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Читать книгу: «Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen», страница 9

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Elftes Kapitel
Diodor

1. Diodor, Ameinias Sohn, der Iasier, hat auch den Beinamen Kronos gehabt, von welchem Kallimach in den Inschriften sagt:

Momus selber schrieb: Ein Weiser ist Kronos! an die Wände.

Er war auch ein Dialektiker, und man glaubt, dass er den versteckten und gehörnten Vortrag zuerst erfunden habe. Als er sich bei Ptolemäus Soter aufhielt, legte ihm Stilpon einige dialektische Fragen vor, und da er diese nicht gleich auf der Stelle auflösen konnte, wurde er vom König nicht nur auf andere Art bestraft, sondern auch zum Spott Kronos genannt. (112) Er ging aber aus der Trinkgesellschaft weg, schrieb eine Abhandlung über die vorgelegte Frage und starb aus Betrübnis. Unsere Inschrift auf ihn ist diese:

Welche bose Gottheit, Kronos,

Riss zu traurigem Unmut dich fort,

Dass du selber dich in den Tartarus

Stürzest, unvermögend zu lösen

Stilpons Rätselwort?

Hierdurch zeigtest du als einen Kronos dich,

den man ohne das K und R Spricht: Onos [0 Esel)].

2. Zur Partei Euklids gehört auch Ichthyas, ein Sohn Mesalls, ein edler Mann, an welchen der Kyniker Diogenes eine Unterredung gerichtet hat.

3. Ferner der Thurier Klitomach, der zuerst von den Axiomen und Kategoremen und ähnlichen Materien geschrieben hat.

4. Desgleichen Stilpon der Megaräer, ein sehr ausgezeichneter Philosoph, wovon jetzt gehandelt werden soll.

Zwölftes Kapitel
Stilpon

1. (113) Stilpon von Megarä in Griechenland hörte einige Schüler Euklids. Einige sagen, er habe auch Euklides selbst gehört, aber auch noch den Korinther Thrasimach, einen Freund des Ichthyas, wie Heraklides berichtet.

2. In der Geschicklichkeit, die Worte zum Beweis gleich zu finden und in Gelehrsamkeit übertraf er andere so sehr, dass wenig fehlte, dass nicht ganz Griechenland seine Augen auf ihn richtete, und die megarische Philosophie annahm. Der megarische Philosoph Philipp schreibt wirklich so von ihm: von Theophrast zog er Metrodoren den Theorematiker und den Timagoras von Gola ab, vom kyrenäischen Philosophen Aristoteles aber den Klitarch und Simmias. Von den Dialektikern zog er den Päonius vom Aristides ab; den Bosporaner Disil aber, Euphants, und Myrmex Exänets Sohn, die gekommen waren, um ihn zu widerlegen, machte er beide zu seinen eifrigen Anhängern. (114) Außer diesen zog er auch den Peripatetiker Phrasidem, der ein erfahrener Naturkundiger war, und den Redekünstler Alxim, der von allen Redekünstlern in Griechenland den Vorzug behauptete, Krates und viele andere mehr, auf welche er nur Jagd machte, an sich. Ja, auch den Phöniker Zenon zog er in der Folge noch an sich.

3. Er war auch in Staatssachen sehr erfahren. Er nahm zwar eine Frau, hatte aber neben ihr noch Umgang mit der Buhlerin Nikareta, wie Onetor irgendwo sagt. Er zeugte eine sehr ausschweifende Tochter, die einer seiner Freunde, der Syrakuser Simmias, heiratete. Da nun diese keine züchtige Lebensart führte, sagte einer zu Stilpon, sie mache ihm Schande. – Nicht mehr, erwiderte er, als ich ihr Ehre mache.

