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Circus Maximus
Rom

Eine Arena für Wettkämpfe, die inklusive Zuschauertribünen 600 x 140 m misst und 380.000 Zuschauer fasst – das ist für heutige Verhältnisse unvorstellbar. Und doch gab es sie im alten Rom: den Circus Maximus. Circus-Arenen fand man im ganzen Imperium, doch der Circus Maximus war die größte und älteste. Seine Geschichte reicht zurück bis in die römische Königszeit; erst unter Caesar wurden die hölzernen Tribünen teilweise durch steinerne ersetzt. Der Circus erhielt jedoch schon vorher seine kanonische Form, mit einem Mittelstreifen, der die längliche Rennbahn teilt, auf einer Seite gerade abgeschlossen, auf der anderen oval. Bis zu 24 Wagenrennen am Tag fanden hier statt, wenn Zirkusspiele (zu denen auch Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe gehörten) anberaumt wurden. Für die Römer war der Eintritt gratis, denn die Zirkusspiele fanden im Rahmen von öffentlichen Festen statt, an denen die Arbeit ruhte – eine willkommene Gelegenheit zum Ausspannen, da man im alten Rom keine Sonntagsruhe kannte. Die beliebteste Veranstaltung im Circus waren die Rennen, bei denen man auf bestimmte Wagenlenker bzw. Teams wettete. Auch die Kaiser mochten den Rennsport: Domitian ließ den nahegelegenen Kaiserpalast im 1. Jh. n. Chr. so ausbauen, dass er die Rennen sozusagen direkt von seiner Terrasse aus verfolgen konnte. Im 1. Jh. spielt auch der Roman Ben Hur, dessen Protagonist in der entscheidenden Szene ein Wagenrennen im Circus von Jerusalem bestreitet; dabei erfährt der Leser, dass er seine Fähigkeiten bereits früher im Circus Maximus bewiesen hat – leider entgegen aller historischen Genauigkeit, denn als Adoptivsohn eines Konsuls hätte er gar nicht an Wagenrennen teilnehmen dürfen. Dieses war den untersten Schichten vorbehalten.


Aus: Lewis Wallace, Ben Hur (1880)

Lewis Wallace (1827–1905)

war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Politiker. Von literarischer Bedeutung ist allein seine Erzählung Ben Hur, die Ende des 19. Jhs. das meistverkaufte belletristische Werk der Welt war und den historischen Roman entscheidend beeinflusste.

„Auch dir, Sohn des Arrius, wünsche ich Glück. Deine Farbe ist Weiß, Messalas Scharlach und Gold. Die Wirkungen dieser Wahl sind bereits erkennbar. Knaben rufen in den Straßen weiße Bänder zum Verkaufe aus, morgen wird jeder Araber und Jude in der Stadt eins tragen. Im Zirkus wirst du sehen, daß Weiß ziemlich gleichmäßig mit Rot die Galerien teilen wird.“

„Die Galerien, aber nicht die Tribüne über der Porta Pompä.“

„Nein, dort wird Scharlach und Gold vorherrschen. Aber wenn wir gewinnen“ – Malluch konnte bei dem Gedanken ein vergnügtes Lachen kaum unter­drücken – „wenn wir gewinnen, wie werden die hohen Herren zittern! Sie werden natürlich ihrer Verachtung alles Nichtrömischen entsprechende Wetten eingehn und zwei, drei, fünf gegen eins auf Messala setzen, weil er ein Römer ist.“ Seine Stimme noch mehr dämpfend, fügte er hinzu: „Es steht einem Juden, der im Tempel einen guten Platz einnimmt, schlecht an, sein Geld in dieser Weise aufs Spiel zu setzen, doch, im Vertrauen gesagt, ich werde einen Freund unmittelbar hinter dem Sitz des Konsuls haben, der Wetten von drei oder fünf oder zehn gegen eins annehmen wird – bis zu dieser Höhe mag ihre Tollheit steigen. Ich habe ihm zu diesem Zwecke eine unbegrenzte Anweisung ausgestellt.“

