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Читать книгу: «Geschichte der Kapverdischen Inseln (E-Book)», страница 3

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Von der Massnahme des direkten Transports waren viele Händler, Escudeiros, Cavaleiros und Fidalgos betroffen. Schliesslich wurden die direkten Sklaventransporte von Guinea nach Portugal (und nicht indirekt über die Kapverdischen Inseln) doch nicht durchgeführt, nicht zuletzt auch wegen der Gefährdung des Schiffsverkehrs zwischen Guinea und Portugal durch Stürme und französische Piraten.

Portugiesische Händler beklagten sich über die hohen Preise – vor allem für Brot und Wein sowie für Tuch und Eisen auf Cabo Verde.

Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts veränderte sich der portugiesische Handel mit der Guineaküste. Mit der Erschliessung von Spanischamerika stieg der Bedarf an Arbeitskräften, das heisst von Sklavinnen und Sklaven aus Afrika, entsprechend erhöhten die Sklavenhändler die Preise und ihre Gewinne stiegen. Die Sklavinnen und Sklaven wurden in erster Linie auf die Insel Santo Domingo gebracht, später nach Honduras und Peru.32

Die Mehrzahl der Sklavinnen und Sklaven auf Cabo Verde stammten von der Guineaküste, verwaltungsmässig waren Häfen in Guinea wie Cacheu und Bissau den Kapitanaten in Cabo Verde unterstellt– eine administrative Trennung erfolgte erst im Jahre 1879.

Da sich die Franzosen in Senegal immer stärker durchsetzten, verschob sich der portugiesische Sklavenhandel weiter nach Süden. Andere Exportgüter von der Guineaküste blieben Hirse, Reis und Wachs sowie Elfenbein, das nach Europa weitertransportiert wurde.33

Der Erwerb von Sklavinnen und Sklaven

Die Portugiesen unternahmen bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts Sklavenjagden unter der einheimischen Bevölkerung in Nordafrika, so auf den Kanaren unter den Guanches und auf Arguim unter den Mauren. Heinrich der Seefahrer erkannte früh, dass die Sklavenjagden für die Entwicklung des Handels an der afrikanischen Küste schädlich waren und die guten Beziehungen zu den afrikanischen Völkern störten. Anstatt Raub schlug er Warentausch vor; zeitweise fanden offenbar beide Methoden nebeneinander Anwendung. Nach 1470 setzte sich der Warentausch durch: Waren aus Europa und Asien (wie Textilien aus Indien) gegen Sklaven und Sklavinnen, Gold und Elfenbein sowie Bernstein (ambar) und Wachs. Nur sporadisch spielte Geld als direktes Zahlungsmittel eine Rolle. Silbermünzen wurden erst sehr spät angenommen, und zwar eher als Schmuck denn als Geld, da Silber in Afrika rar war. Als Währung galten bis ins 19. Jahrhundert auch die Gehäuse der Kaurischnecken aus dem Indischen Ozean.34

Der Warentausch fand meist auf Märkten in bekannten Ortschaften statt; dasselbe Verfahren des Handels wird auch von Cadamosto und von Fernandes beschrieben (in Wolof, Cantor, Gambia und Guinea). Zwischen 1484 und 1562 waren es etwa hundert Bewohnerinnen und Bewohner von Cabo Verde, die Schiffe nach Guinea ausrüsteten, ein Teil davon beteiligte sich aktiv als Kapitäne an den Reisen. Vor der Abfahrt nach Guinea erhielten die Reeder üblicherweise die Bestellungen der Bewohner und Bewohnerinnen von Santiago: Sklaven und Sklavinnen, Reis, Hirse, Elfenbein, Wachs. João Vidão rüstete zusammen mit Dona Brígida de Gouveia zwei Schiffe aus: Zum einen die «Santa Maria do Cabo», die am 13. Oktober 1513 in Santiago ankam, mit 13 Sklaven an Bord, die an die Besteller gingen. Im Februar 1514 traf die «Santa Maria de Vitória» ein, mit 168 Sklavinnen und Sklaven sowie mit Hirse. Der gleiche Unternehmer transportierte 1528 auf der «São Marçal» 144 Sklaven, zusammen mit Hirse und 1335 Kilogramm Elfenbein. Später brachte er mit dem gleichen Schiff weitere 34 Sklaven. Im selben Jahr legte die «Santa Maria do Pardal» mit 75 Sklaven sowie mit Hirse und Elfenbein an.

