Читать книгу: «Nachdenken und vernetzen in Natur, Mensch, Gesellschaft (E-Book)», страница 7

Шрифт:

6 Planungsschritte

•Zielkompetenz(en) und Lernziele bestimmen und dazu in Lehrmitteln Lernaufgaben auswählen;

•vorhandene Aufgaben oder selbst formulierte Lernaufgaben zu einem Thema auf deren Funktion hin überprüfen;

•Vorwissen (Präkonzept) und lebensweltliche Bezüge der Schülerinnen und Schüler klären und Konsequenzen für die Lernaufgaben (insbesondere Konfrontation und Synthese/Transfer) ableiten;

•die einzelnen Funktionstypen von Lernaufgaben in der Grobplanung in Form von einem oder mehreren Aufgabensets sichtbar machen (benennen);

•in der Grobplanung überprüfen, ob die Lernaufgaben den Funktionen zugeordnet werden können und sich Aufbau und Reihenfolge am Lernprozess orientierten;

•formative und summative Leistungsaufgaben zur Diagnose und Beurteilung im Aufgabenset verorten.

7 Umsetzungshilfen

Auf der Grundlage der Sach- und Bedingungsanalyse sowie der Analyse von Bedeutung und Sinn bietet sich für die Orientierung an kompetenzfördernden Aufgabensets im Planungsprozess folgendes Vorgehen an:[111]

1.Zielkompetenz(en): Welche fachlichen und/oder überfachlichen Kompetenzen (Kompetenzaspekte) werden mit dem Lernprozess angestrebt? (Lehrplan). Welchen Lernzuwachs sollen die Schülerinnen und Schüler am Ende des Lernprozesses zeigen?

2.Lebensweltbezug: Wo können Verbindungen und Anknüpfungspunkte in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler hergestellt werden (insbesondere Konfrontation und Synthese/Transfer)?

3.Didaktische Funktionen der Lernaufgaben: Welche Lernaufgaben übernehmen im Prozessmodell welche Funktion? In welcher Phase des Lernprozesses werden sie didaktisch eingesetzt? Wo in der Planung ist der richtige «Ort» für die verschiedenen Lernaufgaben hinsichtlich des angestrebten Lernprozesses?

4.Lernziele: Welche Lernziele verfolgen die verschiedenen Schritte der Lernaufgaben im Lernprozess? Wurden die Lernziele aus den Kompetenzstufen abgeleitet?

5.Formative und summative Beurteilungsmomente: Welche didaktisch sinnvollen Unterrichtsmomente bieten sich an, um die Ausprägung einer Kompetenz zu erfassen? Wie können die gewonnenen Erkenntnisse für die Lernprozesssteuerung und Lernbegleitung der Schülerinnen und Schüler genutzt werden?

Bereits während dieser Phase im Planungsprozess beginnt die Lehrperson mit der Gestaltung des Lehr-Lern-Prozesses (Grobplanung). Ausgehend von der aufgabenorientierten Planung der Lerneinheit entscheidet sie sich für didaktisch angemessene Lehr- und Lernarrangements sowie methodische Vorgehensweisen.

Literaturverzeichnis

Aebli, Hans: Zwölf Grundformen des Lehrens. Eine Allgemeine Didaktik auf psychologischer Grundlage. Medien und Inhalte didaktischer Kommunikation. Der Lernzyklus. Stuttgart 2011.

Luthiger, Herbert: Lernaufgaben richtig eingesetzt. In: Schulblatt Thurgau, Nr. 11, 2015, S. 2–3.

Luthiger, Herbert: Kompetenzfördernde Aufgabensets. In: PH Luzern (Hrsg.): Unterrichtseinheiten planen. Bausteinheft 5, Luzern 2016, S. 20–26.

Luthiger, Herbert; Wilhelm, Markus; Wespi, Claudia & Wildhirt, Susanne: Kompetenzförderung mit Aufgabensets. Theorie – Konzept – Praxis. Bern 2018.

PH Luzern: Wie soll der Wald in Zukunft aussehen? Beispielplanung Fachbereich NMG. Luzern 2016.

Reusser, Kurt: Aufgaben – Träger von Lerngelegenheiten und Lernprozessen im kompetenzorientierten Unterricht. In: Seminar, Nr. 4, 2014, S. 77–101.

