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DIE KÖRPERSPRACHE/ DAS AUSDRUCKSVERHALTEN DES HUNDES

Das Ausdrucksverhalten von Hunden ist unendlich vielfältig und interessant. Die Kopf- und Rutenhaltung, die Stellung der Augen, der Ohren und des Fells, die Körperhaltung, der Blick – all das gilt es zu verstehen und in Beziehung zueinander zu setzen. Eine hoch aufgerichtete Körperhaltung mit intensivem Fokus der Augen auf ein bestimmtes Ziel kann nämlich interessiertes Beobachten (zum Beispiel eines Beutetieres) oder auch Fixieren eines Gegners sein – je nachdem, was anhand der Situation und der anderen Körpersignale zu sehen ist. Auch hier wäre wieder der Rahmen des Buches gesprengt, wenn das gesamte Ausdrucksverhalten des Hundes erklärt werden sollte. Wahrscheinlich braucht es sowieso Jahrzehnte des intensiven Zusammenlebens und Beobachtens, ehe man annähernd alles verstanden hat – vielleicht reicht ein Menschenleben auch gar nicht aus?!

Beschränken wir uns also auf ein paar wichtige Elemente des Ausdrucksverhaltens, auf die Sie achten sollten, um die Situation richtig zu deuten und möglichst effizient in sie eingreifen zu können.


DIESER HÜNDIN SIEHT MAN IHRE ERREGUNG DEUTLICH AN. DIE RUTE STEIL ERHOBEN, EINEN VORDERLAUF LEICHT ANGEWINKELT, DIE NASE ZIELGERICHTET WITTERND IN DER LUFT UND GLEICHZEITIG KONZENTRIERT SCHAUEND – DA KANN DAS BEUTETIER NICHT WEIT SEIN. HIER GILT ES, SCHNELLSTENS IN DIE SITUATION EINZUGREIFEN UND DEN HUND ANZULEINEN.


DER RIESENSCHNAUZER VASCO VERFOLGT MIT TIEF LIEGENDER NASE AUFGEREGT EINE SPUR. DIE HOCH ERHOBENE RUTE ZEIGT DEUTLICH SEINE KONZENTRIERTE ANSPANNUNG. DIESES ABLAUFEN EINER SPUR ERFOLGT MEISTENS BEI ZIEMLICH HOHEM TEMPO, UND MANCHE HUNDE STELLEN DABEI AUCH DAS DECKHAAR IM BEREICH DER SCHULTERBLÄTTER UND DES RÜCKENS AUF, WAS EIN WEITERES ZEICHEN DAFÜR IST, WIE AUFGEREGT SIE SIND.


DER JUNGE MAGYAR-VIZSLA-RÜDE FINDUS SCHAUT KONZENTRIERT AUF DEN BODEN VOR SICH. GLEICH WIRD ER ZUM SO GENANNTEN „MÄUSESPRUNG“ ANSETZEN ODER ENTHUSIASTISCH ANFANGEN ZU GRABEN. DURCH SEINE AUF DEN BODEN GERICHTETE AUFMERKSAMKEIT KÖNNEN WIR SICHER SEIN, DASS ES SICH UM EIN KLEINES BEUTETIER WIE ZUM BEISPIEL EINE MAUS ODER EINEN MAULWURF HANDELT.


DAS WÄLZEN IM GRAS KANN AUS UNTERSCHIEDLICHEN GRÜNDEN GEZEIGT WERDEN. EINIGE HUNDE LIEBEN ES EINFACH, SICH AM BODEN ZU SCHUBBERN, ANDERE TUN ES NUR DANN, WENN SIE DIE LOSUNG EINES POTENTIELLEN BEUTETIERES FINDEN.


