Alle meine Blumenwege
Führen auf dunkle Gewässer, 5
Geschwister, die sich tötlich stritten.
Greise sind die Sterne geworden .....
Sieh in mein verwandertes Gesicht.
Du wehrst den guten und den bösen Sternen nichtDu wehrst den guten und den bösen Sternen nicht
All ihre Launen strömen.
In meiner Stirne schmerzt die Furche
Die tiefe Krone mit dem düsteren Licht.
Und meine Welt ist still 5
Du wehrtest meiner Laune nicht.
Gott wo bist du?
Ich möchte nah an deinem Herzen lauschen
Mit deiner fernsten Nähe mich vertauschen
Wenn goldverklärt in deinem Reich 10
Aus tausendseligem Licht
Alle die guten und die bösen Brunnen – rauschen – rauschen.
Ich habe immer vor dem Rauschen meines Herzens gelegenIch habe immer vor dem Rauschen meines Herzens gelegen
Und nie den Morgen gesehen
Nie Gott gesucht.
Nun aber wandele ich um meines Kindes
Goldgedichtete Glieder 5
Und suche Gott.
Ich bin müde vom Schlummer
Weiß nur vom Antlitz der Nacht.
Ich fürchte mich vor der Frühe
Sie hat ein Gesicht 10
Wie die Menschen, die fragen.
Ich habe immer vor dem Rauschen
Meines Herzens gelegen
Nun aber taste ich um meines Kindes
Gottgelichtete Glieder. 15
Ich kann die SpracheIch kann die Sprache
Dieses kühlen Landes nicht
Und seinen Schritt nicht gehn.
Auch die Wolken, die vorbeiziehn,
Weiß ich nicht zu deuten. 5
Die Nacht ist eine Stiefkönigin.
Immer muss ich an die Pharaonenwälder denken
Und küsse die Bilder meiner Sterne.
Meine Lippen leuchten schon
Und sprechen Fernes, 10
Und bin ein buntes Bilderbuch
Auf deinem Schoß;
Aber dein Antlitz spinnt
Einen Schleier aus Weinen –
Meinen schillernden Vögeln 15
Sind die Korallen ausgestochen,
An den Hecken der Gärten
Versteinern sich ihre weichen Nester.
Wer salbt meine toten Paläste –
Sie trugen die Kronen meiner Väter, 20
Ihre Gebete versanken im heiligen Fluss.
Auf deinen Wangen liegenAuf deinen Wangen liegen
Goldene Tauben.
Aber dein Herz ist ein Wirbelwind,
Dein Blut rauscht, wie mein Blut –
Süß 5
An Himbeersträuchern vorbei.
O, ich denke an dich – –
Die Nacht frage nur.
Niemand kann so schön
Mit deinen Händen spielen, 10
Schlösser bauen, wie ich
Aus Goldfinger;
Burgen mit hohen Türmen!
Strandräuber sind wir dann.
Wenn du da bist, 15
Bin ich immer reich.
Du nimmst mich so zu dir,
Ich sehe dein Herz sternen.
Schillernde Eidechsen
Sind deine Geweide. 20
Du bist ganz aus Gold –
Alle Lippen halten den Atem an.
Pharao verstößt seine blühenden WeiberPharao verstößt seine blühenden Weiber,
Sie duften nach den Gärten Amons.
Sein Königskopf ruht auf meiner Schulter,
Die strömt Korngeruch aus.
Pharao ist von Gold. 5
Seine Augen gehen und kommen
Wie schillernde Nilwellen.
Sein Herz aber liegt in meinem Blut.
Zehn Wölfe gingen an meine Tränke.
Immer denkt Pharao 10
An meine Brüder,
Die mich in die Grube warfen.
Säulen werden im Schlaf seine Arme
Und drohen.
Aber sein träumerisch Herz 15
Rauscht auf meinem Grund.
Darum dichten meine Lippen
Große Süßigkeiten,
Im Weizen unseres Morgens.
Verstecke mich in deinem SüßblutVerstecke mich in deinem Süßblut
Nähe mich in den Saum deiner Haut ein.
Immer tragen wir Herz vom Herzen uns zu.