Wespi, Claudia & Wildhirt, Susanne: Einführung. In: PH Luzern (Hrsg.): Unterrichtseinheiten planen. Bausteinheft 5. Luzern 2016, S. 2–5.

Wilhelm, Markus; Luthiger, Herbert & Wespi, Claudia: Kategoriensystem für ein kompetenzorientiertes Aufgabenset. Entwicklungsschwerpunkt Kompetenzorientierter Unterricht. Luzern 2014.

Wüst, Letizia; Wettstein, Andrea; Buchs, Christoph & Muheim, Verena: Querblicke Wald. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Umsetzen 2. Herzogenbuchsee 2014.

Zumsteg, Barbara; Fraefel, Urban; Berner, Hans; Holinger, Elisabeth; Lieger, Catherine; Schmid, Christoph & Zellweger, Katharina: Unterricht kompetent planen. Vom didaktischen Denken zum professionellen Handeln. Zürich 2014.

Fragen zu Teil 3

Fragen zu Teil 3

Welches sind die Ziele kompetenzfördernder Aufgabensets?

Was unterscheidet Synthese- von Transferaufgaben?

Welche Rolle haben formative und summative Beurteilungen innerhalb des Prozessmodells?

Worin sehen Sie die Funktion einer übergeordneten Fragestellung innerhalb des Aufgabensets?

Arbeitsanregungen für die Aus- und Weiterbildung

Arbeitsanregungen für die Aus- und Weiterbildung

Ordnen Sie die Aufgaben/Aufträge einer bestehenden Unterrichtseinheit den vorgestellten Aufgabentypen zu. Verwenden Sie dazu Kärtchen. Überlegen Sie, welche Anpassungen bei einer Aufgabe vorgenommen werden müssten, möchte man diese einem anderen Aufgabentyp zuordnen.

Diskutieren Sie in einer Gruppe, für welche unterschiedlichen Aufgabentypen ein philosophisches Gespräch eingesetzt werden kann.

Entwickeln Sie eine weitere Konfrontationsaufgabe (oder eine andere Lernaufgabe) zur übergeordneten Frage «Wer braucht den Wald und wie bleibt er wertvoll?»

TEIL 4 – ÜBERGEORDNETE FRAGESTELLUNGEN


In Teil 4 wird der skizzierte didaktische Ansatz in elf exemplarischen übergeordneten Fragestellungen mit unterschiedlichen Perspektiven und für unterschiedliche Schulstufen konkretisiert. Die Beiträge legen jeweils die Bildungsrelevanz der übergeordneten Fragestellung dar und führen in zentrale Sachkonzepte ein. Die darauf basierenden kompetenzfördernden Aufgabensets werden durch Aufgabenbeispiele veranschaulicht. Jeder Beitrag beinhaltet ausserdem einen Fragenkatalog zu einer philosophischen Frage, die Teil des Aufgabensets ist.

Kann man Zeit sehen? (Kindergarten) | Claudia Röösli Stübi

Kann man Zeit sehen? (Kindergarten)

Claudia Röösli Stübi

1 Kindergarten-Zeit

«Beeile dich, sonst kommst du zu spät!» Spätestens, wenn sie in den Kindergarten kommen, sind alle Kinder mit der «Verkehrszeit der Erwachsenen»[112] konfrontiert. Viele Kinder sind der Zeit jedoch auch bereits zuvor begegnet: «Ihr könnt noch fünf Minuten spielen, dann wird aufgeräumt!», «Morgen kommen die Grosseltern zu Besuch», «Als du klein warst, …».

Im Kindergarten ist die Zeit sehr präsent: Der Stundenplan strukturiert die Halbtage, die Tage und die Woche. Zudem stellen Kindergartenlehrpersonen oft Inhalt und Ablauf des gerade aktuellen Halbtages einfach und übersichtlich im Kindergartenzimmer grafisch dar. Manchmal gibt es auch im Kindergarten Hausaufgaben, kleine Aufträge für den nächsten Tag: den Eltern einen Brief abgeben oder etwas Bestimmtes von zu Hause mitnehmen.