„Ja, Malluch,“ sprach Ben Hur, „veranlasse ihn, Wetten mit Messala und seinen Anhängern zu suchen. Je höhere Wetten Messala eingeht, um so besser. Vielleicht kann ich sein Vermögen mit seinem Stolze vernichten. Darum bleibe nicht beim Angebot von Sesterzien stehn. Biete Talente, wenn sich jemand findet, der so hoch zu gehn wagt. Fünf, zehn, zwanzig Talente; ja fünfzig, wenn die Wette mit Messala selbst gilt!“

„Das ist eine ungeheure Summe,“ sprach Malluch. „Ich müßte Bürgschaft stellen.“

„Das sollst du. Geh zu Simonides und sage ihm, daß ich die Sache geordnet wünsche. Sage ihm, daß es mein Wunsch und Wille sei, meinen Feind zugrunde zu richten, und daß die Gelegenheit günstig genug sei, um es auf ein solches Wagnis ankommen lassen zu können. Der Gott unserer Väter möge mit uns sein! Geh, guter Malluch, laß die Gelegenheit nicht entschlüpfen.“

Freudig erregt nahm Malluch von ihm Abschied und wandte sich zum Fortreiten, kehrte aber sogleich wieder um.

„Vergebung!“ sprach er zu Ben Hur. „Ich habe noch etwas mitzuteilen. Ich konnte Messalas Wagen nicht selbst in der Nähe besichtigen, ließ ihn aber durch einen anderen messen, und wie dieser mir mitteilt, steht seine Radnabe eine ganze Handbreit höher über dem Boden als die deinige.“

„Eine Handbreit! So viel!“ rief Ben Hur voll Freude.

In diesem Augenblick brach Ilderim in laute Rufe des Erstaunens aus.

„Ha, bei der Herrlichkeit Gottes! was ist das?“

Er trat zu Ben Hur und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle der Bekanntmachung.

Ben Hur nahm das Papier, das vom Präfekten der Provinz als dem Veranstalter der Spiele unterschrieben war. […] Die Stadt veranstalte das Schauspiel zu Ehren des Konsuls. Der Preis bestehe in hunderttausend Sesterzien und einem Lorbeerkranze. Dann folgte eine Beschreibung der einzelnen Viergespanne, die zugelassen waren.

I. Viergespann des Korinthiers Lysippus: Zwei Grauschimmel, ein Brauner, ein Rappe. Als Mitrenner eingeschrieben voriges Jahr in Alexandrien und ebenso in Korinth, wo sie Sieger waren. Lenker: Lysippus. Farbe: Gelb.

II. Viergespann des Römers Messala: Zwei Schimmel, zwei Rappen. Sieger bei den vorjährigen Wettspielen im Zirkus Maximus. Lenker: Messala. Farben: Scharlach und Gold.

III. Viergespann des Atheners Kleanthes: Drei Grauschimmel, ein Brauner. Sieger bei den Isthmischen Spielen im vorigen Jahre. Lenker: Kleanthes. Farbe: Grün.

IV. Viergespann des Byzantiners Dikaios: Zwei Rappen, ein Grauschimmel, ein Brauner. Im letzten Jahre Sieger in Byzanz. Lenker: Dikaios. Farbe: Schwarz.

V. Viergespann des Sidoniers Admetus: Vier Grauschimmel. Dreimal in Cäsarea eingeschrieben und dreimal Sieger. Lenker: Admetus. Farbe: Blau.

VI. Viergespann Ilderims, Scheiks der Wüste. Alle vier braun. Erstes Rennen. Lenker: Ben Hur, ein Jude. Farbe: Weiß

Lenker: Ben Hur, ein Jude!

Weshalb dieser Name statt Arrius? – Ben Hur blickte Ilderim an. Beide kamen zu demselben Schlusse: Das war die Hand Messalas!


