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Die Weihnachtszeit
Heiliger Abend (Mt 1,1-25)

Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids,

des Sohnes Abrahams.

Ab-stammen

Der Stamm trägt Äste, Zweige, Blätter, Blüten, Fruchte;

sie alle sind sein „Ertrag“.

Ohne Stamm bin ich nichts,

weil ich mich nicht selbst tragen und ertragen kann.

Ich kann mich nicht an mir selbst halten.

Ohne Stamm fehlt mir die Wurzel,

aus der ich lebe,

und aus der ich meine Art und „Echtheit“ habe.

Wenn mein Stamm abbricht,

breche ich selbst ab.

Stamm und Ertrag machen sich gegenseitig erkennbar:

„An den Früchten“ erkenne ich den Stamm,

und der Stamm läßt mich hoffen auf Fruchte,

die ich schon im voraus kenne.

Jeder Stamm ist schließlich selbst auch ein Ertrag;

denn jeder Stamm stammt von einem Stamm,

der vor ihm war.

So stammt jeder Stamm und jeder Ertrag

von einem Urstamm ab,

der sich im jetzigen Stamm wieder verkörpert

und der den jetzigen Stamm schon in sich birgt.

Diese Abstammwirklichkeit

war für Matthäus und Lukas hilfreich,

um deutlich zu machen,

wer Jesus war

und wer er immer bleiben wird als „Urstamm“ aller Geliebten

und damit als Urstamm aller Menschen

- als neuer Adam – ,

weil alle Menschen

die von Gott ewig Geliebten waren, sind und bleiben.

Matthäus geht von den Anfängen zur Gegenwart.

Er will zeigen:

In Jesus ist David lebendig

und der „Stammvater“ Abraham.

Diese sind in der Stammesgeschichte

zwei wichtige Menschen,

weil sie ganz nach dem Plan Gottes

und aus dem Vertrauen auf ihn gelebt haben:

Jesus ist der, der ganz aus Gott lebt.

Lukas (3,23-38) geht von der Gegenwart zurück zu den Anfängen und gelangt zu Adam, der unmittelbar von Gott stammt: Jesus stammt von Gott.

Wenn man bedenkt,

daß in biblischer Zeit nur die Männer als zeugungsfähig erachtet wurden

und die Mütter sozusagen alle nur Leihmütter waren,

kommt noch ein faszinierender Gedanke dazu:

der Bruch des Stammbaums Jesu.

Jesus wird nicht von Josef gezeugt,

sondern geboren aus Maria, der Jungfrau,

der Braut Gottes.

(Der Name „Maria“ bedeutet „Geliebte Jahwes“.)

Die bisherige Abstammungslinie der Stammväter ist gebrochen

und wird abgelöst durch die Stamm-Mutter,

die einen ganz neuen Menschenstamm begründet,

den Stamm derer, „die aus Gott geboren sind“ (Joh 1,13) und die durch Jesus „Kinder Gottes“ geworden sind.

Die Betrachtung der Herkunft Jesu

begründet ein neues Menschenbild:

Jeder Mensch stammt eigentlich und zuallererst von Gott;

die biologische Herkunft wird dadurch zweitrangig.

Dieses Menschenbild begründet ferner die Einstellung des Menschen

zu sich selbst, zu den anderen und zur Welt.

Andererseits verbietet die Betrachtung

des Stammbaums Jesu geradezu,

die Gottheit Jesu biologisch,

„genetisch“ zu erfassen.

Die Menschwerdung Gottes ist ein Vorgang

in der Biologie,

aber kein biologischer Vorgang.

Die Frage nach der biologischen Herkunft Jesu

verliert angesichts der Menschwerdung Gottes an Bedeutung. Sie kann den Glauben an die Menschwerdung eher verdunkeln als erhellen.

Herr, mein Gott, du bist zugleich mein Vater und meine Mutter. Du verläßt mich nie. Laß mich nie vergessen, daß alle Menschen deine Kinder sind.