Pochende Naht
Hält unsere Schwellen vereint. 5
Wo mag der Tod mein Herz lassen?
In einem Brunnen, der fremd rauscht –
In einem Garten, der steinern steht –
Er wird es in einen reißenden Fluss werfen.
Mir bangt vor der Nacht 10
Daran kein Stern hängt.
Denn unzählige Sterne meines Herzens
Vergolden deinen Blutspiegel.
Liebe ist aus unserer Liebe vielfältig erblüht.
Wo mag der Tod mein Herz lassen? 15
Du nahmst dir alle SterneDu nahmst dir alle Sterne
Über meinem Herzen.
Meine Gedanken kräuseln sich
Ich muss tanzen.
[37]Immer tust du das, was mich aufschauen lässt, 5
Mein Leben zu müden.
Ich kann den Abend nicht mehr
Über die Hecken tragen.
Im Spiegel der Bäche
Finde ich mein Bild nicht mehr. 10
Dem Erzengel hast du
Die schwebenden Augen gestohlen.
Aber ich nasche vom Seim
Ihrer Bläue.
Mein Herz geht langsam unter 15
Ich weiß nicht wo –
Vielleicht in deiner Hand.
Überall greift sie an mein Gewebe.
Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen …Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen ...
Wir wollen wachen die Nacht,
In den Sprachen beten
Die wie Harfen eingeschnitten sind.
Wir wollen uns versöhnen die Nacht – 5
So viel Gott strömt über.
[38]Kinder sind unsere Herzen,
Die möchten ruhen müdesüß.
Und unsere Lippen wollen sich küssen,
Was zagst du? 10
Grenzt nicht mein Herz an deins –
Immer färbt dein Blut meine Wangen rot.
Wir wollen uns versöhnen die Nacht,
Wenn wir uns herzen, sterben wir nicht.
Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen. 15
War sie der große EngelWar sie der große Engel,
Der neben mir ging?
Oder liegt meine Mutter begraben
Unter dem Himmel von Rauch –
Nie blüht es blau über ihrem Tode. 5
Wenn meine Augen doch hell schienen
Und ihr Licht brächten.
Wäre mein Lächeln nicht versunken im Antlitz,
Ich würde es über ihr Grab hängen.
[39]Aber ich weiß einen Stern, 10
Auf dem immer Tag ist;
Den will ich über ihre Erde tragen.
Ich werde jetzt immer ganz allein sein
Wie der große Engel,
Der neben mir ging. 15
Deine Seele, die die meine liebetDeine Seele, die die meine liebet
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet
Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.
Unsere Füße ruhen auf der Kostbarkeit 5
Maschentausendabertausendweit.
Süßer Lamasohn auf Moschuspflanzenthron
Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon.
Mit einem stillen Menschen will ich wandernMit einem stillen Menschen will ich wandern
Über die Berge meiner Heimat
Schluchzend über Schluchten,
Über hingestreckte Lüfte.
[40]Überall beugen sich die Zedern 5
Und streuen Blüten.
Aber meine Schulter hängt herab
Von der Last des Flügels.
Suche ewige, stille Hände:
Mit meiner Heimat will ich wandern. 10
Ich liege in den NächtenIch liege in den Nächten
Auf deinem Angesicht.
Auf deines Leibes Steppe
Pflanze ich Cedern und Mandelbäume.
Ich wühle in deiner Brust unermüdlich 5
Nach den goldenen Freuden Pharaos.
Aber deine Lippen sind schwer,
Meine Wunder erlösen sie nicht.
Hebe doch deine Schneehimmel
Von meiner Seele – 10
Deine diamantnen Träume
Schneiden meine Adern auf.
Ich bin Joseph und trage einen süßen Gürtel
Um meine bunte Haut.
[41]Dich beglückt das erschrockene Rauschen 15
Meiner Muscheln.
Aber mein Herz lässt keine Meere mehr ein.
O du!!
Mein Herz heult schon über deine rauhen Ebenen
Und verscheucht meine seligen Sterne. 20
Kains Augen sind nicht gottwohlgefälligKains Augen sind nicht gottwohlgefällig,
Abels Angesicht ist ein goldener Garten,
Abels Augen sind Nachtigallen.