STEHT EIN HUND MIT ANGEWINKELTEM VORDERLAUF VOR, VERMUTET ER ENTWEDER EIN BEUTETIER IN DER ANGEGEBENEN RICHTUNG, ODER ER HAT ES BEREITS GESEHEN. IN JEDEM FALL SOLLTE MAN IHN ANLEINEN UND ZUSEHEN, DASS SEINE KONZENTRATION AUF ANDERE DINGE ODER EREIGNISSE UMGELENKT WIRD.


HIER SEHEN WIR NOCHMALS DEN RIESENSCHNAUZER VASCO, DER MIT ANGESPANNTER KÖRPERHALTUNG INTERESSIERT AUF WITTERUNG GEHT. ALS DIESE AUFNAHME GEMACHT WURDE, WAREN SOWOHL SEINE BESITZERIN ALS AUCH ICH FROH, DASS ER GERADE ANGELEINT WAR, DENN WIE MAN AN DER GESPANNTEN LEINE SIEHT, HÄTTE ER NUR ALLZU GERN NACHGESEHEN, WAS SICH DORT IM GEBÜSCH VERBIRGT...


DIESE AFGHANENHÜNDIN PIRSCHT SICH VORSICHTIG HERAN. IHRE KÖRPERHALTUNG IST GEDUCKT, SIE BEWEGT SICH LANGSAM, BEINAHE IN ZEITLUPE. SIE IST NOCH JUNG UND UNERFAHREN UND WEISS NOCH NICHT RECHT, WAS SIE MIT DER SITUATION ANFANGEN SOLL. LÄSST MAN IHR DIE MÖGLICHKEIT ZUM ÜBEN, WIRD SIE SCHON BALD ÜBER MEHR ERFAHRUNG IM ERLEGEN VON KLEINEN BEUTETIEREN VERFÜGEN UND ENTSCHLOSSENER HANDELN.


EIN ANDERER JUNGER AFGHANE SCHEUCHT MÖWEN AM STRAND AUF. WINDHUNDE KÖNNEN SPITZENGESCHWINDIGKEITEN VON CA. 100 KM/H ERREICHEN, ALLERDINGS NUR ÜBER KURZE STRECKEN. EINEN GESUNDEN VOGEL ERWISCHEN SIE NATÜRLICH NICHT, WESHALB VIELE IHRER BESITZER DIESES AUFSCHEUCHEN TOLERIEREN.

DIE SINNE IM EINSATZ

Haben Sie schon einmal darauf geachtet, wie Ihr Hund seine Sinne einsetzt? Die meisten Menschen sind überrascht, wenn sie erfahren, dass der Hund zunächst seine Augen, dann die Ohren und erst dann seine stärkste Sinnesleistung, die Nase, benutzt, um Beute ausfindig zu machen. Dabei geht er zunächst auf Witterung, und nur wenn dies erfolglos bleibt, versucht er, eine Spur zu finden, der er nachgehen kann. Der Grund hierfür ist, dass der Hund immer versuchen wird, auf dem Weg zur Beute zu kommen, der den geringsten Arbeitsaufwand erfordert. Denn in freier Wildbahn geht es darum, die zur Verfügung stehende Energie möglichst effizient einzusetzen. Am wenigsten anstrengend ist es also, zunächst einmal nachzusehen, ob ein potentielles Beutetier zu erspähen ist. Auch der Einsatz der Ohren, um zum Beispiel ein Rascheln oder Knacken im Unterholz zu hören, erfordert keine übermäßige Anstrengung und nur wenig Energieverbrauch. Am meisten gefordert ist der Hund, wenn er konzentriert einer Spur folgt, und zwar insbesondere dann, wenn diese schon einige Stunden oder Tage alt ist und durch schwieriges Gelände führt.

Beobachten Sie Ihren Hund also sorgfältig. Wann haben Sie das Gefühl, dass er sich nach Beute orientiert? Genau jetzt wäre nämlich der richtige Zeitpunkt, ihn entweder anzuleinen oder mit einer Aufgabe zu beschäftigen. Welche Aufgaben das sein könnten und welche Kommandos Sie am sinnvollsten einsetzen können, lesen Sie im nächsten Kapitel über das Training.