Importe nach der Guineaküste

Die bereits erwähnten Einschränkungen der Handelsprivilegien im königlichen Brief vom 8. Februar 147235 führten unter anderem zu einem verstärkten illegalen Handel. Die Krone beanspruchte in gewissen Bereichen ein Monopol, so im Handel mit Malagueta und anderen Gewürzen, mit Zibetkatzen (ihr Sekret der Perianaldrüsen, das Zibet, wurde zur Herstellung von Parfum verwendet), Elfenbein, Edelsteinen und Siegellack. Wer gegen die königlichen Vorschriften verstiess, dessen Schiffsladung und beweglichen Güter wurden beschlagnahmt. Im Verlaufe des 15. Jahrhunderts erweiterte die Krone sukzessive die Liste der Waren, die nicht frei gehandelt werden durften. Später kamen zum Beispiel besondere Muscheln dazu, die es auf Cabo Verde gab und die an der afrikanischen Küste besonders gefragt waren. Am 13. September 1497 hielt ein königlicher Brief fest, dass der Handel mit Eisen ebenfalls zum königlichen Monopol gehöre. Dies wurde damit begründet, dass sich die Mauren und die Schwarzen damit Waffen schmieden würden. Zu direkten Handelswaren von Europa nach Afrika (also ohne Zwischenhalt auf Cabo Verde) gehörten seit 1497 auch Tücher aus Indien, Brokat aus Flandern, Seidenhemden, rote und gelbe Tücher, Kupferwaren, Zinn und Edelsteine.

Wer gegen die königlichen Handelsbeschränkungen verstiess, wurde für fünf Jahre nach São Tomé (seit 1493 portugiesisch) oder Sankt Helena (1502–1600 portugiesisch) verbannt. Die Verbote wurden immer wieder erneuert, offenbar wurden sie kaum beachtet.

Bereits 1481 schickte König João II einen Gesandten nach Cabo Verde, der das Problem des illegalen Handels untersuchen und die Schuldigen bestrafen sollte – ohne grossen Erfolg.

Die Bewohner und Bewohnerinnen von Cabo Verde handelten sowohl in verbotenen Gebieten (wie dem heutigen Sierra Leone) wie auch mit verbotenen Produkten. Es sind zahlreiche Fälle von illegalem Handel dokumentiert.36 Grundsätzlich war mit illegalem Handel wesentlich mehr Geld zu verdienen als mit legalem. König Manuel I versuchte 1517 erneut, mit strengeren Strafandrohungen den illegalen Handel zu unterdrücken – wiederum mit wenig Erfolg.

Zu den aus Cabo Verde nach dem afrikanischen Kontinent exportierten Waren gehörten unter anderem Tücher (panos), die aus der auf Cabo Verde angepflanzten Baumwolle (seit 1517 nachgewiesen) hergestellt wurden. Sie bestanden aus Streifen von 12 bis 15 Zentimetern Breite, die zusammengenäht wurden.


Abb. 3: Beispiel eines «panos» (20. Jahrhundert).

Auf dem afrikanischen Kontinent waren ausserdem Pferde aus Cabo Verde besonders begehrt, da sie als Zeichen eines hohen gesellschaftlichen Standes galten.37 Die Bewohnerinnen und Bewohner der Inseln hatten gegenüber den Kaufleuten mit Vertrag aus Lissabon oder auch aus Spanien den Vorteil, dass sie die Guineaküste viel häufiger besuchen konnten, da sie wesentlich kürzere Schifffahrtswege zurückzulegen hatten. Schliesslich wurde auch Salz von den Inseln Maio, Boa Vista und Sal an die afrikanische Küste exportiert, da es als besonders sauber galt.

Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts verschoben sich die Gewichte der Güter, die an die afrikanische Küste exportiert wurden: Während die Baumwolle und die Baumwolltücher wichtiger wurden, nahm die Zahl der exportierten Pferde ab.38

Die Bewohnerinnen und Bewohner von Cabo Verde gegen den königlichen Handel und die Monopolgesellschaften

Die «Casa de Guiné» war eine erste Monopolgesellschaft unter der Leitung von Heinrich dem Seefahrer mit Sitz in Lagos, später in Lissabon. 1482 bis 1483 hiess sie «Casa de Guiné e da Mina» (Elmina im heutigen Ghana), dann «Casa da Índia e da Guiné» (1499) und schliesslich nur noch «Casa da Índia», blieb aber in Guinea tätig. Die Veränderungen im Namen zeigen deutlich den Wechsel der Destinationen und deren Bedeutung im portugiesischen Überseehandel.