Heilige Nacht (Lk 2,1-14)

„Auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“

Verwandelt werden

Die Krippe mit dem Kind

ist der Ursprung jener Kraft,

die die Menschen von innen her verwandelt.

Die Krippe mit dem Kind

ist der Ursprung des Friedens bei den Menschen.

Auch viele Menschen, die sich für ungläubig halten,

spüren, erahnen und fühlen irgendwie:

Im Weihnachtsfest liegt eine gewisse Zauberkraft,

die alle anrührt.

Im Kind in der Krippe

und in den vielen Weihnachtssymbolen liegt etwas,

wonach sich alle Menschen sehnen:

Liebe, Friede, Freude.

Die verwandelnde Kraft der ewigen Liebe

wird hier an der Krippe ersichtlich.

Nicht Drohung und Gewalt

verändern hier den Menschen,

sondern die „rührende“ Macht der Liebe,

die durch die äußeren Zeichen

innerlich anrührt und bewirkt,

daß sich der Mensch freiwillig

und gerne selber ändert.

Alle Weihnachtsgeschichten

bringen diese Verwandlung zum Ausdruck:

Streitende versöhnen sich;

Verbrecher werden barmherzig;

Herrscher werden zu Dienern.

Die biblischen Bilder (besonders Jes 11), die die Innerlichkeit des Menschen zeigen, besagen dasselbe: Der Löwe frißt Stroh – nicht mehr Menschen; Wolf und Schaf wohnen miteinander alle Gegensätze sind eins geworden; das Kind spielt am Schlupfloch der Natter alle Angst ist überwunden. Die Macht der Liebe, die alles verwandelt, ist grenzenlos: Alle Menschen sind „Menschen seiner Gnade“.

Es ist unsere Not und Sünde,

daß wir der grenzenlosen Liebe Gottes Grenzen setzen

und dadurch ihre Auswirkung behindern.

Indem wir die Liebe Gottes eingrenzen auf die „Guten“,

das heißt auf die Menschen, die wir für gut erklären

- wir meinen vor allem damit uns selbst! – ,

schaffen wir „heilige“ Feindbilder,

die im großen wie im kleinen

immer wieder zu „heiligen“ und

„gerechten“ Kriegen führen.

Konflikte entstehen beim einzelnen wie bei Gruppen

durch das Zusammentreffen verschiedener „Eigenarten“

und Identitäten, die sich gegenseitig

ganz von selbst abgrenzen und in Frage stellen.

Der andere wird zum Feind,

weil ich mich durch sein Anderssein angegriffen fühle.

Ich sollte es gar nicht versuchen,

aus eigener Kraft meinen Feind zu lieben;

das kann niemand.

Ich brauche die Kraft der grenzenlosen Liebe Gottes,

der immer alle („die anderen auch“) liebt, damit ich wenigstens beginnen kann, „entfeindende Prozesse“ (Pinchas Lapide) einzuleiten. Es genügt vielleicht schon, wenn ich Gott „erlaube“, daß er auch meine Feinde liebt und ihnen verzeiht. Diese Friedenskraft gewinne ich aus dem Glauben an die absolute Liebe, die sich im Jesuskind verkörpert, und aus der Erfahrung des ewigen Geliebtseins, die mir der Weihnachtsglaube schenkt.

Herr, schenk mir den Glauben an deine grenzenlose Liebe, die Rache, Haß und Ärger in Liebe verwandelt.

Weihnachten am Tag (Joh 1,1-18)

Im Anfang war das Wort.

Eins sein

„Anfang“ ist nicht nur zeitlich zu verstehen;

„Anfang“ ist der „Ur-sprung“ alles Wirklichen.

„Wort im Anfang“ bedeutet:

das Innerste im Anfang ist das „Wort“.

„Wort“ ist sozusagen der Ursprung vom Ursprung.

Gott ist der Ursprung von allem, was es gibt,

und somit ist Gott das Wort,

zu allererst sein eigener Ursprung.