4. (115) Ihn soll auch Ptolemäus Soter geschätzt haben, der nach der Einnahme von Megarä ihm Geld schenkte und ihn einlud, mit nach Ägypten zu schiffen. Er nahm aber nur einen geringen Teil des Geldes an, schlug auch die Reise ab und begab sich nach Ägina, bis jener abgesegelt war. Auch Demetrius, Antigons Sohn, nahm Megarä ein und ließ ihm sein Haus bewachen und alles Geraubte wieder zurückgeben. Wie dieser von ihm einen Aufsatz über das ihm Entwendete verlangte, sagte er, er habe nichts von seinem Eigentum verloren, denn seine Kenntnisse habe ihm niemand genommen. Verstand und Vernunft habe er noch. (116) Da er sich mit ihm über die Wohltätigkeit gegen die Menschen unterredete, nahm er ihn so ein, dass er ihn zu seinem Anhänger machte.

5. Man sagt von ihm, dass er wegen der Athenäa des Phidias folgende Fragen getan habe: Ist Athenäa, Zeus Tochter, ein Gott? Auf die Antwort ja sagte er: Diese hier ist aber nicht von Zeus, sondern von Phidias! Als ihm das zugestanden wurde, fuhr er fort: So ist diese also auch kein Gott! Als man ihn deswegen vor den Areopag forderte, leugnete er’s nicht und sagte, er habe sich ganz richtig ausgedrückt, denn diese sei kein Gott, sondern eine Göttin, die Götter wären männlich. Indes sei ihm doch von den Areopagiten angedeutet worden, die Stadt sogleich zu verlassen. Theodor (mit dem Beinamen der Gott) soll damals gesagt haben: Woher wusste denn das Stilpon? Hat er ihr etwa den Busen entblößt und zugesehen? – Dieser nämlich war in der Tat sehr frech, Stilpon aber sehr artig und fein. (117) Als ihn Krates fragte, ob die Götter am Kniebeugen und an Gebeten eine Freude hätten, antwortete er: Danach frage nicht, unverständiger Mensch, wenn ich auf der Straße, sondern wenn ich allein bin. Ebenso soll auch Bion auf die Frage, ob Götter wären, geantwortet haben: Willst du die Leute da nicht erst von mir scheuchen, du Alter?

6. Stilpon war übrigens ganz einfach und zeigte sich immer, wie er war, ohne Verstellung, gleich einem gemeinen Menschen. Als der Kyniker Krates einst auf eine Frage nicht antwortete, sondern einen Wind streichen ließ, sagte er: Ich wusste wohl, dass du eher jeden anderen Laut würdest hören lassen, als den du solltest. (118) Als eben demselben eine getrocknete Feige und eine Frage von ihm vorgelegt wurde, nahm er jene an und aß sie auf; und da jener sagte: O Herakles! Ich habe meine Feige verloren! antwortete er: Die nicht allein, sondern auch die Frage, wozu die Feige das Handgeld war. Als er zu anderer Zeit den Krates im Winter vor Kälte starren sah, sagte er: Krates, du scheinst mir einen neuen2 Mantel nötig zu haben! Dies konnte auch heißen: Verstand und einen Mantel. Wie jener nun rot wurde, soll er folgende Verse auf ihn gemacht haben:

Auch ich habe den Stilpon gesehen in großer Betrübnis,

Zu Megarä, wo sich das Lager Typhoeus’ befindet,

Hier hat er gestritten vor viel versammelten Freunden,

Um buchstäblich Tugend zu haschen, die sie zertraten.

(119) Man sagt, er habe zu Athen die Leute so aufmerksam auf sich gemacht, dass sie aus den Werkstätten zusammengelaufen wären, um ihn nur zu sehen. Als aber einer zu ihm sagte: Stilpon, sie staunen dich an als ein Wundertier! antwortete er: O nein, wie einen wahren Menschen.