Der portugiesische König Afonso V schloss bereits 1469 mit dem Kaufmann und Ritter Fernão Gomes aus Lissabon einen Vertrag über fünf Jahre ab, worin dieser für den Handel mit Guinea und Sierra Leone ein Monopol erhielt und dafür neben Geldzahlungen an die Krone auch die Pflicht hatte, jährlich 100 Meilen afrikanische Küste zu erforschen. Schliesslich wurde im Vertrag festgelegt, dass dem König alles Elfenbein zukomme. Dieses spielte in der sakralen Kunst in Europa eine wichtige Rolle.39 Solche Monopolverträge wurden in den folgenden Jahrzehnten üblich und schmälerten die Handelsrechte der Siedler auf Cabo Verde.

Zum Sklavenhandel gibt ein 1510 auf drei Jahre abgeschlossener Vertrag zwischen dem portugiesischen König Manuel I und António Rodrigues Mascarenhas Auskunft. Mascarenhas hatte für dieses Privileg Sklavinnen und Sklaven im Wert von 900 000 Réis an das Königshaus abzugeben, was ungefähr 130 Sklavinnen und Sklaven entsprach.40

Der hohe Justizbeamte (corregedor) und Finanzverwalter (contador) der Krone auf Santiago, Rui Gomes, stellte 1517 fest, dass Bewohnerinnen und Bewohner der Insel Santiago mit Sierra Leone Handel trieben, namentlich mit Elfenbein, Wachs, Eisen und anderen verbotenen Waren. Sklavinnen und Sklaven konnten die Bewohner und Bewohnerinnen der Insel nur zum eigenen Gebrauch erwerben. Schliesslich wurde angedroht, dass bei Übertretung dieser Verbote die Schiffe der Handelnden beschlagnahmt würden. Zudem klagte Rui Gomes 1518 über die geringen Gewinne aus dem Guineahandel.41 Im selben Jahr hob der portugiesische König alle Privilegien und Monopole im Guineahandel auf und erklärte diesen als Sache des Königs. Die Lançados wurden aufgefordert, ihre Niederlassungen an den Flüssen Guineas aufzugeben und an den König zu transferieren, was indessen kaum erfolgte. Der Schwarzhandel mit Sklavinnen und Sklaven von der Küste nach den Inseln dauerte offensichtlich an. Der Handel mit der auf den Inseln Santiago und Fogo produzierten Baumwolle ging an die königliche Monopolgesellschaft der «Casa Real». Der König vergab auch später zeitlich beschränkte Handelsmonopole an einzelne Herren, so 1560 und 1566 an António Gonçalves de Gumão bis 1574. Konflikte mit den Kaufleuten von Santiago waren vorprogrammiert. Der Guineahandel lief nun nicht mehr von Guinea nach Santiago und von dort nach Lissabon, sondern vermehrt von Guinea direkt nach Lissabon.

Nach 1530 verlor Cabo Verde seine zentrale Stellung im atlantischen Sklavenhandel. Anfangs des 17. Jahrhunderts legten am Zoll in Santiago nur noch wenige Sklavenschiffe an, so beispielsweise in den Jahren 1611 bis 1613 bloss noch sieben. Die Schiffe, die Sklavinnen und Sklaven schmuggelten, waren auf den Zolllisten nicht verzeichnet.42 Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts gingen die Zahlen der auf Cabo Verde nach Amerika verschifften Sklaven und Sklavinnen weiterhin deutlich zurück: Während es zwischen 1601 und 1640 noch rund 1600 waren, sanken die Zahlen zwischen 1671 und 1700 auf bloss noch 250.

Der «Restaurationskrieg» von 1640 bis 1668 zwischen Spanien und Portugal hatte auf den Sklavenhandel nach Amerika kaum Auswirkungen: Spanische Sklavenschiffe landeten auf dem portugiesischen Cabo Verde und portugiesische Schiffe verkauften ihre Sklavinnen und Sklaven in Cartagena im spanischen Neugranada.43

Versuch zur Kontrolle des Handels: Die feitoria régia

Nach dem Verbot des Handels mit Guinea für Privatpersonen 1580 – es ging um den Schutz des königlichen Monopols beziehungsweise der Vertragspartner des Königs – setzte König Manuel I 1520 Afonso de Avila als Verwalter (feitor régio) auf der Insel Santiago ein. Die schriftlichen Dokumente dazu sind allerdings rudimentär und sagen über den Handel wenig aus.