Alles Geschaffene hat ein Woher,

hat einen Ursprung außerhalb von sich. Gott hat seinen Ursprung in sich; er ist sein eigener Ursprung. Die Bezeichnung „Wort“ für den innersten „Kern“ alles Wirklichen soll uns helfen, die „Wirklichkeit“ Gottes, die Wirklichkeit der Schöpfung tiefer zu erahnen und zu erfassen. In unserem Erdenleben können wir diese Ur-Wirklichkeit nur anfangshaft erahnen.

Auch wenn wir Gott einmal „schauen“ dürfen,

wird seine Liebe für uns Geschöpfe

ein letztlich unergründliches Geheimnis bleiben.

Das muß auch so sein;

denn könnten wir Gott jemals ergründen,

wäre er nicht mehr das, was er ist: Gott.

Was bedeutet nun „Wort“?

Die Bedeutung von „Wort“ wird uns klarer,

wenn wir das Sprachfeld betrachten,

das mit „Wort“ angesagt ist:

Aus-sprechen, an-sprechen, ab-sprechen;

Aus-spruch und An-spruch,

Aus-rede, An-rede, Ab-rede …;

hören, an-hören, ab-hören;

er-hören, ge-hören, ver-hören;

horchen, ge-horchen …

Es wird deutlich, daß mit „Wort“

alle Vorgänge angesprochen und ausgesprochen sind,

die für unser Leben und unsere Wirklichkeit

von Bedeutung sind.

Martin Buber faßt dies formelhaft zusammen:

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“;

„Gott ist Beziehung“.

Gott selbst ist Beziehung,

und er ist der Ursprung aller Beziehungen,

in denen und aus denen wir leben.

Beziehung ist ein „Verhältnis“:

das Verhalten von verschiedenen,

gegensätzlichen Wirklichkeiten,

die mitsammen geeint, eins sind

ohne Aufhebung der Verschiedenheit

und Selbständigkeit.

Nicolaus Cusanus bezeichnet Gott

als die Einheit aller Gegensätze.

Man könnte das mit einer Batterie vergleichen:

Wenn Plus und Minus richtig geschaltet sind, spenden sie Energie;

wenn sie kurzgeschlossen sind, löschen sie sich aus.

Die Theologie bringt das innergöttliche Verhältnis

in der Lehre von der heiligsten Dreieinigkeit

zum Ausdruck: Ein Gott in drei Personen.

Auch unsere menschlichen Beziehungen sind „dreipolig“:

Ich und Du und die Liebe, die uns eint.

Die Liebe, die uns eint,

ist etwas Drittes, das wir erleben

und das unser Lieben bewirkt,

das wir aber selbst nicht „machen“.

Gott ist es, der uns eint,

der uns aber auch trennt,

damit wir selbständig bleiben

und unser Selbstsein

nicht auflösen durch Verschmelzung.

Die ständig geforderten Verzichte und Ablösungen

und die oft so schmerzlichen Enttäuschungen

dienen letztlich der Aufrechterhaltung

unseres Selbstseins.

Wenn voneinander entfernte Menschen

auf einen Punkt zugehen,

kommen sie einander „nahe“.

Wenn Menschen einander nahe sein wollen,

müssen sie mitsammen auf Gott zugehen:

Durch ihn werden sie geeint

und gleichzeitig in ihrer Selbständigkeit

und Individualität erhalten.

Gott eint und trennt zugleich.

Das Wesentliche in den christlichen Ehen

und Beziehungen

ist nicht die Unauflöslichkeit

- das ist die Folge – ,

sondern der Versuch,

die irdischen Bindungen und Beziehungen

aus dem Glauben an die ewige Liebe zu leben.

Herr, schenk mir das Glück in meinen Beziehungen und gib mir die Kraft, die notwendigen Enttäuschungen und Ablösungen zu bewältigen.