In dem folgenden Teil des Buches stelle ich Ihnen das Training vor, mit dem ich seit vielen Jahren arbeite und mit dem ich bei den meisten Hunden zum gewünschten Trainingserfolg gekommen bin. Bei der Umsetzung gibt es einiges zu bedenken:

 Das Trainingsprogramm besteht aus vielen einzelnen Elementen, die meiner Erfahrung nach nur in der Summe zum gewünschten Erfolg führen. Mit anderen Worten: Mit Nasenarbeit oder dem kommunikativen Spazierengehen allein werden Sie Ihren Hund nicht vom unerwünschten Jagdverhalten abbringen. Insbesondere nicht, wenn der Jagdtrieb stark ausgeprägt ist. Beachten Sie aber alle – oder zumindest die meisten – dieser Punkte, werden sich schnell die ersten Trainingserfolge einstellen.

 Erwarten Sie von sich und Ihrem Hund keine Wunder! Dieses Training erfordert Einfühlungsvermögen, Geduld, Konsequenz, Voraussicht und letztendlich auch Erfahrung. All das ist nicht von heute auf morgen zu erreichen. Gehen Sie nicht zu verbissen an die Sache heran. Geben Sie sich und Ihrem Hund Zeit und haben Sie Spaß zusammen!

 Stellen Sie sich darauf ein, dass es Rückschläge geben wird. Vor allem dann, wenn Sie nach den ersten kleinen Trainingserfolgen zu schnell zu leichtsinnig werden.

 Führen Sie ein Trainingstagebuch. Wenn Sie genau aufschreiben, was wann trainiert wurde und wie der Hund darauf reagiert hat, finden Sie schneller die Fehlerquellen, wenn eine Übung mal nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat. Das Trainingstagebuch hat sich schon oft als wertvolle Hilfe erwiesen, wenn es darum ging, diese Fehlerquellen zu finden. Zusätzlich setze ich es gerne ein, wenn ein Hundebesitzer verzweifelt und glaubt, sein Hund mache gar keine Fortschritte, denn beim Rückwärtsblättern im Tagebuch wird in der Regel schnell klar, dass sich das Verhalten des Hundes sehr wohl schon verbessert hat.


GRUNDLAGEN ZUM TRAINING
DIE EIGENE KÖRPERSPRACHE

Wenn Sie mit Ihrem Hund unterwegs sind und auf Wild treffen, ist es wichtig, dass Sie ruhig bleiben und nicht über Ihre Körpersprache Spannung aufbauen. Wenn Sie zum Beispiel Rehe sichten und erschrocken zusammenfahren oder sofort die Leine ruckartig herannehmen, so wird dies für den Hund zum untrüglichen Zeichen dafür, dass Wild in der Nähe ist.

Das Gleiche gilt, wenn Sie in ständiger Erwartung, dass Beutetiere auftauchen könnten, ständig um sich schauend herumschleichen. Aus Sicht des Hundes verhalten Sie sich so, als seien Sie auf der Suche nach Beutetieren. Oft genug habe ich während des Trainings Hundeführer beobachtet, die unsicher und mit ständig suchendem Blick durch den Wald oder über die Felder liefen – und dabei genauestens von ihren Hunden beobachtet wurden. Sobald der Mensch dann stehen blieb oder angestrengt in eine Richtung schaute, wurde dies vom Hund registriert und sofort überprüft, ob irgendwo lohnenswerte Beute entdeckt wurde.

Ein weit verbreiteter Fehler ist es auch, dem Hund hinterherzurennen, nachdem er bereits durchgestartet ist. Der Hund kann das leicht missverstehen: „Oh, toll, mein Mensch rennt mit, wir jagen gemeinsam...“


EINE ENTSPANNTE KÖRPERHALTUNG UND RUHIGE AUSSTRAHLUNG VERMITTELN SOUVERÄNITÄT UND GELASSENHEIT, DIE SICH AUCH AUF DEN HUND ÜBERTRAGEN.