Immerhin umschrieb eine Urkunde von 1518 die Tätigkeiten des Feitors: Er bestimmte die Abfahrtszeiten der Schiffe nach Guinea mit dem Ziel zu verhindern, dass zu viele gleichzeitig an die afrikanische Küste fuhren. Weiter kontrollierte er die Waren auf den Schiffen und versuchte zu verhindern, dass die gleiche Ware zu unterschiedlichen Preisen verkauft wurde. Zudem organisierte der Feitor die Sendungen von Waren und Sklavinnen und Sklaven nach Lissabon, wobei die dem König gehörenden Sklavinnen und Sklaven entsprechend markiert wurden. Ein Schreiber führte Buch über alle Schiffe, die nach Guinea abgingen. Schliesslich war der Feitor auch dafür verantwortlich, dass genügend Baumwolle für den Handel mit Guinea bereitstand.44

2.5.Der Handel mit Europa

Importe aus Europa

Neben dem Handel zwischen Cabo Verde und dem afrikanischen Kontinent fand selbstverständlich auch ein Austausch von Gütern zwischen Europa und den Inseln statt. Im 15. Jahrhundert wurden aus Europa Kleider und Eisenwaren sowie Weizen aus Kastilien zur Herstellung von Brot importiert, weiter Wein, Werkzeuge, Olivenöl, Rosinen, Mandeln, Feigen, Saubohnen, Nüsse, Essig, Käse und Safran.45 Die aus Europa importierten Biskuits dienten in erster Linie als Proviant für die Schiffsbesatzungen.

Im Sklavenhandel spielte Eisen als Tauschware die wichtigste Rolle. Nach den Verträgen des portugiesischen Königs war der Handel mit Eisen an sich den Inhabern der Monopole vorbehalten, doch hielten sich viele Handeltreibendende nicht an diese Bestimmungen. Da das Angebot an Eisen ständig wuchs, sanken die Preise für die Sklavinnen und Sklaven. Wichtige Handelsgüter waren schliesslich Wein (aus den Kanaren und aus Cabo Verde) sowie Zuckerrohrschnaps; Getränke, die auch von den muslimischen Afrikanern sehr geschätzt wurden.46

Neben Lebensmitteln spielten Textilien eine Rolle, so Leinen aus der Bretagne, Stoffe aus den Niederlanden, Luxustücher wie Damast, gefärbte Tücher, Satin und Samt. Dies zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt auf Cabo Verde ein gewisser Reichtum herrschte. Die Kirche benötigte ebenfalls solche Tücher. Auf den Schiffslisten finden sich auch Waren, die für den Handel mit Guinea verboten waren, wie etwa Eisen und Waffen. Unter «Varia» sind Güter des täglichen Gebrauchs zu finden, wie Hemden, Schuhe, Hüte, Mützen, aber auch Rosenwasser und Seifen oder Produkte für die Ausstattung von Schiffen wie Seile, Hacken, Segeltücher und Kupferkessel. Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts wurden verstärkt Gewürze wie Safran, Pfeffer und Ingwer sowie Hemden, Hosen, Schuhe, Stiefel, Pantoffeln, Knöpfe und viele Hüte gehandelt. Diese Waren wurden in Ribeira Grande zu guten Preisen verkauft. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation auf den Inseln.

Exporte nach Europa

Von den Inseln mit extensiver Viehzucht wurden schon früh grosse Mengen an Leder und Fellen nach Europa exportiert, so bereits 1504 über 20 000 Stück Felle von den noch kaum besiedelten Inseln des Barlavento (Santo Antão, São Vicente, São Nicolau, Sal, Boa Vista).

Um den direkten Export von Sklavinnen und Sklaven aus Guinea nach Portugal zu fördern, verbot die königliche Urkunde von 1472 den Export von Sklavinnen und Sklaven aus Cabo Verde nach Portugal. Trotzdem wurden zwischen 1513 und 1517 auf sieben Schiffen 517 Sklavinnen und Sklaven von Cabo Verde nach Europa transportiert, meist zusammen mit Lederwaren.47

In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts ist eine allmähliche Umstrukturierung des Sklavenhandels festzustellen: Die kastilischen Sklavenhändler kauften nicht mehr auf den Sklavenmärkten in Lissabon, der Algarve oder Sevilla ein, sondern direkt auf der Insel Santiago. Damit verkürzten sie die Reisezeiten und die Sterblichkeit auf den Schiffen nahm ab. Die Verluste an Sklavinnen und Sklaven auf dem Transport von Cabo Verde nach Amerika gingen zulasten des spanischen Königs, die Verluste zwischen Afrika und Portugal zulasten des portugiesischen Königs. Portugal hatte folglich ein Interesse an einem direkten Sklaventransport von Westafrika über Cabo Verde nach Amerika.