Weihnachten – Fest des hl. Stephanus
(Apg 6,8-10; 7,54-60)

„Ich sehe den Himmel offen.“

In den Himmel schauen

Angesichts des Todes

sieht Stephanus den Himmel offen;

für ihn, der sich für Christus ent-schlossen hat,

ist der Himmel er-schlossen und entschlüsselt.

Gott schließt den Menschen niemals aus;

der Mensch schließt sich aus von Gott,

aber Gott bleibt immer offen für ihn,

bis er sich wieder für Gott „entschließt“.

Es gibt keine objektive Gottlosigkeit,

wohl aber eine subjektive.

Jedoch erzählt die Paradiesesgeschichte,

daß Galt das Paradies, den Himmel, verschlossen hat.

Was bedeutet das?

Gott hat es so eingerichtet,

daß der Mensch sich ausschließen kann.

Insofern trägt Gott die letzte Verantwortung

für „Schloß und Riegel“ am Himmel.

In diesem vom Menschen verursachten Verschluß

des Paradieses

bleibt also Gott mit drin. Gott ist sozusagen als Schlüssel im Schloß steckengeblieben, damit er, wenn sich der Mensch für Gott entschließt, sofort aufsperren kann. Wir haben die Hoffnungsgewißheit, daß sich im Tod wohl jeder Mensch für Gott entschließen wird, freilich mit allen Konsequenzen der Bekehrung.

Stephanus sieht vor dem Tod

schon den Himmel offen.

Und was sieht er da?

„Die Herrlichkeit Gottes und den Menschensohn,

stehend zur Rechten Gottes.“

Wenn man diese Bilder zu deuten weiß,

kann man sich ein ganz klares Bild vom Himmel machen:

Die Herr-lichkeit („Herr-schaft“) Gottes

ist die alles ohne Zwang bezwingende

ewige, grenzenlose und bedingungslose Liebe Gottes.

Der „Menschensohn“ ist Jesus,

die verkörperte und verleiblichte Liebe Gottes.

Er ist eingesetzt als „Richter“,

der „zur Rechten Gottes sitzt“

und durch die Liebe Gottes alles richtet,

was unrichtig ist und „falsch gelaufen“ ist.

Der Menschensohn steht aber zur Rechten Gottes; er hat sich erhoben und tritt in seiner ganzen Größe in Erscheinung, um das „Gnadengericht“, - das ist die Vollendung des Menschen zu vollziehen.

So wie für Stephanus

bringt der Tod für jeden Menschen dieses „Gericht“,

das auch wir im offenen Himmel des Stephanus erschauen.

Daß das Gericht Gottes

bei Stephanus voll angekommen

und durchgekommen ist,

wird in seinen letzten Worten deutlich,

als er seinen Todfeinden verzeiht:

„Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“

Die Worte des Stephanus reizen seine Gegner

über die Maßen:

Der Glaubende, der den Himmel offen sieht,

macht allein durch sein Sosein alle wütend,

die nicht glauben und den Himmel nicht offen sehen,

weil er ihre (gottlose) Identität in Frage stellt.

Wenn ein (noch) nicht Glaubender

Gott in einem Glaubenden begegnet,

bleiben ihm nur zwei Reaktionen:

Bekehrung oder Verstockung.

Unglaube ist tödlich;

Glaube macht fähig zum Sterben.

Herr, ich bin entschlossen für dich. Schließ mir den Himmel auf, damit ich die Kraft habe, aus dem Glauben zu leben und zu sterben.

Sonntag in der Weihnachtsoktav
Fest der hl. Familie (Lk 2,22-40)

Das Kind wuchs heran ...

Gott erfüllte es mit Weisheit.

Heilig sein

Heil sein

bedeutet immer auch „heilig“ sein.

Das Wort „heilig“

bringt die allgemeine Bedeutung des Heilseins zum Ausdruck.

So ist die „heilige Familie“

für uns alle als heile Familie bedeutsam,

die sichtbar macht,

woher das Heil in den Familien kommt,

und wie Familien geheilt, „therapiert“ werden können.