DER RICHTIGE EINSATZ DER STIMME

Der richtige Einsatz der Stimme ist enorm wichtig. Nicht ohne Grund sind die Wörter Stimme und Stimmung vom Wortstamm her verwandt. Über Ihre Stimme können Sie die unterschiedlichsten Stimmungen vermitteln – bewusst oder unbewusst. Also gilt auch hier: Wenn Sie ein Beutetier entdecken, rufen Sie den Hund nicht mit aufgeregter Stimme, werden Sie nicht hektisch, sondern bleiben Sie vollkommen ruhig und rufen Sie so ab, als sei gar nichts Besonderes.

Wenn Sie laut und eventuell noch mit sehr aufgebrachter Stimme rufen, signalisieren Sie Ihrem Hund nur die Außergewöhnlichkeit des Augenblicks. Sofort wird er sich umschauen, was denn so besonders ist.

NACHDEM DIESE HÜNDIN MIT RUHIGER UND LEISER STIMME ANGESPROCHEN WURDE, HORCHT SIE KONZENTRIERT UND AUFMERKSAM, WAS IHR MENSCH IHR SAGEN MÖCHTE.


Von Vorteil ist es hingegen, eine ruhige und dabei leise Stimme einzusetzen, wenn Sie die Aufmerksamkeit Ihres Hundes auf sich ziehen wollen. Das kommt daher, dass Hunde im genetisch fixierten Verhaltensrepertoire gespeichert haben, sehr konzentriert auf leise Töne zu achten. Weshalb? Weil sich Beutetiere in der Regel leise verhalten. Denken Sie an das Rascheln des Laubes, wenn eine Maus sich ihren Weg durch die Blätter sucht, das Knacken der Äste, wenn ein größeres Beutetier durch das Dickicht läuft, usw. Nun kommt das leise Geräusch von Ihnen, und das bedeutet, dass sich Ihr Hund konzentriert in Ihre Richtung orientieren wird. Probieren Sie es aus, Sie werden überrascht sein, wie gut es funktioniert. Wenn Ihr Hund ein Stück vor Ihnen läuft, erzeugen Sie mit Ihrer Stimme ein leises Geräusch, wie zum Beispiel einen Zischlaut. Wenn Ihr Hund sich erstaunt umschaut, um herauszufinden, woher dieses Geräusch kommt, loben Sie ihn und halten Sie ihm ein Leckerchen hin. Dann treten Sie auf einen kleinen Ast, so dass dieser knackt. Sobald Ihr Hund sich fragend umschaut, wer oder was dieses Geräusch verursacht hat, beziehen Sie ihn wieder durch das verbale Lob und anschließende Leckerchen auf sich. Dann rascheln Sie in einem von ihm unbemerkten Augenblick im Laub, machen wieder ein Geräusch wie einen kleinen Pfiff oder Ähnliches. Wann immer Ihr Hund sich fragend umschaut, woher dieser Ton nun wieder kam, beziehen Sie ihn durch das verbale Lob und das Leckerchen wieder auf sich. Schon bald haben Sie einen Hund, der bei jedem Geräusch erst mal zu Ihnen schaut.

Wichtig bei dieser Übung: Übertreiben Sie es nicht! Diese kleinen Geräusche müssen einen Überraschungseffekt haben und sollten deshalb nur selten auftreten. Trainieren Sie diesen Part zu oft, gewöhnt sich Ihr Hund daran, dass Sie halt immer irgendwelche Töne und Geräusche produzieren, und schaut sich nicht mehr fragend um, sondern geht seiner Wege.