2.6.Cabo Verde im atlantischen Schiffsverkehr, Piraten und Korsaren

Die günstige geografische Lage der Kapverdischen Inseln für den atlantischen Schiffsverkehr nach Indien und nach Südamerika zu Beginn des 16. Jahrhunderts machten sie zu einer bedeutenden Zwischenstation für die Verpflegung und Ausbesserung der portugiesischen Schiffe, besonders auch derjenigen der Monopolgesellschaft «Casa da Mina e Índia». Der Aufenthalt in Cabo Verde diente ferner zur Erholung der Schiffsmannschaften. Grosse Entdecker wie Vasco da Gama, Christoph Kolumbus und Fernão de Magalhães machten hier einen Zwischenhalt.48

Die portugiesischen Archive enthalten relativ genaue Dokumentationen zu den Lieferungen von Lebensmitteln wie Olivenöl, eingesalzenem Rindfleisch, Biskuits, Wein und Wasser, wie auch zum Reparaturmaterial für die Schiffe auf der Fahrt nach der westafrikanischen Küste, nach Brasilien und nach Indien, wie Talg, Harz, Drähte, Nägel, Keile, Federkeile, Ringe, Holzteile, Werg, Seile, Eisenstücke, Stifte, Knoten, Planken und Leinwand. Die meisten dieser Produkte stammten aus Iberien.

In Ribeira Grande ist ausserdem die Anwesenheit zahlreicher Spezialhandwerker für Schiffsreparaturen belegt: Harz- und Talgarbeiter, Schreiner, Schmiede, Kalfakter.

Verschiedene Autoren des 16. Jahrhunderts – wie Duarte Pacheco Pereira (1505–1507), Valentim Fernandes (1506–1508), Francisco de Andrade (1582) und Álvares de Andrade (1594) – beschrieben den Handel zwischen Cabo Verde und der afrikanischen Küste.49

Auch im 17. Jahrhundert war Cabo Verde eine Zwischenstation für den Seeverkehr nach Afrika, Indien und Südamerika, sowohl für portugiesische wie auch für Schiffe anderer Nationen. Der Handel zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern der Insel und den Schiffsbesatzungen wickelte sich auf informelle Art und Weise ab. Die Ankunft von Schiffen wurde durch Kanonenschüsse von den Festungen an der Küste angekündigt, was gleichzeitig die Verteidigungsbereitschaft demonstrieren sollte. Wenn die Bewohner und Bewohnerinnen diese Kanonenschüsse hörten, gingen sie mit Hühnern, Schweinen, Ziegen, Kühen, Früchten und Baumwolltüchern ans Meer, zum Verkauf oder zum Tausch gegen alte Kleider, Hüte, Messer, Leergut, Weizen, Olivenöl, Leinen, Seide, Taft und Kleinwaren. An den Stränden entwickelte sich dann ein lebhafter, wenig geordneter Markt, der von der Verwaltung nicht zu besteuern und zu kontrollieren war.50

In der Literatur werden die Begriffe «Pirat» und «Korsar» häufig synonym verwendet; im Falle der Region Cabo Verde und Guinea waren wahrscheinlich die meisten Überfälle den Korsaren zuzurechnen, also staatlich autorisierten Freibeutern. Dies zeigte sich vor allem im 16. und 17. Jahrhundert während der spanisch-englischen Kriege (Portugal und Spanien waren in einer königlichen Personalunion zwischen 1580 und 1640 verbunden). Im Atlantik kam es zu grossen Veränderungen: Spanien und Portugal teilten sich seit dem Vertrag von Tortesillas 1494 den Atlantik. Es galt die Doktrin des mare clausum (der Atlantik ist allein für Spanien und Portugal zugänglich, für alle anderen Staaten geschlossen), wie sie durch eine Bulle «Inter caetera» des Papstes Alexander VI. bereits 1493 bestätigt worden war.