Heil ist eine Familie,

wenn sich jedes Mitglied

daheim, geborgen und angenommen fühlen kann,

wenn ich so sein darf, wie ich bin,

und wenn ich den anderen in Liebe

so sein lassen kann, wie er ist.

Paulus gibt heute im Kolosserbrief (3,12-21) eine ganz praktische Familienhilfe aus der Kraft des Glaubens. Die Bedeutung der hl. Familie liegt weniger in ihrer moralischen Wirklichkeit, sondern vielmehr in ihrer Zeichenhaftigkeit für den Ursprung jeden Familienglücks. Sie zeigt, woher die Kräfte kommen, die zum Glücklichsein vonnöten sind: Sie kommen aus dem Glauben an die ewige Liebe. Paulus beginnt sein Kapitel: „Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen.“ Damit weist er auf Gott hin als den Ursprung der Liebe: Gott ist der Ersthandelnde in der Liebe, auch bei aller Echtheit der menschlichen Liebe. Aus dem Glauben an ihn kommen die Kräfte, die den Menschen und seine Beziehungen heil und heilig machen. Wenn man die Kraft, die in „Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld“, die im Ertragen und Vergeben wirkt, selbst erzeugen könnte, bräuchte man keinen Glauben und keine Religion.

Wenn man jemand liebt,

muß man ihn „leiden“ können,

das heißt ihn so nehmen können, wie er ist mit allen Stärken und Schwächen. Gott kann jeden von uns „leiden“. Warum sollten wir uns dann nicht immer wieder leiden können? Gott als Ehe-und Familienberater wird heute leider sehr oft übersehen. Damit wird auch übersehen, welche Kräfte für eine glückliche Familie aus einem praktizierten Glauben erwachsen können, aus dem gemeinsamen Fasten, Beten und Feiern und aus dem gemeinsamen Einsatz für andere.

Die heilige Familie ist ganz aufgebaut

auf dem Vertrauen zu Gott,

der allen Unerhörtes zugemutet hat:

Maria die uneheliche Schwangerschaft Josef soll die von einem anderen Schwangere zu sich nehmen. Maria und Josef haben den Boten Gottes geglaubt wach und im Schlaf. Und so ist aus einer menschlich unmöglichen Situation die heilige Familie geworden.

„Gott erfüllte das Kind“ lesen wir bei Lukas. Nicht nur das Jesuskind, alle Menschen sind Gefäße, die dazu bestimmt sind, mit Gott, mit seiner Weisheit und Liebe erfüllt zu werden.

Menschen, die vom Geist Gottes erfüllt sind,

sind „geistverwandt“.

Sie kennen sich und bestätigen einander.

So erfahren die Eltern Jesu durch Simeon und Hanna

die Bestätigung der besonderen Bedeutung ihres Kindes.

Herr, erfülle mich mit Weisheit und gib mir die Kraft zur Treue, wenn ich durch Rücksichtslosigkeit, Bosheit und Untreue enttäuscht und verletzt worden bin.

Oktavtag von Weihnachten – Hochfest
der Gottesmutter Maria (Lk 2,16-21)

Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn ...

Gott loben

Sie „rühmten“ und „priesen“ Gott

„für das, was sie gehört und gesehen hatten“.

Die Hirten haben Gott erlebt,

der sich als Kind und wie ein Kind

gezeigt und zu erkennen gegeben hat.

Das Kind ist ein wichtiges Symbol für Gott.

Dieses Symbol steht für

Freundlichkeit, Arglosigkeit, Zutraulichkeit;

das Kind „rührt sich“; es rührt den Menschen an,

äußerlich und innerlich;

das Kind hat Vertrauen und weckt Vertrauen.

Gott vertraut darauf,

daß wir ihn in unserer Sehnsucht nach Liebe

als die Erfüllung dieser Sehnsucht anerkennen,

annehmen, aufnehmen

und in unser Herz schließen.

Wenn wir Gott dafür rühmen, preisen und loben,

tun wir das nicht deshalb,

weil Gott auf unser Lob angewiesen wäre.