DIE MOTIVATION ZUM JAGEN STEHT IM ZUSAMMENHANG MIT DEM APPETENZVERHALTEN

Da die Motivation zum Jagen auch vom Appetenzverhalten gesteuert wird, sollten Sie dafür sorgen, dass Ihr Hund nicht ständig hungrig ist. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass Sie ihn dick und rund füttern sollen, weil er immer etwas bekommt, wenn er signalisiert, Hunger zu haben. Und es heißt auch nicht, dass ein überfütterter, dicker Hund nicht wildert.

Ein Beispiel soll Ihnen verdeutlichen, was ich meine. Vor ein paar Jahren rief mich eine Bäuerin an und bat mich um Rat, weil Ihre Schäferhündin so furchtbar jage. Schon mehrfach hatte sie den Hühnerstall des Nachbarn praktisch leergeräumt, und es gab schon erheblichen Ärger sowohl mit dem Nachbarn als auch mit ihrem Mann deswegen, der sowieso gegen die Anschaffung des Hundes gewesen war. Ich fragte, wie oft sie das denn schon getan habe, und mir wurde geantwortet, in den letzten Wochen sei es acht (!) Mal vorgekommen. Anfangs habe sie nur ein oder zwei Hühner getötet, inzwischen töte sie alle, die herumliefen und die sie erwischen könne. Kaum habe der Nachbar neue Hühner in seinen Hof gesetzt, sei die Hündin auf der Pirsch. Sie überwinde dabei einen ziemlich hohen Zaun, und auch erhebliche Prügel würden sie nicht abhalten, es immer wieder – mit Erfolg! – zu versuchen. Es nütze nicht einmal, sie einzusperren, da sie immer wieder einen Weg nach draußen finde. In den Zeiten, in denen es keine Hühner gab, lief sie in den Wald und organisierte sich dort Nahrung, schon oft genug kam sie mit Beute im Fang zum Hof zurück.

Jetzt war mein Interesse geweckt, und ich entschloss mich zu einem Hausbesuch, um mir die Situation vor Ort anzusehen. Es schien mir doch sehr ungewöhnlich, dass die Hündin, die genau wusste, dass sie bei ihrer Rückkehr nichts Gutes von ihren Menschen zu erwarten hatte, mit der Beute im Fang zum Hof zurückkam, statt diese entweder einfach liegen zu lassen oder, falls sie Hunger hatte, draußen im Wald zu verzehren.

AUFGRUND IHRER GRÖSSE UND IHRES LEICHT AUSZULÖSENDEN FLUCHTVERHALTENS WERDEN HÜHNER VON DEN MEISTEN HUNDEN ALS BEUTETIERE ANGESEHEN.


Als ich am Hof ankam, wurde ich zu einem Zwinger geführt, in dem die Hündin eingesperrt worden war. Was ich sah, erklärte die Situation schnell und unmissverständlich: Ich sah eine sehr abgemagerte Hündin, die sechs Welpen hatte. Die Futterschüsseln waren alle leer, und auf meine Nachfrage und nach einigen Ausreden gaben die Bauern schließlich zu, die Hündin nur mangelhaft mit Futter zu versorgen. Deshalb musste sie auf die Jagd gehen und Nahrung heranschaffen, es ging um das Überleben ihrer Kinder!

Ich erklärte den Leuten, dass sie durch ihr Verhalten die Hündin regelrecht gezwungen hatten, Beute zu machen – sei es beim Nachbarn oder im Wald – und dass wir dieses Verhalten mit Sicherheit nicht in den Griff kriegen würden, solange sie nicht vernünftig gefüttert würde. Auf meine Nachfrage bestätigten mir die beiden auch, dass die Hündin nie zuvor gewildert hatte, sondern erst, seit sie die Welpen hat, was meine Theorie zusätzlich untermauerte, denn früher konnte sie überall im Hof herumlaufen und interessierte sich in keinster Weise für die Hühner des Nachbarn. Daraufhin entbrannte ein wildes Wortgefecht zwischen den Eheleuten über den Sinn und Unsinn der Hundehaltung, dass der „blöde Köter“ nur Ärger mache und Kosten verursache und dass es noch gar nicht sicher sei, ob man für die Welpen auch Käufer finden würde, es wohl das Beste sei, sie zu erschießen usw. usw. usw.