7. Er war sehr furchtbar in Streitigkeiten, er leugnete die äußere Gestalt weg und sagte, der redende Mensch sei niemand, und weder der eine rede, noch der andere; denn warum sollte der eine mehr als der andere sein? Also nicht der eine. Und wiederum: das Gemüse ist nicht das, was gezeugt wird, denn Gemüse war schon vor vielen tausend Jahren. Also ist dies nicht Gemüse. Man sagte, bei seiner Unterredung mit Krates sei er mitten im Gespräch fortgeeilt, um Fische zu kaufen, und da dieser ihm nachging und sagte: Du lässest das Wort im Stiche! habe er gesagt: Das tu ich nicht, denn ich habe das Wort, dich aber lasse ich im Stiche. – Das Wort bleibt, das Gemüse aber würde verkauft werden.

8. (120) Es gehen von ihm neun kalte Gespräche herum: Moschus, Aristipp oder Kallias, Ptolomäus, Chärekrat, Metrokles, Anaximen, Epigen, An seine Tochter, Aristotel.

9. Heraklides schreibt, dass auch Zenon, der Stifter der Stoa, sein Zuhörer gewesen sei.

10. Hermipp schreibt, dass er im hohen Alter gestorben sei und Wein getrunken habe, um desto schneller zu sterben. Unsere Inschrift auf ihn lautet so:

Stilpon, der Megaräer (du kennst ihn wahrlich)

Hat das Alter, ihm eine Krankheit, getötet,

Ein Joch, das er nicht zu tragen stark war.

Er fand im Wein den stärkeren Lenker des bösen

Zweigespanns, das trinkend er forttrieb.

Auf ihn spöttelte der Komiker Sophil in seinem Schauspiel Die Hochzeit:

Stilpons Tiefen sind die Reden Charins.

Dreizehntes Kapitel
Kriton

1. (121) Kriton war ein Athener. Dieser hatte von allen die innigste Liebe zu Sokrates und trug solche Sorge für ihn, dass es ihm nie an irgend einem Bedürfnis fehlte.

2. Auch seine Söhne, Kritobul, Hermogen, Epigen, Ktesipp haben Sokrates gehört.

3. Kriton hat auch 17 Unterredungen geschrieben, die ein Buch ausmachen und folgende Überschriften haben: Gelehrsamkeit macht niemand gut; Über das Vielhaben; Was schicklich sei oder Der Politiker; Vom Schönen; Vom Bösestun; Von der Ordnungsliebe; Vom Gesetz; Von der Gottheit; Von den Künsten; Vom Beisammensein; Von der Weisheit; Protagoras oder der Politiker; Von den Buchstaben; Von der Dichtkunst; Vom Schönen; Vom Lernen; Vom Wissen oder Von der Einsicht; Was Einsicht sei.

Vierzehntes Kapitel
Simon

1. (122) Simon von Athen war ein Lederarbeiter. Als Sokrates in seine Werkstatt kam und einiges sprach, machte er sich Merkzeichen von dem, was er im Gedächtnis behalten hatte.

2. Daher heißen auch seine Unterredungen Ledergespräche. Es sind ihrer 33, die sich in einem Buch befinden. Von den Göttern. Vom Guten. Vom Schönen. Was ist schön? Von der Gerechtigkeit, die erste und zweite Unterredung. Von der Tugend, dass sie nicht durch Unterricht erlangt werde. Von der Tapferkeit, die erste, zweite und dritte Unterredung. Vom Gesetz. Von der Volksführung. Von der Ehre. Von der Poesie. Vom Wohlbehagen. Von der Liebe. Von der Philosophie. Von der Wissenschaft. Von der Musik. Von der Poesie. Was schön sei? (123) Vom Unterricht. Von der Unterredung über wissenschaftliche Gegenstände. Vom Urteil. Vom Wesen. Von der Zahl. Von der Sorgfältigkeit. Vom Arbeiten. Von der Gewinnsucht. Von der Prahlerei. Vom Schönen. Ferner, vom Beraten. Von der Rede, oder: Vom Schicklichen. Vom Bösetun.