Engelsburg
Rom

Ein klangvoller Name, Engelsburg. Selbstverständlich hieß dieses imposante Gebäude am Tiber in der Antike anders, nämlich „Hadrianeum“: Es ist das Mausoleum des Kaisers Hadrian. Noch zu seinen Lebzeiten begann der Bau, den der Kaiser selbst entwarf, ein Jahr nach seinem Tod 138 n. Chr. wurde das Grabmal fertiggestellt. Sieben römische Kaiser wurden hier bestattet, neben Hadrian u. a. Mark Aurel und Caracalla. 64 m misst der Rundbau im Durchmesser, 20 m ist er hoch. Die baulichen Anklänge an das Augustusmausoleum (s. S. 52) sind unverkennbar; wahrscheinlich war auch die Oberseite dieses Grabmals bepflanzt und auch hier stand wohl auf der Spitze eine Statue des Kaisers. Umfunktioniert wurde das Hadrianeum zum ersten Mal unter Kaiser Aurelian (Ende 3. Jh.), der es in die stärker ausgebaute Stadtmauer integrierte, zur Verteidigung der Stadt gegen Angriffe von außen; ab hier war es tatsächlich eine Burg. Der Name „Engelsburg“ stammt der Legende nach aus dem Jahr 590, als Papst Gregor eine Erscheinung hatte: Er sah den Erzengel Michael mitsamt gezücktem Schwert auf der Burg stehen und das Ende der in Rom wütenden Pest verkünden. Die Folge: Hadrians Skulptur wurde entfernt, ein Engel mit Schwert aufgestellt. Heute säumen zehn weitere Engelsstatuen die Brücke aus dem Jahr 133 n. Chr., die über den Tiber zur Engelsburg führt. Ihr Name ist natürlich: „Engelsbrücke“. Die Engelsburg wurde zum Zufluchtsort für Päpste, nicht zuletzt beim legendären Sacco di Roma 1527. Es entstanden ein berüchtigtes Verlies und eine Hinrichtungsstätte für päpstliche Feinde (wie der Bericht Friedrich von Oppeln-Bronikowskis lebhaft zeigt), dazu Waffenkammern und Zugbrücken, schließlich schaffte man sogar Kanonen an. Alles in allem also ein harmloser Name für ein äußerst wehrhaftes Gebäude.


Aus: Friedrich von Oppeln-Bronikowski,

Schlüssel und Schwert (1929)

Friedrich von Oppeln-Bronikowski (1873–1936)

war ein deutscher Kulturhistoriker und Schriftsteller. Seine Erzählungen beschäftigen sich vielfach mit Preußen und dem Militär. In seinen späten Schriften setzte er sich kritisch mit dem Antisemitismus aus­einan­der.

Nach der Huldigung des römischen Adels hatte Sixtus den Senator und die Konservatoren von Rom empfangen und drohend Gehorsam verlangt. Und an demselben Tage, wo er den Orsini eingeschüchtert hatte, erschrak ganz Rom über das erste Zeichen seiner Strenge.

Um den ewigen Morden und Straßenkämpfen Einhalt zu tun, verordnete er etwas sehr Einfaches: er verbot das Waffentragen bei Todesstrafe. Vier junge Windbeutel, die während des Interregnums von den Sforza angeworben waren, hatten dies Verbot nicht befolgt und waren mit ihren Büchsen nach Hause gegangen. Sie wurden verhaftet und sofort zum Tode verurteilt. Am Abend erschienen mehrere Kardinäle bei Sixtus und stellten ihm vor, daß vor der Krönungsfeierlichkeit noch nie ein Mensch hingerichtet worden sei. Doch er blieb unerbittlich. „Wir können Unsere eigenen Verordnungen nicht Lügen strafen“, sagte er fest. Und am nächsten Morgen wurden die vier Jünglinge vor der Engelsburg gehenkt. […]

So hatte sich Sixtus binnen drei Tagen Achtung verschafft. Ein Blick, ein Wort, eine Tat hatten genügt. Aber der schwerere Teil seiner Aufgabe lag außerhalb Roms: die Ausrottung der Banditen. Sie konnte nicht von heute auf morgen gelingen. […] Seit Menschengedenken hatte es Banditen gegeben, und zählte man alle zusammen, so überstiegen sie gegenwärtig die Zahl aller italienischen Truppen. Wer diese Eiterbeule aufschneiden wollte, konnte einen allgemeinen Umsturz herbeiführen, die weltliche Macht des Kirchenstaates völlig zerstören. Es war noch ein Glück, daß das Konklave so schnell zu Ende gegangen war, doch inzwischen hatten sie Zeit gehabt, sich zu sammeln, und so lagerten sie schon vor den Toren Roms, wie die Horden Alarichs oder Attilas. Am klügsten schien es, sie nicht zu reizen, aber Sixtus nahm den Kampf auf Leben und Tod an.