Aus all dem wurde mir vor allem eines klar: Sowohl die Hündin als auch ihre Welpen brauchten Hilfe. Ich malte den Leuten in den schillerndsten Farben aus, welch großer Ärger in der Nachbarschaft und überhaupt auf sie zukäme, wenn die Hündin den Hühnerstall wieder leer räumte – was sie sicher tun würde – und dass es sich hierfür doch nicht lohnen würde, einen Nachbarschaftskrieg vom Zaun zu brechen. Außerdem sei der Markt für Welpen gerade jetzt in Zeiten der Hundefeindlichkeit sehr schlecht, und Schäferhunde wolle schon gar keiner haben.

Die Geschichte endete damit, dass die Hündin und ihre Welpen mit mir kamen. Ich brachte sie bei Freunden im Gartenhäuschen unter, sie wurden anständig gefüttert, liebevoll umsorgt und konnten auf dem Rasen des gut eingezäunten Grundstücks toben. Als die Welpen alt genug waren, haben wir sie vermittelt. Die Schäferhündin erhielt einen neuen Namen, zog ins Haus um und blieb bei meinen Freunden. Ihr Jagdtrieb ist dank Training und vorausschauender und achtsamer Führung unter Kontrolle, es kam zu keinen Zwischenfällen mehr.

AGIEREN STATT REAGIEREN

Das Ende dieser Geschichte bringt uns gleich zu einem weiteren wichtigen Punkt, den Sie beachten sollten: Agieren Sie, statt zu reagieren. Das klingt einleuchtend und einfach, ist es aber nicht immer. Grundsätzlich ist sicher jedem klar, dass man den Hund möglichst schon in den Ansätzen des unerwünschten Jagdverhaltens stoppen oder ihn – noch besser – gar nicht erst in Situationen bringen sollte, in denen er die Gelegenheit bekommt, es auszuleben und somit weiter zu perfektionieren. Vergleichen Sie hierzu auch weiter unten den Abschnitt über das kommunikative Spazierengehen.

Allerdings ist es uns Menschen nicht immer möglich, potentielle Beutetiere zuerst wahrzunehmen und entsprechend in die Situation einzugreifen. Gehen wir auf die Umgebung konzentriert spazieren, so können wir eventuell schneller darin sein, das Reh oder den Hasen zu sehen. Aber beim Hören oder Riechen der Beute können wir beim besten Willen nicht mit den Sinnesleistungen unserer Hunde mithalten. Mit anderen Worten: Auch wenn wir sehr aufmerksam sind, wird es uns nicht immer gelingen, das Beutetier zuerst wahrzunehmen. Deshalb sollten Sie Ihren Hund in Gebieten, in denen mit dem Auftauchen von Wild, Katzen, Hühnern oder anderen Beutetieren zu rechnen ist, immer an der Leine führen.


DIESE KATZE SCHAUT KONZENTRIERT ZU EINEM HUND, DER IN EINIGER ENTFERNUNG ÜBER DIE WIESE LÄUFT. ZU RECHT, DENN DIE MEISTEN HUNDE JAGEN KATZEN, VOR ALLEM, WENN DIESE IN BEWEGUNG SIND.

FUTTERBELOHNUNG


Der richtige Einsatz der Futterbelohnung ist von entscheidender Bedeutung für den Trainingserfolg. Grundsätzlich gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:

 Die Futterbelohnung gibt es wirklich nur für richtig ausgeführte Handlungen. Es geht nicht darum, den Hund ständig mit irgendwelchen Leckerchen voll zu stopfen, weil er gerade so süß ist oder man nicht weiß, wie man sonst seine Aufmerksamkeit erlangen kann.