3. Er soll, wie man behauptet, der erste gewesen sein, der sokratische Unterredungen gehalten hat, und wie Perikles ihm sagen ließ, er wolle ihn unterhalten, und ihn einlud, zu ihm zu kommen, antwortete er: er werde die Freimütigkeit im Reden nie verkaufen.

4. Es ist noch ein anderer Simon gewesen, der ein System der Redekunst geschrieben hat. Noch ein anderer war ein Arzt zur Zeit Seleukus Nikators. Ein dritter endlich war Bildhauer.

Fünfzehntes Kapitel
Glaukon

(124) Glaukon war ein Athener. Von ihm geht auch ein Buch von neun Unterredungen herum, nämlich: Phidyl, Euripides, Amyntich, Euthias, Lisitides, Aristophanes, Kephalus, Anaxiphem, Menexen. Die übrigen 32, die unter seinem Namen herumgehen, werden ihm fälschlich beigelegt.

Sechzehntes Kapitel
Simmias

Simmias war ein Thebaner. Ihm wird eine Sammlung von 23 Unterredungen zugeschrieben, welche sind: Von der Weisheit. Vom Vernunftschluss. Von der Musik. Von Gedichten. Von der Tapferkeit. Von der Philosophie. Von der Wahrheit. Von den Buchstaben. Vom Unterricht. Von der Kunst. Vom Vorstehen. Vom Wohlstand. Von dem zu Fliehenden und zu Wählenden. Vom Freunde. Vom Wissen. Von der Seele. Vom Gutleben. Vom Möglichen. Von Gütern. Vom Leben. Was das Schöne sei? Von der Sorgsamkeit. Von der Liebe.

Siebzehntes Kapitel
Kebes

(125) Kebes war ein Thebaner, von welchem drei Unterredungen: das Gemälde, Phrynich, an die Siebende betitelt, vorhanden sind.

Achtzehntes Kapitel
Menedem

1. Menedem war ein Schüler Phaedons. Sein Vater Klisthenes, einer der sogenannten Theopropiden, war zwar ein Mann von guter Abkunft, aber ein armer Baumeister. Einige machen ihn zum Theatermaler und sagen, Menedem habe beides von ihm gelernt. Als er daher einen Volksbeschluss geschrieben hatte, neckte ihn ein Alexinier und sagte, ein weiser Mann müsse weder Schauspielverzierungen noch Volksschlüsse verfertigen.

2. Als Menedem von den Eretriern mit der Besatzung nach Megarä abgeschickt wurde, ging er zu Platon in die Akademie, und von ihm bestrickt verließ er den Kriegsdienst. (126) Als ihn der Phliasier Asklepiades herbeiholte, ging er zu Stilpon in Megarä, dessen Zuhörer beide waren. Von da schifften sie nach Elis und besuchten Anchipill und Moschus, Phaedons Schüler. Bis auf diesen wurden sie, wie schon oben im Phaedon gesagt worden, elische Philosophen genannt; eretrische Philosophen hießen sie von dem Vaterland dessen, von dem jetzt gehandelt wird.

3. Menedem scheint sehr ernsthaft gewesen zu sein, daher sagt Krates, indem er ihn parodiert, von ihm:

Asklepiad von Phlius und Eretriens Ochsen.

Timon aber drückt sich so aus:

Seine Reden begann der schäumende Schwätzer stolz blickend.