Er begann mit einem Geniestreich. Er verzichtete auf das strittige Lehen, das Gregor dem Fürsten Colonna entrissen hatte, und söhnte ihn so mit dem Heiligen Stuhle aus. Dann benutzte er eine Erkrankung des Fürsten, um dessen Bravi in seinen Dienst zu nehmen und die Räuber durch ihresgleichen auszutilgen. Er unterstellte diese kriegerprobten Leute dem Bruder des Fürsten, dem Kardinal Colonna, und schickte den Signor Giacomo zum Teufel.

An ihrer Spitze zog der Kirchenfürst ins Feld, griff die einzelnen Räuberbanden an, wo er sie fand, und machte viele nieder; den Rest drängte er auf das Gebiet von Neapel. Den Hauptschlag führte er gegen die Bande des Priesters Guercino, dem Gregor einst die Absolution für vierzig Morde erteilt hatte. Der Räuberhauptmann selbst fiel in die Hände der Sieger. Sixtus ließ ihm den Kopf abschlagen und ihn zum blutigen Hohn, mit einer goldenen Krone geschmückt, vor der Engelsburg ausstellen. So endete der „König der Campagna“, dessen Horden einst Donna Camillas unglücklichen Eidam ermordet hatten. Sie selbst fuhr zur Engelsburg hin und nickte befriedigt beim Anblick des scheußlichen Hauptes.

Seitdem ergriff lähmender Schrecken die Räuber, und wie durch Zauberschlag war die Campagna von dieser Plage befreit.


Kolosseum
Rom

Was der Parthenon für Athen, das ist das Kolosseum für Rom: Wahrzeichen und Zeuge einer großen Vergangenheit. Errichtet wurde es ab 72 n. Chr. durch Vespasian, durchaus als politischer Akt: Der frischgebackene Kaiser nutzte als Baugrundstück ein Gebiet am Hügel Esquilin, auf dem der beim Volk verhasste Nero zuvor seine domus aurea, sein „goldenes Haus“, hatte bauen lassen – ein Palast, so groß, dass der Dichter Martial ihn als eigenen „Stadtteil“ beschreibt (immerhin etwa 800.000 m2). Mit knapp 530 m Umfang ist das Kolosseum nicht ganz so groß, aber dennoch gewaltig; 50.000 Zuschauer hatten Platz darin. Vespasian erlebte die Fertigstellung nicht mehr, erst im Jahr nach seinem Tod, 80 n. Chr., eröffnete Kaiser Titus feierlich das Kolosseum oder Amphitheatrum Flavium, so sein offizieller Name, nach dem Kaisergeschlecht der Flavier. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten starben etwa 5000 Tiere und natürlich auch unzählige Gladiatoren. Dass das Kolosseum mitten in der großen Stadt, wo die Nachfrage nach Baumaterial nie versiegte, heute noch in einem einigermaßen akzeptablen Zustand ist, liegt daran, dass der Papst es im 18. Jh. zur heiligen Märtyrerstätte erklärte – immerhin wurden hier zahlreiche Christen öffentlich hingerichtet. Diese Tatsache trägt sicherlich zur Faszination bei, die die heutigen Besucher des Kolosseum genauso erfüllt wie die Figuren in Jean Pauls Roman Titan (auch wenn der Autor selbst niemals in Italien war).


Aus: Martial,

Das Buch der Spiele (80 n. Chr.)

Martial (40–ca. 102 n. Chr.)

war ein römischer Dichter, der ursprünglich aus Nordspanien stammte und fast ausschließlich Epigramme verfasste. Über 1500 dieser oftmals satirischen Kurzgedichte sind erhalten. Sein Buch der Spiele erschien anlässlich der Eröffnung des Kolosseums in Rom.

Hier, wo sich das Gebäude des erhabenen Amphitheaters erhebt,

befanden sich einst die Teiche des Nero.

Hier, wo wir das schnell errichtete Geschenk der Thermen bewundern,

hat ein majestätisches Grundstück einst den Armen die Wohnung geraubt.

Hier, wo heute die claudische Säulenhalle Schatten spendet,

stand noch der äußerste Teil des Hofs, der nun fort ist.

Rom ist sich selbst zurückgegeben worden und unter deiner Aufsicht, Kaiser,

erfreut heute das Volk, was zuvor nur den Kaiser erfreute.