Diese Doktrin wurde durch Frankreich und durch die protestantischen Staaten infrage gestellt. Nach 1530 waren französische Piraten und Korsaren im Atlantik aktiv. Sie hatten es vor allem auf die Malaguetaküste (Küste des heutigen Liberia) abgesehen. Die französischen Piraten stammten häufig aus der Normandie und der Bretagne. Unter König João III versuchten portugiesische Spione die Ziele der französischen Korsaren in ihren Heimathäfen herauszufinden, doch die Korsaren machten Täuschungsmanöver und griffen Schiffe vor Brasilien an und nicht vor Afrika. Die Franzosen begannen nun auch direkten Handel mit der afrikanischen Bevölkerung zu treiben, was Portugal – unter Berufung auf den Vertrag von Tordesillas – als illegal ansah. In Westafrika versuchten sich die Franzosen vor allem im Handel mit Produkten, die der portugiesische König gesperrt hatte, beziehungsweise die dem königlichen Handel vorbehalten blieben wie Eisen, Kupfer, Schwerter, Äxte, Armreifen, Perlen und Messer.


Abb. 4: Mapa dito Cantino 1502, entstanden im Zusammenhang mit dem Vertrag von Tortesillas 1494. Die portugiesischen Stützpunkte sind durch portugiesische Fahnen gekennzeichnet, so Tanger (1474–1661), Arguim (1448–1638), Gorée (1444– 1617) und ganz links die Kapverdischen Inseln (1456–1975). Mit einem Löwen ist Serra Leão (Sierra Leone) mit ihren portugiesischen Handelsplätzen gezeichnet; schliesslich folgt die wichtige Festung von Elmina (Castello damina), Ausgangspunkt für den Goldhandel mit dem Königreich der Ashanti um das heutige Kumasi in Ghana.

König João III versuchte mit diplomatischen und anderen Mitteln mit Leuten aus Frankreich ins Gespräch zu kommen. Er etablierte «Vertrauensmänner» in den Häfen der Bretagne und der Normandie, deren Hauptaufgabe es war, den Seeverkehr zu beobachten. So informierte sich der König über die Abfahrt von Schiffen, über die Anzahl der Männer auf den Schiffen, ihre Artillerie und Munition und über die Ziele dieser Expeditionen, aber auch über die geladenen Waren. Portugal wollte so die eigenen Schiffe schützen oder Kriegsschiffe bereitstellen. Viel Erfolg hatte Portugal mit diesen Spionageaufträgen indessen nicht. 1531 ging eine diplomatische Mission des Königs von Portugal nach Fontainebleau, die 1536 schliesslich den Vertrag von Lyon abschloss. Dieser Vertrag gab Frankreich die Möglichkeit, an der afrikanischen Westküste Handel zu treiben, verbot aber Angriffe auf portugiesische Schiffe und sah im Falle eines Korsarenüberfalls ein paritätisches Gerichtsverfahren in Bayonne vor. Der Vertrag hatte allerdings kaum Auswirkungen: Die Piraten- und Korsarenüberfälle vor Westafrika und vor Brasilien gingen ungebrochen weiter, wobei auch Schiffe von kapverdischen Besitzern gekapert oder versenkt wurden.51 Diese verlangten nun einen stärkeren militärischen Schutz der Häfen durch Festungsartillerie und durch Kriegsschiffe. Tatsächlich reorganisierte Portugal nun seine Kriegsflotte (bestehend aus Galeeren, Naus und Karavellen) und teilte sie fünf Gebieten zu: der portugiesischen Westküste, der Algarve, den Azoren sowie den Gebieten vor Guinea und Brasilien.

2.7.Die innere Entwicklung von Cabo Verde

Die intensive Landwirtschaft

Nach 1466 nahm die Besiedlung der Inseln kontinuierlich zu, besonders auf Santiago und Fogo. Es kam zum Anbau von Weizen und Hirse, aber auch von Früchten, Gemüse und Indigo. Eine besonders wichtige Rolle spielte bald darauf der Anbau der bereits in Afrika und Südspanien bekannten Baumwolle. Sie soll durch die Genuesen nach Santiago gebracht worden sein und wurde dort sowohl auf trockenen (sequeiro) wie auf bewässerten Böden (regadio) angebaut. Es waren zwei Ernten im Jahr möglich: im Dezember/Januar und im Mai/Juni. Vor allem im 16. Jahrhundert wurde auf Santiago der Baumwollanbau intensiviert, ja, man sprach gar von einer Monokultur. Auch auf Fogo war der Anbau von Baumwolle bedeutend. Der Anbau, die Ernte und die Verarbeitung der Baumwolle erforderten wesentlich mehr Arbeitskräfte als die extensive Viehwirtschaft, womit der Bedarf an Sklavinnen und Sklaven in der Landwirtschaft stieg.