(127) Er besaß eine solche Ernsthaftigkeit, dass Euryloch von Kassandria und der junge Klippides von Kyzikus, als Antigon sie einladen ließ, antworteten, sie fürchteten, Menedem möchte es erfahren; denn er war ein bitterer Spötter und ein freier Sprecher. Als ein junger Mensch sich trotzig betrug, sagte er zwar nichts, nahm aber ein Rohr und zeichnete auf den Fußboden das Bild eines Unzuchtleidenden, dass es alle sahen, und der junge Mensch verstand, dass dieser Schimpf ihm galt und ging fort. Da der über den Piräus gesetzte Hierokles zugleich mit ihm nach dem Amphiaranstempel hinging und viel von Eretriens Eroberung sprach, sagte er weiter nichts, als dass er ihn fragte: zu welcher Absicht Antigon ihn missbrauche? (128) Wie ein Unzüchtiger sich sehr frech zeigte, sagte er: Weißt du nicht, dass nicht allein Kohl, sondern auch Rüben gute Säfte haben? Zu einem jungen Menschen, der laut schrie, sagte er: Nimm dich in Acht, dass dir nicht einer heimlich im Rücken stehe! Als Antigon ihn um seine Meinung fragte, ob er wohl zu einer fröhlichen Trinkgesellschaft gehen könne, schwieg er ganz still und sagte weiter nichts, als man möchte ihm wieder sagen, er sei eines Königs Sohn. Einen einfältigen Menschen, der etwas Unüberlegtes auf ihn anwandte, fragte er, ob er Landgüter hätte und auf dessen Antwort, dass er deren viele habe, sagte er zu ihm: So gehe hin und verwalte sie, damit du nicht das Unglück hast, sie zu verlieren und so um deinen Unwissenheitsschmuck zu kommen. Als ihn einer fragte, ob ein gescheiter Mann heiraten könne, fragte er denselben wieder: Hältst du mich für einen gescheiten Mann oder nicht? Auf die Antwort ja erwiderte er: Ich habe geheiratet. (129) Als einer sagte, es gäbe viel Güter, forschte er nach, wie groß wohl die Zahl sei und ob er glaube, dass sie hundert übersteige? Als er den allzu großen Aufwand eines Menschen, der ihn zum Essen bat, nicht hindern konnte und wieder gebeten wurde, sagte er nichts, aber stillschweigend wies er ihn dadurch zurecht, dass er weiter nichts als Oliven aß.

4. Wegen dieser seiner Freimütigkeit im Reden wäre er beinahe in Kypern in Gefahr gekommen, da er mit seinem Freund Asklepiades bei Nikokreon war. Als nämlich der König sein monatliches Fest feierte und auch diese so wie die anderen Philosophen dazu einlud, sagte Menedem, wenn eine solche Zusammenkunft der Menschen gut wäre, so müsse alle Tage solch ein Fest sein, wo nicht, so sei es auch jetzt überflüssig. (130) Als ihm nun der König darauf erwiderte, dass er an diesem Tag seine Geschäfte aussetze, um die Philosophen zu hören, so wurde er noch heftiger gegen denselben und zeigte auf die Opfer, indem er sagte, dass man zu jeder Zeit die Philosophen hören müsse, so dass er hätte umkommen können, wenn ein Flötenspieler sie nicht noch getrennt hätte. Als sie hierauf Sturm zur See litten, soll Asklepiades gesagt haben, die Geschicklichkeit des Flötenspielers habe sie gerettet, aber Menedems Freimütigkeit im Sprechen habe sie zugrunde gerichtet.

5. Man gibt ihm auch Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit in Ansehung des Orts seines Unterrichts Schuld; denn es war weder eine Ordnung bei ihm zu sehen, noch waren Sitze rund herum gestellt, sondern so wie eben jeder ging oder stand oder saß, hörte er auch seine Vorträge an.

6. (131) Übrigens war er doch ein Streiter und ruhmsüchtig. Als sie daher anfangs, er und Asklepiades, beide einem Baumeister bauen halfen, und man den Asklepiades entblößt auf dem Dach Leimen zutragen sah, so verbarg er sich, so oft er einen herzukommen sah.

7. Als er nachher an Staatsgeschäften teilgenommen hatte, war er so sehr ängstlich, dass er einmal den Altar verfehlte, wie er den Weihrauch darauf setzen wollte. Als Krates einmal bei ihm stand und ihn tadelte, dass er sich mit Staatssachen beschäftige, so befahl er einigen, ihn ins Gefängnis zu setzen, aber dieser hielt dennoch den Vorbeigehenden im Auge und richtete sich auf und nannte ihn einen agamemnonischen Regenten der Stadt.