Aus: Jean Paul, Titan (1803)

Jean Paul (1763–1825),

bürgerlich Johann Paul Richter, war ein deutscher Schriftsteller und gilt als einer der Wegbereiter der literarischen Epoche der Romantik. Mit seinen hintergründigen Romanen wurde er schnell bekannt, auch wenn Goethe und Schiller seinen oft humorvollen Stil ablehnten.

Sie gingen über das Forum auf der via sacra zum Coliseo, dessen hohe zerspaltene Stirn unter dem Mondlicht bleich herniederschauete. Sie standen vor den grauen Felsenwänden, die sich auf vier Säulenreihen übereinander hinaufbaueten, und die Flammen schossen hinauf in die Bogen der Arkaden, hoch oben das grüne Gesträuch vergoldend und tief in die Erde hatte sich das schöne Ungeheuer schon mit seinen Füßen eingegraben. Sie traten hinein und stiegen am Gebürge voll Felsenstücke von einem Sitze der Zuschauer zum andern; Gaspard wagte sich nicht zum sechsten oder höchsten, wo sonst die Männer standen, aber Albano und die Fürstin. Da schauete dieser über die Klippen auf den runden grünenden Krater des ausgebrannten Vulkans herunter, der einst auf einmal neuntausend Tiere verschlang und der sich mit Menschenblut löschte – der Flammenschein fuhr in das Geklüft und ins Geniste des Efeus und Lorbeers und unter die großen Schatten des Mondes, die wie Abgeschiedne sich in den Höhlen aufhielten – im Süden, wo die Ströme der Jahrhunderte und der Barbaren hereingedrungen waren, standen einzelne Säulen und geschleifte Arkaden – Tempel und drei Paläste hatte der Riese mit seinen Gliedern genährt und gefüttert, und noch schauete er lebendig mit seinen Wunden in die Welt.

„Welch ein Volk!“ (sagte Albano) „Hier ringelte sich die Riesenschlange fünfmal um das Christentum – Wie ein Hohn liegt drunten das Mondlicht auf der grünen Arena, wo sonst der Kolossus des Sonnengottes stand – Der Stern des Nordens schimmert gesenkt durch die Fenster, und der Drache und die Bären bücken sich. Welch eine Welt ist vorüber!“ – Die Fürstin antwortete, „daß zwölftausend Gefangne dieses Thea­ter baueten und daß noch weit mehrere darauf bluteten“. – „O die Bau-Gefangnen haben wir auch,“ (sagt’ er) „aber für Festungen; und das Blut fließet auch noch, aber mit dem Schweiß! Nein, wir haben keine Gegenwart, die Vergangenheit muß ohne sie die Zukunft gebären.“

Die Fürstin ging weg, um einen Lorbeerzweig und blühenden Güldenlack zu brechen. Albano versank ins Sinnen – der Herbstwind der Vergangenheit ging über die Stoppeln – auf dieser heiligen Höhe sah er die Sternbilder, Roms grüne Berge, die schimmernde Stadt, die Cestius-Pyramide, aber alles wurde zur Vergangenheit, und auf den zwölf Hügeln wohnten, wie auf Gräbern, die alten hohen Geister und sahen streng in die Zeit, als wären sie noch ihre Könige und Richter.


Konstantinsbogen
Rom

Triumphbögen gehören zu den bildmächtigsten Monumenten der römischen Antike. Auf dem und um das Forum Romanum herum finden sich gleich drei; der größte von diesen steht vor dem Kolosseum an der Via Triumphalis, kurz bevor die Via Sacra in sie einmündet: der gewaltige Konstantinsbogen, hoch wie ein sechsstöckiges Gebäude. Errichtet wurde der 25 m breite und über 20 m hohe Triumphbogen 312–315 n. Chr., um den Sieg Kaiser Konstantins I. über Maxentius zu feiern, seinen Widersacher innerhalb des „Tetrarchie“ genannten Vierherrscherkollektivs, das über ein Jahrzehnt lang das Römische Reich unter sich hatte. In der legendären Schlacht an der Milvischen Brücke fiel Ende Oktober 312 die Entscheidung – Maxentius unterlag, obgleich er über wesentlich mehr Soldaten verfügte. Der Herausforderer, sein Schwager Konstantin, wurde letztendlich zum alleinigen Kaiser Roms und spielte eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung und Anerkennung des Christentums im Reich. Berühmt geworden ist die Legende, Konstantin habe vor dieser Schlacht eine Erscheinung in Form eines christlichen Kreuzes gehabt, auf dem auf Griechisch stand: „In diesem Zeichen wirst du siegen“ (auf Latein: „in hoc signo vinces“). Interessant ist, dass oben am Triumphbogen alte Reliefmedaillons aus der Zeit Traians angebracht wurden; sie ermöglichen einen direkten Vergleich der künstlerischen Stile. J. J. Winckelmann, der „Vater der Kunstgeschichte“ und Begründer der modernen Archäologie, geht mit den konstantinischen Darstellungen hart ins Gericht. Nach dem Grad der „Schönheit“ gemessen, wie er sie definiert, sind sie auf der Skala jedenfalls ganz weit unten angesiedelt. Es kommt eben doch nicht nur auf die Größe an.