Wie bereits festgestellt, spielte die Pferdezucht auf Cabo Verde für den Handel mit der Guineaküste eine besonders wichtige Rolle. Die Portugiesen hatten schon früher von Portugal aus einen gewinnbringenden Pferdehandel mit der Oberschicht der westafrikanischen Königreiche getrieben; die wesentlich kürzeren Seewege von Cabo Verde an die Küste sparten deutlich Kosten. Pferde waren ein gefragtes Tauschmittel gegen Sklaven und Sklavinnen. So bekam man für ein Pferd zwischen 10 und 30 Sklavinnen und Sklaven, wobei Schimmel Höchstpreise erzielten.52 Im Laufe des 16. Jahrhunderts sanken allerdings die Preise stark, gab es doch nach 1505 für ein Pferd bloss noch ein bis vier Sklavinnen oder Sklaven. Das Pferd galt in Westafrika als Luxustier für den Adel und als Statussymbol der Vornehmen, weiter war es Hilfsmittel für den Krieg.

Eine besondere Rolle in Handel und Wirtschaft spielten bald das Sammeln und die Kommerzialisierung der Urzelaflechten zu Färbzwecken, die Salzgewinnung und das Schlachten der Ziegen für den Schiffsproviant. Die Ziegenzucht blühte vor allem auf den Inseln Boa Vista und Maio, da hier die Bestände nicht bedroht waren und eine minimale Pflege der Tiere ausreichte. 1485 erhielten die Bewohnerinnen und Bewohner von Santiago das Recht, auf den Inseln Maio und Boa Vista Ziegen zu halten – gegen ein Entgelt an den König.53

Autoren des 16. Jahrhunderts wie Valentim Fernandes und Francisco Andrade beschreiben auch die Produktion von Zuckerrohr, Mais (!), Gemüse, Reis, Feigen, Melonen und Trauben. Mais gelangte offensichtlich sehr früh nach Cabo Verde: Bei der Untersuchung des Kraters im Tal von Paúl auf der Insel Santo Antão wurden Maispollen für die Zeit zwischen 1500 und 1550 datiert.54

Der Weizenanbau auf Cabo Verde gelang nicht; Weizen wurde in Körnern oder gemahlen aus Europa importiert und diente zur Produktion von Broten für die portugiesische Oberschicht. Auf den Inseln wurde hingegen zur Ernährung der Sklavinnen und Sklaven der milho zaburro, eine Hirseart, angepflanzt.55

Im 16. Jahrhundert bildete sich ein auf der Arbeit der Sklavinnen und Sklaven beruhender Grossgrundbesitz heraus.56 So verfügte beispielsweise die Fazenda von Fernão Fiel de Lugo über 200 Kühe sowie grosse Zuckerrohrplantagen. Zur Bewirtschaftung des Zuckerrohrs besass die Fazenda «industrielle» Einrichtungen, wie etwa Zuckerpressen, Destillationsgeräte und ein Wasserreservoir. Der Grossgrundbesitz in der rechtlichen Form der Morgadios war nach den gesetzlichen Vorgaben an sich nicht aufteilbar; wie es dem feudalen Erbrecht entsprach, wollte man die Zersplitterung in kleine Grundstücke vermeiden. Das Gut ging gemäss dem Ältestenrecht an den Erstgeborenen; dieser Grundsatz wurde aber offensichtlich nicht immer durchgesetzt. Gleichzeitig war auch der Verkauf des Gutes oder von Teilen davon untersagt. Das Verbot des Verkaufs machte den Bodenbesitz immobil und verhinderte dessen Zirkulation. So kam das Land der Verarmten nicht an die Vermögenden. Einige wenige reiche Familien besassen das Landmonopol und zogen sich aus dem Liegenschaftsmarkt zurück. Wenn einem Gutsbesitzer die Sklaven und Sklavinnen fehlten, war es ihm nicht möglich, ein Stück Land zu verkaufen, um zu Geld zu kommen oder seinen Betrieb zu redimensionieren. Die exportorientierte Sklavenwirtschaft auf feudalistischer Grundlage war demnach nicht in der Lage, rechtzeitig auf die Entwicklung des Marktes zu reagieren.