8. Er war auch still und zum Aberglauben geneigt. (132) Als er einstmals mit Asklepiades in einer Herberge unwissend von hingeworfenem Fleisch gegessen hatte und er’s nachher erfuhr, widerte ihn so, dass er sich entfärbte und Asklepiades ihn noch ernstlich bedeutete, dass ihm das Fleisch keinen Schaden tun könne, sondern nur die Meinung, die er davon habe. In anderen Stücken war er ein Mann von hohem und freiem Geiste.

9. In der Haltung seines Körpers war er, da er schon ein alter Mann war, nicht weniger als ein Athlet stark und fest und hatte ein verbranntes Gesicht. Er war fett, aber schwach, von mittlerer Größe, wie man aus seinem Bildnis sehen kann, das zu Eretria auf dem alten Rennplatz steht, denn es ist gleichsam absichtlich fast nackend und zeigt die meisten Teile seines Leibes.

10. (133) Er nahm sehr gern Fremde bei sich auf und wegen der Ungesundheit von Eretria stellte er viele Schmausereien an, wobei auch Dichter und Musiker sich einfanden. Er liebte auch Arat, den Tragödiendichter Lykophron und den Rhodier Antagoras. Vorzüglich vor allen war Homer sein Vertrauter, dann die Liederdichter, nächst dem Sophokles. Auch den Achäus schätzte er als den zweiten unter den Satirikern, dem Äschylus aber erkannte er den ersten Rang zu. Daher soll er zu den Andersdenkenden im Staat folgendes gesagt haben:

Der Schnelle wird auch wohl vom Schwachen eingeholt,

und von der Schildkröt’ auch in kurzer Zeit ein Aar.

Dies sind Verse des Achäus aus dem Satyrspiel Omphale. (134) Daher irren diejenigen, welche behaupten, dass er nichts gelesen habe, als Euripides Medea, die man auch dem Sikyonier Neophron zuschreibt.

11. Als Lehrer verachtete er Platon und Xenokrat, desgleichen den Kyrenäer Paräbat; hingegen Stilpon bewunderte er, und als man ihn einmal wegen desselben befragte, sagte er nichts weiter als: Er ist ein freidenkender Mann.

12. Menedem war aber schwer zu ergründen und bei mündlichen Vorträgen ein harter Gegner. Denn er verbreitete sich über alles und hatte einen großen Reichtum des Ausdrucks. Er liebte auch, wie Antisthenes in den Folgen sagt, gelehrte Zänkereien sehr und pflegte sich wohl der Fragen zu bedienen: Ist das Verschiedene verschieden von dem Verschiedenen? Ja. Ist das Nützliche vom Guten verschieden? Ja. Also ist das Nützliche nicht gut. (135) Er verwarf auch die verneinenden Axiome, wie man sagt, und nahm nur die bejahenden an, und indem er die einfachen derselben annahm, verwarf er die nicht einfachen, die er verbunden und verwickelt nannte. Heraklides in den Lehrsätzen nennt ihn einen Platoniker, der mit der Dialektik einen Scherz treibe. Als ihn daher Alexin einst fragte, ob er aufgehört habe, seinen Vater zu schlagen, antwortete er: Ich habe ihn nicht geschlagen und höre nicht auf. Als nun jener wieder sagte, er müsse dadurch die Zweideutigkeit wegschaffen, dass er nein oder ja sage, erwiderte er: Es wäre lächerlich, euren Gesetzen zu gehorchen, da man in der Tür kann stehen bleiben. Von Bion, der den Wahrsagern emsig nachlief, sagte er, er schlachte die Toten. (136) Als er einen sagen hörte, das höchste Gut sei, alles zu erlangen, was man nur wünsche, sagte er, ein viel größeres sei, nur das wünschen, was man nötig habe. Der Karystier Antigonus sagt, dass er nichts geschrieben und nichts in eine Sammlung gebracht habe, daher er keinem Lehrsatz fest angehangen. Bei Untersuchungen aber, sagt er, war er so streitbar, dass er oft mit feurig aufgelaufenem Gesicht wegging. So heftig er aber auch bei seinen Behauptungen war, so sanft war er doch in seinen Handlungen. So hat er den Alexin, mit dem er oft seinen Scherz getrieben und ihn auch hart mitgenommen hatte, doch sehr gütig behandelt und dessen Frau von Delphi bis nach Chalkis begleiten lassen, da sie wegen Räubereien und Überfällen auf der Landstraße besorgt war.