Immer singt Abel so hell
Zu den Saiten seiner Seele, 5
Aber durch Kains Leib führen die Gräben der Stadt.
Und er wird seinen Bruder erschlagen –
Abel, Abel, dein Blut färbt den Himmel tief.
Wo ist Kain, da ich ihn stürmen will:
Hast du die Süßvögel erschlagen 10
In deines Bruders Angesicht?
Durch dein dumpfes Herz
Klagt Abels flatternde Seele.
Warum hast du deinen Bruder erschlagen, Kain?
Esther ist schlank wie die FeldpalmeEsther ist schlank wie die Feldpalme
Nach ihren Lippen duften die Weizenhalme
Und die Feiertage, die in Juda fallen.
Nachts ruht ihr Herz auf einem Psalme
Die Götzen lauschen in den Hallen. 5
Der König lächelt ihrem Nahen entgegen –
Denn überall blickt Gott auf Esther.
Die jungen Juden dichten Lieder an die Schwester
Die sie in Säulen ihres Vorraums prägen.
Ruth sucht überallRuth sucht überall
Nach goldenen Kornblumen
An den Hütten der Brothüter vorbei –
Bringt süßen Sturm
Und glitzernde Spielerei 5
Über Boas Herz;
Das wogt ganz hoch
Über seine Korngärten
Der fremden Schnitterin zu.
Abraham baute in der Landschaft EdenAbraham baute in der Landschaft Eden
Sich eine Stadt aus Erde und aus Blatt
Und übte sich mit Gott zu reden.
Die Engel ruhten gern vor seiner frommen Hütte
Und Abraham erkannte jeden; 5
Himmlische Zeichen ließen ihre Flügelschritte.
Bis sie dann einmal bang in ihren Träumen
Meckern hörten die gequälten Böcke
Mit denen Isaak opfern spielte hinter Süßholzbäumen.
Und Gott ermahnte Abraham; 10
Er brach vom Kamm des Meeres Muscheln ab und Schwamm
Hoch auf den Blöcken den Altar zu schmücken.
Und trug den einzigen Sohn gebunden auf den Rücken
Zu werden seinem großen Herrn gerecht –
Der aber liebte seinen Knecht. 15
Sing Groatvatter woar dat verwunschene BäuerleinSing Groatvatter woar dat verwunschene Bäuerlein
Aus Grimm sinne Märchens.
Der Enkelsonn ist ein Dichter.
Paul Zech schreibt mit der Axt seine Verse.
[44]Man kann sie in die Hand nehmen, 5
So hart sind die.
Sein Vers wird zum Geschick
Und zum murrenden Volk.
Er lässt Qualm durch sein Herz dringen:
Ein düsterer Beter. 10
Aber seine Kristallaugen blicken
Unzählige Male den Morgen der Welt.
Ich weine –Ich weine –
Meine Träume fallen in die Welt.
In meine Dunkelheit
Wagt sich kein Hirte.
Meine Augen zeigen nicht den Weg 5
Wie die Sterne.
Immer bettle ich vor deiner Seele;
Weißt du das?
Wär ich doch blind –
Dächte dann, ich läg in deinem Leib. 10
Alle Blüten täte ich
Zu deinem Blut.
[45]Ich bin vielreich
Niemand kann mich pflücken;
Oder meine Gaben tragen 15
Heim.
Ich will dich ganz zart mich lehren;
Schon weißt du mich zu nennen.
Sieh meine Farben,
Schwarz und stern 20
Und mag den kühlen Tag nicht,
Der hat ein Glasauge.
An meiner Wimper hängt ein SternAn meiner Wimper hängt ein Stern,
Es ist hell
Wie soll ich schlafen –
Und möchte mit dir spielen.
– Ich habe keine Heimat – 5
Wir spielen König und Prinz.
Ich bin dein Prinz
Dein Leib ist hold
Aus allen bunten Farben.
Dein Leib ist eine Seele. 10
Ich raube in den NächtenIch raube in den Nächten
Die Rosen deines Mundes,
Dass keine Weibin Trinken findet.