Zeit spielt im Leben der Kindergartenkinder zunehmend eine wichtige Rolle. Das Wahrnehmen und Verbalisieren von Zeit sowie das sich Zurechtfinden in der Zeit sind typische Themen für Kinder dieses Alters und finden daher auch im Kindergartenunterricht ihren Platz. Fraenzi Neuhaus fordert entsprechend: «Kinder sollen im Kindergarten- und Unterstufenalltag Zeit vielfältig und bewusst erleben können, sich an der Zeit orientieren lernen, über Zeit nachdenken, sich austauschen und individuell sowie als Gruppe der Zeit Gestalt geben.»[113]

2 Begründung der Fragestellung

Kinder erleben Zeit. Sie entwickeln Vorstellungen von Zeit. Mit Zeit umzugehen, diese zu strukturieren und sinnvoll einzuteilen sind wichtige Grundpfeiler des Zusammenlebens in der Familie, der Schule, der Gesellschaft. Sie sind elementar, um selbstständig das eigene Leben zu gestalten.

Blickpunkt «Kind»

Noch vor dem Kindergartenalter beginnt sich das Zeitverständnis[114] zu entwickeln:[115] Kinder können sich die Zeit zunehmend linear vorstellen, mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dieser Entwicklungsschritt ist entscheidend für weitere kognitive Leistungen wie den Aufschub von aktuellen Bedürfnissen, das Motivmanagement sowie die Planung von zukünftigen Handlungen (mehr dazu in Kapitel 3 unter «Entwicklung des Zeitverständnisses»). Zeit zu verstehen ist also grundlegend für die Entwicklung des Kindes. Indem Eltern und Lehrpersonen verschiedene Aspekte der Zeit thematisieren und mit entsprechenden Begriffen verbalisieren, unterstützen sie diesen Lernprozess. Kinder werden motiviert und angeregt, ihre Konzepte zu erweitern, zu verändern und Zeitbegriffe[116] auszuprobieren.

Kinder leben in der Zeitkultur der Erwachsenen, mit zunehmendem Alter kommen sie immer stärker in Berührung mit der «Verkehrszeit der Erwachsenen»[117]. Je autonomer Kinder werden, umso wichtiger ist es für sie, sich in dieser Verkehrszeit zurechtzufinden und die Begrifflichkeiten richtig zu gebrauchen. Wenn Kinder in der zweiten Primarschulklasse (mit ca. sieben, acht Jahren) die Uhrzeit beherrschen, haben sie in vielen Familien die Freiheit, mit der eigenen Uhr am Handgelenk draussen oder bei Freunden zu spielen – und zur vereinbarten Zeit selbstständig nach Hause zu kommen. Im Verlauf der Primarschule werden Hausaufgaben zunehmend nicht nur auf den kommenden Tag, sondern immer öfter auf bestimmte Wochentage aufgegeben. Die Schülerinnen und Schüler müssen lernen, die Hausaufgaben auf mehrere Tage zu verteilen und dabei ihre eigene Tagesplanung sowie Art und Menge der Hausaufgaben zu berücksichtigen.

Mit Einsetzen des Zeitverständnisses interessieren sich Kinder auch für die Vergangenheit. Meist steht ihre eigene Vergangenheit im Zentrum, die selbst erlebte Zeit. Erlebte Zeit, an die sie sich in der Regel nur noch teilweise oder aufgrund von Fotos und Erzählungen erinnern können. Für Kinder im Kindergartenalter umfasst der Begriff «Vergangenheit» meist die eigene biografische Vergangenheit. Dies trifft auch auf bis zu 30 Prozent der sechs- bis achtjährigen Kinder zu.[118]

Kinder haben individuelle Bezugssysteme, um sich in der Vergangenheit zurechtzufinden. Je nach Lebenswelt des Kindes können die Bezugssysteme unter Gleichaltrigen sehr unterschiedlich weit fortgeschritten sein: Wenn Kindern von früheren Zeiten erzählt wird, wenn sie in Berührung mit alten Gegenständen (antiken Möbeln, Spielzeug) oder Bildern kommen, hilft ihnen das, sich im Konstrukt Vergangenheit zurechtzufinden, Strukturen zu bilden und diese zunehmend inhaltlich auszufüllen.

Viele Kinder (besonders Knaben) interessieren sich für Dinosaurier[119] und Ritter. Ganz im Sinne des bereichsspezifischen Lernens besitzen diese Kinder bereits im Vorschulalter oft einiges an Fachwissen über bestimmte Zeitepochen (Dinosaurier, Mittelalter, Römer).