13. (137) Er war auch ein treuer Freund, welches aus seiner Einmütigkeit mit Asklepiades offenbar ist, die der innigen Liebe des Pylades nichts nachgab. Aber Asklepiades war älter, daher man sagte, er sei der Dichter, Menedem aber der Schauspieler. Man erzählt auch, Archepolis habe ihnen 3000 Geldstücke angewiesen, und da sie darüber gestritten, wer die nach dem anderen annehmen solle, habe sie keiner von beiden angenommen.

14. Man erzählt auch, sie hätten Weiber genommen und zwar Asklepiades die Tochter und Menedem die Mutter. Als hierauf dem Asklepiades seine Frau gestorben, habe er die des Menedem genommen, und dieser habe, da er dem gemeinen Wesen vorgestanden, eine reichere wieder genommen, sie hätten aber dennoch ihr Hauswesen in Gemeinschaft behalten und Menedem habe die Führung seiner Hausgeschäfte der ersten Frau überlassen. (138) Asklepiades starb vor ihm zu Eretria in hohem Alter, wo er mit Menedem bei einem sehr großen Vermögen sehr mäßig gelebt hatte. Als nun nach einiger Zeit ein Liebling des Asklepiades zu spät zu einem fröhlichen Trinkgelage kam und die Jünglinge ihn ausschlossen, so befahl Menedem, ihn hereinzulassen und sagte: Asklepiades öffne ihm die Tür, ob er gleich unter der Erde sei. Es waren aber in der Gesellschaft der Makedonier Hipponik und der Lamier Agetor beisammen, wovon der eine dem anderen 30 Minen, Hipponik aber dem Menedem zur Ausstattung der Töchter 2000 Drachmen gab. Dieser Töchter waren drei, wie Heraklides sagt, die er mit seiner Frau Oropia gezeugt hatte.

15. (139) Die Trinkgelage aber wurden auf folgende Weise angestellt. Es wurde mit zweien von dreien gefrühstückt, bis tief in den Tag hinein, dann berief einer die Ankommenden, auch die, die schon gespeist hatten. Wenn einer früher kam, so kehrte er wieder um und fragte die Herauskommenden, was vorgesetzt und welche Zeit es sei. War es nun noch Gemüse oder Eingesalzenes, so gingen sie wieder weg, war es aber Fleisch, so gingen sie hinein. Zur Sommerzeit waren die Sitze mit Blumen bestreut, im Winter aber weiche Schaffelle gelegt. Man musste sich ein Kopfkissen bringen lassen. Der Trinkbecher, der herumgegeben wurde, war nicht größer als ein Kotylchen. Der Nachtisch bestand aus Feigbohnen oder Saubohnen, zuweilen auch aus anderen Früchten der Jahreszeit, wie Birnen oder Granatäpfeln oder Hülsenfrüchten, ja, beim Zeus! Auch aus getrockneten Feigen, (140) welches alles Lykophron in seinen, Menedem überschriebenen Satyren sagt, einem Drama, das er zum Lob der Philosophen verfertigt hat. Eine Stelle darin lautet so:

Wie nach dem kleinen Mahl ein kleiner Becher

Als Maß bei ihnen umgeht, und als Nachtisch

Die weisesten Gespräche, Hörern lieblich.