Die dich umarmt,
Stiehlt mir von meinen Schauern, 5
Die ich um deine Glieder malte.
Ich bin dein Wegrand.
Die dich streift,
Stürzt ab.
Fühlst du mein Lebtum 10
Überall
Wie ferner Saum?
(Paul Leppin, dem Dichter, gewidmet)
Tausend Jahre zählt der alte Tempel schon in PragTausend Jahre zählt der alte Tempel schon in Prag,
Staubfällig und ergraut ist längst sein Ruhetag,
Und die alten Väter schlossen seine Gitter.
Ihre Söhne ziehen nun in die Schlacht.
Der zerborstene Synagogenstern erwacht 5
Und er segnet seine jungen Judenritter.
Wie ein Glückstern über Böhmens Judenstadt,
Ganz aus Gold wie nur der Himmel Sterne hat:
Hinter seinem Glanze beten wieder Mütter.
Seit du begraben liegst auf dem HügelSeit du begraben liegst auf dem Hügel
Ist die Erde süß.
Wo ich hingehe nun auf Zehen,
Wandele ich über reine Wege.
O, deines Blutes Rosen 5
Durchtränken sanft den Tod.
Ich habe keine Furcht mehr
Vor dem Sterben.
Auf deinem Hügel blühe ich schon
Mit den Blumen der Schlingpflanzen. 10
Deine Lippen haben mich immer gerufen,
Nun weiß mein Name nicht mehr zurück.
Jede Schaufel Erde, die dich barg,
Verschüttete auch mich.
Darum ist immer Nacht an mir 15
Und Sterne schon in der Dämmerung.
Und ich bin unbegreiflich unseren Freunden
Und ganz fremd geworden.
Aber du stehst am Tor der stillsten Stadt
Und wartest auf mich, du Großengel.
Seine Augen standen ganz fern –Seine Augen standen ganz fern –
Er war als Knabe einmal schon im Himmel.
Darum kamen seine Worte hervor
Auf blauen und weißen Wolken.
Wir stritten über Religion; 5
Aber immer wie zwei Spielgefährte;
Und bereiteten Gott von Mund zu Mund;
Im Anfang war das Wort!
Des Dichters Herz, eine feste Burg.
Seine Gedichte, singende Thesen. 10
Er war wohl Martin Luther.
Seine dreifaltige Seele trug er in der Hand,
Als er in den »heiligen Krieg« zog.
Dann wusste ich, er war gestorben –
Sein Schatten weilte unbegreiflich 15
Auf dem Abend meines Zimmers.
Franz Marc, der blaue Reiter vom RiedFranz Marc, der blaue Reiter vom Ried,
Stieg auf sein Kriegspferd.
Ritt über Benediktbeuern herab nach Unterbayern,
Neben ihm sein besonnener, treuer Nubier
Hält ihm die Waffe. 5
Aber um seinen Hals trägt er ein silbergeprägtes Bild
Und den totverhütenden Stein seines blonden Weibes.
Durch die Straßen von München hebt er sein biblisches Haupt
Im hellen Rahmen des Himmels.
Trost im stillen Mandelauge, 10
Donner sein Herz.
Hinter ihm und zur Seite viele, viele Soldaten.
Milly Steger ist eine BändigerinMilly Steger ist eine Bändigerin,
Haut Löwen und Panther in Stein.
Vor dem Theater in Hagen
Stehen ihre Großgestalten.
Böse Tollpatsche, ernstgewordene Hännesken, 5
Clowne, die mit ihren blutenden Seelen wehen.
Aber auch Brunnen, verschwiegene Weibsmopse
Zwingt Milly rätselhaft nieder.
[50]Manchmal spielt sie mit Zündhölzchen,
Die entzünden sich in der Gulliverin Hand. 10
Sie schnitzt aus dem Holze Adam
Hinterrücks sein Weib.
Und Millys Herz lacht wie ein Apfel,
In ihren stahlblauen Augen sitzt ein Schalk.
Milly Steger die Bildhauerin ist eine Welt, 15
Meteore stößt sie von sich
Eine Büffelin an Wurfkraft,
Freut sie sich auch zart an dem blühenden Kern der Büsche.
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