Die extensive Landwirtschaft

Sowohl auf den relativ trockenen Inseln Maio und Boa Vista wie auch auf den gebirgigen und deshalb feuchteren Inseln von Santo Antão, São Nicolau und Brava entwickelte sich gegen Ende des 16. und vor allem im 17. und 18. Jahrhundert eine extensive Viehwirtschaft. Valentim Fernandes umschrieb 1505 in knappen Worten die Besiedlung, die Vegetation, das Vorkommen von Nutztieren und die Topografie der Inseln.57

Diese Inseln waren alle Lehen portugiesischer Adeliger, wobei die Lehensherren meist nicht auf den Inseln wohnten. Sie waren an einer Nutzung des Landes interessiert, die mit möglichst wenig Aufwand verbunden war. Die Anfangsinvestitionen der Viehzucht waren kleiner als diejenigen im Ackerbau. Für das Hüten des Viehs brauchte es nur wenige Sklavinnen und Sklaven; einzig das Schlachten und die Verarbeitung des Fleisches und der Häute erforderten dann eine intensive, fachlich qualifizierte Arbeit, wozu Lohnarbeiterinnen und -arbeiter eingestellt wurden.

Die Viehwirtschaft von Cabo Verde exportierte Felle, Leder und Talg nach Europa. Frisches oder eingesalzenes Fleisch wurde als Schiffsproviant verkauft, wobei nach der Mitte des 17. Jahrhunderts die Konservierungstechniken verbessert wurden.

Auf den «trockenen Inseln» – wie Maio und Boa Vista – entwickelte sich die Ziegenpopulation sehr rasch. Dies zum Schaden des Pflanzen- und Graswuchses, was unter anderem die Bodenerosion förderte. Die ökologische Problematik des Überbestandes von Ziegen (overgrazing) wurde allerdings von den Zeitgenossen kaum erkannt.

Bodenbesitz auf Cabo Verde

Die königliche Urkunde von 1472 brachte einen Kurswechsel im portugiesischen Kolonialmodell: Die Menschen auf Cabo Verde sollten nun selbst Produkte für den Handel mit der Guineaküste herstellen und nicht bloss Handel treiben. Das brachte eine Aufwertung des Bodens mit sich. Aus den Sklaven und Sklavinnen, die früher lediglich eine Handelsware waren, wurden nun Produktivkräfte auf den Inseln.58

Die Urkunde setzte den Akzent auf den Agrarhandel. Das Land war aber nicht einfach frei nutzbar, sondern der König formulierte die Regeln der Besitznahme in Form der «Sesmaria». Die Sesmaria war ein königliches portugiesisches Gesetz aus dem Jahre 1375: Adelige, aber auch Bürgerinnen und Bürger, konnten vom König Land geschenkt bekommen, mussten sich jedoch verpflichten, das Land während mindestens fünf oder zehn Jahren zu nutzen. Mit dem geschenkten Boden allein war allerdings noch keine produktive Landwirtschaft zu betreiben, nun brauchte es neben den Investitionen in Werkzeuge solche in Arbeitskräfte, das heisst in Sklaven und Sklavinnen.

Die Sesmaria schaffte Allodialbesitz, also Eigengüter. Die Inseln im kapverdischen Archipel können in zwei Kategorien unterteilt werden:

•Die östlichen und nördlichen Inseln Santo Antão, São Nicolau, Sal, Boa Vista, Maio und Brava gehörten einem Herrn, die Bewohner waren von ihm abhängig (monopropiedade).

•Santiago und Fogo gehörten verschiedenen Herren (pluripropiedade) und waren wirtschaftlich weit dynamischer als die anderen Inseln. Die Herren dieser Inseln verfolgten die Tendenz, die Erträge ihres Landes nach Portugal zu transferieren und nicht im Lande zu reinvestieren.

2.8.Das Crioulo als Befehls- und Missionssprache

Zur Entstehungsgeschichte des kapverdischen Crioulo gibt es drei Theorien: Entstehung aus den europäischen Sprachen, aus afrikanischen Sprachen abgeleitet oder schliesslich die Entwicklung aus den besonderen lokalen Verhältnissen auf Cabo Verde. Heute wird die Auffassung vertreten, dass es aus einem Pidgin, einer Befehlssprache der Sklavenhalter gegenüber den Sklavinnen und Sklaven, entstanden sei. Aus dem Pidgin entwickelte sich in der Folge das Crioulo, das als eigene Sprache anzusehen ist. Zwar basiert der Wortschatz des Crioulo zu 80 Prozent auf einem älteren Portugiesisch, aber es ist für die Menschen portugiesischer Muttersprache nicht verständlich. Die Crioulo-Varietäten der verschiedenen Inseln unterscheiden sich zudem deutlich.59

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