Gott braucht für sich nicht unser Lob;

aber wir brauchen das Lob Gottes,

damit unser Bewußtsein und unsere Gesinnung

immer mehr von Gott erfüllt und bestimmt wird.

„Preisen“ heißt:

den Wert erkennen und nennen;

„loben“ heißt lateinisch „praedicare“:

etwas vor-sagen.

Wir müssen es uns selbst und den anderen

immer wieder vor-sagen,

daß Gott es ist, der uns immer liebt auch in Not, Leid und Tod, der uns immer hilft und heilt, auch wenn dies meistens nicht so geschieht, wie wir es uns vorstellen.

So wird das Gebet

zur unentbehrlichen Lebenshilfe für den Glaubenden.

Umgekehrt wird die Anwesenheit

und Gegenwart Gottes spürbar,

wenn ich bete,

wenn ich Gott anspreche,

wenn ich seinen „heiligen Namen“ an-rufe

und ausspreche.

Jedes Wesen wird durch das Aussprechen

seines Namens, durch das Genannt-Werden,

in die Gegenwart geholt.

Wenn ich bewußt

die Namen von Lebenden und Toten nenne,

wenn ich sie „beim Namen rufe“,

kann das eine ganz tiefe Wirkung haben;

im Rufen des Namens

kann sich Begegnung ereignen.

Die wichtigste Art des Betens

ist das Loben und Preisen.

Ich erkenne und bekenne:

Du bist‘s, der mich gerufen hat und ruft;

du bist‘s, der mir geholfen hat und hilft;

du bist‘s, der mir begegnet ist und begegnet

in meiner Liebe.

Durch Bitten und Danken

wird das Loben noch ergänzt:

Ich mache mir bewußt,

daß ich alles aus der Hand Gottes annehmen kann, darf und „muß“! Gott gibt mir sowieso alles, was ich brauche; darum brauche ich ihn eigentlich nicht zu bitten. Aber durch Bitten und Danken wird alles zum Geschenk. Durch mein Gebet kann ich Gott nicht ändern, aber ich ändere mich, indem ich offen und offener werde für ihn, so daß ich schließlich auch Leid und Tod als das „Meinige“ aus seiner Hand annehmen kann.

„Die Hirten kehrten zurück“;

sie haben Gott in sich aufgenommen

und in ihr Herz geschlossen.

Er geht überall mit,

und er ist da,

wenn sie ihn preisen.

Gott holt uns nicht aus dem irdischen Leben heraus;

er nimmt uns unsere irdischen Aufgaben

und unsere Verantwortung nicht ab.

Im Gegenteil: Er macht uns fähig,

mit neuem Bewußtsein und mit neuen Einsichten

unsere Aufgaben in der Welt

nach dem Prinzip Liebe

wahrzunehmen und zu erfüllen.

Auch wir müssen „zurück“,

neu und erneuert jeder an seinen Platz.

Dies könnte somit das Leitwort sein für das neue Jahr:

„Ich will den Herrn allezeit preisen;

immer sei sein Lob in meinem Mund“ (Ps 34,2).

Herr, laß mich in deiner Liebe ganz geborgen sein, damit ich auch im Leid dein Lob verkünde.

Zweiter Sonntag nach Weihnachten
(Joh 1,1-18)

Im Anfang war das Wort.

Sinn finden

Zum zweiten Mal in der Weihnachtszeit

lesen wir heute den unerschöpflichen Prolog

des Johannes-Evangeliums,

der mit dem „Wort“ beginnt.

Das ursprüngliche Wort ist griechisch

und heißt „logos“.

Dieses Wort kann im Deutschen

nur mit sehr vielen Worten wiedergegeben werden.