 Wenn Sie eine Übung neu aufbauen, belohnen Sie jeden einzelnen Arbeitsschritt, bis der Hund den gesamten Ablauf verstanden hat. Dann belohnen Sie immer erst am Schluss der Handlung. Schließlich belohnen Sie in einem variablen (für den Hund nicht durchschaubaren) Muster mit Leckerchen, die anderen Male loben Sie ihn oder lassen ihn irgendetwas tun, was er gerade gern tun möchte. Man weiß aus der Verhaltensforschung, dass diese so genannte „intermittierende Belohnung“ die höchste Motivation auslöst. Übrigens nicht nur bei Hunden, sondern auch bei uns Menschen.

Auch hier soll wieder ein Beispiel erklären, wie es funktioniert. Ich habe mehrere Pferde, die in einem Stall eingemietet sind. Gelegentlich helfe ich der Inhaberin des Stalles bei irgendwelchen kleineren Arbeiten, und eines Tages legte sie mir als „Dankeschön“ ein Stück Schokolade in meinen Schrank. Ich fand es und freute mich natürlich sehr. Als ich am nächsten Tag in den Stall kam, hatte sie wieder ein Stück Schokolade für mich deponiert, diesmal war es an der Heugabel befestigt, mit der ich morgens das Futter für die Pferde verteile. Ich war überrascht und ganz gerührt von dieser netten Idee. Als ich am dritten Tag in den Stall kam, war ich schon in der freudigen Erwartung, dass vielleicht wieder irgendwo ein Stück Schokolade auf mich wartete, und tatsächlich fand ich es, diesmal kunstvoll an den Wasserhahn geknotet. So ging das einige Tage, bis ich schließlich mit dem Gedanken in den Stall fuhr, wo ich wohl heute etwas finden würde. Am sechsten oder siebten Tag, als ich mich gerade daran „gewöhnt“ hatte, immer irgendwo ein Stück Schokolade zu finden, fand ich keines mehr! Ich war zunächst etwas enttäuscht, fuhr am nächsten Tag aber mit um so mehr Spannung zum Stall, ob und, falls ja, wo ich heute etwas finden würde. In diese Gedanken vertieft, musste ich plötzlich sehr lachen. So funktioniert also intermittierende Belohnung dachte ich – wenn ich immer etwas bekomme, wird es bald zur Selbstverständlichkeit, wenn ich nie etwas bekomme, habe ich keinen Anreiz, weiterhin gute Leistung zu zeigen. Es ist wirklich genau wie bei den Hunden.

Wichtig: Wenn Sie sich im variablen Belohnungsschema befinden, sollten Sie bei den Gelegenheiten, bei denen es kein Leckerchen gibt, unbedingt loben, damit der Hund trotzdem weiß, dass er seine Sache gut gemacht hat.

 Suchen Sie Leckerchen aus, die Ihr Hund wirklich gerne mag. Das ist nicht unbedingt das, was Sie glauben, was er mag. Fragen Sie ihn, was er wirklich möchte. Wie Sie das anstellen sollen? Ganz einfach. Nehmen Sie vier oder fünf verschiedene Dinge, von denen Sie glauben, dass Ihr Hund sie mag, zum Beispiel Wurst, Käse, Trockenfutter, ein Stück Pfannkuchen, ein paar Nudeln oder was auch immer. Bieten Sie dem Hund eine Sorte in der linken und eine andere in der rechten Hand an. Achten Sie darauf, welcher Hand er sich interessierter zuwendet, was er lieber möchte. So probieren Sie alle Sorten durch, bis Ihr Hund ein oder zwei ausgesucht hat, die er am liebsten mag. Diese benutzen Sie im Training.


Ich finde es immer sehr enttäuschend, wenn Hundebesitzer einfallslos beim Vorbereiten der Leckerchen sind und einfach etwas Trockenfutter in die Tasche stecken, um irgendetwas dabei zu haben. Wenn Sie jeden Tag Nudeln zu essen bekommen, und nun schenkt Ihnen jemand für eine gute Leistung, die Sie erbracht haben, Nudeln. Wie finden Sie das? Wären Ihnen Pralinen nicht lieber?! Und was von beiden würde Sie mehr motivieren...?!