Aus: Johann Joachim Winckelmann,

Gedanken über Kunstwerke (ca. 1760)

Johann Joachim Winckelmann (1717–1768)

war ein deutscher Archäologe und gilt als Begründer der modernen Kunstgeschichte. Seine Geschichte der Kunst des Alterthums war eine bahnbrechende Publikation und beeinflusste wie kein zweites Werk die Entwicklung der Archäologie.

Man muß nicht aus einem oder dem andern Werke, oder gar aus schlechten Arbeiten auf die Komposition der Alten schließen. Man würde ungerecht sein gegen die Alten, wenn man sie in diesem Punkte nach den großen Basreliefs unter Constantins Bogen richten wollte. Man siehet hier drei Gesichter in einer Linie, zwei andere Köpfe so nahe aneinander gegen sich gekehrt, als Personen, die sich küssen wollen, und unter den drei bezeichneten Köpfen zwei andere ebenfalls in einer Linie.

Man kann den Unterschied zwischen den Arbeiten der Künstler zu Konstantins Zeiten und der Arbeit zu den Zeiten des Trajanus miteinander vergleichen an dem Triumphbogen Constantins. Die Figuren der vier Flüsse in den Eken des Bogens und die vier Victorien über dem Bogen unter der Cornische sind abscheulich; die ovalen erhobenen Arbeiten hingegen sehr schön.

Es gehet mit dem Urtheil über Werke der Kunst wie mit Lesung der Bücher: man glaubet zu verstehen, was man lieset, und man verstehet es nicht, wenn man es erklären soll. Ein anderes ist, den Homerus lesen, ein anderes ist, ihn im Lesen zugleich zu übersezen. Mit Geschmak die Werke der Kunst ansehen und mit Verständigkeit sind zwei verschiedene Dinge, und aus einem allgemeinen richtigen Gedanken über dieselben ist nicht auf die Kenntniß zu schließen, so wie es nicht folget, wenn Cicero saget, „daß Kanachus oder Kalamis härter als Polyktus gewesen,“ daß er gründlich verstanden habe, was er schrieb. (?) […]

Die Schönheit ist nichts anderes, als das Mittel von zwei extremis. Wie eine Mittelstraße in allen Dingen das Beste ist, so ist sie auch das Schönste. Um das Mittel zu treffen, muß man die beiden extrema kennen. Gott und die Natur hat das Bessere gewählt, und die Schönheit der Form bestehet selbst darin, daß sich Dinge zu einem Mittel verhalten. Die Uniformität macht keine Schönheit. Unser Gesicht konnte also nicht wie das Gesicht der Thiere aus zwei Theilen, Stirn und Nase, bestehen. Die Harmonie ist vollkommen in ungleichen Zahlen; zwei Dinge neben einander thun ohne ein drittes nicht gut, wenn aber die Gleichheit der Zahlen wächst, so wird die Uniformität unmerklicher, und sie nehmen die Natur der ungleichen Zahlen an.

Vermuthlich ist die Kunst nach folgendem Grade gestiegen: Erstlich suchete man die Form an sich, alsdann die Proportion, sodann Licht und Schatten, hierauf die Schönheit der Form, alsdann das Colorit, ferner die Gratie der Gewänder, dann die Fülle der Gewänder.


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Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
23 декабря 2023
Объем:
255 стр. 109 иллюстраций
ISBN:
9783943904277
Правообладатель:
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