16. Anfangs wurde er verachtet und musste sich von den Eretriern einen Hund und Schwätzer nennen hören; hernach aber so bewundert, dass man ihm auch selbst die Regierung der Stadt anvertraute. Er ging auch als Gesandter zu Ptolemäus und Lysimach und wurde überall geehrt; ja, auch an Demetrius wurde er gesandt, und da die Stadt diesem alle Jahre 200 Talente bezahlt hatte, so brachte er 50 davon herab. Als man ihn bei demselben verleumdet hatte, als suche er die Stadt dem Ptolemäus in die Hände zu spielen, so entschuldigte er sich in einem Brief, der sich anfängt:

Menedem entbietet dem König Demetrius seinen Gruß.

(141) Ich höre, dass man dir allerlei von mir angebracht hat; aber diese Reden sollen von einem gewissen Äschyl von der Gegenpartei bei der Regierung herkommen.

Er soll, wie Euphant in der Geschichte erwähnt, bei einer Gesandtschaft an Demetrius wegen Oropus sich sehr nachdrücklich benommen haben.

17. Antigon schätzte ihn auch und nannte sich seinen Schüler, und als er die rohen Völker bei Lisimachia besiegt hatte, fasste Menedem einen Volksbeschluss über ihn ab, der einfach und von Schmeichelei fern, sich also anfing: (142) Die Heerführer und Räte sagen, da der König Antigon in der Schlacht die rohen Völker besiegt hat und in sein Land zurückkehrt und alles übrige nach seinem Wunsch ausführt, so hat es dem Rat und der Volksgemeinde beliebt. – Aus dieser Ursache und wegen seiner übrigen Freundschaft mit demselben kam er in Verdacht, ihm die Stadt übergeben zu wollen und ging, da ihm Aristodem dies zur Last legte, weg und hielt sich zu Oropus im Amphiaraus­tempel auf. Als hier goldene Trinkbecher entwendet wurden, wurde ihm, wie Hermipp schreibt, nach einem Schluss der gesamten böotischen Nation angedeutet, sich hinwegzubegeben. Das machte ihn missmutig, dass er heimlich in sein Vaterland zurückging, seine Frau und seine Töchter zu sich nahm, sich zum Antigon begab und da aus Betrübnis starb. (143) Heraklides erzählt gerade das Gegenteil; als Vorsteher des Rates der Eretrier habe er die Freiheit seines Vaterlandes oft gegen die geschützt, die Demetrius zum Beherrscher der Stadt machen wollten; also habe er dem Antigon die Stadt nicht überliefern wollen, sondern das sei ihm fälschlich angedichtet; er sei vielmehr oft in der Absicht, sein Vaterland frei zu machen, zu Antigon gegangen, und da dieser nicht nachgeben wollen, habe er aus Unmut sieben Tage nichts genossen und so sein Leben geendigt. Fast ebenso schreibt der Karystier Antigon von ihm. Gegen Perseus allein hatte er einen ewigen Krieg, denn dieser schien es gehindert zu haben, da Antigon um Menedems willen die freie Volksregierung wiedergeben wollte. (144) Als ihn daher Menedem einstmals bei einer Kanne Wein hart tadelte, sagte er unter anderem auch: Er ist zwar ein Philosoph, aber unter allen Menschen, die jetzt leben und noch leben werden, der Böseste.

18. Er starb nach Heraklids Bericht im 84. Jahr seines Lebens, und dies ist unsere Inschrift auf ihn:

Deinen Tod, Menedem, vernahm ich, du starbest freiwillig,

Sieben Tage nahmst du keine Speisen zu dir.

Deine Tat war eretrisch, aber dem Manne nicht ziemend,

Denn Mutlosigkeit hat dich ums Leben gebracht.

Dieses sind nun die Sokratiker und die aus ihnen herstammen. Ich muss nun zu Platon übergehen, der der Stifter der Akademiker ist und zu den berühmtesten Männern, die aus seiner Schule sind.

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