 Wenn Ihr Hund eine Übung besonders gut gemacht hat, geben Sie den „Jackpot“. Das bedeutet, dass er von seinen allerliebsten Leckerchen mehrere hintereinander bekommt – der Genuss also besonders lange anhält. Ich trainierte vor ein paar Wochen mit einer jungen Hündin in einem Waldgebiet, das sehr dicht mit Rehen, Dachsen, Füchsen und vielen weiteren Tieren bevölkert ist. Sie hatte bereits gelernt, sich auf Kommando hinzusetzen, wenn eines dieser Tiere auftauchte, aber an diesem Tag zeigte sie erstmalig, dass sie die Aufgabe grundsätzlich verstanden hatte: Als wir um eine Kurve bogen und dort Rehe auf einer Wiese sahen, setzte sie sich selbstständig hin und schaute zu uns herüber! Super, Jackpot!

 Lassen Sie sich nicht von Leuten verunsichern, die der Meinung sind, der Hund solle gar keine Leckerchen bekommen, weil er schließlich für seine Menschen arbeiten solle und nicht für das Futter. Die Futtergabe ist eine ganz natürliche Form der Belohnung, denn auch in der freien Natur zeigen Hunde (oder ihre Vorfahren, die Wölfe) Handlungen, um an Nahrung zu kommen. Richtig eingesetzt ist sie von großem Nutzen, und ich habe absolut nicht den Anspruch an meinen Hund, dass er ausschließlich für mich arbeitet. Im Gegenteil, das würde ich fast schon als anmaßend empfinden. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was Menschen zu solchen Aussagen treibt. Ist es vielleicht der urinnerste Wunsch des Menschen, wenigstens von einem Lebewesen auf dieser Welt nur um seiner selbst Willen geliebt zu werden? Warum glauben wir, von unserem Hund etwas verlangen zu können, was wir in unseren Beziehungen nicht bereit zu geben sind? Auch wir lieben nicht bedingungslos. Leben Sie mit einem Menschen zusammen, der Ihnen keinerlei Vorteile verschafft, weder emotional, noch finanziell, noch vom Ansehen, noch sonst irgendwie? Wir alle sind doch auf der Suche nach unserem ganz persönlichen Vorteil – was gesellschaftlich akzeptiert und sicher auch in Ordnung ist. Ich möchte ganz sicher nicht mit einem Partner (sei der zwei- oder vierbeinig) zusammenleben, wenn mir das nichts bringt.

VERWENDEN SIE IM TRAINING LECKERCHEN, DIE IHR HUND GERNE MAG.


Die vielleicht interessanteste Variante dieses Themas ist die Bemerkung einiger Hundebesitzer: „Ja, der ist halt bestechlich“, wenn der Hund ein Leckerchen von mir angeboten bekommt und auch nimmt. Der Vorwurf der Bestechlichkeit ist ja nicht gerade ein Kompliment. Meine Gegenfrage ist dann in der Regel: „Wenn Sie den ganzen Monat arbeiten gehen und dann am Ende des Monats Ihr Gehalt bekommen, sind Sie dann bestechlich? Oder anders herum gefragt – wenn Sie den ganzen Monat arbeiten gehen, und Ihr Chef bietet Ihnen dafür Geld an, und Sie lehnen dies ab, beweisen Sie dann, einen besseren Charakter zu haben als Ihr Kollege, der sein Gehalt annimmt?“ Die Antwort ist meist: „Ja, wenn man es so sieht...“ Ja, so sehe ich das. Es ist völlig in Ordnung, wenn der Hund für gut erbrachte Leistungen eine angemessene Belohnung erhält.

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9783936188608
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