Blickpunkt «Sache»

Zeit ist vielperspektivisch, umfasst viele Aspekte: von den Zeitzonen über Jahreszeiten bis zu Kalendern, von der Uhr bis zu Stunden- und Fahrplänen, von der eigenen Biografie bis zu Geschichtswissenschaften und der Zukunftsforschung. Ein Verständnis von Zeit ist aber auch für viele kognitive Entwicklungsschritte des Menschen zentral: unter anderem für das Motivmanagement (Bedürfnisaufschub), für die Handlungsplanung, für das chronologische Erzählen, für die Identitätsentwicklung.

Zeit umfasst vieles und ist trotzdem – oder gerade deswegen – schwer fassbar. Zeitvorstellungen können in zyklische/lineare und subjektive/objektive Zeit eingeteilt werden. Wird auf wiederkehrende Ereignisse, zum Beispiel innerhalb von 24 Stunden oder im Jahresverlauf fokussiert, so spricht man von zyklischer Zeit. Diese Zyklen geben uns Menschen ein Gefühl der Vertrautheit und Verlässlichkeit (am Ende jeder Nacht geht wieder die Sonne auf). Es ist ein beruhigendes Gefühl von Geborgenheit und Zuversicht. Stellt man die Erkenntnis in den Mittelpunkt, dass viele Prozesse im Laufe der Zeit unwiderruflich vergangen sind, spricht man von linearer Zeit. Die lineare Zeitachse hat keinen klar definierten Anfang und kein erkennbares Ende. Im linearen Zeitverständnis muss die Zeit genutzt werden, möglichst sinnvoll und effizient. Diese Sichtweise dominiert unser heutiges Leben. Mit Uhr und Kalender wird die Zeit festgehalten, kontrollierbar und für alle nachvollziehbar gemacht. Diese objektive Zeit ist unabhängig von der Person. Die subjektive Zeit ist hingegen an ein bestimmtes Individuum gebunden und hat für dieses eine grosse Bedeutung; von aussen ist sie jedoch nicht messbar. Sie ist erlebte Zeit, verbunden mit Gefühlen wie Langeweile, Freude, Angst.

Zeit ist ein vielfältiges, komplexes Phänomen – Kinder brauchen Zeit, um die Zeit zu verstehen. In Kindergarten und Schule wird das Thema immer wieder und mit verschiedenen Fokussen altersgerecht aufbereitet. Vom Kind und seinem Alltag ausgehend werden Inhalte thematisiert, die als erste Schritte zu sehen sind auf dem Weg zu Erkenntnissen der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Da Zeit viele Anknüpfungspunkte aufweist, kann in allen Perspektiven des Fachbereichs Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) die zeitliche Dimension berücksichtigt werden, wie folgende Beispiele zeigen:


Natur und Technik: Entstehen und Vergehen ist ein Merkmal von Leben. Im Wachstum und der Entwicklung von Pflanzen, Tieren und Menschen wird das Vergehen von Zeit sichtbar. Zeitmessinstrumente sind technische Errungenschaften. Technische Geräte (Fahrzeuge, Spielzeug usw.) können in ihrer historischen Entwicklung thematisiert und es kann zwischen früher und heute verglichen werden
Wirtschaft, Arbeit, Haushalt: Arbeit, Produktion und Konsum können in der zeitlichen Dimension betrachtet werden (Vergleich früher–heute)
Ethik, Religionen, Gemeinschaft: Werte und Normen können sich durch gesellschaftlichen, politischen und sozialen Wandel über die Zeit hinweg verändern. Kulturen und Religionen sind auch aus ihrer historischen Entwicklung heraus zu verstehen. Viele Feste finden zyklisch statt und strukturieren den Jahresverlauf (z. B. Geburtstag, Weihnachten, Bayram), andere (festliche) Anlässe finden nur einmal im Leben eines Menschen statt (z. B. Taufe, Einschulung)

Blickpunkt «Gesellschaft»

Unsere Gesellschaft hier und heute in der Schweiz ist eng mit dem linearen Zeitdenken verbunden, mit der Folge, dass wir mit der Zeit haushalten, sie möglichst intensiv nutzen und keine Zeit verschwenden wollen. Wir sind eine sehr zeitorientierte Gesellschaft. Alles ist zeitlich genauestens geregelt: Wann die Schule beginnt, wann der Bus fährt, wann die Party endet. Pünktlichkeit ist zentral und gilt als Tugend. Dementsprechend sind auch die Erwartungen ans Kind. Mit zunehmender Selbstständigkeit soll es den Stundenplan, den Kalender, die Uhr und etwas später auch den Fahrplan lesen können. Um ein funktionierendes Mitglied unserer Gesellschaft zu sein, müssen Kinder spätestens im Jugendalter diese Erwartungen erfüllen. Im Erwachsenenalter kann das morgendliche Verschlafen, das Verpassen des Zuges, das Zuspätkommen zur Arbeit unangenehme, möglicherweise sogar folgenschwere Konsequenzen haben.