„Logos“ ist zum vielschichtigen,

philosophisch geprägten Begriff geworden,

den man durchaus wie Kurt Marti auch mit dem deutschen Wort „Sinn“ übersetzen kann: „Im Anfang war der Sinn, und der Sinn war bei Gott, und der Sinn war Gott ...“ In dieser Übersetzung gibt das Bibelwort eine Antwort auf höchstaktuelle Zeitfragen: Was ist der Sinn meines Lebens? Was ist der Sinn des Lebens und des Daseins überhaupt?

Alles, was ist und geschieht,

was war, ist und sein wird,

hat einen Sinn.

Und:

Der Sinn von allem ist Gott,

die ewige Liebe und das ewige Leben.

„Sinnvoll“ ist alles, was mit Gott „erfüllt“ ist,

wo Gott „drin“ ist;

„sinnlos“ ist alles, wo subjektiv Gott fehlt,

denn objektiv ist Gott überall dabei;

er wirkt in allem,

auch in dem, was wir böse nennen.

Diese Antwort auf die Sinnfrage

setzt freilich Gotteserfahrung und Glauben voraus.

Unsere Zeit zeigt deutlich,

daß der Ungläubige keinen Sinn des Lebens finden kann,

und trotzdem bleibt er auf der Suche danach

in einer angeborenen Ahnung:

Es muß doch einen Sinn geben.

Viele sehen heute

in Konsum, Lust und „Spaß“

den Sinn des Lebens.

Aber dieser „Sinn“

erweist sich früher oder später als Unsinn,

und diese Frustration führt noch tiefer

in das „Leiden am sinnlosen Leben“ (Viktor Frankl).

Depression, Verzweiflung und Selbstmord

sind die häufige Folge dieses Leidens.

Eine rein materialistisch orientierte Psychologie

spricht heute vom „konstruktiven Muß“.

Das heißt, das Leben hat keinen Sinn;

du mußt den Sinn deines Lebens selber „machen“,

damit du deinem Leben einen Sinn geben kannst.

Die Wirklichkeit des Lebens zeigt jedoch,

daß diese Empfehlung keine Lösung bringt,

weil sie praktisch nur tiefer in die Sinnlosigkeit führt.

Viktor Frankl und Elisabeth Lukas vertreten

in der „Logotherapie“ die „Heilung durch Sinn“.

Diese Heilung geht von der Ureinsicht aus

- die vielleicht schon einen positiven „Urglauben“ miteinschließt – ,

daß jedes Menschenleben

einen Sinn, eine Aufgabe und eine Verantwortung hat,

die von vornherein da sind, und die vor-gegeben sind.

In der Findung des Sinns

besteht meine Heilung und mein Heil, wenn ich meinem Leben den Sinn geben kann (Aufgabe und Verantwortung eingeschlossen!), den es bereits schon hat. Wenn ich nur irgendwo „ein wenig“ Sinn finde, könnte mir das zum Glauben verhelfen, daß letztlich alles einen Sinn hat, auch wenn mir noch vieles als sinnlos erscheint.

Viktor Frankl nennt dies „Übersinn“.

Für den Glaubenden ist „Übersinn“

ein anderes Wort für Gott.

Die Logotherapie

geht von einer positiven Einstellung zum Leben aus,

von einem grundlegenden Optimismus.

Sie kommt aus dem Urvertrauen

und will ins Urvertrauen zurückführen.

So gibt es in der Psychologie Argumente und Hilfen,

die hinführen zum Glauben an die ewige Liebe,

die der Sinn von allem ist

und die uns letztlich von allem heilt.

Nun bleibt noch die Frage:

Wo und wie finde ich den Sinn meines Lebens?

– Im Alltag:

Wenn ich meine Fähigkeiten

und Unfähigkeiten wahrnehme,

wenn ich Freude und Leid wahrnehme und annehme,

wenn ich meine Lebenssituationen

wahrnehme und annehme,

in denen meine Lebensaufgaben verborgen sind.

Herr, offenbare mir durch meine Sinne den Sinn des Lebens und laß mich durch ein sinnvolles Leben teilhaben am ewigen Glück deiner Liebe.

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9783769880168
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