Beim hohen Stellenwert von Uhr und Agenda wird oft vergessen, dass diese Zeiteinteilungen gesellschaftlich festgelegt worden sind. Es sind Konventionen, die sich über Jahrhunderte gebildet und immer wieder verändert haben. Die Anzahl der Minuten einer Stunde, die Anzahl der Stunden eines Tages, wann der Tag beginnt oder wie der Jahreskalender gestaltet ist – dies alles ist lediglich eine Vereinbarung und könnte, mindestens theoretisch, auch wieder geändert werden. Nicht nur die Einteilung der objektiven Zeit ist abhängig von der jeweiligen Gesellschaft, auch der Umgang damit, wie folgendes afrikanische Sprichwort deutlich macht: «Die Afrikaner haben Zeit und die Europäer Uhren.»[121]

Die übergeordnete Fragestellung «Kann man Zeit sehen?»

«Kann man Zeit sehen?» ist im wortwörtlichen Sinn eine übergeordnete Fragestellung, da sich aus ihr viele spannende und bildungsrelevante untergeordnete Fragestellungen ableiten lassen. Im Folgenden einige Beispiele, grob geordnet:

Verkehrszeit (zeitliche Orientierung im Alltag)

•Wie wissen meine Eltern, wann sie mich morgens wecken müssen, damit ich pünktlich in den Kindergarten komme?

•Was erlebe ich im Verlauf einer Woche?

•Welche Feste feiere ich im Verlauf eines Jahres?

•Wie funktioniert ein Kalender?

Naturzyklen

•Warum gibt es Tag und Nacht?

•Wie verändert sich der Apfelbaum vor dem Schulhaus während des Jahres?

•Was mache ich in den verschiedenen Jahreszeiten?

Biografische Zeit

•Was habe ich bis jetzt schon alles gelernt? (Entwicklung vom Baby zum Kindergartenkind)

•Wie verändere ich mich? (z. B. Grössenwachstum, Interessen usw.)

Historische Zeit

•Womit haben meine Grosseltern gespielt?

•Wie war die Schule vor 100 Jahren?

•Warum steht hier dieser alte Brunnen?

•Wie haben die Kinder hier gelebt, als diese Ruine noch eine Burg war?

Zeitgefühl und Zeitmessung

•Wie können wir Zeit sichtbar machen?

•Wie merke ich, dass Zeit vergeht?

•Ist Zeit immer gleich lang?

•Was dauert lange und was kurz?

Solche Fragen können Lehrpersonen und Kinder über mehrere Unterrichtswochen beschäftigen. Da das Thema Zeit vielfältig und umfassend ist, muss sich die Lehrperson während des Planungsprozesses auf bestimmte Themen oder Aspekte beschränken, beispielsweise anhand einer der oben aufgeführten Fragen. Nur mit einer solchen Eingrenzung können vertiefte und nachhaltige Lernprozesse stattfinden. Kinder brauchen Zeit, ins Thema einzutauchen, Neues zu erfahren und neue Erkenntnisse zu erwerben. Themen wie das Jahr oder die Jahreszeiten sollen bewusst übers ganze Jahr verteilt immer wieder aufgenommen werden.

In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie mithilfe der Fragestellung «Kann man Zeit sehen?» mehrperspektivisch ins Thema Zeit eingestiegen werden kann. Als exemplarische Übungsaufgabe konstruieren Kinder Zeitmessinstrumente und können so das Verstreichen von Zeit sichtbar machen sowie Zeitdauern schätzen und messen.

Verortung im Lehrplan[122]

Entwicklungsorientierter Zugang

Für die erste Hälfte des ersten Zyklus (also für die Kindergartenzeit) bietet der Lehrplan 21 «entwicklungsorientierte Zugänge» (EZ) an. Im entwicklungsorientierten Zugang «Zeitliche Orientierung» lernen Kinder «Zeitdauern abzuschätzen, Zeit zu planen und Zeitressourcen zielgerecht einzusetzen, da es keinen angeborenen Zeitsinn gibt und Zeit ein soziales Konstrukt ist».[123] Kinder lernen Zeit durch vielfältige Anregungen kennen, erfassen und einschätzen; sie

•klären Zeitbegriffe (z. B. morgen oder vorgestern);

•bilden Reihen und Listen;

•sagen Wochentage und Monate auf;

•reflektieren gleichbleibende und variierende Tagesstrukturen (Rhythmisierung);

•feiern markante Punkte im Jahreslauf (Geburtstage und andere Feste);

•stellen Zeit grafisch dar (Uhr, Monate, Jahreskreis);

•denken Handlungsabfolgen aus, führen sie durch und reflektieren sie;

•schätzen und messen die Zeitdauer von Handlungen.[124]

Involviert sind dabei unter anderem Kompetenzen aus dem Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft[125] (NMG) und dem Fachbereich Mathematik[126] (MA), wie sie im Folgenden ausgeführt werden.

Fachbereich NMG

Nach NMG.9.1 werden die Kinder des ersten Zyklus unter anderem darin gefördert, Zeitbegriffe korrekt anzuwenden, Zeit grafisch darzustellen sowie markante Punkte im Tages- und Jahresverlauf zu kennen. Die Einteilung des Tagesverlaufs ist ausserdem auch im Lehrplan für den Fachbereich Mathematik aufgeführt (MA.3.A.2). Nach NMG.9.1 sollen die Kinder zudem Zeitdauern erleben, Zeit schätzen und messen. Wenn Zeit nicht nur gemessen, sondern die Zeitmesser auch gleich selbst konstruiert und hergestellt werden, arbeiten die Kinder an der Kompetenz NMG.5.1 Die Uhrzeit (NMG.9.1 sowie MA.3.A.2) wird meist noch nicht im Kindergarten, sondern erst in der zweiten Hälfte des ersten Zyklus thematisiert.

Im Verständnis von Dauer und Wandel werden die Kinder in der Kompetenz NMG.9.2 gefördert, wobei im ersten Zyklus insbesondere die eigene Entwicklung als Kind sowie der Vergleich von alten und modernen Dingen bzw. historischen und aktuellen Situationen im Zentrum stehen. Der Wandel wird auch in der Kompetenz NMG.8.3 thematisiert, in welcher die Kinder Veränderungen der eigenen Umgebung beobachten und dokumentieren lernen.

Für die übergeordnete Fragestellung «Kann man Zeit sehen?» können – je nach Schwerpunkt des Unterrichtsinhalts – weitere NMG-Kompetenzen oder Kompetenzen anderer Fächer relevant sein. Beispielsweise kann das Wachstum und die Entwicklung des menschlichen Körpers (NMG.1.5) bzw. das Wachstum und die Entwicklung bei Tieren und Pflanzen (NMG.2.3) thematisiert werden. Kinder können sich mit dem Lauf der Sonne am Himmel befassen (NMG.4.5) oder gewinnen Vorstellungen über vergangene Epochen (NMG.9.3) z. B. anhand historischer örtlicher Feste oder nahe gelegener historischer Bauten (Burgruine, mittelalterlicher Brunnen, hundertjähriges Haus).


Tabelle 1 zeigt auf, wie verschiedene Kompetenzbereiche des Fachbereichs NMG an der Beantwortung der übergeordneten Fragestellung «Kann man Zeit sehen?» beteiligt sein können. Wichtig ist jedoch, dass sich die Lehrperson im konkreten Planungsprozess auf wenige Kompetenzen beschränkt und diese begründet aus der möglichen Fülle auswählt. Diese Einschränkung auf wenige, dafür gezielt ausgewählte Kompetenzen (bzw. Kompetenzstufen) ist unumgänglich, wenn vertieftes und nachhaltiges Lernen angestrebt werden soll. Versucht die Lehrperson alle möglichen Kompetenzen zu berücksichtigen, so ist die Gefahr eines oberflächlichen Unterrichts gross, in welchem die Kinder von Thema zu Thema hüpfen und kaum etwas Neues lernen. Gerade bei einer facettenreichen Fragestellung wie «Kann man Zeit sehen?» ist eine solche Beschränkung im Laufe des Planungsprozesses zwingend.

Бесплатный фрагмент закончился.

Возрастное ограничение:
0+
Объем:
480 стр. 51 иллюстрация
ISBN:
9783035512076
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают